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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 14

1902 - Karlsruhe : Lang
— 14 — besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Äugen und eingedrückter Nase. Besonders entstellt wurden sie durch garstige Narben im Gesicht; denn man zerschnitt den Knaben die Wangen, damit ihnen später keine Bärte wüchsen. Ihre Wämser waren aus Fellen von Manlwürsen und Waldmäusen zusammengeflickt. Beinkleider und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbedeckung dienten ihnen Pelzmützen. Die Kleider behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen. In der Nahrung waren sie nicht minder unsauber als in der Kleidung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pferde und vom Fleifche aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen wurden nicht gekocht, gewürzt oder sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel auf das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war. Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein nn-stätes Wanderleben. Die Männer blieben Tag und Nacht auf den Pferden sitzen und schliefen sogar auf ihnen. Die Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgeführt. Gehöfte und Dörfer, die sie auf ihren Wanderungen antrafen, brannten sie nieder. Die Felder wurden verwüstet, das Vieh geraubt, die Männer erschlagen und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Man konnte sich nicht leicht gegen sie wehren oder schützen; denn unversehens kamen sie und waren eben so schnell wieder verschwunden. Nur an den rauchenden Trümmern der Häuser und an den Leichen der Erschlagenen merkte man, daß sie dagewesen waren. Wenn sie dem Kampfe nicht ausweichen konnten, fochten sie tapfer-. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, Streitäxte und Schwerter. Oft überwältigten sie ihren Feind dadurch, das; sie ihm eine Schlinge um den Kops warfen und ihn erwürgten. Die Hunnen kamen zuerst nach Süd-Rußland; von da zogen sie nach Ungarn. 3. König Attila. Ungefähr 50 Jahre blieben die Hunnen im Ungarlande. Während diefer Zeit unterwarfen sie die benachbarten Völker ihrer Herrschaft. Von den Unterworfenen nahmen sie mildere Sitten an und wurden ihnen ähnlich in Kleidung und Lebensweise. Am größten wurde ihre Macht durch den König Attila. Er war ein tapferer, hochmütiger Mann. Sein Wuchs war

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 87

1902 - Karlsruhe : Lang
— 87 — den Fahneneid. Für die Bekleidung hatten sie selbst zu sorgen, Waffen und Sold erhielten sie vom Kriegsherrn. Hatte ein Kriegsmann ein Regiment angeworben, so wurde er vom Kriegsherrn zum Obersten desselben ernannt. Ost bestritt der Oberst die Kosten für Sold und Bewaffnung seines Regiments und erhielt sie entweder in barem Geld, oder durch Übertragung von Ländereien wiedererstattet. Überdies mußte das Land, in welchem die Soldaten standen, sie einquartieren, beköstigen und besolden. Das Anwerben von ganzen Regimentern oder von ganzen Kriegsheeren war darum ein Geschäft, das großen Gewinn an Geld und Geldeswert brachte. Als der böhmische Adel sich 1618 gegen Ferdinand Ii. empörte, warb Wallenstein ein Regiment Dragoner für den Kaiser an und machte den böhmischen Feldzug mit. Nach der Besiegung der Böhmen kaufte er vom Kaiser die Herrschaft Friedland und andere eingezogene Güter, im ganzen für ungefähr 20 .Millionen Mark. Er bezahlte sie zum Teil mit barem Gelde, zum Teil durch Aufrechnung feiner Auslagen im Kriegsdienst. Im Jahre 1624 verlieh ihm der Kaiser den Rang eines Fürsten und ernannte ihn zum Herzog von Friedland. Beim Ausbruch des Krieges gegen die Dänen wurde Wallen-stein vom Kaiser ansgesordert, ein Heer zu sammeln. Er erbot sich, auf seine Kosten 40000 Mann ins Feld zu stellen.- Die kaiserlichen Räte hielten dies für unmöglich und meinten, 20000 seien genug. Allein Wallenstein entgegnete: „20000 Mann werden Hungers sterben, 50000 kann ich in Feindes Land mit Leichtigkeit erhalten." Er wurde zum kaiserlichen „General-Obersten-Feldhanptmann" ernannt, und innerhalb eines Monates hatte er ein schlagfertiges Heer von 20000 Mann beisammen, das fortwährend durch neuen Zuzug vermehrt wurde. So berühmt war unter den Kriegsleuten der Name Wallenstein, daß sie seinen Werbeoffizieren scharenweife zuliefen. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß im dreißigjährigen Kriege Heere von Katholiken und Heere von Protestanten mit einander gekämpft hätten. Diese Meinung ist ganz irrig. Die Soldaten jener Zeit fragten nicht nach Religion und nach Vaterland, sie dienten demjenigen, der den besten L>old bezahlte und am meisten Seilte und zügelloses Leben versprach. Wallenstein verlangte nichts als Pünktlichkeit im Dienste und Tapferkeit in der Schlacht. Im übrigen ließ er die Soldaten treiben, was sie wollten. Die Länder, in die ein solches Heer einrückte, wurden darum auch furchtbar mitgenommen. Die Städte mußten ungeheure Kriegssteuern zahlen, die in die Tasche des Feldherrn fielen. Die Bürger und Bauern mußten Nahrung, Kleibnng, Schuhwerk, Wagen, Pferde liefern, den Offizieren

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1902 - Karlsruhe : Lang
— 102 — und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlügen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Vater aus einer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt *) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinem Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wurde der Prinz freigelassen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden ausgenommen und erhielt feine Ossi-ziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich daraus bedacht, sich aus seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten. Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Taler. Das tüchtige Heer zählte über 70000 Mann. In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi. Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollem früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt. Im Jahre 1756 erhielt er durch eiueu sächsischen Beamten geheime Brieffchaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschlossen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen. Er beschloß, dem befürchteten Angriffs zuvorzukommen und rückte am 29. August 1756 mit einem Heere von "*) Bei Sinsheim in Baden.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 121

1902 - Karlsruhe : Lang
Besondere Sorge wurde für die Neugestaltung des preußischen Heeres aufgewendet. Hierfür war besonders Gebhard David Scharnhorst tätig. Er war ein Bauernsohn aus dem Hannoverischen, hatte im Heere des Kurfürsten von Hannover gedient und war als Oberleutnant der Artillerie in das preußische Heer Scharnhorst. eingetreten. Scharnhorst war nicht nur eiu tapferer Kriegs-ntann, sondern auch ein tüchtiger Kenner der Kriegskunst und dem deutschen Baterlande treu ergeben. Bis zum Jahre 1806 bestand das preußische Heer zum großen Teil aus angeworbenen Leuten. Die gemeinen Soldaten wurden roh behandelt. Die Handhabung der Waffen war schwerfällig und durch vieles Überflüssige mühselig. Man setzte einen Stolz darein, daß ein Regiment beim Marschieren nur einen einzigen Tritt, beim Schießen nur einen einzigen Knall hören ließ; alle Soldaten mußten Zöpfe von gleicher Länge tragen und kamen in der Nacht vor einer Parade kaum zum Schlafen, weil sie einander frisieren und pudern mußten. Geringe Fehler im Dienste wurden mit Stockprügeln, größere mit Spießrutenlausen bestraft. Das ganze Heer war wie eine große Maschine und wurde nur durch sklavische

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 149

1902 - Karlsruhe : Lang
— 149 — ältere Linie, Reuß jüngere ßinie, Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold), drei freie Städte (Hamburg, Bremen, Lübeck), ein unmittelbares Reichsland <Elsaß-Lothringen). Die oberste Reichsgewalt ruht beim Kaiser, dem Bundesrat, der die einzelnen deutschen Staaten vertritt, und beim Reichstag, der Vertretung des Volkes. Der Kaiser vertritt das Reich anderen Staaten gegenüber, ernennt die höheren Reichsbeamten, hat den Oberbefehl über die deutsche Armee und Marine, beruft den Reichstag und Bundesrat, unterzeichnet die Reichs-gefetze, erklärt im Namen des Reiches Krieg, fchließt Frieden, kann einzelne Bundesgebiete mit Gewalt dazu anhalten, den gesetzlichen Bestimmungen nachzukommen, ist Landesherr in Elsaß-Lothringen. Der Bundes rat besteht aus einer bestimmten Anzahl von Vertretern der einzelnen Bundesstaaten, die zusammen 58 Stimmen haben. Die größeren Staaten haben mehr Stimmen, Preußen hat z. B. 17, Bayern 6; jeder Staat hat aber mindestens eine Stimme. Elsaß-Lothringen aber hat keine beschließende, sondern nur beratende Stimme. Der Bundesrat überwacht die Ausführung der Reichsgesetze, berät die Gesetzesvorschläge, die dem Reichstag vorgelegt werden sollen; entscheidet, ob die vom Reichstag gefaßten Beschlüsse Gesetzeskraft erlangen sollen: erläßt ausführliche Bestimmungen, wie die Gesetze zu handhaben sind (Ausführungsverordnungen) und stellt die der Reichskasse schuldigen Beträge fest. Vorsitzender des Bundesrates ist der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstages sind die Vertreter des Volkes. Auf je 100000 Einwohner soll ein Abgeordneter gewählt werden. Ihre Zahl beträgt 397. Wahlberechtigt ist jeder Deutsche, der 25 Jahre alt ist. Doch werden diejenigen von diesem Recht ausgeschlossen, die unter Vormundschaft stehen, öffentliche Armenunterstützung erhalten, der bürgerlichen Ehrenrechte gerichtlich verlustig sind, die sich im Konkurs befinden. Auch die aktiven Militärpersonen dürfen das Wahlrecht nicht ausüben. Die Wähler wählen den Abgeordneten in geheimer Wahl fofort; dies nennt man eine direkte Wahl. Wählbar ist jeder Deutsche, der das 25. Jahr erreicht und feit mindestens einem Jahr einem deutschen Bundesstaat angehört hat. Der Reichstag hat das Recht, die von dem Bundesrat gemachten Gesetzesvorfchläge anzunehmen ober abzulehnen; stellt den Plan des Reichshaushaltes ober die Einnahmen und Ausgaben des Reiches fest; übt ein Aufsichtsrecht über die gesamte Reichsverwaltung. Rrichoämter. Der höchste Beamte des Reiches ist der Reichskanzler. Er leitet alle inneren und äußeren Angelegenheiten des Reiches, führt den Vorsitz im Bundesrat, vermittelt den Verkehr des Kaisers mit Bundesrat und Reichstag. An der Spitze der verschiedenen Verwaltnngs-zweige (z. B. Rechtspflege, Reichspost, Reichsschatzamt) stehen Staatssekretäre, die den Rang von Ministern haben. Nur die rein militärischen Angelegenheiten leitet der Reichskanzler nicht. Reichosteuerwksen. Um das große Deutsche Reich zu regieren, um die Ausgaben für Armee und Marine zu becken, bebarf es großer Einnahmen. Eine Reichssteuer, die von dem einzelnen Bürger nach feinem Einkommen erhoben wirb, gibt es nicht. Solche „direkte Steuern" legen die Einzelstaaten auf. Das Deutsche Reich ist auf andere Einnahmequellen angewiesen. Hier sind zu nennen die Zölle. Werden vom Ausland Waren in unser Heimatland eingeführt, so werben Zölle barauf gelegt. So hat man beispielsweise auf 100 Kilogramm auslänbifcher Zigarren 270 Mark Zoll zu entrichten. Weiter erhebt das Deutsche Reich Verbrauchssteuern von Tabak, Salz, Rübenzucker, Bier, Branntwein. Außerbem hat das Reich Einnahmen aus der Stempelsteuer, den Erträgen der Reichspost- und Telegraphenverwaltung. Genügen die Einnahmen des Reiches nicht, so haben die einzelnen Bundesstaaten die Ausgaben zu

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 153

1902 - Karlsruhe : Lang
— 153 — wird sie gegen eine neue Karte und Bescheinigung für die alte umgetauscht. Für Arbeiter und Arbeiterinnen, welche nicht jeden Tag und nicht immer bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sind, hat derjenige Arbeitgeber die Wochenmarke aufzukleben, welcher den Arbeiter in der betreffenden Woche zuerst beschäftigt hat. Das ist der Fall z. B. bei Wäscherinnen, Nähermnen, Taglöhnern u. a. m. , . L pi o „ . , t ... , Die Hälfte der Beiträge, dre für mindestens 5 Jahre bezahlt Und, wird beim Tode eines verheiratet gewesenen Versicherten an dessen Ehefrau M zurückerstattet. Ist diese auch nicht mehr am Leben, so erhalten dre Kruder ' unter 15 Jahren das Geld. Verheiratet sich eine werbliche Person, dre 5 Jahre versichert war, so erhält auch sie die Hälfte des ernbezahlten Geldes, das also von ihr stammt, zurück. Invaliden- und Altersrente werden vom Postamte unentgeltlich ausbezahlt. Die Gesamtsumme der gezahlten Entschädigungsbeträge (Renten re.) beläuft sich im Rechnungsjahr 1900 auf 86 649 946 M. gegen 78 680 632 M. im Jahre 1899. In den Jahren 1891—1900 wurden insgesamt an Reuten bezahlt 456 101 337 Jk Diese Summen zeigen das großartige Frredens-werk, das das Ende des ersten deutschen Kaisers krönte, das Wilhelm Ii. fortsetzte, in glänzendstem Lichte. Kein anderer Herrscher hat bis jefet in dieser Weise für sein Volk gesorgt, wie Wilhelm I., Wrlhelm Ii. Möge Gottes reichster Segen auch fürderhin aus der liebenden Fürsorge der ersten Deutschen Kaiser um ihr Volk ruhen! i 5. Kaiser Wilhelm I. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. Sein Vater war der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, der im November 1797 als Friedrich Wilhelm Iii. den preußischen Königsthron bestieg, seine Mutter, die Kronprinzessin Luise, die später so hochberühmte Königin Luise von Preußen. Die Jugendzeit des Prinzen war keineswegs glücklich. Im Jahre 1806 und 1807 fielen die Franzosen in das Land, und die königliche Familie mußte sich vor Napoleon I. nach Königsberg, ja nach Memel flüchten. Im Frieden von Tilsit*) wurde dem König die Hälfte seines Landes genommen, die Franzosen besetzten den anderen Teil. Im Jahre 1810 beweinte Prinz Wilhelm den Tod seiner Mutter, einer Frau, die durch Schönheit, Anmut und Herzensgüte hervorragend war. Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Zwei Kinder entsprotzten der Ehe: der nachmalige Kaiser und König Friedrich Iii. und die Großherzogin Luise von Baden. Nach dem Tode des Vaters führte zunächst Wilhelms älterer Bruder als Friedrich Wilhelm Iv. das Scepter im Königreich Preußen. Als dieser von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, übernahm Prinz Wilhelm im Jahre 1858 die Regierung. Nach dem Tode seines Königlichen Bruders bestieg er deu Thron seiner Ahnen im Jahre 1861. Am 18. Januar 1871 wurde *) Vergl. S. 118.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 162

1902 - Karlsruhe : Lang
— 162 — befinden, und in Unterägypten, an dessen Südgrenze sich der Nil in viele Arme teilt. Das Land zwischen den beiden stärksten Armen wurde bort den Griechen das Delta genannt und ist, wie fast ganz Unterägypten, durch Anschwemmung des Nilschlammes entstanden. Ägypten galt schon in alten Zeiten wegen seiner unglaublichen Fruchtbarkeit, seiner Staatseinrichtungen, seiner Religionsgebräuche, seiner merkwürdigen Bauwerke und wegen der Betriebsamkeit und der eigentümlichen Sitten seiner Einwohner für ein wunderbares Land. Die Ägypter nannten sich Retu, d. H. Menschen. Sie waren von Königen regiert, welche den Titel „Pharao" führten und vom Volke fast göttlich verehrt wurden; denn der König wurde angeredet: Gott, Sohn eines Gottes, Sonne, Sohn der Sonne, Königssonne, Herrscher der Welt, Geber des Lebens, Ewiglebender. Nach seinem Tode wurde er einbalsamiert und iu einer Pyramide beigesetzt. Die Pyramiden sind vierseitige Gebäude, deren Seiteuwände in eine Spitze zusammenlaufen, teils aus Quadersteinen erbaut, teils aus Ziegelsteinen und mit polierten Steinplatten bekleidet. Im innersten Teile war die Grabkammer des Königs. Es sind noch jetzt über vierzig Pyramiden erhalten; die größte ist 150 Meter hoch, und ihr Bau beschäftigte 100 000 Arbeiter zwanzig Jahre lang. Das Volk war in süns Kasten oder Klassen eingeteilt, in die der Priester, der Krieger, der Handwerker, der Ackerbauer und der Hirten. Später kam noch die Kaste der Dolmetscher und die der Schiffer hinzu. Die Priester waren die Lehrer des Volkes; sie waren zugleich Richter, Ärzte, Sterndeuter und die Ratgeber der Könige; sie allein konnten die altägyptische Schrift, die sogenannten Hieroglyphen, deuten. Die Krieger zogen in ehernen Panzern mit Schild, Schwert und Speer oder auch mit Bogen und Pfeilen bewaffnet in den Streit und kämpften entweder zu Fuß, oder von Streitwagen herab. Die Handwerker waren sehr geschickt im Verfertigen von allerlei Schmucksacheu und Geräten, Waffen und Musikinstrumenten; ägyptische Hanfwaren wurden, wie das aus der Papyrusstaude bereitete Papier, in alle Länder der alten Welt ausgeführt. Die Ägypter waren ernste Leute; uur au den Festen der Götter und während der Überschwemmung des Nils gaben sie sich lärmender Freude hin. Merkwürdige Ereignisse, besonders auch die Taten der Könige, wurden durch Obelisken, vierseitige Säuleu bis zu 100 Fuß hoch, mit hieroglyphischen Inschriften verewigt. Starb ein Ägypter, so wurde von der Gemeinde Gericht gehalten über seinen Lebenswandel und sein Leichnam sorgsältig einbalsamiert und, mit Leinwandbinden vollständig umwickelt, in einem

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 169

1902 - Karlsruhe : Lang
— 169 — von dieser Weissagung, und um seinem Vaterlande den Sieg zu sichern, zog er das Gewand eines gemeinen Arbeiters an und begab sich in das dorische Lager. Hier fing er Streit mit den Feldwachen an; es kam zu Tätlichkeiten, und Kodrus wurde erschlagen. Als die dorischen Heerführer den Tod des Kodrus erfuhren, führten sie ihr Heer hinweg. Die Athener aber schafften das Königtum ab, weil nach Kodrus niemand mehr würdig fei, ihr König zu sein. Athen erhielt eine republikanische Versassung. Statt des Königs regierte ein auf Lebenszeit gewählter Beamter, den man Archont nannte; später wurden 9 Archonten aus ein Jahr gewählt. In den ersten 500 Jahren des Freistaates war alle Gewalt im Besitze der altadeligen Geschlechter; die gemeinen Bürger hatten wenig Rechte, wohl aber viele Lasten. Hierüber wurden sie unzufrieden, und es gab in Athen bedenkliche Unruhen. Die Athener beauftragten daher um das Jahr 590 Solon, Gesetze aufzustellen, die dem Rechte und der Billigkeit entsprächen. Solon begann damit, daß er den überschuldeten Leuten, die unerschwingliche Zinsen zahlen mußten, Erleichterungen verschaffte; der Zinsfuß wurde herabgesetzt, und die zu hohen Zinsen sollten an der Kapitalsumme abgerechnet werden. Die Athener wurden nach ihrem Vermögen in vier Klassen eingeteilt. Aus den drei ersten Klassen wurden die Staatsbeamten erwählt; die Angehörigen der vierten Klasse, die steuerfrei war, durften zwar wühlen, konnten aber nicht gewählt werden. Solon ließ das Amt der Archonten bestehen, nahm ihnen aber die Regierungsgewalt, und sie behielten nur die Leitung des Gerichtswesens und der religiösen Angelegenheiten. Die oberste Regierungsbehörde war der Rat der Fünfhundert. Die 500 Ratsherren wurden anfänglich nur aus den drei steuerzahlenden Klassen gewählt; später konnten auch die Bürger der vierten Klasse in den Rat kommen. Der Rat war in zehn Abteilungen geteilt, deren jede der Reihe nach 35 Tage die Regierung führte.. Die Wahl der Staatsbeamten, die Entscheidung über Krieg, Frieden und Bündnisse, die Einführung von Gesetzen, die Aufsicht über die Verwendung der Staatsgelder, die Aburteilung von Staatsverbrechen kam der Volksversammlung zu, die jährlich zehnmal, später vierzigmal vom Rate der Fünfhundert berufen werden mußte. Jeder Bürger hatte das Recht, an der Volksversammlung teilzunehmen, Anträge zu stellen, seine Meinung auszusprechen und abzustimmen. Gegen das Urteil der gewöhnlichen Gerichte konnte man Berufung einlegen an das große Schwurgericht, das auch die schwersten Verbrechen aburteilte. Der Areopag war die höchste Gerichts- und Aufsichtsbehörde im athenischen Staate.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 234

1902 - Karlsruhe : Lang
— 234 — Scharen nicht mehr zu schützen vermochten, biente biefer große Steinwall als Zufluchtsort. Hinter die Heidenmauer retteten die flüchtigen Bewohner ihr Vieh und ihre Habe. Als die Einfälle immer häufiger würden, erbaute man innerhalb des Steinwalles Wohnsitze. Tie Heibenmauer umgibt die Bergfläche des Obilienberges vom Mänuelfteiu bis zur Ruine Hagelschloß; eine Umwanberung derselben bauert drei Stnnben. Sie besteht aus rohen Sanb-steinblocken, die meist viereckig zugehauen und ohne Mörtel aus-einanber geschichtet sind. Die Breite der Mauer beträgt 1,70 in, die Höhe schwankt zwischen 2 und 3 m. Obilienberg heißt der ganze Bergrücken; im engeren Sinne wirb barunter auch nur das Kloster verstauben, das im 8. Jahrhundert unter dem Namen Altitona, später unter dem Namen Hohenburg erscheint. 3. De^r Herzog Attich und die hl. Odilia. Auf Hohenburg herrschte vor mehr denn 1200jahren der rauhe und gestrenge Herzog des Elsasses, Attich, (Stich oder Eticho mit Namen. Seinen Wohnsitz hatte er für gewöhnlich zu Oberehnheim, einem kleinen Städtchen am Fuße des Odilienberges. Ter liebe Gott schenkte dem Herzog ein Kindlein; büch der Vater wollte nichts von ihm wissen; es war ein schwaches Mäbchen und noch dazu blind. Ter Grausame schwur, daß solch' ein Wurm sein adeliges Geschlecht nimmer schänden dürse, und wollte es töten lassen. Aber die liebende Mutter wußte Rat und rettete ihr Kind in das Stift Palma, heute Beauine-les-Dames genannt. Der Bischos Erhard taufte das Mägdlein, und während der hl. Handlung schlug es die Augen auf und war sehend. Die Klostersrauen erzogen den anvertrauten Schatz sorgfältig, und balb erblühte Odilia zur lieblichen Jungfrau. Nachdem sie erfahren hatte, welches Standes sie sei, faßte eine unwiderstehliche Sehnsucht nach der Heimat, nach der Mutter ihr Herz. In einem Briese wandte sie sich an ihren Bruder Hugo mit der Bitte, daß er ihr die Erlaubnis zur Rückkehr erwirken möge. Der Vater wollte davon nichts wissen. Die Bruderliebe war jedoch mächtiger in Hugo als der kindliche Gehorsam. Er schickte ihr einen Wagen und Geleite in der sicheren Hoffnung, der Vater werde feine Tochter nicht verstoßen, sobald er sie sehe. Vater und Sohn standen aus der Hohe des Berges; von fern nahten lieh die Burgmannen mit dem Wagen. Da teilte Hugo seinem Vetter die Ankunft Obiliens mit. Doch kein Funke von Liebe glühte in dem väterlichen Herzen. Attich ergriff sein Schwert und stieß seinen Sohn nieber.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 243

1902 - Karlsruhe : Lang
— 243 — Normannen in Unteritalien, verlor aber eine Schlacht, wurde gefangen genommen und nach Benevent gebracht. Leo Ix. benutzte den Tag zu Andachtsübungen und Besuchen bei Armen und Kranken. In der Nacht, wenn alles schlief, ging er oft in den bunflen Gängen und Gemächern der Burg umher. In Begleitung eines Dieners, der eine Fackel trug, kam er einst in einen Saal, worin er einen Aussätzigen aus einem Lager liegen sah. Der Körper des Armen war nackt und bloß, seine letzte Stunbe schien zu nahen. Ohne an die Gefahr der Ansteckung zu benken, warf er seinen Mantel über ihn und trug ihn in sein eigenes Bett. Dann ging er in die Kapelle, um für ihn zu beten. Nach der Anbacht suchte er den Kranken wieber auf. Wie groß war aber fein Erstaunen, als er das Lager leer sanb und der Aussätzige auch in der ganzen Burg nicht zu sehen war! Da erkannte Papst Leo, daß er den Heiland selbst gepflegt habe. Boll innigen Dankes wars er sich aus die Kniee und bankte für die reiche ©nabe. Aber er wußte auch, was er zu tun hatte: er bereitete sich aus seinen Tab vor, der nicht mehr lange auf sich warten ließ. Im Jahre 1054 starb er. 4. Das Elsaß unter den Hohenstaufen. Als wahre Wohltäter des Laubes erscheinen die Hoheit-stausen, die das Elsaß als Herzöge von Schwaben vom Jahre 1079 bis zum Tode Konrabins im Jahre 1268 regierten. Friedrich von Büren hatte auf einem Berge der rauhen Alb, dem Hohenstaufen, eine Burg erbaut, und bavon nannte sich fortan das ganze Geschlecht. Der erste Herzog von Schwaben und Elsaß ist Friedrich I. Die Mutter bieses Herzogs, die Stammutter der Hohenstaufen, Hilbegarb mit Namen, stiftete die St. Fideskirche in Schlettstabt. Sie sollte nach dem Muster der heiligen Grabeskirche in Jerusalem gebaut werben. Der Nachfolger Friebrichs I., Friedrich der Einäugige, baute zahlreiche Burgen, so daß man sprichwörtlich sagte: „Herzog Friedrich schleppt immer eine Burg am Schweife feines Pferbes mit." Ihm verbaust auch Hagenau feine Entstehung. Ein ritterlicher Herr, so erzählt die Sage, zog einst in den heiligen Forst, um zu jagen. Da sanb er tief im Walb versteckt eine Insel ober Au,*) die von der Mober umflossen und mit bichtem Gestrüpp bewachsen war. Hier aus biefe Au, mitten in den Hag (die Hecken) baute der Herzog Friedrich — er war der ritterliche Herr — ein Jagbfchloß. ©ein Sohn und Nachfolger, Kaiser Barbarossa, schuf es zu einem stolzen und festen Palast um. Es war ein gewaltiger Bau, von vier Ecktürmen wohl beschützt; in der Mitte ragte ein fünfter -txixm in die Höhe, auf dem das Reichsbanner wehte. In diesem *) Vergl. die Inseln im Bodensee: Mainau, Reichenau. 16*
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