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1. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 41

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 41 — Bald nach der Vereinigung der einzelnen Quellen durchfließt die Elster das Voigtland. Weiter flußabwärts gelangen wir nach Greiz und Gera. Greiz liegt zwischen dicht bewaldeten Bergen. In Gera werden Kleiderstoffe gemacht. — Von Gera ans windet sich die Elster durch das Osterland nach Zeitz. (Erzähle weiter nach Seite 31 Nr. 1 b.) k. Die untere Saale nimmt noch auf: Salzke, Wipper und Bode mit Selke, von denen der Lauf der Bode und Selke am schönsten ist. Die Selke entspringt dem Unterharz und durchfließt eiu enges Thal. Hier liegt der Badeort Alexisbad und das Eisen- Hüttenwerk Mägdesprnng. Nachdem die Selke ein breites, frucht- bares Thal durchflössen hat, mündet sie in die Bode. Diese kommt vom Brockenfeld in der Nähe des Brockens. Hier sammelt sich unter der Moosdecke alles Regen- und Schneewasser und tritt am Abhänge des Berges hervor und bildet einige Mißchen, darunter die Bode. Sie fließt in einem engen, tiefen Thale an dem Orte Rübeland vorbei, wo man Marmor ans der Erde bricht. In der Nähe befinden sich auch einige Kalksteinhöhlen, so die Hermanns-, Biels- und die Baumannshöhle. In der letzteren hatte sich Baumann, ein armer Bergmann, verirrt und fand in ihr seinen Tod; daher ihr Name. Die Bode fließt dann zwischen den Berg- höhen Hexentanzplatz und Roßtrappe hindurch. (Der Riese Bodo verfolgt die Prinzessin Emma. Plötzlich steht das Roß vor dem Abhang. Emma spornt ihr Roß an; es springt und erreicht den gegen- überliegenden Felsen, der noch einen Roßhuf abgebildet zeigt. Bodo folgt ihr und stürzt in die Tiefe. Daher die Namen Roßtrappe und Bode. Unweit der Roßtrappe liegt das Dorf Thale.) Nachdem die Bode noch die Wasser der Selke und Holzemme aufgenommen hat, wendet ste sich nach Südosten der Saale zu. 2. Die Mulde entspringt in zwei Quellen im Erzgebirge. Es ist ein Kammgebirge, doch viel höher als die früheren. Die zwei Flüsse, welche beide Mulde heißen, werden nach den Städten, an denen sie vorbeifließen, unterschieden in die Zwickauer und Freiberger Mulde. Letztere erhält noch einen bedeutenderen Zufluß, nämlich die Zschoppan. Die zwei Mulden vereinigen sich, und der Fluß geht dann durch ein fruchtbares Ackergelände. Allmählich aber verliert sich die Fruchtbarkeit des Bodens, und man sieht Heideland mit Heidekraut und Nadelholz. Die Dörfer liegen weit auseinander; Städte findet man gar nicht Sie fließt an den Landstädtchen Eilenbnrg, Bitterfeld, Düben vorbei. Die untere Mulde ist fruchtbarer. Mau findet gute Getreide-, Gemüse-, Kartoffelfelder, schönes Vieh, besonders Schafe. Eine Stunde vor der Mündung liegt Dessau, die schönste Stadt des umliegenden Landes; sie hat ein Schloß.

2. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 17

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
kommt von oben und geht in die von oben gefüllte Schleuse. Das obere Thor wird geschlossen, das untere geöffnet; das in der Schleuse stehende Wasser stürzt stromab, und das Fahrzeug sinkt. Sobald der Wasserspiegel dem des unteren Saalufers gleich ist, bewegt man das Fahrzeug abwärts. Hinter ihm schließt sich auch das zweite Thor, und die fast leer gewordene Schleuse wird durch neu einströmende Wassermassen gefüllt. — Wie gestaltet sich der Vorgang, wenn das Schiff von uuteu kommt? An der Herrenmühle teilt sich die Saale in drei Arme. Je zwei umschließen ein Stück Land; es heißt Insel. Was ist eine Insel? Berührt ein inselartiges Land mit einer Seite das feste Land (Festland), so haben wir eine Halbinsel. 2. Wir folgen dem Lauf der Saale. Links kommen wir an einer Kalkbrennerei vorüber; weiter breiten sich Wiesen ans. Die Ufer sind teils flach (Flachufer), teils steil (Steilufer). Auf dem Berge vor uns liegt das Dorf Burgwerbeu. Die Kirche liegt anf dem Gipfel des'berges. Wie weit ist Burgwerben von Weißenfels entfernt? Der Berg hat einen steilen Abhang und ist mit Weinstöcken bestanden; am Fuße liegt der Bahn- dämm. Durchgänge durch den Bahndamm nennen wir Tunnel. Unterhalb des Dorfes Burgwerbeu steht auf einem Berge eine Windmühle. Sie steht fo hoch, damit der Wind die Flügel bester treffe. 3. Flußabwärts ist das Dorf Kriechau mit Kirche. (Kirch- dorf.) Wir betreten die Fähre und setzen nach Dehlitz über. Dehlitz ist eiu Kirchdorf mit Rittergut und einem gepflegten Gehölz, Park genannt. Hier ist Friedrich dem Großen ein Denkmal errichtet. Von Dehlitz bergaufwärts kommen wir an eine kleine, alte Kirche, als Rest des Dorfes Treben. Es ist im 30jährigen Kriege zerstört worden; es stehen noch die drei sogenannten Schwedenschanzen. Auf einem Feldwege gelangen wir zur Leipziger Chaussee (Kunststraße). Links ist ein großer Exerzierplatz. Weiter geht die Straße um den Tschirnhügel herum. Die Äbhäuge sind flach (Hügel). § 17. Bon Weißenfels nach Leißling. 1. Der Naumburger Chaussee folgend, kommen wir zur „Schönen Aussicht". Zu beiden Seiten des Weges sind weit ausgedehnte Felder. Im Frühling und Herbst pflügt der Landmann fein Feld; er sät und eggt ein; im Sommer und Herbst erntet er. Im Juui beginnt die Heuernte, dann folgt die Rapsernte, Roggenernte, Haferernte, Fenchelernte, Kartoffel- und Grummeternte.

3. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 16

1914 - Nürnberg : Korn
16 wird.) Der Granitstein ist härter als Sand- und Kalkstein. Die Lücken zwischen den einzelnen Steinen werden mit Sand ausgefüllt. Arbeiter mit schweren Holzstößeln rammen die Steine fest und gleich- mäßig in den Sand, daß keiner über den andern hervorragt. Andere Straßen werden weniger fest gebaut. Wo das Erdreich ausgehoben ist, werden große Steinbrocken eingebettet. Auf diesen festen Grund kommen kleine Steine, Sand und Erde. Der Sprengwagen schwemmt den Sand in die Zwischenräume, die schwere Straßenwalze, von vier Pferden gezogen, macht die Oberfläche des Weges glatt. Nach- teile dieser Pflasterung bei Regen und trockner Witterung. Doch auch das Steinpflaster ist nicht immer vorteilhaft in der Stadt. Die darüber hinfahrenden Wagen rasseln und dröhnen, die Pferde- hufe klappern. Dieses Geräusch wird besonders lästig in engen Straßen, in Unterführungen (warum?), auf Straßen und Plätzen, wo viele Fuhrwerke zusammenkommen. Deshalb überzieht man nmnche Straßen mit einer steinharten, ganz glatten Decke, die Straßen werden asphaltiert. Asphalt ist eine Steinart, die, in großen Kesseln erhitzt, flüssig gemacht werden kann und dann auf die Straße gebracht wird. Wenn die Masse erkaltet ist, wird sie wieder hart wie Stein. Nachteile dieses Pflasters bei Schnee und Glatteis. Das geringste Geräusch verursachen die Wagen auf den mit Holzpflaster versehenen Straßen. (Wo Holzpflaster?) Ehe eine Straße hergerichtet wird, werden alle Rohre, die unter der Straße hinlaufen, gelegt. (Kanal, Wasserleitung, Gas, elektr. Kabel.) Die Öffnungen nach der Oberfläche der Straße sind mit eisernen Deckeln verschlossen. Der Weg für die Fußgänger. Die Fußgänger wollen bequem und sicher durch die Straßen gehen. Damit sie den verschiedenen Fahrzeugen nicht ausweichen müssen und nicht in Gefahr kommen, wird zu beiden Seiten des Fahrweges ein Steig gemacht, der nur von Fußgängern, höchstens von Kinder- und kleinen Handwagen benützt werden darf. Das Trottoir. Damit die Wagen von dem Fahrweg nicht auf diesen

4. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 68

1914 - Nürnberg : Korn
68 Fluß mit den frischgrünen Uferwiesen gewähren beim Betrachten einen schönen Anblick. Man besucht gern Täler. Ausflüge von Nürnberg in andere Täler. (Rednitztal, Schwarzachtal.) Die Erhebungen. Außer der Vertiefung, die das Tal der Pegnitz bildet, be- merken wir in der Umgebung unserer Stadt noch andere Uneben- heiten des Bodens. Wir haben einen Spaziergang auf den Schmauseubuck gemacht. Lage zur Stadt, Wege dorthin. Warum man gern hingeht. (Schattige Wege, Laub- und Nadelwald, Felspartien/ Restauration, Aussichtsturm.) Warum man gerade von hier aus die Gegend überschauen kann. Der Schmausenbuck ist höher als das umliegende Land. Schon auf dem Wege dorthin merkten wir, daß wir höher stiegen (woran?). Auch der Name Buck sagt uns, daß wir hier eine Erhebung des Bodens haben. Noch andere Namen in der Umgegend deuten ebenfalls auf Erhebungen hin. (Burgberg, Platnersberg, Rechenberg, Eichelberg, Schübelsberg, Kohlbuck, Hasen- buck, Hoher Bühl, Eichenbühl, Buchenbühl, Judenbühl (jetzt Stadt- park). Doch sind das alles nur kleine Erhebungen, die beim Über- schauen der Gegend nicht besonders auffallen. Die Bewohner der Ebene, die größere Erhebungen nicht kennen, haben einigen den Namen Berg gegeben. Geringe Erhebungen, wie wir sie in der Umgebung der Stadt haben, nennen wir richtig Hügel. Berge sind bedeutendere Erhebungen. Der höchste Punkt aller Erhebungen heißt Gipfel. Derselbe kann spitzig und flach sein. Aussichtstürme, Bürgen (alte, zerstörte Bürgen nennt man Ruinen) stehen auf dem Gipfel. Ausblick vom Gipfel (Horizont). Gipfel sehr hoher Berge ragen bis in die Wolken hinein und sind ständig mit Schnee und Eis bedeckt (warum?). Das Besteigen solcher Berge ist schwierig und gefährlich. Der untere Teil einer Erhebung heißt Fuß. (Quellen am Fuß von Bergen.) Die senkrechte Entfernung von Fuß und Gipfel ist die Höhe. Um vom Fuß zum Gipfel zu gelangen, müssen wir an

5. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 55

1914 - Nürnberg : Korn
55 Man mußte zuerst die Richtung bestimmen und anzeigen (messen, abstecken). Soweit es möglich war, wählte man den kürzesten Weg, die gerade Verbindung zwischen zwei Orten. Wir sehen aber (Karte und Wirklichkeit), daß die Straßen nicht immer in gerader Richtung fortgehen. Es wurde nötig dieselben so zu bauen, weil man oft einem zur Anlage eines Weges wenig passenden Stück Land aus- weichen mußte. Die Straßen wurden z. B. um unbequeme Er- höhungen oder Vertiefungen des Bodens, um nasse und sumpfige Strecken herumgeführt, wenn auch der Weg dadurch länger wurde. (Umweg.) Wo Straßen durch Wald gebaut wurden, mußten die Bäume niedergehauen werden. Über Gewässer, Bahnlinien, größere Vertiefungen des Erdbodens führen Brücken. Damit schwere Fuhrwerke im lockeren Boden nicht einsinken und mit den Rädern stecken bleiben, mußte die Straße fest gemacht werden. Ein Grund wurde ausgegraben, mit großen Steinbrocken gefüllt, kleinere Steine, Sand und Erde kamen oben auf. Damit das Regenwasser, das die Straßen aufweichen würde, ablaufen kann, wurden diese in der Mitte etwas erhöht. In den Gräben an den Seiten fließt das Wasser fort. Breite, besonders gut gebaute Straßen heißen Hauptstraßen oder Landstraßen; schmälere, weniger gepflegte werden nur Wege und wenn sie nicht befahren werden können, Fußwege genannt. Der Wanderer benützt lieber Fußwege, da angenehmer darauf zu gehen ist. (Weniger Staub, Grasdecke.) Die Fahrwege werden durch den Verkehr abgenützt. Bei nassem Wetter lassen schwere Wagen Ver- tiefungen zurück, in denen das Regenwasser stehen bleibt. Der Wegmacher bessert die entstandenen Schäden aus. (Steine liegen in Haufen an der Seite der Straße bereit.) Angepflanzte Bäume auf beideu Seiten der Straße (Allee) machen den Weg schattig. Wegweiser zeigen an, wohin die Straßen führen. Sie sind be- sonders dort nötig, wo zwei Wege auseinander gehen oder sich kreuzen (Kreuzwege). Die Größe der auf der Straße zurückgelegten Strecke ist aus Steinen zu ersehen, die in Entfernungen von je 1 Kilometer am Wege stehen. (Nach 50 Kilometern größere Steine.) Die Ent-

6. Aus der Heimat - S. 295

1910 - Nürnberg : Korn
— 295 — Die Burgruine. Der Pfarrhof unten im Markt sollte größer gebaut werden, -die Scheune war baufällig. Und dazu brauchte man Steine. Aber woher nehmen? Nun, das war doch einfach. Da war doch da oben auf dem Berg die Burg und stand leer, schon seit 1680. Kein Mensch wohnte mehr darin. Die Fensterscheiben wurden blind und zerbrachen. Der Sturm warf Ziegel herab, machte Löcher ins Dach und der Regen strömte hinein, bis die Balken faulten und herabstürzten. Zuletzt waren es Mauern ohne Dach. Fenster und Türen waren nur mehr Löcher. Im Burggarten wuchs Gras und Unkraut. Der Regen wusch Kalk und Mörtel und Tapeten von den Wänden, bis man das nackte Mauerwerk sah. Ein Storchenpaar baute auf dem hohen Turm sein Nest. Vögel und Wind trugen allerlei Samen auf die Mauern und nun wuchsen hoch da oben Gras und Blumen und Birken und andere Sträucher. Endlich bekamen die festen Mauern Risse. Wenn ein stürmischer Tag war, dann lösten Steine sich los und stürzten hinab > auf die Schlosserwerkstätte, die unten an den Berg hingebaut war; aufs Dach, sogar vor die Türe rollten Me-©teine, wenn jemand heraus ging. Da war's nicht mehr sicher und die alte Burg mußte weg. — „Nun, um die alten Mauern ist wirklich nimmer schad!" sagten die Leute , unten im Markt. Und am Morgen stiegen eine Schar Maurer und handfeste Burschen den Burgberg hinauf und fingen an, die Burg abzubrechen. Früher, wie die Burg noch in ihrer ganzen Pracht da oben stand, wäre es nicht so leicht gewesen, hineinzukommen. Da gab es nur einen einzigen Weg hinauf, zwischen zwei Mauern. Auf allen Seiten war der Berg steil. Und war man endlich oben, so stand man vor einem tiefen Graben, der im Granit,'elseu um die ganze Burg herumging. Man ging unsicher über die Brücke. Und mitten im Graben war ein Pfeiler, da hörte die Brücke plötzlich auf. Jetzt mußte man warten. Da drüben war ein Tor, aber es ist zu. ^etzt öffnet sich drüben beim Tor ein kleines Guckloch, jemand sieht heraus, der Torwächter, und wir rufen hinüber. Aber der läßt uns lang warten. Genau sieht er uns an und fragt uns aus. Endlich hebt er drinnen zwei Balken. Pom Tor geht ein langes 23rett nieder, senkt sich langsam über den Graben zu uns herüber und läßt sich aus den Pfeiler nieder. Aha, das ist also die Zugbrücke! Und das ^tor, schwer mit Eisen beschlagen, öffnet sich, das Gatter geht hinauf, und wir finb im Schloßhof. Aber erst im kleinen.

7. Aus der Heimat - S. 64

1910 - Nürnberg : Korn
— 64 — Iv. Stadtleben. Die steinerne Brücke zu Regensburg (liss-me). Der herzogliche Jägermeister blies. Die Ritter im Schloßhofe stiegen zu Pferd und ritten hinter dem Herzog Heinrich zum Schloßtor hinaus in die stille Stadt. Die Fensterläden waren noch geschlossen; hie und da schaute ein neugieriger Bäcker auf die Straße nach den Reitern. Sie trabten durchs Stadttor hinaus und über die Schiffbrücke. Diese schwankte bei jedem Huftritt. Mit Tauen waren die Schiffe fest aneinandergehängt und auf dem Grunde mit dem Anker befestigt. Die Ritter trabten weiter gegen die Berge zu, wo oben die grünen Wälder waren. Hinter ihnen schwamm ein Floß die Donau herab. Die Brückenknechte nahmen ein paar Kähne aus der Brücke und das Floß fuhr durch die Öffnung. Aber alle die Fuhrleute und Reiter, die unterdessen kamen, mußten warten. Freilich, vor dreihundert Jahren war es noch weit schlechter gewesen; da gab es nur einen Fährmann, der mit seinem Kahn die Leute überfuhr. Bis Karl der Große mit seinen Soldaten kam und sah, daß es noch! keine Brücke über die Donau gab, um bequem hinübermarschieren zu können. Da ließ er die Schiffsbrücke bauen und zur Winterszeit öffnen, wenn der große Eislauf kam. Jetzt aber wurde an einer neuen, steinernen Brücke gebaut. Der Baumeister stand unter der Türe der Bauhütte und wartete auf die Arbeiter, die langsam und schläfrig herankamen, in die Boote stiegen und zu arbeiten anfingen. Die Reiter ritten die Höhen hinan. Der Himmel war herrlich blau. Jeden Tag war er jetzt blau, monatelang hatte es nicht mehr geregnet und die Ritter redeten von nichts als von der großen Hitze. Irgendwo war ein Ritter im Harnisch vom Hitzschlag getroffen worden und tot vom Pferde gefallen. „Und Waldbrände," sagte der Jägermeister, „gibt es jetzt bald dort, bald da. Denn alles ist dürr und völlig ausgetrocknet." Richtig, da oben im Walde rauchte es auch schon wieder. Ist es ein Kohlenmeiler oder ein Waldbrand? Vor ihnen fuhr langsam ein Bauer mit einem Ochsengespann. Der Jägermeister ritt heran. „Die sehen schlecht aus, deine Ochsen," sagte er. „Können sie besser aussehen?" sagte der Bauer. „Auf allen

8. Aus der Heimat - S. 7

1910 - Nürnberg : Korn
und mit trinken aufhören. Alles werde ich euch zeigen. Nehmt alles! Brennt alles nieder! Schlagt alle tot!" „Ein schäbiger Bursche!" sagte verächtlich der Anführer der Germanen. Der Steinklopfer bog von der harten Straße ab und führte sie durch den weichen grünen Wiesengrund hinauf zur Villa, nach der die Germanen schon längst begehrliche Blicke geworfen hatten. Die Türen waren zu. „Macht ein Loch in den Steinhaufen da!" rief der Häuptling seinen Leuten zu. Ein paar schlugen mit der Keule die dicken Fenstergläser durch, stiegen hinein und öffneten die Türen von innen. Die ganze Schar drängte wild hinein. Erst gingen sie still und vorsichtig vorwärts; als sie fanden, daß alle Bewohner des Hauses entflohen seien, fingen sie an zu arbeiten. Ein schreckliches Lärmen, Krachen, Poltern drang heraus. Die zierlichen Möbel wurden zerschlagen und die Trümmer zu den Fenstern herausgeschleudert. Sie zertraten die seinen Blumen im Garten, sie beschmutzten und beschmierten lachend die Gemälde an der Wand, die Hunderttausende gekostet hatten, sie streuten die Blätter der Büchersammlung auf dem Boden herum und zertraten sie mit schmutzigen Schuhen. Dann beluden sie ihre Pferde mit goldenen und silbernen Schalen und Trinkgefäßen, tranken am Waldrande den Wein, den sie im Keller gefunden hatten, und ritten mit dem Steinklopfer weiter. — „Das ist erst der Anfang," sagte der Steinklopfer. „Überall hin werde ich euch führen!" Erst leuchteten die zerschlagenen Fenster rot; dann qualmten graue Rauchwolken heraus; die Balken krachten und knisterten und die Flammen schlugen zum Dache hinaus. Ein paar Tage lang schwebte die Rauchsäule über dem Walde, bis ein Regen die letzten Gluten löschte. Geschwärzte Mauern, versengte Bäume, zertretene Blumen, ein Haufen Scherben und Splitter in Asche und Schutt, — das war der Rest von aller Pracht. Sommer und Winter kamen und gingen. Der Regen durchweichte deu Mörtel und der Schnee zerfraß langsam die Steine, daß die Mauern in sich zusammenstürzten; langsam, Stück für Stück, bröckelten sie ab, lösten sich los und fielen zu Boden. Sommer und Winter wehte der Wind und streute Sand und Erde, dürre Buchenblätter und Tannennadeln darüber. Endlich wuchsen hohe, herrliche Buchenstämme aus dem schwarzen, lockeren Boden, der fast meterhoch über den Mauertrümmern lag. Nur einzelne Erdhaufen, ein paar unebene

9. Aus der Heimat - S. 35

1910 - Nürnberg : Korn
— 35 — verstand. Sogleich kamen ans den Höfen des Dorfes Männer und viele Frauen mit Spänen von Kienholz. Die entzündeten sie am heiligen Feuer und trugen die brennenden Fackeln in ihre Wohnungen. „Wozu braucht Ihr das Feuer?" fragte Ruprecht. „Das ist Feuer für die Not," sagte der Alte. „Wer um die Sonnenwende über den brennenden Holzstoß springt, der mit diesem heiligen Feuer angezündet wurde, der bleibt das ganze Jahr verschont vom bösen Fieber. Kräuter und Wurzeln, die an solchem Feuer gekocht werden, helfen gegen jede Krankheit." Ruprecht ritt weiter und kam an den Wallersee, wo noch christliche Römer wohnten. Hier zimmerte er sich eine Zelle am nördlichen Gestade und baute da, wo die Fischach aus dem See fließt, die Peterskirche von Seekirchen. Der Herzog Theodo schenkte ihm das Wasser des Sees samt den Äckern und Wäldern am Ufer. Da erzählten Ruprecht die römischen Bauern und Fischer am See, drüben an der Salzach sei ein Ort, der früher Jnvavum hieß. Dort seien in alten Zeiten viele prächtige Gebäude gestanden; jetzt aber seien sie zerfallen und der Wald wachse zwischen den Mauern. Das wollte er selber sehen. Und er ging aufwärts dem nahen Gebirge zu, wo auch Römer waren und Häuser standen. Wie er nun tiefer in die Wildnis neben der Salzach hineinging, die zwischen steilen Felsen hervorrauschte, da kam er in ein ebenes, weites Tal. Links und rechts standen bewaldete Berge. Und hinter diesen schauten andere hervor, riesige Berge, einer hinter dem andern, alle bewaldet bis zur Mitte, oben kahl, voller Felsen, die höchsten am Gipfel bedeckt mit ewigem Schnee. Immer schwebten Nebel oder Wolken um ihre Zacken. Da nun, am Fuße des Untersberges, fand er mitten im Walde prachtvolle Trümmer einer großen römischen Stadt. Die Steine waren mit Moos überwachsen, Büsche und uralte hohe Tannen standen zwischen den Mauern. Und dazwischen lag Schutt von zerbrochenen Säulen, Tempelmauern, Siegesbogen und verfallenen Palästen. Da fand er, daß dieser Ort sich besser eigne als der Platz am Wallersee. Er schickte Boten an den Herzog und ließ ihm melden, was er gefunden habe. Der Herzog kam und sah die Gegend an und die Ruinen. Ruprecht bat ihn, daß er ihm erlaube, den Ort zu säubern und ihn zum Bau einer Kirche herzurichten. Da schenkte ihm Theodo den Platz und das Land auf zwei Meilen in der Runde und die Salzburg auf dem Berge. Dazu gab er ihm das Landgut Pidinga mit 30 Höfen und allem Zubehör, 20 Salzpfannen zu Reichenhall, den dritten Teil der Salzquellen und den zehnten Teil

10. Aus der Heimat - S. 1

1910 - Nürnberg : Korn
I. Die Römer und die Einwanderung der Bajuwaren. Das Haus im Walde. Zwischen zwei großen Steinhaufen saß er an der breiten, ebenen römischen Heerstraße aus einem Bündel Stroh und klopfte Steine. Zu rechter Hand lag ihm ein gewaltiger Haufen weißer Kalksteinbrocken, mit eirunden, sehr harten Feuersteinen untermischt. Zur linken lagen die zerschlagenen Steintrümmer. Schon seit vielen Jahren saß er Sommer für Sommer da und klopfte Steine. Sein Gesicht war braunrot von der Hitze, seine Augen knifs er beständig zusammen. Haare und Bart standen ihm kurz und stachelig ab wie einem Igel. Seine Stimme war rauh geworden vom Wind, der beständig da wehte und ihm den feinen Kalkstaub in den Mund und in die Augen blies. Sein Rücken hatte sich gekrümmt, sein Hals vorgebeugt, sein Kinn lang vorgestreckt; denn Wochen- und monatelang saß er immer gebückt da wie ein Schuster und hämmerte drauf los. Die Straße ging wie ein endloser schnurgerader weißer Streifen durch den grünen Wald. Stundenweit war hier nichts als Wald und Wochen hindurch sah man hier oft keinen Menschen, keinen Wagen. Und die Bäume, hohe gewaltige Riesenbäume, traten rechts und links so nahe an die breite Straße heran, daß sie sich hoch oben die Äste wie Hände zureichen konnten. Da, wo der Steinklopfer saß, ging mitten im Walde ein grünes Wiesentälchen aufwärts. Weiter oben spaltete sich der Bach in zwei Bächlein. Und dazwischen lag auf einer sanft ansteigenden Anhöhe ein großev weißes Landhaus mit blutrotem Ziegeldach, blitzenden Fenstern und hohen weißschimmernden Säulen. Schctblhubcr, Au» der Hkimat. 1
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