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1. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 16

1914 - Nürnberg : Korn
16 wird.) Der Granitstein ist härter als Sand- und Kalkstein. Die Lücken zwischen den einzelnen Steinen werden mit Sand ausgefüllt. Arbeiter mit schweren Holzstößeln rammen die Steine fest und gleich- mäßig in den Sand, daß keiner über den andern hervorragt. Andere Straßen werden weniger fest gebaut. Wo das Erdreich ausgehoben ist, werden große Steinbrocken eingebettet. Auf diesen festen Grund kommen kleine Steine, Sand und Erde. Der Sprengwagen schwemmt den Sand in die Zwischenräume, die schwere Straßenwalze, von vier Pferden gezogen, macht die Oberfläche des Weges glatt. Nach- teile dieser Pflasterung bei Regen und trockner Witterung. Doch auch das Steinpflaster ist nicht immer vorteilhaft in der Stadt. Die darüber hinfahrenden Wagen rasseln und dröhnen, die Pferde- hufe klappern. Dieses Geräusch wird besonders lästig in engen Straßen, in Unterführungen (warum?), auf Straßen und Plätzen, wo viele Fuhrwerke zusammenkommen. Deshalb überzieht man nmnche Straßen mit einer steinharten, ganz glatten Decke, die Straßen werden asphaltiert. Asphalt ist eine Steinart, die, in großen Kesseln erhitzt, flüssig gemacht werden kann und dann auf die Straße gebracht wird. Wenn die Masse erkaltet ist, wird sie wieder hart wie Stein. Nachteile dieses Pflasters bei Schnee und Glatteis. Das geringste Geräusch verursachen die Wagen auf den mit Holzpflaster versehenen Straßen. (Wo Holzpflaster?) Ehe eine Straße hergerichtet wird, werden alle Rohre, die unter der Straße hinlaufen, gelegt. (Kanal, Wasserleitung, Gas, elektr. Kabel.) Die Öffnungen nach der Oberfläche der Straße sind mit eisernen Deckeln verschlossen. Der Weg für die Fußgänger. Die Fußgänger wollen bequem und sicher durch die Straßen gehen. Damit sie den verschiedenen Fahrzeugen nicht ausweichen müssen und nicht in Gefahr kommen, wird zu beiden Seiten des Fahrweges ein Steig gemacht, der nur von Fußgängern, höchstens von Kinder- und kleinen Handwagen benützt werden darf. Das Trottoir. Damit die Wagen von dem Fahrweg nicht auf diesen

2. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 61

1914 - Nürnberg : Korn
61 Personen und Fahrzeuge müssen aber ungehindert zwischen den beiden Stadtseiten verkehren können. Es mußten Übergänge geschaffen werden. Es sind dies teils größere Brücken aus Stein und Eisen für Fuß- und Wagenverkehr, teils schmälere Stege aus Holz oder Eisen nur für Fußgänger (Kettensteg, Schleifersteg, Henkersteg u. a.). An verschiedenen Stellen innerhalb der Stadt teilt sich das Wasser der Pegnitz und kommt nach einiger Zeit wieder zusammen (Arme). Das von den beiden Armen eingeschlossene, rings von Wasser um- gebene Stück Land heißt Insel (Insel Schütt u. a.). Beachte, daß man Brücken vielfach über die Arme der Pegnitz bei Flußinseln baute! Wie die Nürnberger das Wasser der Pegnitz benützen. Sie haben Säge-, Mal- und Schleifmühlen an die Pegnitz gebaut, leiten das Wasser auf die Räder, die durch seine Kraft angetrieben werden. (Wehre zum Stauen des Wassers.) Viele Kanäle bringen das unreine Wasser in die Pegnitz, die es mit aus der Stadt führt. Woher die Pegnitz kommt. Sie hat schon einen weiten Weg gemacht, wenn sie in unsere Stadt kommt. Wenn wir, dem fließenden Wasser entgegen, an den Seiten immerfort gingen, so müßten wir endlich dorthin kommen, wo sie ihren Lauf beginnt. Bei dem Städtchen Pegnitz, 10 Weg- stunden von unserer Stadt entfernt, sprudelt am Fuß eines Berges zwischen Steinen aus der Erde klares Wasser hervor. Hier ist der Anfang der Pegnitz und man heißt diese Stelle die Quelle und sagt, da entspringt die Pegnitz. Wie eine Quelle entsteht. Wir besinnen uns, woher das Wasser, das hier aus dem Boden quillt, kommen mag. Das Wasser, das bei einem Regenguß auf die Felder und Wiesen niederfällt, ist nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen, es ist zum großen Teil in die Erde gedrungen. Wir beobachten, daß dieses Eindringen des Wassers oft schnell, oft lang- samer vor ßch geht, oft gar nicht stattfindet. Ursache ist die Be- schaffenheit des Bodens. (Sandboden, steiniger Boden, Lehmboden.)

3. Aus der Heimat - S. 295

1910 - Nürnberg : Korn
— 295 — Die Burgruine. Der Pfarrhof unten im Markt sollte größer gebaut werden, -die Scheune war baufällig. Und dazu brauchte man Steine. Aber woher nehmen? Nun, das war doch einfach. Da war doch da oben auf dem Berg die Burg und stand leer, schon seit 1680. Kein Mensch wohnte mehr darin. Die Fensterscheiben wurden blind und zerbrachen. Der Sturm warf Ziegel herab, machte Löcher ins Dach und der Regen strömte hinein, bis die Balken faulten und herabstürzten. Zuletzt waren es Mauern ohne Dach. Fenster und Türen waren nur mehr Löcher. Im Burggarten wuchs Gras und Unkraut. Der Regen wusch Kalk und Mörtel und Tapeten von den Wänden, bis man das nackte Mauerwerk sah. Ein Storchenpaar baute auf dem hohen Turm sein Nest. Vögel und Wind trugen allerlei Samen auf die Mauern und nun wuchsen hoch da oben Gras und Blumen und Birken und andere Sträucher. Endlich bekamen die festen Mauern Risse. Wenn ein stürmischer Tag war, dann lösten Steine sich los und stürzten hinab > auf die Schlosserwerkstätte, die unten an den Berg hingebaut war; aufs Dach, sogar vor die Türe rollten Me-©teine, wenn jemand heraus ging. Da war's nicht mehr sicher und die alte Burg mußte weg. — „Nun, um die alten Mauern ist wirklich nimmer schad!" sagten die Leute , unten im Markt. Und am Morgen stiegen eine Schar Maurer und handfeste Burschen den Burgberg hinauf und fingen an, die Burg abzubrechen. Früher, wie die Burg noch in ihrer ganzen Pracht da oben stand, wäre es nicht so leicht gewesen, hineinzukommen. Da gab es nur einen einzigen Weg hinauf, zwischen zwei Mauern. Auf allen Seiten war der Berg steil. Und war man endlich oben, so stand man vor einem tiefen Graben, der im Granit,'elseu um die ganze Burg herumging. Man ging unsicher über die Brücke. Und mitten im Graben war ein Pfeiler, da hörte die Brücke plötzlich auf. Jetzt mußte man warten. Da drüben war ein Tor, aber es ist zu. ^etzt öffnet sich drüben beim Tor ein kleines Guckloch, jemand sieht heraus, der Torwächter, und wir rufen hinüber. Aber der läßt uns lang warten. Genau sieht er uns an und fragt uns aus. Endlich hebt er drinnen zwei Balken. Pom Tor geht ein langes 23rett nieder, senkt sich langsam über den Graben zu uns herüber und läßt sich aus den Pfeiler nieder. Aha, das ist also die Zugbrücke! Und das ^tor, schwer mit Eisen beschlagen, öffnet sich, das Gatter geht hinauf, und wir finb im Schloßhof. Aber erst im kleinen.

4. Aus der Heimat - S. 319

1910 - Nürnberg : Korn
— 319 — Ein Tierfell ist ihr Kleid. In der rechten Hand hält sie das kurze Schwert, mit der linken hält sie den Kranz aus Eichenlaub empor. — „Ich bin 64 Jahre alt," sagte der König zu den Herren, die bei ihm standen, „hab' viel Schönes gesehen, so Schönes noch nie! Hab' viele Freuden erlebt, solche Freude noch nie!" Ja, nun war es fertig nach zwölf Jahren. Fast eine Viertelmillion Gulden hatte die Statue und die Halle gekostet. Der König fuhr heim in die Stadt; die Leute verliefen sich. Zuletzt war nur mehr ein Häuflein Herren da. Sie gingen um die Statue und betrachteten sie von allen Seiten. Sie stiegen die Treppen hinab zur Türe am Sockel der Statue. Der Sockel war immer hohl. Auf 66 steinernen Stufen stiegen sie im Sockel hinauf zur Figur. Und dann stiegen sie in der Figur weiter aus einer eisernen Wendeltreppe mit 60 Stufen, bis sie fast atemlos im Haupte ankamen. Da waren zwei Sitze aus Metall, gerade unter den Augenlöchern. Sie setzten sich, rasteten und schauten herum. So groß war der Raum im Kopf, daß sechs bis sieben Personen da bequem sitzen konnten. Jetzt schauten sie zu den Augenlöchern hinaus. Da unten lag die Stadt München mit ihren Türmen und roten Dächern. Und da lag die weite Ebene im Sonnenschein mit ihren weißen Dörfern, grünen Wäldern und blauen Seen. Und weit gegen Süden stand eine zackige Mauer von hohen Bergen. Sie setzten sich wieder. „Vor mehr als zwölf Jahren war es, 1837," sagte einer der alten Herren, „da bestellte König Ludwig bei Herrn Schwanthaler dieses Standbild. Zuerst sollte er ein Modell machen, ganz klein, nur drei Fuß hoch, damit der König sah, toie die große Figur sich ungefähr ausnimmt. Denn ungeheuer hoch sollte die Figur werden, und hier außen bei Sendling sollte sie aufgestellt werden auf der Wiese, wo in der Weihnacht die Bauern mit den Österreichern stritten. Und nun machte Schwanthaler das Standbild groß, aber vorerst nur aus Lehm. In der Nähe der Eisengießerei wurde aus dem Holz von zwanzig Flößen eine hohe Bretterhütte gebaut. Da formte Schwanthaler die Riesenfigur. Vier Jahre modellierte er daran. Es war Herbst und kalt. Da steht das große Bild aus Lehm, man sieht es kaum, denn es ist rings verdeckt vom Gerüst, zu dem man auf Leitern hinaufsteigen kann. Hoch oben stehen die Gehilfen Schwanthalers und arbeiten. Und unten im Wagen fährt Herr Schwanthaler um die Figur und betrachtet sie lang und scharf von allen Seiten. Er ist krank. Es wehte ein eisig kalter Wind, es sing an

5. Aus der Heimat - S. 321

1910 - Nürnberg : Korn
— 321 — Im nächsten Jahre goß Miller das Bruststück. 380 Zentner Metall wurden dazu geschmolzen. Wie das glühende Metall in die Grube floß, wurde von der großen Hitze der Dachstuhl brennend. „Laßt brennen! Laßt brennen!" rief Miller voll Freude; „der Guß ist gelungen!" Nun wurde der Löwe gegossen; er sollte dreißig Fuß hoch werden. Aber der Guß mißlang. Elf Monate Arbeit waren umsonst, 15 000 Gulden waren für die Erzgießerei verloren, und mutlos faß Miller auf den Trümmern. Ludwig kam gewöhnlich schon früh morgens in die königliche Gießerei. Da sah er den Inspektor Miller niedergeschlagen sitzen. „Ein Werk von solcher Größe geht über den Mann," sagte er, „meine Manneskrast wenigstens reicht nicht aus." Der König ergriff ihn am Arm und ging mit ihm auf und ab. „Denken Sie an den Koloß von Rhodos," sagte er. Das war ein Leuchtturm auf der Insel, eine Statue des Sonnengottes. Sie war 34 Meter hoch gewesen und man hatte 12 Jahre daran gearbeitet. Bei einem Erdbeben stürzte sie um und man brauchte 900 Kamele zum Wegschaffen der Trümmer. Und dann an den Mann, der für den König Alexander 25 Reiterstandbilder und 29 Statuen gießen sollte! Das waren auch nur schwache Menschen wie Sie. Dafür bleibt dann Ihr Ruhm unsterblich!" Miller bekam wieder Mut, begann nochmal mit dem Guß und brachte ihn endlich fertig. Zehn Jahre arbeitete er an der ganzen Figur und 1560 Zentner Metall waren dazu nötig. Heuer im Sommer wurde da auf der Anhöhe mit der Aufstellung begonnen. Zuerst stellten sie das Fußstück auf den Sockel. Auch der König war da. Ein paar Monate später wurde in festlichem Zuge das Haupt auf die Theresienwiese gefahren. Der König sah zu, wie man es der Figur aussetzte. Schwanthaler sah das alles nicht mehr. Der kranke Mann war schon vor zwei Jahren gestorben." Sie standen auf, warfen nochmal einen Blick hinab auf die Stadt und die Ebene und die kleinen Menschen und stiegen langsam abwärts. Das Salzschiff auf der Donau. ^n der Nacht klopften ein paar Männer, die von einer Hochzeit kamen, beim Fischer ans Fenster und wollten noch übergefahren werden. Er ging mit ihnen ans Wasser, löste den Kahn vom Ufer Scheiblhuber, Nus der Heimat. 21

6. Aus der Heimat - S. 194

1910 - Nürnberg : Korn
— 194 — konnten sie sich wegen der Hitze und der von den Dächern fallenden Dachschindel nicht halten und dachten auf eilige Flucht aus dem Städtchen. Aber wo sie hinaus wollten, standen die brandstiftenden Reiter und trieben die Flüchtenden in die Flammen zurück oder hieben sie nieder. Die Luft ertönte von Geschrei. Nach dem Abzüge der Weimarer lagen die halb verbrannten Leichen gleich verbrannten Fischen auf den Plätzen, an den Türen und in den verbrannten Häusern. Von den Kroaten, welche später kamen, konnten sich viele nicht der Tränen erwehren, wie sie mir selbst gestanden. Von Brebach früh aufbrechend kamen wir nach Regen, und nach Mittag wollten wir die Reise fortsetzen. Da kamen zwei Kompagnien Kroaten, um in dieser Stadt einzukehren. Ob sie Hierbleiben oder noch heute weiterziehen, wußte niemand. Wir sahen, daß wir in beiden Fällen doch in der Stadt am sichersten seien; denn setzen wir die Reise fort, fo kann es uns begegnen, von den Kroaten geplündert zu werden. So verzichteten wir auf die Stadt sowie auf die Reise und bogen gegen Schloß Weißenstein ab, welches eine Stunde entfernt aus einem Berge erbaut ist, ein wahres, überall geschütztes Felsennest. Als wir den höchsten Gipfel erstiegen hatten, schritten wir über die hölzerne Zugbrücke nicht ohne Schaudern und betraten das bei dieser Jahreszeit unbewohnte Schloß; ein Mann von Regen begleitete uns. Während wir so darin herumgehen und den alten Bau betrachten, kam der Richter Viktor Stöckel, begrüßte mich und lud mich ein, bei ihm zu wohnen und mit ihm in sein Haus zu gehen. Gastlich nahm er uns auf und bot uns ein Nachtlager. Viele Adelige aus der Umgegend, die von ihren Schlössern vertrieben weiter abwärts flüchten wollten, trafen wir hier, sowie Leute, welche ihr Gut in das Schloß geflüchtet hatten und hier auf dem Berge herum Wache hielten. Bald erfuhren wir, daß in Regxn kroatische Reiter seien. Warum aber, wußten wir nicht. Dies zu erforschen gab sich Herr Stöckel alle Mühe; er sagte uns beim Essen, daß bald der erwartete Snkknrs ankommen werde und daß diese vorausgesandt seien, um die Wege auszuforschen und den Feind zu rekognoszieren. Bald komme ein großes Heer, wie man es nicht erwartet, das den Feind nicht bloß besiegen, sondern vernichten könne. So glaubten alle, die es hörten. Wir schoben unsere Reise auf und beschlossen nach Viechtach zurückzukehren oder auf andere Güter, die unserm Kloster gehörten und ihm näher gelegen waren.

7. Aus der Heimat - S. 7

1910 - Nürnberg : Korn
und mit trinken aufhören. Alles werde ich euch zeigen. Nehmt alles! Brennt alles nieder! Schlagt alle tot!" „Ein schäbiger Bursche!" sagte verächtlich der Anführer der Germanen. Der Steinklopfer bog von der harten Straße ab und führte sie durch den weichen grünen Wiesengrund hinauf zur Villa, nach der die Germanen schon längst begehrliche Blicke geworfen hatten. Die Türen waren zu. „Macht ein Loch in den Steinhaufen da!" rief der Häuptling seinen Leuten zu. Ein paar schlugen mit der Keule die dicken Fenstergläser durch, stiegen hinein und öffneten die Türen von innen. Die ganze Schar drängte wild hinein. Erst gingen sie still und vorsichtig vorwärts; als sie fanden, daß alle Bewohner des Hauses entflohen seien, fingen sie an zu arbeiten. Ein schreckliches Lärmen, Krachen, Poltern drang heraus. Die zierlichen Möbel wurden zerschlagen und die Trümmer zu den Fenstern herausgeschleudert. Sie zertraten die seinen Blumen im Garten, sie beschmutzten und beschmierten lachend die Gemälde an der Wand, die Hunderttausende gekostet hatten, sie streuten die Blätter der Büchersammlung auf dem Boden herum und zertraten sie mit schmutzigen Schuhen. Dann beluden sie ihre Pferde mit goldenen und silbernen Schalen und Trinkgefäßen, tranken am Waldrande den Wein, den sie im Keller gefunden hatten, und ritten mit dem Steinklopfer weiter. — „Das ist erst der Anfang," sagte der Steinklopfer. „Überall hin werde ich euch führen!" Erst leuchteten die zerschlagenen Fenster rot; dann qualmten graue Rauchwolken heraus; die Balken krachten und knisterten und die Flammen schlugen zum Dache hinaus. Ein paar Tage lang schwebte die Rauchsäule über dem Walde, bis ein Regen die letzten Gluten löschte. Geschwärzte Mauern, versengte Bäume, zertretene Blumen, ein Haufen Scherben und Splitter in Asche und Schutt, — das war der Rest von aller Pracht. Sommer und Winter kamen und gingen. Der Regen durchweichte deu Mörtel und der Schnee zerfraß langsam die Steine, daß die Mauern in sich zusammenstürzten; langsam, Stück für Stück, bröckelten sie ab, lösten sich los und fielen zu Boden. Sommer und Winter wehte der Wind und streute Sand und Erde, dürre Buchenblätter und Tannennadeln darüber. Endlich wuchsen hohe, herrliche Buchenstämme aus dem schwarzen, lockeren Boden, der fast meterhoch über den Mauertrümmern lag. Nur einzelne Erdhaufen, ein paar unebene

8. Aus der Heimat - S. 35

1910 - Nürnberg : Korn
— 35 — verstand. Sogleich kamen ans den Höfen des Dorfes Männer und viele Frauen mit Spänen von Kienholz. Die entzündeten sie am heiligen Feuer und trugen die brennenden Fackeln in ihre Wohnungen. „Wozu braucht Ihr das Feuer?" fragte Ruprecht. „Das ist Feuer für die Not," sagte der Alte. „Wer um die Sonnenwende über den brennenden Holzstoß springt, der mit diesem heiligen Feuer angezündet wurde, der bleibt das ganze Jahr verschont vom bösen Fieber. Kräuter und Wurzeln, die an solchem Feuer gekocht werden, helfen gegen jede Krankheit." Ruprecht ritt weiter und kam an den Wallersee, wo noch christliche Römer wohnten. Hier zimmerte er sich eine Zelle am nördlichen Gestade und baute da, wo die Fischach aus dem See fließt, die Peterskirche von Seekirchen. Der Herzog Theodo schenkte ihm das Wasser des Sees samt den Äckern und Wäldern am Ufer. Da erzählten Ruprecht die römischen Bauern und Fischer am See, drüben an der Salzach sei ein Ort, der früher Jnvavum hieß. Dort seien in alten Zeiten viele prächtige Gebäude gestanden; jetzt aber seien sie zerfallen und der Wald wachse zwischen den Mauern. Das wollte er selber sehen. Und er ging aufwärts dem nahen Gebirge zu, wo auch Römer waren und Häuser standen. Wie er nun tiefer in die Wildnis neben der Salzach hineinging, die zwischen steilen Felsen hervorrauschte, da kam er in ein ebenes, weites Tal. Links und rechts standen bewaldete Berge. Und hinter diesen schauten andere hervor, riesige Berge, einer hinter dem andern, alle bewaldet bis zur Mitte, oben kahl, voller Felsen, die höchsten am Gipfel bedeckt mit ewigem Schnee. Immer schwebten Nebel oder Wolken um ihre Zacken. Da nun, am Fuße des Untersberges, fand er mitten im Walde prachtvolle Trümmer einer großen römischen Stadt. Die Steine waren mit Moos überwachsen, Büsche und uralte hohe Tannen standen zwischen den Mauern. Und dazwischen lag Schutt von zerbrochenen Säulen, Tempelmauern, Siegesbogen und verfallenen Palästen. Da fand er, daß dieser Ort sich besser eigne als der Platz am Wallersee. Er schickte Boten an den Herzog und ließ ihm melden, was er gefunden habe. Der Herzog kam und sah die Gegend an und die Ruinen. Ruprecht bat ihn, daß er ihm erlaube, den Ort zu säubern und ihn zum Bau einer Kirche herzurichten. Da schenkte ihm Theodo den Platz und das Land auf zwei Meilen in der Runde und die Salzburg auf dem Berge. Dazu gab er ihm das Landgut Pidinga mit 30 Höfen und allem Zubehör, 20 Salzpfannen zu Reichenhall, den dritten Teil der Salzquellen und den zehnten Teil

9. Aus der Heimat - S. 1

1910 - Nürnberg : Korn
I. Die Römer und die Einwanderung der Bajuwaren. Das Haus im Walde. Zwischen zwei großen Steinhaufen saß er an der breiten, ebenen römischen Heerstraße aus einem Bündel Stroh und klopfte Steine. Zu rechter Hand lag ihm ein gewaltiger Haufen weißer Kalksteinbrocken, mit eirunden, sehr harten Feuersteinen untermischt. Zur linken lagen die zerschlagenen Steintrümmer. Schon seit vielen Jahren saß er Sommer für Sommer da und klopfte Steine. Sein Gesicht war braunrot von der Hitze, seine Augen knifs er beständig zusammen. Haare und Bart standen ihm kurz und stachelig ab wie einem Igel. Seine Stimme war rauh geworden vom Wind, der beständig da wehte und ihm den feinen Kalkstaub in den Mund und in die Augen blies. Sein Rücken hatte sich gekrümmt, sein Hals vorgebeugt, sein Kinn lang vorgestreckt; denn Wochen- und monatelang saß er immer gebückt da wie ein Schuster und hämmerte drauf los. Die Straße ging wie ein endloser schnurgerader weißer Streifen durch den grünen Wald. Stundenweit war hier nichts als Wald und Wochen hindurch sah man hier oft keinen Menschen, keinen Wagen. Und die Bäume, hohe gewaltige Riesenbäume, traten rechts und links so nahe an die breite Straße heran, daß sie sich hoch oben die Äste wie Hände zureichen konnten. Da, wo der Steinklopfer saß, ging mitten im Walde ein grünes Wiesentälchen aufwärts. Weiter oben spaltete sich der Bach in zwei Bächlein. Und dazwischen lag auf einer sanft ansteigenden Anhöhe ein großev weißes Landhaus mit blutrotem Ziegeldach, blitzenden Fenstern und hohen weißschimmernden Säulen. Schctblhubcr, Au» der Hkimat. 1

10. Aus der Heimat - S. 45

1910 - Nürnberg : Korn
— 45 — „Gibt's Krieg?" fragten die Bauern. — „Es gibt Krieg." — „Und wer ist euer König?" — „Der König Karl. Gleich wird er nachkommen!" Es kamen Reiter mit einer Fahne, es kamen Wagen, voll bepackt mit Spießen und Pfeilen, es kamen wieder Reiter und endlich ein großer Mann auf einem großen Pferde, ein Mann mit einem buschigen Schnurrbart, — und Augen, großen Augen, Augen wie von Eisen, die Blicke gingen einem durch und durch. Das war König Karl. Er spießte mit seiner Lanze ein Stück Speck an, das ein Bauer emporhielt, reichte es lächelnd dem Reiter an seiner Seite hinüber und ritt vorbei. Nun war lange Zeit Ruhe. Aber eines Tages kam König Karl allein zurück mit etlichen Herren und verlangte nach ein paar Bauern, tüchtigen Leuten, die sich gut auskennen draußen in Feld, Wald und Sumpf. Jäger wären ihm drum am liebsten. Und er ritt von der Altmühl aus, da wo jetzt das Dorf Graben steht —damals war da Wald —, durch den Wald aufwärts neben dem Bächlein, immer am Wasser entlang aufwärts bis zur Höhe, wo das Wasser sich teilt und rechts und links ein Bächlein hinabfließt. Da oben blieb er stehen, schaute hinunter zur Altmühl und hinunter zur Rezat und sprach: „Hier muß er durchgehen, der tiefe Graben, und so tief und so breit muß er werden, daß man von der Donau bis zum Rhein mit dem Schiff fahren kann." Nun giug's los mit dem Abmessen, wie breit der Kanal werden solle; Pfähle wurden in den Boden geschlagen. Dann kamen Soldaten von Regensburg her, ganze Züge, aber statt der Lanzen hatten sie Spaten und Hauen über der Schulter. Und ganze Wagen voll Hauen und Spaten brachten sie mit. Erst bauten sie da, wo jetzt das Dorf Graben steht, ein Dorf aus lauter Hütten und Zelten. Und Frauen, Marketenderinnen, lustig und schlecht gekämmt, standen aus den Wagen und verkauften Bier und Met. Oder sie hockten neben den Zelten am Feuer und kochten halbe Ochsen in ungeheuer großen Kesseln und brieten ganze Kälber an langen Spießen und der Rauch legte sich in grauen Wolken über den Wald. Zu Hunderten und Tausenden stellten sie sich nach dem Essen draußen auf in zwei langen Reihen und hackten und schaufelten; die Hauptleute standen dabei als Aufseher und gingen herum mit dem Spieß in der Hand. „Willst du ein wenig flinker tun?" riefen sie, sobald einer aufhörte, „oder glaubst du, wir wollen da leben und sterben im Sumpfnest unter den Wildenten und Fröschen?" Aber es war schlecht arbeiten da. An einem Sonntag war ein Häuflein höher hinauf-
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