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1. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 16

1914 - Nürnberg : Korn
16 wird.) Der Granitstein ist härter als Sand- und Kalkstein. Die Lücken zwischen den einzelnen Steinen werden mit Sand ausgefüllt. Arbeiter mit schweren Holzstößeln rammen die Steine fest und gleich- mäßig in den Sand, daß keiner über den andern hervorragt. Andere Straßen werden weniger fest gebaut. Wo das Erdreich ausgehoben ist, werden große Steinbrocken eingebettet. Auf diesen festen Grund kommen kleine Steine, Sand und Erde. Der Sprengwagen schwemmt den Sand in die Zwischenräume, die schwere Straßenwalze, von vier Pferden gezogen, macht die Oberfläche des Weges glatt. Nach- teile dieser Pflasterung bei Regen und trockner Witterung. Doch auch das Steinpflaster ist nicht immer vorteilhaft in der Stadt. Die darüber hinfahrenden Wagen rasseln und dröhnen, die Pferde- hufe klappern. Dieses Geräusch wird besonders lästig in engen Straßen, in Unterführungen (warum?), auf Straßen und Plätzen, wo viele Fuhrwerke zusammenkommen. Deshalb überzieht man nmnche Straßen mit einer steinharten, ganz glatten Decke, die Straßen werden asphaltiert. Asphalt ist eine Steinart, die, in großen Kesseln erhitzt, flüssig gemacht werden kann und dann auf die Straße gebracht wird. Wenn die Masse erkaltet ist, wird sie wieder hart wie Stein. Nachteile dieses Pflasters bei Schnee und Glatteis. Das geringste Geräusch verursachen die Wagen auf den mit Holzpflaster versehenen Straßen. (Wo Holzpflaster?) Ehe eine Straße hergerichtet wird, werden alle Rohre, die unter der Straße hinlaufen, gelegt. (Kanal, Wasserleitung, Gas, elektr. Kabel.) Die Öffnungen nach der Oberfläche der Straße sind mit eisernen Deckeln verschlossen. Der Weg für die Fußgänger. Die Fußgänger wollen bequem und sicher durch die Straßen gehen. Damit sie den verschiedenen Fahrzeugen nicht ausweichen müssen und nicht in Gefahr kommen, wird zu beiden Seiten des Fahrweges ein Steig gemacht, der nur von Fußgängern, höchstens von Kinder- und kleinen Handwagen benützt werden darf. Das Trottoir. Damit die Wagen von dem Fahrweg nicht auf diesen

2. Aus der Heimat - S. 295

1910 - Nürnberg : Korn
— 295 — Die Burgruine. Der Pfarrhof unten im Markt sollte größer gebaut werden, -die Scheune war baufällig. Und dazu brauchte man Steine. Aber woher nehmen? Nun, das war doch einfach. Da war doch da oben auf dem Berg die Burg und stand leer, schon seit 1680. Kein Mensch wohnte mehr darin. Die Fensterscheiben wurden blind und zerbrachen. Der Sturm warf Ziegel herab, machte Löcher ins Dach und der Regen strömte hinein, bis die Balken faulten und herabstürzten. Zuletzt waren es Mauern ohne Dach. Fenster und Türen waren nur mehr Löcher. Im Burggarten wuchs Gras und Unkraut. Der Regen wusch Kalk und Mörtel und Tapeten von den Wänden, bis man das nackte Mauerwerk sah. Ein Storchenpaar baute auf dem hohen Turm sein Nest. Vögel und Wind trugen allerlei Samen auf die Mauern und nun wuchsen hoch da oben Gras und Blumen und Birken und andere Sträucher. Endlich bekamen die festen Mauern Risse. Wenn ein stürmischer Tag war, dann lösten Steine sich los und stürzten hinab > auf die Schlosserwerkstätte, die unten an den Berg hingebaut war; aufs Dach, sogar vor die Türe rollten Me-©teine, wenn jemand heraus ging. Da war's nicht mehr sicher und die alte Burg mußte weg. — „Nun, um die alten Mauern ist wirklich nimmer schad!" sagten die Leute , unten im Markt. Und am Morgen stiegen eine Schar Maurer und handfeste Burschen den Burgberg hinauf und fingen an, die Burg abzubrechen. Früher, wie die Burg noch in ihrer ganzen Pracht da oben stand, wäre es nicht so leicht gewesen, hineinzukommen. Da gab es nur einen einzigen Weg hinauf, zwischen zwei Mauern. Auf allen Seiten war der Berg steil. Und war man endlich oben, so stand man vor einem tiefen Graben, der im Granit,'elseu um die ganze Burg herumging. Man ging unsicher über die Brücke. Und mitten im Graben war ein Pfeiler, da hörte die Brücke plötzlich auf. Jetzt mußte man warten. Da drüben war ein Tor, aber es ist zu. ^etzt öffnet sich drüben beim Tor ein kleines Guckloch, jemand sieht heraus, der Torwächter, und wir rufen hinüber. Aber der läßt uns lang warten. Genau sieht er uns an und fragt uns aus. Endlich hebt er drinnen zwei Balken. Pom Tor geht ein langes 23rett nieder, senkt sich langsam über den Graben zu uns herüber und läßt sich aus den Pfeiler nieder. Aha, das ist also die Zugbrücke! Und das ^tor, schwer mit Eisen beschlagen, öffnet sich, das Gatter geht hinauf, und wir finb im Schloßhof. Aber erst im kleinen.

3. Aus der Heimat - S. 250

1910 - Nürnberg : Korn
— 250 — man aber auf ein Ding, das kein Blut hat, auf einen Baumstamm oder einen Felsen, so prallt die Kugel ab und durchbohrt die eigene Brust des Schützen. — Den Simon hatte eine solche Blutkugel getroffen. Aber sterben konnte er nicht. Man holte den Pfarrer von Gilching und den Landarzt von Alling, der schnitt ihm eine heilige Hostie aus der Brust. Die hatte er sich dort einheilen lassen. Bald darauf starb er." In den andern Bauernhäusern waren die Fenster dunkel. Der Wind tobte in heftigen Stößen auf der Straße weiter und sogar die Hunde verkrochen sich vor der Kälte in ihren Hütten. Die fremden Mägde griffen nach ihren Spinnrädern und Kunkeln und liefen heim, während der Knecht hinter ihnen das Tor gegen den anstürmenden Wind verriegelte. Maria Renata <m9). Es war an einem Gründonnerstag. Die Mönche vom oberen Kloster gingen paarweise, der Abt an der Spitze, durch die Gassen von Zell in das untere Kloster. Da bekamen sie nach altem Brauche von den Nonnen die Ostereier. Wie nun Marie Renata dem Klosterbeichtvater sein Osterei gab, da fühlte er plötzlich in den Fingern ein schmerzliches Zucken und Jucken. Auf dem Heimwege wurde es immer ärger. Am heftigsten aber wurde der Schmerz, als er das Ei zur Seite gelegt hatte. Er schrieb alles dem Teufel zu; denn wenn er den Finger in geweihtes Wasser steckte, ließ der Schmerz nach; sobald er aber die Hand aus dem Wasser nahm, war auch der Schmerz wieder da. Nun kam der Beichtvater auf den Gedanken, Renata müsse etwas mit dem Ei gemacht haben. Sie war eine Baronin von Mossau. Als Kind hatte sie nicht gut getan und als Mädchen ein leichtfertiges Leben geführt. Darum schrieben ihre Eltern an den Prior des Klosters, er möge das Mädchen aufnehmen. Er tat es, ohne sich weiter zu erkundigen. Aber als sie kam, gefielen ihm ihre Blicke und Mienen nicht. „Einmal — und nie wieder!" dachte er, und es reute ihn, daß er sie ausgenommen habe, ohne daß er sie zuvor gesehen hatte. Allein die neue Nonne war sanft, bescheiden und demütig und und fügte sich genau in die Ordnung des Klosters. Oft warf sie sich nieder auf den Fußboden und bat ihre Mitschwestern: „Tretet über mich hinweg! Ich bin eine große Sünderin!" Und wegen ihres

4. Aus der Heimat - S. 49

1910 - Nürnberg : Korn
— 49 — Wild, Auerochsen, Elche und Wildschweine gab es da genug; oft hat man im weichen Waldboden die Spuren der Bärentatzen sehen können und die Rehe haben sich oft lang besonnen, ob sie vor uns davonlaufen sollen, so wenig scheu waren sie in der Wildnis. So kamen wir hin zum Berg Chittinrain, wo jetzt das Dorf Chittinrain steht. „Halten!" hat der Graf Hermann gerufen; „da fangen wir an! Da machen wir die Grenze!" Und er suchte einen schönen Eichbaum aus als Grenzbaum und sagte zum Meier: „Da, hau mit dem Beil drei Kreuze in den Stamm zum Zeichen!" Und wir sind weiter bis in die Fischbachau. „Da bleiben wir drei Tage!" sagte der Graf. Wir nahmen die Beile vom Wagen, denn nun ging das Bauen an; Leute waren unser genug. Wir bauten ein paar Häuser aus Baumstämmen, machten aus Steinen einen Feuerherd und hingen den Kessel übers Feuer. Fische gab's im Fischbach, die angelten wir, und bald stieg ein mächtiger Rauch auf zwischen den Bäumen. Der Graf aber ritt hinüber an die Aurach und jagte dort Auerochsen und ritt dann an den Elchbach; da traf er mit dem Spieß einen prächtigen Riesenhirsch, und etliche Knechte fuhren mit dem Wagen fort und holten die Jagdbeute. Der Meier aber ritt fleißig in der Gegend herum und zeichnete mit dem Beil überall die Grenze an die Bäume. So blieben wir drei Tage in der Blockhütte und aßen und tranken, solange noch ein Stück Fleisch am Bratspieß und im Kessel und ein Tropfen Bier in den Fässern war. Und nachts machten wir einen solchen Lärm mit Singen und Jauchzen, daß sich die Wildschweine vor unserer Hütte fürchteten. Denn es waren unser fast lauter junge, gesunde, lustige Burschen, die heiraten wollten und denen der Graf im Wald Land versprochen hatte. Und wie wir die Hütten gebaut hatten, gingen wir am Tag auf eigene Faust in der Gegend herum und jeder suchte sich den Platz aus, wo er sich anbauen wollte. Da habe ich den meinen auch gesunden. Freilich hat der Platz damals ganz anders ausgesehen als jetzt. Als am dritten Tag der Graf zurückkam von der Jagd, da war seine erste Frage, ob jemand da gewesen sei, um das Feuer auszulöschen und den Zaun niederzureißen. Denn wir hatten einen Zaun gemacht um die Hütten und ließen das Feuer Tag und Nacht brennen und immer standen ein paar dabei, die es schürten, daß es nicht ausging, und den großen Rauch sah man viele Stunden weit. „Ist niemand da gewesen," sagte der Meier, „obwohl man den Rauch weit und breit hat sehen müssen." — Ob niemand etwas dagegen gesagt hat, fragte der Graf wieder. — „Keiner von uns Schetblhuber, Aus der Heimat. 4

5. Aus der Heimat - S. 55

1910 - Nürnberg : Korn
— 55 — schauten, was es bei den Krämern für die Bäuerinnen und Mägde zu kaufen gebe. Da gab es Lebkuchen und Branntwein, Haarbänder und Kinderklappern, Gürtel und Beutel, Nesteln und Taschen, Schüsseln und Blechflaschen, Würfel und Spielkarten, Pfeifen, Hüte, lange Messer und Spitzbarten. Die Bauern drängten sich mit ihren Stöcken in großen Haufen um die Buden, handelten und kauften und gingen weiter. Denn da vorn gab es etwas zu lachen. Da stand ein Bader und vor ihm ein ungeheuer dicker Mann. „Was sagt der Dicke?" fragten die Kommenden jene, die schon da standen. „Der Bader soll ihm zur Ader lassen!" Der Bader setzte seine große Brille auf und zuckte sein Laßzeug. Es war ein eiserner Keil. Den setzte er dem Dicken rasch auf den Arm und schlug mit einem Schinken darauf. Nuu hatte der Dicke eine Schweinsblase mit Blnt unter dem Ärmel verborgen. Wie das Blut hervorsprang, fiel er wie ohnmächtig um und schrie nach Wein. Gleich kam der Bader mit einem Krug gelaufen, gab ihm zu trinken und reichte ihm einen Zwölferweck und zwei Bratwürste. Ein Männlein spielte dazu auf einer Geige, sang und hüpfte und schrie von dem Tische herab: „Her, Bauern, her, wer sich zu Ader lassen will!" Sie gingen weiter auf eine andere Schar Bauern zu, die standen um eine Bude, lachten und schrien, stampften vor Vergnügen mit den Stiefeln und stießen sich mit ihren Schweinsspießen, Drischeln und Mistgabeln, die sie gekauft hatten und über der Schulter trugen. Da stand ein Tisch voller Gläser und Flaschen und Schachteln und Büchsen, und hinter dem Tisch ein Zahnbrecher, ein frecher Bauernbetrüger. Der schrie: „Her! her! — Wer hat einen bösen Zahn? Ein böser Zahn ist ein böser Gast, Läßt dem Menschen weder Ruh noch Rast." Ein Mann mit einem großen Kropf drängte sich herbei. Er hatte einen hohlen Zahn. Er setzte sich auf den Schemel neben dem Tische und riß den Mund weit aus wie ein Ackergaul. Der Zahnbrecher griff ihm mit der Zange in den Mund, suchte den Zahn und erwischte den unrechten. Mit einem Schrei fuhr der Mann vom Schemel auf und lief davon. Jetzt fing der Zahnbrecher an: „Kommt herbei, herbei, herbei! Ich hab gar gute Arzenei Für das faule Fleisch und das Zipperlein, Für den blauen Husten und den Gallenstein,"

6. Aus der Heimat - S. 215

1910 - Nürnberg : Korn
— 215 — er trug eine hellblaue Uniform und die Türken nennen ihn drum den blauen Sultan." Jörg stand plötzlich aus, totenblaß; der Fieberfrost schüttelte ihn. Er mußte ins Haus gehen und sich zu Bett legen. „Es geht nicht gut mit ihm/' sagte Michael Kärtner, „wenn er's auch nicht gern merken läßt. Er hat die rote Ruhr vom Krieg mit heimgebracht. Die schlechte Kost, den weiten Marsch, das Schlafen auf freiem Feld in kalter Nacht oder gar bei Regen und Schnee, — jeder hält's nicht aus." — Und er fuhr fort zu erzählen, wo Jörg aufgehört hatte: „Im fünften Jahr ging der Marsch nach Belgrad. Die Türken waren in der Stadt, wir außen. Wir gruben Laufgräben, rückten darin der Stadt näher und schossen mit unsern Kanonen ein Loch in die Stadtmauer. Am Morgen zwischen 9 und 10 Uhr wollten wir durch das große Loch in der Mauer in die Stadt. Auf einmal schossen wir alle Kanonen ab; das war das Zeichen. „Gott mit uns!" schrien wir alle und liefen vorwärts bis zur Stadtmauer. Wir kletterten durch das Loch hinein; von oben regnete es Kugeln, Steine, Pulversäcke, Kessel voll siedendes Pech und kochendes Wasser auf uns nieder. Und vor uns war ein Zaun, ein tiefer Graben und hinter dem eine hohe Mauer. Leitern hatte keiner. Da zog unser Kurfürst den Degen und rief: „Brüder, mir nach!" und sprang hinab. Wir sprangen hinterdrein und kletterten ans der andern Seite empor. Aber da war jetzt ein zweiter Graben, drei bis vier Klafter tief, und nochmal eine Mauer. Ein Pfeil streifte unfern Kurfürsten an der Wange, daß er blutete. Und wie er denen hinter uns zuruft, sie sollten ein wenig mit den Kanonen nachhelfen, da traf ihn ein Steinwnrf in den Nacken. Wir sprangen in den Graben; manche brachen Arme und Beine dabei. Und nun kletterten wir über die letzte Mauer in die Stadt und machten den andern das Tor auf. Jetzt steckte der türkische Hauptmann auf dem Schloß die Weiße Fahne aus. Eine grünfeidene Fahne brachten wir mit heim; es ist das Schwert des türkischen Propheten Mnhamed in sie hineingestickt. Sie hängt jetzt zu München in der Frauenkirche. Auch die gefangenen Türken nahmen wir mit. Sie müssen in München einen Kanal nach Schleißheim bauen. Aber die Arbeit am Türkengraben macht ihnen wenig Freude und sie brennen haufenweife durch, wie man hört." Die Fünf lebten nimmer lang. Einer nach dem andern bekam die rote Ruhr und starb daran. Der Pfarrer Moosmayr unterrichtete Fatme in der christlichen Religion. Und an einem Sonntag kamen

7. Aus der Heimat - S. 251

1910 - Nürnberg : Korn
— 251 — musterhaften Betragens wählten die Schwestern sie nach mehreren Jahren zur Novizenmeisterin und Subpriorin. An alles das dachte der Beichtvater, als er seinen Finger ins Wasser tauchte, und er ging sogleich zu ihr und stellte sie zur Rede. Ja, sie sei eine Hexe, gestand sie; und sie bat ihn sehr, ihr davon zu helfen. „Darüber kann ich nicht schweigen und die Sache etwa in der Stille abtun," antwortete der Beichtvater; „ich muß den Pater Propst bavon in Kenntnis setzen." Der Propst ging sogleich mit dem Beichtvater zu Renata. Sie solle nochmal das sagen, was sie zum Beichtvater gesagt habe, sprach der Propst. Nun leugnete sie alles. Erst als ihr der Beichtvater lange zurebete, geftanb sie wieber, sie fei eine Hexe. Jetzt zeigten sie es dem Prälaten von Obernzell an. Der ließ Renata in eine befonbere Zelle sperren und von den anberen Nonnen abschließen. Dann schrieb er an den Bischof. Dieser befahl, Renata nach Würzbnrg zu bringen. Eines Tages gab der Schultheiß von Zell der ganzen ©emeinbe bekannt: „Morgen früh zwischen acht und neun Uhr wirb die Renata durch Zell nach Würzbnrg geführt. Währettb biefer Zeit sollen die Leute in ihren Häusern 'bleiben und nicht auf die Straße gehen, bamit ihnen von Renata nichts geschehe." Am andern Tage würde sie in einer geschlossenen Kutsche zur Stadt gebracht; zwei Männer begleiteten den Wagen. Sie würde eingesperrt und gefoltert. Und dann kam ins Kloster die Nachricht, sie sei wirklich eine Hexe; sie sei verurteilt ; man werbe ihr die rechte Hand abhauen und sie verbrennen. Aber der Bifchof änberte das Urteil. Sie solle enthauptet, ihr Kopf auf einen Pfahl gesteckt und ihr Leib verbrannt werben. Aus dem Schlöffe würde sie enthauptet. Den Kopf steckte ein Schinbersknecht auf einen zugespitzten Pfahl. Den Leichnam legte der Henker auf den Schinberkarren, der schon bastanb, setzte der Leiche den Kopf auf, aber so, daß das Antlitz nach Unterzell gewenbet war, und fuhr bamit nach dem Hexenbruch. Mehrere Klafter Holz waren bort zu einem Scheiterhaufen ausgerichtet. Da hinauf legte er den Leichnam und zünbete das Holz auf allen vier Ecken mit Stroh-bünben an. Neununbsechzig Jahre war Renata alt, als sie verbrannt würde, und fünfzig Jahre war sie im Kloster gewesen. Der fränkische Kurier. Ein Wintertag war es, so büfter und kalt, als wollte die Welt langsam einschlafen und erfrieren. Der Himmel war grau, und ob-

8. Aus der Heimat - S. 7

1910 - Nürnberg : Korn
und mit trinken aufhören. Alles werde ich euch zeigen. Nehmt alles! Brennt alles nieder! Schlagt alle tot!" „Ein schäbiger Bursche!" sagte verächtlich der Anführer der Germanen. Der Steinklopfer bog von der harten Straße ab und führte sie durch den weichen grünen Wiesengrund hinauf zur Villa, nach der die Germanen schon längst begehrliche Blicke geworfen hatten. Die Türen waren zu. „Macht ein Loch in den Steinhaufen da!" rief der Häuptling seinen Leuten zu. Ein paar schlugen mit der Keule die dicken Fenstergläser durch, stiegen hinein und öffneten die Türen von innen. Die ganze Schar drängte wild hinein. Erst gingen sie still und vorsichtig vorwärts; als sie fanden, daß alle Bewohner des Hauses entflohen seien, fingen sie an zu arbeiten. Ein schreckliches Lärmen, Krachen, Poltern drang heraus. Die zierlichen Möbel wurden zerschlagen und die Trümmer zu den Fenstern herausgeschleudert. Sie zertraten die seinen Blumen im Garten, sie beschmutzten und beschmierten lachend die Gemälde an der Wand, die Hunderttausende gekostet hatten, sie streuten die Blätter der Büchersammlung auf dem Boden herum und zertraten sie mit schmutzigen Schuhen. Dann beluden sie ihre Pferde mit goldenen und silbernen Schalen und Trinkgefäßen, tranken am Waldrande den Wein, den sie im Keller gefunden hatten, und ritten mit dem Steinklopfer weiter. — „Das ist erst der Anfang," sagte der Steinklopfer. „Überall hin werde ich euch führen!" Erst leuchteten die zerschlagenen Fenster rot; dann qualmten graue Rauchwolken heraus; die Balken krachten und knisterten und die Flammen schlugen zum Dache hinaus. Ein paar Tage lang schwebte die Rauchsäule über dem Walde, bis ein Regen die letzten Gluten löschte. Geschwärzte Mauern, versengte Bäume, zertretene Blumen, ein Haufen Scherben und Splitter in Asche und Schutt, — das war der Rest von aller Pracht. Sommer und Winter kamen und gingen. Der Regen durchweichte deu Mörtel und der Schnee zerfraß langsam die Steine, daß die Mauern in sich zusammenstürzten; langsam, Stück für Stück, bröckelten sie ab, lösten sich los und fielen zu Boden. Sommer und Winter wehte der Wind und streute Sand und Erde, dürre Buchenblätter und Tannennadeln darüber. Endlich wuchsen hohe, herrliche Buchenstämme aus dem schwarzen, lockeren Boden, der fast meterhoch über den Mauertrümmern lag. Nur einzelne Erdhaufen, ein paar unebene

9. Aus der Heimat - S. 35

1910 - Nürnberg : Korn
— 35 — verstand. Sogleich kamen ans den Höfen des Dorfes Männer und viele Frauen mit Spänen von Kienholz. Die entzündeten sie am heiligen Feuer und trugen die brennenden Fackeln in ihre Wohnungen. „Wozu braucht Ihr das Feuer?" fragte Ruprecht. „Das ist Feuer für die Not," sagte der Alte. „Wer um die Sonnenwende über den brennenden Holzstoß springt, der mit diesem heiligen Feuer angezündet wurde, der bleibt das ganze Jahr verschont vom bösen Fieber. Kräuter und Wurzeln, die an solchem Feuer gekocht werden, helfen gegen jede Krankheit." Ruprecht ritt weiter und kam an den Wallersee, wo noch christliche Römer wohnten. Hier zimmerte er sich eine Zelle am nördlichen Gestade und baute da, wo die Fischach aus dem See fließt, die Peterskirche von Seekirchen. Der Herzog Theodo schenkte ihm das Wasser des Sees samt den Äckern und Wäldern am Ufer. Da erzählten Ruprecht die römischen Bauern und Fischer am See, drüben an der Salzach sei ein Ort, der früher Jnvavum hieß. Dort seien in alten Zeiten viele prächtige Gebäude gestanden; jetzt aber seien sie zerfallen und der Wald wachse zwischen den Mauern. Das wollte er selber sehen. Und er ging aufwärts dem nahen Gebirge zu, wo auch Römer waren und Häuser standen. Wie er nun tiefer in die Wildnis neben der Salzach hineinging, die zwischen steilen Felsen hervorrauschte, da kam er in ein ebenes, weites Tal. Links und rechts standen bewaldete Berge. Und hinter diesen schauten andere hervor, riesige Berge, einer hinter dem andern, alle bewaldet bis zur Mitte, oben kahl, voller Felsen, die höchsten am Gipfel bedeckt mit ewigem Schnee. Immer schwebten Nebel oder Wolken um ihre Zacken. Da nun, am Fuße des Untersberges, fand er mitten im Walde prachtvolle Trümmer einer großen römischen Stadt. Die Steine waren mit Moos überwachsen, Büsche und uralte hohe Tannen standen zwischen den Mauern. Und dazwischen lag Schutt von zerbrochenen Säulen, Tempelmauern, Siegesbogen und verfallenen Palästen. Da fand er, daß dieser Ort sich besser eigne als der Platz am Wallersee. Er schickte Boten an den Herzog und ließ ihm melden, was er gefunden habe. Der Herzog kam und sah die Gegend an und die Ruinen. Ruprecht bat ihn, daß er ihm erlaube, den Ort zu säubern und ihn zum Bau einer Kirche herzurichten. Da schenkte ihm Theodo den Platz und das Land auf zwei Meilen in der Runde und die Salzburg auf dem Berge. Dazu gab er ihm das Landgut Pidinga mit 30 Höfen und allem Zubehör, 20 Salzpfannen zu Reichenhall, den dritten Teil der Salzquellen und den zehnten Teil

10. Aus der Heimat - S. 1

1910 - Nürnberg : Korn
I. Die Römer und die Einwanderung der Bajuwaren. Das Haus im Walde. Zwischen zwei großen Steinhaufen saß er an der breiten, ebenen römischen Heerstraße aus einem Bündel Stroh und klopfte Steine. Zu rechter Hand lag ihm ein gewaltiger Haufen weißer Kalksteinbrocken, mit eirunden, sehr harten Feuersteinen untermischt. Zur linken lagen die zerschlagenen Steintrümmer. Schon seit vielen Jahren saß er Sommer für Sommer da und klopfte Steine. Sein Gesicht war braunrot von der Hitze, seine Augen knifs er beständig zusammen. Haare und Bart standen ihm kurz und stachelig ab wie einem Igel. Seine Stimme war rauh geworden vom Wind, der beständig da wehte und ihm den feinen Kalkstaub in den Mund und in die Augen blies. Sein Rücken hatte sich gekrümmt, sein Hals vorgebeugt, sein Kinn lang vorgestreckt; denn Wochen- und monatelang saß er immer gebückt da wie ein Schuster und hämmerte drauf los. Die Straße ging wie ein endloser schnurgerader weißer Streifen durch den grünen Wald. Stundenweit war hier nichts als Wald und Wochen hindurch sah man hier oft keinen Menschen, keinen Wagen. Und die Bäume, hohe gewaltige Riesenbäume, traten rechts und links so nahe an die breite Straße heran, daß sie sich hoch oben die Äste wie Hände zureichen konnten. Da, wo der Steinklopfer saß, ging mitten im Walde ein grünes Wiesentälchen aufwärts. Weiter oben spaltete sich der Bach in zwei Bächlein. Und dazwischen lag auf einer sanft ansteigenden Anhöhe ein großev weißes Landhaus mit blutrotem Ziegeldach, blitzenden Fenstern und hohen weißschimmernden Säulen. Schctblhubcr, Au» der Hkimat. 1
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