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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 23

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
- 28 — der Genueser Christof Kolumbus. Er hatte den Plan, den Seeweg nach Ostindien in westlicher Richtung über den atlantischen Ocean aufzusuchen. Nachdem er in Lissabon mit diesem Gedauken zurückgewiesen worden, fand er endlich Gehör in Spanien und segelte 1492 von hier mit 3 kleinen Schiffen und 120 Maim ab. Nach einer zehnwöchigen Fahrt landete er glücklich auf Guanahani. Damit war Amerika entdeckt. Im Ganzen unternahm Kolumbus 4 Reisen nach der neuen Welt. Sein Lohn aber war Undank. Die erste Reise um die Welt unternahm Magelhan, Mexiko wurde von Cortez, Peru von Pizarro erobert. Die entdeckten Länder wurden nach und nach von den Europäern neu bevölkert. Die Ureinwohner verloren ihre Freiheit und gingen zum Theil zu Grunde. Sklavenhandel. Durch die Entdeckungen nmrde die Kenntniß der Erde erweitert, Handel und Gewerbe wurden befördert. Spanien wurde die erste Seemacht. § 2(>. Luther und die Reformation. Der Mann, welcher schließlich die Kirche von den Mißbräuchen und Irrthümern reinigte, war Dr. Martin Luther. Er wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Seine Eltern wohnten anfangs in dem Dorfe Mora, dann in Mansfeld. Nachdem Luther die Schule in Mansfeld durchgemacht und dann 1 Jahr die lateinische Schule in Magdeburg besucht hatte, kam er nach Eisenach. Wie in Magdeburg, so mußte er sich auch hier sehr knapp durchhelfen und sein Brot mit Singen vor den Thüren verdienen. Wegen seines frommen, gottes-fürchtigen Sinnes, der auch beim Singen vor den Thüren sich zeigte, nahm Frau Konrad Kotta ihn in ihr Haus. Mit dem 18. Jahre ging Luther auf die Universität zu Erfurt, um die Rechte zu studieren. Hier fand er in der Bibliothek zum ersten Male eine ganze Bibel, die er mit großem Fleiße und Ernste las. Der plötzliche Tod eines Freundes, welchen Luther ermordet im Bette fand, sowie eine eigene schwere Krankheit erweckten in ihm eine große Angst vor dem Tode und der ewigen Verdammnis Um für sein geängstetes Gewissen Ruhe zu finden, trat Luther in das Augustinerkloster zu Erfurt (1505). Hier „ mußte er alle niedrigen Dienste verrichten, sogar betteln. Daneben studierte, betete, fastete Luther und kasteite seinen Leib

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 22

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
bräunt, nachdem ihm der Kaiser sein Versprechen, ihm ein freies Geleit zu gewähren, gebrochen hatte. Die Hussiten. Außerdem nahmen manche Gelehrte eine feindselige Stellung zur Kirche an. Auch der Adel war der Herrschaft des Papstes müde. § 24. kailer Maximilian. Die Ltädte. Am Ende des Mittelalters regierte der ritterliche und edel-müthige Kaiser Maximilian (1500). Er heirathete Maria bort Burgund, die Tochter Karls des Kühnen, und erwarb dadurch die Niederlande für Oestreich. Seine Enkel gelangten auch noch in den Besitz Don Spanien, Ungarn und Böhmen (Karl V.). Zur Zeit Maximilians gab es in Deutschland 300 Herrschaften. Auf dem Reichstage zu Worms (1495) wurde ein allgemeiner Landfriede beschlossen und das Reichskainmergericht gegründet. Die Fehden hörten auf, jeder hatte sein Recht'vor dem Gerichte zu suchen. Deutschland wurde in 10 Kreise getheilt, von denen jeder unter einem Hauptmanne stand. Einrichtung der Posten. Die Herrlichkeit des deutschen Reiches war seit dem Falle der Hohenstaufen mehr und mehr gesunken. Dagegen hatten sich die Städte zur höchsten Blüthe entwickelt. In Süddeutschland zeichneten sich besonders die Reichsstädte Nürnberg und Augsburg aus. Albrecht Dürer, Hans Sachs, Peter Hele, Fugger: „Venediger Macht, Augsburger Pracht, Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Ulrner Geld regieren die ganze Welt". Im Jahre 1241 schlossen Lübeck und Hamburg ein Bündnis, welches sich so entwickelte, daß demselben im Jahre 1400 85 Städte angehörten. Das Haupt des Bundes war Lübeck. Hansatage. Die Hansa war die erste Handels- und Seemacht Nord-Europas. — § 25. Die Entdeckungen. Nachdem die Magnetnadel bekannt geworden, wagten die Seefahrer sich auch aus den weiten Ocean. Besonders erwachte in den Spaniern und Portugiesen die Lust zum Seefahren. I486 entdeckte Bartholomäus Diaz das Kap der guten Hoffnung, und 1498 fand Vasko de Gama den Seeweg nach Ostindien. Aber den höchsten Ruhm und die größten Verdienste erwarb sich

3. Abt. 2 - S. 286

1884 - Wismar : Hinstorff
286 In eine Au kommt geritten, Ein Glöcklein hört er erklingen fern: Ein Priester war's mit dem Leib des Herrn, Voran kam der Meßner geschritten. Und der Graf zur Erde sich neiget hin, Das Haupt in Demut entblößet. Zu verehren mit gläubigem Christensinn, Was alle Menschen erlöset. Ein Bächlein aber rauschte durch's Feld, Von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt, Das hemmte der Wanderer Tritte; Und beiseit legt jener das Sakrament, Von den Füßen zieht er die Schuhe behend, Damit er das Bächlein durchschritte. Was schaffst du? redet der Graf ihn an, Der ihn verwundert betrachtet. — Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann, Der nach der Himmelskost schmachtet; Und da ich mich nahe des Baches Steg, Da hat ihn der strömende Gießbach hinweg Im Strudel der Wellen gerissen. Drum daß dem Lechzenden werde sein Heil, So will ich das Wässerlein jetzt in Eil Durchwaten mit nackenden Füßen. Da setzt ihn der Graf auf sein ritter- lich Pferd Und reicht ihm die prächtigen Zäume, Daß er labe den Kranken, der sein begehrt. Und die heilige Pflicht nicht versäume. Und er selber auf seines Knappen Tier Vergnüget noch weiter des Jagens Begier : Der andere die Reise vollführet. Und am nächsten Morgen, mit danken- dem Blick, Da bringt er dem Grafen sein Roß zurück, Bescheiden am Zügel geführet. Richt wolle das Gott, rief mit Demut- sinn Der Gras, daß zum Streiten und Jagen. Das Roß ich beschritte fürderhin, Das meinen Schöpfer getragen! Und magst du's nicht haben zu eignem Gewinst, So bleib es gewidmet dem göttlichem Dienst! Denn ich hab es ja dem gegeben, Von dem ich Ehre und irdisches Gut Zu Lehen trage und Leib und Blut Und Seele und Atem und Leben. So mög auch Gott, der allmächtige Hort, , Der das Flehen der Schwachen erhöret. Zu Ehren euch bringen hier und dort, So wie ihr jetzt ihn geehret. Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walten im Schweizer- land! Euch blühen sechs liebliche Töchter. So mögen sie, rief er begeistert aus, Sechs Kronen euch bringen in euer Haus, Und glänzen die spätsten Geschlechter!" Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Als dächt er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah. Da ergreift ihn der Worte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. Und alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. (Schiller.) 220. Das Schießpulver, die Magnetnadel und die Uhren. Es ist bekannt, daß unser schwarzes Schießpulver aus 16 Teilen Salpeter,

4. Abt. 2 - S. 292

1884 - Wismar : Hinstorff
292 Über 500 Kaufleute beschaffen den Handel in alle Weltgegen- den. Hamburg besitzt ein eigenes Gebäude, die Börse genannt, in welchem die Kaufleute in den Mittagsstunden ihre geschäftlichen Zu- sammenkünfte haben. Die Handelsschiffe führen uns eine Menge Artikel vom Auslande zu. Aus Amerika befördern sie Kaffee, Tabak, Baumwolle re., aus Rußland Pelzwerk, Hanf, Flachs, Leder re., aus Schweden und Norwegen Eisen, Bretter, Teer, Heringe re., aus Frankreich, Spanien, Italien und anderen südlichen Ländern Wein, Citronen, Apfelsinen, Seidenwaren re., aus Ostindien Thee und allerlei Gewürze u. s. w. Andererseits schickt auch Deutschland Produkte ins Ausland, namentlich nach Amerika Leinwand, Wolle und allerlei Gerätschaften von Eisen. — Im Jahre 1842 zerstörte ein zehntägiges, schreckliches Feuer den dritten Teil der reichen und schönen Handelsstadt. Prachtvolle Häuser, Straßen und Plätze sind nach dem Brande in diesem Stadtteil entstanden. Hamburgs Tiergarten ist sehr schön. Die Berlin-Hamburger Eisenbahn besteht seit 1846; auf mecklenburgischem Boden wurde der erste Spatenstich zu der Bahn am 6. Mai 1844 gethan. Berlin, die Kaiserstadt, in einer großen sandigen Fläche und zu beiden Seiten der Spree gelegen, hat sich mit wunderbarer Schnelligkeit entwickelt. Die Bevölkerung hob sich namentlich nach dem letzten Kriege (187%i), und ihre Zahl hat bereits die erste Million weit überschritten, so daß also in Berlin etwa noch einmal so viele Menschen leben, als in den beiden Großherzogtümern Mecklenburg zusammen oder es ist nach der Einwohnerzahl 28mal größer als Rostock. Einst ein armes Fischerdorf, von Albrecht dem Bären (1106—1170), dem ersten Markgrafen der Mark Branden- burg, als Stadt (nebst Spandau) gegründet — ist Berlin jetzt eine Weltstadt. Und was für eine schöne Stadt! Durchgehends ist ihr Aussehen ein neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt- und Handelsstädte. Unter den hunderten von Straßen sind nur wenige eng und krumm; die herrlichste ist die unter den Linden, 72 Schritt breit und über 1000 Schritt lang, mit vier schnurge- raden Linden- und Kastanien-Alleen bepflanzt — ein grüner Wald inmitten der glänzendsten Straße der Residenz — und von der über eine Stunde langen, ganz geraden Friedrichsstraße durchschnitten. Wie reich ist die Stadt an Prachtgebäuden und öffentlichen Plätzen! Am Ende der Straße „unter den Linden" besitzt Berlin einen Platz, wie ihn wohl weiter keine Stadt der Welt aufzuweisen hat, einen Platz, um welchen zu beiden Seiten mehrere Paläste, Museei:, eine Kirche, die Universität, das Zeughaus und andere großartige Gebäude liegen. Sobald mau durch das wunderschöne Brandenburger- Thor in die Stadt tritt, hat man einen andern großen Platz, Pariser Platz genannt, vor sich, der rings mit prächtigen Palästen umgeben ist. Die Standbilder der großen Helden des preußischen Staats gereichen den öffentlichen Plätzen und der Stadt §ur besonderen Zierde. Das großartigste Denkmal ist das von Friedrich dem

5. Abt. 2 - S. 335

1884 - Wismar : Hinstorff
335 Zn 253. Der kleine Turner am 2. September. (* Von Lina Grafs.) Mütterchen, bügle das Turnzeug mir fein, Mütze und Kleid sei sauber und rein! Schon früh am Morgen war ich wach; Denn heute ist großer Feiertag, Der Tag, wo Deutschland mit kühnem Wagen Bresche in Frankreichs Stolz hat geschlagen. Und diesen Sieg, den feiern wir heut Mit lautem Jubel nach schwerer Zeit, Den feiert heut Jüngling, Mann und Greis Zu Gottes Ehr und Deutschlands Preis. Wie sollten wir Knaben, die wir auf Erden Auch einmal tücht'ge Soldaten werden. Wie sollten wir bei dem frohen Treiben Nur zuschaun stille und müßig bleiben? Nein, in den stattlicheil langen Neih'n, Da wollen ivir nicht die Letzten sein; Mit unsern Fähnlein und Trommelschlag Begrüßen auch wir deu Feiertag Und schreiten stolz in Reih' und Glied Im schönen langen Zuge mit. Sind doch mit Leib und Seele treu Wir Turnerknaben mit dabei. Mit Leib und Seele fürs Vaterland, Ihm fest verbunden mit Herz und Hand. Wir seh'n nicht im Turnen nur Kinderspiel, Wir streben darin nach höherem Ziel, Wir üben es nicht nur als Jugendscherz, O nein, lvir stählen auch Arm und Herz, Wir pflegen und nähren Kraft lind Mut Zum Schutz für der Freiheit herrliches Gut; Und singen wir laut „die Wacht am Rhein", Wir Turnerjungen im frohen Verein, Da ist es bei uns auch nicht leerer Schall, Im Herzen tönt mächtig der Widerhall, Und jeder wünscht: „Ach, wär ich erst groß. Und ging es noch einmal wie damals los!" Das weiß ich gewiß, ich hielte stand Und kämpfte für Kaiser und Vaterland Und schlüge, was diese schmäht und droht, In Grund und Boden gleich mausetot." Fürs erste aber ist Frieden nun. Wir aber wollen auch da nicht ruhn Und stählen den Leib und wecken den Geist Zu allem, was Deutschlands Ehre heißt!

6. Abt. 2 - S. 346

1884 - Wismar : Hinstorff
346 7. Alles schweigt, nur hin und wieder fällt ein Tropfen vom Gestein, Bis der grosse Morgen plötzlich bricht mit Feuersglut herein; 8. Bis der Adler stolzen Fluges um des Berges Gipfel zieht, Dass vor seines Fittichs Rauschen dort der Rabenschwarm ent- flieht. 9. Aber dann wie ferner Donner rollt es durch den Berg herauf, Und der Kaiser greift zum Schwerte, und die Ritter wachen auf. 10. Laut in seinen Angeln tönend, springet auf das eh’rne Thor, Barbarossa mit den Seinen steigt im Waffenschmuck empor. 11. Auf dem Helm trägt er die Krone und den Sieg in seiner Hand, Schwerter blitzen, Harfen klingen, wo er schreitet durch das Land. 12. Und dem alten Kaiser beugen sich die Völker allzu- gleich, Und aufs neu zu Aachen gründet er das heil’ge „Deutsche Reich". (Emanuel G-eibel.) 263. Der dänische und der östreichische Krieg. 1864 und 1866. Der dänische König regierte gleichzeitig mit seinem dänischen Staate die Elbherzogtümer: Schleswig, Holstein und Lauenburg; aber im übrigen bil- deten sie selbständige Herzogtümer für sich mit eigenen Gesetzen, Holstein und Lauenburg gehörten sogar zum deutschen Bunde. Deshalb durfte Dänemark mit diesen Ländern auch durchaus nicht eigenmächtig verfahren. Die Dänen aber übten je länger, desto stärker auf die Herzogtümer einen Druck aus, der dem Volke ganz und gar zuwider war; namentlich hausten sie in Schleswig sehr eigenmächtig, wo sie durch Einführung dänischer Pastoren, Lehrer und Richter alles aufboten, um die deutsche Sprache auszurotten. Genug, der König (Christian Ix.) wollte die deutschen Herzogtümer ganz dänisch machen; Schleswig hatte er bereits dem däni- schen Staate völlig einverleibt. Dieser Ungerechtigkeit konnte der ritterliche Preußen- könig, Wilhelm 1., nicht stillschweigend zusehen, zumal er ausgesprochen hatte, daß mit seinem Willen keinen Fußbreit deutscher Erde vom Vaterlande losgerissen wer- den solle. Deshalb verband er sich mit dem Kaiser von Östreich, und beide rüsteten ihre Heere, um die Herzogtümer in ihren Rechten zu schützen. Es war am 1. Februar 1864, als die verbündeten Preußen und Östreicher die Eider über- schritten. Wenn auch die Dänen hinter sicheren Schanzen und Wällen (den Dane- werken) saßen, so mußten sie dieselben doch bald räumen und in die Düppler Schanzen, sowie in die Festung Friederieia fliehen. Auch letztere räumten sie, als die Düppler Schanzen von den Preußen am 18. April desselben Jahres er- stürmt worden waren. Durch den kühnen Übergang der Preußen über

7. Abt. 2 - S. 379

1884 - Wismar : Hinstorff
379 289. Wenn du noch eine Mutter hast. 1. Wen« du noch eine Mutter hast. So danke Gott und sei zufrieden; Nicht allen auf dem Erdenrund Ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, So sollst du sie mit Liebe pflegen. Daß sie dereinst ihr müdes Haupt In Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Denn was du bist, bist du durch sie; Sie ist dein Sein, sie ist dein Werden, Sie ist dein allerhöchstes Gut Und ist dein größter Schatz auf Erden. Des Vaters Wort ist ernst und streng, Die gute Mutter mildert's wieder; Des Vaters Segen baut das Haus, Der Fluch der Mutter reißt es nieder. 3. Sie hat vom ersten Tage an Für dich gelebt mit bangen Sorgen; Sie brachte abends dich zur Ruh Und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dein, Den sie mit tiefem Schmerz geboren. Und gaben alle dich schon auf, Die Mutter gab dich nicht verloren. 4. Sie lehrte dich den frommen Spruch, Sie lehrte dich zuerst das Reden; Sie faltete die Hände dein Und lehrte dich zum Vater beten. Sie lenkte deinen Kindessinn, Sie wachte über deine Jugend; Der Mutter danke es allein, Wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. 5. Wie oft hat nicht die zarte Hand Auf deinem lock'gen Haupt gelegen! Wie oft hat nicht ihr frommes Herz Gefleht für dich um Gottes Segen! Und hattest du die Lieb' verkannt, Gelohnt mit Undank ihre Treue, Die Mutter hat dir stets verzieh'n. Mit Liebe dich umfaßt aufs neue. 6. Und hätte selbst das Mutterherz Für dich gesorget noch so wenig. Das Wenige selbst vergiltst du nie, Und wärest du der reichste König! Die größten Opfer sind gering Für das, was sie für dich gegeben, Und hätte sie vergessen dich, So schenkte sie dir doch das Leben. 7. Und hast du keine Mutter mehr, Und kannst du sie nicht mehr beglücken, So kannst du doch ihr frühes Grab Mit frischen Blumenkränzen schmücken! Ein Muttergrab, ein heilig Grab, Für dich die ewig heil'ge Stelle! O, wende dich an diesen Ort, Wenn dich umtost des Lebens Welle. (Von Fr. Wilh. Kau lisch, Lehrer an der Bürgerschule zu Neustadt bei Stolpen. Nach dem Original aus dem Sonntagsblatt der Preuß. Lehrer-Zeitung Nr. 19 v. I. 1881.) 290. Das Kleinod der Bettlerin.*) (Von Lina Graff.) Ein blasses, abgehärmtes Weib schritt, mühsam einen Korb auf dem Rücken mit sich forttragend, über einen stattlichen Pachthof und setzte sich erschöpft auf die steinerne Bank des freundlichen Wohnhauses. Die Inhaber dieses Besitztumes, brave und mitleidige Leute, eilten hinaus, *) Eine wahre Begebenheit. Die Pächterfrau in der Erzählung war die Tante der Ver- (Anm. des Vers.) sasserin.

8. Abt. 2 - S. 382

1884 - Wismar : Hinstorff
382 O Jüngling, ziehst du in die Ferne, Ein Stern Dir strahle freundlich mild, Ein Stern, der über alle Sterne Dich leitet. Deiner Mutter Bild. (Aus „Tannengrün rc." von Eugen Labes.) 292. Frage nur dein Herz, wie du handelst. 1. Hier klingen helle Lenzeslieder, Dort wird ein Blümlein kalt gepflückt, Wie manche Thräne fällt hernieder, Die keine liebe Hand zerdrückt. 2. Wie dieser Jammer, dieses Weinen Der Welt mir tief zu Herzen geht! O könnt' ein Engel ich erscheinen, Wo ungehörte Klage fleht. 3. Doch still! anstatt ein Kind zu klagen Will ich zum kranken Nachbar gehn, Ihm einen Trunk hinüber tragen Und nach den lieben Kleinen sehn. 4. Wenn allen so in ihrem Kreise Des Weltenschmerzes Drang gebot, Gewiß nicht eine arme Waise Rief' hungernd ungehört nach Brot. 5. Wo du auch stehst, wo du auch wandelst, Du bist ein Glied im großen Reich, Frägst du dein Herz nur, wie du handelst; Was dir gelingt, was nicht, ist gleich. (Neue Gedichte von Eugen Labes S. 46.) 293. Der Tater und die drei Söhne. An Jahren alt, an Gütern reich, Teilt einst ein Vater sein Vermögen Und den mit Müh’ erworbnen Segen Selbst unter die drei Söhne gleich. „Ein Diamant ist’s,“ sprach der Alte, „Den ich für den von euch behalte, Der mittelst einer edlen That Darauf den grössten Anspruch hat.“ Um diesen Anspruch zu erlangen, Sieht man die Söhne sich zerstreun. Drei Monden waren kaum vergangen. So stellten sie sich wieder ein. Drauf sprach der älteste der Brüder: „Hört! es vertraut ein fremder Mann Sein Gut ohn’ einen Schein mir an: Ich gab es ihm getreulich wieder. Sagt, war die That nicht lobens- wert ?“ „Du thatst, mein Sohn, was sich . gehört,“ Liess sich der Vater hier vernehmen, „Wer anders thut, der muss sich schämen; Denn ehrlich sein ist unsre Pflicht. Die That ist gut, doch edel nicht.“ Der zweite sprach: „Auf meiner Reise Fiel einmal unachtsamerweise Ein armes Kind in einen See. Ich stürzt' ihm nach, zog’s in die Höh’ Und rettete dem Kind das Leben. Ein ganzes Dorf kann Zeugnis ge- den.“ — „Du thatest,“ sprach der Greis, „mein Kind, Was wir als Menschen schuldig sind.“ Der jüngste sprach: „Bei seinen Schafen War einst mein Feind fest ein- geschlafen An eines tiefen Abgrunds Rand, Sein Leben stand in meiner Hand. Ich weckt’ ihn und zog ihn zurücke.“ „0,“ rief der Greis mit holdem Blicke, „Dein ist der Ring! Welch edler Mut, Wenn man dem Feinde Gutes thut!“ (Lichtwer.) Vergelte nicht Böses mit Bösem. Gute Sache befiehlt Gott die Bache. Christlich ist es, das Böse zu vergelten mit Gutem. Der wahre Christ liebt nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Feinde. Ime Gottes Sonn’ den Bösen scheint, so thu’ auch Gutes deinem Feind. Bache

9. Abt. 2 - S. 372

1884 - Wismar : Hinstorff
372 Brüder, und er ruft alle Menschen ohne Ausnahme, ivenn er einladet: Kommt her zu mir, alle! Der Leib eines jeden deiner Brüder ist, wie der deinige, ein Tempel Gottes, künstlich und fein bereitet, mit herrlich hohen Anlagen geschmückt, mit göttlichem Geiste geziert, ewig fortdauernd, und des All- gütigen Wille ist, dass alle seine Menschenkinder zu ihm und zum himmlischen Schauen kommen. Welch ein göttlicher Trost, unsere Lieben einst in Vollkommenheit wieder zu sehen! Halte fest im Glauben, was du errungen hast, und sorge, dass du in Frieden von hinnen gehest, um zivischen deinen Lieben nicht dermaleinst zu fehlen! Wo du auch stehst, wo du auch iveilst; wohin du gehst, wohin du eilst: Spürst allenthalben höheres Schalten, — begegnet dir ein Gottes Walten! (j. s.) 282. Vor dem Schulhause. Ein Wandrer, still und gramversenkt. Zieht einsam seine Straße hin; Doch wie ins Dorf den Schritt er lenkt, Wird's ihm gar wunderlich zu Sinn. Aus einem schlichten Hause rauscht Entgegen ihm ein heller Sang — Die Schule ist es, wie er lauscht — Und seufzend hemmt er seinen Gang. In seinem Geiste taucht empor Ein holdes Bild vergangner Zeit: Der Jugend Glück, das er verlor. Strahlt ihm in neuer Herrlichkeit. Er denkt zurück, da froherregt Er sang gleich jener Kinderschar; Da er, von keinem Schmerz bewegt. Noch unaussprechlich glücklich war. Er denkt des Tags, da er verließ Der Schule vielgeliebten Raum, Und ihm der Lehrer Heil verhieß — Fast dünkt es jetzt ihm wie ein Traum. Wie er dann in die Fremde ging Voll hoffnungsreichem Jugendmut; Wie Sorge ihn und Gram umfing Und ihm erlosch des Herzens Glut . . . Dies alles sieht er plötzlich ziehn Durch seine Seele wehmutsbang, Und nach dem Hause treibt es ihn Mit übermächtig heißem Drang.

10. Abt. 2 - S. 375

1884 - Wismar : Hinstorff
375 Breit' auch nun die holden Arme wie zwei Flüglein um ihn her. Daß kein Sturm den Pfad zerwühle, daß kein Irrlicht ihn umschwirre, Daß fein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irre, Daß kein Räuber, stumm und lauernd, in der Waldschlucht ihn entdecke, Kein Verrat den Heimgekehrten an der Schwelle niederstrecke!" Also flehten sie; der Räuber hört es hinterm Kruzifixe, Schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse. Und der Jüngste, niederknieend, hub noch einmal an zu lallen: „Lieber Herr! Ich weiß, die Amme sagt es mir, du hilfst uns allen, Jeden Hauch vernimmst du droben; freundlich wie das Sonnenlicht Über alle, gut und böse, neigest du dein Angesicht; Gieb den Räubern, den gewalt'gen, die da schwärmen auf den Wegen, Gieb ein Haus, darin zu wohnen, einen Vater, sie zu pflegen, Warme Kleider, blanke Schuhe, Wein und Speise mancherlei. Daß sie nicht zu rauben brauchen, und der Vater sicher sei! Müßt' ich, wo ein Räuber wäre, ging' ich zu ihm ohne Beben, Dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt' ich ihm geben, Meinen Pelz, den scharlachroten, dieses Mützchen auch dazu; Nimm dir alles, lieber Räuber! Nur den Vater schone du!" Und der Räuber hört den Knaben hinterm hohen Kruzifixe, Nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse. Da von ferne hört er's nahen. Rosse schnauben, Räder knarren, Mühsam aus des Thales Grunde schwankt herauf der hohe Karren, Und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam, stumm die Büchse; Und so steht er, lauscht und zielet hinterm hohen Kruzifixe. Niederknien noch die Kinder: „Herr, um unsres Vaters Leben — Laß, o laß die holden Arme wie zwei Flügel ihn umschweben, Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irre, Daß die Kugel nicht des Räubers mörderisch sein Haupt umschwirre!" Und der Vater kommt gefahren, ungefährdet, wie sie flehn, Drückt die Kinder an den Busen, und kein Räuber ward gesehn. Nur den blanken Säbel fand man, nur die scharf geladne Büchse; Beide waren ihm entsunken, hinterm hohem Kruzifixe. (R. Prutz.) 286. Die Pfirsiche. Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfir- siche mit, die schönsten, die man sehen konnte. Seme Kinder aber sahen diese Frucht zum erstenmale. Des- halb wunderten und freuten sie sich sehr über die schönen Äpfel mit rötlichen Backen und zartem Flaum. Darauf verteilte sie der Vater unter seine vier Knaben, und einen erhielt die Mutter. Am Abend, als die Kinder in das Schlafkämmer-
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