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1. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 459

1871 - Zwickau : Zückler
459 nämlich 3 Söhne u. 1 Tochter; 2 Töchter waren früher schon gestorben. Don den Söhnen wurde der dritte, Paul, später Leibarzt der Kurfürsten August u. Christian. Mit Martin Luther, der 1759 als Rechtsgelehrter in Dresden starb, erlosch seine männliche Nachkommenschaft. Durch seine zahlreichen Schriften, durch seine Lehr- u. Predigcrgaben, sowie durch seinen frommen Wandel hat er viel genützt. Luther brachte bessere Er- kenntniß über Goti u. die ihm schuldige Verehrung unter alle Stände: er ver- besserte den öffentlichen Gottesdienst: er sorgte bald für deutsche kirchliche Ge- sänge *); er verschaffte den Christen die Freiheit, Gott nach eigner Einsicht zu verehren. Die Fürsten u. Obrigkeiten gewannen an Ansehen u. Einkünften; aber auch ihnen schärfte er ihre Pflichten freimüthig ein. So lebte u. wirkte Luther bis an sein Ende. Noch für die späte Nachwelt wird sein Andenken ein gesegnetes sein. I. K. F. Trommer. p. Luther'« Tod (den 13. Februar 1546). Luther war, obwohl schon krank u. schwach, im Januar 1540 nach Eis- leben gerrisrt, wohin ihn die Grasen von Mansscld pur Schlichtung verschie- dener Streitigkci ni gerufen hatten. Am 17. Februar blieb er, weil er den Verhandlungen nicht mehr beiwohnen konnte, in seinem Stüblrin. Bald lag er ans seinem Ruhebette, bald ging er umher, betete u. sprach von Zeit pt Zeit einige Worte mit seinen Freunden. Unter Anderem sagte er: „Ich bin hier pt Eislrben geboren n. getauft; wie wenn ich hier bleiben sollte?" Doch ging er pun Millagümahle in da« gewöhnliche Speisezimmer, redete viel u. sagte unter Anderem, wenn er seine lieben Landesherren, die Grafen, vergleichen könne, wolle er heimgehen u. seinen Leib den Würmern pi essen geben. Vor dem Abendessen empfand er starke« Drücken aus der Must, ging aber doch, als dasselbe nachließ, pun Essen hinnnier, weil Alleinsein nicht Fröhlichkeit bringe, aß u. unterhielt sich fröhlich. Rach dem Essen klagte er wieder. Rach 10 Uhr ging er schlafen in seine Kammer u. ruhte mit natürlichem Athemhoten. Rin 1 Rhr aber weckte er den 1>r. Jona« u. sagte: „D Herr Gott! Dr. Jona, wie ist mir so übel! Mich drückt c« so hart ans der Brust! o, ich werde pr Eis- leben bleiben!" Es kamen .feist seine Freunde, seine Söhne u. der Gras mit seiner Gemahlin. Jona« me nte, ein Schweiß, der sich eingestellt hatte, werde ihn erleichtern; aber Luther erwiderte: „Ja, c« isrcin kalter, todter Schweiß; ich werde meinen Geist ausgeben, denn die Krankheit mehret sich." Auch betete er sehr inbrünstig u. rief dreimal hinter einander: „Vater, in deine Hände beseht ich meinen Geist!" Al« er immer kraftloser wurde u. wenig mehr sprach, fragte ihn Jona« mit erhobener Stimme: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum u. die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?" Darauf aut- woriete Luther ein starke« Ja; aber er verstummte dann u. sank in Schlummer. Er antwortete nicht mehr, als man seinen Rainen ries, holte tief, doch sanft, Ddcm, u. entschlief mit ineinander gefalteten Händen zwischen 2 u. 3 Rhr Rächt«, ohne einige Unruhe, Lluälung de« Leibes oder Schmrrpn des Todes, wie Janas berichtet. Pfizer. ' 15. Philipp Melanehthon (1497 bis 1560). Unter den vielen treuen u. rtihmenswerthen Gehülfen Luther’a muss unstreitig Philipp Melanchton obenan genannt werden. Mit seltenen Geiftesgabon ausgestattet, tief gelehrt, sanft u. mild war er es neben Luther, welchem wir die Reformation verdanken. Er wurde zu Bretten in Baden am 16. Febr. 1497 geboren. Sein Vater, Georg Schwarzerd, ein Bürger u. *) Sein erstes i. I. 1524 erschienenes Gesangbuch enthielt 8 deutsche Lieder, welche ihn jedoch nicht alle zum Verfasser hatten, u. zu welchen er von dem kur- fürstlichen Kapellmeister Johann Walther vortreffliche Choralmelodien fertigen ließ.

2. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 461

1871 - Zwickau : Zückler
461 hatte Melanchthon thätigen Antheil. Nicht weniger segensreich wirkten die Visitationsartikel, welche er auf Befehl des Kurfürsten Johann des Beständigen 1528 ah fasste. Sie enthielten in 18 Kapiteln die Hauptstücke des christlichen Glaubens, welche dem gemeinen Volke vor- getragen werden sollten. Besonders entschieden u. kräftig trat Melanch- thon 1529 auf dem Reichstage zu S p e i e r u. in dem Religionsgespräche zu Marburg auf. Unter diesen Spaltungen hatte der Kaiser einen Reichs- tag zu Augsburg auf das J. 1530 ausgeschrieben. Nun trug der Kur- fürst Ruthen, u. Melanchthon auf, „die Artikel der Rehre festzusetzen, von denen man nicht weichen könne.“ Dies geschah zu Torgau, u. Melanch- thon hatte die Glaubensartikel in die rechte Form zu bringen. Diese Schrift, die am 25. Juni 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg übergeben wurde, u. die Vertheidigung derselben (Apologie) trugen den Ruhm Melaneh- thon’s durch alle Ränder Europa’s. König Franz I. v. Frankreich u. Heinrichviii. von England hatten ihn in ihre Ränder eingeladen; aber beides schlug er aus Riebe zu seinem Wittenberg ab. Um die Rutheraner u. Reformirten zu vereinigen, begannen 1534 die Verhandlungen zu Kassel, wurden in Eise- nach fortgesetzt u. 1536 in Wittenberg beschlossen. Beide Theile freuten sich herzlich, als dem friedliebenden Melanchthon das Vereinigungswerk endlich gelungen war. Auf dem Convent (der Versammlung) zu Schmal- kalden 1537 setzte man abermals das evangelische Bekenntnis? fest u. lehnte die Einladung des Papstes zum allgemeinen Concil nach Mantua in Ober- italien ab. Auf einer Reife nach Hagenau im Eliäfs ward Melanchthon tödtlich krank, u. nur Rüthers Zuspruch u. kräftiges Gebet, das Gott er- hörte, erhielten ihn am Reben. Er sagte selbst: „Wäre Rüther nicht ge- kommen, so wäre ich gestorben.“ 1541 reiste Melanchthon abermals zu einem Religionsgespräch nach Worms u. später nach Regensburg, wo Ver- handlungen über die Vereinigung der Protestanten u. Katholiken gepflogen werden sollten. Doch kam keine Einigung zu Stande, u. Melanchthon musste sogar von den Seinigen bittere Vorwürfe anhören, weil er zu grosse Milde u. Nachgibigkeit gezeigt habe. Unter seiner Mitwirkung führte der greife Erzbischof Hermann zu Cöln die Reformation ein; derselbe wurde jedoch deswegen 1546 feines Amtes entsetzt. Neben diesen anstrengenden Arbeiten für Kirche u. Schule brachen auch in feiner Familie grosse Sorgen u. Bekümmernisse herein. Sein Schwiegersohn Sabinus, Professor in Königs- berg, behandelte feine geliebte Tochter Anna gar übel, bis diese 1547 starb. — Ebenso machte ihm sein geistig wenig begabter Sohn Philipp grossen Kummer. Selbst sein Verhältnis» zu Rüther wurde ziemlich locker, da ihm dieser nicht verzeihen konnte, dass er die von den Evangelischen urkundlich anerkannte augsburgifche Confesfion bei jeder neuen Ausgabe ver- bessere, verändere u. mildere. Durch des Kurfürsten Vermittelung stellte sich jedoch das alte freundliche u. freundschaftliche Verhältnise wieder her. Den grössten Schmerz bereitete ihm die Nachricht von Ruth er’s Tode; er vermochte nicht, feine Vorlesung zu halten. Bei dem feierlichen Begräb- nisse Rüther's rühmte er in einer lateinischen Rede tiefgerührt die grossen Verdienste des verblichenen Freundes u. Glaubenshelden. Alle Briefe, welche er um jene Zeit schrieb, waren von Thränen benetzt. Auch andere seiner Freunde schieden aus dem Reben, u. dies vergrößerte den Schmerz. Die bangen Sorgen um die Zukunft der Kirche u. die finstern Ahnungen sollten bald erfüllt werden. Im J. 1547 brach der schmalkaldische Krieg aus, der erst mit dem Religionsfrieden zu Augsburg 1555 endete. Melanch- thon war gezwungen, mit den Seinigen Wittenberg zu verlassen, — diese Stadt, die er liebte, wie seine Vaterstadt, u. sein Nestlein an der Elbe nannte. Er musste bald hierhin, bald dorthin fliehen. Die Universität löste sich einstweilen auf, u. Johann Friedrich der Großmüthige gerieth in Gefangen-

3. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 466

1871 - Zwickau : Zückler
46g nur schlichte Ballern waren, deilen es aber an Kraft u. Mutb nicht gebrach. Als nun der fremde König durch neue Hinrichtungen tu Stockholm sich noch mehr verhaßt gemacht hatte: da ergriffen die Dalekarlier die Waffen, stellten Gustav an die Spitze u. siegten ;u wiederholten Malen. Dadurch gewannen mich ihre übrigen Landsleute Muth u. nahmen nun mit Theil an: Kampfe zur Befrciuilg des Vaterlandes. Gustav wurde 1523 zum Könige von Schweden ausgerufen. Die Reformation, welche er besonders bei seinem Aufenthalte in Lübeck liebgewonnen hatte, führte er in seinem Reiche auf schonende u. fried liche Weise ein (1529). Dabei standen ihm vorzüglich die Brüder Olaf und Lorenz P e t e r s o n (oder Petri), die in Witteilberg bei Luther studirt hatten, mit ihrem Rathe u. ihrer Thätigkeit zur Seite. Dieser Gustav Wasa (er starb 1500) war der Großvater des berühmten Gustav Adolf, welcher der Retter der deutschen Protestailten im 30jährigen Kriege ward. Auch in Frankreich schlossen sich Viele der Reformation an. Allein schon unter dem Könige Franz I. u. noch mehr unter seinen Nachfolgern Heiil rieh Ii., Franz 11. u. Karl Ix. wurden die Reformirten, die man spvttweise auch Hugenotten nannte, heftig verfolgt. Dennoch war es in mehr als einem Kriege nicht möglich, sie gailz zu besiegen. Da wurde in der Nacht vom 23. bis 21. Aug. 1572 eine Schandthat gegen sie verübt, wie sie in der Ge schichte gesitteter Völker nicht weiter vorkommt. Weil man die Reformirten mit Gewalt nicht unterdrücken konnte: so lud man ihre Häupter zu einer da mals am Hofe stattfindenden Vermählung ein u. begegnete ihnen mit erheuchele ter Freundlichkeit. Aber in jener verhängnißvollen Nacht wurden sie überfallen u. in der Hauptstadt gegen 3000, im ganzen Reiche aber gegen 30,000 Refor mirte ermordet. Man nennt dieses entsetzliche Ereignis; die pariser. Blut Hochzeit oder B a r t h o l o mäusnach t. Dennoch konnte das protestantische Bekenntniß auch dadurch nicht ausgerottet werden. Als vielmehr im I. 1581» 'Heinrich Iv. auf den französischen Thron erhoben worden war: so verschaffte er ihnen durch das Edict (Befehl) von Nantes 1598 ungestörte Ausübung ihres Gottesdienstes. Aber Ludwig Xiv. hob, von bösen Rathgebern bewogen, 1685 dieses Edict ìvieder auf. Mit roher Gewalt suchte man die Reformirten zur römisch-katholischen Kirche ¿u bekehren, indem man ihnen Soldaten in die Häu ser legte u. durch diese sie barbarisch mißhandeln ließ. Viele aber verließen ihr unduldsames Vaterland u. fanden in Deutschland, England u. den Nieder- landen eine Zuflnchtsstätte. Auch die reformirten Gemeinden in Leipzig und Dresden sind von solchen Flüchtlingen gegründet worden. Und wohin diese kamen, dahin brachten sie außer ihrem Vermögen manche nützliche Kunst u. manches einträgliche Gewerbe. Frankreichs König aber hat durch sein Wüthen gegen die Sache des Evangeliums sich u. seinem Volke den größten Schaden gethan, indem er die Provinzen seines Reiches entvölkerte u. die gewerbfleißig sten seiner Unterthanen verjagte. Ja, er hat seinen Zweck nicht einmal erreicht. Denn trotz aller Verfolgungen gegen sie in früheren Jahrhunderten gibt es gegenwärtig noch sehr viele Protestanten in Frankreich, u. dieselben genießen, wenigstens dem Gesetze nach, obgleich sie noch vielfach beeinträchtigt werden, mit ihren katholischen Mitbürgern gleiche Rechte. Nicht geringe Kämpfe hatte die Reformation in England zu bestehen. Denn Heinrich vili, (er starb 1517) hatte sich zwar vom Papste losgesagt u. zum Oberhaupte der Kirche seines Landes erklärt (1531): aber für eine wirk- liche Verbesserung des Kirchenwescns durste Nichts geschehen. Erst unter sei- nem Sohne Eduard Vi., etwa 1552, wurde durch Bucer, Cr an m er, Peter Martyr u. A. die Reformation eingeführt. Schreckliche Zeiten kamen über ihre Anhänger unter der katholischen Königin Maria Stuart, welche mit Feuer u. Schwert gegen sie wüthete. Auf dieselbe folgte aber schon 1558 ihre Schwester Elisabeth. Unter dieser erhielt die noch gegenwärtig in England be- stehende bischöfliche Hochkirche ihre Gestalt. In der Lehre ist dieselbe

4. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 475

1871 - Zwickau : Zückler
475 „Das," spricht der Vater, „nimmt mich Wunder; wie wohl ein jeder Ort läßt Wunderdinge sehn. Wir, zum Exempel, geh'n jetzunder und werden keine Stunde geh'n, so wirst du eine Brücke seh'n, (wir müssen selbst darüber geh'n) die hat dir Manchen schon betrogen; (denn überhaupt soll's dort nicht gar zu richtig sein) auf dieser Brücke liegt ein Stein; an den stößt man, wenn man denselben Tag gelogen, u. fällt u. bricht sogleich ein Bein." Der Bub' erschrak, sobald er dies vernommen. „Ach," sprach er, „lauft doch nicht so sehr! Doch wieder auf den Hund zu kommen, wie groß sagt' ich, daß er gewesen wär"? Wie euer größtes Pferd? Dazu will viel gehören. Der Hund, jetzt fällt mir's ein, war erst ein halbes Jahr; allein das wollt' ich wohl beschwören, daß er so groß, wie mancher Ochse war." — Sie gingen noch ein gutes Stücke: doch Fritzen schlug das Herz. Wie konnt' es anders sein? Denn Niemand bricht doch gern ein Bein. Er sah nunmehr die richterische Brücke und fühlte schon den Beinbruch halb. „Ja Vater," fing er an, „der Hund, von dem ich red'te, war groß, und wenn ich ihn auch was vergrößert hätte, so war er doch viel größer, als ein Kalb." Die Brücke kommt. Fritz, Fritz, wie wird dir's gehen! Der Vater geht voran: doch Fritz hält ihn geschwind. „Ach, Vater," spricht er, „seid kein Kind und glaubt, daß ich dergleichen Hund ge- sehen: denn kurz und gut, eh' wir darüber gehen, der Hund war nur so groß, wie alle Hunde find. Geliert, nach Burkard Waldis. A nt y n t. Amynt, der sich in großer Noth befand und, wenn er nicht die Hütte meiden wollte, die hart verpfändet war, zehn Thaler schaffen sollte, bat einen reichen Mann, in dessen Dienst er stand, doch dieses Mal sein Herz vor ihm nicht zu verschließen und ihm zehn Thaler vorzuschießen. Der Reiche ging des Armen Bitten ein. Denn gleich auf's erste Wort? Ach, nein! Er ließ ihm Zeit erst Thränen ju vergießen: er ließ ihn lange trostlos stehen und oft um Gottes willen flehen und zweimal nach der Thüre gehen. Er warf ihm erst mit manchem harten Fluche die Armuth vor und schlug hierauf ihm in dem dicken Rechnungsbuche die Menge böser Schuldner auf und fuhr ihn (denn dafür war er ein reicher Mann) bei jeder Post gebietrisch schnaubend an. Dann fing er an, sich zu entschließen, dem redlichen Amynt, der ihm die Handschrift gab, auf sechs Procent zehn Thaler vorzuschießen, und dies Pro- cent zog er gleich ab. Indem daß noch der Reiche zählte, so trat ein Handwerksmann herein und bat, weil's ihm am Gelde fehlte, er sollte doch so gütig sein und ihm den kleinen Rest bezahlen. „Ihr kriegt jetzt Nichts!" — fuhr ihn der Schuld- herr an. Allein der arme Handwerksmann bat ihn zu wiederholten Malen, ihm die paar Thaler auszuzahlen. Der Reiche, dem der Mann zu lange stehen blieb, fuhr endlich auf: „Geht fort, ihr Schelm, ihr Dieb!" — Ein Schelm, ein Dieb? Das wäre mir nicht lieb. Ich werde geh'n und Sie ver- klagen: Amynt dort hat's gehört. — Und eilends ging der Mann. „Amynt," — fing d rauf der Wuch'rer an — „wenn sie Euch vor Gerichte fragen: so könnt ihr mir ja zu ^Gefallen sagen, Ihr hättet Nichts gehört. Ich will auch dankbar sein und Euch statt zehn gleich zwanzig Thaler leih'n. Denn diesen Schimpf, den er von mir erlitten, ihm auf dem Rathhaus ab- zubitten: dies würde mir ein ew'ger Vorwurf sein. Kurz wollet Ihr mich nicht als Zeuge kränken: so will ich Euch gleich zwanzig Thaler schenken; so kommt ihr gleich aus Eurer Noth." Herr, sprach Amynt, ich habe seit zwei Tagen für meine Kinder nicht satt Brod. Sie werden über Hunger klagen, sobald sie mich nur wieder seh'n. Es wird mir an die Seele' geh'n. Die Schuldner werden mich aus meiner Hütte jagen: allein ich will's mit Gott ertragen. Streicht Euer Geld, das ihr mir bietet, ein und lernt von mir die Kunst, gewissenhaft zu sein. Gellert. 31*

5. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 422

1871 - Zwickau : Zückler
422 liehe 'Verminderung der Streitkräfte abgerechnet, dieser Umstand leicht die gänzliche Niederlage der Schweden nach sich zielien. Allein Gustav Adolph hatte die Möglichkeit eines solchen Ereignisses in feine Berechnungen auf- genommen; er entsendete aus der Mitte, was entbehrlich war, rasch nach dem bedrohten Punkte, wo Gustav Horn bereits mit den Schweden einen Haken bildete, wodurch ein Ausrollen oder Umgehen der Linie verhindert wurde. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich die Überlegenheit der beweg- lichern, zweckmässiger eingerichteten u. besser geübten schwedischen Ba- taillone u. ihres geschicktem Feuers, welches in Verbindung mit den leich- ten , ledernen Kanonen den unbehülflichen kaiserlichen Truppen • äusserst verderblich wurde. Vergebens stürmten Tilly’s zahlreiche Schaaren gegen den schwedischen Haken; der Kamps war hartnäckig, entschied aber nichts. Dagegen gewann Banner auf dem rechten Flügel immer mehr Boden, nahm die Höhen von Wiederitzsch, u. die kaiserliche Hauptbatterie kam der Stellung der Kaiserlichen in den Bücken u. trieb ihre sich immer dichter verwirrenden Massen vor sich her in das Gehölz, welches rechts von Wiede- ritzsch, gegen die dübener Strasse zu, liegt. Hierdurch wurde es dem schwe- dischen Mittelpunkte u. linken Flügel leichter, ebenfalls nachzurücken, u. so wüthete der Kampf bei jenem Gehölz am einbrechenden Abende noch eine Zeit lang. 6000 Wallonen, in keiner Schlacht besiegt, wollten sich nicht ergeben, sondern lieber fallen. Tilly selbst ward halb bewusstlos von seinen Getreuen aus der Schlacht gerettet. Ein schwedischer Rittmeister, der lange Fritz genannt, hätte ihn beinahe noch aus dem Wege nach Halle gefangengenommen. Nach Leipzig floh jetzt, was das Schwert der Schweden verschonte. Vier Stunden hatte die eigentliche Schlacht gewährt; von Tilly’s Heer, 35 bis 40000 M. stark, waren 800.0 geblieben, 3000 gefangen. Die Furcht vor seiner Unbesiegbarkeit u. alle Früchte seiner früheren Siege waren dahin. Dem Protestantismus im nördlichen Deutschland war nun die Fortdauer gesichert, u. der Weg nach München und Wien geöffnet. Das schwedische Heer zählte kaum 26000 Streiter, wovon 6-7000 grössten theils neugeworbene sächsische Kuiegsvölker, unter einem Anführer ohne Erfahrung, zu Anfange des Gefechtes wichen. Gustav Adolphs Feldherrntalent, die Gewandtheit, u. der ritterliche Muth seiner Truppen errangen den Sieg gegen die Übermacht. Die Gestalt des Schlachtfeldes bei Breitenseid hat sich seitdem im Wesentlichen wenig verändert; eine Menge Hügel, unter welchen, der Sage der Landsleute nach, die Gebeine der Gebliebenen ruhen, deuten den Umriss an, u. man kann sich leicht die Baubtbewegungon der Schlacht vergegenwärtigen. — Elf Jahre später, am 2. Nov. 1642, schlug bei Leipzig Torsten tön die kaiserlich-sächsischen Truppen unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm u. Piccolomini. Beide Theile hatten den ganzen Sommer über in Schlesien gegen einander gestanden, wurden aber endlich wegen Mangels an Unter- halt genöthigt, das Land zu räumen. Die Schweden zogen sich nach Sachsen, um Winterquartiere zu suchen, u. langten am 16. Oct. vor Leipzig an, welches sogleich belagert wurde. Die kais.-sächs. Truppen waren in einem Parallelmarsche gefolgt, konnten jedoch erst am 21. Oct. über Wurzen zum Entsätze Leipzigs anlangen, wo Torstenson bereits einen Sturm gegen das Schloss unternommen u. eine tüchtige Bresche hatte legen lassen. Als er bemerkte, dass feine Gegner ihn im Kücken bedrohten, hob er zwar die Belagerung auf, u. begnügte sich, die Stadt blockirt zu halten, zog aber am 28. Oct. (alten Stils) feine Truppen zum Gerberthore hinaus u. griff die Kaiserlichen bei Wiederitzsch plötzlich so ungestüm an, dass ihr linker Flügel trotz aller Anstrengungen ihres Anführers auseinanderstob, u. bald ihre ganze Linie ausgerollt wurde. In 3 Stunden war das Treffen bei Breiten- feld entschieden, u. das kaiserliche Geschütz u. Gepäck erobert. Die Be-

6. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 227

1871 - Zwickau : Zückler
227 troffen. Die deutsche Leinwand, besonders die tausitzer, die schlesische u. die westphälische, behauptet den ersten Rang; nur die Bleiche gelingt den Holländern besser. Unsere Tücher u. wollenen Zeuge (vom Niederrheine u. Sachsen) halten den Vergleich mit allen fremden aus. Die Seiden manufacturen in Crefeld, Elberfeld u. Berlin rc. sind sehr wichtig u. wett eifern mit denen Frankreichs. Unsere Eisenwaaren sind fast so gut, wie die englischen, besonders Waffen (Klingen von Solingen u. Büchsen) sind un- übertroffen , die preußischen und sächsischen Arbeiten von Gußeisen be wundernswerth. Gold- u. Silberarbeiten werden vorzüglich in Augsburg, Dresden, Berlin und Breslau gemacht. Das Porcellan, besonders von Meißen u. Berlin, ist vorzüglich schön von Farbe, Form u. Malerei; es übertrifft an innerer Güte selbst das französische, dessen Vergoldung jedoch vorgezogen wird. Glaswaaren liefern mehre Länder. Die Bierbrauereien u. Branntweinbrennereien sind bedeutend. Unser Papier kommt dem eng- lischen nahe. Die nürnberger, seiffener u. thüringischen Spielwaaren zeugen von Erfindungsgeist; sie gehen in weite Länder. Die schwarzmälder höl- zernen Wanduhren und seit 1823 die zu Karlsfeld in Sachsen verfertigten finden sowohl in Europa, als auch in Amerika Absatz. Musikalische In- strumente werden nicht nur sehr schön, sondern auch so gut u. trefflich in Deutschland gearbeitet, daß kaum ein anderes Land damit in Vergleichung zu stellen ist. Von ausländischen Producten wird die Baumwolle in Sach- sen, Schlesien und in der preußischen Rheinprovinz nicht minder gut, wie in England von den Webern u. Strumpfwirkern verarbeitet; Rohrzucker ivird in Hamburg für den großen Bedarf raffinirt. Heilmittel aus Amerika, z. B. Chinarinde, werden in den chemischen Fabriken zu Frank- furt, Stuttgart, Berlin u. Leipzig am besten bereitet. Unserberg- u.hüttenbau im Erzgebirge u. im Harz dient andern Völkern zum Muster. Russen, Spanier und Portugiesen haben erst durch deutsche Bergleute, namentlich durch sächsische, ihren Reichthum in Sibirien u. Amerika schätzen gelernt. — Zu einem so lebhaften Handel, wie ihn England treibt, sind wir theils durch unsere von der Seeküste meistens zu entfernte Lage nicht berufen, theils hat Deutschland nicht genug Seeuser. Es haben sich ihm aber auch andere Hindernisse entgegengestellt, z. B. der Mangel an Kanälen u. guten Häfen, langwährende Kriegsnoth, Zerthei- lung Deutschlands in viele, nicht immer einverstandene Staaten, bis jetzt Verschiedenheit in Münzen, Maß u. Gewicht rc. die England u. Holland nicht kennen. Demungeachtet erstreckt sich der Handel vieler Städte nicht nur über Europa, sondern auch auf andere Erdtheile, namentlich Amerika. Seehandel haben an der Nordsee: Altona, Hamburg, Bremen u. Emden; an der Ostsee: Kiel, Lübeck, Stralsund, Wismar, Rostock, Stettin, Kolberg, Danzig, Elbing u. Königsberg. Der Land Handel wird begünstigt durch die geographische Lage Deutschlands in der Mitte von Europa, durch gute Straßen, durch ein mit jedem Jahre sich vergrößerndes Eisenbahnnetz, durch den im Jahre 1834 errichteten deutschen Zollverein; durch treffliche Post 15*

7. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 228

1871 - Zwickau : Zückler
228 cinrichtungen, durch Messen, Banken, Versicherungsgesellschaften re. Fol- gende Städte treiben besonders Landhandel: Frankfurt a. M., Mainz, Cöln, Elberfeld indem Stromgebiete des Rheins; Braunschweig und Kassel im Wesergebiet; Leipzig, Naumburg, Chemnitz, Magdeburg, Berlin in dem der Elbe; Frankfurt a. d. O. u. Breslau in dem der Oder; Ülm, Augsburg, Nürnberg u. Negenburg im Gebiete der Donau. 28. Einwohner. Sprache. Religion. Dar deutsche Fleiss lässt viele Mensohen (40 Mill.) auf einem kleinen Raume zusammenleben. Der Flächonraum von Deutschland beträgt 9882 Qm. Es kommen demnach im Durchschnitte beinahe 4050 und in dem sabrikreicben Sachsen sogar mehr, als 8800 Einwohner auf 1 Qm. In den fruchtbaren Ländern von Württemberg, Baden, Nassau, Gross* herzogthum Hessen u. Sachsen-Altenburg Übersteigt ihre Zahl 4000, in Hannover dagegen u. Meckjcnburg-Strelitz nur etwas über 2000. Dem deutschen oder germanischen Volksstamme gehören 38 Millionen an. Diese reden in den untern (’lassen im Norden die nieder- oder platt- deutsche, im Süden die oberdeutsche Sprache, welche letztere dem Hoch- oder Schriftdeutsch der Gebildeten am nächsten kommt. Die deutsche Sprache ist eine Stammsprache. Zu den Slaven gehören die Kassubon in Pommern u. die Wenden in der Lausitz. Sie reden Mundarten der slavischen Sprach#, neben welcher jedoch die deutsche bei den Gebildeteren immer mehr Raum gewinnt. 400000 Franzosen u. Wallonen wohnen an der West- u. nordwestlichen Grenze des Rheins u. im Eisass u. in Lothringen. — Etwa 15 Mill. Deutsche bekennen lieh zur römisch-katholischen Kirche, die im Süden Deutschlands vorherrscht. Die übrigen 25 Mill. sind evangel.-luther. u. reformirte; auch findet man gricch. -katholische Christen. Deutich-Ka- tholiken (gegen 10000), Herrnhuter; nicht bedeutend sind die Menno- niten, Quäker, Wiedertäufer. Der Unterschied zwischen Lutheranern u. Rcformirten hat längst seine Bedeutung verloren u. ist in vielen Län- dern seit 1817 auch dem Namen nach aufgehoben. Aus der protestan- tischen Kirche ist dadurch eine evangelische geworden. Über alle Staaten zerstreut leben ungefähr 11|^¿ Mill. Juden u. Dissidenten etc. Die Tracht ist nur in wenigen Gegenden noch rein national u. beständig, in den meisten mit andern Trachten gemischt, doch zweckmässig u. werthvoll. Geistiger Zustand der Deutschen. , Jedes Volk nimmt gewöhnlich einen Vorzug ganz besonders für sich in Anspruch. Der Engländer hält sich für das unerreichte Muster in Dingen des Handels, der Fabrikation u. des Seewesens (der Marine). Der Franzose thut sich aus seine Freiheitsliebe, Tapferkeit, leinen An- stand u. Geschmack viel zu gut. Der Italiener glaubt der beste Sänger u. feinste Kunstkenner zu sein. In mehren ihnen gleich, übertrifft das

8. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 251

1871 - Zwickau : Zückler
251 Eisenach liegt (1243 F. über d. Meere) die Wartburg, von dem Land grafem von Thüringen Ludwig dem Springer 1067 erbaut. 1207 der „Sängerkrieg" auf der Wartburg, d. i. der Wettstreit, der am Hofe des Landgrafen Hermann v. Thüringen zwischen daselbst anwesenden Dichtern Statt gefunden haben soll. Luther wohnte hier vorn 4. Mai 1521 bis zum 27. Febr. 1522. — Kreuzburg, l. a. d. Werra, 2500 E. In der Nähe ist seit 1716 die Saline (das Salzwerl) Wilhelmsglücksbrunn. — Ruhla 2000 E., ein gewerbreicher Ort. (Die zweite Hälfte des Ortes gehört zu Gotha.) 34. Das Herzogthum Braunfchweig hat 6 7 Qm. u. 300000 meistens evangelische E. Sie reden theils platt-, theils hochdeutsch. Es besteht aus 3 größern u. mehren kleinen Theilen. Der südl. Landstrich ist gebirgig (Harz), stark bewaldet u. dem Ackerbau weniger günstig; desto wichtiger aber der Bergbau. Der nördliche Theil ist eben u. theils fruchtbar, theils sandig. Fabriken sind außer der Hauptstadt wenig; aber wichtig ist die Leinweberei. Der Handel ist nicht unbedeu- tend. Geschichtliches: Braunschweig u. Hannover machten bis zum Jahr 1546 nur einen Staat aus. Als Heinrich der Löwe (aus den: wölfischen Hause) 1179 in die Reichsacht erklärt worden war u. seine Besitzungen verloren hatte, blieb ihm nur noch das Herzogthnm Braun- schweig u. ein Theil Hannovers. Durch die Theilung i. I. 1569 ent- standen die beiden Linien: Braunschweig-Wolfenbüttel u. Braunschweig- Lüneburg oder Hannover. Das letztere erhielt 1692 die Kur- u. 1814 die Königswürde. 1714 wurde der Kurfürst Georg Ludwig zugleich König v. England. — Braunschweig, in einer freundlichen Gegend, a. der Ocker, mit 50000 E., ist die Hst. u. Res. Taubst. Zuchthaus. Fabr. u. bed. Hdl. (2 Messen.) Bekannt ist die Mumme (eine starke Art Bier); beliebt sind die Schlack- oder Mettwürste u. die Honig- oder Pfefferkuchen. Braunschweig war einst die Residenz Heinrich's des Löwen. Bon dem braunschweiger Steinmetz u. Bildschnitzer Jürgens ist i. I. 1530 das Spinnrad erfunden worden. — Wolfenbüttel, an der Ocker, 10000 E. Zuchthaus. Fabr. Es hat eine der. starke Bibliothek, an welcher Lessing v. 1170 bis 1781 angestellt war. — Helmstädt, 7000 E. Hdl. Ein Gesundbrunnen in der Nähe. — Lutter, am Barenberge, Df. mit 1500 E. Hier erfocht Tilly 1626 einen Sieg über die Dänen unter Christian Iv. — Blankenburg, am Unterharze, 4000 E. Dicht bei der Stadt ist die Teufelsmauer, ein bis in die Nähe v. Ballenstädt sich erstreckendes Quadersandstein-Riff. — Rü beland, Dorf a. d. Bode, 400 E., hat Eisenhütten u. einen Mar- morbruch. In dem nahen Kalksteingebirge befinden sich die merkwürdigen Tropfsteinhöhlen: die Baumanns- u. Bielshöhle. Das Herzogthurn Anhalt hat 43 */2 Qm. u. 171300 E. Der Boden ist, bis auf den Theil, welcher an den Harz stößt, völlig

9. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 257

1871 - Zwickau : Zückler
257 wegen Hamburg u. Lübeck einen Bund (Hansa genannt), dem in der Folge eine gr. Anzahl v. Städten des nördl. Europas beitraten. Seit 1630 verblieben dem Bunde nur noch Hamburg, Lübeck u. Bremen. Sie werden durch Senate, die aus der Bürgerschaft gewählt sind, regiert. 37. Das Riesengebirge. Längs der Ostseite Böhmens u. der Westseite Schlesiens erhebt sich das majestätische Niesengebirge mit seinen weiten Verzweigungen u. seinen schäumenden Gewässern, die, in schwachen Bächen den steilen Felsengipfeln entquellend, bald als mächtige Flüsse den fernen Meeren zuströmen. Viele Wanderer eilen alljährlich während der sommerlichen Zeit dieser Zierde ostdeutscher Gauen zu, sei es, um an seinem Fuße in heilkräftigen Bädern die geschwundene Gesundheit wiederum zu erstarken, oder um aus Liebe zur Natur- oder Alterthumskunde, in dessen romantische Gegenden mit seltenen Naturproducten und Gebirgsformationen, wie mit denkwürdigen Burgruinen und ergötzlichen Sagen, ihre Schaulust und Wißbegierde zu befriedigen; oder um aus Eifer für gewerbliches Fortschreiten in zahlreichen gerühmten Fabrikorten die Ergebnisse neuer industrieller Einrichtungen zu betrachten. Oder sei es, um an den mannigfachen Naturschönheiten sich neue Ideale zu poetischen oder malerischen Schöpfungen zu gewinnen, oder endlich auch ohne solche Zwecke, vielleicht nur um nach mühsamer u. entkräftigender Geistesarbeit, oder Erduldung eines herben Geschicks, an den Reizen der so reich begabten Gegend, mit ihren echt deutschen, fleißigen u. fröhlich biedern Bewohnern, sich erhöhten Lebensmuth u. beglückenden Frohsinn von Neuem zu erholen. Alle aber werden das Gebirge nach allen seinen wichtigsten Eigenthümlichkeiten beschauen und immer weiter hinauf besteigen, um dann sich der entzückendsten Gegenden zu erfreuen, u. die riesigen Gründe mit ihren grotesken Felsengebilden u. schäumen- den Wasserfällen zu bewundern, welche die reiche Natur seit ihrer Ur- schöpfung noch unverkünstelt durch des Menschen Hand, in ihrer Größe u. Erhabenheit und in noch ungezählten romantischen An- u. Aussichten, dem geist- u. gefühlvollen Wanderer 511 gewähren bereit ist. Wer einen mühsamen, schmalen und steilen Weg nicht scheut, wird den erhebendsten Gipfel jenes Berges zu erklimmen suchen, um von der höchsten Höhe des Osten Deutschlands dann hinabzuschauen auf die frucht- baren Auen Schlesiens bis zu den polnischen Ebenen hin, wie auf Land- striche des kesselartig begrenzten Böhmens u. auf seine thurmreiche Haupt- stadt, selbst auf Orte u. Höhen der beiden Lausitzen u. des entfernten Königreiches Sachsen. Denn dieses Panorama, wohl eines der reizendsten u. umfangreichsten der deutschen Lande, mit einem Umkreise von 20 bis 30 Meilen, mit sehr vielen Bergen u. Flüssen, wie Städten u. Dörfern, bei deren wechselnden: Erblicken man sich in ihre Nähe, um mit dort wei- lenden Freunden in wundersame geistige Berührung versetzt wähnt, — m. 17

10. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 327

1871 - Zwickau : Zückler
327 Israeliten (2108) besitzen schöne Synagogen(Tempel) zu Dresden u. Leipzig. — Die höchste Behörde für das Kirchen- u. Schulwesen aller Religions- gesellschaften bilden das Ministerium des Cultus u. öffentlichen Unterrichts, u. in gewissen Fällen die in den Angelegenheiten der evangelischen Kirche (in Evangelien) beauftragten Staatsminister. 8. Negierung. Über die Einrichtung unseres Staates merke dir Folgendes! Der König ist das Oberhaupt des Staates, u. die Leitung u. Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten ist von ihm den Staatsministern über- tragen. Die einzelnen Ministerien sind folgende: 1) Das Ministerium der Justiz, in dessen Hand die oberste Aufsicht über die Rechtspflege liegt. Unter ihm stehen zunächst das Oberappellationsgericht zu Dresden, die Appellationsgerichte der 4 Regierungsbezirke u. die königlichen Bezirksgerichte u. Gerichtsämter. 2) Das Ministerium der Finan- zen, welches die gesammte Einnahme u. Ausgabe des Staates verwaltet. Jene kommt von den dem Staate gehörigen Grundstücken, Waldungen, Flößen, Jagden, Bergwerken, von dem Postwesen, den Eisenbahnen, dem Chausseegelde u. Salzverkaufe, sowie von den theils auf die Grundstücke der Staatsbürger, theils auf Gegenstände des Verbrauchs gelegten Steuern. Sie wird als Ausgabe zuin Unterhalt des königlichen Hauses, der öffent- lichen Anstalten u. Beamten, des Heeres u. zur Tilgung der Staatsschul- den verwendet. 3) Das Ministerium des Innern. Unter seiner Obhut stehen alle auf Sicherheit, Ordnung u. Gewerbe der Einwohner bezüg- lichen Anstalten, also unter andern auch das Corps der Gensdarmen u. die Straf- resp. Correctionsanstalten zu Waldheim (seit 1716) u. Zwickau (seit 1775), die Correctionsanstalten zu Voigtsberg bei Ölsnitz im Voigt- lande u. zu Hohnstein bei Pirna (für Männer), sowie die Strafanstalten für weibliche Sträflinge zu Hubertusburg bei Mutzschen u. zu Hoheneck bei Stollberg (für Weiber) u. Sachsenburg bei Frankenberg für jüngere Sträflinge beiderlei Geschlechts. 4) Das Ministerium des Krieges, wel- ches die hinsichtlich des Heeres nöthigen Anordnungen trifft. Unsere Armee besteht nämlich ungefähr aus 68000 Mann Fußvolk (Infanterie) u. 1 Jäger-Brigade, Reiterei (Cavallerie) u. Artillerie. Überdies gibt es in Sachsen auch eine Festung, den Königstein. 5) Das Ministerium des Cultus u. öffentlichen Unterrichts. 6) Das Ministerium der aus- wärtigen Angelegenheiten, welches die Verhandlungen unseres Staates mit anderen Saaten durch Gesandte leitet. 7) Das. Ministerium des königlichen Hauses. — Unter den Ministerien der Justiz, der Finanzen, des Innern, des Kriegs u. des Cultus stehen die 4 Kreis- directionen, welche zu Dresden, Leipzig, Zwickau u. Bautzen ihren Sitz haben. Die Bezirke der Kreisdirectionen sind wieder in 15 A m t § h au pt m a n n sch a ft e n eingetheilt. — In wichtigen Angelegenheiten wird ein Staats rath zusammenberufen, welchen die Staatsminister u.
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