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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 280

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
280 Der Herr Professor hatte sich an seiner Frau Gemahlin ge- rächt und; ohne ihr Wissen und ihren Willen den unglückseligen Kaffeesack bei seinem Freunde in Göttingen zurückgelassen. Förster. 141. Vom Fostwesen. Große Veränderungen hat das vergangene Jahrhundert auf den verschie- densten Gebieten der Industrie, des Handels und des Verkehrs gebracht. Die Industrie verwertete die zahlreichen Erfindungen und Entdeckungen und erlangte dadurch eine Vielseitigkeit und Vollkommenheit, die man noch vor wenigen Jahrzehnten nicht für möglich gehalten hätte. Handel und Verkehr wußten sich die Errungenschaften der Industrie zunutze zu machen, brachten die entferntesten Gegenden in Beziehung zueinander und trugen so zum wirtschaftlichen Aufschwünge ganzer Nationen bei. Mit dieser fort- schreitenden Entwicklung entfaltete sich das Postwesen in gleichem Schritte, indem es, den größeren Anforderungen entsprechend, immer schneller und pünktlicher arbeitete und sich somit leistungsfähiger erwies. Wohl stand es um das Postwesen das ganze Mittelalter hindurch noch sehr schlimm. Boten zu Fuß trugen die Briefe, Befehle, Nachrichten aller Art von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, wobei sie in der Regel in jedem Wirtshause einkehrten. Dadurch vernachlässigten sie ihren Boten- dienst und das Vertrauen in ihre Gewissenhaftigkeit ging verloren. Mit dem Jahre 1516 sollte es anders werden. Der damalige deutsche Kaiser Maximilian I. war mit Italien, Ungarn und den Niederlanden in Krieg ver- wickelt. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so notwendig wie an der anderen. Als er nun einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß er nicht an allen Orten gleichzeitig sein könnte, daß aber die Boten, die seine Briefe und Befehle in alle Gegenden tragen sollten, recht gleich- gültig wären, da trat einer seiner Hofherren namens Taxis mit dem Aner- bieten hervor die kostenfreie Beförderung sämtlicher kaiserlichen Briefe und Befehle zu übernehmen, wenn ihm das ausschließliche Recht zur Aus- übung und Ausbreitung der neuen Beförderungsart sowie die gesamten daraus entspringenden Einkünfte zuerkannt würden. Maximilian ging auf diesen Vorschlag ein und erteilte dem Hause Taxis dieses Vorrecht, das zunächst nicht bedeutend erschien, in den späteren Jahrhunderten sich jedoch als eine wahre Goldgrube erwies. So brachte es schon 1588 — nach 72- jährigem Bestehen — seinem glücklichen Inhaber einen Reingewinn von 100000 Dukaten, eine für die damalige Zeit unerhörte Summe. Die erste Linie dieser Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Sehr bald erweiterten die Taxis diese erste Linie durch Abzweigungen nach Frankreich, Hamburg, Mailand, Venedig, ja bis nach Rom und errichteten in den wichtigsten Städten und Grenzorten Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe sowie zum Wechseln der Pferde. Nur kurze Zeit jedoch sollte diese günstige Entwicklung des Post- wesens andauern. Mit dem Beginne der Schrecken und Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges geriet es in einen jämmerlichen Zustand, so daß

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 390

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
390 Müncheners: „Ha, Maxl, weil nur du da bist!", die Max Iv. ent- gegenklangen, als er am 12. März 1799 als Kurfürst in München einzog, hinter ihm lag ein schlichtes, teils in der französischen Krmee teils in stiller Zurückgezogenheit verbrachtes Prinzenleben, vor ihm ein zerrüttetes Ltaatswesen, um ihn jubelte erwartungsvoll ein Volk, das sich nach Ordnung und Freiheit sehnte, weiter draußen zankten sich in einem zerrissenen Deutschland selbstsüchtige deutsche Brüder, noch weiter draußen verhallten eben die letzten Schrecken der Revolution und über alle dem schwebte der blutige Stern Napoleons. Österreich stand noch immer mit seinen verschleierten Plänen im Hinterhalt, den Augenblick erlauernd, der ihm günstig sein sollte Bayern unter seine Herrschaft zu bringen. Rber Max und sein wach- samer Minister Montgelas beobachteten die österreichischen Umtriebe. Für das schwache Bayern war nur Kettung beim „Herrn der Welt", bei Napoleon, „wer könnte mich tadeln, wenn ich jetzt mit Frankreich unterhandelte?" sagte Max damals. Km 25. Kugust 1805 schloß er mit Napoleon ein Waffenbündnis ab. Des Starken Schutz, ein be- deutender Sänderzuwachs und die Königswürde waren des Korsen Gegenleistung. Diese Tat, heute getan, wäre eine undeutsche zu nennen,- in jener Zeit aber, wo es vor lauter Selbstsucht kein Deutschland mehr gab, war sie eine Friedenstat. Zum zweiten Male war die Selb- ständigkeit Bayerns gerettet. Durch das Bündnis mit Bonaparte vor den Gelüsten Österreichs gesichert, konnte Max nun seinem Bayerlande innere Ordnung brin- gen. Dabei war „Siebe und Sicht sein erstes Gebot", Bayerntreue seine starke Stütze und Montgelas sein weitblickender Gehilfe. Kls König wollte er nun halten, was er schon als Kurfürst in schwankender Zeit versprochen: „Zur Zeit, wo den Staaten große und gefährliche Erschütterungen drohen, müssen Staatsgebrechen schnell und mit Ent- schlossenheit geheilt werden durch Gesetzgebung." Bayern mangelte eine einheitliche, übersichtlich geordnete Verwaltung,- vergeblich suchte man Schulen, wissen und Bildung,- durch Zunftzwang und Zollwesen geknechtet und gesperrt, lagen Gewerbe, Handel und Verkehr danieder; das Bauernmark verkümmerte unter der Seibeigenschaft und auf dem ganzen Sande lastete der Druck ungeheurer Schulden,- von Westen drang der verwirrende Kuf nach Freiheit und Gleichheit. Überall tat Ord- nung not. — wo da zuerst beginnen? So mag Max sich oft gefragt haben. — was heute zu Bayern gehört, bestand in dieser Zeit aus etwa achtzig verschiedenen Gebieten. Herzogtümer, Fürsten-

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 284

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
284 für Deutschland in die Hände. Kühnen Muts wagten sich hanseatische Kaufleute ohne den Schutz einer vaterländischen Flotte über das Weltmeer und gründeten überall Handelsniederlassungen. Die Wie- dergeburt Deutschlands auf den blutigen Schlachtfeldern Frankreichs hat einen gewaltigen Aufschwung des deutschen Wirtschaftslebens ermöglicht. Großbritannien ist zwar an der Spitze der Welthandels- staaten geblieben, aber Deutschland, das hinter Frankreich und den Vereinigten Staaten zurückstand, ist jetzt an die zweite Stelle ge- treten. Deutsche Reichsangehörigen sind jetzt überall zu finden auf dem weiten Erdenrund, an allen Küsten haben sie Niederlassungen, im Inneren ferner Länder entstehen deutsche Ackerbaukolonien. In Ost- und Westafrika, Polynesien und China verfügen wir über Schutzgebiete, wirtschaftliche und politische Stützpunkte und Außen- werke des Reiches. Diese wertvollen Errungenschaften würden ohne den Schutz des Reiches bald verloren gehen. Eine Festlandsmacht wie Deutsch- land kann über Millionen von Soldaten verfügen und doch ihres Anteils an der Weltwirtschaft beraubt werden, wenn nicht eine starke Kriegsflotte dem Gegner zur See ein unüberwindliches Boll- werk entgegenstellt. Sie hat die Aufgabe das Ansehen des deutschen Namens und die Reichsgewalt in fremden Meeren zu verkörpern» Leben und Eigentum deutscher Landsleute an Ort und Stelle zu sichern und die Verbindung mit dem Mutterlande aufrecht zu er- halten. Aber die Kriegsflotte hat noch eine höhere Pflicht zu erfüllen. Auch im Vaterlande selbst ist eine starke Seemacht für die gedeih- liche Entwicklung und die Blüte der Volkswirtschaft unentbehrlich. Schon ihr Dasein allein ist eine Mahnung zum Frieden, eine Warnung gegen Ruhestörer. Bei einem feindlichen Angriff aber schützt die deutsche Schlachtflotte nicht nur die heimischen Küsten vor Landung feindlicher Truppen oder der Beschießung von Hafenstädten, sondern sie erfüllt auch die Aufgabe das wirtschaftliche Leben der Nation im Gange zu erhalten. Gelingt es dem Feinde durch eine Blockade die Aus- und Einfuhrwege zu sperren, so sind die großen Blutadern im wirtschaftlichen Organismus des Reiches unterbunden. Das kleinere Übel wäre dann noch das Aufhören der Ausfuhr, obwohl wir damit einen großen Teil unseres auswärtigen Handels verlieren würden. Dieser Verlust würde aber nach dem Kriege bei dem eben herrschen- den scharfen Wettkampf auf dem Weltmärkte schwerlich sobald wieder gutzumachen sein. Noch größer aber wäre das Verhängnis, das im Fall einer Blockade unsere Gewerbetätigkeit, Industrie und Landwirtschaft, ja unser gesamtes Volksleben treffen müßte. Das deutsche Volk war bis vor kurzem noch eine ackerbau- treibende Nation. Die Neuzeit hat darin eine Wendung gebracht. Deutschland entwickelt sich mit schnellen Schritten zum Industrie- staat wie England. Wir erzeugen gegenwärtig schon auf eigenem Boden kaum für drei Viertel unserer Bevölkerung genügende Nah- rungsmittel. Der fehlende Bedarf an Körnerfrüchten, Vieh, Fleisch^,

4. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 280

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
280 Der Herr Professor hatte sich an seiner Frau Gemahlin ge- rächt und: ohne ihr Wissen und ihren Willen den unglückseligen Kaffeesack bei seinem Freunde in Göttingen zurückgelassen. Förster. 141. Vom Postwesen. Große Veränderungen hat das vergangene Jahrhundert auf den verschie- densten Gebieten der Industrie, des Handels und des Verkehrs gebracht. Die Industrie verwertete die zahlreichen Erfindungen und Entdeckungen und erlangte dadurch eine Vielseitigkeit und Vollkommenheit, die man noch vor wenigen Jahrzehnten nicht für möglich gehalten hätte. Handel und Verkehr wußten sich die Errungenschaften der Industrie zunutze zu machen, brachten die entferntesten Gegenden in Beziehung zueinander und trugen so zum wirtschaftlichen Aufschwünge ganzer Nationen bei. Mit dieser fort- schreitenden Entwicklung entfaltete sich das Postwesen in gleichem Schritte, indem es, den größeren Anforderungen entsprechend, immer schneller und pünktlicher arbeitete und sich somit leistungsfähiger erwies. Wohl stand es um das Postwesen das ganze Mittelalter hindurch noch sehr schlimm. Boten zu Fuß trugen die Briefe, Befehle, Nachrichten aller Art von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, wobei sie in der Regel in jedem Wirtshause einkehrten. Dadurch vernachlässigten sie ihren Boten- dienst und das Vertrauen in ihre Gewissenhaftigkeit ging verloren. Mit dem Jahre 1516 sollte es anders werden. Der damalige deutsche Kaiser Maximilian I. war mit Italien, Ungarn und den Niederlanden in Krieg ver- wickelt. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so notwendig wie an der anderen. Als er nun einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß er nicht an allen Orten gleichzeitig sein könnte, daß aber die Boten, die seine Briefe und Befehle in alle Gegenden tragen sollten, recht gleich- gültig wären, da trat einer seiner Hofherren namens Taxis mit dem Aner- bieten hervor die kostenfreie Beförderung sämtlicher kaiserlichen Briefe und Befehle zu übernehmen, wenn ihm das ausschließliche Recht zur Aus- übung und Ausbreitung der neuen Beförderungsart sowie die gesamten daraus entspringenden Einkünfte zuerkannt würden. Maximilian ging auf diesen Vorschlag ein und erteilte dem Hause Taxis dieses Vorrecht, das zunächst nicht bedeutend erschien, in den späteren Jahrhunderten sich jedoch als eine wahre Goldgrube erwies. So brachte es schon 1588 — nach 72- jährigem Bestehen — seinem glücklichen Inhaber einen Reingewinn von 100000 Dukaten, eine für die damalige Zeit unerhörte Summe. Die erste Linie dieser Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Sehr bald erweiterten die Taxis diese erste Linie durch Abzweigungen nach Frankreich, Hamburg, Mailand, Venedig, ja bis nach Rom und errichteten in den wichtigsten Städten und Grenzorten Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe sowie zum Wechseln der Pferde. Nur kurze Zeit jedoch sollte diese günstige Entwicklung des Post- wesens andauern. Mit dem Beginne der Schrecken und Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges geriet es in einen jämmerlichen Zustand, so daß

5. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 284

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
284 für Deutschland in die Hände. Kühnen Muts wagten sich hanseatische Kaufleute ohne den Schutz einer vaterländischen Flotte über das Weltmeer und gründeten überall Handelsniederlassungen. Die Wie- dergeburt Deutschlands auf den blutigen Schlachtfeldern Frankreichs hat einen gewaltigen Aufschwung des deutschen Wirtschaftslebens ermöglicht. Großbritannien ist zwar an der Spitze der Welthandels- staaten geblieben, aber Deutschland, das hinter Frankreich und den Vereinigten Staaten zurückstand, ist jetzt an die zweite Stelle ge- treten. Deutsche Reichsangehörigen sind jetzt überall zu finden auf dem weiten Erdenrund, an allen Küsten haben sie Niederlassungen, im Inneren ferner Länder entstehen deutsche Ackerbaukolonien. In Ost- und Westafrika, Polynesien und China verfügen wir über Schutzgebiete, wirtschaftliche und politische Stützpunkte und Außen- werke des Reiches. Diese wertvollen Errungenschaften würden ohne den Schutz des Reiches bald verloren gehen. Eine Festlandsmacht wie Deutsch- land kann über Millionen von Soldaten verfügen und doch ihres Anteils an der Weltwirtschaft beraubt werden, wenn nicht eine starke Kriegsflotte dem Gegner zur See ein unüberwindliches Boll- werk entgegenstellt. Sie hat die Aufgabe das Ansehen des deutschen Namens und die Reichsgewalt in fremden Meeren zu verkörpern, Leben und Eigentum deutscher Landsleute an Ort und Stelle zu sichern und die Verbindung mit dem Mutterlande aufrecht zu er- halten. Aber die Kriegsflotte hat noch eine höhere Pflicht zu erfüllen. Auch im Vaterlande selbst ist eine starke Seemacht für die gedeih- liche Entwicklung und die Blüte der Volkswirtschaft unentbehrlich. Schon ihr Dasein allein ist eine Mahnung zum Frieden, eine Warnung gegen Ruhestörer. Bei einem feindlichen Angriff aber schützt die deutsche Schlachtflotte nicht nur die heimischen Küsten vor Landung feindlicher Truppen oder der Beschießung von Hafenstädten, sondern sie erfüllt auch die Aufgabe das wirtschaftliche Leben der Nation im Gange zu erhalten. Gelingt es dem Feinde durch eine Blockade die Aus- und Einfuhrwege zu sperren, so sind die großen Blutadern im wirtschaftlichen Organismus des Reiches unterbunden. Das kleinere Übel wäre dann noch das Aufhören der Ausfuhr, obwohl wir damit einen großen Teil unseres auswärtigen Handels verlieren würden. Dieser Verlust würde aber nach dem Kriege bei dem eben herrschen- den scharfen Wettkampf auf dem Weltmärkte schwerlich sobald wieder gutzumachen sein. Noch größer aber wäre das Verhängnis, das im Fall einer Blockade unsere Gewerbetätigkeit, Industrie und Landwirtschaft, ja unser gesamtes Volksleben treffen müßte. Das deutsche Volk war bis vor kurzem noch eine ackerbau- treibende Nation. Die Neuzeit hat darin eine Wendung gebracht. Deutschland entwickelt sich mit schnellen Schritten zum Industrie- staat wie England. Wir erzeugen gegenwärtig schon auf eigenem Boden kaum für drei Viertel unserer Bevölkerung genügende Nah- rungsmittel. Der fehlende Bedarf an Körnerfrüchten, Vieh, Fleisch,

6. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 281

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
281 von einem geregelten Postbetriebe nichts mehr zu verspüren war. Infolge- dessen sah sich der Große Kurfürst von Brandenburg genötigt das Post- wesen zu einer Staatseinrichtung zu machen ohne sich weiter um das Allein- recht der Taxis zu kümmern. Diesem Beispiele folgten bald die verschie- densten Länder und Ländchen, ja sogar reichsunmittelbare Städte, indem sie ihre eigenen Posten gründeten, deren Einrichtung und Verwaltung keine Rücksicht auf den Nachbarn, noch weniger auf das Wohl der Gesamtheit nahmen, sondern nur den eigenen augenblicklichen Vorteil verfolgten. Da- durch entstand eine heillose Verwirrung. In manchen Städten saßen drei oder vier Posten, die einander nichts weniger als gut gesinnt waren, öfters kam es zwischen den verschiedenfarbigen Postillionen und Briefboten auf offener Landstraße oder in Wirtshäusern zu Raufereien und Schlägereien, durch die weder die Sicherheit noch die Schnelligkeit der Beförderung ge- winnen konnte. In dieser traurigen Zeit des Postwesens wuchsen ganz still und un- bemerkt die Vorbedingungen zu der alle Kulturstaaten umfassenden Welt- post. Allmählich, wenn auch langsam, rückte das Postwertzeichen, die Frei- marke, ein. Die Erfindung desselben kam aus dem Königreiche Sardinien, wo es schon 1819 in der Form von Briefumschlägen verwendet wurde. Aus den ge- stempelten Umschlägen wurden in der Folge die Freikuverte und zuletzt löste sich von dieser die Freimarke, die jetzt sogar im bürgerlichen Leben und Klein- verkehr die Stelle eines Zahlungsmittels sich erworben hat. Nicht lange mehr ließ auch die Auflösung der verschiedenen Postanstalten in dem geeinten Norddeutschland auf sich warten. Durch eine Abfindungssumme wurden sie entschädigt und die ganze Einrichtung einschließlich der Generalpost in Frankfurt a. M. ging an den preußischen Staat über. Mit dem Verschwinden der verschiedenen Postanstalten waren große Verkehrserleichterungen eingetreten; aber immer noch fehlte eine „Karte“, durch die der Postverkehr vereinfacht und beschleunigt werden konnte. Wohl hatte der Generalpostmeister Stephan in Berlin schon im Jahre 1865 ein „Postblatt“ erfunden und dieses der „deutschen Postkonferenz“, die in Karlsruhe tagte, vorgelegt und zur Einführung empfohlen. Aber erst kurz vor dem Ausbruche des Deutsch-französischen Krieges fand der Vorschlag Genehmigung. Wie sehr die Post damit einem längst gefühlten Bedürfnis entgegenkam, erhellt daraus, daß am ersten Tage in Berlin allein 45000 und in den ersten fünf Monaten 10 Millionen Stück der neuen Karte ver- kauft wurden. Doch Stephan sollte noch mehr leisten! Bald nach Deutsch- lands politischer Einigung glückte es ihm den Weltpostverein zu gründen, lobwohl seinem Bestreben von verschiedenen Regierungen nicht geringe Hindernisse in den Weg gelegt worden waren. Durch dieses Meister- werk wurden mit einem Schlage 55 verschiedene Portosätze, die bis da- hin in den dem Vereine jetzt angehörenden Staaten bestanden, zu einem einzigen Satze verschmolzen. Für jeden Brief, der von jetzt an in das Ausland ging, bezahlte man 20 Pfennig. Postsendungen nach den deutschen Schutzgebieten, nach Luxemburg und nach Österreich-Ungarn unterliegen denselben Gebühren wie die innerhalb des Deutschen Reiches. Dieser Weltpostverein gehört zu den stolzesten Schöpfungen des vergangenen Jahrhunderts. Er ist ein Band, das die meisten Staaten der

7. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 390

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
390 Müncheners: „Ha, Maxl, weil nur du da bist!", die Max Iv. ent- gegenklangen, als er am 12. März 1799 als Kurfürst in München einzog, hinter ihm lag ein schlichtes, teils in der französischen Brmee teils in stiller Zurückgezogenheit verbrachtes Prinzenleben, vor ihm ein zerrüttetes Staatswesen, um ihn jubelte erwartungsvoll ein Volk, das sich nach Ordnung und Freiheit sehnte, weiter draußen zankten sich in einem zerrissenen Deutschland selbstsüchtige deutsche Brüder, noch weiter draußen verhallten eben die letzten Schrecken der Bevolution und über alle dem schwebte der blutige Stern Napoleons. Österreich stand noch immer mit seinen verschleierten Plänen im Hinterhalt, den Augenblick erlauernd, der ihm günstig sein sollte Bayern unter seine Herrschaft zu bringen. Bber Max und sein wach- samer Minister Montgelas beobachteten die österreichischen Umtriebe. Für das schwache Bayern war nur Bettung beim ,,Herrn der Welt", bei Napoleon. ,,Wer könnte mich tadeln, wenn ich jetzt mit Frankreich unterhandelte?" sagte Max damals. Bm 25. Bugust 1805 schloß er mit Napoleon ein Waffenbündnis ab. Des Starken Schutz, ein be- deutender Länderzuwachs und die Bönigswürde waren des Börsen Gegenleistung. Diese Tat, heute getan, wäre eine undeutsche zu nennen,- in jener Zeit aber, wo es vor lauter Selbstsucht kein Deutschland mehr gab, war sie eine Friedenstat. Zum zweiten Male war die Selb- ständigkeit Bayerns gerettet. Durch das Bündnis mit Bonaparte vor den Gelüsten Österreichs gesichert, konnte Max nun seinem Bayerlande innere Ordnung brin- gen. Dabei war ,,Liebe und Licht sein erstes Gebot", Bayerntreue seine starke Stütze und Montgelas fein weitblickender Gehilfe. Bis Bönig wollte er nun halten, was er schon als Burfürst in schwankender Zeit versprochen: ,,Zur Zeit, wo den Staaten große und gefährliche Erschütterungen drohen, müssen Staatsgebrechen schnell und mit Ent- schlossenheit geheilt werden durch Gesetzgebung." Bayern mangelte eine einheitliche, übersichtlich geordnete Verwaltung; vergeblich suchte man Schulen, Wissen und Bildung - durch Zunftzwang und Zollwesen geknechtet und gesperrt, lagen Gewerbe, Handel und Verkehr danieder; das Bauernmark verkümmerte unter der Leibeigenschaft und auf dem ganzen Lande lastete der Druck ungeheurer Schulden,- von Westen drang der verwirrende Bus nach Freiheit und Gleichheit. Überall tat Ord- nung not. — Wo da zuerst beginnen? So mag Max sich oft gefragt haben. — Was heute zu Bayern gehört, bestand in dieser Zeit aus etwa achtzig verschiedenen Gebieten. Herzogtümer, Fürsten-
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