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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 175

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
gnügen bereite, so irrig ist die Meinung, Rrbeit und Lohn ständen hier in unrichtigem Verhältnis. Rllerdings, wo die Kenntnisse über das Leben und Streben der Bienen unzureichend geblieben sind, wo die Leitung des Betriebes in ungeschickten oder nachlässigen Händen liegt, da ist der Mißerfolg unausbleiblich. Rber bei einiger Umsicht in der Überwachung und Wartung der kleinen Nutztiere wird in den meisten Bahren der geleistete Dienst reichlich belohnt und es steht für den Sachkundigen außer Zweifel, daß die Bienenzucht weit günstigere Erträgnisse liefert als jeder andere landwirtschaftliche Betriebszweig. Die Natur hat an ihrer reich besetzten Tafel den Bienen einen Platz angewiesen, wo die Gäste nur aus leckeren Schüsseln schöpfen. Die gute Rufwärterin hat aber auch ihre kleinen Lieblinge gleich bei ihrem Eintritt in den großen Speisesaal wissen lassen, daß so feine Kost nicht an allen Tagen des Jahres, sondern nur zur Festeszeit bereitet wird. Darum sehen sich die Bienen rechtzeitig vor. Sobald der Lenz erwacht und mit seiner Wärme die ersten Blumenkelche öffnet, sind sie von der Morgenfrühe bis zur Rbenddämmerung bemüht die süßen Schätze der unzähligen Blüten in Feld und Wald zu sammeln und in den Vorratskammern ihres Hauses aufzuspeichern. In einiger Zeit ist der ganze Bau vom Keller bis zum Söller ein einziges Lagerhaus mit tausend Töpfchen und Näpfchen voll süßen Honigs,- denn in ihrem unermüdlichen Sammeleifer tragen die Bienen weit mehr Vorrat ein, als sie zu ihrem Lebensunterhalt in den Zeiten bedürfen, wo die Wirtin den Herd in ihrer Küche hat erlöschen lassen. Der Bienen- züchter macht sich diesen Übereifer zunutze. Tr nimmt den Immen die Waben mit ihrem überschüssigen Honig, schleudert diesen aus und setzt sich so in den Besitz dessen, was Vorsicht und Fleiß über Bedarf eingeheimst haben. In Gegenden, wo sich in Salweiden, Löwenzahn, Gbst- bäumen, Linden, Rkazien, Klee, Heide u. s. w. den Bienen reiche honigquellen erschließen, können einem gut gepflegten Volke ohne Nachteil für seinen Fortbestand alljährlich 20 bis 25 Pfund Honig entzogen werden. In besonders günstigen Jahren kann sich dieser Ertrag sogar verdoppeln. Der preis aber für das Pfund Honig stellt sich in unserer Gegend auf l Mark. Meistens wird ein leistungs- fähiges Volk mit Mobilwohnung, Wabenbau und Honigvorrat um 40 bis 50 Mark erstanden. Diese Zahlen lassen unschwer erkennen, daß bei der Bienenzucht dem Rnlagekapital sich eine Verzinsung gegen- überstellt, wie sie in keinem anderen Teil der Landwirtschaft, auch unter den besten Verhältnissen nicht, erreicht wird.

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 153

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
m Wer das Ding zuerst ausgestreut, das wußte mau nicht, aber das alte Breuuesselweib kicherte. Mau weiß, wie Bauern sind — im nächsten Jahre säte jeder sein Kornfeld eigenhändig und dem alten Christoph wich man ans und grüßte ihn kaum mehr. Er lebte verborgen in seiner Scheune, während draußen der Frühling war. Aber als die Saat aufging, gab cs über die Felder hin viele aschgraue, kahle Streifen und zur Blütezeit wucherte Nesselkrant und Hederich zwischen den Halmen und in den Erntetagen lagen die Garben etwas dünn zerstreut ans den Stoppeln. Im nächsten Herbste wurde in der Hütte der Brennessel-Gret viel gebetet und geflucht. Das Weib hatte sein Kornäckerlein bestellt, aber nun bekam es keinen Samen von der Nachbarschaft; erstens, weil solcher in diesem Jahre rarer war als sonst, zweitens, weil sich das Weib so verhaßt gemacht hatte. Alles bestellte seine Wintersaat, aber der Acker der Witwe blieb brach liegen. Christoph hatte in seinem Vorrat einen Kübel Korn; da dachte er bei sich: „Streue ich diese Körner auf ihr Feld, so bin ich wieder der Hexenmeister, und bleibt ihr Acker leer, so ver- hungert sie mit ihren drei Kindern." — Da war der alte Mann einmal über eine Nacht nicht in seiner Scheune. Der Winter kam und ging vorüber; in der Hütte des Nesselweibes war Trostlosigkeit, die Grete betete für ihre Kinder und verfluchte alle übrigen Menschen. Aber im Frühjahre, als alle Felder grünten im weiten Tale, grünte auch das der Witwe, es ging ans demselben das Korn ans in saftiger Fülle und schöner Gleichmäßigkeit, erquickender zu sehen wie alle Äcker der Großbauern. Der Samstag-Christoph hatte hier gesät, es ließ sich nicht leugnen. Nächtlicherweile mußte er es getan haben und dennoch stand jedes Hälmlein von den anderen wie abgemessen. Das hätte den Argwohn von dem „Hexenmeister" wohl bestärkt, aber der Pfarrer sagte: „Er hat Almosen gegeben mit der Linken, ohne daß es die Rechte wußte; er ist gegangen ans den Acker des Feindes um Mitternacht und hat das Unkraut zertreten und guten Samen gestreut; Ehre dem Manne!" Ich habe den alten Samstag-Christoph noch gekannt. Über seinen Körper schienen alle Übel kommen zu wollen; in seinen letzten Jahren war er so bucklig, daß er wie ein Ballen herangewandelt kam. Sein niedergebeugter Kopf berührte fast die Erde, seine hageren Hände, wovon die rechte fingerlos war, hingen nieder bis zum Bodeu; es war, als ob er alle Köruer wieder auflesen wollte, die er in seinem Leben ausgestreut hatte. An einem Samstagabend fand man ihn mitten auf einem reichen Kornfeld leblos, tief zusammengekauert wie ein Samenkorn, das, in Ver-

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 368

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
12. Aber noch ein andrer Acker Blieb den Vätern: reicher Boden, Tiefer Grund, doch schwer zu bauen Und voll heidnisch wilder Loden. 13. Traun, da gab es viel zu rupfen, Viel zu zähmen und zu zanken, Viel zu zerren und zu zupfen An den ungezognen Ranken. 14. Auf den braunen Eichenbänken Saß die Brut der Sachsenrecken, Junge Bären; Riesenarbeit War's sie bildend zu belecken. 15. Erstlich galt's der Römerrunen Fremden Zauber zu ergründen; O ein dornenvolles Rätsel, Dessen Lösung kaum zu finden! 16. Dann gefällig nachzubilden All die wunderlichen Zeichen: Hohes Ziel, nur auserwählten Fingerkünstlern zu erreichen. 17. Doch am schwersten war's des Kreuzes Milde Botschaft zu erklären, Denn gar manchen Flachskopf dünkten Gotteswort und Heldenmären, 18. Weißer Christ und weißer Balder, Lichte Engel, lichte Elben, Jüngerschaft und Heerbannstreue Ganz dasselbe, ganz dieselben. 19. Nur begabtre Schüler wurden Höhern Zwecken zugeleitet Und die sieben freien Künste Lehrhaft ihnen ausgedeutet. 20. Schwer und ungelenkig waren Noch der deutschen Zunge Laute, Gleich den ersten Schritten eines Hünenkinds im Heidekraute.

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 101

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
101 einst auf den Zirbelbäumen Sibiriens sein Wesen trieb, hat sich ge- bettet neben ein Goldblattstäubchen, das aus dem Inneren Afrikas oder aus Kalifornien herstammt. Auch lebendige Keime werden im Staube nicht gänzlich fehlen. Werden ja selbst ansehnlich schwere Samen größerer Gewächse von der Luft ziemlich weit fortgetragen, warum sollten nicht auch die mikroskopisch kleinen und leichten Fortpflanzungszellen von Pilzen, Algen, Moosen und Flechten eine solche Reise mitmachen können? Hiedurch erklärt sich auch leicht das Auftreten des Schim- mels im verschlossenen Speiseschrank, im Tintenfaß und an den Wänden. Weiß man ja doch, daß der Blütenstaub von blühenden Kiefern mitunter in solcher Menge aus der Luft niedergefallen ist, daß man geglaubt hat, es habe Schwefel vom Himmel geregnet. Ebenso hat man mit Sicherheit nachgewiesen, daß der Staub mit den regelmäßig wehenden Winden Reisen um die halbe Erde herum macht, von Südamerika bis nach Europa. Neuerdings hat man eigens ein Instrument erfunden um den Staub in der Luft zu untersuchen. Ein berühmter Naturforscher, Ehrenberg, hat ein dickes Buch über jenen Staub geschrieben, der gelegentlich in ansehnlichen Mengen aus der Luft herabfällt und in welchem u. a. Teilchen von kleinen Pflanzen sowie Reste von Schalen sogenannter Infusorien erkannt worden sind. Da, wo der Staub in größeren Mengen vorhanden ist, wie z. B. vom Mehl in den Mühlen, vom Eisen oder anderen Metallen in Schleifereien, wird er auch für die Gesundheit gefährlicher, als es der Staub im Wohnzimmer ist. Besonders zu vermeiden hat man den Staub giftiger Farben und deshalb sollte man zu Vorhängen und Tapeten besser solche Stoffe wählen, deren Farbe unschädlich ist. Der Staub zeigt häufig unter dem Vergrößerungsglase sehr scharfe Ecken und Kanten; er zerschneidet, langsam zwar, aber sicher, unsere Vorhänge, Möbel, Betten und Kleider. Je sorgfältiger also die Hausfrau durch Klopfen, Bürsten und Wischen den Staub ent- fernt, desto mehr werden die Sachen geschont, desto länger halten sie. Wer seine Kleider nicht täglich gehörig ausbürstet, wer die bestaubten Sonntagskleider in den Schrank hängt und sie erst am nächsten Sonntag reinigt, ist ein törichter Mensch und arger Verschwender, der sein Geld wegwirft. Ein Sprichwort der Engländer sagt: „Reinlichkeit ist das nächste nach der Gottseligkeit!“ Sie haben ganz recht damit; denn Un- reinlichkeit ist ein langsamer Selbstmord. Nac}i Hermann Wa°ne'

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 178

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
178 ein Wurf, — da liegt es irn Wasser! Ein zweites, ein drittes folgt; es folgen alle. Mächtige Steine drücken die zarten Stengel unter das Wasser. Viele Tage lang müssen sie da liegen. Frösche und Wasserschnecken schwimmen zu ihnen heran; allerlei Gewürm kriecht in die Bündel hinein. Das Mark der Stengel wird weich und fängt an zu faulen. Da wird es am Rande des Teiches wieder lebendig. Die Männer und Frauen kom- men wieder herzu und ziehen die Ertränkten ans Tageslicht. Man löst die Bündel auf und breitet die Pflänzchen auf der Wiese oder dem Acker aus. Wie starren sie aber jetzt vor Schmutz! Und welch einen üblen Geruch verbreiten sie! Wer kann sich jetzt noch über die Pflänz- chen freuen, die ehemals so schön waren! Der kalte Wind streicht scharf über sie hin. Die Stengel werden dürr und bleich. Sind sie vollständig ausgedörrt, so werden sie von neuem zusammengerafft und ins Haus gebracht. Hier stehen Frauen und Mägde mit Flachsbrechen. Zwischen zwei scharfen Latten kann eine dritte bequem auf und nieder bewegt werden. In diese Martermaschine werden nun die blassen Stengel geworfen. Jedes feste Holzteilchen wird auf den Latten losgequetscht und zersplittert. Die meisten der dürren, harten Stückchen liegen unter der Flachsbreche auf einem großen Hausen beisammen. Doch hängen ihrer viele noch zwischen den feinen Fäden, in welche die Flachshalme sich jetzt aufgelöst haben. Schon lauern die Hecheln auf sie. Lange, scharfe Drahtspitzen stehen in einer furchtbaren Reihe wie Soldaten mit blitzenden Spießen. Mitten hinein in diese aufgepflanzten Spitzen wirft man die aufgerissenen Flachs- fäden und zieht sie durch die spitzen Hecheln hindurch. Jedes Fädchen, das stärker ist, als man es wünscht, bleibt da zurück und fällt als Werg zur Erde. Der Flachs ist nun rein, die grauen Fäden sind glänzend und fein. Nun wird alles Leid zu Ende sein; denn ein'munteres Mädchen windet die Flachsbündel leise und sanft um einen zierlichen Stab und umschlingt sie mit einem schönen, bunten Bande. Aber wie wird diese Hoffnung getäuscht! Neue Martern warten des Flachses am Spinnrade: da ist ein Drehen und Winden, ein Drängen und Zwängen, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Und ist der sest- gesponnene Faden in Strähnen gebracht, dann wirst man ihn in heißes Wasser, daß er geschmeidig werde; denn schon wartet der Weber auf ihn. Viele Fäden spannt er von oben an bis unten hin auf den künstlichen Webstuhl; andere wirft er wagerecht zwischen jene durch, herüber und hinüber. Klipp, klipp, klapp! geht es den ganzen Tag, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Nach kurzer Zeit hat sich der Flachs in Leinwand umgewandelt. Noch ist sie aber grau und unansehnlich. Darum geht ihre Qual von neuem an. Auf grünem Anger wird sie ausgespannt und liegt den ganzen Tag im heißen Sonnenschein. Wochen- lang wird sie hier mit Wasser begossen, sooft sie von der Sonne wieder

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 282

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
'282 Erde umschlingt ohne ihnen Fesseln anzulegen. Jedem Staate bleibt es überlassen dasselbe in der leichtesten Form und mit der kürzesten Frist zu lösen. Doch ist bei ihm die Wahrscheinlichkeit, daß es jemals gelöst und zerrissen werden könnte, sehr gering, da es jedem einzelnen Staate nur Vorteile gewährt. 142. Der Postillion. Cieblich roar die Maiennacht, Silberroöltdein flogen, Ob der holden Frühlingspracht Freudig hingezogen. „ 2. schlummernd lagen wies und Hain jeder Pfad verlassen; Niemand als der Mondenfchein wachte auf der Straften. 3. Leise nur das Lüftchen sprach Und es zog gelinder Durch das stille Schlafgemach Hll der Frühlingskinder. 4. Heimlich nur das Bächlein schlich. Denn der Blüten Träume Dufteten gar wonniglich Durch die stillen Bäume. 5. Bauher mar mein Postillion, Lieft die Oeiftei knallen, Uber Berg und Tal davon Frisch fein Horn erschallen. 6. Und von stinken Bossen vier Scho» der Hufe Schlagen, Die durchs blühende Bevier Trabten mit Behagen. 7. Wald und Flur im schnellen Zug Baum gegrüftt - gemieden; Und vorbei, mie Traumesstug, Schmand der Dörfer Frieden. 8. Mitten in dem Maienglück Lag ein Kirchhof innen. Der den raschen wanderblick stielt zu ernstem Sinnen. 9. stingeletmt an Bergesrand war die bleiche Mauer Und das Kreuzbild öottes stand stoch in stummer Trauer. 10. Schwager* ritt auf feiner Bahn Stiller jetzt und trüber Und die Bosse hielt er an, Sah zum Kreuz hinüber. 11. „stalten muft hier Boft und Bad, Mag's Luch nicht gefährden; Drüben liegt mein Kamerad In der kühlen erden! 12. Lin gar herzlieber 6efell! sterr, 's ist ewig schade.' Keiner blies das Horn so hell wie mein Kamerade! 13. Hier ich immer halten muft. Dem dort unterm Basen Zum getreuen Brudergruft Sein Leiblied zu blasen." 14. Und dem Kirchhof fandt' er zu Frohe wanderfänge, Daft es in die 6rabesruh' Seinem Bruder dränge. 15. Und des stornes heller Ton Klang vom Berge wieder, Ob der tote Postillion Stimmt in feine Lieder. - 16. weiter ging's durch Feld und stag Mit verhängtem Zügel; Lang mir noch im Ohre lag jener Klang vom stügel. Nikolaus Lenau. Schwager — Postillion, Kutscher.

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 302

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
302 Auge für landschaftliche Reize, das uns in der Pfalz beim gemeinen Manne oft genug überrascht, mag vielleicht erst durch die allgemeinere Bildung des ganzen Volkes erwacht fein. Viel deutlicher spricht sich ein angestammter, durch die Sitte überlieferter Natursinn in dem Blumen- schmuck der Häuser und Gürten aus. Es gibt fast kein pfälzisches Bauern- haus, au dessen Fenstern nicht einige wohlgepflegte Blumenstöcke prangen. In manchen reichen Haardtdörfern geht mau auf der Straße durch eine förmliche Ausstellung von Prachtstücken der Topfblumenzucht. Aber auch die Dörfer im Westrich entbehren dieser Zierde nicht. Freiwillig bietet die Natur auch dem Ärmsten den Labetrunk der Schönheit und auch der Ärmste versteht ihn hier noch dankbar anzunehmen. Im übrigen Rhein- land erfreut sich wohl auch der gemeine Mann am Blumenschmuck feines Hauses, aber so allgemein wie in der Pfalz nirgends. Das Bauernhaus unserer Gaue ist fast regelmäßig mit Zierpflanzen geschmückt, die in der Stadt bereits altmodisch geworden sind, wie Nelken, Hortensien, Tulpen, Balfaminen, Goldlack, Levkoien u. dgl. In den Höfen der reichen Bauernhäuser vor der Haardt sieht mau wohl auch Taxusbäume, Kugelakazien, gleichmäßig im Pflaster aufgepflanzt, und kugelrunde Oraugebäume in Reih' und Glied dazwischen gestellt, Riesen- kürbisse zum Schmuck der Hofmauer und wohlgcpflcgte Hauswurz als Krone der steinernen Pfeiler des Hoftores. Eine andere luftige Zierde des pfälzischen Hauses ist der Weiustock. „In Reben blüht das Leben." Dieser alte Spruch sollte dem Pfälzer als Hausspruch beifallen, wenn er aus dem rebeuumrankten Fenster auf die Straße schaut oder zur Haustüre eingeht, deren Deckbalken mit einem natürlichen Festem* nieder-hängender blauer Trauben verziert ist. Nun liebt bekanntlich der Bauer in ganz Mittel- und Süddeutschland, soweit es irgend das Klima gestattet, den Rebstock am Haufe; dennoch läßt sich auch hier wieder manches eigentümlich Pfälzische aufspüren. Wo in der Pfalz der Rebbau auf Kammern jeden Weinberg in eine Gruppe kleiner Laubengänge verwandelt, da breitet auch der alte, knorrige Weiustock am Haufe fein Gezweig zur mächtigen Laube in den Hof hinein, ja auf starken Balken und Pfählen ruhend, überschattet die Rebe oft den ganzen Hof. Diese traulichen Lauben dienen gar wohl der schönen pfälzischen Sitte, den warmen Sommerabend im Gespräche mit Nachbarn und Freunden vor dem Haufe im Freien zu verbringen. Um so merkwürdiger ist aber, daß die Lauben in ihrer breitesten Ausbildung und als durchaus herrschend doch nur dem Gebiete des Kammer-Reb- Feston — Blumen- oder Fruchtgewinde.

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 367

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
3. In der Hand die fromme Waffe, Die mit Mut beseelt den Schwachen, Die durch Huld bezwingt die Völker Und besiegt um freizumachen; 4. Ernste Männer, vielgeprüfte, Die in harter Weltverachtung Einsam sich der Arbeit weihten, Dem Gebet und der Betrachtung; 5. Stille Siedler, die sich mühten, Mit dem Spaten wilde Schluchten, Wildre Herzen mit der Lehre Lindem Samen zu befruchten. 6. Klugen Sinns und unverdrossen Bauten sie mit Lot und Wage, Winkelmaß und Säg' und Hammer, Axt und Kelle Tag' auf Tage, 7. Bis es ihrem Fleiß gelungen Haus und Kirche fest zu gründen, Bis der Brunnen rauscht' im Hose Des Konvents von Dreizehnlinden. 8. In Gehorsam, Zucht und Armut Schassten still die tapfren Streiter: Reuteten des Urwalds Riesen, Dorn und Farn und wüste Kräuter; 9. Zogen Wall und Zaun und Hecke, Hirsch und Keiler abzuwehren, Daß im Tale wohlumfriedet Grünten menschenholde Ähren; 10. Zwängten ein den ungestümen Strom durch Pfahlgeflecht und Dämme, Pfropften milde Südlandsreiser Aus des Nordens herbe Stämme. 11. Kräftig sproß im jungen Garten Akelei und Ros' und Quendel, Blasse Salbei, Dill und Eppich, Eberraute und Lavendel.

9. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 178

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
178 ein Wurf, — da liegt es im Wasser! Ein zweites, ein drittes folgt; es folgen alle. Mächtige Steine drücken die zarten Stengel unter das Wasser. Viele Tage lang müssen sie da liegen. Frösche und Wasserschnecken schwimmen zu ihnen heran; allerlei Gewürm kriecht in die Bündel hinein. Das Mark der Stengel wird weich und sängt an zu faulen. Da wird es am Rande des Teiches wieder lebendig. Die Männer und Frauen kom- men wieder herzu und ziehen die Ertränkten ans Tageslicht. Man löst die Bündel auf und breitet die Pflänzchen auf der Wiese oder dem Acker aus. Wie starren sie aber jetzt vor Schmutz! Und welch einen üblen Geruch verbreiten sie! Wer kann sich jetzt noch über die Pflänz- chen freuen, die ehemals so schön waren! Der kalte Wind streicht scharf über sie hin. Die Stengel werden dürr und bleich. Sind sie vollständig ausgedörrt, so werden sie von neuem zusammengerafft und ins Haus gebracht. Hier stehen Frauen und Mägde mit Flachsbrechen. Zwischen zwei scharfen Latten kann eine dritte bequem auf und nieder bewegt werden. In diese Martermaschine werden nun die blassen Stengel geworfen. Jedes feste Holzteilchen wird auf den Latten losgequetscht und zersplittert. Die meisten der dürren, harten Stückchen liegen unter der Flachsbreche auf einem großen Haufen beisammen. Doch hängen ihrer viele noch zwischen den feinen Fäden, in welche die Flachshalme sich jetzt aufgelöst haben. Schon lauern die Hecheln auf sie. Lange, scharfe Drahtspitzen stehen in einer furchtbaren Reihe wie Soldaten mit blitzenden Spießen. Mitten hinein in diese aufgepflanzten Spitzen wirft man die aufgerissenen Flachs- fäden und zieht sie durch die spitzen Hecheln hindurch. Jedes Fädchen, das stärker ist, als man es wünscht, bleibt da zurück und fällt als Werg zur Erde. Der Flachs ist nun rein, die grauen Fäden sind glänzend und fein. Nun wird alles Leid zu Ende sein; denn ein munteres Mädchen windet die Flachsbündel leise und sanft um einen zierlichen Stab und umschlingt sie mit einem schönen, bunten Bande. Aber wie wird diese Hoffnung getäuscht! Neue Martern warten des Flachses am Spinnrade: da ist ein Drehen und Winden, ein Drängen und Zwängen, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Und ist der fest- gesponnene Faden in Strähnen gebracht, dann wirst man ihn in heißes Wasser, daß er geschmeidig werde; denn schon wartet der Weber auf ihn. Viele Fäden spannt er von oben an bis unten hin auf den künstlichen Webstuhl; andere wirft er wagerecht zwischen jene durch, herüber und hinüber. Klipp, klipp, klapp! geht es den ganzen Tag, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Nach kurzer Zeit hat sich der Flachs in Leinwand umgewandelt. Noch ist sie aber grau und unansehnlich. Darum geht ihre Qual von neuem an. Auf grünem Anger wird sie ausgespannt und liegt den ganzen Tag im heißen Sonnenschein. Wochen- lang wird sie hier mit Wasser begossen, sooft sie von der Sonne wieder

10. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 302

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
302 Auge für landschaftliche Reize, das uns in der Pfalz beim gemeinen Manne oft genug überrascht, mag vielleicht erst durch die allgemeinere Bildung des ganzen Volkes erwacht sein. Viel deutlicher spricht sich ein angestammter, durch die Sitte überlieferter Natnrsinn in dem Blumen- schmuck der Häuser und Garten aus. Es gibt fast kein pfälzisches Bauern- haus, an dessen Fenstern nicht einige wohlgepflegte Blumenstöcke prangen. In manchen reichen Haardtdörfern geht man auf der Straße durch eine förmliche Ausstellung von Prachtstücken der Topfblumenzucht. Aber auch die Dörfer im Westrich entbehren dieser Zierde nicht. Freiwillig bietet die Natur auch dem Ärmsten den Labetrunk der Schönheit und auch der Ärmste versteht ihn hier noch dankbar anzunehmen. Im übrigen Rhein- land erfreut sich wohl auch der gemeine Mann am Blumenschmuck seines Hauses, aber so allgemein wie in der Pfalz nirgends. Das Bauernhaus unserer Gaue ist fast regelmäßig mit Zierpflanzen geschmückt, die in der Stadt bereits altmodisch geworden sind, wie Nelken, Hortensien, Tulpen, Balsamineu, Goldlack, Levkoien u. dgl. In den Höfen der reichen Bauernhäuser vor der Haardt sieht mau wohl auch Taxusbäume, Ktigelakazien, gleichmäßig im Pflaster aufgepflanzt, und kugelrunde Orangebäume in Reih' und Glied dazwischen gestellt, Ricsen- kürbisse zum Schmuck der Hofmauer und wohlgepflegte Hauswurz als Krone der steinernen Pfeiler des Hoftores. Eine andere lustige Zierde des pfälzischen Hauses ist der Weinstock. „In Reben blüht das Leben." Dieser alte Spruch sollte dem Pfälzer als Hausspruch beifalleu, wenn er aus dem rebenumrankteu Fenster auf die Straße schaut oder zur Haustüre eingeht, deren Deckbalken mit einem natürlichen Feston* niederhängender blauer Trauben verziert ist. Nun liebt bekanntlich der Bauer in ganz Mittel- und Süddcutschlaud, soweit es irgend das Klima gestattet, den Rebstock am Hause; dennoch läßt sich auch hier wieder manches eigentümlich Pfälzische aufspüren. Wo in der Pfalz der Rebbau auf Kammern jeden Weinberg in eine Gruppe kleiner Laubengänge verwandelt, da breitet auch der alte, knorrige Weiustock am Hause sein Gezweig zur mächtigen Laube in den Hof hinein, ja auf starken Balken und Pfählen ruhend, überschattet der Rebe oft den ganzen Hof. Diese traulichen Lauben dienen gar wohl der schönen pfälzischen Sitte, den warmen Sommerabend im Gespräche mit Nachbarn und Freunden vor dem Hause im Freien zu verbringen. Um so merkwürdiger ist aber, daß die Lauben in ihrer breitesten Ausbildung und als durchaus herrschend doch nur dem Gebiete des Kammer-Reb- * Feston — Blumen- oder Fruchtgewinde.
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