Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
gnügen bereite, so irrig ist die Meinung, Rrbeit und Lohn ständen
hier in unrichtigem Verhältnis. Rllerdings, wo die Kenntnisse über
das Leben und Streben der Bienen unzureichend geblieben sind, wo
die Leitung des Betriebes in ungeschickten oder nachlässigen Händen
liegt, da ist der Mißerfolg unausbleiblich. Rber bei einiger Umsicht
in der Überwachung und Wartung der kleinen Nutztiere wird in den
meisten Bahren der geleistete Dienst reichlich belohnt und es steht für
den Sachkundigen außer Zweifel, daß die Bienenzucht weit günstigere
Erträgnisse liefert als jeder andere landwirtschaftliche Betriebszweig.
Die Natur hat an ihrer reich besetzten Tafel den Bienen einen
Platz angewiesen, wo die Gäste nur aus leckeren Schüsseln schöpfen.
Die gute Rufwärterin hat aber auch ihre kleinen Lieblinge gleich
bei ihrem Eintritt in den großen Speisesaal wissen lassen, daß so
feine Kost nicht an allen Tagen des Jahres, sondern nur zur Festeszeit
bereitet wird. Darum sehen sich die Bienen rechtzeitig vor. Sobald der
Lenz erwacht und mit seiner Wärme die ersten Blumenkelche öffnet, sind
sie von der Morgenfrühe bis zur Rbenddämmerung bemüht die süßen
Schätze der unzähligen Blüten in Feld und Wald zu sammeln und in
den Vorratskammern ihres Hauses aufzuspeichern. In einiger Zeit
ist der ganze Bau vom Keller bis zum Söller ein einziges Lagerhaus
mit tausend Töpfchen und Näpfchen voll süßen Honigs,- denn in ihrem
unermüdlichen Sammeleifer tragen die Bienen weit mehr Vorrat ein,
als sie zu ihrem Lebensunterhalt in den Zeiten bedürfen, wo die
Wirtin den Herd in ihrer Küche hat erlöschen lassen. Der Bienen-
züchter macht sich diesen Übereifer zunutze. Tr nimmt den Immen
die Waben mit ihrem überschüssigen Honig, schleudert diesen aus
und setzt sich so in den Besitz dessen, was Vorsicht und Fleiß über
Bedarf eingeheimst haben.
In Gegenden, wo sich in Salweiden, Löwenzahn, Gbst-
bäumen, Linden, Rkazien, Klee, Heide u. s. w. den Bienen reiche
honigquellen erschließen, können einem gut gepflegten Volke ohne
Nachteil für seinen Fortbestand alljährlich 20 bis 25 Pfund Honig
entzogen werden. In besonders günstigen Jahren kann sich dieser
Ertrag sogar verdoppeln. Der preis aber für das Pfund Honig stellt
sich in unserer Gegend auf l Mark. Meistens wird ein leistungs-
fähiges Volk mit Mobilwohnung, Wabenbau und Honigvorrat um
40 bis 50 Mark erstanden. Diese Zahlen lassen unschwer erkennen,
daß bei der Bienenzucht dem Rnlagekapital sich eine Verzinsung gegen-
überstellt, wie sie in keinem anderen Teil der Landwirtschaft, auch
unter den besten Verhältnissen nicht, erreicht wird.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
m
Wer das Ding zuerst ausgestreut, das wußte mau nicht, aber das
alte Breuuesselweib kicherte.
Mau weiß, wie Bauern sind — im nächsten Jahre säte jeder sein
Kornfeld eigenhändig und dem alten Christoph wich man ans und grüßte
ihn kaum mehr. Er lebte verborgen in seiner Scheune, während
draußen der Frühling war. Aber als die Saat aufging, gab cs über
die Felder hin viele aschgraue, kahle Streifen und zur Blütezeit wucherte
Nesselkrant und Hederich zwischen den Halmen und in den Erntetagen
lagen die Garben etwas dünn zerstreut ans den Stoppeln.
Im nächsten Herbste wurde in der Hütte der Brennessel-Gret viel
gebetet und geflucht. Das Weib hatte sein Kornäckerlein bestellt, aber
nun bekam es keinen Samen von der Nachbarschaft; erstens, weil solcher
in diesem Jahre rarer war als sonst, zweitens, weil sich das Weib so
verhaßt gemacht hatte. Alles bestellte seine Wintersaat, aber der Acker
der Witwe blieb brach liegen. Christoph hatte in seinem Vorrat einen
Kübel Korn; da dachte er bei sich: „Streue ich diese Körner auf ihr Feld,
so bin ich wieder der Hexenmeister, und bleibt ihr Acker leer, so ver-
hungert sie mit ihren drei Kindern." — Da war der alte Mann einmal
über eine Nacht nicht in seiner Scheune.
Der Winter kam und ging vorüber; in der Hütte des Nesselweibes
war Trostlosigkeit, die Grete betete für ihre Kinder und verfluchte alle
übrigen Menschen. Aber im Frühjahre, als alle Felder grünten im
weiten Tale, grünte auch das der Witwe, es ging ans demselben das
Korn ans in saftiger Fülle und schöner Gleichmäßigkeit, erquickender zu
sehen wie alle Äcker der Großbauern. Der Samstag-Christoph hatte hier
gesät, es ließ sich nicht leugnen. Nächtlicherweile mußte er es getan
haben und dennoch stand jedes Hälmlein von den anderen wie abgemessen.
Das hätte den Argwohn von dem „Hexenmeister" wohl bestärkt, aber
der Pfarrer sagte: „Er hat Almosen gegeben mit der Linken, ohne daß
es die Rechte wußte; er ist gegangen ans den Acker des Feindes um
Mitternacht und hat das Unkraut zertreten und guten Samen gestreut;
Ehre dem Manne!"
Ich habe den alten Samstag-Christoph noch gekannt. Über seinen
Körper schienen alle Übel kommen zu wollen; in seinen letzten Jahren
war er so bucklig, daß er wie ein Ballen herangewandelt kam. Sein
niedergebeugter Kopf berührte fast die Erde, seine hageren Hände, wovon
die rechte fingerlos war, hingen nieder bis zum Bodeu; es war, als ob
er alle Köruer wieder auflesen wollte, die er in seinem Leben ausgestreut
hatte. An einem Samstagabend fand man ihn mitten auf einem reichen
Kornfeld leblos, tief zusammengekauert wie ein Samenkorn, das, in Ver-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
12. Aber noch ein andrer Acker
Blieb den Vätern: reicher Boden,
Tiefer Grund, doch schwer zu bauen
Und voll heidnisch wilder Loden.
13. Traun, da gab es viel zu rupfen,
Viel zu zähmen und zu zanken,
Viel zu zerren und zu zupfen
An den ungezognen Ranken.
14. Auf den braunen Eichenbänken
Saß die Brut der Sachsenrecken,
Junge Bären; Riesenarbeit
War's sie bildend zu belecken.
15. Erstlich galt's der Römerrunen
Fremden Zauber zu ergründen;
O ein dornenvolles Rätsel,
Dessen Lösung kaum zu finden!
16. Dann gefällig nachzubilden
All die wunderlichen Zeichen:
Hohes Ziel, nur auserwählten
Fingerkünstlern zu erreichen.
17. Doch am schwersten war's des Kreuzes
Milde Botschaft zu erklären,
Denn gar manchen Flachskopf dünkten
Gotteswort und Heldenmären,
18. Weißer Christ und weißer Balder,
Lichte Engel, lichte Elben,
Jüngerschaft und Heerbannstreue
Ganz dasselbe, ganz dieselben.
19. Nur begabtre Schüler wurden
Höhern Zwecken zugeleitet
Und die sieben freien Künste
Lehrhaft ihnen ausgedeutet.
20. Schwer und ungelenkig waren
Noch der deutschen Zunge Laute,
Gleich den ersten Schritten eines
Hünenkinds im Heidekraute.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
101
einst auf den Zirbelbäumen Sibiriens sein Wesen trieb, hat sich ge-
bettet neben ein Goldblattstäubchen, das aus dem Inneren Afrikas
oder aus Kalifornien herstammt.
Auch lebendige Keime werden im Staube nicht gänzlich fehlen.
Werden ja selbst ansehnlich schwere Samen größerer Gewächse
von der Luft ziemlich weit fortgetragen, warum sollten nicht auch
die mikroskopisch kleinen und leichten Fortpflanzungszellen von
Pilzen, Algen, Moosen und Flechten eine solche Reise mitmachen
können? Hiedurch erklärt sich auch leicht das Auftreten des Schim-
mels im verschlossenen Speiseschrank, im Tintenfaß und an den
Wänden. Weiß man ja doch, daß der Blütenstaub von blühenden
Kiefern mitunter in solcher Menge aus der Luft niedergefallen ist,
daß man geglaubt hat, es habe Schwefel vom Himmel geregnet.
Ebenso hat man mit Sicherheit nachgewiesen, daß der Staub mit
den regelmäßig wehenden Winden Reisen um die halbe Erde herum
macht, von Südamerika bis nach Europa. Neuerdings hat man eigens
ein Instrument erfunden um den Staub in der Luft zu untersuchen.
Ein berühmter Naturforscher, Ehrenberg, hat ein dickes Buch über
jenen Staub geschrieben, der gelegentlich in ansehnlichen Mengen
aus der Luft herabfällt und in welchem u. a. Teilchen von kleinen
Pflanzen sowie Reste von Schalen sogenannter Infusorien erkannt
worden sind.
Da, wo der Staub in größeren Mengen vorhanden ist, wie z. B.
vom Mehl in den Mühlen, vom Eisen oder anderen Metallen in
Schleifereien, wird er auch für die Gesundheit gefährlicher, als es
der Staub im Wohnzimmer ist. Besonders zu vermeiden hat man den
Staub giftiger Farben und deshalb sollte man zu Vorhängen und
Tapeten besser solche Stoffe wählen, deren Farbe unschädlich ist.
Der Staub zeigt häufig unter dem Vergrößerungsglase sehr
scharfe Ecken und Kanten; er zerschneidet, langsam zwar, aber sicher,
unsere Vorhänge, Möbel, Betten und Kleider. Je sorgfältiger also
die Hausfrau durch Klopfen, Bürsten und Wischen den Staub ent-
fernt, desto mehr werden die Sachen geschont, desto länger halten
sie. Wer seine Kleider nicht täglich gehörig ausbürstet, wer
die bestaubten Sonntagskleider in den Schrank hängt und sie
erst am nächsten Sonntag reinigt, ist ein törichter Mensch und arger
Verschwender, der sein Geld wegwirft.
Ein Sprichwort der Engländer sagt: „Reinlichkeit ist das nächste
nach der Gottseligkeit!“ Sie haben ganz recht damit; denn Un-
reinlichkeit ist ein langsamer Selbstmord. Nac}i Hermann Wa°ne'
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
178
ein Wurf, — da liegt es irn Wasser! Ein zweites, ein drittes folgt;
es folgen alle. Mächtige Steine drücken die zarten Stengel unter das
Wasser. Viele Tage lang müssen sie da liegen. Frösche und Wasserschnecken
schwimmen zu ihnen heran; allerlei Gewürm kriecht in die Bündel hinein.
Das Mark der Stengel wird weich und fängt an zu faulen. Da wird es
am Rande des Teiches wieder lebendig. Die Männer und Frauen kom-
men wieder herzu und ziehen die Ertränkten ans Tageslicht. Man löst
die Bündel auf und breitet die Pflänzchen auf der Wiese oder dem
Acker aus. Wie starren sie aber jetzt vor Schmutz! Und welch einen
üblen Geruch verbreiten sie! Wer kann sich jetzt noch über die Pflänz-
chen freuen, die ehemals so schön waren! Der kalte Wind streicht scharf
über sie hin. Die Stengel werden dürr und bleich. Sind sie vollständig
ausgedörrt, so werden sie von neuem zusammengerafft und ins Haus
gebracht.
Hier stehen Frauen und Mägde mit Flachsbrechen. Zwischen zwei
scharfen Latten kann eine dritte bequem auf und nieder bewegt werden.
In diese Martermaschine werden nun die blassen Stengel geworfen. Jedes
feste Holzteilchen wird auf den Latten losgequetscht und zersplittert. Die
meisten der dürren, harten Stückchen liegen unter der Flachsbreche auf
einem großen Hausen beisammen. Doch hängen ihrer viele noch zwischen
den feinen Fäden, in welche die Flachshalme sich jetzt aufgelöst haben.
Schon lauern die Hecheln auf sie. Lange, scharfe Drahtspitzen stehen in
einer furchtbaren Reihe wie Soldaten mit blitzenden Spießen. Mitten
hinein in diese aufgepflanzten Spitzen wirft man die aufgerissenen Flachs-
fäden und zieht sie durch die spitzen Hecheln hindurch. Jedes Fädchen,
das stärker ist, als man es wünscht, bleibt da zurück und fällt als Werg
zur Erde. Der Flachs ist nun rein, die grauen Fäden sind glänzend
und fein. Nun wird alles Leid zu Ende sein; denn ein'munteres Mädchen
windet die Flachsbündel leise und sanft um einen zierlichen Stab und
umschlingt sie mit einem schönen, bunten Bande.
Aber wie wird diese Hoffnung getäuscht! Neue Martern warten des
Flachses am Spinnrade: da ist ein Drehen und Winden, ein Drängen
und Zwängen, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Und ist der sest-
gesponnene Faden in Strähnen gebracht, dann wirst man ihn in heißes
Wasser, daß er geschmeidig werde; denn schon wartet der Weber auf ihn.
Viele Fäden spannt er von oben an bis unten hin auf den künstlichen
Webstuhl; andere wirft er wagerecht zwischen jene durch, herüber und
hinüber. Klipp, klipp, klapp! geht es den ganzen Tag, vom frühen
Morgen bis zum späten Abend. Nach kurzer Zeit hat sich der Flachs
in Leinwand umgewandelt. Noch ist sie aber grau und unansehnlich.
Darum geht ihre Qual von neuem an. Auf grünem Anger wird sie
ausgespannt und liegt den ganzen Tag im heißen Sonnenschein. Wochen-
lang wird sie hier mit Wasser begossen, sooft sie von der Sonne wieder
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
'282
Erde umschlingt ohne ihnen Fesseln anzulegen. Jedem Staate bleibt es
überlassen dasselbe in der leichtesten Form und mit der kürzesten Frist zu
lösen. Doch ist bei ihm die Wahrscheinlichkeit, daß es jemals gelöst und
zerrissen werden könnte, sehr gering, da es jedem einzelnen Staate nur
Vorteile gewährt.
142. Der Postillion.
Cieblich roar die Maiennacht,
Silberroöltdein flogen,
Ob der holden Frühlingspracht
Freudig hingezogen. „
2. schlummernd lagen wies und Hain
jeder Pfad verlassen;
Niemand als der Mondenfchein
wachte auf der Straften.
3. Leise nur das Lüftchen sprach
Und es zog gelinder
Durch das stille Schlafgemach
Hll der Frühlingskinder.
4. Heimlich nur das Bächlein schlich.
Denn der Blüten Träume
Dufteten gar wonniglich
Durch die stillen Bäume.
5. Bauher mar mein Postillion,
Lieft die Oeiftei knallen,
Uber Berg und Tal davon
Frisch fein Horn erschallen.
6. Und von stinken Bossen vier
Scho» der Hufe Schlagen,
Die durchs blühende Bevier
Trabten mit Behagen.
7. Wald und Flur im schnellen Zug
Baum gegrüftt - gemieden;
Und vorbei, mie Traumesstug,
Schmand der Dörfer Frieden.
8. Mitten in dem Maienglück
Lag ein Kirchhof innen.
Der den raschen wanderblick
stielt zu ernstem Sinnen.
9. stingeletmt an Bergesrand
war die bleiche Mauer
Und das Kreuzbild öottes stand
stoch in stummer Trauer.
10. Schwager* ritt auf feiner Bahn
Stiller jetzt und trüber
Und die Bosse hielt er an,
Sah zum Kreuz hinüber.
11. „stalten muft hier Boft und Bad,
Mag's Luch nicht gefährden;
Drüben liegt mein Kamerad
In der kühlen erden!
12. Lin gar herzlieber 6efell!
sterr, 's ist ewig schade.'
Keiner blies das Horn so hell
wie mein Kamerade!
13. Hier ich immer halten muft.
Dem dort unterm Basen
Zum getreuen Brudergruft
Sein Leiblied zu blasen."
14. Und dem Kirchhof fandt' er zu
Frohe wanderfänge,
Daft es in die 6rabesruh'
Seinem Bruder dränge.
15. Und des stornes heller Ton
Klang vom Berge wieder,
Ob der tote Postillion
Stimmt in feine Lieder. -
16. weiter ging's durch Feld und stag
Mit verhängtem Zügel;
Lang mir noch im Ohre lag
jener Klang vom stügel.
Nikolaus Lenau.
Schwager — Postillion, Kutscher.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
302
Auge für landschaftliche Reize, das uns in der Pfalz beim gemeinen
Manne oft genug überrascht, mag vielleicht erst durch die allgemeinere
Bildung des ganzen Volkes erwacht fein. Viel deutlicher spricht sich ein
angestammter, durch die Sitte überlieferter Natursinn in dem Blumen-
schmuck der Häuser und Gürten aus. Es gibt fast kein pfälzisches Bauern-
haus, au dessen Fenstern nicht einige wohlgepflegte Blumenstöcke prangen.
In manchen reichen Haardtdörfern geht mau auf der Straße durch eine
förmliche Ausstellung von Prachtstücken der Topfblumenzucht. Aber auch
die Dörfer im Westrich entbehren dieser Zierde nicht. Freiwillig bietet
die Natur auch dem Ärmsten den Labetrunk der Schönheit und auch der
Ärmste versteht ihn hier noch dankbar anzunehmen. Im übrigen Rhein-
land erfreut sich wohl auch der gemeine Mann am Blumenschmuck feines
Hauses, aber so allgemein wie in der Pfalz nirgends.
Das Bauernhaus unserer Gaue ist fast regelmäßig mit Zierpflanzen
geschmückt, die in der Stadt bereits altmodisch geworden sind, wie Nelken,
Hortensien, Tulpen, Balfaminen, Goldlack, Levkoien u. dgl. In den
Höfen der reichen Bauernhäuser vor der Haardt sieht mau wohl auch
Taxusbäume, Kugelakazien, gleichmäßig im Pflaster aufgepflanzt, und
kugelrunde Oraugebäume in Reih' und Glied dazwischen gestellt, Riesen-
kürbisse zum Schmuck der Hofmauer und wohlgcpflcgte Hauswurz als
Krone der steinernen Pfeiler des Hoftores.
Eine andere luftige Zierde des pfälzischen Hauses ist der Weiustock.
„In Reben blüht das Leben." Dieser alte Spruch sollte dem Pfälzer
als Hausspruch beifallen, wenn er aus dem rebeuumrankten Fenster auf
die Straße schaut oder zur Haustüre eingeht, deren Deckbalken mit einem
natürlichen Festem* nieder-hängender blauer Trauben verziert ist. Nun
liebt bekanntlich der Bauer in ganz Mittel- und Süddeutschland, soweit
es irgend das Klima gestattet, den Rebstock am Haufe; dennoch läßt sich
auch hier wieder manches eigentümlich Pfälzische aufspüren.
Wo in der Pfalz der Rebbau auf Kammern jeden Weinberg in
eine Gruppe kleiner Laubengänge verwandelt, da breitet auch der alte,
knorrige Weiustock am Haufe fein Gezweig zur mächtigen Laube in den
Hof hinein, ja auf starken Balken und Pfählen ruhend, überschattet die
Rebe oft den ganzen Hof. Diese traulichen Lauben dienen gar wohl der
schönen pfälzischen Sitte, den warmen Sommerabend im Gespräche mit
Nachbarn und Freunden vor dem Haufe im Freien zu verbringen. Um
so merkwürdiger ist aber, daß die Lauben in ihrer breitesten Ausbildung
und als durchaus herrschend doch nur dem Gebiete des Kammer-Reb-
Feston — Blumen- oder Fruchtgewinde.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
3. In der Hand die fromme Waffe,
Die mit Mut beseelt den Schwachen,
Die durch Huld bezwingt die Völker
Und besiegt um freizumachen;
4. Ernste Männer, vielgeprüfte,
Die in harter Weltverachtung
Einsam sich der Arbeit weihten,
Dem Gebet und der Betrachtung;
5. Stille Siedler, die sich mühten,
Mit dem Spaten wilde Schluchten,
Wildre Herzen mit der Lehre
Lindem Samen zu befruchten.
6. Klugen Sinns und unverdrossen
Bauten sie mit Lot und Wage,
Winkelmaß und Säg' und Hammer,
Axt und Kelle Tag' auf Tage,
7. Bis es ihrem Fleiß gelungen
Haus und Kirche fest zu gründen,
Bis der Brunnen rauscht' im Hose
Des Konvents von Dreizehnlinden.
8. In Gehorsam, Zucht und Armut
Schassten still die tapfren Streiter:
Reuteten des Urwalds Riesen,
Dorn und Farn und wüste Kräuter;
9. Zogen Wall und Zaun und Hecke,
Hirsch und Keiler abzuwehren,
Daß im Tale wohlumfriedet
Grünten menschenholde Ähren;
10. Zwängten ein den ungestümen
Strom durch Pfahlgeflecht und Dämme,
Pfropften milde Südlandsreiser
Aus des Nordens herbe Stämme.
11. Kräftig sproß im jungen Garten
Akelei und Ros' und Quendel,
Blasse Salbei, Dill und Eppich,
Eberraute und Lavendel.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
178
ein Wurf, — da liegt es im Wasser! Ein zweites, ein drittes folgt;
es folgen alle. Mächtige Steine drücken die zarten Stengel unter das
Wasser. Viele Tage lang müssen sie da liegen. Frösche und Wasserschnecken
schwimmen zu ihnen heran; allerlei Gewürm kriecht in die Bündel hinein.
Das Mark der Stengel wird weich und sängt an zu faulen. Da wird es
am Rande des Teiches wieder lebendig. Die Männer und Frauen kom-
men wieder herzu und ziehen die Ertränkten ans Tageslicht. Man löst
die Bündel auf und breitet die Pflänzchen auf der Wiese oder dem
Acker aus. Wie starren sie aber jetzt vor Schmutz! Und welch einen
üblen Geruch verbreiten sie! Wer kann sich jetzt noch über die Pflänz-
chen freuen, die ehemals so schön waren! Der kalte Wind streicht scharf
über sie hin. Die Stengel werden dürr und bleich. Sind sie vollständig
ausgedörrt, so werden sie von neuem zusammengerafft und ins Haus
gebracht.
Hier stehen Frauen und Mägde mit Flachsbrechen. Zwischen zwei
scharfen Latten kann eine dritte bequem auf und nieder bewegt werden.
In diese Martermaschine werden nun die blassen Stengel geworfen. Jedes
feste Holzteilchen wird auf den Latten losgequetscht und zersplittert. Die
meisten der dürren, harten Stückchen liegen unter der Flachsbreche auf
einem großen Haufen beisammen. Doch hängen ihrer viele noch zwischen
den feinen Fäden, in welche die Flachshalme sich jetzt aufgelöst haben.
Schon lauern die Hecheln auf sie. Lange, scharfe Drahtspitzen stehen in
einer furchtbaren Reihe wie Soldaten mit blitzenden Spießen. Mitten
hinein in diese aufgepflanzten Spitzen wirft man die aufgerissenen Flachs-
fäden und zieht sie durch die spitzen Hecheln hindurch. Jedes Fädchen,
das stärker ist, als man es wünscht, bleibt da zurück und fällt als Werg
zur Erde. Der Flachs ist nun rein, die grauen Fäden sind glänzend
und fein. Nun wird alles Leid zu Ende sein; denn ein munteres Mädchen
windet die Flachsbündel leise und sanft um einen zierlichen Stab und
umschlingt sie mit einem schönen, bunten Bande.
Aber wie wird diese Hoffnung getäuscht! Neue Martern warten des
Flachses am Spinnrade: da ist ein Drehen und Winden, ein Drängen
und Zwängen, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Und ist der fest-
gesponnene Faden in Strähnen gebracht, dann wirst man ihn in heißes
Wasser, daß er geschmeidig werde; denn schon wartet der Weber auf ihn.
Viele Fäden spannt er von oben an bis unten hin auf den künstlichen
Webstuhl; andere wirft er wagerecht zwischen jene durch, herüber und
hinüber. Klipp, klipp, klapp! geht es den ganzen Tag, vom frühen
Morgen bis zum späten Abend. Nach kurzer Zeit hat sich der Flachs
in Leinwand umgewandelt. Noch ist sie aber grau und unansehnlich.
Darum geht ihre Qual von neuem an. Auf grünem Anger wird sie
ausgespannt und liegt den ganzen Tag im heißen Sonnenschein. Wochen-
lang wird sie hier mit Wasser begossen, sooft sie von der Sonne wieder
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
302
Auge für landschaftliche Reize, das uns in der Pfalz beim gemeinen
Manne oft genug überrascht, mag vielleicht erst durch die allgemeinere
Bildung des ganzen Volkes erwacht sein. Viel deutlicher spricht sich ein
angestammter, durch die Sitte überlieferter Natnrsinn in dem Blumen-
schmuck der Häuser und Garten aus. Es gibt fast kein pfälzisches Bauern-
haus, an dessen Fenstern nicht einige wohlgepflegte Blumenstöcke prangen.
In manchen reichen Haardtdörfern geht man auf der Straße durch eine
förmliche Ausstellung von Prachtstücken der Topfblumenzucht. Aber auch
die Dörfer im Westrich entbehren dieser Zierde nicht. Freiwillig bietet
die Natur auch dem Ärmsten den Labetrunk der Schönheit und auch der
Ärmste versteht ihn hier noch dankbar anzunehmen. Im übrigen Rhein-
land erfreut sich wohl auch der gemeine Mann am Blumenschmuck seines
Hauses, aber so allgemein wie in der Pfalz nirgends.
Das Bauernhaus unserer Gaue ist fast regelmäßig mit Zierpflanzen
geschmückt, die in der Stadt bereits altmodisch geworden sind, wie Nelken,
Hortensien, Tulpen, Balsamineu, Goldlack, Levkoien u. dgl. In den
Höfen der reichen Bauernhäuser vor der Haardt sieht mau wohl auch
Taxusbäume, Ktigelakazien, gleichmäßig im Pflaster aufgepflanzt, und
kugelrunde Orangebäume in Reih' und Glied dazwischen gestellt, Ricsen-
kürbisse zum Schmuck der Hofmauer und wohlgepflegte Hauswurz als
Krone der steinernen Pfeiler des Hoftores.
Eine andere lustige Zierde des pfälzischen Hauses ist der Weinstock.
„In Reben blüht das Leben." Dieser alte Spruch sollte dem Pfälzer
als Hausspruch beifalleu, wenn er aus dem rebenumrankteu Fenster auf
die Straße schaut oder zur Haustüre eingeht, deren Deckbalken mit einem
natürlichen Feston* niederhängender blauer Trauben verziert ist. Nun
liebt bekanntlich der Bauer in ganz Mittel- und Süddcutschlaud, soweit
es irgend das Klima gestattet, den Rebstock am Hause; dennoch läßt sich
auch hier wieder manches eigentümlich Pfälzische aufspüren.
Wo in der Pfalz der Rebbau auf Kammern jeden Weinberg in
eine Gruppe kleiner Laubengänge verwandelt, da breitet auch der alte,
knorrige Weiustock am Hause sein Gezweig zur mächtigen Laube in den
Hof hinein, ja auf starken Balken und Pfählen ruhend, überschattet der
Rebe oft den ganzen Hof. Diese traulichen Lauben dienen gar wohl der
schönen pfälzischen Sitte, den warmen Sommerabend im Gespräche mit
Nachbarn und Freunden vor dem Hause im Freien zu verbringen. Um
so merkwürdiger ist aber, daß die Lauben in ihrer breitesten Ausbildung
und als durchaus herrschend doch nur dem Gebiete des Kammer-Reb-
* Feston — Blumen- oder Fruchtgewinde.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]