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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 89

1842 - Zwickau : Zückler
89 kung dienen. Durch fleißige Bewegung stärkt man seine Muskeln und stärkt dadurch seine Körperkrafc. Die Knochen, deren mau im Menschenleibe 259 zählt, bilden sich aus kalkartigen Bestandtheilen, welche das Blut als Gallert und Knorpel absetzt, und dienen dem Körper zur, festen Stütze. Sie sind nur zum Theil hohl (z. B. die Arm- und Schenkelknochen); alle aber werden durch Mark geschmeidig erhalten, sind durch Bänder mit einander verbunden und von der sehr em- pfindlichen Beinhaut umgeben. Durch Springen, Fallen, Schlagen u. s. w. kann einer dieser Knochen leicht zerbrochen werden: eine Verletzung, welche oft schwer zu heilen ist und trotz der Heilung manchmal eine Verkrüppelung zurückläßk. Viel schrecklicher aber noch ist der Knochenfraß, welcher durch Vernachläs- sigung oft sehr unbedeütend scheinender Verletzungen entstehen kann, noch öfter aber in einer durch unor- dentliche Lebensart herbeigeführten, oder von kranken Eltern ererbten allgemeinen Verderbmß der Säfte sei- nen Grund hat. Wo die geringste Spur sich zeigt, da mag man doch ja nicht mir Hausmitteln doctern, sondern schnell zu einem geschickten Arzte seine Zuflucht nehmen. Ich mache eüch vorzüglich auf das Rückgrath aufmerksam, welches (die Halswirbel eingefchloffen) am Hinterkopfe beginnt, bis zu den Hüftknochen sich ausdehnt und also die Verbindung zwischen dem obern und untern Körper bewerkstelligt. Bestände dasselbe, wie die übrigen Knochen, nur aus einer fest zusam- menhängenden harten Maffe: so würden wir weder vor, noch zurück, noch seitwärts uns beügen können; wäre aber die Maffe nur weich und knorpelig, wie wollte sie die Last des Körpers tragen? Darum hat die göttliche Weisheit dasselbe aus lauter hohlen Wirbeln zusammengesetzt, welche zwar durch Bänder zu einem Ganzen fest vereinigt sind, dessen ungeachtet aber dem Körper die Beweglichkeit gestatten, deren wir zu un- seren Verrichtungen so sehr bedürfen. Wie vorsichtig muß eüch dieser eigentümliche Bau des Nückgrakhes beim Warten eürer kleinen Geschwister und bei eüren Spielen und Balgereien machen! Ach! so gar leicht verschiebt sich ein solcher Wirbel durch Fallen, unvor- sichtiges Tragen, Heben u. s. w., und unheilbare Ver-

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 134

1842 - Zwickau : Zückler
134 len, da es doch so viele und kgroße Erhöhungen und Vertiefungen auf ihr giebt? Diesen Einwurf wider- legte der Lehrer, indem er entgegensetzte, daß selbst die höchsten Berge der Erde der runden Gestalt derselben keinen Eintrag thun könnten, sondern im Verhältnisse zur ganzen Erde noch weit weniger ausmachten, als ein Sandstaübchen auf einer sehr großen Kegelkugel. Ein Mädchen wendete ein, daß, wenn die Erde rund wäre, die auf ihr befindlichen Dinge herabfallen müß- ten, und daß sie deßhalb auch nicht überall bewohnt sein könne.' Der Lehrer erinnerte sie hierauf an das, was er ihnen bei dem Unterrichte in der Raturlehre über die Schwerkraft der Erde erzählt hatte, vermöge deren sie überall bewohnt sein könne, ohne daß irgend ein Gegenstand in Gefahr käme, von ihr hinweg in den unendlichen Weltraum hinauszustürzen. Ihr sehet, sagte er zum Schlüsse, daß daher diejenigen, welche sich auf dem uns gerade entgegengesetzten Punkte befin- den, -eben so sicher auf den Füßen stehen, wie wir; auch sie haben über ihrem Kopfe den Himmel und un- ter ihren Füßen die Erde. Hieraus ergiebt sich zugleich die richtige Bedcütung des Oben und Unten auf der Erde. Was seine Richtung von dem Innern der Erde oder ihrem Mittelpunkte abwärts hat, das ist oben; was dagegen seine Richtung nach dem Innern der Er- de oder nach ihrem Mittelpunkte hinwärts hat, das ist unten. Unterirdisch ist daher das, was nach dem Mit- telpunkte der Erde hin gerichtet ist, sich unter ihrer Oberfläche befindet. Bei dieser Gelegenheit wünschten die Kinder auch Einiges von der Größe der Erde zu erfahren. Deß- halb fuhr der Lehrer fort: Könnte man von einem Punkte der Erdoberfläche durch den Mittelpunkt bis zu dem entgegengesetzten Punkte eine Stange stecken: so. müßte dieselbe etwa 1719 Meilen lang sein; dieß wäre der Durchmesser der Erde. Könnte man ferner die Erde mit einem Bande umspannen: so müßte dasselbe 5400 Meilen lang sein; dieß wäre der Umfang derselben. Den ganzen Raum ihrer Oberfläche erfährt man, wenn man den Umfang und Durchmesser mit einander ver- vielfältigt. Das Product sind dann über 9 Millionen Geviert- oder Quadratmeilen. — Nicht ohne Staunen

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 178

1842 - Zwickau : Zückler
178 Armen nach Süden zu auöbreiten; ferner in der Schweiz die Alpen, welche sich vielfach in die Nachbarländer verzweigen und unter dem Namen Apeninuen südöstlich ganz Italien durchziehen. Auf diesem Ge- birge ist der eüch bereits bekannte Montblanc und der 14,200 Fuß hohe Montrosa. Ein Theil zieht sich auch nach Osten bis in die Türkei und wird daselbst der Hämus oder Balcan genannt. Westlich von den Alpen findet man den Iura zwischen Frankreich und der Schweiz; die Sevennen und Vogesen in Frankreich, welche östlich unter verschiedenen Namen, die ich später erwähnen werde, Deütschland durchstrei- chen und sich in den Karpathen, der Grenze zwi- schen Ungarn und Galizien, endigen. Im Norden zieht sich das scandinavische Gebirge zwischen Schweden und Norwegen hinauf. — Von den ansehn- lichsten Flüssen wurden erwähnt: die Wolga, die in den kaspischen See mündet; die Donau und der Dniepr, die sich in das schwarze Meer ergießen; die Oder, die in die Ostsee; die Elbe, die Weser und der Rhein, die in die Nordsee; der Rhone, der ins mittelländische Meer; der Po, der ins adrtatische Meer geht. Nachdem der Lehrer auch die bedeütend- sten Seen genannt und gezeigt hatte, als: den La- tz oga- und Onega-See in Rußland; den Mä- lar-, Wener- und Wetter-See in Schweden; den Boden- und Genfer-See in der Schweiz: erfreüete er die Kinder durch die Versicherung, daß nun die versprochene Reise nächstens begonnen und ohne Aufenthalt fortgesetzt werden sollte. 17 Der Lehrer hielt sein gegebenes Wort und ver- setzte sich mit den Kindern zuvörderst auf die südwest- liche Halbinsel Eüropas. Was die Schüler von die- ser, sowie in der Folge von den andern Ländern auf der Landkarte sehen konnten, das wies er ihnen auf derselben nach und verband damit folgende Bemerkun- gen: Diese Halbinsel, welche nach ihrem nördlichen Grenzgebirge (Wie heißt es?) die pyrenäische ge- nannt wird, zerfällt in die zwei Königreiche Portu- gal (Hauptstadt Lissabon) und Spanien (Haupt-

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 186

1842 - Zwickau : Zückler
186 Hauptstadt zusammenzudrängen, sondern sie vielmehr durch alle Theile des Landes und unter alle Stände des Volkes zu verbreiten. Höchst rühmlich ist es da- bei, daß diese Staaten, an der Zahl 38, wenigstens zum Schutz und Trutz gegen äußere Feinde verbunden sind und, neben dem stillen Gehorsame gegen ihre Für- stenhäuser, auch ihre Freiheit zu bewachen und gegen Angriffe zu vertheidigen wissen. Besonders aber sind es Religiosität, Treüe und Biederkeit des Characters, ein reger Eifer für Kunst, Wissenschaft und Gewerbe, sowie Tiefe der Erkenntniß und beharrliche Vollziehung alles Großen, was den Dcütschen weit über andere Völker erhebt und ihn durch die Verbreitung vielfacher Kenntnisse und Erfindungen zum Wohlthäter derselben macht. Und verdankten auch nur die so nützliche Buchdruckerkunft und die so wohlthätige Reformation dem deütschen Volke ihren Ursprung: schon dieß müßte Jeden bestimmen, mit Stolz und Freüde auszurufcn: Das ist mein Volk, das ist mein Vaterland! Die Kinder, welche sehr erfreüt waren über die Vorzüge, die Deütschland vor so manchem andern ' glücklich gepriesenen Lande hat, sollten nun auch mit den einzelnen Staaten desselben bekannt gemacht wer- den, weßhalb der Lehrer fortfuhr: In seinem nord- östlichen Theile findet ihr die deütschen Provinzen des Königreichs Preüßen: Pommern, Brandenburg, Schlesien und Sachsen (Hauptstadt Berlin); ferner die Großherzogthümer 'Mecklenburg-Schwerin und Stre- litz; unser Vaterland, das Königreich Sachsen (Haupt- stadt Dresden); das Großherzogthum Sachsen-Weimar; die sächsischen Herzogthümer Koburg-Gotha, Meinin- gen und Altenburg; die Fürstenthümer Schwarzburg- Rudolstadt und Sondershausen; die Fürstenthümer Reüß-Greiz, Schleiz und Ebersdorf; die anhaltischen Herzogthümer Dessau, Bernburg und Köthen. — Der südöstliche Thcil von Deütschland besteht aus den deüt- schen Ländern des österreichischen Kaiserstaates, ' nämlich aus dem Königreich Böhmen (Hauptstadt Prag); Markgrafschaft Mähren (Brünn); dem eigentlichen Österreich (Hauptstadt Wien); Steiermark (Gratz); dem Königreich Jllyrien (Laibach und Triest); Tyrol (Jns- bruck). — Zum südwestlichen Deütschlande gehören das

5. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 209

1842 - Zwickau : Zückler
209 die Bibliotheken zu Leipzig, sowie die der verschiede- nen Akademien und Gymnasien enthalten; ferner die vielen Vereine gelehrter Männer zur Verbreitung nütz- licher Kenntnisse, sowie die Unterstützungen, welche tüchtigen Bearbeitern der Wissenschaft züstießen. Nehmt noch hinzu, sagte er, wie sehr dem Sachsen der wis- senschaftliche Verkehr mit dem Auslande dadurch' er- leichtert ist , daß der deütsche Buchhandel seinen Haupt- sitz in Leipzig aufgeschlagen hat, indem zur Zeit der Messen gegen 800 fremde, zum Theilc sogar französi- sche und englische Buchhandlungen hier ihre Verlags- werke feil haben! Und wie viele Bücher gehen aus den Buchdruckereien Leipzigs und der übrigen Städte hervor! In der That, Kinder, haben wir Ursache uns zu freüen, daß wir einem Volke angehören, in welchem ein reger Eifer für Kunst und Wissenschaft lebt, und in welchem selbst den Gliedern der niederen Stände die Mittel zu einer ihren Verhältnissen angemessenen Bildung der geistigen Kraft dargcboten sind. Aber würdet ihr wohl in einem Lande leben mögen, dessen in jeder andern Hinsicht gebildeten und aufgeklärten Bewohnern es an einer deütlichen und gründlichen Kenntniß der Religion,- an Achtung gegen die aüßern Anstalten derselben und namentlich an dem Streben mangelt, sich in ihrem Verhalten als ein echt christli- ches Volk zu bewähren? 7. Was die sittliche Bildung des Sachsen anbe- langt: so spricht für dieselbe das Zeügniß der Geschichte und des Auslandes, fuhr der Lehrer fort. — Das Kirchen - und Schulwesen Sachsens hat durch die un- ermüdete Thätigkeit gelehrter und gewissenhafter Män- ner im Laufe der Zeit vielfache Verbesserungen erfahren (dahin gehören passende Gesangbücher, zweckmäßige Lehrbücher in den Schulen) und erfreüt sich außerdem einer großen Unterstützung, durch eine Menge frommer theils schon von den Vorfahren, theilö in neüerer Zeit gegründeter Stiftungen/ Aus der großen Anzahl der Männer aber, welche durch ihre ruhmvolle Wirksam- keit in Kirche und Schule ein bleibendes Andenken in

6. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 192

1842 - Zwickau : Zückler
192 Vandiemsnsland auf der östlichen Halbkugel liegt, und mit seinen übrigen Inselgruppen erst durch Cook seit 1768—1779 uns als ein neüer Erdtheil bekannt ge- worden ist. An Producten des Pflanzenreichs ist er reicher, als an denen des Thier- und Mineralreichs; vor allem wichtig ist der nützliche Brodbaum. Die Einwohner stehen noch auf einer sehr niedrigen Stufe der Bildung, obschon auf einigen Inseln — Neüholland, Sandwichs-, Freündschaftöinseln— eüropäische Cultur und Christenthum seit 30 Jahren bewundernswürdige Forischritte gemacht haben, während in andern Ge- genden dergleichen Versuche bis jetzt völlig gescheitert sind, und sich daher noch roher Naturdienst, Men- schenopfer, sta Menschenfresserei verbreitet finden. — Die etwa feit 50 Jahren von der englischen Regie- rung auf Neüholland errichtete Verbrecher-Colonie beabsichtigt bei den Verwiesenen die Besserung ihres Lebenswandels und durch sie den Anbau des Landes. Jährlich werden 1500—2000 Verbrecher hieher ge- bracht, von denen die meisten nach auögestandener Strafzeit sich dann ganz dort niederlaffen. Das Vaterland. So war denn der Unterricht über die hauptsäch- lichsten Gegenstände der Erdbeschreibung beendigt wor- den. Noch tiefer in dieselbe, besonders in die Darstel- lung der einzelnen Länder einzugehen, verstattete die Kürze der diesem Lehrgegenstande bestimmten Zeit nicht. Ein Land aber — das war des Lehrers fester Wille — sollte den Schülern nicht unbekannt bleiben, das Land, dessen Kinder sie selbst waren, das Vater- land. Sowie er nämlich hoffte, ihnen hierbei Man- ches anschaulicher machen zu können, was er von der natürlichen Beschaffenheit, von den Erzeügniffen und Bewohnern der Erde im Allgemeinen gesagt hatte: so war er auch der Ansicht, daß ihnen die Bekanntschaft mit dem eignen Lande bei der Stufe der Bildung, auf welcher in unfern Tagen auch die Landleüte stehen,

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 216

1842 - Zwickau : Zückler
216 genten sowohl, als der Unterthanen genau bestimmt sind, und zum Andenken dieser Begebenheit wird eben das Constitutionsfest gefeiert. Sachsen ist mithin jetzt eine constitutionelle Monarchie, d. h. der König besitzt zwar die oberste Gewalt, ist aber bei Ausübung der- selben an die Constitution gebunden. 2. Den ganzen Inhalt der Constitution, fuhr der Lehrer in der nächsten Stunde fort, kann ich eüch nicht mitthcilen; aber schon das Wenige, das ich eüch zu geben vermag, wird zur Genüge beweisen, daß sie eine nicht geringe Wohlthat für uns ist. In ihr ist z. B. jedem Landcseinwohner gleicher Schutz in seinen Neckten verheißen, sowie völlige Freiheit in der Wahl seines Berufs und in der Ausübung seines Glaubens zugcsichert. — Jeder ist vor den Gesetzen gleich, und die Vorrechte, die bisher Einzelnen in dieser Hinsicht zugeftandcn haben, hören künftig auf. — Die Verschiedenheit des Standes und der Geburt be- gründet keinen Unterschied mehr in der Berufung zu irgend einer Stelle im Staatsdienste. Seht, also auch ihr könnt noch einmal wichtige Staatsämter be- kleiden, iwenn ihr eüch die dazu nöthigen Eigenschaften erwerbt! — Alle Unterthanen müssen zu den Staats- lasten beitragen. Die Steüerbefreiungcn der Ritter- güter werden daher gegen Entschädigung aufgehoben, und neüe können nie wieder erworben werden. — Die oberste Staatsbehörde bilden die Ministerien, welche eüch aus dem frühem Unterrichte schon be- kannt sind. — Das Wichtigste aber ist die Theil- nahme des Volks an der Gesetzgebung. — Wie sott ich das verstehen? fragte Lippert. Doch wohl nicht anders, als es dem Worte nach verstanden werden muß, versetzte der Lehrer, nämlich so: Der König giebt mit dem Volke die Gesetze, natürlich nicht mit jedem Einzelnen aus demselben, sondern durch dessen Vertreter oder die Landstände, die eine ganz andere Einrichtung und Wirksamkeit haben, als die frühem. Ihre Gesammtanzahl zerfällt in zwei gleich berechtigte Abteilungen, Kammern genannt, deren Vorsteher Präsidenten heißen. Die Mitglieder der ersten Kammer

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 242

1842 - Zwickau : Zückler
242 fragt haben, warum ein gerechter Gott im Himmel das zulasse? Aber auch hier hatte er seine weisen Ab- sichten. Hätte zu der Z-Lft, wo das? Christenthum ent- stand, jedes der oben angeführten Lander seine beson- dere Regierung gehabt: so hätte sich dasselbe gewiß nicht so schnell und allgemein verbreitet, als es ge- schehen ist; denn Kriege und feindselige Stellungen der einzelnen Reiche würden die Reisen der Heiden- apoftel sehr gehindert haben. Auch die Zerstörung Je- rusalems, 70 Jahre nach Ch. G., und die Vertreibung der Juden aus ihrem Lande, so viele Ungerechtigkeit dabei auch obwaltete, machte doch den feindseligen Verfolgungen der Juden degen die Christen größten- theilö ein Ende. Von den Römern sind noch mehr Einrichtungen auf unsere Zeiten übergegangen, als von den Griechen; namentlich beruht unsere ganze Rechtsverfassung auf römischen Gesetzen. Daher wird auch die römische oder lateinische Sprache noch allge- meiner gelernt, als die griechische. 2) Gottes Gericht über die Römer. Die Deütschen im Kampfe mit Slaven und Ungarn. Zu den Völkern, welche unter Roms Joche seüfz- ten, sollte nach dem Plane der Römer auch die deüt- sche Nation gehören. Hätten die Römer ihn ausge- führt und unsere Vorfahren unterjocht: so würde sich unsere kräftig und wohlklingende Sprache nicht so rein und unvermischt erhalten haben, als es der Fall ist. Schon hatten aber die Römer alles Land westlich vom Rhein und südlich von der Donau erobert. Sie hät- ten unsere Vorfahren in ihrem mit Wald bedeckten, nebligen, kalten Lande wohl in Ruhe lassen können. Was wollten sie denn holen in dem armen Lande? Etwa den Hafer und die Gerste deö.dürftig bestellten Ackers? oder die Beeren und Wurzeln deö wilden Waldes? oder die unansehnlichen Rinder und Pferde auf sumpfiger Weide? oder die weiche Bärenhaut in der aus Zweigen kümmerlich zusammengeflochtenen Hütte? — Deütsche Treüe, Gastfreündschaft und Va- terlandsliebe hätten sie doch nicht nach Hause tragen

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 289

1842 - Zwickau : Zückler
289 das nächste Dorf durften sie nicht. Die Söhne des Jammers waren ja Leibeignei Nicht nur Feld und Hof, auch ihr Leib, Weib und Kinder waren Eigen- thum des Herrn. Der konnte sie vermiethen, verkau- fen, verschenken, verspielen, einzeln oder im Ganzen, wie ihr eure Heerden; sie selbst hatten über sich Nichts zu bestimmen; wo sie wohnen, was sie treiben, ob und wen sie heirathen sollten, das Alles war des Her- ren Sache. Ja, eüren unglücklichen Vorfahren fehlte die erste Bedingung der Menschenwürde — sie waren nicht frei. — Wie mag es nun mit den leiblichen Be- dürfnissen derselben bestellt gewesen sein? Ihr Bau- ern seid zwar in der Regel mit einfacher Kost zufrie- den und vergnügt; aber an hohen Festtagen kommt doch ein Braten ins Haus, und selbst der Tagelöhner läßt dann seinen Kuchen backen; am Jahrmärkte macht ihr eüch einen guten — oft nur zu guten — Tag; und an Ehrentagen, wie Hochzeiten und Kindtaufen, geht es hoch her; ja selbst der Ärmste unter eüch hat durch Kaffee und Tabak einen Genuß gewonnen, von welchem man vor zweihundert Jahren gar Nichts wußte. Wie hätten in einer Zeit, wo gebratene Eülen und wilde Katzen selbst auf den Tafeln der Neichen erschie- nen, die armen Leibeigenen an solche Ergötzlichkeiten denken können? Hätten sie auch mehr, als das trocke- ne Kleienbrod gehabt, sie würden doch keine Ehrentage gefeiert haben. Oder hätten sie die Hochzeilfeier begehen sollen, welche des Grundherrn Wille befohlen hatte, oder die Kindtaufe, welche dem Herren einen neüen Sklaven lieferte? Selbst das trockene Brod fehlte ih- nen oft genug. Da nämlich auö begreiflichen Grün- den die Acker nur höchst nothdürftig bestellt und die ärmlichen Ernten nicht nur durch große Kriege, son- dern auch in den taufend kleinen Fehden der Ritter fortwährend verwüstet wurden: so gehörten Hungers- nöthe, welche in neüern Zeiten durch bessern Anbau der Felder, hergestellce Ruhe und Verbreitung der da- mals noch ganz unbekannten Kartoffeln immer selte- ner werden, zu den allergewöhnlichften Erscheinungen. — Nun die Kleidung. Das sind wohl arme Leüte un- ter eüch, die nicht ein Feiertagskleid zum Kirchgang hätten, und noch Wenigere wird es geben, welche nicht

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 292

1842 - Zwickau : Zückler
292 von der wir gar keine Vorstellung haben, muß man wohl hierher rechnen, wenn man auch nicht leugnen kann, daß die feige Geduld, mit welcher der Bürger unserer Tage abwartet, wie viel die Habsucht des ein- dringenden Feindes ihm lassen will, nicht zu den Tu- genden gehört, die den Mann zieren. Aber auch, wenn kein allgemeiner Krieg war, fiel es wohl einigen Rit- tern der Nachbarschaft ein, der Stadt Fehde anzusa- gen. Dann waren Tag und Nacht die Thore geschlos- sen, oder wenigstens stark bewacht; kein Einzelner wagte es, im Freien frische Luft zu schöpfen; das Schwert an der Seite, bestellte der Bürger seinen Acker; nur unter gewaffneter Bedeckung sendete man die Heer- den auf die Weide und die Waarentransporte auf die Straße. Gleichwohl erscholl oft genug das Jammer- geschrei der Witwen und Waisen durch die Straßen, wenn ihnen der Gatte und Vater von den Knechten der feindlichen Ritter draußen erschlagen worden war; glücklich noch die Neichen, welche bloö auf die Naub- burgen geschleppt wurden, um von ihren Angehörigen mit großen Summen ausgelöst zu werden. — Rechnet ihr hierzu Pest und Hungersnoth, denen die Städte so wenig entgingen, als das platte Land, und von de- nen die erste in Ermangelung aller ärztlichen Vorkeh- rungen in jedem Menschenalter wenigstens einmal ihre gräßliche Wanderung machte: so werdet ihr wohl ein- sehen, daß der Burger in seinen wohlgebauten und heitern Städten, die jetzt durch das Gesetz besser ge- schützt find, als ehemals durch finstere Mauern, wohl schwerlich Lust haben möchte, seine jetzigen Verhält- nisse mit den ehemaligen zu vertauschen. — Nun, wer- det Ihr fragen, so waren wohl die gestrengen Junker in jenen Zeiten die einzigen glücklichen Menschen? Es fragt sich, was ihr Glück nennt. Eüch Landleüte brau- che ich hoffentlich nicht vor den abgeschmackten Dar- stellungen der Ritterromane zu warnen, mit welchen das junge Volk in der Stadt seinen gesunden Men- schenverstand verdirbt. In diesen unsinnigen Büchern nimmt sich das Ding manchmal freilich wunderhübsch aus. Hört ihr lieber die nackte Wahrheit! Die mei- sten dieser Junker waren so roh und unwissend, wie ihre Leibeignen eben auch. Sich herumschlagen in den
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