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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 209

1842 - Zwickau : Zückler
209 die Bibliotheken zu Leipzig, sowie die der verschiede- nen Akademien und Gymnasien enthalten; ferner die vielen Vereine gelehrter Männer zur Verbreitung nütz- licher Kenntnisse, sowie die Unterstützungen, welche tüchtigen Bearbeitern der Wissenschaft züstießen. Nehmt noch hinzu, sagte er, wie sehr dem Sachsen der wis- senschaftliche Verkehr mit dem Auslande dadurch' er- leichtert ist , daß der deütsche Buchhandel seinen Haupt- sitz in Leipzig aufgeschlagen hat, indem zur Zeit der Messen gegen 800 fremde, zum Theilc sogar französi- sche und englische Buchhandlungen hier ihre Verlags- werke feil haben! Und wie viele Bücher gehen aus den Buchdruckereien Leipzigs und der übrigen Städte hervor! In der That, Kinder, haben wir Ursache uns zu freüen, daß wir einem Volke angehören, in welchem ein reger Eifer für Kunst und Wissenschaft lebt, und in welchem selbst den Gliedern der niederen Stände die Mittel zu einer ihren Verhältnissen angemessenen Bildung der geistigen Kraft dargcboten sind. Aber würdet ihr wohl in einem Lande leben mögen, dessen in jeder andern Hinsicht gebildeten und aufgeklärten Bewohnern es an einer deütlichen und gründlichen Kenntniß der Religion,- an Achtung gegen die aüßern Anstalten derselben und namentlich an dem Streben mangelt, sich in ihrem Verhalten als ein echt christli- ches Volk zu bewähren? 7. Was die sittliche Bildung des Sachsen anbe- langt: so spricht für dieselbe das Zeügniß der Geschichte und des Auslandes, fuhr der Lehrer fort. — Das Kirchen - und Schulwesen Sachsens hat durch die un- ermüdete Thätigkeit gelehrter und gewissenhafter Män- ner im Laufe der Zeit vielfache Verbesserungen erfahren (dahin gehören passende Gesangbücher, zweckmäßige Lehrbücher in den Schulen) und erfreüt sich außerdem einer großen Unterstützung, durch eine Menge frommer theils schon von den Vorfahren, theilö in neüerer Zeit gegründeter Stiftungen/ Aus der großen Anzahl der Männer aber, welche durch ihre ruhmvolle Wirksam- keit in Kirche und Schule ein bleibendes Andenken in

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 309

1842 - Zwickau : Zückler
309 mag jener Simeon zeugen, welcher 460 ftarb, nach- dem er fast sein ganzes Leben lang im Freien auf ei- ner Saüle zugebracht, die er immer höher bauen ließ, und wo er nun stand, wachend und schlafend, hungernd und dürstend, vom Thau durchnäßt, vom Winde ge- peitscht, vom Ungeziefer zernagt ^ doch für das Alles getröstet durch die thörichte Freude, von einer nicht viel klügeren Menge bewundert zu werden, und durch die noch thörichtere Zuversicht, Gott damit wohlgefäl- lig zu fein. Andere suchten darin ein Verdienst, daß sie aus der Gesellschaft sich zurückzogen und namentlich dem ehelichen Stande entsagten, als ob nicht das ge- sellschaftliche Leben und besonders das Leben in der Familie gerade die Schauplätze wären, wo christliche Lugend am herrlichsten sich entfalten soll! Solcher Einsiedler gab es namentlich in Ägypten schon in den ersten Jahrhunderten gar viele. Da aber ein ganz ein- sames Leben so gar schütz- und rathlos ist: so zogen ihrer mehrere später in eigne Gebaüde zusammen, wel- che man Klöster nannte, und verpflichteten sich durch Gelübde zum Gehorsam gegen ihre. Vorsteher (Äbte und in den spätem Frauenklöstern Äbtissinnen), zur Ehelosigkeit und zur Armuth, also, daß wenigstens der einzelne Mönch oder die einzelne Nonne kein Eigenthum haben sollten, wenn auch viele Klostergesellschaften spä- ter zu ungeheurem Reichthum gelangten und dadurch in arge Schwelgerei verfielen. Aus dem Morgenlande verpflanzte Benedict von Nursia diese Sitte nach dem Abendlande, indem er zu Montecassino in Süditalien 515 das erste Kloster anlegte. Theils um einherissene Mißbraüche zu beseitigen, theils um die bestehenden Klosterregeln noch zu schärfen, traten später Stifter neüer Mönchs- und Nonnenorden auf, von welchen ich nur den durch Luther berühmt gewordenen Augusti- nerorden nennen will; ferner die Dominicaner, welche / des Papstes schreckliche Werkzeüge wurden, wo es Ket- zer aufzuspüren und zu züchtigen gab; die Franzisca- ner und Kapuziner, welche den Ruhm ihrer Frömmig- keit im Schmutze suchten; die Karthaüser und Frappi- sten, deren Strenge gegen sich selbst bis zur Unver- nunft geht. Dagegen ist der Orden der barmherzigen Bruder und Schwestern von den Bekennem aller christ-

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 210

1842 - Zwickau : Zückler
210 unserm Volke hinterlassen haben, will ich euch nur die großen Kanzelredner Reinhard, Tzschirner, Ammon und den frommen Dichter Gellerl nennen. — Die Genos- sen der verschiedenen christlichen Kirchen genießen jammt- lich gleiche bürgerliche Rechte. Die bei weitem größte Anzahl derselben bekennt sich zur evangelischen und zwar zu der evangelisch-lutherischen Kirche. Zu ihr werden auch' die böhmischen Gemeinden in Dresden und Zittau und die evangelische Brüdergemeinde in Herrnhut gerechnet. Letztere, welche auch in Klein- welke bei Budissin eine Niederlassung hat, zeichnet sich durch die in ihr herrschende Ordnung und Betrieb- samkeit, sowie durch ihren Eifer für die Verbreitung des Ehristenthums in fremden Erdtheilen, aus. Die Zahl der in Dresden^ und Leipzig wohnenden Evan- gelisch-Reformirten belauft sich etwa auf 1600. Die Aufsicht über die reingeistlichen Angelegenheiten der gesammten evangelischen Kirche, z. B. über die Ord- nung der öffentlichen Gottesverehrung, sowie die Prü- fung der in Kirchen und Schuten anzustellendcn Leh- rer, steht dem evangelischen Landcsconsistorium zu; die Verwaltung der übrigen das Kirchen - und Schulwesen betreffenden Geschäfte gehört zu dem Wirkungskreise der Krcisdirectionen, von denen zunächst die Superin- tendenten die Anordnungen der höchsten Staatsbehörde empfangen. Gegen 29,000 Bewohner unseres Vater- landes, sowie unser Negentenhaus, gehört der römisch- katholischen Kirche an. Die bedeütendsten Gemeinden derselben befinden sich zu Dresden und in der Ober- lausitz; durchgängig katholische Dörfer und zwei ka- tholische Städte (Ostritz und Schirgiswalde) giebt es nur in der Obcrlausitz; zu Budissin besteht überdieß ein katholisches Domstift und zu Marienstern und Maricnthal Nonnenklöster. Die Angelegenheiten der katholischen Kirche werden von dem apostolischen Vi- cariate und vom katholischen Consistorium verwaltet. Sehr klein ist die Anzahl der griechisch-katholischen Christen, welche zu Leipzig eine Capelle haben. — Die Juden (gegen 800) besitzen Bethaüser (Syna- gogen) zu Dresden und Leipzig. — Die höchste Be- hörde für das Kirchen - und Schulwesen aller Neli- gionsparteien bilden das Ministerium des Cultus und

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 306

1842 - Zwickau : Zückler
/ — 390 — set von Constautinopel herrschten, ferner die ganze Nord- küste von Africa, Kleinasien, Syrien, selbst Palästina, das Vaterland unsers Herrn und Heilandes, statt von Christen, wie ehemals, gegenwärtig von Muhameda- nern bewohnt und beherrscht sind. 7) Der Papst. Nicht weniger schlimm war der Gebrauch, welchen der Bischof zu Rom von den Verwirrungen machte, die mit dem Bildcrstreite in Verbindung standen. Die Apostel und ihre Schüler hatten nur Lehrer und Rath- geber der von ihnen gestifteten Gemeinden sein wollen. Auch die folgenden Presbyter und Episcopen waren zufrieden mit der vertrauenden Ehrfurcht, welche ihnen freiwillig von der Gemeinde, die sie gewählt hatte, wegen ihrer hervorstechenden geistigen Eigenschaften und Tugenden geweiht wurde. Anfangs verrichteten sie sogar ihr geistliches Amt uncntgeldlich, was freilich später anders ward, als die Größe der Gemeinden und die Menge der Geschäfte so zunahm, daß sie den- selben ihre ganze Zeit widmen und daher nun 'auch von ihrem Amte leben mußten. Bald aber fingen die Geistlichen an, sich als einen Stand zu betrachten, der in Gottes Augen ganz besonders werthvoll sei, und nannten sich Clerus (Gottes Thcil), während sie auf die Nichtgeistlichen oder Laien (Leute vom Volke) ge- ringschätzend herabsahen. Wenn der Bischof von Mai- land, Ambrosius, dem Kaiser Theodosius 390 sehr strenge Kirchenbuße auflegte, weil er über die Stadt Thcssalonich ein sehr strenges Blutbad verhängt hatte, und wenn dieser Kaiser jener Strafe sich gehorsam un- terwarf: so kann man wohl denken, daß andere Bi- schöfe nicht immer in eben so gerechter Sache Gleiches versuchten und durchsetzten. Auch unter sich wollten die Geistlichen nicht mehr zugeben, daß Jeder, der nur treü im Weinberge des Herrn arbeite, so viel werth sei, als der Andere. Die Bischöfe nahmen einen höhern Rang in Anspruch, als die Presbyter; über die Bi- schöfe schwangen sich die ersten Geistlichen in großem Städten und nannten sich Erzbischöfe; über die setzten sich die in den größten Städten und nannten sich Pa-

5. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 325

1865 - Zwickau : Zückler
325 [193] gen Städte hervor! — In der That dürfen wir uns freuen, einem Volke anzugehören, in welchem ein reger Eifer für Kunst und Wissenschaft lebt, und in welchem selbst den Gliedern der niedern Stände die Mittel zu einer ihren Verhältnissen angemessenen Bil- dung der geistigen Kraft dargeboten sind. Aber wer würde wohl in einem Lande leben mögen, dessen in jeder andern Hinsicht ge- bildeten und aufgeklärten Bewohnern es an einer deutlichen und gründlichen Kenntniss der Religion, an Achtung gegen die An- stalten derselben und an dem Streben mangelte, sich in ihrem Ver- halten als ein echt christliches Volk zu bewähren? 7. Kirche und Schule. Das Kirchen- und Schulwesen Sachsens hat durch die unermüdete Thätigkeit gelehrter und gewissenhafter Männer im Laufe der Zeit viele Veränderungen erfahren; dahin gehören passende Gesangbücher, zweckmässige Lehrbücher in den Schulen u. s. w. Ausserdem erfreut sich dasselbe einer kräftigen Unter- stützung durch eine Menge von Stiftungen, welche theils schon von den Vorfahren, theils in neuerer Zeit gegründet worden sind. — Die Genossen der verschiedenen christlichen Kirchen gemessen sämmtlich gleiche bürgerliche Rechte. Die bei weitem grösste Anzahl derselben bekennt sich zur evangelischen und zwar zur lutherischen Kirche. Zu ihr werden auch die böh- mischen Gemeinden in Dresden und Zittau und die evan- gelische Brüdergemeinde in Herrnhut gerechnet. Letz- tere, welche auch in Kleinwelke bei Bautzen eine Niederlassung hat, zeichnet sich durch die in ihr herrschende Ordnung und Be- triebsamkeit, sowie durch ihren Eifer für die Verbreitung des Christenthums in fremden Erdtheilen aus. Die Zahl der in Dres- den und Leipzig wohnenden Evangelisch-Reformirten be- läuft sich auf 3460. Die Aufsicht über die rein geistlichen An- gelegenheiten der gesummten evangelischen Kirche, z. B. über die Ordnung der Gottesverehrung, sowie die Prüfung der in Kirchen und Schulen anzustellenden Lehrer steht dem evangelischen Landes-Consistorium zu. Die Verwaltung der übrigen das Kirchen- und Schulwesen betreffenden Geschäfte gehört zu dem Wirkungskreise der Kreisdirectionen. Von diesen empfan- gen die Superintendenten die Anordnungen der höchsten Staatsbehörden. Gegen 37000 Bewohner unseres Vaterlandes, sowie unser Regentenhaus, gehören der römisch-katholi- schen Kirche an. Die bedeutendsten Gemeinden derselben be- finden sich in Dresden und in der Oberlausitz ; durchgängig ka- tholische Dörfer und zwei katholische Städte (Ostritz und Schir- giswalde) gibt es nur in der Oberlausitz. Zu Bautzen besteht

6. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 326

1865 - Zwickau : Zückler
326 [194] überdies ein katholisches Domstift und zu Marienstern und Marien- thal Cistercienser-Nonnenklöster (seit 1264 und 1234). Die An- gelegenheiten der römisch-katholischen Kirche werden von dem apo- stolischen Vicariate und vom katholischen Consisto- rium verwaltet. Sehr klein (90) ist die Anzahl der griechisch- katholischen Christen, welche zu Leipzig eine Capelle haben. — Die Juden (gegen 1400) besitzen Synagogen (Tempel) zu Dresden und Leipzig. — Die höchste Behörde für das Kirchen- und Schulwesen aller Religionsgesellschaften bilden das Mini- sterium des Cultus und öffentlichen Unterrichts, und in gewissen Fällen die in den Angelegenheiten der evangeli- schen Kirche (in Evangelicis) beauftragten Staatsminister. 8° Regierung. Über die Einrichtung unseres Staates merke dir Folgendes. Der König ist das Oberhaupt des Staates, und die Leitung und Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten ist von ihm den Staatsministern übertragen. Die einzelnen Ministerien sind folgende: 1) Das Ministerium der Justiz, in dessen Hand die oberste Aufsicht über die Rechtspflege liegt. Unter ihm stehen zunächst das 0 be r ap pe 11 ati onsger icht zu Dresden, die Appellationsgerichte der 4 Regierungsbezirke und die kö- niglichen Bezirksgerichte u. Gerichtsämter. 2) Das Ministerium der Finanzen, welches die gesammte Einnahme und Ausgabe des Staates verwaltet. Jene kommt von den dem Staate gehörigen Grundstücken, Waldungen, Flössen, Jagden, Bergwer- ken, von dem Postwesen, den Eisenbahnen, dem Chausseegelde und Salzverkaufe, sowie von den theils auf die Grundstücke der Staatsbürger, theils auf Gegenstände des Verbrauchs gelegten Steuern. Sie wird als Ausgabe zum Unterhalt des königlichen Hauses, der öffentlichen Anstalten und Beamten, des Heeres und zur Tilgung der Staatsschulden verwendet. 3) Das Ministerium des Innern; unter seiner Obhut stehen alle auf Sicherheit, Ord- nung und Gewerbe der Einwohner bezüglichen Anstalten, also unter andern auch die Communalgarden in den Städten, das Corps der Gensdarmen und die Strafanstalten zu Waldheim (seit 1716) und Zwickau (seit 1775), die Arbeitshäuser zu Voigtsberg bei Ölsnitz im Voigtlande und zu Hohnstein bei Pirna, sowie die Straf- anstalten für weibliche Sträflinge zu Hubertusburg bei Mutzschen und zu Hoheneck bei Stollberg. 4) Das Ministerium des Kriegs, welches die hinsichtlich des Heeres nöthigen Anordnungen trifft. Unsere Armee besteht nämlich ungefähr aus 29683 Mann und be- greift 16 Bataillone Fussvolk (Infanterie) und 1 Jäger-Brigade, 4 Regimenter Reiterei (Cavallerie) und die Artillerie. Überdies

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 427

1865 - Zwickau : Zückler
427 [275] sie ns den hundertsten Theil seines Vermögens auf Almosen zu verwenden; wenigstens einmal in seinem Leben nach Mekka zu wallfahrten; sich des Wei- nes und der Glücksspiele zu enthalten; wöchentlich den Freitag von der Ar- beit zu feiern und sich in der Moschee (Kirche) einzufinden, und _— Muha- med's Lehre mit dem Schwerte in der Hand zu verbreiten. Wer diese Pflich- ten erfüllt, ist ein Gläubiger und empfängt als Lohn das ewige Leben. Die Nachfolger Muhamed's im Propheten- und Herrscheramte, die Khalifen, ha- den seine Lehre sehr eifrig verbreitet. Dabei kam ihnen der Umstand, daß sie zugleich die geistlichen und die weltlichen Oberhäupter ihres Volkes waren und die ärgerlichen Streitigkeiten unter den Christen selbst sehr wohl zu Statten. So ist es denn geschehen, daß ein großer Theil des südöstlichen Europa's, wo einst die christlichen Kaiser von Konstantinopel herrschten, fer- ner Kleinasien, Syrien, selbst Palästina, das Vaterland unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, beinahe die ganze Nordküste Afrika's nicht mehr in der Gewalt der Christen, sondern der Muhamedaner sich befinden. Auch nach Spanien herüber kamen die Araber und eroberten den größten Theil des Landes. Als sie aber auch in Frankreich eingedrungen waren: so wur- den sie 732 von dem fränkischen Feldherrn Karl Martell zwischen Poitiers (spr. Poatieh) und Tours (spr. Tuhr) geschlagen. Später wurden sie aus Spanien wieder verdrängt und mußten zu Ende des 15>. Jahrh, dieses Land ganz verlassen. Ihre Anhänger haben sich in mehre Secten getheilt. Die Perser haben diese Religion angenommen. Aber die Türken nehmen zu dem Koran noch eine Art Tradition (Überlieferung) an, die Sunna heißen, sie heißen daher Sunniten; die Perser nicht, und heißen Schiiten (Abgesonderte). Beide Parteien hassen einander. 7. Der Papst. Nicht weniger verderblich für das Christenthum war der Einfluß, welchen sich die römischen Bischöfe zu verschaffen gewußt hatten. Wie ganz anders war es doch nach und nach' in der Kirche ^Jesu geworden! Die Apostel und ihre Schüler hatten lediglich Lehrer und Rathgeber der von ihnen gestifteten Gemeinden sein wollen. _ Zu Presbytern und Bischöfen wählte man nur Män- ner, welche sich durch ein reiches Maß der Gaben des heiligen Geistes, durch festen Glauben, beharrlichen Eifer für das Evangelium und istrenge Sitten- reinheit auszeichneten. Dafür kam man ihnen mit Ehrfurcht und Vertrauen entgegen; _ damit begnügten sie sich. Sie verrichteten sogar ihr geistliches Amt unentgeltlich; jedoch wurde dies anders, als die Größe der Gemeinden und die Meng: der Geschäfte zunahm, so daß sie denselben ihre ganze Zeit widmen und daher nun von ihrem Amte leben mußten. Bald aber fingen die Geist- lichen an, nach der Weise der jüdischen Priester sich als einen Stand zu be- trachten, der vor Gott einen höheren Werth habe und nannten sich Kleros (Gottes Theil), die Nichtgeistlichen aber Laien (Leute vom Volke). Noch höher stieg die Gewalt der Geistlichen, als durch Constantin den Großen das Chri- stenthum zur herrschenden Religion im römischen Reiche erhoben worden war. Die Kirchen erhielten reiche Schenkungen und Vermächtnisse; die Geistlichen wurden von Staatsabgaben befreit; die Bischöfe waren nicht mehr einfache Diener der Kirche, sondern zugleich hochgestellte Diener des Staates; ihre Beschlüsse wurden unter die Reichsgesetze aufgenommen, und die Kaiser liehen zur Ausführung derselben ihre Macht. Und wohl haben viele Geistliche sich ihres Ansehens auf würdige Weise bedient. Sie nahmen sich der Hilfs- bedürftigen , vorzüglich der Wittwen und Waisen an; sie verwendeten sich bei weltlichen Beamten, ja selbst bei den Kaisern, nicht blos für einzelne Unglück- liche, sondern oft auch für ganze Städte und Landschaften, welche unter har- tem Drucke seufzten. Sie wandten mehr als einmal durch ihre Fürbitte bei

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 430

1865 - Zwickau : Zückler
430 währende Stehen doch zu sauer ward: so ließ er auf der Säule einen Balken aufrichten und band sich an demselben mit Ketten fest. Das war nun freilich Übertreibung und Schwärmerei. Doch meinten es gewiß viele dieser Einsied- ler mit _ ihrer Strenge gegen sich selbst redlich. — Auch die Verfolgungen, welche die Christen in den ersten Jahrhunderten zu ertragen hatten, sowie die Unruhen und Kriege der späteren Zeiten bewogen Viele, sich in die Einsam- keit und in die Klöster zurückzuziehen. Aus dem Morgenlande verpflanzte Benedict von Nursia das Klosterleben in das Abendland, indem er zu Montecassino in Suditalien i. I. 529 das erste Kloster anlegte. Er schrieb seinen Mönchen eine zweckmäßigere Lebensregel vor und milderte die im Mor- genlande eingeführte Strenge. Bald verbreitete sich das Klosterleben nach allen Gegenden des Abendlandes und hat in jenen Zeiten in vieler Hinsicht wohl- thätig gewirkt. Denn Mönche waren es, welche voll unermüdeten Eifers das Christenthum unter den heidnischen Völkern verbreiteten, die das römische Reich überzogen und eingenommen hatten. Sie waren es, welche durch die Grün- dung von Klöstern zum Anbaue der durch unaufhörliche Kriege verheerten Gegenden Anlaß gaben, der Hilflosen sich annahmen und in den Tagen der Verwilderung die letzten Reste'der Kunst und Wissenschaft pflegten und schütz- ten. Allein als die Klöster nach und nach, trotz dem, daß die einzelnen Mönche kein Eigenthum besitzen sollten, zu großen Reichthümern und selbst zu welt- licher Macht gelangten: da vergaßen ihre Bewohner ihre ursprüngliche Bestim- mung und gaben sich der Herrschsucht und Schwelgerei hin. Um nun theils die eingerissenen Mißbräuche zu beseitigen, theils die bestehenden Klosterregeln zu verschärfen, wurden später neue Mönchs- und Nonnenorden gestiftet. Be- sonders sind die im 13. Jahrhunderte von den Päpsten bestätigten Bettel- orden zu erwähnen. Unter ihnen wurden die Dominicaner von den Päpsten vorzüglich dazu gebraucht, die Ketzer aufzuspüren und zu züchtigen. Außer ihnen sind noch die Franciscaner, die Karmeliter und die Augustiner-Eremi- ten zu nennen. (Letzteren gehörte auch unser Luther an.) Der äußersten Enthaltsamkeit und Strenge in ihrer Lebensweise geben sich die Karthäuser und Trappisten hin. Dagegen hat sich der Orden der barmherzigen Brüder und Schwestern große Verdienste um die Pflege der Kranken erworben. — Am schädlichsten ist das Mönchswesen aber dadurch geworden, daß die Päpste sich desselben als eines Werkzeuges zur Erweiterung und Befestigung ihrer Herrschaft bedient haben. Dies gilt am meisten hinsichtlich des Ordens der Jesuiten. Derselbe ward zur Zeit der Reformation (i. I. 1540) von einem spanischen Edelmanne, Ignaz Loyola (geb. 1491, gest. 1556) gestiftet und von den Päpsten zur Unterdrückung der evangelifchen Kirche benutzt. Nach den schändlichen Grundsätzen dieses Ordens ist Alles, selbst das ärgste Verbrechen erlaubt, wenn es zur Erhöhung des Ansehens der römisch-katholischen Kirche, des Papstes und des Jesuitenordens gereicht. 9. Winfried. Wie lieblich ist der Boten Fuß, die aus der Ferne kamen! Wie freut das Heidenvolk ihr Gruß in Jesu Christi Namen! Wie ist das Feld so wohl bestellt, wenn seine Knechte bauen mit gläubigem Vertrauen! Daß das Christenthum bei den deutschen Völkerschaften, welche in das römische Reich eingedrungen waren, Eingang gefunden habe, ist bereits er- wähnt worden. Schon frühzeitig geschah dies in den am Rheine gelegenen deutschen Ländern, besonders auf die Veranstaltung der Nachfolger Klodwig's im Frankenreiche. In das Innere Deutschlands drang dies Licht des Evan- geliums erst später durch Boten des Glaubens, welche aus England herüber

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 247

1865 - Zwickau : Zückler
247 Das Herzogthum Nassau hat 86 */2 Qm. und 45000 Ew. Es ist ein mehr gebirgiges, als ebenes, aber ein schönes u. reich gesegnetes Land. Das Klima ist am mildesten im Nheingau. Dürre, rauhe Gegenden sind auf dem Hochwalde des Westerwaldes. Die Bewohner, von denen bei- nahe die Halste Katholiken sind, beschäftigen sich mit Gewinnung der Lan- desproducte, mit welchen sie auch Handel treiben. Die vielen Mineral- quellen gehören zu den berühmtesten in Europa. — Geschichtliches: Nassau war früher eine Grafschaft, ist seit 1707 ein Fürstenthum u. seit 1806 ein Herzogthum. — Wiesbaden, am Fuße des Taunus, 18000 Ew., ist die Hst. u. Res., und berühmt durch 15 warme Quellen und den prächtigen Kursaal. — Biberich, in einer entzückenden Lage am Rheine, 1 Mkfl. mit 3500 Ew. Es hat ein Schloß, in welchem sich der Herzog häufig aufhält. — Nassau, a. d. Lahn, 1500 Ew., mit den Trümmern des Stammschlosses vom herzoglich nassauischen und vom holländischen Kö- nigshause. — Erbach, Dorf am Rhein, 1500 Ew., hat ein Corrections- u. Irrenhaus. Andere Örter mit Mineralquellen sind: Selters, Fachingen, Niederselters, Schwalbach, Ems, Geilnau, Schlangenbad. Durch ihre Weine sind berühmt: Hattenheim, Rüdesheim, Johannisberg u. Hochheim. Das Herzogihum Braunschweig hat 72 Qm. u. 280000 meistens evangelische Ew. Sie reden theils platt-, theils hochdeutsch. Es besteht aus 3 größern und mehren kleinen Theilen. Der südl. Landstrich ist gebirgig (Harz), stark bewaldet und dem Ackerbau weniger günstig; desto wichtiger aber der Bergbau. Der nördliche Theil ist eben und theils fruchtbar, theils sandig. Fabriken sind außer der Hauptstadt wenig; aber wichtig ist die Leinweberei. Der Handel ist nicht unbedeutend. Das Geschichtliche ist schon bei Hannover erwähnt worden. — Braunschw eig, in einer freund- lichen Gegend a. d. Ocker, mit 40000 Ew., ist die Hst. u. Res. Taubst. Zuchthaus. Fabr. u. bed. Hdl. (2 Messen.) Bekannt ist die Mumme (eine starke Art Bier); beliebt sind die Schlack- oder Mettwürste und die Honig- oder Pfefferkuchen. Braunschweig war einst die Residenz Heinrich's des Lö- wen. Bon dem braunschweiger Steinmetz und Bildschnitzer Jürgens rst im Jahr 1530 das Spinnrad erfunden worden. — Wolfenbüttel an der Ocker 10000 Ew. Zuchthaus. Fabr. Es hat eine der. starke Bibliothek, an welcher Lessing bis 1781 angestellt war. — H el nr stä d t, 7000 Ew. Hdl. Ein Gesundbrunnen in der Nähe. — Lutter, am Barenberge, Ds. mit 1500 Ew. Hier erfocht Tilly 1626 einen Sieg über die Dänen unter Christian Iv. — Blankenburg, am Unterharze, 4000 Ew. Dicht bei der Stadt ist die Teufelsmauer, ein bis in die Nähe von Ballenstädt sich erstreckendes Quadersandstein-Riff. — Rübeland, Dorf a. d. Bode, 400 Ew., hat Eisenhütten und einen Marmorbruch. In dem nahen Kalk- steingebirge befinden sich die merkwürdigen Tropfsteinhöhlen: die Bau- manns- und Bielshöhle.

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 244

1865 - Zwickau : Zückler
244 getrennt am Neckar, 3000 Ew. Weinbau; mit dem 1818 angelegten wich- tigen Salzwerke L u d w i g s h a l l. — Prov. Rheinheffen: Mainz, am Einflüsse des Mains in den Rhein, 40000 Ew., uralte Stadt, starke Bun- desfestung. Fabr. Hdl. Schiffs. 1398 wurde hier Gutenberg geboren, der 1440 die Buchdruckerkunst erfunden hat. — Bingen, a. d. Mündung d. Nahe in den Rhein, reizend gelegen, 7000 Ew. Weinbau. Hdl. Schiffs. Der Mäusethurm (auf einem Felsen im Rheine) u. das Singer Loch (2 kl. Felsen im Rheine), seit 1832 schiffbar gemacht. — Worms, in einer schönen Gegend unweit des Rheines, 10000 Eiv. (früher 70000). Wein- bau (Liebfrauenmilch). Hdl. Schiffs. 1495 Reichstag, wo das Faustrecht durch den ewigen Landfrieden gesetzlich verboten wurde, und 1521, wo Luther erschien. — Prov. Oberhesten: Gi eßen, a. d. Lahn, 10000 Ew. Univ. (gest. 1607). Forstlehranstalt. Fabriken. Das Großherzogthum Oldenburg, 114 Qm., 250000 Ew., unter welchen 70000 Katholiken sind.- Es ist ebenes Tiefland u. besteht aus 3 sehr ungleicben u. weit von einander entfernten Theilen, nämlich dem ei- gentlichen Oldenburg und den Fürstenthümern Lübeck u. Birkenfeld. Das Klima ist gesünder im Innern, als in der Küstengegend. Der Boden besteht aus Geest- (Haide-) und Marschland; jenes ist theils moorig und gibt Torf zur Feuerung; dieses ist fett u. fruchtbar. — Das Saater- land iwestl. von der Stadt Oldenburg) ist fast überall von undurchdring- lichen Mooren umgeben. Es ist 4 Qm. gr. u. besteht aus 3 Kirchspielen. Gleich einer Sumpfinsel liegt es fast auf allen Seiten von d. daranstoßen- den Gegenden getrennt. Die Pferdezucht ist vorzüglich. Längs der Küsten sind Sandbänke (Watten^. Lübeck gehört zum Holsteiner Paradiese. Bir- kenfeld ist fruchtbar, durch den Hunsrück waldig u. bergig. — Geschicht- lich e s: Oldenburg war früher eine Grafschaft. Die Nachkommen der al- ten Grafen regieren in Dänemark, Rußland u. Oldenburg. 1776 wurde das letztere zum Herzogthume erhoben. Seit 1815 ist es ein Großherzog- thum. — Das Herzogth. Oldenburg: Oldenburg, a. d. Hunte, 12000 Ew., ist die Hst. u. Res. Fabr. Hdl. Schiffs. Pferdemärkte. — Das Saa- terland, 3500 Ew. — Jever, 4000 Ew., in einer fruchtbaren Ge- gend, hat Gewerbe u. bedeutenden Handel. — Die Insel Wangeroge, Seebad. Leuchtthurm. Der Jahdebusen. — Das Mrftenthumiübeck hat 23000 Ew. Eutin, 3000 Ew., hat eine schöne Lage am fischreichen eutiner See. — Das Fürstenthum Hirkenfeid liegt auf dem l. Rheinufer, am Hunsrück u. hat 32000 Ew. Es ist gebirgig u. hat steinigten, nur in den Thälern ergiebigen Boden. Birkenfeld, a. d. Nahe, 3000 Ew. Die Großherzogihümer Mecklenburg-Schwerin mit 228 Qm. u. 560000 Ew. u. Mecklenburg-Strclitz mit 36 Qm. u. 100000 Ew., er- strecken sich in der Tiefe von der untern Elbe zur Ostsee. Es sind einige größere Landseen daselbst, z. B. in Schwerin: der schweriner, plauer, Mü-
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