Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 41

1915 - Breslau : Hirt
I. Die Vorgeschichte der Mark Brandenburg. 41 in vielen Beziehungen an den germanischen Ipoöan erinnert. Sein Haupt-Heiligtum war zu Arkona auf der Insel Rügen. Später, vielleicht schon vom Christentum beeinflußt, treten, wie auch in vielen anderen Religionen, zwei Gottheiten in den Vordergrund: Belbog (Bjelbog), der weiße, gute Gott, der Schöpfer der Idelt und Förderer der menschlichen Arbeit, und daneben Zernebog (Tscherne-bog), der schwarze, böse Gott, der Neider des Menschen und Urheber des Übels. Line besondere Priesterschaft vermittelte den Verkehr mit den Gottheiten. Die religiösen Zeste wurden mit ausgelassener Lust begangen, fluch Menschenopfer, besonders friegsgefangene Zeinde, wurden den Göttern dargebracht. 2. Kriegerische und friedliche Einwirkungen deutscher Kaiser auf die Wenden. Zwischen den Menden und ihren westlichen Nachbarn, den germanischen Stämmen der Sachsen und Thüringer, bestanden von alters her Zwistigkeiten, die sich weniger in regelrechten Zeldzügen als vielmehr in zahlreichen gegenseitigen Raubzügen und Überfällen abspielten. Während der Sachsenkriege finden wir jedoch wendische volksteile auf seiten der bedrängten Sachsen gegen Karl den Großen im Felde stehen. Das gab dem Krankenkönige Veranlassung, die Sorben und dechen in mehreren Zeldzügen hinter die Elbe zurückzuwerfen und zum Schutze gegen ein wiederholtes Vordringen an der oberen Saale die sorbische Mark zu gründen. Zur Zeit König Heinrichs I., des ersten deutschen Herrschers aus dem tapferen Sachsenstamm, wurden die Mitte und der Südosten unsers Vaterlandes von einem den Menden verwandten, halbwilden Volke in der erschreckendsten Weise heimgesucht: es waren die Ungarn oder Magyaren. Auf ihren schnellen Rossen durchstreiften ihre Reiterscharen sengend, mordend und plündernd die deutschen Gaue, Verwüstung und unsägliches Elend hinter sich lassend. Sein deutsches Volk von dieser schon Jahrzehnte währenden Plage zu befreien, machte sich Heinrich I. zu seiner Lebensaufgabe. Um die Grenzen seines sächsischen Herzogtums über die Elbe hinaus zu erweitern, ging Heinrich gegen die Wenden vor. In schweren Kämpfen wurden die einzelnen Stämme niedergeworfen : an der Ostsee die Wilzen und flbotriten; im heutigen Brandenburg die heveller, deren Hauptstadt Brennabor (Brandenburg) Heinrich, über die eis-bedeckten Sümpfe vordringend, eroberte; zwischen Elbe und Mulde die Daleminzter, endlich im Süden, im Bunde mit dem Bayernherzog flrnulf, die dechen. Aber noch einmal erhob sich das gesamte Wendentum zu einem vereinten Aufstande gegen Heinrich I.; doch auch diese letzte Empörung wurde in der blutigen Schlacht bei Lenzen (929) unterdrückt, wo 200 000 Wenden den Tod gefunden haben sollen. Nachdem in den folgenden Jahren noch hier und da auflodernde kleinere Aufstände bewältigt waren, konnte 933 die Unterwerfung des dem Germanentum feindlichen Wendenvolkes als erreicht angesehen werden. Wie schon während der Kämpfe, so wurden besonders nach Erledigung derselben, in den bedrohten Grenzgebieten Burgen gegründet, in die sächsische Edle mit reisigem Gefolge gelegt wurden. So entstand im Gebiete der Daleminzier als weit vorgeschobener Posten des Deutschtums die hochragende Burg Meißen; weiter nördlich an einem nicht minöer gefährdeten Punkte Magdeburg, das sich bald zu einem sehr verkehrsreichen Stadtwesen entwickelte. König (Dtto L, seit 962 „Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation , der seinem Vater Heinrich I. folgte, hatte in den ersten Jahren seiner Regierung schwere und langwierige Kämpfe mit seinen verwandten und andern

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 42

1915 - Breslau : Hirt
42 B. Lrandenburgisch-preußische Geschichte. Großen des Reiches zu führen. Diese innerdeutschen Wirren benutzten die Slamen, um wieder ihre alte Freiheit zu erringen. Die Wacht an der Elbe überließ Otto seinem sächsischen flöel, besonöers dem Grafen Hermann Billung, dem Ahnherrn der späteren herzöge von Sachsen, der die gegen die Ostsee roohnenöen Slawen mit harter hanö im Zaum hielt. Weiter süölich, in den heutigen Provinzen Sachsen und Branöenburg, vertrat die Rechte des Königs der noröthüringische Graf Gero, ein tapferer, aber gemalttätiger Kämpe, der, um zu seinen Zielen zu kommen, auch vor Treulosigkeit, Bestechung und Hinterlist nicht zurückschreckte. Tttit der erneuten Hieöerroerfung der Hufstänöischen und der öamit ver-bunöenen militärischen Befestigung des eroberten £anöes und Zerlegung in Grafschaften und Gaue, dem Bau von Burgen, der (Einsetzung von Grafen und Burgwarten hob unter Otto I. sofort auch eine frieöliche Kulturarbeit im Slamengebiete an. In das durch den grausamen Krieg fast entvölkerte Land wurden deutsche Ansiedler aus dem Westen, flölige und Bauern, berufen ((5 e r m a n i \ i e r u n g). Dem Krieger folgten Priester und Mönche, die Den Resten der einheimischen Bevölkerung die Segnungen der christlichen Religion bringen sollten. Tragöeburg rvuröe zum Mittelpunkt der neuen slawisch-christlichen Kirche gemacht und balö zum (Erzbistum erhoben. 3hm wuröen die in slawischen Gebieten begrünöeten neuen Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen sowie die schon früher geschaffenen havelberg und Brandenburg unterstellt (Christianisierung). Durch Den deutschen Krieger, der meist als flnsteöler im £anöe zurückblieb, den deutschen Bauer und Priester tvuröe dem Slatvenlanöe auch die höhere öeutsche Kultur zuteil. Deutsche Bilöung verbreitete sich, fln Stelle der früheren Weltwirtschaft trat der lohnenöere Acker-, Garten- und Obstbau; enölich finöet das hanöwerk, soweit es schon im westen des Reiches entwickelt war, auch hier eine Stätte (Kultivierung). Das waren herrliche (Erfolge einer ostöeutschen Kolonisation, auf die Otto I., der Große, neben seinen (Errungenschaften in Burgund und Italien mit voller Befrieöigung zurückblicken konnte, als er im Jahre 973, tiefbeklagt von seinem Volke, ins Grab sank. Seinem Nachfolger, Otto Ii., ging die Verfolgung seiner Pläne in Süöitalien über seine ostöeutschen Aufgaben. Die Besatzungen im Slawengebiete wuröen unvorsichtigerweise auf das äußerste herabgesetzt, öa die (Truppen in Italien nötiger waren. Seine Rieöerlagen in Italien und sein Toö waren für die Edenöen das Zeichen zum stufstanö gegen das Deutschtum. Brennenö und moröenö wie in Urzeiten örangen sie vor. Kolonisten und Priester wuröen grausam getötet oöer zu eiliger Flucht genötigt, stn den Stätten christlicher Gottesöienste rauchten tvieöer die Opfer slawischer Gottheiten. Die Kulturarbeit von örei Generationen schien vernichtet. (Zugleich erhoben jetzt auch anöere öeutschfeinöliche Völker ihr Haupt tvieöer: im Süö-westen die (lechen, imroröen die Dänen, in Noröosten die Friesen; öazu tvuröe unser Daterlanö in öieser Zeit noch einmal von den räuberischen Hermannen heimgesucht.) Otto m., beim üoöe seines Vaters erst örei Jahre alt, war nicht imstanöe, das verlorene tvieöerzugetvinnert. Nur in der (Erneuerung des Christentums unter den Slawen hatte er einige (Erfolge. Jnöem er aber in Gnesen ein polnisches (Erzbistum schuf, dem er die reinslawischen Bistümer Kolberg, Breslau und Krakau unterstellte, unterbanö er den (Einfluß des deutschen (Erzbistums Magöe-burg und erttfremöete somit öiese slawischen Gebiete dem deutschen Wesen.

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 43

1915 - Breslau : Hirt
Ii. Brandenburg unter den Assaniern. 43 Ii. Brandenburg unter den Hsfaitiern. 1. Allgemeine Vorbemerkungen. Erst als unter Den hohenstaufenkaisern das deutsche Reich selbst wieder zu Macht und Ansehen gelangte, sonnte auch die ostdeutsche Kolonisation wieder in Angriff genommen werden, nachdem sie ungefähr anderthalb Jahrhunderte (von 983 bis 1130) geruht hatte. Drei gewaltige Männer waren der deutschen Nation zu gleicher Zeit beschießen: Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), Markgraf Albrecht der Bär und der Sachsenherzog Heinrich der Löwe. Während dieser die Ostseeländer (Holstein, Mecklenburg und Pommern) dem deutschen Wesen gewann, eroberte und kolonisierte Albrecht der Bär die Gebiete, aus denen die Mark Brandenburg entstanden ist. 2. Albrecht der Bär. a) Zeldherr und Diplomat. Graf Albrecht der Bär, dessen Nachkommen heute noch in Dessau regieren, stammte aus dem askanischen Fürstenhaus^ Zu seinen eigenen, am harze gelegenen Gütern hatte er durch Heirat einer Erbtochter aus dem Hause der Billunger Markgrafen noch reiche Besitzungen erworben. Der damalige deutsche Kaiser Lothar belohnte ihn zum Danke für seine hervorragenden Derdienste mit der Nordmark, der späteren Altmark, einem Gebiete, das teilweise von den über die Elbe vorgedrungenen Slawen besetzt war. Kurze, energische Kriegszüge brachten ihn nicht nur in den Besitz seines Lehens, sondern auch der rechts der Elbe gelegenen priegnitz. Mit dem zum Christentum übergetretenen Slawenfürsten pribislav-heinrich von Brandenburg trat er in freundschaftliche Beziehungen. Albrecht bestimmte ihn, bei einem seiner Söhne Patenstelle zu übernehmen und dem Täufling einen Teil seines Gebietes, die Zauche, südlich vom heutigen Berlin gelegen, als Patengeschenk zu verschreiben. Schließlich wutzte Albrecht den alten Fürsten zu bewegen, ihn zum (Erben seiner sämtlichen Besitzungen einzusetzen. Zwar machte ein Derwandter nach dem Ableben pribislav-heinrichs (1150), Iaczo von Köpenick, Ansprüche auf die Hinterlassenschaft. Jedoch Albrecht gelang es, im Bunde mit dem tapfern Erzbischof Idichmann von Magdeburg in schweren, sagenumwobenen Kämpfen seine Rechte und seinen Besitz zu behaupten. Die nun gewonnene Gderlinie wurde durch feste Plätze gegen slawische Einfälle geschützt. Das ganze Land, mit Ausnahme der geistlichen Sprengel, teilte Albrecht in etwa 30 Dogteien. Zu Dögten, die mit einem ansehnlichen (Befolge von Kriegern versehen wurden, bestellte er verdiente Truppenführer. Er selbst verlegte seinen Sitz von Stendal nach Brandenburg und nannte sich Markgraf von Brandenburg: das war die tatsächliche Begründung des branbenburgifch-preuszischen Staates. Albrechts Tätigkeit war übrigens nur ein Glied in dem damaligen allgemeinen Vordringen des christlichen Germanentums in die heidnische, slawische Idelt des Ostens. 3n diesem Werte sahen grohe Teile des deutschen Volkes einen Ersah für ihre Nichtbeteiligung an den gleichzeitigen Kreuzzügen (1096—1250), die vorzugsweise von den romanischen Nationen (Franzosen und Italienern) unternommen wurden, wenn auch deutsche Fürsten und Stämme hervorragenden Anteil daran hatten.

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 44

1915 - Breslau : Hirt
44 B. Branöenburgisch-preußische Geschichte. b) Der Kolonisator. Nun galt es für Albrecht den Bären, das so jäh unterbrochene Kolonisationsroerf der ottonischen Könige wieder aufzunehmen. Zn die entvölkerten Gebiete zog er Sachsen, Schwaben, besonders aber Holländer, die damals schon als fleißige und tüchtige Ackerbauer besannt waren (umgekehrte Völkerwanderung). Art den Zuzug der Holländer erinnern heute noch die geographischen Bezeichnungen hollerlande, Fläming, (Bräfenhainichen, weiter Reste von in Holland üblichen Backsteinbauten. Die Begründung von Dörfern überliefe Albrecht Unternehmern, denen er ein Landgebiet, etwa in der Größe einer heutigen Dorfmark, oder ein von Slawen befreites Dorf übertrug. Dieser Unternehmer, Lokator genannt, führte die Ansiedler heran und überwies jedem eine Hufe Land von etwa 30 Morgen = 7% ha, ausreichend für die Ernährung einer Familie. Ihm selbst blieben zur eigenen Bewirtschaftung Zwei bis drei Hufen zinsfrei; zwei andere wurden der Pfarrei zugewiesen. Übertragen war ihm auch das (Erbschulzenamt, womit noch eine Reihe wichtiger Befugnisse verbunden warer übte die niedere Gerichtsbarkeit aus, erhob die Steuern und führte in Kriegszeiten dem Landesherrn die wehrhafte Mannschaft seiner Dorfschaft zu. Zudem hatte der Lokator das Recht, geistige Getränke herzustellen und zu verabreichen (Brau- und Schankrecht). Mit dem Schulzenamte waren auch diese Vorrechte erblich. 3m Ittetjzmfchen sowie in der Lausitz, wo auch flämische Münzen geschlagen wurden, erinnern heute noch die Gasthofbezeichnungen „Zum Erbschulzen" oder „Zum Erbgericht" an diese Zeiten. Den Schulzen übergeordnet waren die Vögte, die neben der höheren Gerichtsbarkeit und der (Entgegennahme der Abgaben aus der Hand der Schulzen besonders für die Sicherheit der Burgen und die Verwaltung der landesherrlichen Güter zu sorgen hatten, hervorragende Unterstützung fand Albrecht bei seiner kolonisatorischen Tätigkeit in den Dienern der Kirche, die neben der Ausbreitung des christlichen Glaubens auch Kulturträger ersten Ranges waren. So waren besonders die Klöster Lehnin, (Thörin und Zinna nicht nur Ausgangspunkte von Bildung und Gesittung, sondern auch Musterschulen für die Pflege des Acker- und Gartenbaues. Diese dem Slaroentum abgerungene Mark Brandenburg unterschied sich wesentlich von den anderen deutschen Fürstentümern. Die Stellung des Markgrafen dem Kaiser gegenüber war eine freiere, hatte er doch seine ostelbischen Gebiete nicht der Gnade des Kaisers zu verdanken, nicht etwa als Reichslehen erhalten, nein, in schweren Kämpfen und mühseliger Kolonisationsarbeit hatte er sie sich und dem Deutschtum zurückerworben. Er nutzte jederzeit bereit sein, seinen Besitz gegen neue Angriffe zu verteidigen: auf den Kriegsfall war darum auch die Verfassung des Landes zugeschnitten. So waren die Verwaltungsorgane, Schulzen und Vögte zugleich militärische Befehlshaber, die beim Ausbruch eines Kampfes die Reisigen des Dorfes beziehungsweise der Vogtei dem obersten Kriegsherrn, dem Markgrafen, zuführten. Jn den übrigen Fürstentümern des Reiches war der Kaiser die letzte Berufungsinstanz in gerichtlichen Dingen; in Branöenburg jeöoch war der Markgraf oberster Gerichtsherr, fluch gab es hier noch keine reichsfreien, ö. H. öirekt dem Kaiser unterstellten Stäöte, öesgleichen feine geistlichen und weltlichen Herrschaften, hier war der Irarfgraf noch alleiniger ©runöherr. Die von ihm verliehenen Güter konnten jeöerzeit tvieöer zurückgezogen toeröen. So war der junge brandenburgische Staat ein festgefügtes Ganzes in der Hand eines hochgesinnten und weitschauenden Fürsten. Albrecht konnte 1170 mit dem Bewußtsein die Augen schließen, für die Ausbreitung des Deutschtums und die Macht seines Hauses Großes getan zu haben.

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 47

1915 - Breslau : Hirt
Iii. Brandenburg unter verschiedenen Fürstenhäusern. 47 einem Kurfürstentum erhoben und die Einheit und Unteilbarkeit der Kurmart festgestellt. Doch ein Streit Ludwigs mit seinen beiden jüngeren Brüdern, denen er nacheinander die Mart gegen eine Geldentschädigung abgetreten hatte, brachte dem gequälten Lande neue Verwirrung. Diese Zwistigkeiten nutzte Kaiser Karl Iv. klug aus. $ür eine Summe von 500 000 Gulden kaufte er von dem letzten mittels-bacher, Otto dem Faulen, die Mark Brandenburg. 3. Glückliche Zeiten unter Karl Iv. So bedauerlich es auch an sich für das Land war, als Kaufgegenstand aus einer Hand in die andere zu gehen, so hatte die Trart den Übergang an den Böhmenkönig doch nicht zu bereuen. Nach all den unseligen Zuständen unter den Wittelsbachern führte Karl eine goldene Zeit für die Mark herauf, indem er sie an den Segnungen seines wohlverwalteten böhmischen Reiches teilnehmen liefe. Dem kecken Raubritterwesen machte er mit starker Hand ein (Ende. Die beutelustigen Nachbarfürsten brachte er durch friedliche Einwirkung zur Ruhe. (Ein geordnetes Rechtswesen und eine gerechte Besteuerung traten an die Stelle der Willkür früherer Zeiten. Handel und Verkehr erfreuten sich seiner besonderen Fürsorge. Neben der Stadt Frankfurt erhob er besonders Tangermünde an der (Elbe zu einem ansehnlichen Handelsplätze. Noch heute erhaltene Reste einer kaiserlichen Burg und des etwa 100 Jahre später erbauten Rathauses zeugen von dem ehemaligen Glanze der jetzt zurückgegangenen Stadt. 4. Innere Zerrüttung unter Sigismund bzw. Jobst von Mähren. Leider starb Karl schon im Jahre 1378, und damit stand die Mark, die nun ein Teil Böhmens geworden war, nach einem kurzen Aufatmen wieder vor einer dunklen Zukunft. Nachfolger Karls in der Mark ward sein junger Sohn Sigismund, der spätere deutsche Kaiser. Um die Mark kümmerte er sich indes nicht; er hat sie wohl nie betreten. Seine Pläne standen auf (Erwerbung der ungarischen und polnischen Königskrone. Um zu seinem Ziele zu kommen, bedurfte er bedeutender Geldmittel,- diese sollte ihm die Mark liefern. Darum verpfändete er sie an seinen Detter Jobst von Mähren, einen übelbeleumundeten Fürsten. Doch auch dieser verwaltete die Mark nicht etwa selbst; sein ganzes Bestreben ging dahin, den an Sigismund schuldigen Pachtzins wieder aus dem Lande herauszupressen, ja darüber hinaus noch weitere Summen, um seinen verschwenderischen Neigungen frönen zu können. So verpfändete er auch seinerseits wieder an Ritter, höhere Geistliche, ausländische Fürsten und andere Personen Güter, Schlösser, Dörfer und Städte, endlich sogar, als diese Quellen seinen Geldhunger nicht mehr befriedigten, auch landesherrliche Rechte, wie Brücken-, Wege- und Flutzzölle, Steuern, die Salzgewinnung, ja die Ausübung der nur dem Landesfürsten zustehenden Gerichtsbarkeit. Jobst, der seinen Aufenthalt fern von der Mark hatte, setzte wohl Statthalter in dem Lande ein. Weil er aber die ihnen zustehenden Machtmittel für Geld in andere Hände gegeben hatte, konnten diese Hüter der (Ordnung nicht zu (Einstufe gelangen. (Es versteht sich, dafe unter solchen unglückseligen Zuständen die Bevölkerung verarmte, dafe die Unsicherheit zunahm, und dafe der Raubadel wieder ungestraft sein blutiges Handwerk treiben konnte. Unter diesem treten besonders die Brüder Hans und Dietrich von Quitzotv hervor, die unter anderem auch einen langen Streit mit den Schwesterstädten Berlin-Kölln ausfochten. Als Jobst von Mähren, der „grofee Lügner", wie ihn seine Zeitgenossen nannten, enölich im Jahre 1411 starb, war der (Eigentümer der Mark, Sigismund, bereits deutscher Kaiser. Märkische Abgesandte suchten ihn in seiner ungarischen Hauptstadt Ofen auf, um ihm „der Lande Mifestand und Notdurft" zu klagen und „mit demütigen Bitten ihn baten, persönlich in die Mark zu kommen und Rat zu finden,

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 49

1915 - Breslau : Hirt
V. Die hohenzollern in der Mark Brandenburg. 49 V. Die hohenzollern in der Mark Brandenburg. 1. Die Vorgeschichte -er hohenzollern. Die Geschichtsforschung nimmt an, daß die hohenzollern einem italienischen Grafengeschlechte entstammen. Don Italien aus mögen sie zur Zeit Karls des Großen nach Süddeutschland übergesiedelt sein, wo sie im schwäbischen Jura auf einem weit ins Land hineinragenden Kaltfelstegel eine Burg gründeten. Don der Lage der Feste auf einem eine weite Zernsicht bietenden Berge (Söller) dürfte die früheste Bezeichnung des Geschlechts als „Zolre", später Zollern, endlich hohenzollern zu erklären sein. Kaiser Friedrich I., Barbarossa, berief im Jahre 1190 einen Sproß des Geschlechts zu dem bedeutungsvollen Amte eines Burggrafen von Nürnberg. Als solche waren sie Derroalter der kaiserlichen Hausgüter im ganzen Südwesten des Reiches, oberste (Berichtsherren und Heerführer in demselben Gebiete (Kranken, Schwaben, Lothringen). Neben der ausgedehnten Tätigkeit im Dienste der jeweiligen Kaiser war das Geschlecht auch eifrig darauf bedacht, seinen Ligenbesitz durch Kauf und glückliche heiraten zu mehren. In der Treue zu Kaiser und Reich ließ sich das hohenzollernhaus von keinem andern Geschlechte übertreffen. (Eine Reihe ehrender Taten weiß die deutsche Reichsgeschichte in dieser Beziehung von ihm zu berichten. 2. wie sich die hohenzollern in -er Mark festsetzen. a) Übertragung -er Mark durch Den Kaiser, ctls im Jahre 1411 Kaiser Sigismund Umschau nach einem neuen Fürsten für sein märkisches Land hielt, residierte in Nürnberg als Burggraf Friedrich Vi. Als „heimlicher Rat" (diesen Titel führte er), als Mitkämpfer in dem Türkenkriege und durch namhafte Geldunterstühungen hatte er dem Kaiser die wertvollsten Dienste geleistet, stus Dankbarkeit hierfür, vor allem aber in dem festen Dertrauen, in dem hohenzoller die geeignetste Persönlichkeit gefunden zu haben — „in Betracht der Redlichkeit dieses Fürsten, seiner Dernunft, Macht, Festigkeit und sonstiger Tugenden, womit der allmächtige Gott seine Person reichlich geziert habe" —, machte der Kaiser Friedrich Vi. im jähre 1411 zum „obersten Derweser und Hauptmann in der Mark". Bereits im Jahre 1415, gelegentlich des Konzils zu Konstanz, erweiterte er seine Rechte und Befugnisse, indem er ihn in Gegenwart der Würdenträger des Reiches zum Kurfürsten von Brandenburg ernannte. Aber erst im Jahre 1417 fand am gleichen Platze unter ausgesuchten Feierlichkeiten die öffentliche Belehnung statt, wovon uns ein Geschichtsschreiber der Zeit eine köstliche, mit schönen Zeichnungen gezierte Schilderung hinterlassen hat. b) Besitzergreifung des Landes. Unterdessen war Friedrich mit seinen fränkischen Reisigen in der Mark erschienen, um, wie er sich äußerte, „das Recht zu stärken und das Unrecht zu kränken". (Er erklärte die Verpfändungen für aufgehoben. Don den Gewalthabern verlangte er Unterwerfung, dann wolle er dem Lande ein gütiger Regent sein, „Gottes schlichter Amtmann im Fürstentum". Die Städte, in der Hoffnung, unter einem geordneten Regimente ruhigen Zeiten entgegenzugehen, huldigten dem neuen Fürsten, als erste Berlin. Als Klar-Palm, Geschichte. 4

7. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 52

1915 - Breslau : Hirt
52 B. Brandenburgisch-preutzische Geschichte. Vi. Die Zeit vom Tode des ersten Kurfürsten bis zum Dreißigjährigen Kriege. 1. Brandenburg als deutscher Kleinstaat. Nach der Staatsauffassung damaliger Zeit sahen die Fürsten die von ihnen beherrschten Länder als ihr Eigentum an, das sie wie andere Güter beliebig veräußern oder auf ihre Nachkommen vererben konnten. So teilte auch Friedrich I. seine Gebiete unter seine vier Söhne. Dem zweiten, Friedrich Ii. (1440—1470), fiel die Trarf Brandenburg zu. Wegen seinersstrenge und Festigkeit belegte ihn die Geschichte mit dem Beinamen „der Eiserne". Sein Vater hatte im Kampfe mit dem Adel den Städten, bei denen er in schweren Zeiten Anhänglichkeit und Unterstützung fand, viele Freiheiten und Rechte überlassen. Sie waren fast selbständige Gemeinwesen, Staaten im Staate, und fragten nicht viel nach dem Landesherrn. Ja, der Kurfürst nutzte wohl seinen Einzug in eine Stadt mit Geld oder Verleihung von neuen Rechten erkaufen. Friedrich Ii. ging nun darauf aus, auch die Städte dem Staatsganzen fester einzugliedern. Er mißachtete absichtlich ihre besonderen Rechte, auf die sie trotzten. Da schlossen die Städte untereinander Bündnisse (Einungen) und empörten sich offen gegen den Landesherrn. Jedoch die Masse der Bürgerschaft der Städte, die von den vornehmen und dem aus diesen zusammengesetzten Rate oft hart bedrückt und entrechtet wurde, glaubte, unter einer festen landesherrlichen Gewalt besser geborgen zu sein, und stand darum auf seiten des Kurfürsten. Es kam zu Aufständen innerhalb der Städte. Einen solchen Zwist in Berlin-Kölln benutzte der Kurfürst, um mit seinen Truppen in die Stadt einzudringen und sie in seine Gewalt zu bringen. Er brach den Übermut der vornehmen und setzte den Rat ab. Die Rolandssäule, das Wahrzeichen der eigenen Gerichtsbarkeit, lietz er umstürzen. Er trennte die beiden Städte Berlin und Kölln und gab jeder eine neue Verfassung, fln der Spree lietz er eine feste Burg, das heutige königliche Schloß, anlegen, um von hier aus den Mutwillen der trotzigen Bürger zu brechen. Berlin wurde Residenz und Hauptstadt des Kurfürstentums. mit Berlin, dem Haupte der märkischen Städte, fügten sich auch die übrigen Orte. Weniger Mühe hatte der Kurfürst, auch die Bischöfe fester in das Staatsganze einzufügen. Die Neumark, die sein Vater an den Deutschen Orden hatte geben müssen, gewann er seinem Lande wieder zurück (1455). mit diesen Matznahmen war die Macht Friedrichs Ii. wesentlich gewachsen. Er war nun unstreitig der mächtigste und angesehenste der norddeutschen Fürsten. Selbst ein aufrichtig frommer Mann, wollte er auch den fldel zu einem gesitteteren Leben erziehen. Darum gründete er den Schwanenorden, der seinen Mitgliedern zur Pflicht machte, die christliche Gesinnung durch die Tat zu erweisen. Dem gemeinen Mann auf dem Lande suchte er das Leben erträglicher zu machen, indem er den Gutsherren untersagte, die hörigen Bauern auch Sonntags arbeiten zu lassen. Seine ganze Kraft wollte er nur seinem Brandenburg widmen, darum wies er die ihm angebotene böhmische wie auch später die polnische Königskrone ab. Da Friedrich Ii. kinderlos starb, folgte ihm in der Mark sein Bruder Albrecht, wegen seiner in den Türkenkriegen bewiesenen Tapferkeit nach einem griechischen Helden Achilles (1470—1486) zubenannt. Da die stetigen Teilungen eine

8. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 54

1915 - Breslau : Hirt
54 B. Lrandenburgisch-preutzische Geschichte. Joachim Ii., Hektor ^), (1535—1571) trat mit einem großen Teile seines Volkes zur Reformation über, wie sein Vater die Bildung der Richter und Verwaltungsbeamten, so suchte er die Bildung der Geistlichen zu heben. Um Anrechte auf das benachbarte Pommern zu erhalten, hatte bereits der Vater des Kurfürsten, Joachim I., einen (Erbn ertrag mit den dortigen Herzogen abgeschlossen. Auf dieselbe weise suchte auch Joachim Ii. seinem Staate für die Zukunft einen namhaften Landzuwachs zu sichern, indem er, unterstützt durch seinen klugen Kanzler Lamprecht Distelmeyer, mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und wohlau im Jahre 1537 eine Erbverbrüderung einging, wonach diese drei schlesischen Fürstentümer beim Aussterben des herzoglichen Hauses an Brandenburg fallen sollten. Auf diesen Vertrag stützte Friedrich der Grosze seine Rechtsansprüche auf Schlesien und machte sie in den drei Schlesischen Kriegen mit (Erfolg geltend. Trug Joachim Ii. so zur Vergrößerung Brandenburgs bei, so gab er in anderer Beziehung Veranlassung, die Macht seines Hauses zu mindern. Durch eine prachtliebende Hofhaltung, den Bau der Zestung Spandau, die Erweiterung des Berliner Schlosses und den Neubau einer Reihe von Jagdschlössern geriet er in arge Geldverlegenheit. Die Stände (Adel, hohe Geistlichkeit und Städte) fanden sich Zwar wiederholt bereit, dem Kurfürsten die nötigen Tmittel zur Verfügung zu stellen, aber nur gegen Gewährung weitgehender, dem Landerherrn zustehender Rechte. Durch solche Bedeverträge (Bede = Bitte um Geld oder Bewilligung von Steuern) wuchs der Einfluß der Stände zum Nachteile des landesherrlichen Regiments. Es mar ein Segen für das Land, daß beim Ableben des Herrschers in Johann Georg (1571—1598) ein sparsamer Kürst die Regierung übernahm. Die Günstlinge, deren unheilvollem Einfluß er die Verschwendung seines Vaters zuschrieb, wurden entlassen und streng bestraft. Es gelang ihm, einen Teil der vorhandenen Staatsschulden zu tilgen und verschleuderte landesherrliche Rechte zurückzugewinnen. Die Staatsgeschäfte hatten allmählich einen weiten Umfang angenommen. Dazu war die Verantwortung so groß, daß sie nicht mehr allein auf der Person des Kurfürsten ruhen konnte. Diese Umstände bewogen Joachim Friedrich (1598—1608), eine oberste Regierungsbehörde einzusetzen, den Geheimen Rat. Diese vom Kurfürsten berufene und unter ihm arbeitende Behörde bestand aus acht in den Staatsgeschäften erfahrenen Männern, die das Kriegswesen, die Einnahmen und Ausgaben und die gesamte Verwaltung überwachten. Unser heutiges Staatsministerium hat sich aus diesem Geheimen Rate entwickelt. Bis jetzt war Brandenburg im wesentlichen auf Gebietsteile beschränkt, die an der Elbe und (Dder lagen. Unter Johann Stgtsnumö (1608—1619) schlug der brandenburgische Adler seine Krallen in den äußersten Westen und Osten des Reiches ein. Die hohenzoltern faßten am Rhein und an der Weichsel Zuß: 1614 fielen Teile des alten Herzogtums Jülich, die Lande Eleve, Mark und Ravensberg, an Brandenburg; 1618 wurde das frühere Grdensland Preußen, das seit 100 Jahren von hohenzollernfchen Zürsten regierte Herzogtum gleichen Namens, dem Staate zugefügt, von nun an ist die brandenburgifche Geschichte, wie der hehrste hohenzollernsproß, Friedrich der Große, einmal sagte, einem breiten Strome zu vergleichen. *) „Hektar" wegen seiner in einem Türkenkriege bewiesenen Tapferkeit nach einem griechischen Helden benannt.

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 56

1915 - Breslau : Hirt
56 B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. gern. Don dem damaligen Kaiser Friedrich Ii. ließen sie sich die zu erobernden (gebiete als freies Eigentum verleihen mit allen hoheitsrechten, wie sie die Reichsfürsten ausübten. Unter Hermann von Salza, einem tapfern Heerführer und gewandten Staatsmanne, drangen sie von Kulm aus vor, unterwarfen und verdrängten die Bewohner und sicherten das Gewonnene durch feste Burgen. Die deutschen Kreuzfahrer, herangezogene Bauern und Edelleute aus dem Reiche, besiedelten das meist wüst liegende Land. Etwa 100 Jahre nach dem ersten Eintreffen der Ordensritter verlegte der Hochmeister seinen Sitz von Venedig nach der prächtigen, noch heute erhaltenen bzw. neu erstandenen Marienburg an der Nogat, einem Mündungsarme der Weichsel. Der neue Staat erhielt eine geregelte Derrvaltung, an deren Spitze ein aus den Rittern gewählter Hochmeister stand, der von fünf „(Bebietigern" beraten wurde, denen die einzelnen Zweige der Derrvaltung unterstellt waren. An der Spitze der Provinzen standen die Landmeister. Ein lebhafter Handel brachte bedeutende Reichtümer ein; Schulen in den Städten und auf dem platten Lande verbreiteten eine bessere Bildung. — Seinen h ö h e p u n f t erreichte der Orden ums Jahr 1350 unter dem Hochmeister winrich von Kniprode, der den mächtigsten deutschen Surften an Ansehen und Einfluß nicht nachstand und einen Staat beherrschte, der von der Oder bis zur Düna reichte. Doch von jetzt ab ging es mit dem Orden rückwärts. Im Reichtum lebend, sowie aus Mangel an kriegerischer Betätigung verweichlichten die Ritter, und das gerade in einer Zeit, wo der Orden von einem mächtigen Nachbarn, dem Königreich Polen, bedroht wurde. In der furchtbaren Schlacht bei Tannenburg 1410 brach der Orden zusammen. Die Kämpfe wurden zwar, aber mit stetigen Derlusten des Ordens, noch einige Jahrzehnte fortgesetzt. Schließlich tonnte durch Dermittlung des Papstes im Jahre 1466 der Zrieden geschlossen werden. Der Orden mußte seine Gebiete an der Weichsel an Polen abtreten (die Neumark hatte er in seiner Bedrängnis bereits im Jahre 1455 an Brandenburg verkauft). Der Rest blieb ihm als polnisches Lehen. Damit hatte das Königreich Polen den langersehnten Zutritt zum Meere erlangt. Der Orden hatte seine Selbständigkeit eingebüßt und zugleich seinen Sitz von Marienburg nach Königsberg verlegen müssen. — Er machte zwar wiederholt Dersuche, sich von der polnischen Lehnshoheit zu befreien, indem er festeren Anschluß an das Reich suchte und Söhne mächtiger deutscher Zürstenhäuser, auch wenn sie nicht Mitglieder des Ordens waren, zu Hochmeistern erhob. So war zur Zeit der Reformation ein hohenzoller, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister. Auf Luthers Rat verwandelte er den Ordens-staat, dessen Bewohner bereits zur neuen Lehre übergetreten waren, in ein weltliches, erbliches Herzogtum. Zugleich schuf er in Königsberg die noch heute bestehende Universität. Dieser erste hohenzollernsche Herzog von Preußen hinterließ einen geisteskranken Sohn als Nachfolger. Der damalige Kurfürst von Brandenburg, Joachim Ii., setzte es bei dem Polenkönige durch, die Mitbelehnung über Preußen für sich und seine Nachkommen und damit ein gewisses Anrecht auf das Land zu erhalten (1569). Diese Ansprüche wurden noch dadurch fester gesichert, daß sich der Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg mit der jüngeren Tochter und später sein Sohn Johann Sigismund mit der älteren Tochter des kranken Preußenherzogs vermählte. So war das brandenburgifche Erbrecht auf Preußen unbestritten, und beim Tode des Herzogs (1618) fiel das Land

10. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 12

1915 - Breslau : Hirt
12 A. Bilder aus der deutschen Geschichte. Die Ungarnnot veranlaßte ihn zu wesentlichen Änderungen und Verbesserungen des Heerwesens (vgl. Anhang S. 176). (Er ersetzte die sächsische Holzbefestigung durch steinerne Burgen, in die sich die Grenzmannen zurückziehen und wo sie einen Teil der Ernte aufspeichern mußten. Die Heiter gewöhnte er daran, in Geschwadern zu kämpfen — im Gegensatz zu dem bei den Sachsen bisher üblichen Einzelkampf; die keilförmigen Haufen des Fußvolkes löste er in beweglichere Abteilungen auf. Nach einem neunjährigen Waffenstillstand besiegte er 933 die wieder eingefallenen Ungarn bei Sondershausen, während ein größeres Heer derselben bei Riade oder Merseburg die Flucht ergriff, ehe Heinrich mit seinen Reitergeschwadern zum Angriff übergehen konnte, fluch gegen die Dänen unternahm er einen siegreichen Zug und gründete die Mark Schleswig. Ebenso rechnete Heinrich mit dem andern gefährlichen Feinde des Reiches, den slawischen Wenden, ab. Oft waren sie, die Ungarn- und Normannennot benutzend, ins Sachsenland eingefallen; auch war es ihnen nicht vergessen, daß sie Karl dem Großen im Sachsenkriege beigestanden hatten. So befriedigte Heinrich den alten haß seiner Sachsen, als er sie gegen die heidnischen wenden führte. Er eroberte ihre Hauptstadt Brennabor (928) und gründete die Nordmark zum Schutz gegen weitere slawische Einfälle (vgl. S. 41). Den böhmischen Herzog zwang er mit Hilfe der Bayern zur Zinspflicht und Heeresfolge. b) Otto I. Nachdem Heinrich I. die deutschen Stämme geeinigt und die Königswürde zu Macht und Ansehen gebracht hatte, konnte es seinem Sohne Otto I. gelingen, dem Staate ein festeres Gefüge und der Krone den höchsten Glanz zu geben. Wie der Preußenkönig Friedrich Ii. durch seinen Vater (Friedrich Wilhelm I.), so wurde auch Otto I. durch die Vorarbeit seines Vaters der Große. Ohne Widerspruch wurde er von allen Stämmen anerkannt und in flachen, auf fränkischem Boden, gesalbt und gefrönt. Als es ihm gelungen war, die Aufstände seiner verwandten, die ihm den Thron streitig machten, niederzuwerfen, stieg die königliche Macht noch mehr, und die herzogswürde sank zu einem föniglichen Amt herab. Er vergab die Herzogtümer wie Lehen an seine verwandten. Dann schlug er die Wenden, die Dänen (Ottensund) und Böhmen, machte sie zu Christen und unterstellte sie einem deutschen Bischof, der ihm den Eid der Treue leisten mußte. Auch Frankreich stand unter seiner Leitung; deutsche Bischöfe ordneten die französischen Verhältnisse, und Burgund brachte seinen unmündigen König unter Ottos Schutz an den deutschen Hof. Bald wurde er auch König der Langobarden und von Italien. Im Jahre 955 schlug er die Ungarn so gründlich, daß sie nie mehr wagten, nach Deutschland zurückzukehren. Das war die erste gemeinsame Tat aller deutschen Stämme. Jetzt fehlte seinem Streben, das deutsche Königtum zu demselben Glanze zu erheben wie Karl der Große das romanisch-fränkische, nur noch das äußere Zeichen: die Kaiserkrone. Am 2. Februar 962 empfing er sie feierlich aus der Hand des Papstes zu Rom. Otto I. war nicht der Erneuerer des weströmischen Kaisertums wie Karl der Große, sondern der Begründer des deutschen Kaiserreiches, das bis 1806 bestand. Er herrschte nicht neben dem Papste, sondern als eigentlicher Oberherr. Auch die Bischöfe waren von ihm dadurch abhängig geworden, daß er ihnen Grafschaften und Herzogtümer verlieh. So entstand jene Verquickung geistlicher und weltlicher Macht, die später so verderblich wurde.
   bis 10 von 19 weiter»  »»
19 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 19 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 10
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 4
27 2
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 1
38 0
39 3
40 1
41 0
42 3
43 0
44 0
45 0
46 9
47 10
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 54
1 10
2 2
3 52
4 38
5 46
6 4
7 6
8 5
9 54
10 26
11 17
12 5
13 5
14 1
15 9
16 20
17 43
18 21
19 29
20 4
21 29
22 2
23 8
24 1
25 11
26 1
27 24
28 10
29 25
30 4
31 0
32 7
33 16
34 16
35 3
36 9
37 19
38 51
39 10
40 7
41 27
42 1
43 25
44 23
45 29
46 16
47 20
48 62
49 57
50 69
51 22
52 5
53 0
54 6
55 0
56 6
57 8
58 5
59 33
60 24
61 44
62 21
63 0
64 22
65 8
66 13
67 5
68 14
69 4
70 106
71 14
72 27
73 11
74 5
75 3
76 6
77 17
78 10
79 6
80 24
81 9
82 5
83 13
84 1
85 18
86 8
87 1
88 1
89 1
90 3
91 3
92 56
93 29
94 4
95 10
96 8
97 9
98 14
99 18

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 3
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 14
19 5
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 1
41 0
42 0
43 0
44 4
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 3
55 1
56 0
57 3
58 1
59 1
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 2
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 5
81 2
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 2
100 1
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 2
133 1
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 2
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 1
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 2
172 0
173 0
174 0
175 0
176 0
177 2
178 0
179 1
180 0
181 0
182 1
183 3
184 0
185 0
186 0
187 2
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0