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nach schweren Verlusten in große Not. Als er die deutschen Fürsten um
Hilfe anging, versagte Heinrich der Löwe seinen Beistand. Dieser
mächtige Fürst, der Bayern und Sachsen besaß und auch in Mecklen-
burg und Pommern Eroberungen gemacht hatte, mochte wohl seine Unter-
nehmungen in Norddeutschland nicht im Stiche lassen oder auch darüber
gereizt sein, daß die Güter seines Oheims Welf an den Kaiser gefallen
waren. Er verweigerte jegliche Hilfe, auch als Friedrich ihn in einer
persönlichen Zusammenkunft bat und beschwor, seine Ehre und des Reiches
Heil zu bedenken; ja der Kaiser soll vor ihm aus die Kniee gefallen
sein. „Ich fürchte den Bann und spüre die Gebrechen des Alters!"
redete Heinrich sich trüglich heraus. Die Kaiserin Beatrix soll ihren
Gemahl aufgehoben und gesprochen haben: „Stehet auf, lieber Herr; ihr
werdet einst dieses Tages und dieses Hochmutes gedenken, und Gott wird
euch helfen!" Das geschwächte Heer des Kaisers wurde nun trotz der
tapfersten Gegenwehr von den Städtern bei Legnano besiegt. Der Kaiser 1176
stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die Kaiserin
hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage wieder bei
den Seinen erschien.
In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander Iii.
einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich wurde vom Banne los-
gesprochen und erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen,
indem er ihm den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Dem Waffen-
stillstände folgte der Friede zu Konstanz; er bestätigte den Städtern 1183
ihre Freiheiten, nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten.
8. Wie der Ungetreue gestraft ward. Friedrich mußte nun die
schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und seinen
Lehenstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten wurde
Heinrich, der sich trotz dreimaliger Ladung dem Reichsgericht nicht
stellte, in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt. (Die
Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos. Er
verlor sein Vermögen, durfte von niemand gespeist und beherbergt, wohl
aber von jedermann ungestraft getötet werden.) Bayern erhielt Otto
von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute dort herrschen. Die
übrigen Länder wurden verteilt. Doch Heinrich wehrte sich grimmig
bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer.
In Erfurt warf er sich 1181 seinem schwer gekränkten Oberherrn zu
Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen in den Augen, auf. Aber der
Spruch des Reichstags konnte nicht mehr geändert werden. Heinrich
wurde auf drei Jahre verbannt und ihm nur sein Erbland Braun-
schweig und Lüneburg gelassen.
9. Friedrich auf dem Gipfel des Glückes. Die Fülle von
Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden Turnier
und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche
Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil-
nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene
eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunk-
vollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten
Polack, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg. B f. Mädchensch. 10
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Welf Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Beatrix Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto
von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrichs_Glück Friedrichs
126
928
3. Er gründete zum Schutze gegen die Ungarn feste Plätze
(Burgen oder Städte). Je mehr die Macht der weltlichen und geist-
lichen Herren und damit ihr Hofgesinde wuchs, desto mehr Bedeutung
bekamen die Fürsten- und Bischofssitze. Sie erweiterten sich zu dorf-
ähnlichen Städten und erhielten endlich vom Kaiser Marktrecht und
eigenes Gericht. Viele Leibeigene wurden freigelassen, viele Hörige
aus dem Hofzwange entlassen, um sich als Handwerker in den Städten
anzusiedeln. Wer Jahr und Tag, d. h. 1 Jahr 3 Monate und 6 Tage,
in einer Stadt gewesen war, konnte von seinem Herrn nicht mehr zurück-
gesordert werden. Händler kamen und gingen mit fremden und ein-
heimischen Waren und belebten die Märkte, legten Niederlagen an und
erwarben sich Häuser. Besonders an Kirchenfesten strömte vieles Volk
zusammen und wogte nach der Messe in buntem Marktgedränge durch-
einander. Daher rührt der Name Messe für große Märkte. Die Käuf-
leute, Handwerker und Beamten in den Städten waren mehr oder weniger
darauf angewiesen, ihre Lebensmittel zu kaufen. So erhielten die Bauern
einen guten Absatz für ihre Wirtschaftserzeugnisse. Aber die meisten
Städte waren in jener Zeit offen und boten keinen Schutz gegen an-
stürmende Feinde. Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor
die U n g a r n; sie trugen Schrecken und Verwüstung ins Reich. Bis
St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer
Fürsten gefangen. Er ließ ihn gegen Abschluß eines neunjährigen Waffen-
stillstandes frei und versprach einen jährlichen
Tribut. In dieser Zeit ließ er die wichtigsten
Orte mit Mauern und Gräben befestigen
und in diese „Städte" immer den neunten
Mann seiner Dienstleute ziehen. Die übrigen
acht mußten ein Drittel des Länderertrages
als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegs-
nöten fand dann das Landvolk Schutz hinter
den Mauern. In die Städte wurden Märkte,
Feste und Versammlungen verlegt; Handel,
Handwerk und Künste blühten dadurch auf. So
entstanden Orte wie Quedlinburg, Merse-
burg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen
Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffen-
99. Reiter z. Zeit Heinrichs I. spielen auf den Krieg rüstete, um den Reiter-
(Stacke.) Heeren der Ungarn Widerstand leisten zu können.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvölker. Die Slaven an der
Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Ungarn, die Grenze bedroht.
Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fühlen. Er nahm mitten im Winter
ihr seeumgürtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe
bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier
gründete er Burg und Mark Meißen. Die Mark Schleswig, die
dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen
Dänenkönig Gorm dem Alten wieder ab. Auch den Böhmenkönig
Wenzel unterwarf er.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Heinrichs Heinrichs Böhmenkönig
Wenzel
135
Konrad erkannte die Wahl seines Nebenbuhlers freudig an. Der neu-
gewählte Herrscher war ein tapferer und ritterlicher Mann, der sich
überall Anerkennung verschaffte. Viel Not machte ihm sein Stiefsohn
Ernst von Schwaben mit seinen Ansprüchen auf Burgund. Nach-
dem ihn Konrad unterworfen und zwei Jahre auf dem Giebichenstein
bei Halle gefangen gehalten hatte, ließ er ihn auf die Fürbitte feiner
Mutter Gisela unter der Bedingung frei, daß er das Bündnis mit
seinem Herzensfreunde Werner von Kiburg aufgebe. Als Ernst dies
nicht that, wurde er in die Acht gethan und in einem Verzweiflungs-
kampfe im Schwarzwalde erschlagen. Später entstand über ihn unter
sagenhaften Zuthaten das „Lied vom Herzog Ernst". — Konrad bestätigte
den von der Kirche gegen die Fehdelust der Ritter verkündeten Gottes-
frieden, eine Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag früh
(also an den durch Christi Leiden, Sterben und Auferstehen geheiligten
Wochentagen).
Großen Einfluß auf ihn und die Reichsgeschäfte übte seine Gattin
Gisela, die ihn auf allen Reisen begleitete. Sie half mit Rat und
That, wo sie wußte und konnte. Durch ungezählte Wohlthaten gewann
sie die Liebe und Verehrung des Volkes. Sie liebte die geistliche Poesie
und ließ sich die Übersetzung und Erklärung der Psalmen von dem ge-
lehrten Mönche Notker in St. Gallen abschreiben.
2. Sein Vater Heinrich Iii. herrscht allgewaltig. Konrads
und Giselas Sohn Heinrich Iii. (nach seiner Gesichtsfarbe der
Schwarze genannt) wahrte die Kaisergewalt nach außen und im Innern.
Seiner Oberhoheit beugten sich Polen, Böhmen und Ungarn. In Italien
setzte er drei Päpste ab und beförderte 4 würdige Deutsche auf den
Stuhl Petri. Die deutschen Herzöge gehorchten ihm willig. Die
Friedenstörer im Reiche bändigte er durch das Gebot eines allgemeinen
Landfriedens. Den Verkauf der kirchlichen Stellen und Ämter miß-
billigte, fromme Kirchlichkeit unterstützte er. In der rüstigsten Mannes-
kraft,. 39 Jahre alt, raffte den gewaltigen Herrscher ein plötzlicher Tod
hinweg, als das Reich seiner am meisten bedurfte.
3. Heinrich It. wird verkehrt erzogen. Der junge Kaiser
Heinrich Iv. war beim Tode seines Vaters 6 Jahre alt. Seine Mutter
Agnes führte die Vormundschaft. Um sich den sächsischen Grafen Otto
von Nordheim zum Freunde zu machen, gab sie ihm Bayern als
Lehen; aber sie irrte sich in der Treue dieses Mannes. An der Spitze
der mit dem Frauenregiment Unzufriedenen stand der Erzbischof Anno
von Köln. Diese wollten sich des jungen Königs und auch der Reichs-
regierung bemächtigen. Bei einem Feste zu Kaiserswerth lockte Anno
den zwölfjährigen Kaiser auf ein Rheinschiff und entführte ihn. Der
mutige Knabe sprang ins Wasser und wurde nur mit Mühe gerettet.
Anno war hart und herrschsüchtig. Er hielt den jungen König in
strenger Zucht und strebte danach, dessen Willen unter die Beschlüsse
der Reichsfürsten zu beugen. Die vielfach verdächtigte und verleumdete
Königin Agnes trat voll Schmerz zu Rom in ein Kloster. Ohne
Liebe und Sorgfalt wurde der junge König erzogen. Bei einer Reise
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Extrahierte Personennamen: Konrad Ernst_von_Schwaben Ernst Konrad Gisela Werner_von_Kiburg Ernst Konrad Gisela Notker Heinrich_Iii Heinrich Konrads Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_It Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Otto Agnes
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Christi Ungarn Italien Petri Nordheim Kaiserswerth Rheinschiff Rom
142
Nicht minder wuchs das Ansehen des Ritterstandes, dessen eigenartige
Sitten und Einrichtungen sich damals ausbildeten. In den geistlichen
Ritterorden, welche infolge der Kreuzzüge entstanden, offenbart sich
der erhabene Charakter des Rittertums. Im allgemeinen erweiterten die
Kreuzzüge den geistigen Gesichtskreis und führten einen Aufschwung des
Handels, des Gewerbes, der Künste, besonders der Dichtkunst, und auch
der Wissenschaft herbei.
Fragen: Welchen Einfluß hatten die Kreuzzüge auf die Staatenbildung
Europas? — Wie unterstützten sie das Streben der Päpste nach der Ober-
herrschaft über die weltliche Macht? — Wie förderten sie die Entwickelung des
Bürgertums? — Welchen Vorteil hatten Künste und Wissenschaften
davon? — Wie wurden Händel und Gewerbe gefördert? — Wie trugen sie
zur Veredelung des Rittertums bei? — Welchen Einfluß hatten sie auf die
Sittlichkeit? — „Tasso" (Verfasser des „befreiten Jerusalem") von Goethe.
46. Friedrich I. Äardarossa (1152—1190).
1. Wie sein Oheim Konrad Iii., der erste Staufer, zur Re-
gierung gelangte. Nach dem Erlöschen des fränkischen Kaiserhauses
lenkte die päpstliche Partei die Wahl auf den sechzigjährigen Lothar
1125 von Sachsen. Er ließ seine Wahl vom Papste bestätigen und nahm
die Mathildischen Güter (Toscana) von diesem als Lehen. Seine
Tochter und die Anwartschaft auf sein Herzogtum Sachsen gab er
Heinrich dem Stolzen von Bayern, dessen Macht, wie dieser sich
rühmte, von Meer zu Meer reichte (d. i. von der Nordsee bis zum
Mittelmeer; nur Thüringen und Franken gehörten ihm nicht). Die Nord-
mark erhielt Albrecht der Bär von Ballenstedt 1133. Mit den
staufischen Brüdern Friedrich und Konrad, den Erben der fränkischen
Kaiser, führte er einen neunjährigen Krieg. Die Staufer Ibehielten das
fränkische Erbe, nachdem sie sich unterworfen hatten. Sein Schwiegersohn
Heinrich der Stolze rechnete nach seinem Tode auf die Kaiserkrone.
Als aber der Staufer Konrad Iii. gewählt wurde, verweigerte Heinrich
die Huldigung und die Herausgabe von Sachsen. Er wurde in die Acht
gethan und nun seiner beiden Lehen, Sachsen und Bayern, verlustig er-
klärt. In dem darüber ausbrechenden Kampfe soll bei der Belagerung von
Weinsberg das Feldgeschrei: „Hie Welf! Hie Waibling!" aufgekommen
sein; doch ist dies eine wenig verbürgte Erzählung. Nach diesem Kampf-
rufe nannte man später die päpstlich Gesinnten „Welfen" und die Kaiser-
lichen „Waiblinger". (Waiblingen ist ein staufisches Schloß.) Die
Italiener nannten sie „Guelfen" und „Ghibellinen". Bei der Belagerung
von Weinsberg sollen der Sage nach die treuen und klugen Weiber ihre
Männer vor dem Zorne des Kaisers gerettet haben, indem sie diese als
„ihr bestes Gut" auf dem Rücken aus der Stadt trugen, und Konrad
soll das Wort gesprochen haben: „Ein Kaiser muß Wort halten!" Konrad
unternahm nach dem Falle Edeffas auf Anregung des frommen Abtes
Bernhard von Clairvaux (von dem der lateinische Urtext des Liedes
„O Haupt voll Blut und Wunden —" stammt) gemeinsam mit
Ludwig Vh. von Frankreich einen erfolglosen Kreuzzug. Durch Wasser-
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Extrahierte Personennamen: Goethe Friedrich_I. Konrad_Iii Konrad Heinrich_dem_Stolzen_von_Bayern Heinrich Albrecht Friedrich Friedrich Konrad Konrad Heinrich_der_Stolze Heinrich Konrad_Iii Konrad Heinrich Heinrich Konrad Konrad Konrad Bernhard_von_Clairvaux Ludwig_Vh Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europas Sachsen Sachsen Nordsee Sachsen Sachsen Bayern Weinsberg Waiblingen Weinsberg Frankreich
198
Tribut ab. Das Land verödete, und das Volk verwilderte dabei gänzlich.
Da endlich fiel in die tiefe Nacht des Elends ein lichter Strahl: Jobst
starb, und der Kaiser übertrug nun die Verwaltung der Mark einem
seiner treuesten und weisesten Räte, dem kaiserlichen Burggrafen in Nürn-
berg, Friedrich Vi. von Hohenzollern.
Fragen: Warum war Sigismunds Regierung segenslos für die Mark? —
Wodurch wurde das Raubritterwesen in der Mark begünstigt?
64. Die Hohenzollern in -er Mark.
1. Friedrich I. als reicher und weiser Burggraf. Die Hohen-
zollern sind die tapfern Gründer des preußischen Staates
und die unermüdlichen Erzieher ihres Volkes geworden. Sie
stammen von der Zollernbnrg in Schwaben. Unter den Staufern wurden
sie Burggrafen von Nürnberg, d. h. kaiserliche Beamte, die in der
reichsfreien Stadt das Kriegsvolk anzuführen und Recht zu sprechen
hatten: Sie erwarben in Franken die Fürstentümer Bayreuth und
Anspach. Friedrich Vi. ragte durch hohe Begabung des Verstandes
und Herzens, treffliche Bildung, ritterlichen Sinn, Klugheit im Rat und
*39- Hohenzollern. ^o. Die Burg in Nürnberg.
Entschiedenheit in der That hervor. Die Ausbeute seiner Bergwerke und
seine sparsame Verwaltung machten ihn zu einem reichen Fürsten. Wegen
seiner treuen Dienste in Krieg und Frieden machte ihn Sigismund
zum Statthalter in der Mark mit fürstlicher Machtfülle (1411). Das
Geld, welches erforderlich war, um wieder Ordnung zu schaffen und die
verpfändeten fürstlichen Gerechtsamen einzulösen, sollte Friedrich aus-
legen. Für diese Mühen und Auslagen gab ihm der Kaiser eine
Schuldverschreibung von 150000 Goldgulden auf die Mark und die
Mark so lange als Pfand, bis diese Entschädigungssumme ausgezahlt wäre.
2. Friedrich als tapferer und umsichtiger Statthalter. Friedrich
erschien 1412 in der Mark und forderte die Huldigung. Die Quitzows
und ihr Anhang verweigerten sie, „weil die Mark nicht von Böhmen
getrennt werden dürfe", in Wahrheit aber, weil sie von Friedrichs
Strenge ein Ende ihres Raubgewerbes fürchteten. Sie prahlten: „Wenn
es ein ganzes Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie in der Mark doch
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Extrahierte Personennamen: Jobst Friedrich_Vi Friedrich Sigismunds Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
194
oder Garts. Die Frauen wurden wie Sklavinnen behandelt, die
lebensmüden Eltern nicht selten auf ihren Wunsch von den Kindern getötet.
Die Toten wurden verbrannt und deren Asche in Urnen aufbewahrt.
Im übrigen waren die Wenden gastfrei, nüchtern, ehrlich und einfach.
2. Die ältesten Zeiten. Als die Wenden unter Karl dem
Großen beständig räuberische Einfälle im Westen der Elbe machten,
besiegte sie Karl, gründete Grenzfesten an der Elbe und setzte Markgrafen
ein. Unter seinen Nachfolgern wurden alle Anfänge der deutschen Kultur
von den Wenden wieder zerstört. Heinrich I. schlug die Heveller, er-
oberte Brandenburg 928 und errichtete die Nordmark. Unter Otto I.
unterwarf der unermüdliche Markgraf Gero die wendischen Stämme
bis zur Oder. Von den Bistümern Brandenburg und Havelberg
aus wurde eine Bekehrung des heidnischen Volkes versucht. Aber schon
nach zwanzig Jahren hatten die Wenden das Joch der Deutschen ab-
geschüttelt und alles Land bis zur Elbe wiedererobert. Da gab
1134 1134 Kaiser Lothar von Sachsen die Nordmark mit der Hauptstadt
Salzwedel dem tapfern Grafen Albrecht dem Bären von Aschers-
leben oder Ballenstedt als Lehen. Er ist der eigentliche Gründer
der Mark Brandenburg, und diese deruranfang des preußischen
Staates.
3. Albrecht der Bär, aus dem Hause Askanien oder Anhalt, ge-
wann das Havelland und nannte sich hinfort Markgraf von Branden-
burg. Das slavische Land suchte er zu einem deutschen zu machen,
indem er Ansiedler aus Sachsen und vom Rheine, ja aus Holland in
das verödete und entvölkerte Wendenland herbeizog. Diese machten öde
Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten
Dörfer und Städte und förderten den Gewerbfleiß. Auch das Christen-
tum kam zur Herrschaft, und viele Kirchen entstanden. Von einem
Kreuzzuge im Morgenlande brachte er Ritter des Templer- und
Johanniterordens mit ins Land. Sie sollten die Grenzen gegen
die heidnischen Nachbarn schützen und christliche Sitten verbreiten helfen.
Durch die Deutschen und den Einfluß des Christentums
wurde das Land der Bildung zugänglich gemacht und dem
deutschen Reiche gewonnen. Albrecht starb 1170 in Ballenstedt.
4. Albrechts nächste Nachfolger. Otto I. soll die Lehenshoheit
über Pommern vom Kaiser Friedrich Barbarossa erhalten haben. Hier-
aus erwuchsen ihm und seinen Nachfolgern schwere Kämpfe mit den
Dänen und Pommern. Er wählte Brandenburg als Hauptstadt und
gründete das Kloster Lehnin. Otto Ii. hatte viele Streitigkeiten mit
den Bischöfen von Havelberg und Brandenburg. Er wurde vom Erz-
bischof von Magdeburg in den Bann gethan, und die „fromme" Lüge
verbreitet: Otto habe einem Hunde ein Stück Fleisch vorgeworfen, aber
das Tier habe die Nahrung von der Hand eines Gebannten verschmäht,
obwohl es drei Tage gehungert. Da sich Vertrauen und Treue seines
abergläubischen Volkes lockerten, mußte er endlich die Lösung vom Banne
dadurch erkaufen, daß er seine Erbgüter vom Erzbischof in Magdeburg
zu Lehen nahm.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Heinrich_I. Otto_I. Gero Lothar_von_Sachsen Albrecht_dem_Bären_von_Aschers- Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Otto_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto Otto
— 236 —
erst an, nachdem man ihn unter Thränen und kniefällig darum gebeten
hatte. Der grausame Christian wurde von seinen eigenen Unterthanen
abgesetzt und bis an seinen Tod in Gefangenschaft gehalten.
3. Gustav Wasa als trefflicher König. Durch die Brüder
Peterson wurde die lutherische Reformation in Schweden ein-
geführt. Auf dem Reichstag bewog Gustav endlich die Stände, die
reichen Kirchengüter einzuziehen und ihm zum Wohle des Landes zur
Verfügung zu stellen. Gustav hob Handel, Schiffahrt und Gewerbe.
Streng gegen sich wie gegen andere, erwarb er sich doch die Liebe seines
Volkes. Er hat die Größe angebahnt, die Schweden unter seinem Enkel
Gustav Adolf erreichte.
Fragen: Warum hatte die Kalmarsche Union keinen Bestand? — Welche
Gründe bewogen Gustav zur Reformation? — Woran erinnern die Namen Falún,
Upsala, Westeräs und Stockholm?
73. Die Mark Drandendurg in -er Uesormatmnsm.
1. Joachim I. Nestor (1499—1535) a) als thatkräftiger Unter-
drücker des Raubadels. Er kam mit fünfzehn Jahren zur Herrschaft
und vereinigte mit einer schönen Gestalt eine umfassende Bildung und
festen Willen. Dürre, Hungersnot und Pest suchten sein Land heim.
Dazu erhob der Raubadel wieder kecker sein Haupt. Die armen Land-
leute beteten damals: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und
vor Jtzenplitze, behüt uns, lieber Herre
Gott!" Joachim hatte den Wahlspruch:
„Durch Gericht und Gerechtigkeit".
Er verfolgte die Frevler mit unerbittlicher
Strenge. Da sollen sie an seine Thür
geschrieben haben: „Jochimke, Jochimke,
hüt dy! fange wy dy, so hange wy dy!"
Wirklich legten sie ihm einen Hinterhalt
in der Heide bei Köpenick, und nur die
Warnung eines Bauern rettete ihn. Jo-
achim ließ daraus durch Bewaffnete die
Bande in der Heide aufheben und hin-
richten. In einem Jahre wurden 70
Räuber, darunter die Hälfte Adlige, auf-
Nach einer Handmchnung von A. Dürer, geknüpft. Sein Oheim schrieb ihm, er
solle nicht also gegen den Adel seines
eigenen Landes wüten. Er aber antwortete: „Nicht adliges, sondern
nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute ge-
wesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen."
lr) als strenger Regent. Um auch die vornehmen Stände der
staatlichen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, gründete er das Kammer -
gericht in Berlin, welches zugleich als oberster Gerichtshof in allen
Streitfragen entschied. Er eröffnete die Universität zu Frank-
furt a. O. und förderte sie mit aller Kraft. Die Verwaltung der Städte
regelte er nach bestimmten Vorschriften und nahm sich auch der ge-
Í83. Joachim I. Nestor.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Gustav_Wasa Gustav Peterson Gustav Gustav Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav Joachim A._Dürer
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Westeräs Stockholm Berlin
238
1539
gehört, in Joachim ihren Eheherrn und den Bater ihrer Kinder zu
ehren und für ihn zu beten. Sie lebte fortan nur Gott, ihren Kindern,
deren geistliche Beraterin sie blieb, und den Armen. Joachim I. war
1535 gestorben, nachdem er seinem Sohne Joachim Ii. die Kurmark
und Johann die Neumark gegeben hatte. In seinem Testamente hatte
er bestimmt, daß Elisabeths Leiche einst neben der seinen ruhen solle.
2. Joachim Ii. Hektar (1535
bis 1571) hatte als Kurprinz gegen
die Türken tapfer gekämpft und von
dem Kaiser den Ritterschlag erhalten.
Er war fröhlich und genußliebend,
Johann streng, sparsam und fromm.
Beide traten zur evangelischen
Kirche über, Joachim den 1. No-
vember 1539 zu Spandau. Er schloß
die Erbverbrüderung mit dem schle-
sischen Herzoge, worauf sich später
Preußens Ansprüche auf Schlesien grün-
deten. Er erlangte auch von Polen die
*8<*. Joachim Ii. Mitbelehnung über Preußen, das
Nach einem^Medaillon in der^Kunstkammer 1525 in ein Weltliches Herzogtum Nm-
gewandelt worden war. Diese Beleh-
nung bereitete den späteren Anfall des Landes an Brandenburg vor.
Joachim hatte den Wahlspruch: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart."
Aber durch seine Prachtliebe gab er ein schlimmes Beispiel. Der
Luxus wuchs so ungeheuer, daß strenge Gesetze gegen die Kleiderpracht
und andere Ausschreitungen der Prunkliebe gegeben werden mußten.
Weil es dem Kurfürsten immer an Geld
mangelte, so gestattete er den Juden
gegen ein hohes Schutzgeld die Rück-
kehr, ja den jüdischen Münzmeister
Lippold, der ihm in seinen Geldver-
legenheiten stets aushelfen mußte, ließ
er nach Belieben schalten. Heiter
schlürfte er alle Freuden des Lebens
bis ins Alter. Da erkrankte plötzlich
sein redlicher Bruder Johann von
Küstrin bedenklich; das war dem
fröhlichen Manne eine düstere Todes-
mahnung. Wirklich starb er noch einige
*85. Johann Georg. Tage vor seinem Bruder (1571).
Nach eine^g^ichzeitigm^Holzschnitte von 3, Sein Sohn Johann Georg
(1571—1598) vereinigte wieder die
ganze Mark, weil Hans von Küstrin nur Töchter hatte. Er war streng
und sparsam und bezahlte die Schulden seines Vaters. Den Juden
Lippold ließ er foltern, rädern und vierteilen; die Juden verwies er
abermals des Landes. Handel und Gewerbe hoben sich durch die Ein-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Joachim Joachim_Ii Johann_die_Neumark Johann Elisabeths Joachim_Ii Johann Joachim Joachim_Ii Joachim Lippold Johann_von
Küstrin Johann Johann_Georg Johann Johann_Georg
( Johann Hans_von_Küstrin
— 239
Wanderung von Niederländern, die ihres Glaubens wegen von den
Spaniern vertrieben worden waren. Sein Wahlspruch war: „Gerecht
und milde!"
4. Auf Johann Georg folgte sein Sohn Joachim Friedrich (1598
bis 1608). Er erhielt die Vormundschaft über den geisteskranken Herzog
Albrecht Friedrich von Preußen und vermählte seinen Sohn Johann
Sigismund mit dessen älterer Tochter Anna, sich selbst mit der jüngeren,
um weitere Anrechte auf Preußen und
Erbansprüche aus Jülich-Berg geltend
machen zu können. Er setzte das Ge-
heimratskollegium als Beirat des
Fürsten ein. Dieses bestand aus acht
gelehrten und erfahrenen Männern, die
die Einnahmen und Ausgaben, Handel
und Gewerbe und das Kriegswesen zu
beaufsichtigen hatten. Der oberste Be-
amte blieb der Kanzler. Die Bildung
beförderte er durch Gründung des
Joachimsthalschen Gymnasiums
bei dem von ihm begründeten Orte
Joachimsthal; später kam es nach *86. Joachim Friedrich.
Berlin. Die Einheit der Mark wurde Nach einem gleichzeitigen Stich. (Bürkner.)
durch den Geraer Hausvertrag erhalten. Sein Wahlspruch war:
„Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang." Seine wohl-
thätige Gattin Katharina legte bei Berlin Meiereien an, ließ die
Milch auf dem Molkenmarkte verkaufen und verwandte den Ertrag zu
wohlthätigen Zwecken; auch gründete sie die Schloßapotheke, aus welcher
die Armen unentgeltlich Arzneien erhielten.
5. Johann Sigismund (1608
bis 1619) war ein gebildeter, ent-
schlossener Fürst, der in stürmischen
Zeiten das Staatsruder mit Geschick
und Festigkeit führte. „Fürgesetzund
Volk!" lautete sein Wahlspruch. Als
Erbschaft seiner Gattin Anna gewann
er die rheinischen Länder Cleve, Mark
und Ravensberg. Aber erst der große
Kurfürst konnte sie nachmals wirklich
in Besitz nehmen. Johann Sigismund
trat zum reformierten Bekenntnis über
und regte dadurch die lutherischen Märker
so auf, daß in Berlin ein Aufruhr
erfolgte. Diesen Ausschreitungen setzte
der Kurfürst Ruhe und Festigkeit entgegen und blieb dem gewählten Be-
kenntnisse treu. Als sein Schwiegervater, der blödsinnige Herzog von
Preußen, starb, setzte sich Johann Sigismund sofort in den erblichen
Besitz Preußens unter polnischer Lehnshoheit.
1609
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich_( Friedrich Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Johann
Sigismund Johann Anna Joachim_Friedrich Friedrich Katharina Johann_Sigismund_( Johann Anna Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Jülich-Berg Joachimsthal Berlin Gottes Berlin_Meiereien Berlin
151*
seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den
Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing
er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und
das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster
einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be-
friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter
Friedrichs und der anderen Freunde Konradins.
4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen
Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen
Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische
Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran-
zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche
der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf
von seinem Stocke gebissen haben.
Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch
war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab.
49. Die Kultur des Mittelalters.
1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch
die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur
durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main.
In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der
Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das
Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten.
Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern,
Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und
Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des
Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer
mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer
Bund kleiner und großer Staaten.
Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er-
schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An-
gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a.
Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge,
Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe
und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs-
städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel),
Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich
über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten"
hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu-
geständnisse aus.
2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand
aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All-
mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener
Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache
1282
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Konradins Karls Karl Karl Schwab
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Konradins Karls Aachen Frankfurt_am_Main Aachen Frankfurt Mainz Deutschland