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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 145

1899 - Gera : Hofmann
— 145 — nach schweren Verlusten in große Not. Als er die deutschen Fürsten um Hilfe anging, versagte Heinrich der Löwe seinen Beistand. Dieser mächtige Fürst, der Bayern und Sachsen besaß und auch in Mecklen- burg und Pommern Eroberungen gemacht hatte, mochte wohl seine Unter- nehmungen in Norddeutschland nicht im Stiche lassen oder auch darüber gereizt sein, daß die Güter seines Oheims Welf an den Kaiser gefallen waren. Er verweigerte jegliche Hilfe, auch als Friedrich ihn in einer persönlichen Zusammenkunft bat und beschwor, seine Ehre und des Reiches Heil zu bedenken; ja der Kaiser soll vor ihm aus die Kniee gefallen sein. „Ich fürchte den Bann und spüre die Gebrechen des Alters!" redete Heinrich sich trüglich heraus. Die Kaiserin Beatrix soll ihren Gemahl aufgehoben und gesprochen haben: „Stehet auf, lieber Herr; ihr werdet einst dieses Tages und dieses Hochmutes gedenken, und Gott wird euch helfen!" Das geschwächte Heer des Kaisers wurde nun trotz der tapfersten Gegenwehr von den Städtern bei Legnano besiegt. Der Kaiser 1176 stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die Kaiserin hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage wieder bei den Seinen erschien. In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander Iii. einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich wurde vom Banne los- gesprochen und erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen, indem er ihm den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Dem Waffen- stillstände folgte der Friede zu Konstanz; er bestätigte den Städtern 1183 ihre Freiheiten, nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten. 8. Wie der Ungetreue gestraft ward. Friedrich mußte nun die schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und seinen Lehenstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten wurde Heinrich, der sich trotz dreimaliger Ladung dem Reichsgericht nicht stellte, in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt. (Die Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos. Er verlor sein Vermögen, durfte von niemand gespeist und beherbergt, wohl aber von jedermann ungestraft getötet werden.) Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute dort herrschen. Die übrigen Länder wurden verteilt. Doch Heinrich wehrte sich grimmig bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich 1181 seinem schwer gekränkten Oberherrn zu Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen in den Augen, auf. Aber der Spruch des Reichstags konnte nicht mehr geändert werden. Heinrich wurde auf drei Jahre verbannt und ihm nur sein Erbland Braun- schweig und Lüneburg gelassen. 9. Friedrich auf dem Gipfel des Glückes. Die Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil- nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunk- vollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten Polack, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg. B f. Mädchensch. 10

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 126

1899 - Gera : Hofmann
126 928 3. Er gründete zum Schutze gegen die Ungarn feste Plätze (Burgen oder Städte). Je mehr die Macht der weltlichen und geist- lichen Herren und damit ihr Hofgesinde wuchs, desto mehr Bedeutung bekamen die Fürsten- und Bischofssitze. Sie erweiterten sich zu dorf- ähnlichen Städten und erhielten endlich vom Kaiser Marktrecht und eigenes Gericht. Viele Leibeigene wurden freigelassen, viele Hörige aus dem Hofzwange entlassen, um sich als Handwerker in den Städten anzusiedeln. Wer Jahr und Tag, d. h. 1 Jahr 3 Monate und 6 Tage, in einer Stadt gewesen war, konnte von seinem Herrn nicht mehr zurück- gesordert werden. Händler kamen und gingen mit fremden und ein- heimischen Waren und belebten die Märkte, legten Niederlagen an und erwarben sich Häuser. Besonders an Kirchenfesten strömte vieles Volk zusammen und wogte nach der Messe in buntem Marktgedränge durch- einander. Daher rührt der Name Messe für große Märkte. Die Käuf- leute, Handwerker und Beamten in den Städten waren mehr oder weniger darauf angewiesen, ihre Lebensmittel zu kaufen. So erhielten die Bauern einen guten Absatz für ihre Wirtschaftserzeugnisse. Aber die meisten Städte waren in jener Zeit offen und boten keinen Schutz gegen an- stürmende Feinde. Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die U n g a r n; sie trugen Schrecken und Verwüstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er ließ ihn gegen Abschluß eines neunjährigen Waffen- stillstandes frei und versprach einen jährlichen Tribut. In dieser Zeit ließ er die wichtigsten Orte mit Mauern und Gräben befestigen und in diese „Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die übrigen acht mußten ein Drittel des Länderertrages als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegs- nöten fand dann das Landvolk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Märkte, Feste und Versammlungen verlegt; Handel, Handwerk und Künste blühten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merse- burg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffen- 99. Reiter z. Zeit Heinrichs I. spielen auf den Krieg rüstete, um den Reiter- (Stacke.) Heeren der Ungarn Widerstand leisten zu können. 4. Er besiegt die unruhigen Grenzvölker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Ungarn, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fühlen. Er nahm mitten im Winter ihr seeumgürtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier gründete er Burg und Mark Meißen. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dänenkönig Gorm dem Alten wieder ab. Auch den Böhmenkönig Wenzel unterwarf er.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 135

1899 - Gera : Hofmann
135 Konrad erkannte die Wahl seines Nebenbuhlers freudig an. Der neu- gewählte Herrscher war ein tapferer und ritterlicher Mann, der sich überall Anerkennung verschaffte. Viel Not machte ihm sein Stiefsohn Ernst von Schwaben mit seinen Ansprüchen auf Burgund. Nach- dem ihn Konrad unterworfen und zwei Jahre auf dem Giebichenstein bei Halle gefangen gehalten hatte, ließ er ihn auf die Fürbitte feiner Mutter Gisela unter der Bedingung frei, daß er das Bündnis mit seinem Herzensfreunde Werner von Kiburg aufgebe. Als Ernst dies nicht that, wurde er in die Acht gethan und in einem Verzweiflungs- kampfe im Schwarzwalde erschlagen. Später entstand über ihn unter sagenhaften Zuthaten das „Lied vom Herzog Ernst". — Konrad bestätigte den von der Kirche gegen die Fehdelust der Ritter verkündeten Gottes- frieden, eine Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag früh (also an den durch Christi Leiden, Sterben und Auferstehen geheiligten Wochentagen). Großen Einfluß auf ihn und die Reichsgeschäfte übte seine Gattin Gisela, die ihn auf allen Reisen begleitete. Sie half mit Rat und That, wo sie wußte und konnte. Durch ungezählte Wohlthaten gewann sie die Liebe und Verehrung des Volkes. Sie liebte die geistliche Poesie und ließ sich die Übersetzung und Erklärung der Psalmen von dem ge- lehrten Mönche Notker in St. Gallen abschreiben. 2. Sein Vater Heinrich Iii. herrscht allgewaltig. Konrads und Giselas Sohn Heinrich Iii. (nach seiner Gesichtsfarbe der Schwarze genannt) wahrte die Kaisergewalt nach außen und im Innern. Seiner Oberhoheit beugten sich Polen, Böhmen und Ungarn. In Italien setzte er drei Päpste ab und beförderte 4 würdige Deutsche auf den Stuhl Petri. Die deutschen Herzöge gehorchten ihm willig. Die Friedenstörer im Reiche bändigte er durch das Gebot eines allgemeinen Landfriedens. Den Verkauf der kirchlichen Stellen und Ämter miß- billigte, fromme Kirchlichkeit unterstützte er. In der rüstigsten Mannes- kraft,. 39 Jahre alt, raffte den gewaltigen Herrscher ein plötzlicher Tod hinweg, als das Reich seiner am meisten bedurfte. 3. Heinrich It. wird verkehrt erzogen. Der junge Kaiser Heinrich Iv. war beim Tode seines Vaters 6 Jahre alt. Seine Mutter Agnes führte die Vormundschaft. Um sich den sächsischen Grafen Otto von Nordheim zum Freunde zu machen, gab sie ihm Bayern als Lehen; aber sie irrte sich in der Treue dieses Mannes. An der Spitze der mit dem Frauenregiment Unzufriedenen stand der Erzbischof Anno von Köln. Diese wollten sich des jungen Königs und auch der Reichs- regierung bemächtigen. Bei einem Feste zu Kaiserswerth lockte Anno den zwölfjährigen Kaiser auf ein Rheinschiff und entführte ihn. Der mutige Knabe sprang ins Wasser und wurde nur mit Mühe gerettet. Anno war hart und herrschsüchtig. Er hielt den jungen König in strenger Zucht und strebte danach, dessen Willen unter die Beschlüsse der Reichsfürsten zu beugen. Die vielfach verdächtigte und verleumdete Königin Agnes trat voll Schmerz zu Rom in ein Kloster. Ohne Liebe und Sorgfalt wurde der junge König erzogen. Bei einer Reise

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 142

1899 - Gera : Hofmann
142 Nicht minder wuchs das Ansehen des Ritterstandes, dessen eigenartige Sitten und Einrichtungen sich damals ausbildeten. In den geistlichen Ritterorden, welche infolge der Kreuzzüge entstanden, offenbart sich der erhabene Charakter des Rittertums. Im allgemeinen erweiterten die Kreuzzüge den geistigen Gesichtskreis und führten einen Aufschwung des Handels, des Gewerbes, der Künste, besonders der Dichtkunst, und auch der Wissenschaft herbei. Fragen: Welchen Einfluß hatten die Kreuzzüge auf die Staatenbildung Europas? — Wie unterstützten sie das Streben der Päpste nach der Ober- herrschaft über die weltliche Macht? — Wie förderten sie die Entwickelung des Bürgertums? — Welchen Vorteil hatten Künste und Wissenschaften davon? — Wie wurden Händel und Gewerbe gefördert? — Wie trugen sie zur Veredelung des Rittertums bei? — Welchen Einfluß hatten sie auf die Sittlichkeit? — „Tasso" (Verfasser des „befreiten Jerusalem") von Goethe. 46. Friedrich I. Äardarossa (1152—1190). 1. Wie sein Oheim Konrad Iii., der erste Staufer, zur Re- gierung gelangte. Nach dem Erlöschen des fränkischen Kaiserhauses lenkte die päpstliche Partei die Wahl auf den sechzigjährigen Lothar 1125 von Sachsen. Er ließ seine Wahl vom Papste bestätigen und nahm die Mathildischen Güter (Toscana) von diesem als Lehen. Seine Tochter und die Anwartschaft auf sein Herzogtum Sachsen gab er Heinrich dem Stolzen von Bayern, dessen Macht, wie dieser sich rühmte, von Meer zu Meer reichte (d. i. von der Nordsee bis zum Mittelmeer; nur Thüringen und Franken gehörten ihm nicht). Die Nord- mark erhielt Albrecht der Bär von Ballenstedt 1133. Mit den staufischen Brüdern Friedrich und Konrad, den Erben der fränkischen Kaiser, führte er einen neunjährigen Krieg. Die Staufer Ibehielten das fränkische Erbe, nachdem sie sich unterworfen hatten. Sein Schwiegersohn Heinrich der Stolze rechnete nach seinem Tode auf die Kaiserkrone. Als aber der Staufer Konrad Iii. gewählt wurde, verweigerte Heinrich die Huldigung und die Herausgabe von Sachsen. Er wurde in die Acht gethan und nun seiner beiden Lehen, Sachsen und Bayern, verlustig er- klärt. In dem darüber ausbrechenden Kampfe soll bei der Belagerung von Weinsberg das Feldgeschrei: „Hie Welf! Hie Waibling!" aufgekommen sein; doch ist dies eine wenig verbürgte Erzählung. Nach diesem Kampf- rufe nannte man später die päpstlich Gesinnten „Welfen" und die Kaiser- lichen „Waiblinger". (Waiblingen ist ein staufisches Schloß.) Die Italiener nannten sie „Guelfen" und „Ghibellinen". Bei der Belagerung von Weinsberg sollen der Sage nach die treuen und klugen Weiber ihre Männer vor dem Zorne des Kaisers gerettet haben, indem sie diese als „ihr bestes Gut" auf dem Rücken aus der Stadt trugen, und Konrad soll das Wort gesprochen haben: „Ein Kaiser muß Wort halten!" Konrad unternahm nach dem Falle Edeffas auf Anregung des frommen Abtes Bernhard von Clairvaux (von dem der lateinische Urtext des Liedes „O Haupt voll Blut und Wunden —" stammt) gemeinsam mit Ludwig Vh. von Frankreich einen erfolglosen Kreuzzug. Durch Wasser-

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 198

1899 - Gera : Hofmann
198 Tribut ab. Das Land verödete, und das Volk verwilderte dabei gänzlich. Da endlich fiel in die tiefe Nacht des Elends ein lichter Strahl: Jobst starb, und der Kaiser übertrug nun die Verwaltung der Mark einem seiner treuesten und weisesten Räte, dem kaiserlichen Burggrafen in Nürn- berg, Friedrich Vi. von Hohenzollern. Fragen: Warum war Sigismunds Regierung segenslos für die Mark? — Wodurch wurde das Raubritterwesen in der Mark begünstigt? 64. Die Hohenzollern in -er Mark. 1. Friedrich I. als reicher und weiser Burggraf. Die Hohen- zollern sind die tapfern Gründer des preußischen Staates und die unermüdlichen Erzieher ihres Volkes geworden. Sie stammen von der Zollernbnrg in Schwaben. Unter den Staufern wurden sie Burggrafen von Nürnberg, d. h. kaiserliche Beamte, die in der reichsfreien Stadt das Kriegsvolk anzuführen und Recht zu sprechen hatten: Sie erwarben in Franken die Fürstentümer Bayreuth und Anspach. Friedrich Vi. ragte durch hohe Begabung des Verstandes und Herzens, treffliche Bildung, ritterlichen Sinn, Klugheit im Rat und *39- Hohenzollern. ^o. Die Burg in Nürnberg. Entschiedenheit in der That hervor. Die Ausbeute seiner Bergwerke und seine sparsame Verwaltung machten ihn zu einem reichen Fürsten. Wegen seiner treuen Dienste in Krieg und Frieden machte ihn Sigismund zum Statthalter in der Mark mit fürstlicher Machtfülle (1411). Das Geld, welches erforderlich war, um wieder Ordnung zu schaffen und die verpfändeten fürstlichen Gerechtsamen einzulösen, sollte Friedrich aus- legen. Für diese Mühen und Auslagen gab ihm der Kaiser eine Schuldverschreibung von 150000 Goldgulden auf die Mark und die Mark so lange als Pfand, bis diese Entschädigungssumme ausgezahlt wäre. 2. Friedrich als tapferer und umsichtiger Statthalter. Friedrich erschien 1412 in der Mark und forderte die Huldigung. Die Quitzows und ihr Anhang verweigerten sie, „weil die Mark nicht von Böhmen getrennt werden dürfe", in Wahrheit aber, weil sie von Friedrichs Strenge ein Ende ihres Raubgewerbes fürchteten. Sie prahlten: „Wenn es ein ganzes Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie in der Mark doch

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 194

1899 - Gera : Hofmann
194 oder Garts. Die Frauen wurden wie Sklavinnen behandelt, die lebensmüden Eltern nicht selten auf ihren Wunsch von den Kindern getötet. Die Toten wurden verbrannt und deren Asche in Urnen aufbewahrt. Im übrigen waren die Wenden gastfrei, nüchtern, ehrlich und einfach. 2. Die ältesten Zeiten. Als die Wenden unter Karl dem Großen beständig räuberische Einfälle im Westen der Elbe machten, besiegte sie Karl, gründete Grenzfesten an der Elbe und setzte Markgrafen ein. Unter seinen Nachfolgern wurden alle Anfänge der deutschen Kultur von den Wenden wieder zerstört. Heinrich I. schlug die Heveller, er- oberte Brandenburg 928 und errichtete die Nordmark. Unter Otto I. unterwarf der unermüdliche Markgraf Gero die wendischen Stämme bis zur Oder. Von den Bistümern Brandenburg und Havelberg aus wurde eine Bekehrung des heidnischen Volkes versucht. Aber schon nach zwanzig Jahren hatten die Wenden das Joch der Deutschen ab- geschüttelt und alles Land bis zur Elbe wiedererobert. Da gab 1134 1134 Kaiser Lothar von Sachsen die Nordmark mit der Hauptstadt Salzwedel dem tapfern Grafen Albrecht dem Bären von Aschers- leben oder Ballenstedt als Lehen. Er ist der eigentliche Gründer der Mark Brandenburg, und diese deruranfang des preußischen Staates. 3. Albrecht der Bär, aus dem Hause Askanien oder Anhalt, ge- wann das Havelland und nannte sich hinfort Markgraf von Branden- burg. Das slavische Land suchte er zu einem deutschen zu machen, indem er Ansiedler aus Sachsen und vom Rheine, ja aus Holland in das verödete und entvölkerte Wendenland herbeizog. Diese machten öde Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten Dörfer und Städte und förderten den Gewerbfleiß. Auch das Christen- tum kam zur Herrschaft, und viele Kirchen entstanden. Von einem Kreuzzuge im Morgenlande brachte er Ritter des Templer- und Johanniterordens mit ins Land. Sie sollten die Grenzen gegen die heidnischen Nachbarn schützen und christliche Sitten verbreiten helfen. Durch die Deutschen und den Einfluß des Christentums wurde das Land der Bildung zugänglich gemacht und dem deutschen Reiche gewonnen. Albrecht starb 1170 in Ballenstedt. 4. Albrechts nächste Nachfolger. Otto I. soll die Lehenshoheit über Pommern vom Kaiser Friedrich Barbarossa erhalten haben. Hier- aus erwuchsen ihm und seinen Nachfolgern schwere Kämpfe mit den Dänen und Pommern. Er wählte Brandenburg als Hauptstadt und gründete das Kloster Lehnin. Otto Ii. hatte viele Streitigkeiten mit den Bischöfen von Havelberg und Brandenburg. Er wurde vom Erz- bischof von Magdeburg in den Bann gethan, und die „fromme" Lüge verbreitet: Otto habe einem Hunde ein Stück Fleisch vorgeworfen, aber das Tier habe die Nahrung von der Hand eines Gebannten verschmäht, obwohl es drei Tage gehungert. Da sich Vertrauen und Treue seines abergläubischen Volkes lockerten, mußte er endlich die Lösung vom Banne dadurch erkaufen, daß er seine Erbgüter vom Erzbischof in Magdeburg zu Lehen nahm.

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 236

1899 - Gera : Hofmann
— 236 — erst an, nachdem man ihn unter Thränen und kniefällig darum gebeten hatte. Der grausame Christian wurde von seinen eigenen Unterthanen abgesetzt und bis an seinen Tod in Gefangenschaft gehalten. 3. Gustav Wasa als trefflicher König. Durch die Brüder Peterson wurde die lutherische Reformation in Schweden ein- geführt. Auf dem Reichstag bewog Gustav endlich die Stände, die reichen Kirchengüter einzuziehen und ihm zum Wohle des Landes zur Verfügung zu stellen. Gustav hob Handel, Schiffahrt und Gewerbe. Streng gegen sich wie gegen andere, erwarb er sich doch die Liebe seines Volkes. Er hat die Größe angebahnt, die Schweden unter seinem Enkel Gustav Adolf erreichte. Fragen: Warum hatte die Kalmarsche Union keinen Bestand? — Welche Gründe bewogen Gustav zur Reformation? — Woran erinnern die Namen Falún, Upsala, Westeräs und Stockholm? 73. Die Mark Drandendurg in -er Uesormatmnsm. 1. Joachim I. Nestor (1499—1535) a) als thatkräftiger Unter- drücker des Raubadels. Er kam mit fünfzehn Jahren zur Herrschaft und vereinigte mit einer schönen Gestalt eine umfassende Bildung und festen Willen. Dürre, Hungersnot und Pest suchten sein Land heim. Dazu erhob der Raubadel wieder kecker sein Haupt. Die armen Land- leute beteten damals: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und vor Jtzenplitze, behüt uns, lieber Herre Gott!" Joachim hatte den Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerechtigkeit". Er verfolgte die Frevler mit unerbittlicher Strenge. Da sollen sie an seine Thür geschrieben haben: „Jochimke, Jochimke, hüt dy! fange wy dy, so hange wy dy!" Wirklich legten sie ihm einen Hinterhalt in der Heide bei Köpenick, und nur die Warnung eines Bauern rettete ihn. Jo- achim ließ daraus durch Bewaffnete die Bande in der Heide aufheben und hin- richten. In einem Jahre wurden 70 Räuber, darunter die Hälfte Adlige, auf- Nach einer Handmchnung von A. Dürer, geknüpft. Sein Oheim schrieb ihm, er solle nicht also gegen den Adel seines eigenen Landes wüten. Er aber antwortete: „Nicht adliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute ge- wesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen." lr) als strenger Regent. Um auch die vornehmen Stände der staatlichen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, gründete er das Kammer - gericht in Berlin, welches zugleich als oberster Gerichtshof in allen Streitfragen entschied. Er eröffnete die Universität zu Frank- furt a. O. und förderte sie mit aller Kraft. Die Verwaltung der Städte regelte er nach bestimmten Vorschriften und nahm sich auch der ge- Í83. Joachim I. Nestor.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 238

1899 - Gera : Hofmann
238 1539 gehört, in Joachim ihren Eheherrn und den Bater ihrer Kinder zu ehren und für ihn zu beten. Sie lebte fortan nur Gott, ihren Kindern, deren geistliche Beraterin sie blieb, und den Armen. Joachim I. war 1535 gestorben, nachdem er seinem Sohne Joachim Ii. die Kurmark und Johann die Neumark gegeben hatte. In seinem Testamente hatte er bestimmt, daß Elisabeths Leiche einst neben der seinen ruhen solle. 2. Joachim Ii. Hektar (1535 bis 1571) hatte als Kurprinz gegen die Türken tapfer gekämpft und von dem Kaiser den Ritterschlag erhalten. Er war fröhlich und genußliebend, Johann streng, sparsam und fromm. Beide traten zur evangelischen Kirche über, Joachim den 1. No- vember 1539 zu Spandau. Er schloß die Erbverbrüderung mit dem schle- sischen Herzoge, worauf sich später Preußens Ansprüche auf Schlesien grün- deten. Er erlangte auch von Polen die *8<*. Joachim Ii. Mitbelehnung über Preußen, das Nach einem^Medaillon in der^Kunstkammer 1525 in ein Weltliches Herzogtum Nm- gewandelt worden war. Diese Beleh- nung bereitete den späteren Anfall des Landes an Brandenburg vor. Joachim hatte den Wahlspruch: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Aber durch seine Prachtliebe gab er ein schlimmes Beispiel. Der Luxus wuchs so ungeheuer, daß strenge Gesetze gegen die Kleiderpracht und andere Ausschreitungen der Prunkliebe gegeben werden mußten. Weil es dem Kurfürsten immer an Geld mangelte, so gestattete er den Juden gegen ein hohes Schutzgeld die Rück- kehr, ja den jüdischen Münzmeister Lippold, der ihm in seinen Geldver- legenheiten stets aushelfen mußte, ließ er nach Belieben schalten. Heiter schlürfte er alle Freuden des Lebens bis ins Alter. Da erkrankte plötzlich sein redlicher Bruder Johann von Küstrin bedenklich; das war dem fröhlichen Manne eine düstere Todes- mahnung. Wirklich starb er noch einige *85. Johann Georg. Tage vor seinem Bruder (1571). Nach eine^g^ichzeitigm^Holzschnitte von 3, Sein Sohn Johann Georg (1571—1598) vereinigte wieder die ganze Mark, weil Hans von Küstrin nur Töchter hatte. Er war streng und sparsam und bezahlte die Schulden seines Vaters. Den Juden Lippold ließ er foltern, rädern und vierteilen; die Juden verwies er abermals des Landes. Handel und Gewerbe hoben sich durch die Ein-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 239

1899 - Gera : Hofmann
— 239 Wanderung von Niederländern, die ihres Glaubens wegen von den Spaniern vertrieben worden waren. Sein Wahlspruch war: „Gerecht und milde!" 4. Auf Johann Georg folgte sein Sohn Joachim Friedrich (1598 bis 1608). Er erhielt die Vormundschaft über den geisteskranken Herzog Albrecht Friedrich von Preußen und vermählte seinen Sohn Johann Sigismund mit dessen älterer Tochter Anna, sich selbst mit der jüngeren, um weitere Anrechte auf Preußen und Erbansprüche aus Jülich-Berg geltend machen zu können. Er setzte das Ge- heimratskollegium als Beirat des Fürsten ein. Dieses bestand aus acht gelehrten und erfahrenen Männern, die die Einnahmen und Ausgaben, Handel und Gewerbe und das Kriegswesen zu beaufsichtigen hatten. Der oberste Be- amte blieb der Kanzler. Die Bildung beförderte er durch Gründung des Joachimsthalschen Gymnasiums bei dem von ihm begründeten Orte Joachimsthal; später kam es nach *86. Joachim Friedrich. Berlin. Die Einheit der Mark wurde Nach einem gleichzeitigen Stich. (Bürkner.) durch den Geraer Hausvertrag erhalten. Sein Wahlspruch war: „Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang." Seine wohl- thätige Gattin Katharina legte bei Berlin Meiereien an, ließ die Milch auf dem Molkenmarkte verkaufen und verwandte den Ertrag zu wohlthätigen Zwecken; auch gründete sie die Schloßapotheke, aus welcher die Armen unentgeltlich Arzneien erhielten. 5. Johann Sigismund (1608 bis 1619) war ein gebildeter, ent- schlossener Fürst, der in stürmischen Zeiten das Staatsruder mit Geschick und Festigkeit führte. „Fürgesetzund Volk!" lautete sein Wahlspruch. Als Erbschaft seiner Gattin Anna gewann er die rheinischen Länder Cleve, Mark und Ravensberg. Aber erst der große Kurfürst konnte sie nachmals wirklich in Besitz nehmen. Johann Sigismund trat zum reformierten Bekenntnis über und regte dadurch die lutherischen Märker so auf, daß in Berlin ein Aufruhr erfolgte. Diesen Ausschreitungen setzte der Kurfürst Ruhe und Festigkeit entgegen und blieb dem gewählten Be- kenntnisse treu. Als sein Schwiegervater, der blödsinnige Herzog von Preußen, starb, setzte sich Johann Sigismund sofort in den erblichen Besitz Preußens unter polnischer Lehnshoheit. 1609

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282
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