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1. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

2. Theil 2 - S. 161

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben. 161 vermehre. Jetzt starb Wilhelm, und Heinrich mußte nun nach Italien gehen, die ihm zugefallenen Länder einzunehmen. Wieder ein Unglück für Deutschland! denn die Neapolitaner wollten den deutschen König nicht, und nun mußten wieder deutsche Heere nach Italien ziehen, um ihr Blut für eine Eroberung zu vergießen, die ihnen keinen Vortheil brachte; auch lag dem Heinrich mehr an den neuen Ländern, als an Deutschland, welches er sich selbst überließ. In Neapel und ©teilten verfuhr er mit unerhörter Grausamkeit. Einen der Unzufriedenen ließ er an den Schweif eines Pferdes binden, durch die Straßen schleifen und dann an den Füßen aushängen; einen andern, der sich hatte wollen zum Könige ausrufen lassen, befahl er auf einen eisernen glühenden Stuhl zu setzen und ihm eine glühende Krone auf den Kopf zu nageln, und vielen wurden die Augen ausgestochen. Solches Betragen empörte das ganze Land; Alle verabscheuten den Tyrannen und erhoben sich gegen ihn. Ehe er noch den Aufruhr dämpfen konnte, starb er 1197 in Messina; man glaubt an Gift. Dieser Heinrich Vi. ist derselbe, dem Herzog Leopold von Oesterreich den gefangenen Richard Löwenherz auslieferte und der ihn, um ein hohes "Löjegeld zu erpressen, auf der Burg Trifels in Verwahrung nahm. 67. Philipp von Schwaben, 1197—1208. — Otto Iv. von Braunschweig, 1197—1218. Heinrich Vi. hatte ein dreijähriges Söhnchen, Friedrich, hinterlassen. Ihn erkannten zwar die Neapolitaner und Sieilianer als ihren König an, aber alle Deutsche mußten das Land verlassen. In Deutschland tobten die beiden Parteien der Ghibellinen und ©uelfen gegeneinander; jede wollte einen Kaiser aus ihrer Mitte gewählt haben, und da sie sich nicht vereinigen konnten, so wählten jene einen Hohenstaufen, Philipp von Schwaben, einen Bruder Heinrichs Vi. (1197—1208); die Welfischgesinnten dagegen erklärten diese Wahl für ungültig und ernannten Otto Iv. von Braunschweig, einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum deutschen Könige. Das unglückliche Deutschland! War schon bisher wenig aus Ordnung gesehen, so rissen nutt die Unordnungen erst recht ein und jeder that, was ihm beliebte. Dazu kam noch der Krieg, den beide Weltgeschichte für Tschten Ii. 16. Aufl. 11

3. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

4. Theil 2 - S. 258

1880 - Stuttgart : Heitz
258 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Frankreich. erzählte ihm ihre Erscheinungen und Eingebungen und versicherte ihm, sie sei bestimmt, den König von Frankreich zu retten. Baudri-court sah sie erstaunt an, hielt sie für nicht recht gejchetb und wies sie verdrießlich von sich. Aber nach einiger Zeit war sie schon wieder bei ihm, und drang so lange in ihn, bis er zuletzt ganz eingenommen von dem Mädchen war und ihr versprach, sie mit zum Könige zu nehmen, dem er gerade einen Haufen. Reiter (ein Fähnlein) zuführte (1429). Der König Karl hielt sich damals im Schlosse Chinon auf, nicht weit von Orleans. Er horchte hoch auf, als ihm der Ritter erzählte, wen er mitbringe und welche Erscheinungen das Mädchen vorgebe. In unsern aufgeklärten Zeiten, wo nur übelunterrichtete Menschen noch am Aberglauben hängen, würde man über das Vorgeben der Jungfrau gelacht oder sie als eine Selbstbetrogene gutmüthig bedauert haben. Nicht so damals. Himmlische Eingebungen hielt man für gar nicht unwahrscheinlich. Doch wollte Karl sie erst auf die Probe stellen. Er lie.ß sie zu sich führen, nachdem er alle königlichen Abzeichen abgelegt und sich unter seine Hofleute verborgen hatte. Aber sogleich fand sie ihn unter Allen heraus, ob sie ihn gleich, wie sie behauptete, noch nie gesehen hatte. Dann vertraute sie ihm, um ihre göttliche Sendung zu beweisen, den Traum, den er in der legten Nacht gehabt hatte, versprach ihm, ihn zur Krönung nach Rheims (der alten Krönungsstadt der französischen Könige) zu führen und verlangte, man sollte ihr ein von ihr bezeichnetes Schwert aus einer benachbarten Wallfahrtskapelle holen. Daß sie den König habe belügen wollen, läßt sich wohl nicht denken; sondern wahrscheinlicher ist, daß sie sich selbst für eine vom Himmel Auserkorene hielt und daß jene angeblichen Wunder nachher erdichtet wurden, um ihr das Vertrauen des Volkes und der Soldaten zu verschaffen. Der König war oder stellte sich ganz überzeugt von ihrer himmlischen Sendung. Er behielt sie bei sich, er bewies ihr ungemeine Ehre, ließ ihr gleich eine Rüstung machen und gab ihr ein Pferd und eine weiße Fahne, auf welche Jesus Christus selbst mit Weltkugel gemalt war. So zeigte er sie dem Heere, welches ihr laut entgegenjauchzte und nun unbesiegbar zu sein glaubte. Wie sehr der feste Glaube an Himmlischen Beistand auf ein Heer wirken kann, ist schon von der Eroberung von Jerusalem her bekannt und zeigte sich auch hier wieder. Es war urplötzlich ein ganz neuer Geist in die Soldaten gefahren und ungeduldig warteten sie auf das Zeichen der Schlacht. Die erste Gelegenheit, wo das Mädchen mitwirken sollte, war ein Versuch,

5. Theil 2 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Granson. 285 zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seiner Pferde. Alles vergebens; Karl Hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, die Rheinländer von den Qellen des Flusses an zu besitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson. Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich und dieser Tag der letzte seines Glücks. Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die frommen Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer. „Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und Seele drang. „Ei," rief er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die Wenigtzn haben uns so ermüdet." Und so war es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson, und eine überschwängliche Beute fiel den Siegern in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Diamanten, Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Perlen glänzte, sein reiches Silbergeschirr, und andere Sachen von hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silbernen Teller für zinnerne,

6. Theil 1 - S. 43

1880 - Stuttgart : Heitz
Niobe. Oedipus. 43 die Leto (Sätortet) verachtete, die Mutter des Apollon und der Artemis (Diana), weil dieselbe nur zwei Kinder habe. Leto beschwerte sich bei ihren Kindern, und diese beschlossen den Tod aller vierzehn Kinder der Niobe. Apollon tödtete mit seinen Geschossen die Söhne, und Artemis die Töchter. Ein trefflicher römischer Dichter, Ovid, der zu der Zeit von Christus Geburt lebte, hat uns in rührenden Versen die schöne Mythe erzählt und schildert mit treffenden Zügen die Angst der unglücklichen Mutter, wie sie ein Kind nach dem andern hinsinken sieht und vergeblich um die Erhaltung wenigstens des letzten fleht. *) Zugleich verlor die Arme auch ihren Mann Amphion durch Apollo's Pfeile. Gatten- und kinderlos begab sie sich zu ihrem Vater Tantalos nach Lydien in Klein-Asien und zerfloß Tag und Nacht in unversiegbaren Thränen. Da erbarmte sich ihrer Zeus (Jupiter) und verwandelte sie in einen kalten Marmor, aus dem aber auch da noch eine Quelle rann. Nach Amphion regierte in Theben Lai'os, auf dessen Geschlecht ein wahrer Fluch zu ruhen schien. Er nahm sich ein the-banisches Mädchen, Jo käste, zur Frau. Da verkündete ein Orakelspruch die schrecklichen Worte: „Das Kind, welches Jokaste bekommen wird, wird seinen eigenen Vater tobten und seine Mutter Heimchen." La'ios schauderte — und kaum war das Kind geboren, so befahl er auch schon, es in eine Wildniß zu tragen und dort zu todten. Der dazu bestimmte Sklave aber wollte nicht selbst Hand an das unschuldige Kind legen und hängte es mit dem einen Beine an einen Baum. Das arme Würmchen schrie aus allen Kräften, bis ein Hirte des Königs Polybos von Korinth es horte, hinzueilte und es losband. Er trug es zu seinem Herrn nach Korinth; die Königin Periböa nahm es als Pflegekind an und nannte es, weil es einen ganz geschwollenen. Fuß hatte, Oedipus (Dickfuß). Der Knabe wuchs heran, wurde schön und brav, mußte sich aber oft von feinen Gespielen vorwerfen lassen, er sei ja doch nur ein Findelkind. Er fragte darüber endlich einmal seine vermeintliche Mutter, die ihm auch keine rechte Auskunft geben konnte und ihm rieth, das Orakel zu Delphi zu befragen. Das gab ihm zur Antwort: „Fliehe dein Vaterland, damit du nicht deinen Vater erschlägst und deine Mutter heirathest!" — „Bewahre der Himmel!" rief Oedipus, „das will ich nicht; keinen Fuß will ich wieder nach Korinth setzen." — Er beschloß, nach Theben zu reisen. Un- *) S. Mythologie S. 153.

7. Theil 1 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Argonauten. Orpheus. 49 sank sie, von einer giftigen Schlange gebissen, ins Grab. Orpheus war in dumpfer Verzweiflung; ohne sie vermochte er nicht zu leben; da suchte und fand er den Weg in die Unterwelt an der südlichsten Spitze der Halbinsel Morea. Indem er mit kunstreicher Hand in die goldenen Saiten der Lyra griff, trat er in das düstere Schattenreich, wo sich zum ersten Male Freude und Entzücken verbreitete. Die zu ewigen Strafen Vernrtheilten horchten auf und vergaßen auf kurze Zeit ihre Pein. Sisyphos hielt ein, den Stein bergan zu wälzen, und fetzte sich auf denselben, den süßen Tönen zu lauschen; Jxions Rad wurde gehemmt; Tantalos vergaß seinen Hunger und Durst, die Danaiden hörten ans zu schöpfen, und alle übrigen Verbrecher ruhten von ihrer Qual. Selbst die scheußlichen Furien vergossen die ersten Thränen sanfter Rührung, und Pluton und Persephone vermochten nicht, dem herrlichen Sänger die Bitte um Zurückgabe seines Weibes abzuschlagen. „Gut!" sprach Pluto; „du sollst sie haben, aber nur, wenn du deine Neugierde zähmst und dich nicht eher nach ihr umsiehst, bis du die Oberwelt erreicht hast." Orpheus war entzückt-, er versprach Alles. Schon war er dem Ende des dunkeln Orkus nahe, schon dämmerten ihm die Strahlen des Sonnenlichtes entgegen — da stieg der leise Argwohn in ihm aus, ob sie auch wohl hinter ihm sei? Schnell wandte er den Blick, aber nur um sie verschwinden zu sehen. Er hatte sein Gelübde gebrochen, sie sank in den Orkus zurück und blieb ihm nun unabwendbar entrissen. Seitdem kam in das Gemüth des trefflichen Sängers, der Alles entzückte, kein Gefühl der Freude mehr; unempfindlich zog er durch Gebirge und Thäler, und als er einst ungewarnt einem Bacchusfeste sich nahte, zerrissen ihn die wüthenden Manaden. 14. Der Zug der Griechen nach Troja [1184]. *) Der Argonautenzug war nur das Vorspiel zu einer allgemeinen Unternehmung der Griechen, dem Zuge nach Troja. Diese Stadt lag in Klein-Asien, hatte einen eigenen König, Priamos, und seine Einwohner waren wenigstens eben so gebildet als die Griechen, von denen nur der Archipel sie trennte. Gewiß waren zwischen beiden Ländern manche Reibungen vorgefallen, wie das *) Ausführlicher in Nösselt's Mythologie für das weibliche Geschlecht S. 292 u. f. Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Aufl. 4

8. Geschichte des Altertums - S. 15

1912 - Habelschwerdt : Franke
15 Die griechische Heldensage. Nach dem Glauben der Griechen verkehrten in der Urzeit die Götter mit den Menschen wie mit ihresgleichen und vermählten sich auch mit ihnen. Aus diesen Verbindungen gingen die Heroen oder Helden hervor, die mit übermenschlichen Kräften ausgestattet waren. Auf sie führten die hervorragenden Familien ihre Abstammung zurück, und von ihnen wurden wunderbare Taten erzählt. In diesen Heldensagen spiegeln sich „ große Ereignisse der Vorzeit wider, z. B. vulkanische Ausbrüche, Überschwemmungen, Ausrottung wilder Tiere, Vernichtungskämpfe von Volksstämmen und Städtegründungen. Dichter verliehen den Sagen später eine bestimmte Gestalt und knüpften sie an bestimmte Örtlichkeiten. Herkules. 1. Seine Jugend. Herakles, meist lateinisch Herkules genannt, ist der größte Held des dorischen Stammes wie der Griechen überhaupt. Er war ein Sohn des Zeus und der Königin Alkmene von Mykenä. Die Göttermutter Hera war ihm feindlich gesinnt und sandte an seine Wiege zwei große Schlangen, die ihn töten sollten. Doch der kleine Herkules war schon so stark, daß er die Schlangen erwürgte. Er wuchs zu einem schönen Jüngling mit ungewöhnlichen Kräften heran und wurde im Waffenhandwerk und in allen Künsten unterwiesen. Als Herkules einst allein herumschweifte, kam er an einen Scheideweg. Da traten ihm zwei Frauen entgegen. Die schöngekleidete Göttin des Lasters versprach ihm ein Leben voller Freuden, ohne Arbeit und Mühe. Die ernste Göttin der Tugend stellte ihm unsterblichen Ruhm in Aussicht, wenn er ihr auf dem rauhen, dornenvollen Pfade der Entsagung folge. Rasch entschlossen wählte Herkules die Tugend zu seiner Führerin. („Herkules am Scheidewege.") 2. Seine zwölf Arbeiten. Mit einer großen Keule bewaffnet, zog Herkules auf Abenteuer aus und gewann eine thebanische Königstochter zur Frau. Nach einigen Jahren schlug ihn aber Hera mit Wahnsinn, so daß er seine Frau und seine Kinder tötete. Das delphische Orakel bestimmte, daß er zur Sühnung seiner Schuld beim König Eurhstheus von Mykenä Knechtsdienste verrichte. Der feige und arglistige Eurystheus suchte ihn zu beseitigen und forderte deshalb von ihm zwölf schwere und gefährliche Arbeiten, die der kühne Held aber alle ausführte. Zu Nemea bei Argos erdrosselte Herkules einen unverwundbaren Löwen; sein Fell trug er seitdem als Mantel. Hieraus griff er die neunköpfige Hydra (d. h. Wasserschlange) an, die in dem

9. Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auf der Land-Karte - S. 54

1750 - München : Gastl
4 Hlperiodus, Die Monairehia 1« Affyria. hundert Jahren gestiffret. Nach dessen Tod haben die H-rrschafft über disen Or- den ererbet die Ertz-Hertzogen aus Oester reich / und König in Spanien: und dists ist einer der vornehmsten Ritter- Orden m Europa. (26.L.5) Der Orpheus, und die Lirenes, oder Meer-« Fräulein. Anno mundi27o8. Amnerckungen. i. Die Sirenes w.^ ren Jungfrauen,so überaus schön singe rer>; weil sie aber stoltz wurde«/ ftynd sie vo« denen ^luüsverstaltet worden. Dastürtz^ len sie sich ins Mer, hatten imobernlciv Weibs- Gestatt, unten waren sie Fisch- * Die Vorbeyfahrende schlafferten p mit lieblichen Gesang ein, und zerrisset selbe hernach. 2. Als uiyfies vorbeygefahren, ver^ stopfte er allen seinen Gefährten dieohl'^ mir Wachs, sich selbst ließ er an den Map Baum binden, und so käme er durch. t 3. Als Orpheus vorbei) fuhr, spielte auf derharpssen nochvtl lieblicherals^ Lireues. Dlse brachten sich vor Scha^ selbst um. 4

10. Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auf der Land-Karte - S. 361

1750 - München : Gastl
r«. Schlveitzerische Eyd'genossenschaffk zsr deschichtrn des Xlv.5ccu!i. ( l6s. I.o.) ì. Die Ottomunische Pforte hat ihrer »,» Aung ums Jahr i;o;. slheàm.rz-. w End rund Nm, 173* (i66. v.ä.) e.dle Schweitzer machen den Bund, ^uenvon derocsterreichtschen Regterunl a ' und machen sich zur freien Republic u-izoz.sihe Niun.91. und 9s. té ?"merckungen. r. Schweitz gehör- o^lniteus zum Burgunvtfchen Reich: Ai« ' tn derz.unds.anmerekurig. tz,7.nun selbes Reich auseinander gienz, Mten sich die Schlveitzrrifche Blädt, ttìn^?rffer ziemlich frey, und erwählten keldst nach Belieben ihre Haupr- Ärösten Theils gehörten sir ^n Grafen von Habspura. Und die tb7ns°9 Oesterreich, liessendas Land * "ñ m ihren; cheils in des Römischen Q Reichs
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