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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 297

1888 - Habelschwerdt : Franke
297 Justizpflege vorzunehmen, deren Resultat „das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" (von v. Carmer und Snarez bearbeitet) ist, dessen Veröffentlichung (1794) Friedrich nicht mehr erlebte. F. Kirche, Wissenschaft und Kunst. a) Der Gang seiner eigenen Bildung und der Geist des Jahrhunderts hatten Friedrich dahin geführt, sich von der Konfession loszulösen und den Grundsatz religiöser Duldung zur vollsten Geltung zu bringen. Das kirchliche Lcbm erfuhr daher bei seiner Hinneigung zur französischen Aufklärung keine besondere Anregung. b) Den hohen Schulen bewies er nur so viel Aufmerksamkeit, als die Stellung eines Fürsten es nötig machte. Er stellte die „Akademie der Wissenschaften" wieder her und gewann für sie Wolff und Maupertuis. Die unbedingte Denkfreiheit, welche der König gestattete, gaben den Wissenschaften eine große Anregung. Friedrich selbst fand seine Erholung in dem geistreichen Verkehre mit französischen Gelehrten (d'argens, Voltaire). Obgleich er bei seiner Vorliebe für das Französische der deutschen Litteratur, die freilich damals noch daniederlag, nicht günstig gesinnt war, so hat er doch durch seine Thaten zur Anregung der Geister in Deutschland wesentlich beigetragen. Die Volksschule verdankt dem Könige die Einrichtung von Lehrerseminaren und das „General-Landschul-Reglemeut" (1763). c) Große Summen verwandte der König auf Bauten, die zwar nicht immer Kunstwerke waren, aber doch Berlin den Charakter einer europäischen Hauptstadt gaben (Opernhaus, Akademie, Hedwigskirche, Dom). In Potsdam baute sich Friedrich das prächtige Schloß Sanssouci. 6. Auswärtige Angelegenheiten in der letzten Halste seiner Regierung. A. Tiic erste Teilung Polens, 1772. a) Polen. Hier war auf August Ii., den Starken, sein Sohn August Iii., 1733—1763, gefolgt, der die Auslösung des Reiches nicht aufhalten konnte. Die Ursachen des schon im 17. Jahrhunderte vorauszusehenden Verfalls waren: der Mangel jeder staatlichen Ordnung, das Daniederliegen des Mittelstandes, der Stumpfsinn des niederen Volkes, das von den herrschenden Ständen ausgepreßt wurde und auch nicht das geringste Bildungsbedürfnis fühlte.

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 159

1888 - Habelschwerdt : Franke
159 a) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Schon im Jahre 1224 hatte Friedrich zu Neapel eine glänzend ausgestattete Universität gegründet. Er begünstigte Gelehrte und Studenten, sammelte Klassiker, legte Tiergärten an und ließ Nachgrabungen nach alten Kunstwerken anstellen; an seinem Hose zu Palermo sammelten sich Philosophen, Dichter und Künstler. b) Rechtspflege. Sein Streben war, ein Recht zu schaffen und aus den verschiedenen Stämmen ein Volk zu bilden. Das Gesetzbuch, von Petrus a Vineis versaßt, enthielt Bestimmungen über Ärzte, Apotheker, über Handel, Gewerbe und Ackerbau. Der Grundgedanke aber war der Absolutismus, der die Rechte der Städte, des Adels und die Selbständigkeit der Kirche beschränkte. 5. Der Kaiser in Deutschland, 1233—36. Hier war der thatkräftige Reichsverweser Engelbert von Köln ermordet worden, und König Heinrich, von seinem bisherigen Ratgeber befreit und nach Unabhängigkeit vom Vater strebend, nahm den Städten gegenüber, in denen sich demokratische Elemente regten, eine schwankende Stellung ein. Daher waren schon auf den Reichstagen zu Worms und Ravenna 1231 die Freiheiten der geistlichen Fürsten zu Ungunsten der Städte erweitert worden, und als Heinrich seine Politik nicht ausgab, ward er nach Apulien gebracht, wo er nach langer Gefangenschaft starb. Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz wurde nun Friedrichs zweiter Sohn Konrad zum Nachfolger bestimmt und ein Reichsgesetz erlassen, das vorzüglich den Landfrieden und das Gerichtswesen betraf. Der Kaiser stand jetzt auf der Höhe seines Glückes. 6. Streit mit den Lombarden und dem Papste, 1236—50. a) Ursachen. Friedrich wollte über die Lombarden ebenso wie über Sizilien seine unmittelbare Herrschaft geltend machen und hatte auf den Reichstag von Ravenna die lombardischen Städte vergeblich eingeladen; vielmehr hatten diese, um die Absichten des Kaisers zu durchkreuzen, den alten Bund erneuert. Der Papst war ungehalten, daß der Kaiser bei der Ordnung Siziliens sich Eingriffe in die Freiheiten der Kirche erlaubt hatte, und hatte auch die Überzeugung, daß nach dem Falle der Lombardei die Freiheit der Kurie bedroht sei. Die Lombarden wurden darum die natürlichen Bundesgenossen des Papstes. b) Der Kampf. Friedrich eröffnete den Kampf mit dem

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 251

1888 - Habelschwerdt : Franke
__251 zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt. 2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke. 3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen. V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte. 1. Rechtspflege. a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode. b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden. c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein. 2. Verwaltung. a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

7. Theil 3 - S. 47

1880 - Stuttgart : Heitz
Gefangennehmung Philipps von Hessen. 47 gehre ich, man solle es mir fest zu wissen thun, damit ich, was meine Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." Aber zum Glück kam es nicht so weit. Mehrere Fürsten (Joachim von Brandenburg und Moritz) legten Fürsprache ein, und so wurde ihm zwar das Leben geschenkt, aber nur unter der sehr harten Bedingung, daß er für sich und seine Nachkommen auf seine Kurwürde und fein Land Verzicht leiste. Zu seinem Unterhalte erhielt er nur einige Aemter: Eisenach, Gotha, Weimar u. s. w., aus denen nachher das jetzige Großherzogthum Weimar und die sächsischen Herzogtümer entstanden sind. Aber wer erhielt nun sein Land und seine Würde? — Wer anders als — Moritz, und so ist es gekommen, daß die jüngere (albertinifche) Linie die Kurwürde erhielt und noch jetzt das Königreich besitzt. Nun erst wurde recht klar, warum Moritz dem Kaiser gegen feinen unglücklichen Better geholfen hatte. Jetzt war noch Philipp von Hessen zu züchtigen übrig. Die Behandlung Johann Friedrichs nach der.©chlacht bei Mühlberg diente ihm zum warnenden Beispiele, sich lieber mit dem Kaiser gütlich abzufinden. Er bat Moritz um die Bermittelung. Der Kaiser war auch bereit und ließ ihm durch Moritz mündlich sagen, wenn er nach Halle zu ihm käme und Abbitte thäte, so wolle er chm verzeihen, auch solle ihm solche Ergebung nicht „zu einiger Gefängniß gereichen." Philipp willigte — wiewohl ungern — ein und kam. Aber wie erschrak er, als er zum Kaiser hereintrat und ihn nicht allein fand, sondern auf dem Throne sitzend, vor einer großen Versammlung. Selbst der Hof war voll Menschen, die zum Theil aus Leitern in den Saal schauten. Er hätte vor L>cham in die Erde sinken mögen. Indeß was war zu machen? Er kniete nieder, und sein hinter ihm knieender Kanzler mußte die Abbitte ablesen, die in den demüthigsten Ausdrücken abgefaßt war. Das Gefühl der Scham entlockte dem Landgrafen ein unwillkürliches, spöttisches Lächeln, als wenn er sagen wollte: „ Wenn ich nur nicht müßte!" — Der Kaiser bemerkte es wohl und rief, indem er drohend den Finger emporhob: „Wel ik fal jutv lachen lehren!" Doch ließ er durch feinen Kanzler ablesen, daß er Gnade für Recht ergehen lassen und dem Landgrafen fein Leben, welches er verwirkt habe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, der Kaiser werde ihm zur Versöhnung die Hand reichen und ihn aufheben. Da er das aber nicht that, sondern ihn immer noch fnieen ließ, stand Philipp selbst auf und ging trotzig zur Thüre hinaus.

8. Theil 3 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Frau von Maintenon. 251 wurde das Kind sterbenskrank, und da es kein Lebenszeichen mehr von sich gab, hielt der harte Bootsmann es schon in seinen Händen, um es über Bord zu werfen. Die Mutter bittet noch um den letzten Kuß, sühlt dabei das Herz des Kindes noch schlagen und erhält es am Leben. Nach der Landung hatte das Kindermädchen sie am Ufer aus Nachlässigkeit liegen lassen. Die Mutter eilt sogleich, von Angst getrieben, zurück und sieht mit Entsetzen die Kleine von giftigen Schlangen umringt. Sie vergißt ihre eigene Erhaltung, springt heldenmüthig hinzu und entreißt sie glücklich dem nahen Verderben. Ihre Mutter hatte überhaupt eine erhabene Seele, welche durch nichts erschüttert werden konnte. Als eine Feuersbrunst in Amerika ihr Haus verzehrte und die Tochter weinte, sagte sie, während sie gelassen in die Flammen sah: „Ueber den Verlust eines Hauses muß man nicht weinen." Diesen Muth hatte die Tochter von der Mutter geerbt. Als sie im 12. Jahre nach ihrer Heimath zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Frau unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformirten Kirche beibrachte. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten, und als sie darauf bestand, kehrte sie dem Altar den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch den andern Backen hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiden." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame, Madame de Neuillant, ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte darüber in späteren Jahren zu scherzen, indem sie sagte: „Ich fing früh an, Anffeherin zu werden; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Ueberhaupt hatte sie es hier so schlecht, daß sie das Mitleid eines in der Nähe wohnenden Dichters, Scarron, erregte. Er that ihr den Vorschlag, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nöthige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu Heimchen. Er war aber klein, häßlich, verwachsen und säst an allen Gliedern gelähmt. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich und alt er war, so angenehm und jung war sie, erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz säst aller schönen Geister der Hauptstadt und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunderten

9. Theil 3 - S. 82

1880 - Stuttgart : Heitz
82 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. nicht blos Hugenotten wurden getöbtet. Die nichtswürdigen Menschen, von benen Paris immer gewimmelt hat, benutzten die Mord-nacht, um solche Leute zu erschlagen, deren Tod ihnen Vortheil brachte. Manche mordeten ihre Verwandten, um sie früher zu beerben, andere die Reichen, deren Schätze sie plünderten, noch andere ihre Feinde, um sich zu rächen, Dienstboten ihre Herrschaft, kurz, unzählige Gräuel wurden in dieser Nacht begangen. Auch im Louvre verging diese Nacht unter großer Unruhe. Mehrere Edelleute hatten sich zu Heinrich von Navarra geflüchtet und brachten bei ihm angstvoll die Nacht zu. Gegen Morgen ließ der König sowohl Heinrich als Conde rufen und sagte ihnen mit einem vor Wuth glühenden Gesichte, er wisse sehr wohl, daß sie mit zu der Verschwörung des Admirals, der jetzt auf seinen Befehl getöbtet sei, gehörten; aber ihrer Jugend wegen wolle er ihnen vergeben, wenn sie ihre falsche Religion abschwüren und sich zur römischen Lehre bekennten. Drei Tage wolle er ihnen Bedenkzeit geben. — Die neuvermählte Frau Navarra's, die von nichts unterrichtet war, befand sich die ganze Nacht in tödlichster Angst, was man denn vorhabe. Gegen Morgen schlug jemand mit lautem Hülfsgeschrei an ihr Schlafzimmer. Sie ließ offnen. Ein junger Edelmann, verfolgt von drei Gardesoldaten, stürzte leichenblaß herein. Er blutete aus zwei Wunden und flehte sie um Hülfe an. Sie war außer sich vor Schrecken und wußte nicht, was das alles zu bedeuten habe. Endlich erschien der Hauptmann der Garden und versicherte auf ihr Bitten dem Manne das Leben. Als sie ins Vorzimmer trat, würde brei Schritte von ihr ein anberer Ebelmann mit einer Hellebarbe nieberge-stoßen, worauf sie in Ohnmacht sank. Welche Gräuel! — Auf dem Eorribor des Schlosses hatten sich die Garbesolbaten in zwei Reihen gestellt, währenb anbere ihnen die hugenottischen Edelleute, die sich ins Louvre gerettet hatten, zuführten. Alle diese wurden mit Hellebarden in Stücke gehauen, indem einige schweigend bett Tod litten, anbere aber schmerzlich ausriefen: „Großer Gott! was haben wir betttt gethan? Gerechter, himmlischer..Richter, rette uns Unschuldige!" Das Morden währte brei ganze Tage und Nächte. König Karl war, nachdem nur einmal das Morden angefangen hatte, ganz wüthenb geworben. Man sah ihn selbst aus dem Fenster auf die Fliehenben schießen. Am Tage ging er durch die Straßen der Stadt- von seinem Gefolge begleitet, um sich am Anblicke

10. Theil 3 - S. 353

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 353 hatten, worauf er spazieren ging, las, sich vorlesen ließ, oder sich mit Gelehrten unterhielt. Um 6 Uhr ging das Concert an; nach demselben speiste er zu Abend und ging regelmäßig um 9 Uhr zur Ruhe. So war ein Tag wie alle, und diese Ordnung setzte ihn in den Stand, so viel zu thun. Eine Regierungshandlung des großen Friedrich hat viel Miß-billigung gefunden, weil sie mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, die er immer anerkannt hatte, im Widerspruch zu stehen scheint, nämlich die Theilung Polens. Doch betheiligte sich Friedrich an derselben besonders deshalb, weil sie doch nicht zu vermeiden war. Polen hatte zwar einen Ktznig, war aber dennoch eine Republik; denn der König wurde durch den Reichstag eingeschränkt, und auf diesem ging es immer so unruhig zu, daß der polnische Reichstag zum Sprichworts geworden ist, wenn man von einer recht tollen Verwirrung reden will. Nachdem (1763) der schwache König August Iii., der auch Kurfürst von Sachsen war und, wie schon erzählt ist, ganz von seinem Minister Brühl beherrscht wurde, gestorben war, erhob sich die Kaiserin Katharina und erklärte den Polen, sie sollten den polnischen Magnaten Stanislaus Pouiatowski zum Könige wählen. Dieser Mann war sonst als polnischer Gesandter in Petersburg gewesen und Katharina hatte viel auf ihn gehalten. Da die Polen fragten, wie sie darauf komme, ihnen Vorschriften zu machen, ließ sie 10,000 Russen in Polen einrücken, und — Stanislaus wurde gewählt. Von nun an durften die Polen nichts unternehmen, worein nicht Katharina geredet hätte, und ihr Gesandter in Warschau, Fürst Repnin, benahm sich so herrisch, als wenn er König von Polen wäre. Dies Benehmen der Kaiserin brachte die benachbarten Fürsten auf; aber sie nahmen sich der Polen nicht thätig an. Friedrich schwieg dazu, weil er erst kurz vorher mit Katharina ein Freundschastsbündniß geschlossen hatte. Stanislaus war ein gebildeter Mann, aber nicht fähig, ein so unruhiges Volk zu regieren und den Anmaßungen Katharinas kräftig entgegenzutreten. An wohlmeinenden Männern fehlte es unter dem hohem polnischen Adel nicht, die wohl einsahen, daß die ganze Verfassung nichts taugte. Namentlich wollten die beiden Oheime des Königs, die Brüder Czartoriski (sprich Tschartorinski), die Macht des Königs erweitern und die des Adels beschränken. Aber an solcher Verbesserung tag Katharina nichts; ihr Vortheil war, wenn die schlechte Verfassung erhalten würde; darum verbot Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 23
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