Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 297

1888 - Habelschwerdt : Franke
297 Justizpflege vorzunehmen, deren Resultat „das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" (von v. Carmer und Snarez bearbeitet) ist, dessen Veröffentlichung (1794) Friedrich nicht mehr erlebte. F. Kirche, Wissenschaft und Kunst. a) Der Gang seiner eigenen Bildung und der Geist des Jahrhunderts hatten Friedrich dahin geführt, sich von der Konfession loszulösen und den Grundsatz religiöser Duldung zur vollsten Geltung zu bringen. Das kirchliche Lcbm erfuhr daher bei seiner Hinneigung zur französischen Aufklärung keine besondere Anregung. b) Den hohen Schulen bewies er nur so viel Aufmerksamkeit, als die Stellung eines Fürsten es nötig machte. Er stellte die „Akademie der Wissenschaften" wieder her und gewann für sie Wolff und Maupertuis. Die unbedingte Denkfreiheit, welche der König gestattete, gaben den Wissenschaften eine große Anregung. Friedrich selbst fand seine Erholung in dem geistreichen Verkehre mit französischen Gelehrten (d'argens, Voltaire). Obgleich er bei seiner Vorliebe für das Französische der deutschen Litteratur, die freilich damals noch daniederlag, nicht günstig gesinnt war, so hat er doch durch seine Thaten zur Anregung der Geister in Deutschland wesentlich beigetragen. Die Volksschule verdankt dem Könige die Einrichtung von Lehrerseminaren und das „General-Landschul-Reglemeut" (1763). c) Große Summen verwandte der König auf Bauten, die zwar nicht immer Kunstwerke waren, aber doch Berlin den Charakter einer europäischen Hauptstadt gaben (Opernhaus, Akademie, Hedwigskirche, Dom). In Potsdam baute sich Friedrich das prächtige Schloß Sanssouci. 6. Auswärtige Angelegenheiten in der letzten Halste seiner Regierung. A. Tiic erste Teilung Polens, 1772. a) Polen. Hier war auf August Ii., den Starken, sein Sohn August Iii., 1733—1763, gefolgt, der die Auslösung des Reiches nicht aufhalten konnte. Die Ursachen des schon im 17. Jahrhunderte vorauszusehenden Verfalls waren: der Mangel jeder staatlichen Ordnung, das Daniederliegen des Mittelstandes, der Stumpfsinn des niederen Volkes, das von den herrschenden Ständen ausgepreßt wurde und auch nicht das geringste Bildungsbedürfnis fühlte.

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 159

1888 - Habelschwerdt : Franke
159 a) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Schon im Jahre 1224 hatte Friedrich zu Neapel eine glänzend ausgestattete Universität gegründet. Er begünstigte Gelehrte und Studenten, sammelte Klassiker, legte Tiergärten an und ließ Nachgrabungen nach alten Kunstwerken anstellen; an seinem Hose zu Palermo sammelten sich Philosophen, Dichter und Künstler. b) Rechtspflege. Sein Streben war, ein Recht zu schaffen und aus den verschiedenen Stämmen ein Volk zu bilden. Das Gesetzbuch, von Petrus a Vineis versaßt, enthielt Bestimmungen über Ärzte, Apotheker, über Handel, Gewerbe und Ackerbau. Der Grundgedanke aber war der Absolutismus, der die Rechte der Städte, des Adels und die Selbständigkeit der Kirche beschränkte. 5. Der Kaiser in Deutschland, 1233—36. Hier war der thatkräftige Reichsverweser Engelbert von Köln ermordet worden, und König Heinrich, von seinem bisherigen Ratgeber befreit und nach Unabhängigkeit vom Vater strebend, nahm den Städten gegenüber, in denen sich demokratische Elemente regten, eine schwankende Stellung ein. Daher waren schon auf den Reichstagen zu Worms und Ravenna 1231 die Freiheiten der geistlichen Fürsten zu Ungunsten der Städte erweitert worden, und als Heinrich seine Politik nicht ausgab, ward er nach Apulien gebracht, wo er nach langer Gefangenschaft starb. Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz wurde nun Friedrichs zweiter Sohn Konrad zum Nachfolger bestimmt und ein Reichsgesetz erlassen, das vorzüglich den Landfrieden und das Gerichtswesen betraf. Der Kaiser stand jetzt auf der Höhe seines Glückes. 6. Streit mit den Lombarden und dem Papste, 1236—50. a) Ursachen. Friedrich wollte über die Lombarden ebenso wie über Sizilien seine unmittelbare Herrschaft geltend machen und hatte auf den Reichstag von Ravenna die lombardischen Städte vergeblich eingeladen; vielmehr hatten diese, um die Absichten des Kaisers zu durchkreuzen, den alten Bund erneuert. Der Papst war ungehalten, daß der Kaiser bei der Ordnung Siziliens sich Eingriffe in die Freiheiten der Kirche erlaubt hatte, und hatte auch die Überzeugung, daß nach dem Falle der Lombardei die Freiheit der Kurie bedroht sei. Die Lombarden wurden darum die natürlichen Bundesgenossen des Papstes. b) Der Kampf. Friedrich eröffnete den Kampf mit dem

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 251

1888 - Habelschwerdt : Franke
__251 zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt. 2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke. 3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen. V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte. 1. Rechtspflege. a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode. b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden. c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein. 2. Verwaltung. a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 213

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Lützen. Gustav Adolphs Tod. 213 heransprengenden kaiserlichen Oberstlieutenant (? von Falkenberg) einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich habe genug, Bruder," ruft er mit sterbender Stimme; „suche du nur dein Leben zu retten!" Der König sank vom Pferde, der Herzog floh, von den beiden Reitknechten des Königs lag der eine todt, der andere verwundet am Boden. Der Page Lenbelfing mühte sich, dem Könige, der die Hände nach ihm ausstreckte, aufzuhelfen. Er vermochte es nicht, drei feindliche Reiter sprengten heran, einer schoß den König durch den Kops, die andern tödteteu ihn vollends, und dann plünderten sie ihn aus.*) Das Getümmel der Schlacht geht über den Leichnam des Königs hinweg. Bald entdeckte sein ledig fliehendes, in Blut gebadetes Roß der schwedischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend drang sie herbei, dem gierigen Feinde die ehrwürdige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Muth dieser tapfern Schaaren zu ertödten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt Erneuerung der Schlacht und durchreitet die schwedischen Reihen. „Ihr Schweden, ihr Finnen und ihr Deutschen," ruft er, „euer und unser Verfechter der Freiheit ist todt. Für mich ist das Leben kein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an, und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der thue es jetzt!" Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweiten Male auf den Feind; die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick, — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit seiner Schaar; alle erhaltenen Vortheile sind verloren; eine neue Schlacht fängt an. *) August von Leubelfing, der Sohn eines Nürnberger Patriciers, starb einige Tage nach der Schlacht in Naumburg an seinen Wunden. Auf seinem Sterbebette hat er erzählt, was bei dem Tode des Königs sich zugetragen. Lange hat man geglaubt, Gustav Adolph sei durch Meuchelmord gefallen, und der Verdacht traf besonders den Herzog von Lauenburg. Diese frühere Meinung wird jetzt als unrichtig angenommen.

7. Theil 4 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
/ Nationalconvent. Girondisten. 25 Ermordungen währten vom 2. bis zum 7. September, und man rechnet 7000 Menschen, die dabei umkamen. Indessen wurden die Mitglieder zu der neuen (dritten) Versammlung gewählt, die man den Nationalconvent nannte. Natürlich wurden fast lauter Demokraten (Freunde der Volksherrschaft) gewählt, und die blutgierigsten darunter, Robespierre, Marat, Danton, Orleans, Pethion, Collot d'herbois und andere Ungeheuer fehlten nicht. Am 21. September 1792 wurde der Convent eröffnet, nachdem die Nationalversammlung auseinandergegangen war. Das erste, was er that, war, daß er die königliche Würde „für ewige Zeiten" abschaffte, worauf der Pöbel alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, Bildsäulen, Namenszüge, selbst Benennungen mancher Brücken, Straßen und Plätze vertilgte. Sogar die ehrwürdigen königlichen Gräber von St. Denys wurden abgebrochen, die Gebeine der Könige herausgerissen und in zwei große gemeinschaftliche Gruben geworfen. Selbst eine neue Zeitrechnung wurde eingeführt. Man zählte nach Jahren der Republik, und zwar vom 21. September 1792 an. Statt in Wochen wo sie ihre gewohnte Standhaftigkeit verließ. (So erzählt die Herzogin von Angouleme in ihrem Recit suv la captivite de la famille royale au Temple). Rührend ist, wie eine gute Tochter sich um die Befreiung ihres Vaters bemühte. Ein ehrwürdiger Greis, Cazotte mit Namen, sonst ein angesehener Beamter war auch ins Gefängniß gefchleppt worden. Am 2. September wurde er vor Maillard geführt, der ihn den Mördern überlieferte. In diesem Augenblicke sprang feine Tochter, Elisabeth Cazotte, herbei, warf sich ihrem Vater um den Hals und rief: „Erbarmen! Erbarmen!" Ihr follt meinen Vater nicht todten, ehe ihr mich nicht umgebracht habt!" Ihre Tugend und Schönheit rührte selbst die Mörder; das Volk schrie: „Gnade! Gnade!" und die Mörder ließen ihn los. Elisabeth führte unter dem Jubelgeschrei des Volks ihren alten Vater fort. Das Volk rief:^,Wer sind deine Feinde? Nenne sie uns, damit wir dich an ihnen rächen." — „Ach!" antwortete Cazotte, „wie sollte ich Feinde haben? Ich habe nie jemanden etwas zu leide gethan." — So kehrte er nach Hause zurück; sobald aber Pethion seine Befreiung erfuhr, ließ er ihn wieder verhaften, denn Cazotte hatte einst in einem Briefe an den König Pethion Io geschildert, wie er war. Seine Tochter folgte ihm nach dem Gefängnisse, wurde aber trotz der flehentlichsten Bitten nicht eingelassen. Man verurtheilte ihn zum Tode. Indessen bot Elisabeth alles auf, ihn zu befreien. Sie brachte einige Haufen Frauenzimmer zusammen, die ihre Bitten unterstützen sollten. Vergebens! die Helfershelfer Pethions und Robespierre's ergriffen sie und sperrten sie so lange ein, bis der Kopf ihres Vaters unter der Guillotine gefallen war. Cazotte ging mit der größten Ruhe zum Tode, ließ sich eine Locke von seinem weißen Haare abschneiden und bat, sie seiner geliebten Tochter zu geben. Nur der Gedanke an ihren Schmerz machte ihm den Tod schwer.

8. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-

9. Theil 4 - S. 209

1880 - Stuttgart : Heitz
Erhebung in Ungern und Böhmen. 209 eintrat, alle Welt überraschte. Den ersten Anstoß dazu gaben die Ungern, welche eine selbständige Regierung unter dem Erzherzog Palatin, Befreiung von der Theilnahme an der östreichischen Staatsschuld und von dem Kriegsdienst außerhalb Ungarn u. s. w. verlangten; ihnen folgten die Böhmen mit ähnlichen Forderungen, und ermuthigt durch diese Vorgänge wagten endlich einige Volksführer in Wien selbst an einen Aufstand zu denken. Die Schwierigkeiten der Finanzverhältnisse, das Sinken des Papiergeldes, das Stocken zder Gewerbthätigkeit und die hierdurch entstehende Brotlosigkeit vieler Arbeiter- kamen ihnen zu Hülfe, und so gelang es, in wenigen Tagen eine in Wien nicht gekannte Gährung hervorzubringen. Die Jugend der Universität (die Aula) übernahm größtenteils die Leitung der Bewegung, welche am 12. März eine bedenkliche Höhe erreichte. Die Universität sandte eine Deputation mit verschiedenen Wünschen an den Kaiser; besonders wurde Metternichs Entlassung gefordert. Am folgenden Tage schaarten sich die Volksmassen um das Haus, wo sich die östreichischen Stände versammelten. Redner sprachen von einem Brunnen herab und schon machte sich die Aufregung in Gewaltthätigkeiten Luft. Es rückte Militär an und gab nach einigem Zögern Feuer; da zerstob das Volk, aber nur um zur Rache für das vergossene Blut auszurufen. Das Zeughaus wurde angegriffen; Tausende zogen nach dem kaiserlichen Schloß, und in dem hereinbrechenden Abenddunkel erschallte ein grauenhaftes Getöse um die Hofburg. Eine Deputation der Bürger verlangte Zutritt zum Monarchen; bis endlich Fürst Metternich seinen Rücktritt erklärte. Auf diese Nachricht entstand Jubel unter dem Volk, die Stadt wurde illuminirt; aber die Scenen des Aufruhrs wurden in den Vorstädten zum Theil fortgesetzt, Fabriken wurden geplündert, Zollhäuser niedergerissen und auf Metternichs Landhaus insbesondere richtete sich die.wilde Zerstörungswuth der Menge. Der alte Staatsmann entzog sich der öffentlichen Ungunst durch die Flucht nach England, von wo er erst im Jahre 1851 zurückkehrte. In Folge der Ereignisse des 13. März wurde eine allgemeine Volksbewaffnung beschlossen und durchgeführt, und die rohesten Excesse legten bald Zeugniß von der eingetretenen Pöbelherrschaft ab. Preßfreiheit, freies Versammlungsrecht und alle sonstigen Freiheiten wurden rückhaltslos zugestanden, und das Volk, welches bis dahin in der strengsten Bevormundung gehalten worden war, machte von jenen Freiheiten den zügellosesten, verderblichsten Ge- Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 14

10. Theil 4 - S. 438

1880 - Stuttgart : Heitz
438 Neueste Geschichte. 3. Periode. standekommen der neuen Gesetze zu verhindern, und als dies nicht gelang, versagten sie ihre Mitwirkung bei Ausführung derselben. So brach der Kampf zwischen der Staatsregierung und der Hierarchie aus. Diesen Kampf in seinem an Wechselwirkungen so reichem Verlaufe und in feinen Steigerungen zu verfolgen, kann nicht Aufgabe unsrer Geschichtserzählung sein. Es wird genügen, an die hervorragendsten Momente zu erinnern. An Kaiser Wilhelm war bald nach der Proclamiruug des deutschen Reiches eine Adresse gerichtet worden, daß er für die Wiederherstellung des Kirchenstaates und die weltliche Souverainetät des Papstes eintreten möge. Ernstliche Hoffnungen auf die Erfüllung dieser Bitte sind schwerlich gehegt worden; die preußische Regierung zögerte auch nicht, bei gegebener Veranlassung zu erklären, daß die Beschlüsse des vaticanischen Concils für sie nicht verbindlich, seien; sie werde also nicht aufhören, katholische Geistliche und Lehrer ihrerseits auch in dem Falle fortgesetzt als solche anzuerkennen, wenn dieselben das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht annähmen. Nun ließen Conflicte nicht lange auf sich warten. Zu Braunsberg in Preußen untersagte der Bischof von Ermeland dem Religionslehrer am Gymnasium, welcher das neue Dogma nicht annahm, die Weiterführung seines Amtes und stieß ihn aus der Kirchengemeinschaft aus, während die Staatsbehörde fortfuhr, ihn in seinem Amte als katholischer Religionslehrer zu belassen. Der Bischof erklärte, daß das kirchliche Recht süir ihn verbindlicher sei, als das bürgerliche Gesetz; strenge Maßregeln der Regierung gegen ihn waren die Folge. Aehnliche Fälle ereigneten sich in Schlesien, am Rhein und in Posen. Die römische Priesterschaft kam in Verwickelungen mit den Gegnern des neuen Dogma's und gerieth dann auch in Widerspruch mit der Staatsbehörde. Dieser Widerstand gegen das Unfehlbarkeits-Dogma innerhalb der katholischen Kirche selbst gewann bald unter dem Namen „Altkatholicismus" eine Gestaltung. Die Bewegung war von den Universitäten ausgegangen. Angesehene Professoren, unter ihnen Lehrer der katholischen Theologie (Professor Döllinger in München) hatten sich gegen die Einführung jenes neuen Glaubenssatzes erklärt; sie fanden weitere Zustimmung und nannten sich Altkatholiken, weil sie meinten, bei der alten, vor der Neuerung des römischen Concils bestehenden Kirchenlehre zu verbleiben. Die Ab-
   bis 10 von 22 weiter»  »»
22 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 22 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 3
5 2
6 0
7 3
8 0
9 0
10 2
11 2
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 5
26 0
27 2
28 1
29 0
30 1
31 0
32 2
33 3
34 0
35 0
36 0
37 8
38 0
39 1
40 0
41 0
42 2
43 6
44 1
45 6
46 2
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 12
2 4
3 2
4 4
5 0
6 2
7 8
8 7
9 4
10 2
11 0
12 0
13 10
14 7
15 3
16 12
17 56
18 0
19 3
20 4
21 7
22 54
23 10
24 2
25 8
26 3
27 1
28 4
29 1
30 3
31 0
32 1
33 1
34 2
35 12
36 2
37 4
38 7
39 17
40 2
41 8
42 4
43 17
44 2
45 15
46 20
47 3
48 0
49 0
50 0
51 1
52 7
53 19
54 2
55 1
56 5
57 1
58 21
59 1
60 4
61 0
62 1
63 2
64 1
65 3
66 9
67 2
68 6
69 5
70 1
71 4
72 2
73 1
74 1
75 4
76 0
77 34
78 2
79 0
80 1
81 2
82 14
83 2
84 10
85 1
86 0
87 7
88 15
89 3
90 5
91 2
92 47
93 3
94 32
95 0
96 1
97 2
98 9
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 1
2 23
3 6
4 24
5 7
6 8
7 45
8 2
9 14
10 10
11 1
12 6
13 3
14 0
15 4
16 30
17 3
18 9
19 16
20 0
21 3
22 12
23 6
24 1
25 0
26 20
27 11
28 2
29 1
30 6
31 4
32 0
33 92
34 3
35 8
36 0
37 3
38 0
39 9
40 6
41 11
42 4
43 9
44 4
45 1
46 4
47 4
48 16
49 22
50 18
51 31
52 14
53 2
54 54
55 10
56 6
57 3
58 7
59 152
60 3
61 7
62 26
63 7
64 11
65 24
66 0
67 21
68 7
69 6
70 0
71 12
72 7
73 32
74 2
75 9
76 0
77 13
78 2
79 14
80 15
81 160
82 4
83 0
84 2
85 11
86 1
87 3
88 45
89 3
90 0
91 24
92 20
93 1
94 0
95 0
96 0
97 10
98 10
99 7
100 71
101 0
102 66
103 12
104 1
105 1
106 4
107 1
108 7
109 0
110 3
111 10
112 24
113 2
114 0
115 7
116 34
117 1
118 7
119 1
120 6
121 22
122 1
123 8
124 5
125 7
126 8
127 10
128 27
129 9
130 1
131 26
132 12
133 0
134 2
135 0
136 56
137 0
138 2
139 0
140 2
141 2
142 9
143 56
144 4
145 29
146 10
147 3
148 27
149 5
150 14
151 12
152 22
153 2
154 3
155 12
156 28
157 8
158 25
159 2
160 0
161 6
162 5
163 7
164 1
165 16
166 17
167 7
168 1
169 15
170 0
171 21
172 12
173 25
174 1
175 38
176 14
177 60
178 2
179 12
180 1
181 21
182 69
183 30
184 3
185 1
186 7
187 1
188 8
189 2
190 16
191 12
192 11
193 0
194 7
195 3
196 30
197 8
198 6
199 5