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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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hatte, griff die Krisis auch nach Deutschland herüber. Die Fabriken standen plötzlich still, die Arbeiter wurden entlassen oder mußten sich Lohnkürzungen gefallen lassen; dem Aufschwünge folgte eine Lähmung des Unternehmungsgeistes, die mehrere Jahre anhalten sollte.
_ 4 Das Sozialistengesetz. Diese allgemeine Unzufriedenheit im wirtschaftlichen Leben führte die arbeitenden Klaffen massenhaft der Sozialdemokratie zu, deren Lehren, aus Frankreich kommend, seit etwa 3 Jahrzehnten in Preußen und Deutschland Eingang gefunden hatten. Mit dem Wachstume des Proletariats bei der Überhandnähme des Fabrikwesens begannen sich die Arbeiter als vierten Stand der Gesellschaft zu fühlen und beanspruchten dieselben Rechte und denselben Lebensgenuß, dessen sich höher Gestellte erfreuten. Die neue Reichsverfassung hatte den Sozialdemokraten volle Freiheit der Bewegung und das allgemeine Wahlrecht gebracht; im Reichstage sowohl, wo ihre Kandidaten bereits saßen, wie in ihrer zügellosen Presse, die sich rasch vermehrte, trugen sie ihre Jdeeen, die Religion und Sitte verhöhnten und den Umsturz der politischen Anstände und der bestehenden Eigentumsverhältnisse predigten, vor. Vergebens machte die Regierung schon 1875 daraus aufmerksam, daß die Agitationen der Sozialdemokratie zur Gefährdung der Staatsordnung und zu Verbrechen führen müßten; die Zügellosigkeit der -Bewegung sand ihren Höhepunkt in zwei Attentaten auf den deutschen Kaiser (11. Mai und 2. Juni 1878). Als nun der Reichstag ein Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie ablehnte, wurde er aufgelöst. Die Neuwahlen brachten eine Mehrheit zu stände, und am 21. Oktbr. 1878 trat das Sozialistengesetz ans 3 Jahre in Kraft. Seine Dauer-ist seitdem mehrmals verlängert worden.
5. ^ Das Zollsystem. In der Zollpolitik hatte das neue Deutsche Reich die Grundsätze des Freihandels verwirklicht, die zur Zeit des Zollvereins bestehenden Schutzzölle für industrielle Erzeugnisse also herabgesetzt oder beseitigt. Als aber Frankreich und Österreich-Ungarn das Schutzzollsystem angenommen hatten, das in Rußland und in Nordamerika längst bestand, blieben die deutschen Erzeugnisse auf dem heimischen Markte der freien Konkurrenz bloßgestellt. Manchen Jn-dnstrieen, sowie der Land- und Forstwirtschaft drohte dadurch der Untergang. Dazu kam, daß der bestehende Zolltarif die schwerste Schädigung der Reichsfinanzen in sich schloß und der Kaiser durch
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Rußland Nordamerika
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Siege bei Kortenuovo, 1237, stellte aber den oberitalischen Städten so harte Bedingungen, daß der alte Streit zwischen Ghibellinen (Anhängern des Kaisers) und Gnelfen (Anhängern des Papstes) um so heftiger entbrannte. Der gefürchtetste Bundesgenosse des Kaisers war der Markgraf von Verona, Ezzelino da Romano. Als der Kaiser seinem unehelichen Sohne Enzio Sardinien gab, sprach Papst Gregor Ix. den Bann über ihn aus. Sein Nachfolger Innocenz Iv. entzog sich der kaiserlichen Macht durch die Flucht nach Lyon, erneuerte von hier aus deu Bann über Friedrich und entband die Unterthanen vom Gehorsam.
3. Unglücklicher Ausgang. Jetzt wandte sich das Glück des Kaisers. In Deutschland wählten die Bischöfe zuerst den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland zum Gegenkönige. In Italien erlitt der Kaiser eine Niederlage bei Parma; sein Sohn Enzio geriet in Gefangenschaft, Ezzelino siel von ihm ab, und selbst sein Kanzler Petrus a Viueis kam in den Verdacht einer Verschwörung. Unter neuen Rüstungen überraschte den Kaiser der Tod, 1250.
7. Einfall der Mongolen. Während der Kämpfe in Italien waren die
Mongolen, welche Dfchingischan zu einem mächtigen, von den Grenzen Chinas bis in das südliche Rußland sich erstreckenden Reiche vereinigt hatte, in Deutschland eingefallen und bis Schlesien vorgedrungen. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien leistete ihnen bei Liegnitz 1241 tapferen Widerstand.
Vi. Konrad Iv., 1250—54. Er gewann in Deutschland nur geringes Ansehen, kämpfte aber glücklich für sein Erbe in Italien. Doch starb er schon 1254 mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes Konrad, genannt Konradin.
Knde des staufischen Geschlechts.
a) Karl von Anjou. In Italien verteidigte nun Manfred, ein
Halbbruder Konrads Iv., die Rechte der Staufer. Aber der
Papst Urban Iv., der das sizilische Reich den Staufern entreißen wollte, lud Karl von Anjou, deu Bruder des Königs Ludwig Ix. von Frankreich, zur Besitznahme ein, und dieser gewann die Schlacht bei Benevent, in der Manfred fiel, 1266.
b) Tod Konradins, 1268. Von der ghibellinifchen Partei ein-
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Extrahierte Ortsnamen: Verona Enzio_Sardinien Lyon Deutschland Holland Italien Ezzelino Italien Chinas Deutschland Liegnitz Deutschland Italien Italien Frankreich Konradins
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Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
rühmten Maler, den alten Lukas Cranach, allerhand Contrafacturen und Bildwerk machen lassen."
Im August 1552 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankündigen. Schon am sechsten Tage darauf «saßen er und der treue Cranach auf dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, wo sie, wie überall im Heimatlande, mit großer Freude empfangen wurden. Mehr aber als alles erfreute den alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier fand. Von nun an beschloß er, in Weimar zu bleiben. Schon im folgenden Jahre (1553) starb er hier in den Armen seiner Tochter, im 81. Jahre. Sein Grabmal ist noch hier zu sehen.
Cranach war ein eben so geschickter Maler, als ausgezeichnet biederer, rechtlicher Mensch, der seinem Fürsten im Glück und Unglück Freund und Rathgeber war. Am meisten hat er Bildnisse und Thiere gemalt, und oft wurde er in seinem Arbeitszimmer von den hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Unter seinen Freunden waren besonders Luther und Melanchthon. Wir haben noch einen Brief übrig, den ihm Luther vom Reichstage von Worms schrieb: „Meinen Dienst, lieber Gevatter Lukas: Ich segne und befehle euch Gott! u. s. w. Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollt einen Doctor oder 50 versammlet, und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr gehandelt, denn so viel: Sind die Bücher dein? Ja, Willst du sie widerrufen oder nicht? Nein. So hebe dich! O ihr blinde Deutschen! wie kindisch handeln wir, und lassen uns so jämmerlich die Romanisten (Päpstliche) äffen und narren. Sagt meiner Gevatterin, eurem lieben, lieben Weibe, meinen Gruß, und daß sie sich dieweil wohl gehabe. — Ade, hiemit allesammt Gott befohlen; der behüte euer Aller Verstand und Glauben in Christo für den römischen Wölfen und Drachen mit ihrem Anhang. Amen!"
Als Luther um seine nachherige Frau, Katharina von Bora, warb, begleitete ihn sein Freund Cranach. Ein gleichzeitiger Geschichtschreiber erzählt: „Käthe von Bora (damals 26 Jahre alt) ist zu dem Stadtschreiber, Herrn Philipp Reichenbacher, gekommen, da sie sich still und wohl verhalten, welches Lutherum bewogen, daß er sich unversehens den 13. Juni 1525 mit Herrn Doctor Pommer, Lukas Cranachen, damals Rathsverwandten, hernach aber
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Weimar Weimar Worms Christo
Huldreich Zwingli.
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seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Anna Anna Cappel Zwingli
orbett becorirt und zum General - Lieutenant beförbert warb. Selbst die gefangenen Franzosen sagten von dem jungen selben: „que ce gargön etait ne general.“
Der Tag von Roßbach aber war nicht blos ein glänzenber Ehrentag für Preußen: ganz Deutschland nahm bett Steg, als einen beutfchen, für sich in Anspruch und stimmte in die Loblieber aus den König ein und sang mit populärer Genugthuung:
Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen.
3. Schlacht bei Leuthen (5. December 1757). Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieber gegen die Oestreich er wenben. Diese hatten währenb seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Moys in der Gegenb von Görlitz angegriffen, nnb babet hatte General von Winterfelb, Friebrichs Liebling, fein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiebe hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pf erbe gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „ Bald hätte ich vergessen, Ihm feilte Instruction zu geben. Nur biefe weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." — Wie schmerzte ihn Nun die Nachricht von feinem Tode. Aber balb traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, würde bei biefer Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Oestreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen und Breslau fiel den Oestreich ern in die Hänbe. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Thüre. Aber in des Königs Seele stanb der Entschluß fest, Schlesien noch in biefem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marfchtrte er von Leipzig bis an die Ober, um den breimal überlegenen Feind, der in der Gegenb von Breslau stanb, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rebe, welche die Gemüther berfelben mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachbetn er ihnen seine Lage geschilbert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werbe gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe breimal stärkere Armee des Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie sittbe. Es ist nicht die Frage nach der Anzahl der Fetttbe, noch von der Wichtigkeit ihres Postens;
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Breslau Roßbach Breslau Leipzig Breslau Lothringen
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Karl V. Luther nach Worms.
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Als er aber Luthern fragte, ob er wohl nach Worms gehen würde, wenn ihn der Kaiser dahin entböte, so antwortete dieser: „Wenn ich berufen werde, will ich, so viel an mir ist, mich ehe krank hinführen lassen, falls ich nicht gesund kommen könnte; denn es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde, so mich der Kaiser beruft. Wollen sie die Sache mit Gewalt handeln, wie es scheint, so ist die Sache Gott zu befehlen. Der lebet und herrschet noch, welcher die drei Männer im feurigen Ofen erhalten. Will er aber mich nicht erhalten, ist's um meinen Kopf eine gar schlechte Sache, wenn selbiger gegen Christum gehalten wird, der mit höchster Schmach getödtet worden. Hier habt ihr meinen Rath und Meinung. Versehet euch zu mir alles, nur nicht, daß ich fliehen oder widerrufen werde. Fliehen will ich nicht, widerrufen aber viel weniger, so wahr mich mein Herr Jesus stärket; denn ich kann keines ohne Gefahr der Gottseligkeit und vieler Seligkeit thun!" Endlich wurde ihm beim Kaiser ein sicheres Geleit ausgewirkt, und er erhielt zugleich die Vorladung des Kaisers, binnen 21 Tagen nach Worms zukommen, mit der Aufschrift: „Dem ehrsamen, unserm lieben, andächtigen Dr. Martin Luther, Augustinerordens." Wie oft sprechen und schreiben die Menschen 'doch so ganz anders als sie denken und empfinden! — Als er abreiste, umarmte er noch einmal seinen Freund Melanchthon. „Komme ich nicht wieder," sprach er, „und morden mich meine Feinde, so beschwöre ich dich, lieber Bruder: laß nicht ab, zu lehren und bei der Wahrheit zu verharren. Arbeite unterdessen zugleich für mich, weil ich nicht hier sein kann. Du kannst es noch besser machen. Daher ist auch nicht viel schade um mich; bleibst du doch da. In dir hat der Herr einen noch gelehrtem Streiter."
So machte sich Luther in mehrerer Freunde Begleitung nach Worms auf den Weg, auf einem Wagen, den ihm der witten-bergische Magistrat dazu geschenkt hatte. Wohin er unterwegs kam, welcher Zusammenlauf! Meilenweit lies das Volk herbei, den Mann zu sehen, der dreist dem Papste widersprochen hatte. Alle staunten ihn wie einen Wundermann an und suchten sich seine Züge fest einzuprägen. Als er Erfurt, seinem geliebten Erfurt, sich näherte, kam ihm ein langer Zug zwei Meilen weit zu Pferde und zu Fuße entgegen, und in der Stadt konnte der Wagen vor dem Gedränge kaum von der Stelle. Auch ließ man ihm nicht eher Ruhe, bis er predigte, und unter welchem Zulaufe! In Eisenach wurde er krank; doch reiste er weiter. Man warnte ihn, weil man
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Lukas Cranach.
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Lukas geantwortet: „„Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet, worauf Euer Präceptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet, und ich desto besser das Contersey zu Ende gebracht."" Diese Erzählung hatte dem Kaiser sehr wohl gefallen und hat dem alten Maler Lukas freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Herrn und des lieben Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Angen auf seine Kniee gefallen und hat für feinen gefangenen Herrn gebeten. Darauf der Kaiser fanfttnüthig geantwortet: „„Du sollst erfahren, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade erzeigen will."" Hat ihn daraus mildiglich begabt und wieder in die Stadt ziehen lassen." Der Kaiser ließ ihm nämlich als Zeichen seiner Gunst einen silbernen Teller voll ungarischer Dukaten überreichen. Am liebsten hätte Cranach die Gabe zurückgewiesen; aber das würde den Herrn beleidigt haben. Daher nahm er davon so viel, als er zwischen zwei Fingerspitzen saften konnte, lehnte auch alle Anträge des Kaisers ab, ihn nach den Niederlanden zu folgen. Dagegen erbat er sich die Erlaubniß, seinem unglücklichen Herrn im Gefängnisse Gesellschaft leisten zu dürfen.
Nachdem Moritz die Regierung von Kursachsen angetreten hatte, ließ er sich von seinen neuen Unterthanen huldigen. Nur Cranach vermochte nicht, dem Manne Treue und Gehorsam zu geloben, der so zweideutig an seinem geliebten Herrn gehandelt und sich aus dessen Unkosten erhoben hatte. Er verließ das Land, das ihn so lange ernährt hatte, sagte seinen zahlreichen Freunden und Verwandten in Wittenberg für immer Lebewohl und reiste nach Innsbruck in das Gefängniß feines Herrn. Hier blieb er drei Jahre und suchte mit seltener Treue dem armen Gefangenen Gram und Kummer zu lindern. Ein Geschichtsschreiber sagt darüber: „ Wenn seine fürstliche Gnaden Morgens aufgestanden, haben sie bei einer Stunde in ihrem Gemach allein gebetet und in der heiligen Bibel oder in Doctor Luthers Schriften, sonst vielfältig in vornehmen deutschen und französischen Historienbüchern gelesen, und nächst denselben noch damit ihre Zeit vertrieben, daß sie den be-
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Neue Geschichte. 1. Periode. England.
tönte ihr nirgends ein Freudenruf entgegen; denn allgemein war Northumberland verhaßt. Mit schwerem Herzen stieg sie, wie das gewöhnlich war, im Tower ab und wurde in London als Königin ausgerufen. Indessen wuchs im Lande der Aufruhr. Immer größer ward der Anhang der durch Heinrichs Viii. Testament ernannten Maria. Mit schwerem Herzen zog Northumberland mit einem Heere gegen sie aus. Als er durch die Straßen von London zog, sprach er seufzend zu einem seiner Begleiter: „Viele kommen herbei, uns zu sehen; aber ich höre nicht einen rufen: Gott stehe Euch bei!"
Kaum war er fort, so erkärte sich auch London für Maria. Johanna war kaum eine Woche Königin, als sie das Jauchzen des herbeiströmenden Volkes vernahm, und leichenblaß kündete ihr ihr Vater an, daß alles verloren sei. Mit größter Ryhe hörte sie ihn an und sprach: „Viel freudiger steige ich vom Throne herab, als ich ihn angenommen habe. Meine willige Lossagung mag nun gut machen, was andere verschuldet haben." Northumberland hatte schnell den Muth verloren und ries nun selbst Maria zur Königin aus. Aber jetzt war die Reue zu spät; Maria fühlte kein Erbarmen. Sie befahl, ihn gefangen zu setzen, und ihn, den mächtigen Northumberland, vor welchem noch vor wenigen Tagen ganz England gezittert hatte, sah man jetzt vor dem Grafen von Aruudel (sprich Aeröudel) der ihm Arrest ankündigte, auf den Knieen liegen und um sein Leben flehen. Er starb auf dem Blutgerüsts, von niemand betrauert. Auck, Suffolk, Dudley und Johanna Gray wurden zum Tode verurtheilt, aber das Urtheil nicht gleich vollzogen. Jener schien nicht gefährlich, und für die beiden Letzteren sprach ihre Jugend.
Maria (1553—58) war von ihrer Mutter, der Katharina von Aragonien, erzogen worden und hatte eine glühende Vorliebe für den römischen Glauben eingesogen. Alle Neuerungen, die ihr Vater und ihr Bruder eingeführt hatten, auszurotten, und die römische Lehre mit allem ihrem Prunke in voller Glorie in ihrem Reiche wieder herzustellen, war ihr fester Wille. Die vertriebenen Bischöfe wurden wieder hergestellt, und wer sich der Messe widersetzte, ins Gefängniß geworfen; und als einige ihrer Unterthanen es wagten, sie an ihr bei der Thronbesteigung geleistetes Versprechen, nichts in der Religion zu ändern, zu erinnern, erhielten sie eine halb drohende, halb spöttische Antwort. Nur eine Angelegenheit, Marien nicht weniger wichtig, konnte für kurze Zeit die Ausführung ihrer unduldsamen Vorsätze hindern: die Wahl eines Gemahls. Sie erklärte sich für Philipp Ii., Karls V. einzigen
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