Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 218

1888 - Habelschwerdt : Franke
218 Niederländer durch England und die Verwüstung spanischer Besitzungen in Amerika durch den englischen Admiral Franz Drake. Die Armada wurde in einzelnen Seegefechten besiegt und bei der Fahrt um Schottland vom Sturme zertrümmert. d) Der irische Aufstand. 1. Vorgeschichte Irlands. Die keltische Bevölkerung ans der Insel Irland hatte schon früh das Christentum angenommen, mußte aber im 9. Jahrhunderte heidnischen Normannen weichen, mit denen sie nun im beständigen Kampfe lag. Unter der Normannenherrschaft bestand die Insel aus 4 Königreichen. In der Mitte des 10. Jahrhunderts nahmen auch die irischen Normannen das Christentum an. Dann eroberte der König Heinrich Ii. von England, 1154—89, die Insel. Schon die Art und Weise der Besitznahme des Landes durch die Engländer legte den Grund zu dem Nationalhasse zwischen den beiden Bevölkerungen. Derselbe würde vergrößert, als Heinrich Viii. versuchte, die Kirchenreform auch auf irischen Boben zu verpflanzen. 2. D er Aufstand. Elisabethsplan, das Vermögen der katholischen Kirche einzuziehen, und die Ausschließung der Iren von der Teilnahme am öffentlichen Leben riefen einen Aufstand hervor. Die Königin sandte ihren Günstling Essex ab, um die Ruhe wiederherzustellen; derselbe pflanzte aber nach dein Mißlingen seiner Expedition selbst die Fahne der Empörung auf und starb im Tower. Der irische Ausstand wurde unterdrückt. e) Resultat der Regierung Elisabeths. Unter Elisabeth wurde die Handels- und Kolonialmacht Englands begründet. Der Seeheld Franz Drake befuhr die gesamte Westküste Amerikas, Walter Raleigh gründete Englands erste Kolonie: Virginien. Handelsverträge wurden geschlossen und neue Erwerbszweige eingeführt. Auch die geistige Kultur wurde bei dem Wohlstände des Landes gefördert (William Shakespeare). Elisabeth blieb unvermählt und starb 1603. Iii. Spanien. Hier war auf Ferdinand den Katholischen, f 1516 (siehe S. 192), sein Enkel Karl I. gefolgt, da der Gemahl seiner Tochter Johanna, Philipp, schon 1506 gestorben und Johanna angeblich wahnsinnig geworden war. Karl I., (als deutscher Kaiser Karl V.), 1516—1556. Er suchte die Macht der spanischen Krone zur ersten Europas zu machen a) durch Erweiterung der königlichen Rechte (er beschränkte die Macht der Kortes und schlug den Ausstand des Don Juan Padilla, der die Steuern verweigerte, nieder); b) durch auswärtige Erwerbungen (Mailand und die Länder in Amerika wurden für Spanien in Besitz genommen). Philipp Ii., 1556—1598. Er fand das Land in einem blühenden Zn-stande vor, doch fiel es unter feiner Regierung von dieser Höhe herab. Philipps Streben ging dahin, die absolute Staatseinheit und die Einheit des religiösen Bekenntnisses in vollstem Maße durchzuführen. Zwar nmr er als Regent selbst sehr thätig und von großer Ausdauer; aber der despotische

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-

5. Theil 4 - S. 448

1880 - Stuttgart : Heitz
448 Neueste Geschichte. 3. Periode. nehmigte der Bundesrath die Gründung einer altkatholischen Fa-cnltät an der Universität Bern und eines allkatholischen Bisthums, zu dessen Bischof die Synode den Pfarrer Herzog erwählte. Vorher schon hatte die päpstliche Nuntiatur aufgehört; der Nuntius hatte Bern im Februar 1874 verlassen. Pius Ix. sprach im Jahre darauf seinen Zorn über die Vorgänge in der Schweiz aus. Leo Xiii. dagegen richtete am Tage seiner Thronbesteigung, wie an den deutschen Kaiser, so auch an den Bundesrath der Schweiz ein Schreiben, in welchem er die obwaltenden kirchlichen Differenzen beklagte. Der Bundesrath erwiederte in Ehrerbietung, aber mit Festigkeit: „Die Lage der katholischen Religion in der Schweiz, sei nicht als beklagenswerth zu bezeichnen, sie genieße, wie alle andern Glaubensbekenntnisse die Freiheit, welche durch die Bundesverfassung gewährleistet und nur durch den Vorbehalt beschränkt sei, daß die kirchlichen Behörden weder in die Rechte und Befugnisse des Staates, noch in die Rechte und Freiheiten der Bürger übergreifen dürfen." Auch in der Schweiz wird also nicht eine unftuchtbare Auseinandersetzung über gegenseitige Berechtigungen und Ansprüche zum Ziele führen, sondern der Friede zwischen Staat und Kirche wird nur durch unbefangene Erkenntniß der richtigen Verbindung des religiösen und des nationalen Lebens gefördert werden. Anfänge dazu sind schon wahrnehmbar geworden. Der Culturkampf in Italien wird außer den Gegensätzen, welche diesen Streit überall charakterisiren, noch durch andre Verhältnisse beeinflußt, welche ihm hier ein ganz eigenthümliches Gepräge verleihen. Das Königreich Italien hatte der weltlichen Herrschaft des Papstthumes ein Ende gemacht, es hatte ihm den Kirchenstaat und mit ihm die landesfürstliche Hoheit genommen. Früher durch staatlichen Besitz Mitglied unter den Souverainen Europas hatte nun der Papst zwar den Rang und die persönlichen Rechte eines Sonverains behalten, aber die Grundlage dieses Rechtes, die Herrschaft über Land und Leute, war ihm doch entzogen. Diese Thatsachen hatten sich unter dem Schutz der Ereignisse von 1870 vollendet; Rom selbst hatte den Herrscher gewechselt, es war die Residenz des Königs von Italien geworden. Pins Ix. protestirte natürlich gegen alle diese von der italienischen Regierung vollzogenen Handlungen, welche er als Attentate der piemonteftschen Regierung bezeichnet?. Er verweigerte die Annahme der ihm über-

6. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

7. Theil 2 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Granson. 285 zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seiner Pferde. Alles vergebens; Karl Hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, die Rheinländer von den Qellen des Flusses an zu besitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson. Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich und dieser Tag der letzte seines Glücks. Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die frommen Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer. „Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und Seele drang. „Ei," rief er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die Wenigtzn haben uns so ermüdet." Und so war es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson, und eine überschwängliche Beute fiel den Siegern in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Diamanten, Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Perlen glänzte, sein reiches Silbergeschirr, und andere Sachen von hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silbernen Teller für zinnerne,

8. Theil 1 - S. 54

1880 - Stuttgart : Heitz
54 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. nenden Blickes das Kind der zärtlichen Gattin, die es innig an sich drückte; Hektor aber streichelte sie und sprach mit sanfter Stimme: „Armes Weib, nimm dir die Sache nicht so sehr zu Herzen. Ohne den Willen der Götter wird mir Keiner das Leben nehmen; meinem Verhängnisse freilich kann ich nicht entrinnen. Nun gehe in dein Gemach, besorge deine Geschäfte bei Spindel und Webestuhl und halte die dienenden Weiber zur Arbeit an. Der Krieg aber gebührt den Männern." — Dann setzte er den wehenden Helm auf und riß sich los von den Seinen. Weinend schlich die zärtliche Andromache nach Hause, oft noch sich umwendend und heiße Thränen vergießend: denn sicher glaubte sie, Hektor werde nicht wieder zurückkehren aus der Feldschlacht. Dies Mal noch wurde Hektor erhalten. Er forderte einen der tapfersten Fürsten der Griechen heraus. Das Loos traf Ajax. Beide fochten und rangen mit gleichem Muthe und gleichem Geschicke, bis die einbrechende Nacht die Streitenden trennte. Keiner wich siegend, Keiner besiegt. Was aber Hektoren mehr noch ehrte, als die bewiesene Stärke, war der Edelmnth, mit dem er scheidend den Werth seines Feindes erkannte. „Wahrlich!" sprach er, „Ajax, du bist ein herrlicher Krieger! Keiner unter allen Griechen weiß den Speer so trefflich zu führen. Aber nun laß uns ausruhen vom Kampfe und ein ander Mal ihn auskämpfen. Doch ehe wir von einander scheiden, laß uns rühmliche Gaben einander verehren, damit man einst bei Troern und Griechen von uns sage: Seht, sie kämpften den Kampf der geistverzehrenden Zwietracht, und dann schieden sie Beide in Freundschaft wieder versöhnet." Mit diesen Worten nahm Hektor sein Schwert sammt der Scheide ab und reichte es ihm mit dem schönen Gehenke. Dagegen schenkte ihm Ajax seinen purpurnen Leibgurt. Nun trennten sich Beide, Jeder Achtung vor dem Andern im Herzen. Noch viele Kämpfe bestand Hektor gegen die Griechen, die fast den Muth verloren und mehr als einmal daran waren, nach Hause zu segeln. Denn Achilles hatte sich mit Agamemnon veruneinigt und sich vom Kriege zurückgezogen. Da geschah es, daß einst bei einem heftigen Treffen Hektor und der Grieche Patroklos, des Achilles innigster Herzensfreund, zusammenstießen, und es gelang jenem, diesen zu todten. Nun fuhr Achilles auf vom Ruhelager, wie eine Löwin, der man die Jungen geraubt hat. Er war außer sich vor Schmerz. Laut weinend warf er sich zur Erde, bestreute sich Haare und Kleid mit Staub und wälzte sich in. wilder Ver-

9. Theil 1 - S. 72

1880 - Stuttgart : Heitz
72 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. alle zwölf Löcher hindurch. Sprachlos sahen sie sich einander an und trauten ihren Augen nicht. Aber in dem Augenblicke warf er auch seine Lumpen ab und rief laut durch den Saal: „Dieser Wettkampf wäre nun vollbracht! Aber nun gebt Acht: ein andres Ziel wähle ich mir, das noch kein Schütze getroffen hat." Und sogleich lag ein zweiter Pfeil darauf und flog dem Unverschämtesten der Freier durch die Kehle, daß er entseelt mit dem Tische zu Boden stürzte. „Ha! ihr Hunde!" schrie er, „ihr dachtet, ich würde nie wieder zurückkehren; darum brachtet ihr mir mein Gut durch und quälet gar mein Weib mit Heirathsanträgen! Ihr habt weder Götter noch Menschen gescheut; darum ist auch nun über euch die Stunde des Todes gekommen." Alle Freier sprangen auf und sahen sich nach ihren Waffen um, aber die waren in Sicherheit gebracht; dagegen bewaffneten sich schnell Odysseus und Telemachos, und alle überfiel Schrecken und Angst. Einer versuchte es noch, den Helden zu besänftigen, und versprach, allen Schaden zu ersetzen. „Nein!" rief Odysseus, „und wenn ihr mir auch all eure Güter darbrächtet, so würde ich doch nicht eher ruhen, bis ich euch Alle ermordet hätte." Nun begann ein harter Kamps; denn der nichtswürdige Melantheus hatte sich hinaufgeschlichen und die Abends vorher dort versteckten Waffen der Freier geholt; aber dennoch siegte endlich Odysseus. Alle Freier wurden getödtet und nur der Sänger und der Herold verschont, zuletzt auch Melantheus niedergehauen. Nachdem das blutige Werk gethan und der Saal von den Leichen und dem Blute gereinigt war, gab sich der treffliche Held auch seinem treuen Weibe zu erkennen, und dieses empfing nun nach jahrelangem Kummer den wohlverdienten Lohn ihrer treuen Ausdauer. So viel vom Odysseus. Ganz anders ging es dem Agamemnon. Auch er hatte eine Frau daheim gelassen, die Kly-tämnestra, eine Schwester der Helena; aber sie war keine Penelope. Nachdem sie einige Jahre auf Agamemnon gewartet hatte und er immer noch nicht kam, dachte sie, er würde nun wohl gar nicht wiederkommen, und heirathete einen Andern, den Aegisthos. Schon hatte sie den Agamemnon fast ganz vergessen, als er uu-vermuthet in Mycene ankam. Wie erschrak die ungetreue Frau! Was sollte sie machen? Ihre Schuld zu gestehen wagte sie nicht, und den Aegisth aufzuopfern war sie zu schwach. Aber ein Verbrechen führt zu mehreren. Sie rathschlagte mit Aegisth, was zu machen sei, und da kamen sie endlich überein, den Agamemnon,

10. Theil 1 - S. 137

1880 - Stuttgart : Heitz
Sokrates. Alcibiades. 137 Er hatte eine Frau; sie hieß Xan tippe und soll ein sehr böses zänkisches Weib gewesen sein, von deren Launen der arme Mann viel auszustehen hatte. Indessen, er wußte sich darein zu finden; er ließ sie sprechen, schwieg geduldig dazu, und wenn sie es gar zu arg machte, so ging er weg. Das geschah auch einmal, als sie gerade ganz entsetzlich schalt. Er ging gelassen mit seinen Schülern die Treppe hinunter und aus dem Hause hinaus. Wie er aber eben die Hausthüre hinter sich zumachte, goß ihm die wüthende Frau von oben aus dem Fenster das Waschbecken auf den Kops. „Dachte ich's doch!" sagte er, sich schüttelnd, mit der größten Gelassenheit; „auf ein Donnerwetter pflegt es ja immer zu regnen;" und ruhig ging er weiter. Vor diesem Sokrates nun fürchtete sich Alcibiades allein, und ein einziger Blick des weisen Mannes konnte ihn schamroth machen. Dabei war eine recht zärtliche Freundschaft zwischen diesen beiden so ganz verschiedenen Menschen, dem ältlichen, häßlichen, ernsthaften Sokrates und dem jungen, schönen, mnthwilligen Alcibiades. Einst zogen Beide, wie es die Pflicht jedes athenischen Bürgers war, in den peloponnesischen Krieg. Immer sah man sie hier zusammen; sie bewohnten ein Zelt und fochten nebeneinander. In einer Schlacht erhielt Alcibiades, der sich an Sokrates' Seite besonders auszeichnete, eine Wunde, die ihn zu Boden streckte, und er wäre verloren gewesen, hätte sich nicht Sokrates vor ihn gestellt und ihn mit seinem Schilde beschützt. Ein paar Jahre daraus hatte Alcibiades Gelegenheit, seinem Lehrer und Freunde den hier geleisteten Dienst zu vergelten. Das athenische Heer, in welchem Beide fochten, wurde in die Flucht geschlagen. Sokrates war unter dem Fußvolke, das vom nachsetzenden Feinde bedrängt wurde, und schon waren an seiner Seite Manche niedergehauen worden. Da erblickte Alcibiades, der zu Pferde war, die Gefahr seines Lehrers. Er flog herbei und wich nun, immer um sich hauend, nicht eher von seiner Seite, bis er ihn außer Gefahr sah. So sehr auch Sokrates seinen jüngern Freund liebte, so unterließ er doch nicht, ihm bei jeder Gelegenheit seine Eitelkeit zu verweisen. Einmal hörte er, wie Alcibiades prahlend von seinen Landgütern sprach. Sobald es die Gelegenheit erlaubte, rief er ihn bei Seite und führte ihn oben auf die Burg von Athen, wo in der großen Säulenhalle, neben den Propyläen, unter den großen Gemälden auch eine Landkarte von Griechenland hing. „Kannst du wohl, mein lieber Alcibiades," fragte er wie zufällig, „hier auf
   bis 10 von 23 weiter»  »»
23 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 23 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 4
6 0
7 4
8 0
9 1
10 5
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 0
24 0
25 3
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 1
32 1
33 5
34 0
35 0
36 1
37 12
38 0
39 0
40 0
41 1
42 1
43 7
44 1
45 4
46 2
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 18
2 4
3 3
4 6
5 0
6 3
7 9
8 5
9 3
10 2
11 0
12 1
13 10
14 9
15 3
16 19
17 90
18 0
19 3
20 5
21 7
22 54
23 10
24 2
25 7
26 5
27 0
28 9
29 2
30 1
31 4
32 2
33 2
34 2
35 16
36 2
37 2
38 1
39 46
40 3
41 5
42 10
43 19
44 2
45 20
46 1
47 3
48 0
49 0
50 0
51 0
52 17
53 23
54 3
55 7
56 3
57 1
58 23
59 1
60 4
61 1
62 1
63 5
64 3
65 5
66 6
67 0
68 6
69 9
70 0
71 15
72 4
73 3
74 3
75 15
76 6
77 39
78 1
79 2
80 1
81 0
82 19
83 4
84 1
85 0
86 1
87 38
88 19
89 7
90 2
91 24
92 60
93 3
94 59
95 1
96 3
97 0
98 20
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 1
2 23
3 6
4 24
5 7
6 8
7 45
8 2
9 14
10 10
11 1
12 6
13 3
14 0
15 4
16 30
17 3
18 9
19 16
20 0
21 3
22 12
23 6
24 1
25 0
26 20
27 11
28 2
29 1
30 6
31 4
32 0
33 92
34 3
35 8
36 0
37 3
38 0
39 9
40 6
41 11
42 4
43 9
44 4
45 1
46 4
47 4
48 16
49 22
50 18
51 31
52 14
53 2
54 54
55 10
56 6
57 3
58 7
59 152
60 3
61 7
62 26
63 7
64 11
65 24
66 0
67 21
68 7
69 6
70 0
71 12
72 7
73 32
74 2
75 9
76 0
77 13
78 2
79 14
80 15
81 160
82 4
83 0
84 2
85 11
86 1
87 3
88 45
89 3
90 0
91 24
92 20
93 1
94 0
95 0
96 0
97 10
98 10
99 7
100 71
101 0
102 66
103 12
104 1
105 1
106 4
107 1
108 7
109 0
110 3
111 10
112 24
113 2
114 0
115 7
116 34
117 1
118 7
119 1
120 6
121 22
122 1
123 8
124 5
125 7
126 8
127 10
128 27
129 9
130 1
131 26
132 12
133 0
134 2
135 0
136 56
137 0
138 2
139 0
140 2
141 2
142 9
143 56
144 4
145 29
146 10
147 3
148 27
149 5
150 14
151 12
152 22
153 2
154 3
155 12
156 28
157 8
158 25
159 2
160 0
161 6
162 5
163 7
164 1
165 16
166 17
167 7
168 1
169 15
170 0
171 21
172 12
173 25
174 1
175 38
176 14
177 60
178 2
179 12
180 1
181 21
182 69
183 30
184 3
185 1
186 7
187 1
188 8
189 2
190 16
191 12
192 11
193 0
194 7
195 3
196 30
197 8
198 6
199 5