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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 216

1888 - Habelschwerdt : Franke
216 Fortsetzung der Hugenottenkriege. ^ ^Cl ;sil'ie9 i)er "drei Heinriche." Heinrich von Gnise, der die Parteibestrebungen seines Vaters Franz fortsetzte, machte nun Ansprüche aus die Thronfolge imb stiftete zur Erreichung dieses Zieles die „hei-ligc Liga." Der König ließ schließlich Heinrich von Guise erinorben und verbanb sich dann, als Paris und halb Frankreich von ihm ab-fiel, mit Heinrich von Navarra. Als beibe Paris belagerten, mnrbe der König von dem Dominikaner Klernent ermorbet, und Heinrich von Navarra bestieg den Thron. B. Könige aus dem Kaufe Mourvon, 1589—1792. 1. Heinrich Iv., 1589-1610. Er hatte zwar noch lange mit den ©itisen zu kämpfen; aber die Uneinigkeit im Lager seiner Gegner und sein Übertritt zum Katholizismus verhelfen ihm zur allgemeinen Anerkennung. a) Das Ebilt von Nantes, 1598. Um die Hugenotten zu versöhnen, würde ihnen in dem Ebilt von Nantes, 1598, Religionsfreiheit und Zulassung zu allen Ämtern gewährt; sie würden den Katholiken gleichgestellt und erhielten mehrere Sicherheitsplätze. b) Regierung. In Verbinbung mit seinem tüchtigen Finanzminister Sully suchte er die Lage Frankreichs zu bessern. Er tilgte die Staats-schitlb, hob Handel, Ackerbau und Gewerbe und ballte Verkehrsivege. ^zil bet auswärtigen Politik suchte er die Macht Habsburgs zu schwächen; als er aber an die Verwirklichung dieser Absichten ging, warb er von Ravaillak ermorbet. 2. Ludwig Xiii., 1610—1643. Da er noch minberjährig war, so übernahm seine Mutter Maria vou Mebtci, Heinrichs Iv. zweite Gemahlin, die Leitung des Staates. Als sie aber bei der Großjährigkeit des Königs die Regierung nicht ausgeben wollte, kam es zu einem Streite, den der als Minister berufene Bischof von Litgon, Jean Armand dn Plessis de Richelieu, vermittelte. Dieser geistvolle, energische Staatsmann leitete von 1624 bis 42 die Politik Frankreichs. Sein Ziel war, die königliche Gewalt unumschränkt zu^machen, ihr alle Machtmittel des Staates znr Verfügung zu stellen und nach außen hin Frankreich die erste Stelle zu verschaffen. " Mittel: a) Er wies daher alle Ansprüche zurück, welche die Staube und das Parlament auf die Staatsleitung machten; b) er brach die Sonberstellnng der Hugenotten, welche gleichsam einen Staat int Staate bilbeten; c) er begünstigte die Protestanten Deutschlands gegen den Kaiser im brei-ßigjährigen Kriege und unterstützte überhaupt alle Gegner Habsburgs. Ii. England. Die beiben letzten Regentinnen aus dem Hause tzrrdor (siehe S. 213): 4. Maria die Katholische, 1553—1558. Nach den Bestimmungen

4. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

5. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

6. Theil 4 - S. 199

1880 - Stuttgart : Heitz
Sonderbund. 199 sogenannten „Sonderbund" zu gegenseitiger Abwehr fremder Ueberfälle. Die radicale Partei forderte dagegen Ausweisung der Jesuiten und die Auflösung des mit den Bundesgesetzen nicht verträglichen Sonderbundes, und erlangte bei der allgemeinen Tagsatzung wirklich einen hierauf lautenden Beschluß. Die katholischen Cantone fügten sich nicht, und so beschloß denn die Tagsatzung, sie mit Gewalt ihrem Willen zu unterwerfen. Der General Du-four rückte an der Spitze einer von Genf gestellten Armee gegen Freiburg und Luzern an, nach deren Unterwerfung die übrigen Cantone sich freiwillig ergaben. In Folge dieses Ausgangs setzten die Radicalen eine Aenderung der schweizer Verfassung durch, um der Bundesregierung mehr Gewalt gegenüber den einzelnen Cau-tonen zu geben.

7. Theil 4 - S. 436

1880 - Stuttgart : Heitz
436 Neueste Geschichte. 3. Periode. Rechtsordnung des Staates und den Befugnissen der Kirche festgestellt werden. Das Streben der Regierungen, diese Abgrenzung zu finden und zu sichern — dem gegenüber der Widerstand der Hierarchie gegen eine solche Regulirung — diese Gegensätze haben den Streit hervorgerufen, für welchen die Bezeichnung Culturkampf üblich geworden ist. An eine Verfolgung der Kirche und ihres Glaubens ist dabei nicht gedacht worden. Unleugbar ist dieselbe in große Bedrängnisse gerathen, allein diese Nothstände haben ihre Ursachen nur in dem Widerstande der Priesterschaft gegen die Staatsgewalt; sie würden mit dem Aufhören dieses Widerstandes von selbst wieder verschwinden. Am lebhaftesten und in der entschiedensten Weise ist der Culturkampf in Deutschland, in der Schweiz und in Italien geführt worden. In Deutschland herrschte im ersten Drittel des gegenwärtigen Jahrhunderts in der katholischen Bevölkerung eine friedliche Kirchlichkeit, welcher auch die Geistlichkeit in ihrer Mehrzahl sich anschloß. Die deutschen Katholiken waren auch in jenen Tagen ihrer Kirche und der Uebung des religiösen Bekenntnisses in voller Treue zugethan, aber jene straffe Spannung des kirchlichen Lebens, wie sie sich späterhin gestaltet hat, war nicht vorhanden. Es waltete ein verträglicher Sinn, welcher im Verkehr mit den Andersgläubigen sehr freundliche Verhältnisse zuließ, nicht selten sogar hervorrief, und welchem der Gedanke an einen Zwiespalt oder wohl gar an einen Kampf mit der weltlichen Obrigkeit und den Ordnungen der Staatsgewalt nicht nahe kam. Dieser friedliche Geist zog sich allmählich zurück, eine stark ultramontane Haltung des Klerus und mit ihr auch oppositionelle Regungen wurden fühlbar, noch aber rief das Verfahren der preußischen Regierung gegen die Erzbischöfe von Cöln und von Posen (siehe S. 184) ein schreckbares Aufsehen hervor, als diese Kirchenfürsten in Festungshaft abgeführt wurden, weil sie sich weigerten, den Anforderungen eines Staatsgesetzes zu genügen. Mit dem kurze Zeit darauf, 1840, eintretenden Thronwechsel in Preußen wurde das energische Verfahren gegen die bischöfliche Opposition wieder eingestellt. König Friedrich Wilhelm Iv. gewährte der katholischen Kirche große Nachsicht; für die Angelegenheiten dieser Kirche wurde im Cultusministerium eine besondere katholische Abtheilung gegründet. Nirgends wohl erfreute sich das römische Kirchenwesen einer so unabhängigen Bewegung wie im preußischen Staate.

8. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-

9. Theil 4 - S. 448

1880 - Stuttgart : Heitz
448 Neueste Geschichte. 3. Periode. nehmigte der Bundesrath die Gründung einer altkatholischen Fa-cnltät an der Universität Bern und eines allkatholischen Bisthums, zu dessen Bischof die Synode den Pfarrer Herzog erwählte. Vorher schon hatte die päpstliche Nuntiatur aufgehört; der Nuntius hatte Bern im Februar 1874 verlassen. Pius Ix. sprach im Jahre darauf seinen Zorn über die Vorgänge in der Schweiz aus. Leo Xiii. dagegen richtete am Tage seiner Thronbesteigung, wie an den deutschen Kaiser, so auch an den Bundesrath der Schweiz ein Schreiben, in welchem er die obwaltenden kirchlichen Differenzen beklagte. Der Bundesrath erwiederte in Ehrerbietung, aber mit Festigkeit: „Die Lage der katholischen Religion in der Schweiz, sei nicht als beklagenswerth zu bezeichnen, sie genieße, wie alle andern Glaubensbekenntnisse die Freiheit, welche durch die Bundesverfassung gewährleistet und nur durch den Vorbehalt beschränkt sei, daß die kirchlichen Behörden weder in die Rechte und Befugnisse des Staates, noch in die Rechte und Freiheiten der Bürger übergreifen dürfen." Auch in der Schweiz wird also nicht eine unftuchtbare Auseinandersetzung über gegenseitige Berechtigungen und Ansprüche zum Ziele führen, sondern der Friede zwischen Staat und Kirche wird nur durch unbefangene Erkenntniß der richtigen Verbindung des religiösen und des nationalen Lebens gefördert werden. Anfänge dazu sind schon wahrnehmbar geworden. Der Culturkampf in Italien wird außer den Gegensätzen, welche diesen Streit überall charakterisiren, noch durch andre Verhältnisse beeinflußt, welche ihm hier ein ganz eigenthümliches Gepräge verleihen. Das Königreich Italien hatte der weltlichen Herrschaft des Papstthumes ein Ende gemacht, es hatte ihm den Kirchenstaat und mit ihm die landesfürstliche Hoheit genommen. Früher durch staatlichen Besitz Mitglied unter den Souverainen Europas hatte nun der Papst zwar den Rang und die persönlichen Rechte eines Sonverains behalten, aber die Grundlage dieses Rechtes, die Herrschaft über Land und Leute, war ihm doch entzogen. Diese Thatsachen hatten sich unter dem Schutz der Ereignisse von 1870 vollendet; Rom selbst hatte den Herrscher gewechselt, es war die Residenz des Königs von Italien geworden. Pins Ix. protestirte natürlich gegen alle diese von der italienischen Regierung vollzogenen Handlungen, welche er als Attentate der piemonteftschen Regierung bezeichnet?. Er verweigerte die Annahme der ihm über-

10. Theil 2 - S. 71

1880 - Stuttgart : Heitz
Konrad Ii. 71 mark und England die Markgrafschaft Schleswig, welche wegen ihrer Entfernung doch nicht geschützt werden konnte, und machte die Eider zur Grenze zwischen Deutschland und Dänemark. — Nach Italien mußte er zwei mal ziehen. Die aufsässigen Lombarden hatten den kaiserlichen Palast in Pavia zerstört, damit der Kaiser nicht unter ihnen wohnen möchte, und boten ihre Krone bald diesem, bald jenem Fürsten an. Nun zog Konrad über die Alpen, züchtigte die Einwohner von Pavia durch Verwüstung ihrer Felder und ließ sich in Mailand mit seiner Frau Gisela krönen. Dann hielt er auf einer weiten Flur bei Mailand, die man die roncalischen Felder nennt, einen glänzenden Reichstag. Hier sah man vor den zahllosen Zelten seiner Krieger sein prachtvolles Zelt hervorragen, vor dem auf einer hohen Stange ein blitzender Schild hing, und ein Herold rief aus: auf des Königs Befehl sollte jeder seiner Vasallen in Italien zu diesem Schilde herbeieilen, bei Strafe des Verlustes seines Lehns. Die meisten fanden sich auch ein und beugten das stolze Haupt vor dem Fürsten, der ihnen zeigte, daß er zu gebieten verstände. In Rom erhielt er in Gegenwart des damals noch lebenden Rudolph von Burgund und des Königs Knut, die Kaiserkrone. Späterhin riefen ihn neue Unruhen der Lombarden zum zweiten male nach Italien. Der verrätherische Erzbischof von Mailand, Heribert, brachte sie gegen den Kaiser noch mehr auf, und als dieser mit großer Heeresmacht auf ihn losging, brach eine Seuche in seinem Lager aus, die einen großen Theil der Deutschen hinwegraffte, so daß also Italien wieder das Grab dieser Nation wurde. Selbst mehrere von des Kaisers nächsten Verwandten starben, und mißmuthig und selbst kränklich kehrte er nach Deutschland zurück. Aber auch hier gab es der Unordnungen genug, besonders in Burgund, wo die Befehdung der großen und kleinen Herren alle Sicherheit aufhob. Da begab sich Konrad nach Burgund und machte auf. einem Reichstage in Solothurn den Gottesfrieden (treuga dei) bekannt. Es waren nämlich hier einige wohlmeinende Bischöfe auf den vernünftigen Gedanken gekommen, daß, wenn die Ritter denn durchaus der Befehdungen sich nicht enthalten könnten, wenigstens einige Tage in der Woche davon ausgenommen sein sollten. An diesen sollte ein allgemeiner Stillstand stattfinden, und wer ihn bräche, sollte als ein Uebertreter göttlicher Gebote betrachtet und von der Kirchengemeinde ausgeschlossen werden; denn Gott habe ihn selbst durch einen vom Himmel herabgefallenen Brief geboten. Dies nannte man den
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