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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte.
45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten.
Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele.
1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube
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jhrlich dreihundert Pferde als Tribut zu liefern und das unter ihnen angefangene Bekehrungswerk nicht zu hindern. Aber kaum hatte der Sieger den Rcken gewandt, so erschlugen sie ihre Bekehrer, verbrannten die Kirchen und kehrten jauchzend in die Wlder zu den Altren ihrer vaterlndischen Götter zurck. Karl sah wohl ein, da ohne vllige Unterwerfung dieser ge-fhrlichen Nachbaren keine Ruhe, keine Sicherheit fr sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heidenthum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer groen Reichs Versammlung zu Worms, im Jahre 772, wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Damals ahnete Karl wohl nicht, da dieser Krieg mit geringer Unterbrechung einunddreiig Jahre dauern wrde.
Auf des Knigs Ruf griffen die Franken gegen ihre alten Feinde frendig zu den Waffen. Wie ein verheerender Strom brachen sie in das unvorbereitete Sachsen ein und berfluteten die Beste Ehresburg, einen den Sachsen heiligen Ort. Hier war der Hauptsitz ihrer Götter und Priester, ihrer Volksfeste und Zu-sammenknste. Hier war der heilige Hain mit der Jrmensnl oder Jrmensnle, einem Riesenbaume, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug. Da baten die berfallenen um Frieden mid stellten Geiel. Karl ging diesen Frieden jetzt um so lieber ein, weil ihn gerade neue Unruhen nach Italien riefen.
17. Karl erobert das longobardische Reich (774).
In Paota, der Hauptstadt des Longobardenreiches, herrschte nach dem Tode Aifulf's Desiderius. Karl hatte dessen Toch-tcr zur Gemahlin genommen, dieselbe aber schon nach dem ersten Jahre ihm zurckgeschickt. Darber wurde Defiderius hchst ausgebracht und schwur dem treulosen Gemahle seiner Tochter bittere Rache. Gegen ihn selbst wagte er zwar ffentlich nichts zu unternehmen, heimlich aber warb er eine Partei fr die beiden Shne des verstorbenen Karlmann, welche sich mit ihrer
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karlmann
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sondern auch seine Familie, seine Vaterstadt, die ihn feierlich
empfing, neue Feste seinetwegen anordnete und ihn für immer
auf öffentliche Kosten ernährte. Ein Bürger von Rhodus, Dia-
gkras, starb vor Freude über den Sieg, den seine beiden Söhne
errangen, während man ihm glückwünschend zurief: „Stirb, Dia-
goras, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Jedoch nicht allein Proben der körperlichen Geschicklichkeit
wurden hier abgelegt. Auch Tichtcr, Redner, Geschichtschreiber,
Flötenspieler ' und andere Künstler wurden zum Vortrage ihrer
Werke eingeladen, und so auch ein geistiger Wettkampf eröffnet,
der nicht minderen Ruhm erwarb. So wissen wir, daß die drei —
größten Trauerspieldicbter (Tragiker) der Griechen, Äschylus, So-
phokles und Euripides, nach einander den Preis errangen. Auch
soll der Geschichtschreiber Herodot au§ Halikarnaß (455) zu Olympia
einzelne Theile seines berühmten Werkes vorgetragen haben. Auf
diese Weise wurde alles Große, Schöne und Edele, was die
Stille der Einsamkeit geschaffen hatte, in die lebendige Mitte des
Volkes gebracht. Die olympischen Spiele gelangten in kurzer
Zeit zu einem so hohen Ansehen, daß, vom Jahre 777 vor Ehr.
an, die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestiminten. Sie
nannten die Zeit von einem Spiele bis zum andern, also einen
Zeitraum von vier Jahren, eine Olympiade.
Minder berühmt als die olympischen waren die pythischen
Kamyfspiele in Delphi, zu Ehren des Gottes Apollo, der nach
der Sage den Drachen Python mit Pfeilen erlegt hatte; die
isthmischen, welche auf der Landenge (Isthmus) von Korinth
zur Ehre Neptuns, und die nemeischen, wvlche bei Nemea in
Argölis zur Ehre Jupiters gefeiert wurden. Auch diese Feste
kehrten nur alle vier Jahre, jedoch jedes in einem andern, wieder,
und der Preis für den Sieger war ebenfalls eine Blätterkrone.
Noch jetzt lesen wir mit Bewunderung die schönen Hymnen, in
denen der thebanische Dichter Pindar (490) das Lob vieler
Sieger besang.
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Beide regierten vierzehn Jahre lang zum Glck der Athener im Geiste des Vaters fort und machten sich sogar noch belieb-ter, als dieser, indem sie die Abgaben von dem jhrlichen Er-trage der Lndereien um die Hlfte verminderten. Hipparch ins-besondere frderte die Knste und Wissenschaften sehr. Er traf die Einrichtung, da die Gesnge Horner's jhrlich am Feste der Panathenen ffentlich vorgetragen wurden und zog die Dich-ter Anakreon aus Teos und Simonides aus Keos an seinen Hof. Um die Sitten des Volkes immer mehr zu mildern, lie er durch die ganze Stadt und an allen Heerstraen Hermen, oder steinerne Bsten des Merkur setzen, welche zunchst die Stelle unserer Meilenzeiger vertraten, zugleich aber auch, mit moralischen Denksprchen, als: Betrge deinen Freund nicht!" Beharre in der Gerechtigkeit!" beschrieben, stumme Lehrer fr die Vorbergeheilben sein sollten. Sptere Athener verglichen wohl bte milbe Regierung bieses Brberpaares mit dem golbe-nen Zeitalter des Saturn.
Allein ungeachtet aller Milde und Migung fanben sich boch viele Athener, welche, der Regierung der Tyrannen berdrssig, sich nach der alten Freiheit sehnten. Da fhrte pltzlich eine geringfgige Ursache den Sturz der Herrschenben Brder herbei. Damals lebten zu Athen zwei junge Brger, die durch das innigste Banb der Freundschaft mit einanber verbun-ben waren, Harmobius und Aristogtton. Die Schwester des ersteren wrbe einst von Hipparch von einem festlichen Aufzuge athenischer Jungfrauen zurckgewiesen. der solche Schmach ergrimmte der Bruder, und noch mehr bessen Freunb Aristogiton. Beibe faten sogleich den Entschlu, ihr Leben daran zu setzen, um bte Stadt von den Tyrannen zu befreien. Das nahenbe Fest der Panathenen, bei welchem alle Brger bewaffnet erscheinen brsten, warb zur Ermorbung berselben be-stimmt. Sie vertraueten ihr Vorhaben nur Wenigen, inbem sie hofften, ba auf das blutige Signal alle Freunbe der Freiheit erwachen und sich zur Wieberherstellung berselben vereinigen wrben.
Kaum grauete der verhngnivolle Tag, als bte Jnglinge ihre Dolche mit Myrthenzweigen umwickelten und sich nach der Vorstabt begaben, wo Hippias den Festzug orbnete, um
Welter. Gesch. der Griechen. 3. Aufl. Q
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. 13. Rckblick auf diese Periode.
Diese erste an Dichtungen und Sagen so reiche Periode bildet gleichsam das aufblhende Kindesalter des griechischen Volkes. Kein anderes hat eine so romantische Vorzeit aufzuwei-sen. Das Leben erscheint noch in einer anmuthigen, natrlichen Einfachheit, durch Feste und frohe Zusammenknfte vielfach erheitert. Die reiche Phantasie des lebensfrohen Griechen go fast der alle Verhltnisse ihren Zauber aus. Ihm erschien die ganze Natur als belebt und mit hheren Wesen erfllt, in deren sichtbarer Nhe und in deren Segnungen er verkehrte. Das Land selbst war gleichsam ein Garten der Musen, deren belebender Hauch Quellen, Strme und Haine erfllte. Auch die huslichen Einrichtungen bieten im Ganzen ein heiteres Bild dar. berall tritt uns eine milde, patriarchalische K-nigsherrschaft entgegen. Das Ansehen dieser kleinen Stamm-frften grndete sich grtenteils auf ihrer persnlichen Wrde. Krperliche Kraft und Gewandtheit galten als das Hchste und wurden durch fortwhrende bung ausgebildete In den homerischen Gedichten erscheinen die Könige (aoito sehr geehrt. Die Götter im Olymp sind ihre Ahnen, Zeus selbst hat ihnen die Herrschaft verliehen; daher heien sie dort auch Jioyevetg oder ix Jiog aoih^g d. t. von Zeus entsprossene Könige. Sie waren Anfhrer im Kriege, Richter im Frieden, gewhnlich auch Oberpriester. Das Zeichen ihrer Wrde war ein Scepter, welches ihnen der Herold reichte, so oft sie in der Versammlung einen Vortrag hielten. Ihre Einknfte flssen theils aus ihrem eigenen Grundbesitze, theils aus grerem Antheile an der gemachten Beute, theils aus Ehrengeschenken; sonst verlieh ihnen ihre Wrde wenig Vortheil. Ihnen zur Seite stand als bera-thende Behrde der Herren st and, eine Versammlung der Ede-len Qvay.ttg-), welche gleichsam die Vasallen der Könige waren. Wegen ihrer adligen Abkunft hieen sie Hochbrtige," Wohl-gebonte" cevnaxqism, Ebytveig). Das niedere Volk wurde allerdings zu den ffentlichen Versammlungen gelassen, aber blo um zu erklären, ob es einen Vorschlag annehmen wollte oder nicht. Jauchzende Acelamation, nicht Stimmrecht, war die uerung seiner Willigkeit. Von den eigentlichen Berathungen
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durchgemacht, insbesondere Athen, welches als das Vorbild der jonischen Staaten erscheint. Im Ganzen drfen wir es aber ein glckliches Geschick nennen, das durch Stammverschiedenheit die einseitige Richtung aufhob, die ein Volk, welches, wie das griechische, seine eigene Bahn ging und nur durch sich lernte, leicht htte nehmen knnen.
K. 8. Sagen der fremde Ansiedelungen in Griechenland.
Jedoch weisen auch mehrfache Sagen darauf hin, da Ko-lontften aus fremden Lndern, die schon einen hheren Grad von Bildung besaen, namentlich aus gypten und Kleinasien, schon in den ltesten Zeiten bei den Griechen sich niederlieen und auf Lebensart, Beschftigung, Religion und Sitten der Ein-geborenen vielfach einwirkten. So soll um 1550 vor Chr. Cekrops, den eine andere Sage als Ureinwohner Attikas nennt, mit einer Kolonie aus Sais in gypten nach Attika ge-kommen, und hier die Burg Cekropia (Akroplis) von ihm gegrndet sein. 0 Aus dieser ging allmlig, da sie ringsumher mit Wohnungen und Tempeln umbauet wurde, die berhmte Stadt Athen hervor, die nach ihrer gewhlten Schutzgttin Athen also benannt wurde. Durch Lehre und Beispiel rief er die ver-einzelten rohen Bewohner der Gegend zur Geselligkeit und menschlichen Sitte, grndete in ihrer Mitte den Dienst des Zeus und der Athen, fhrte feste Ehen, Gerichtswesen, Begraben der Todten und, worauf vorzglich die Fabeln hindeuten, den U und Getreidebau ein. So feiert ihn die Sage als den Stifter des Staates, aus welchem spter ein wohlthtiges Licht der alle Lnder stralte.
Etwa fnfzig Jahre spter langte Kadmus, der Sohn des Phnizischen Kniges Agcnor, mit einer Kolonie aus Ph-nizien in Botien an und grndete hier die thebanische Burg Kadmea; sein Nachfolger Amphion, berhmt durch sein ergrei-ftndes Saitenspiel, die Stadt Theben selbst. Nach der Angabe des Herodot soll auch durch Kadmus die phnizische Buchstaben-
') Herod. Viii. 44. Strab. Ix. p. 397.
3*
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I
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Männer sein. In die Schlacht zogen die Spartaner bekrnzt, mit Musik und Gesang wie zu einem Feste, in blutfarbiger Kleidung. Sieg oder Tod war die Losung. Der Flchtling blieb als Ehrloser ausgestoen. 'Darum gab einst eine spartanische Mutter ihrem Sohne, als er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: Mit ihm oder auf ihm!" -d. h. kehre entweder siegend aus der Schlacht mit deinem Schilde zurck, -oder fllst du, so sei es doch uach der tapfersten Gegenwehr, so da man dich mir auf deinem geretteten Schilde zurcktragen kann. Als eine Spartanerin die Nachricht erhielt, ihr Sohn sei gefallen, fragte sie rasch: Und hat er gesiegt?" Als man ihr das bejahete, fuhr sie frhlich fort: Nun, dazu habe ich ihn ja geboren, da er kein Beden-feit trage, fr das Vaterland zu sterben." Ihre Schwerter waren kurz: Denn," sagte einst ein Spartaner, wir lieben es, dem Feinde nahe zu sein." Der Angriff geschah nicht mit Hitze, sondern mit Klte und Besonnenheit.
Schon die erste Erziehung des jungen Spartaners wies auf seine knftige Bestimmung hin. Sobald ein Kind geboren war, wurde es be-sichtigt; ob es auch gesund und stark sei. War es das nicht, so wurde es ausgesetzt; denn die Stadt sollte nur aus starken, wehrhaften Brgern bestehen. Sonst bekamen es die Eltern wieber und behielten es bis zum siebenten Jahre. Die ganze Erziehung bezweckte fast einzig Abhrtung des Krpers. Halbnackt liefen die Kleinen umher, halbnackt schliefen sie auf hartem Lager von Schilf, welchen sie sich, sobald sie eben laufen konnten, vom Ufer des Eurotas selbst holen muten. Mit dem siebenten Jahre gehrten die Kinder dem Staate an und kamen unter strenge mnnliche Aufsicht. Sie wrben abgehrtet gegen Hunger und Durst, Hitze und Klte, ja sogar gegen empfiubliche Krperschmerzen. Jhrlich einmal wrben Knaben ffentlich am Altare der Artemis (Diana) bis auf's Blut gegeielt.*) Die Elteru stauben babei und munterten ihre Kinder auf, mitthig bis an's Ende auszuhalten. Weinen war babei die grte Schanbe. Manche Knaben sollen unter den Geielhieben tobt hingesunken sein, ohne einen Laut des Schmerzes. Vorzglich ehrerbietig muten die Knaben gegen die Alten sein. Auf der Strae muten sie ihnen auf die Frage: Woher und wohin?" augenblicklich Rede stehen.
*) Frher waren dieser Gttin Menschenopfer gebracht worden; spter, bei milder gewordenen Sitten, galt diese Geielung als Entschdigung fr jene Opfer.
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Königen regiert worden waren, bildeten mit der Zeit ebeu so
viele Republiken oder Freistaaten, in welchen eine Anzahl
Bürger, die das Volk aus seiner Mitte wählte, abwechselnd
die Regierung führte.
Vereinigungspmikte der Griechen. — Ungeachtet sder
Zerstückelung des Landes in eine Menge kleiner unabhängiger
Staaten hörten doch die Griechen nicht auf, sich fortdauernd
als eine ungetheilte Nation zu betrachten. Nicht allein die ge-
meinsame Sprache, sondern auch die gemeinsame Religion nebst
den Orakeln, ferner die Amphiktyonien und die Nationalspiele
trugen vieles dazu bei.
Die Religion. — Die Griechen verehrten nicht, wie
wir, einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Göttinen
zugleich. Den Himmel, die Sonne, den Mond, die Erde, das
Meer und andere Gegenstände der Natur betrachteten sie als
Gottheiten und brachten ihnen Opfer. Sie dachten sich diesel-
den ganz menschlich, mit allen Vorzügen und Gebrechen der
menschlichen Natur, nur an Macht und Größe hervorragender.
Orakel. — Mit der Religion standen in der engsten Ver-
bindung die Orakel. Man glaubte nämlich, daß die Götter an
einzelnen Orten durch besondere Zeichen und Erscheinungen
die Zukunft dem Menschen offenbarten. Solche durch die Prie-
ster gedeutete Mittheilungen der Götter wurden Orakel ge-
nannt und genossen eines unbedingten Glaubens. Es gab der
Orte sehr viele, wo Orakel ertheilt wurden. Unter diesen war
das Orakel des Gottes Zeus oder Jupiter zu Dodöna in
Obergriechenland das älteste; das Orakel des Gottes Apollo
zu Delphi aber bei weitem das berühmteste. Große Schätze
wurden hier, im Tempel des Apollo, ausbewahrt. Es waren
die Weihgeschenke, welche von denen gebracht wurden, die sich
ein Orakel ertheilen ließen.
Amphiktyonien.— Auch diese standen mit der Reli-
gion in enger Verbindung. Schon früh bildeten sich in Grie-
chenland von Nachbarvölkern eines Tempels oder Heiligthums
geschlossene Vereine, Amphiktyonien genannt, zur gemeinsamen
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Niobe. Oedipus.
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die Leto (Sätortet) verachtete, die Mutter des Apollon und der Artemis (Diana), weil dieselbe nur zwei Kinder habe. Leto beschwerte sich bei ihren Kindern, und diese beschlossen den Tod aller vierzehn Kinder der Niobe. Apollon tödtete mit seinen Geschossen die Söhne, und Artemis die Töchter. Ein trefflicher römischer Dichter, Ovid, der zu der Zeit von Christus Geburt lebte, hat uns in rührenden Versen die schöne Mythe erzählt und schildert mit treffenden Zügen die Angst der unglücklichen Mutter, wie sie ein Kind nach dem andern hinsinken sieht und vergeblich um die Erhaltung wenigstens des letzten fleht. *) Zugleich verlor die Arme auch ihren Mann Amphion durch Apollo's Pfeile. Gatten- und kinderlos begab sie sich zu ihrem Vater Tantalos nach Lydien in Klein-Asien und zerfloß Tag und Nacht in unversiegbaren Thränen. Da erbarmte sich ihrer Zeus (Jupiter) und verwandelte sie in einen kalten Marmor, aus dem aber auch da noch eine Quelle rann.
Nach Amphion regierte in Theben Lai'os, auf dessen Geschlecht ein wahrer Fluch zu ruhen schien. Er nahm sich ein the-banisches Mädchen, Jo käste, zur Frau. Da verkündete ein Orakelspruch die schrecklichen Worte: „Das Kind, welches Jokaste bekommen wird, wird seinen eigenen Vater tobten und seine Mutter Heimchen." La'ios schauderte — und kaum war das Kind geboren, so befahl er auch schon, es in eine Wildniß zu tragen und dort zu todten. Der dazu bestimmte Sklave aber wollte nicht selbst Hand an das unschuldige Kind legen und hängte es mit dem einen Beine an einen Baum. Das arme Würmchen schrie aus allen Kräften, bis ein Hirte des Königs Polybos von Korinth es horte, hinzueilte und es losband. Er trug es zu seinem Herrn nach Korinth; die Königin Periböa nahm es als Pflegekind an und nannte es, weil es einen ganz geschwollenen. Fuß hatte, Oedipus (Dickfuß). Der Knabe wuchs heran, wurde schön und brav, mußte sich aber oft von feinen Gespielen vorwerfen lassen, er sei ja doch nur ein Findelkind. Er fragte darüber endlich einmal seine vermeintliche Mutter, die ihm auch keine rechte Auskunft geben konnte und ihm rieth, das Orakel zu Delphi zu befragen. Das gab ihm zur Antwort: „Fliehe dein Vaterland, damit du nicht deinen Vater erschlägst und deine Mutter heirathest!" — „Bewahre der Himmel!" rief Oedipus, „das will ich nicht; keinen Fuß will ich wieder nach Korinth setzen." — Er beschloß, nach Theben zu reisen. Un-
*) S. Mythologie S. 153.
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