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und lange Zeit hindurch weder Sitz noch Stimme im Senate
hatten. Aus der Verbindung dieser drei Stämme bildete sich
der römische Staat.
In der Sage erscheint Romulus nicht bloß als der Stifter
Roms, sondern auch als der Gründer der ältesten Verfassung
desselben. Jedoch manche Einrichtungen, die er selbst getroffen
haben soll, waren erst das Ergcbniß allmäliger Entwicklung und
Fortbildung; andere waren schon vorhandene, altitalische, die in
den neuen Staat eingeführt wurden. In der ältesten Zeit be-
stand die Bevölkerung Roms aus zwei Ständen: aus freien
Bürgern, welche den neuen Staat mit gestiftet hatten und welche
als solche alleinige Grundbesitzer und Inhaber aller Ehrenrechte
waren; und aus Clienten ^) oder Hörigen. Letztere waren erb-
unterthänige Leute der Altbürger Roms, und standen unter dem
besonderen fast väterlichen Schutze ihrer Gutsherren, die deshalb
auch Patrone genannt wurden. Die meisten Clienten bekamen
von ihren Patronen Ländereien zur Nutznießung und übernah-
men dafür verschiedene Verpflichtungen. Unter andern mußte
der Client mit beitragen zum Brautschatze, wenn die Tochter
des Patron heirathete, zum Lösegelde, wenn der Patron in Ge-
fangenschaft gerathen war. Der Patron dagegen mußte seinem
Clienten in allen Angelegenheiten mit Rath und That zur Seite
stehen, ihn vor Gericht vertreten, kurz er mußte für ihn sorgen,
wie ein Vater für seine Kinder. Es war natürlich ehrenvoll,
viele Clienten zu haben; lag doch schon hierin das Zutrauen
ausgesprochen, das man zu der Einsicht und Redlichkeit des Pa-
trons hatte. Neben den Clienten bildeten M) mit der Zeit, theils
durch Niederlassung einzelner Ankömmlinge aus der Umgegend,
theils durch die Verpflanzung ganzer Bürgerschaften eroberter
Städte nach Rom, Hierselbst ein dritter Stand, die freie Ge-
meinde der Plebejer, die an Masse die Altbürger weit überwog.
Dagegen blieben diese im ausschließlichen Besitze aller Rechte und
Privilegien. Nur sie hatten Theil an der Negierung, nur sie
hatten den Nießbrauch der Staatsländereien (agri publici); nur
4) Der Name Client ist von xliw, duo, abzuleiten und bedeutet
Hörige; patronus von pater. „Patronus ab antiquis cur dictus sit, ma-
nifestum ; quia ut patres filiorum, sic hi numeravi inter dominos clien-
tum consueverunt.“ Fest.
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264 — 133 v. Chr. — Diese ist die glorreiche Zeit der großartig-
sten Eroberungen der Römer. Nach der Unterwerfung Italiens
lenken diese ihre Blicke auf Sicilien, dessen westliche Hälfte im
Besitze der Karthager ist. Dadurch kommen die Römer mit die-
ser großen afrikanischen Handelsrepublik in feindliche Berührung,
die drei schwere Kriege veranlaßt, deren letzter mit der völligen
Zerstörung Karthago's endigt. Auch Sicilien, Sardinien, Eor-
sika und Spanien werden unterdeß unterworfen. Nachdem Kar-
thago überwältigt ist, so folgt von selbst der Kampf mit den zwei
mächtigsten der aus Alerander's Weltherrschaft hervorgegaugenen
Reiche, mit Macedonien und Syrien. Durch den Sieg über
diese Reiche erhebt sich Rom zur ersten Macht der damaligen
Welt. Statt aber diesen Sieg, sogleich bis zur völligen Unter-
jochung dieser Reiche fortzusetzen, läßt der römische Senat sie
einstweilen bestehen, um sie erst durch seine schlaue, mit bewun-
dernswürdiger Besonnenheit und Ausdauer fortgeführte Politik
zu schwächen und aufzureiben, bis der Augenblick der Besitzer-
greifung sich von selbst darbietet. So wird erst gegen das Ende
dieses Zeitabschnittes Karthago, Afrika und ein Theil des syrischen
Reiches zur Provinz gemacht. Auch Griechenland wird auf diese
Weise nach und nach ganz unterworfen. Die Tapferkeit und die
Ausdauer der Römer ist noch dieselbe wie früher; dagegen machen
die Reichthümer, die aus den eroberten Provinzen nach Rom
fließen, der alten Sittencinfalt ein Ende und legen zugleich, in-
dem sie nothwendiger Weise einen großen Unterschied des Besitzes
herbeiführen, den ersten Grund zu den nachmaligen Bürgerkriegen.
Der Literatur und der Kunst sind diese Reichthümer und die vie-
len nach Rom herübergeführten Kunstschätze, so wie die mannig-
faltigen Berührungen mit den Griechen sehr günstig.
Dritter Abschnitt: Die Republik in ihrem Verfalle und
ihrer Auflösung, oder von den Gracchifchcn Unruhen bis zur Al-
leinherrschaft des (Octavian. 1^3—30 v. Chr. — Diese ist die Zeit
der Bürgerkriege, wo die weltbeherrschende Roma, vom Blute
der Nationen trunken, in ihre Eingeweide zu wühlen anfängt.
Der Widerstand der in dem Besitze der Ehrenstellen und Reich-
thümer sich befindenden Partei der Optimaten oder Vornehmen
gegen die zu Gunsten des gedrückten und verarmten Volkes ge-
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Extrahierte Personennamen: Octavian
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Sicilien Sicilien Sardinien Spanien Macedonien Syrien Karthago Afrika Griechenland Rom Rom
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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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aller bürgerlichen Rechte und Ordnungensein erstes Geschäft
war, der durch wachsende Zahl und Wohlhabenheit erstarkten
Klasse der Plebejer eine staatsbürgerliche Stellung zu geben und
so eine für das Wohl des Staates so wünschenswerthe An-
Näherung und Verschmelzung der Patricier und Plebejer zu dem
Ganzen Eines Volkes vorzubereiten. Schon Tarquinius war
mit diesem Plane umgegangen. Fortan sollte das Vermögen der
Maßstab sein, nach welchem alle bürgerlichen Rechte und Pflichten
bestimmt würden. Als Grundlage des Vermögens eines Bürgers
galt aber der Grundbesitz. Um nun das Grundeigenthum der
Plebejer von dem Eigenthum der Patricier und dem Staatsei-
genthum gehörig scheiden zu können, theilte er das Gebiet der
Stadt in vier, das Landgebiet aber in sechs und zwanzig Be-
zirke, und nannte diese nach den drei alten Stammtribus auch
Tribus. Die in jeder dieser Ortstribus ansässigen Plebejer ord-
nete er zu einer Genossenschaft oder Gemeinde unter einem Vor-
steher, welcher Tribun hieß. Dieser hatte ein genaues Verzeich-
niß aller Bewohner seines Bezirkes zu führen mit Angabe des
Alters, Geschlechts und Vermögens. Er fertigte auch die Ge-
burts- und Sterbelisten an, berief seine Bezirksgenossen zur Be-
rathung über Angelegenheiten der Gemeinde (eomitia tributa)
und hatte auch sonst noch manche richterliche und polizeiliche
Befugnisse. Ärmeren Plebejern, welche noch keinen Grundbesitz
hatten, wurde ein solcher von den Staatsländereien (ager pu-
blicus) angewiesen. Durch diese Eintheilung in dreißig, den alt-
bürgerlichen Curien nachgebildeten Gemeinden bekam der ganze
Stand der Plebejer als eine politische Corporation, welcher noch
kein Patricier angehörte, eine gewisse Festigkeit und Geltung.
Die ländlichen Tribus (tribus rustieae) waren die angesehensten,
in diesen wohnten die eigentlichen Grundbesitzer; die städtischen
Tribus (tribus urbanas) dagegen enthielten die Masse des är-
meren Volkes, wie auch die weniger geachteten Krämer und
Handwerker und standen nur im geringen Ansehen.
Nun ging Servius an sein Hauptwerk. Wie kurz vor
ihm Solon zu Athen, so bestimmte jetzt auch er das Vermögen
jedes Bürgers als die Grundlage aller bürgerlichen Rechte und
Servius conditor omnis in civitate discriminis ordinumque. Liv. 1.42.
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224
ter den Mauern Athens werde ich ihnen schon zeigen," sprach Alexanber, da ich Mann bin!" und brach mit seinem Heere auf. Das Gercht hiervon stellte sogleich die Nuhe wieber her; Alle hulbigten ihm. Jetzt eilte er zurck und unterwarf sich mtfer harten Kmpfen die Völker im Narben und Westen. Pltzlich verbreitete sich das Gercht, Alexanber sei umgekommen. Da war ein Jubel in Griechenland Feste wrben gefeiert und Opfer gebracht. Die Thebaner tbteten sogar den macebonischen Befehlshaber ihrer Stadt und verjagten die W Satzung. Aber blitzschnell stanb Alexanber vor ihren Thoren und zeigte ihnen, ba er noch lebe. Denn als sie ihm auf seine Aufforberung, sich zu unterwerfen, eine kecke Antwort gaben, I itahnt er mit stiirmenber Hand die Stadt und zerstrte sie von Grunb aus. Nur das Hans des Dichters Pinbar verschonte er, weil dieser in so schnen Liebern die Sieger in den griechischen Kampfspielen besungen hatte.
Ein so frchterliches Beispiel der Strenge verbreitete Schrecken der ganz Griechenland Alle beugten sich vor dem gewaltigen Sieger und gelobten Gehorsam. Alexander verzieh Allen und ging nach Korinth, zur allgemeinen Versammlung der Griechen, um sich, wie einst sein Vater, zum Oberanfhrer der Griechen gegen die Perser ernennen zu lassen. Die Spartaner waren wieber die einzigen, die von seiner Vefehlshaberschaft nichts u"ssw wollten. Wir sind gewohnt," lieen sie ihm sagen, aitbere zu führen, nicht uns führen zu lassen." Sie nahmen keinen Theil an dem Zuge.
Hier zu Korinth lebte bamals ein sehr weiser, aber auch sehr sonberbarer Mann, mit Namen Diogenes. Den Grund-satz des Sokrates, der Mensch msse so wenig als mglich be-brfen, trieb er in's Lcherliche. Er trug einen langen Bart, einen zerrissenen Mantel, einen langen Ranzen auf dem Rcken und wohnte in einer Tonne. Einen hlzernen Becher hatte er weggeworfen, als er einen Knaben Wasser aus der hohlen .yaitb trinken )ah. Alexanber hatte Lust!, den Sonberling zu
I
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexanber
Extrahierte Ortsnamen: Westen Griechenland Griechenland Korinth
239
leucla am Tigris wetteifern konnte, gegen welche auch die alte Hauptstadt Babylon immer tiefer in den Schatten sank. Durch diese, wie durch viele andere Städte, die er und seine Nachfolger grndeten, wurde griechische Kunst und Wissenschaft berall herrschend. Und gerade die weite Verbreitung der grie-chischen Sprache und Bildung wurde spter, unter der leitenden Hand der gttlichen Vorsehung, fr einen groen Theil der Menschheit ein hchst wirksames Mittel zur Aufnahme und An-: eignung der christlichen Lehre. Allein dieses groe Reich ! hatte von Anfang an keine Einheit, wie das der Ptolemer; und es hielt schwer, so viele und verschiedenartige Vlkerschaften auf die Dauer unter einem Oberhaupte zusammenzuhalten. Daher wurden viele kleine Statthalterschaften gegrndet. Bei dem losen Verbnde aber mit dem eigentlichen Herrscherhause mchten sie sich von demselben ganz unabhngig zu machen, und unter den kraftlosen und lasterhaften Nachfolgern des Seleucus ri sich eine Provinz nach der anderen davon los. Nur An-tiochus Iii. oder der Groe (224187) hielt den Verfall des sinkenden Reiches noch einigermaen auf. Dieser versuchte sogar die vllige Wiederherstellung desselben in seinem alten Umfange. Allein bei diesem Versuche wurde er in einen un-glcklichen Krieg mit den Rmern verwickelt und mute nach mehren Niederlagen das ganze asiatische Gebiet bis an den Taurus abtreten. Blutige Thronstreitigkeiten erschtterten und zertheilten das schon geschwchte Reich immer mehr, bis es endlich eine vllige Beute der Rmer wurde. Dasselbe Schicksal traf fast alle Provinzen, die sich nach und nach von dem syri-scheu Reiche losgerissen und zu besonderen Reichen erhoben hatten; unter diesen Pergamum, Parthien, Bactrien, Armenien, Bithynien und Palstina. Fast alle wrben nach und nach von dem welterobernden Volke der Rmer verschlungen.
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1
Einleitung.
1. Zweck der Weltgeschichte.
Nor uralten Zeiten bot die Welt ein ganz anderes Bild dar als jetzt. Lnder, die jetzt wohl angebanet und bevlkert sind, in denen Knste und Wissenschaften frhlich emporblhen, in denen die herrlichsten Anstalten zur Befrderung des ffentlichen Woh-les gegrndet sind, twen nicht immer in diesem Zustande. Es gab eine Zeit, in welcher der Boden, der jetzt mit den ppig-sten Erzeugnissen prangt, noch unangebaut lag; in welcher dort, wo jetzt gebildete Völker unter dem Schutze der Gesetze in Std-ten und Drfern friedlich zusammenleben, rohe Wilde in Wl-dern und Wsteneien unstt umherschweiften und durch Jagd ihr trauriges Dasein fristeten. Andere lebten kmmerlich von der Wehzucht; und wer den Samen dem Boden anvertraute, wute nicht, ob er die Frucht seiner Bemhung ernten werde. Gesetze schtzten noch nicht das Eigenthum, es galt das rohe Recht der Strke.
Ein solcher Zustand, gleichsam das Kindesalter der Mensch-heit. konnte nicht immer bleiben. An der leitenden Hand der gttlichen Vorsehung hat die Menschheit sich aus diesem rohen Zustande allmlig herausgebildet; sie ist im Verlaufe der Zeit in ihrer Fortbildung von Stufe zu Stufe gestiegen, bis zu der Hhe hin, auf welcher sie jetzt steht. Welche Mittel und Wege sie hierzu eingeschlagen hat, welche Völker und Menschen hier-bei besonders thtig gewesen sind, das eben lehrt die Welt-geschichte, und in so fern ist sie ein lebendiges Gemlde han-delnder Völker und Menschen. Jahrtausende schliet sie _ vor unseren Augen auf; sie wandelt mit uns durch die Denkwr-bigfetten aller Zeiten und Lnder herum. Reiche entstehen vor
Welter's Wtngesch. I. 30. Aufl. 1
I
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6) Aethiopien, oberhalb von Aegypten, stand wegen seines Reichthnmes an Gold, Elfenbein, Ebenholz und Nanchwerk von frhester Zeit her mit diesem durch Handel in Verbindung. Besonders berhmt war die Provinz Mere. Die Aethiopen zeichnen sich durch eine glnzend schwarze Farbe aus.
6, Europa.
Europa ist der kleinste von den im Alterthume bekannten Erdtheilen; es enthlt nur 180,000 Quadratmeilen. Aber fr die Entwicklung und Bildung der Menschheit hat es mehr ge-than, als die brigen Erdtheile zusammen. Das Edelste und Herrlichste, was die Menschheit aufzuweisen hat, keimte oder reifte auf europischem Boden. Seine Bewohner beherrschen jetzt sogar den grten Theil der anderen Erdtheile; seine Schiffe, seine Flotten durchsegeln alle Meere. Herrlich blhen Knste und Wissenschaften und machen stets grere Fortschritte.
Das Klima Europas ist von dem Klima Astens und Afri-kas sehr verschieden. Europa liegt fast ganz unter einem gem-igten Himmelstriche. Von jeher waren deshalb auch seine Bewohner rstige, thtige und Freiheit liebende Menschen, ihr Gemth durch keine niedrige Leidenschaft abgestumpft. Die Bewohner Aliens hingegen wurden bei den vielen Producten, die ihnen ohne sonderliche Mhe und Anstrengung der fruchtbare Boden darbot, ppig und schwelgerisch; der Druck der Regie-rung hemmte jede geistige Regsamkeit; und in Afrika erstarb fast jede Thtigkeit unter dem glhend heien Himmelstriche. Zudem blieb die etwaige wissenschaftliche Bildung in Asien und Afrika grtentheils nur das Eigenthum einer abgesonderten Klasse von Menschen, während sie sich in Europa durch freie Mittheilung der alle Klassen segenreich verbreitete; und was die Natur hier versagte, errang man durch Knste und Ver-kehr. Von Griechenland ging die europische Bildung aus. In der Mitte dreier Erdtheile gelegen und durch vielfachen Verkehr
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europas Europa Afrika Asien Afrika Europa Griechenland
138
in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte.
45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten.
Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele.
1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube
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126
oder kleinasiatischen Kolonisten zu verdanken haben mgen; Alles haben sie spter eigentmlich umgeprgt und zu einem neuen Ganzen verschmolzen, in welchem keine fremdartige Bei-Mischung mehr zu erkennen ist.
Das Heldenzeitalter (1300 bis gegen 1100 v. Chr.). Bald erwachte in Griechenland ein Heldengeist in eigentmlicher Gre. Krperkraft und khner Mnth galten sr's Hchste; Waffen waren die kstlichsten Schtze. Whrend die Frauen in stiller und abgesonderter Huslichkeit wohnten und webten, bten sich die Männer in ritterlichen Spielen, oder durchzogen, bald einzeln, bald in ganzen Scharen, das Land, um es von Rubern und wilden Thieren zu subern; denn damals hau-seten noch in dem Dickicht der Wlder wilde Eber, in den sumpfigen Seen gruliche Schlangen, Berg und Thal erscholl vom Gebrlle der Lwen und Bffel. Auch fern von der Hei-math, in weit entlegenen Lndern suchten sie Kampf und Beute. Menschen und Vieh wurden im Triumphe als Siegesbeute fortgefhrt. Durch ihre Grothaten haben sich Herkules, Theseus, Perseus, Bellerphon und andere Helden der grauen Vorzeit einen solchen Ruhm erworben, da ihre Nachkommen voll Erstaunen sie als Halbgtter verehrten und ihre wunderbaren Thaten in schnen Liedern besangen. Kmpfe mit Drachen, Riesen und Ungeheuern aller Art, selbst obenteuer liche Reisen in die Unterwelt sind in den Sagen und Liedern von den Grothaten dieser Helden nichts Seltenes. So heit es von Herkules, er habe schon als Kind in der Wiege zwei Schlangen wie zarte Faden zerrissen. Als Knabe soll er einen Olivenbaum aus der Erde gewunden, aus diesem sich eine Keule verfertigt und hiermit einen Lwen erschlagen haben, dessen Haut ihm dann als Umwurf diente.
Der Argonauten zu g (um 1250 vor Ehr.). Zuerst unternahm Jason, ein thessalischer Fürst, in Verbindung mit dem Kerne der griechischen Heldenjugend, eine hchst abenteuerliche Fahrt auf dem Schiffe Argo, um das goldene Flie oder
i
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