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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte.
45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten.
Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele.
1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube
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Andere aber berichten: Remus sei seinem Bruder zum Spotte der die angefangene Mauer gesprungen. Der erzrnte Ro-mulus habe ihn erschlagen und diesen Fluch ihm nachgerufen: So fahre Jeder, der nach dir der meine Mauer setzt!" Ro-mulus war jetzt alleiniger Herrscher, und die Stadt bekam nach ihm ihren Namen.
Kom unter Knigen, von 753510 vor Ghr.
77. Romulus (753716),
Romulus, der erste König, wnschte nun auch die Zahl seiner Unterthanen zu wissen. Er lie daher eine Zhlung vor-nehmen und fand 3300. Es waren lauter starke, kriegeslustige Männer, die dort oben, auf des Hgels Spitze, mit ihrem wil-den Anfhrer hinter dem Erdwalle wie in einem steilen ver-schanzten Lager hauseten. Wohl mit Angst mochten die beuach-barten Bewohner zu dem jetzt so furchtbaren Hgel hinauf-schauen. So oft der König ffentlich erschien, schritten zwlf Gerichtsdiener, Lictren genannt, mit Beilen und Ruthen-bndeln bewaffnet, in stattlicher Reihe vor ihm her, theils um Ordnung und Anstand unter dem Volke zu erhalten, theils um die nthigen Strafen auf der Stelle zu vollziehen.
Der König entwarf nun auch die Grundzge einer Ver-fassung fr seinen Staat. Aus den ersten und angesehensten Familienhuptern bildete er einen Rath (Sentus), der anfangs aus hundert Mitgliedern bestand, spter aber, als neue Ge-meinden in den Staat aufgenommen wurden, zuerst auf zwei-hundert, dann auf dreihundert vermehrt wurde. Diese alten Familienhupter sollten auf Lebenszeit mit ihm gemeinschaftlich das Beste der Gemeinde berathen, sie sollten die Vter (Patres) derselben sein. Daher nannte man auch ihre Standesgenossen, die herrschenden Stadtbrger, Patricier. Die Stadt selbst wurde nach drei verschiedenen Volkstmmen, die sich zu einem Ganzen vereinigten, in drei Tribus oder Gemeinden getheilt,
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jhrlich dreihundert Pferde als Tribut zu liefern und das unter ihnen angefangene Bekehrungswerk nicht zu hindern. Aber kaum hatte der Sieger den Rcken gewandt, so erschlugen sie ihre Bekehrer, verbrannten die Kirchen und kehrten jauchzend in die Wlder zu den Altren ihrer vaterlndischen Götter zurck. Karl sah wohl ein, da ohne vllige Unterwerfung dieser ge-fhrlichen Nachbaren keine Ruhe, keine Sicherheit fr sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heidenthum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer groen Reichs Versammlung zu Worms, im Jahre 772, wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Damals ahnete Karl wohl nicht, da dieser Krieg mit geringer Unterbrechung einunddreiig Jahre dauern wrde.
Auf des Knigs Ruf griffen die Franken gegen ihre alten Feinde frendig zu den Waffen. Wie ein verheerender Strom brachen sie in das unvorbereitete Sachsen ein und berfluteten die Beste Ehresburg, einen den Sachsen heiligen Ort. Hier war der Hauptsitz ihrer Götter und Priester, ihrer Volksfeste und Zu-sammenknste. Hier war der heilige Hain mit der Jrmensnl oder Jrmensnle, einem Riesenbaume, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug. Da baten die berfallenen um Frieden mid stellten Geiel. Karl ging diesen Frieden jetzt um so lieber ein, weil ihn gerade neue Unruhen nach Italien riefen.
17. Karl erobert das longobardische Reich (774).
In Paota, der Hauptstadt des Longobardenreiches, herrschte nach dem Tode Aifulf's Desiderius. Karl hatte dessen Toch-tcr zur Gemahlin genommen, dieselbe aber schon nach dem ersten Jahre ihm zurckgeschickt. Darber wurde Defiderius hchst ausgebracht und schwur dem treulosen Gemahle seiner Tochter bittere Rache. Gegen ihn selbst wagte er zwar ffentlich nichts zu unternehmen, heimlich aber warb er eine Partei fr die beiden Shne des verstorbenen Karlmann, welche sich mit ihrer
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karlmann
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der Morgenrthe Bethlehem. Die hier wohnenden Christen kamen ihnen freudig entgegen, sangen Psalmen zur Ehre Gottes, fhrten die Ritter zu Maria's Wohnung und zeigten ihnen die Krippe, wo einst das Kind lag, welches die Welt erlset hat. Andchtig knieten und beteten die Ritter an der heiligen Sttte; dann eilten sie gen Jerusalem. Weit allen Uebrigen voraus war wieder Tankred und wagte sich sogar bis zu den Mauern der Stadt. Sobald die Ritter zum groen Heere zurckgekommen waren und die frohe Botschaft brachten, sie htten Bethlehem und Jerusalem gesehen, ergriff heie Sehnsucht die Pilger. Alle Mdigkeit war verschwunden, rastlos eilten sie vorwrts, Jeder wollte die heiligen Orte zuerst erblicken. Endlich erreichten sie den Gipfel eines Berges. Da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt, vom Glnze der Abendsonne erhellt, mit ragenden Zin- j nen und Thrmen l In einem Augenblicke verbreitete sich durch das ganze Heer der Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem! Vom heiligen Schauer ergriffen wiederholten Alle mit vereinter Stimme das Jubelgeschrei: Jerusalem! Jerusalem! und helle Thrnen der Freude und Wehmuth strzten ihnen aus den Augen. Andchtig sanken Alle auf ihre Kniee und kten den heiligen Boden, auf dem der Erlser der Welt einst wandelte. Viele zogen auch ihre Schuhe aus, eingedenk des biblischen Spruches: Lege ab deine Schuhe, denn der Ort, wo du stehest, ist heilig." Singend und betend rckten sie hierauf ihrem Ziele nher. Es war der sechste Juni des Jahres 1099, als sie vor den Thoren anlangten.
Nun galt es, die mit einer doppelten Mauer stark befestigte, auf vier Bergen gelegene Stadt, die von einem 40,000 Mann starken trkischen Heere vertheidigt wurde, zu etstrmen. Da-gegen zhlte das Heer der Kreuzfahrer nur noch 20,000 rstige Fugnger und loo Ritter. Aber Muth und Begeisterung ersetzten, was ihnen an Menge abging. Schon am fnften Tage wagten sie einen Sturm auf die ueren Mauer. Mit wildem Muthe erkletterten sie zwar dieselben, fanden aber bei
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empfand Keiner grere Freude, als Philipp August von Frank-: reich. Sogleich fiel er der dessen englische Besitzungen in Frank-reich her. Auch untersttzte er Richard's nichtswrdigen Bruder Johann (der, weil ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, > Johann ohne Land genannt wurde), damit dieser die Krone I Englands erhalte. Aber der grte Theil der Englnder ver-I abscheuete Johann und sehnte sich nach Richard zurck. Endlich I wurde ihre Sehnsucht auch erfllt. Als nmlich der Papst dem Kaiser mit dem Banne drohete, wenn er seinen kniglichen I Gefangenen, der als Kreuzfahrer unverletzlich sei, nicht losliee, und als auch die Neichsfrsten seine Loslassung in entschiedenem Tone forderten, so mute er sich endlich bequemen. Er lie sich i aber ein Lsegeld von beinahe zwei Millionen Thalern zahlen. So entkam Richard seiner fast zweijhrigen Gefangenschaft*) und eilte nach England zurck. Keiner erschrak mehr, als Jo-: Hann. Er erhielt diese Schreckensnachricht von seinem Bundes-genossen Philipp August mit den Worten: Nehmet euch in Acht, der Teufel ist wieder los!" Voll ngstlicher Besorgni warf er sich seinem ankommenden Bruder demthig zu Fen I und bat um Verzeihung. Richard verzieh ihm gromthig. | Nun wandte er sich gegen die Franzosen, welche die Normandie angegriffen hatten, und besiegte sie in einer entscheidenden. Schlacht. Bald darauf aber wurde er bei der Belagerung eines festen Schlosses durch einen Pfeilschu schwer verwundet. Er | starb an dieser Wunde.
Vierter Kreuzzug. Ungeachtet des fruchtlosen Er-folges dieses Kreuzzuges kam elf Jahre nachher auf Betrieb des Papstes Innocenz Iii. ein vierter zu Stande. Im Jahre 1202 schiffte sich ein zahlreiches Heer zu Venedig ein. Dieses rckte vor Constantinopel und nahm die Stadt mit Sturm. Der Graf Balduin von Flandern wurde zum Kaiser eingesetzt.
*) Tie Volkssage und die mittelalterliche Tichtkunst haben diese Haft und die Entdeckung von Richard's Kerker durch den Suger Blondel romantisch ausgeschmckt.
i
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August_von_Frank- Philipp August Johann Johann Johann Philipp_August Philipp August Innocenz_Iii Innocenz Balduin Blondel
Extrahierte Ortsnamen: Frank-reich Englands England Constantinopel
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zu erhhen. Viele entschlossen sich, mit bloen Fen, ohne Mundvorrath, ohne Geld, unter selbstgewhlten Anfhrern dem Heere vorzuziehen. Sie lebten von Wurzeln und den gemeinsten Nahrungsmitteln. Sie zogen durch die Bergwlder von Nica voraus, ebneten den Weg und bezeichneten ihn mit Kreuzen. Am 5. Mai 1097 langte das groe Heer vor den Thoren der ehemaligen Hauptstadt Bithymens an. Sie mar mit hohen breiten Mauern umgeben, aus welchen eine Menge Wachtthrme hervorragte. Innerhalb der Mauer lag ein groes trkisches Heer zu ihrer Vertheidigung. Der An-fang des Feldzuges wurde mit der Belagerung dieser Stadt gemacht. Schon war sie der Uebergabe nahe, als die hinter-listigen Griechen mit den Belagerten Unterhandlungen anknpf-ten, vermge welcher die Stadt nicht den Kreuzfahrern, sondern dem Kaiser Alexius ausgeliefert wurde. Nun brach das Heer zum weiteren Zuge auf. Anfangs erschraken die leichtbewaff-neten Trken, als sie die Menge Reiter in eiserner Rstung, die groen geharnischten Schlachtrosse und die starrenden Lanzen sahen; aber nach und nach wurden sie des Anblickes gewohnt und lernten sie mit Vortheil angreifen. Die nhere Kenntni der Gegend begnstigte ihre Angriffe. Ganz Kleinasien ist von steilen Gebirgsketten durchzogen, fast nirgends eben, berall schroffes Waldgebirge und Schluchten. Whrend nun die Kreuz-fahrer in langen Zgen durch die Schluchten mhsam hindurch-wanderten, fielen die auflauernden Trken dieselben bald von vorn, bald von hinten an. Machten die Kreuzfahrer Halt, und stellten sie sich in Schlachtordnung; hurtig flohen dann die Trken auf ihren leichten Pferden davon, waren aber augen-blicklich wieder da, sobald der Zug sich in Bewegung setzte. So war nirgends Ruhe, nirgends Sicherheit. Dazu schnitten die Trken alle Zufuhr ab, verbrannten das Getreide auf dem Felde, so da das Heer der Kreuzfahrer in die hchste Roth gerieth. Der ungewohnte, glhend heie Himmelstrich dieses Landes vermehrte noch das allgemeine Elend. Die Sonne scho ihre brennenden Straten auf die blanken Rstungen der Pilger
I
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an den Erzhlungen ihrer Grothaten. Andere, welche kein Eigen-thum besaen, zogen mit ihren Knappen zu Ro von Land zu Land, kehrten als Gaste ein bei anderen Rittern und gingen, wie einst die griechischen Helden Herkules, Jason, Theseus, auf Abenteuer aus. Solche nannte man fahrende Ritter. Bald kamen wunderbare Erzhlungen von Abenteuern in Umlauf, welche diese Ritter sollten bestanden haben. Da hatte der eine gegen frchterliche Niesen, der andere gegen Zauberer, der dritte sogar gegen feuerspeiende Drachen gekmpft!
Manche Ritter aber vergaen die Wrde ihres Standes so sehr, da sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plnderung lebten. Aus ihren auf steilen Felfenhhen erbauten Raubburgeu berfielen die Ritter mit ihren Reisigen den Wan-derer, den Bauer und den Stdter, warfen Knechte nieder und fhrten den Raub frohlockend mit sich fort auf ihre Burgen. Auch an den Felsenufern der Flsse erhoben sich drohend ihre Burgen und forderten von den vorberfahrenden Schiffen will-krliche Zlle. Noch sieht man, besonders an den Ufern des Rheins und der Donau, als Ueberreste jener Zeit viele Schlsser und Burgen, die jetzt mit ihren verwitterten Zinnen und Thrmen still und friedlich der den Strom und das bewegte Leben auf demselben hinschauen. Lustig dampfen und segeln jetzt die Schiffe an diesen Schrecknissen der Vorzeit vorber. In den hufigen Fehden der Ritter unter einander wurden nicht selten die blhendsten Saatfelder, des friedlichen Landmannes ganzer Wohlstand, von den Hufen der wilden Streitrosse zer-treten. Gegen solchen Uebermuth und solche Rubereien des Adels vermochten die damaligen schwachen Kaiser keinen Schutz zu gewhren. Auf ihren festen Burgen trotzten die Adeligen allen Verordnungen des Kaisers. Sie betrachteten ihr ehrloses Handwerk als ein Recht des Strkeren. Das waren die trau-rigen Zeiten des Faustrechtes, von welchen wiederholt die Rede war. Erst die Erfindung des Pulvers und das dadurch ganz vernderte Kriegswesen machten dem Ritterthume ein Ende.
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einmal die Sehne, und der Pfeil des erzrnten Schtzen streckte den I Gewaltherrn dahin. Das Volk erschrak freudig der diese meuchlerische That und wurde mit noch hherem Muthe beseelt; allein noch war die verabredete Nacht des Neujahres nicht gekommen.
Endlich kam die Nacht. Da lie ein Jngling von Unter-I walden berichtet die Sage weiter, einer ans der Zahl derer, die in Ntli geschworen hatten, sich von einer Magd auf der Burg Roberg an einem Seile hinauf in die Kammer ziehen. Drunten aber im Schlograben warteten noch zwanzig andere, die er mit eben diesem Seile die Mauer hinaufzog. Nun bemchtigten sie sich des Amtmannes, seiner Knechte und der ganzen Burg. In der Morgendmmerung zog ein Haufe nach der Burg, die Landenberg selbst bewohnte. Die Männer fhrten Klber, Ziegen, Lmmer, Hhner und Hasen mit sich, 1 als wollten sie diese dem Vogte zum Neujahrsgeschenke bringen, wie es Dort Gebrauch war. Landenberg ging gerade zur Messe, als sie ankamen. Er freuete sich ihrer Gabe und befahl ihnen, sie in die Burg zu bringen. Das war es eben, was sie wnschten. Als sie im Burgthore waren, stie einer von ihnen in's Horn. Auf dieses Zeichen langten die Anderen spitze Eisen aus ihrem Busen hervor und steckten sie an ihre Stbe. Zugleich rannten aus dem nahen Erlenholze noch dreiig ihrer Gesellen ! auf die Burg und nahmen die Burgleute gefangen. Als Lan-denberg vernahm, was vorgegangen war, ergriff er eiligst die : Flucht. Allein er wurde eingegangen, jedoch ungekrnkt der j die Grenze gebracht, nachdem er geschworen hatte, das Land nie wieder zu betreten. Durch hnliche List wurden auch die anderen Burgen genommen und gebrochen. So war am ersten Januar des Jahres 1303 das Land befreiet, ohne da ein Tropfen Blut den Tag der neuen Freiheit getrbt hatte. Von ! allen Seiten begegneten sich die Boten mit der frohen Nachricht. Hoch loderten die Freudenfeuer auf den Alpen und vcr-kndeten Allen die wiedererrungene Freiheit.
Um diese auch frder zu wahren, grndeten sie, heit es dann,
Wcltcr's Wcltgcsch. Ii. 25. Aufl. I
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Schlacht an der Moskwa (1812). — Am 7. September
wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe
Borodino, geliefert. An fünf und zwanzigtausend Men-
schen auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom
frühen Morgen bis in die Nacht wurde mit beispielloser Er-
bitterung gestritten. Ganze Haufen russischer Bauern schlossen
sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen
des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei
uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat
Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisge-
den, als eine neue Schlacht liefern: „Moskau sei ja nicht
das Vaterland." Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammen-
gerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russi-
schen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte Theil
der noch übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlsha-
der der Stadt, Grafen Rostopschin, dem düsteren Zuge an.
Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe
eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freudenruf:
„Moskau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau er-
schien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Thürme sei-
ner dreihundert Kirchen und deren goldene Kuppeln funkelten
im Scheine der Sonne; seine zauberischen Paläste ruheten in
Baumpflanzungen und Gärten, und majestätisch stieg der Kreml,
die Burg der Czaren, mitten aus diesem Walde von Gebäu-
den und Pflanzungen empor. „Da ist denn endlich die be-
rühmte Stadt!" rief Napoleon voll Entzücken und setzte seine
Heeresmassen in Bewegung.
Moskaus Drand. — Am 15. September langte er vor
den Thoren an; — sie standen offen! Erstaunt harrte er mit
seinen Marschällen, ob nicht die Behörden zu einem feierlichen
Empfange, ob nicht eine schaulustige Volksmenge herauskom-
mcn würde; — Niemand erschien! Eine schauerliche Grabes-
stille lag über der ganzen, ungeheuren Stadt. Endlich, nach-
dem er zwei Stunden vergebens gewartet hatte, zog er ein.
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Extrahierte Personennamen: Kutusow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Moskwa Moskwa Moskau Moskau Moskau Moskaus