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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte.
45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten.
Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele.
1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube
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60
jhrlich dreihundert Pferde als Tribut zu liefern und das unter ihnen angefangene Bekehrungswerk nicht zu hindern. Aber kaum hatte der Sieger den Rcken gewandt, so erschlugen sie ihre Bekehrer, verbrannten die Kirchen und kehrten jauchzend in die Wlder zu den Altren ihrer vaterlndischen Götter zurck. Karl sah wohl ein, da ohne vllige Unterwerfung dieser ge-fhrlichen Nachbaren keine Ruhe, keine Sicherheit fr sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heidenthum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer groen Reichs Versammlung zu Worms, im Jahre 772, wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Damals ahnete Karl wohl nicht, da dieser Krieg mit geringer Unterbrechung einunddreiig Jahre dauern wrde.
Auf des Knigs Ruf griffen die Franken gegen ihre alten Feinde frendig zu den Waffen. Wie ein verheerender Strom brachen sie in das unvorbereitete Sachsen ein und berfluteten die Beste Ehresburg, einen den Sachsen heiligen Ort. Hier war der Hauptsitz ihrer Götter und Priester, ihrer Volksfeste und Zu-sammenknste. Hier war der heilige Hain mit der Jrmensnl oder Jrmensnle, einem Riesenbaume, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug. Da baten die berfallenen um Frieden mid stellten Geiel. Karl ging diesen Frieden jetzt um so lieber ein, weil ihn gerade neue Unruhen nach Italien riefen.
17. Karl erobert das longobardische Reich (774).
In Paota, der Hauptstadt des Longobardenreiches, herrschte nach dem Tode Aifulf's Desiderius. Karl hatte dessen Toch-tcr zur Gemahlin genommen, dieselbe aber schon nach dem ersten Jahre ihm zurckgeschickt. Darber wurde Defiderius hchst ausgebracht und schwur dem treulosen Gemahle seiner Tochter bittere Rache. Gegen ihn selbst wagte er zwar ffentlich nichts zu unternehmen, heimlich aber warb er eine Partei fr die beiden Shne des verstorbenen Karlmann, welche sich mit ihrer
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karlmann
35 -
den und mehre andere deutsche Völker hatten das Christenthum angenommen, so wie sie auf ihrer Wanderung mit den Rmern in nheren Verkehr kamen. Bei den Franken war dasselbe seit Chlobwig's Bekehrung ausgebreitet. Frh wrbe der Samen des Christenthums in den Donaugegenden ausgestreut, und der heilige Severinus war der Apostel Norikums, des jetzigen Obersterreichs fblich von der Donau mit den angrenzenden Theilen von Unterfterreich, Steiermark, Krnthen, Salzburg und Bayern. Mitten im wilben Getmmel wanderuber Krieges-Vlker erschien hier um das Jahr 454 der fromme Apostel, welchen Gott aus seiner stillen Eiube im Orient gerufen und den bedrngten Christen dieser Gegenben zum Schutz und Trost gcsenbet hatte. In der Gegeub des heutigen Wien bauete er fr sich und seine Genossen ein Kloster. Dreiig Jahre lang an der Donau auf und ab wanbernd trug er berall hin die Trstungen des Christenthums, so ba selbst heibnische Könige ihn ehrten und bewunberten. Wie ein milber Friebensbogen stanb hier ba Evangelium der der Sturmfluth der Zeit.
Die Bekehr er der Deutschen kamen grtentheils aus Jr--lanb und Englaub. Hier hatte das Christenthum bereits festen Boben gewonnen. Hi?r, in der stillen Heimath der Frmmigkeit imb der Wissenschaft, erweckte Gott fromme Männer, um nach Deutschland zu ziehen und auch dort die Lehre des Heiles zu verknden. Es ist rhrend zu lesen, wie diese Männer, allen Bequemlichkeiten des Lebens entsageub, mitten im kriegerischen Gewhle der Völker, still und frieblich, das Crucifix und das Evangelium in der Hand, bnrch die deutschen Wlber anber-ton und die Lehre des Gekreuzigten verknbeten; wie sie im Vertrauen auf Gott den hchsten Gefahren des Lebens muthig entgegen gingen. Zu den ersten Glaubensboten gehren: der h. Fridolin, der beit Rhein entlaug den Alemannen und Rttern das Evangelium Christi verkndete und auf der Nheinimel Seckingen ein Kloster errichtete; der h. Columban mit seinem Schler Gallus, dem Stifter des Klosters St. Gallen in der
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t
130
j
lichen Heere von sechzigtausend Mann nach England, um eine Krone zu erobern, auf welche er nur entfernte Ansprche hatte. Durch die entscheidende Schlacht bei Hastings, die von Sonnen-ansgang bis Untergang dauerte, wurde er Herr des ganzen Landes. Er erhielt deswegen den Beinamen: der Eroberer. Aber mit dem Lande hatte er noch nicht die Herzen seiner neuen Unterthanen erobert. Wiederholt brachen Emprungen aus, und diese gaben ihm einen Vorwand, seine Herrschaft mit groer Strenge auszuben. Fast alle alten Einrichtungen, selbst die Landessprache, wollte er ausgerottet wissen. Nur nach und nach konnten sich die Englnder an die Herrschaft dieses furchtbaren j Eroberers gewhnen. Aus der Vermischung der angelschsischen Sprache mit der franzsischen, welche die Normannen aus Frank-reich mit herberbrachten, entstand die jetzige englische Sprache.
Diese Eroberung war die erste Ursache der groen National-feindschast zwischen Englndern und Franzosen. Denn weil die Normandie ein Lehen des Kniges von Frankreich war, und ein Vasall keine Eroberung sich zueignen konnte, so behauptete die franzsischen Könige, England sei ihnen lehnspflichtig. Hier-aus entspannen sich die vielen Kriege zwischen England und Frankreich, die beinahe vierhundert Jahre whrten.
41. Aie Kreuzziige.
Mit der Ausbreitung des Christenthumes verbreiteten sich, auch die Liebe zu seinem Stifter und die Verehrung der Stadt | und des Landes, wo er geboren ward, lehrte und fr das Heil der Menschen litt und starb. Schon Constantin lie, als erster christlicher Kaiser, in Jerusalem eine prachtvolle Kirche des heiligen Grabes auffhren; seine Mutter Helena wallfahrtete noch in ihrem hohen Alter dahin. Seit der Zeit war Jerusalem nie leer von frommen Pilgern, die von heier Sehnsucht brannten, die heiligen Orte zu besuchen, wo einst der Sohn Gottes in
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Extrahierte Personennamen: Constantin Helena
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England England Frankreich Christenthumes Jerusalem Gottes
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hatte. Ein Prophet dieser Seele, der Bäcker Johann
Matthisen aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten Apostel,
Johann Bockelsohn, früher Schneider, dann Schenkwirth
und Dichter, aus Leiden nach Münster, wo gerade damals der
Prediger Rottmann die Reformation verbreitete und mit
seinem Anhänge hier einen ähnlichen Sturm gegen den Katho-
licismus veranlaßte, wie damals Karlstadt in Wittenberg.
Das betrübende Bild, welches die durch innere Parteiungen
zerrissene Stadt darbot, hatte die Sehnsucht nach einem besseren
Zustande der Dinge rege gemacht. Da kamen die Wiedertäufer
und predigten ihnen ihre Grundsätze von einem neu aufzurich-
tenden Reiche Christi, in welchem völlige Freiheit und Gleich-
heit herrsche. Das trügerische Zauberbild zog die Gemüther
der aufgeregten und neuerungssüchtigen Menge an. Viele
ließen sich durch den abermaligen Empfang der Taufe zu
Bürgern des neuen Reiches einweihen. Auch Rottmann schloß
sich an die Wiedertäufer. Der Bischof und das Domkapitel
flohen aus der stürmisch bewegten Stadt.
Bald hatten die Wiedertäufer die Ueberhand, und der
Schneider Johann von Leiden und der Tuchmacher Knip-
perd olling, nachmals der Catilina der unglücklichen Stadt
genannt, spielten jetzt die Hauptrolle. Furchtbar begann das
abenteuerliche Reich; Kirchen und Klöster wurden rein aus-
geplündert, zum Theil zerstört, Heiligthümer mit Füßen ge-
treten, Bilder und Statuen zerschlagen, schriftliche Urkunden
und Denkmäler zerrissen, alle Bücher, bis auf Luther's Bibel,
auf öffentlichem Markte verbrannt. Nichts sollte übrig bleiben,
was an den früheren Zustand erinnern konnte. Alsdann
wurde förmliche Gütergemeinschaft und Vielweiberei eingeführt.
Die längst verheißene Freiheit aber endete in der Schreckens-
herrschaft des Johann von Leiden, der nun als Prophet und
König auftrat, da Matthisen bei einem Ausfälle aus der Stadt
geblieben war. Auf dem Markte stand für ihn der „Stuhl
David's" aufgerichtet. Täglich wurden die ausgesuchtesten
Hinrichtungen wie ein öffentliches Schauspiel aufgeführt. Der
Weiter's Wcltgesch. Iii. 16. Aust. 4
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Extrahierte Personennamen: Johann Apostel Johann_Bockelsohn Johann Schneider Schenkwirth Rottmann Karlstadt Rottmann Schneider_Johann_von_Leiden Johann Johann_von_Leiden Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Christi Luther's_Bibel
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nicht auf sein, sondern auf seiner Vasallen Gebot erschienen sie
gerüstet zum Kampfe. Nun aber waren, die großen Reichs-
vasallcn stets bemüht, ihren Einfluß zu erweitern, ihre Rechte
auszudehnen, die königliche Macht dagegen zu beschränken; und
dieses gelang ihnen nur zu sehr. Der König hing zuletzt ganz
von dem Willen der Großen ab, die als mächtige Herzoge oder
Grafen fast unumschränkt regierten. Die Geschichte des deut-
schen Volkes drehet sich im ganzen Mittelalter fast immer um
den Kampf der königlichen Macht niit dem Uebermuthe der
Vasallen, die oft mächtiger waren, als der König selbst. Im
Verlaufe der Zeit wurden viele ganz unabhängig, und die Einheit
des Reiches hörte nach und nach aus. .
Das ist der Ursprung des Lchnwesens, das die furchtbare
.Höhe, zu welcher es sich entwickelte.
10. Ausbreitung des Christenthumes unter die Deutschen.
Der heilige ikomfacius (716—755).
Den größten und segensreichsten Einfluß auf den Zustand
Der deutschen Völker hatte das Christenthum. Wie eine leuch-
tende und wärmende Sonne besiegte es allmälig die kalte Nacht
des Heidenthums. Die Gothen, die Burgunder, die Langobar-
den und mehrere andere deutsche Völker hatten das Christenthum
angenommen, so wie sie auf ihrer Wanderung mit den Römern
in näheren Verkehr kamen. Bei den Franken war dasselbe seit
Chlodwig's Bekehrung ausgebreitet. Früh wurde der Samen
des Christenthums in den Donaugegenden ausgestreuet, und der
heilige Severinus war der Apostel Norikums, des jetzigen
Oberösterrcichs südlich von der Donau mit den angrenzenden
Theilen von Unterösterreich, Steiermark, Kärnthen, Salzburg und
Bayern. Mitten im wilden Getümmel wandernder Kriegcs-
völker erschien hier um das Jahr 454 der fromme Apostel, den
Gott aus seiner stillen Einöde im Orient gerufen und den be-
drängten Christen dieser Gegenden zum Schutz und Trost gesendet
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242
und Erbrichter vorstanden, suchten sich dieser Oberherrlichkcit
ganz zu entziehen. Da beschloß Leopold, das abtrünnige Volk
zu züchtigen und so die C'hre des Hauses Oesterreich zu rächen.
Er rief sein Kriegsvolk zusammen, um — wie er höhnisch sagte
— die Schweizcrbanern mit dem Fuße zu zertreten. Denn
er meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Scharen würde
die Hirten erschüttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein an-
deres Geschäft, als die ruhige Pflege ihrer Heerdcn kannten.
In stolzer Zuversicht zogen die österreichischen Ritter, alle vom
Kopfe bis zu den Füßen gepanzert, mit hochwallenden Helm-
büschen und klirrenden Lanzen durch die Hohlwege der Alpen
gerade auf Schwyz los.
Allein auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Strei-
ter, wenn ihn das theure Vaterland unter seine bedrängte Fahne
ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden
denen aus Schwyz zu Hülfe; dennoch kam nur ein Häuflein
von dreizehnhundert Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte
die Menge, und die Oertlichkeit begünstigte die leichtbewaffneten
Hirten mehr, als die schwer gerüsteten Ritter. Die Schweizer
besetzten den Engpaß Morgarten, der sich zwischen dem Berge
Deorgarten und dem Agerisee hinzieht. Hiedurch ging der
glänzende Zug der Ritter. Und als der Paß zwischen Berg
und See mit Menschen und Pferden dicht angefüllt war, da
erhoben sich die Dreizehnhundert. Mit lautem Geschrei wälzten
sie mächtige Stcinblöcke von der Höhe des Berges hinab und
schleuderten andere mit großer Leibeskraft mitten in den ge-
drängten Haufen. Da entstand eine gräuliche Verwirrung im
Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drängten zurück auf
das nachfolgende Fußvolk, andere sprengten in den See. In
diesem Augenblicke rannten die Schweizer herunter und fielen
in vollem Laufe den Feinden, die sich in dem beengten Raume
kaum rühren tonnten, in die Seite, schlugen mit Keulen drein
und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da
sanken viele der Grafen und Ritter und Edelen aus Leopold's
Heere entseelt zu Boden. Auch Landenberg war unter ihnen.
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35
hatte. In der Gegend des heutigen Wien baucte er für sich und
seine Genossen ein Kloster. Dreißig Jahre lang an der Donau
auf und ab wandernd trug er überall hin die Tröstungen des
Christenthums, so daß selbst heidnische Könige ihn ehrten und
bewunderten. Wie ein milder Friedensbogen stand das Evan-
gelium über der Sturmfluth der Zeit.
Die Bekehrer der Deutschen kamen größtentheils aus Irland
und England. Hier hatte das Christenthum bereits festen Bo-
den gewonnen. Hier, in der stillen Heimath der Frömmigkeit
und der Wissenschaft, erweckte Gott fromme Männer, um nach
Deutschland zu ziehen und auch dort die Lehre des Heiles zu
verkünden. Es ist rührend zu lesen, wie diese Männer, allen
Bequemlichkeiten des Lebens entsagend, mitten im kriegerischen
Gewühle der Völker, still und friedlich, das Crucifix und das
Evangelium in der Hand, durch die deutschen Wälder wanderten
und die Lehre des Gekreuzigten verkündigten; wie sie im Ver-
trauen aus Gott den höchsten Gefahren des Lebens muthig ent-
gegen gingen. Zu den ersten Glaubensboten gehören: der h.
Fridolin, der den Rhein entlang den Alemannen und Rhä-
tiern das Evangelium Christi verkündete und auf der Rheiniusel
Scckingen ein Kloster errichtete; der h. Columb an mit seinem
Schüler Gallus, dem Stifter des Klosters St. Gallen in der
Schweiz; der h. Rupertus in Salzburg. Zn den Friesen kam
der h. Willibrord, zu den Thüringern der h. Kilian.
So groß auch die Verdienste dieser Männer und ihrer Ge-
nossen und Schüler waren; es ist doch einer, der die deutsche
Kirche begründete, und dem vorzugsweise der Name „Apostel der
Deutschen" gebührt. Dieser ist der Dominikanermönch Win-
fried aus Westsex in England. Schon von Jugend auf war
seine Seele von dem feurigen Wunsche erfüllt, den unglücklichen
Heiden Worte des Lebens zu verkündigen. In der Einsamkeit
des Klosters bereitete er sich zu seinem heiligen Berufe vor.
Dann verließ er mit Genehmigung seines Abtes das Kloster
seiner Heimath und ging nach Rom, um sich vom Papste zu
3*
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Donau Christenthums Irland England Deutschland Rhein Evangelium_Christi Rheiniusel
Scckingen Gallus Salzburg Westsex England Rom
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rung im Nütli angesehen, und jener Sage gemäß der Schütze
Tell als Nationalheld und Befreier des Vaterlandes weit und
breit gepriesen.*)
Kurze Zeit nach dem Abschlüsse dieses Schutzbündnisses
wurde Albrecht I., im sechzigsten Jahre seines thatenreichen Le-
bens durch die Hand eines nahen Verwandten ermordet. Der
junge Johann von Schwaben, der Sohn von Albrecht's ver-
storbenem Bruder Rudolf, grollte seinem Oheim und Vormund,
weil dieser ihm das väterliche Erbe in Schwaben nicht so frühe
übergeben wollte, als cs im Wunsche des durch böse Gesellschaft
verdorbenen Jünglings lag. Er verband sich mit vier jungen
Rittern, und die Verschworenen ermordeten den Kaiser am 1.
Mai 1308 unweit der Habsburg an der Neuß. Seit dieser
Gräuelthat führte Johann den Namen Parriclda, d. i. Verwand-
tenmörder. Man sah ihn von dem Tage ab nicht wieder.
Heinrich Vii. von Luxemburg (1308—1313). —
Die deutschen Fürsten wählten keinen von Albrecht's Söhnen,
sondern wieder einen minder mächtigen, aber tapferen und die-
deren Ritter, den Grafen Heinrich von Luxemburg, einen Bru-
der des Erzbischofes von Trier. Zuerst suchte er die Ruhe im
Reiche herzustellen, that die Mörder Albrecht's in die Acht und
ertheilte den von der habsburgischcn Laudgrafschaft Aargau ab-
hängigen Gemeinden in den drei schweizerischen Urkantonen bis
auf weitere Verfügung die Freiheit. Sehr lag cs ihm am Her-
zen, feine nur unbedeutende Hausmacht zu erweitern, und das
gelang ihm auch. Durch die Vermählung seines Sohnes Jo-
hann mit Elisabeth, der Enkelin Ottokar's, Königes
von Böhmen, gewann er die böhmische Krone.
*) So wird die Geschichte von Tell in alten Erzählungen berichtet.
Aber diese Erzählungen sind nicht gleichzeitig mit den Begebenheiten, und
die Wahrheit der auch bei den Dänen und Isländern vorkommenden
Erzählung von dem Schusse nach dem Apfel ist schon längst in Zweifel
gezogen worden.
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TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Albrecht_I. Johann_von_Schwaben Johann Rudolf Rudolf Johann Johann Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Luxemburg Heinrich