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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 304

1849 - Münster : Coppenrath
304 tugend der Vorfahren empfänglich. Brod und Spiel (panem et oiro6n868) waren die einzigen Wünsche des nur auf Genuß des Augenblicks bedachten Volkes. Daher fiel es dem klugen Octavian, welcher tiefe Einsicht und Herrschergaben mit Milde, Mäßigung und Beharrlichkeit verband, nicht schwer, die römische Republik in eine Monarchie umzuwandeln, zumal da er hie- bei der verjährten Vorurtheile nach Möglichkeit schonte. Durch Cäsar's Schicksal gewarnt, vermied er sorgfältig alles, wodurch er den Unwillen der Römer gegen sich hätte erregen können. Er ließ den Senat, die Consuln, die Tribunen, kurz alle Wür- den des ehemaligen Freistaates bestehen, doch nur dem Namen nach; der That nach vereinigte er sie allmälig in seiner Person und regierte unumschränkt. Auch nahm er wiederholt den Schein an, als sei er ganz bereit, das lästige Geschäft der Negierung uiederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Durch die demüthigen Bitten seiner Freunde und Anhänger aber, welche diesen Wunsch wohl zu deuten wußten, ließ er sich jedesmal gern bewegen, dieselbe auf eine bestimmte Zeit, gewöhnlich nur auf fünf oder zehn Jahre, wieder zu übernehmen, bloß um sich dem Vaterlande, wie er vorgab, durch die Übernahme dieser lästigen Bürde gefällig zu erweisen; — ein Gaukelspiel, das er bis zu seinem Tode fortsetzte. Bei aller Machtfülle, die er be- saß, nahm er die bescheidene Miene eines bloßen Bürgers au. Er speisete, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor; nur umgab er sich zur Sicherheit mit einer Leibwache. Ihm zur Seite standen als Freunde und Rathgeber Agrippa und Mä- cenas, zwei Männer, von welchen der erstere durch seine großen Kriegeskenntnisse, der andere durch seinen Sinn für Künste und Wissenschaften, Beide aber durch große Klugheit und Mäßigung sich allen empfahlen. Octavian wurde bei seiner Ankunft in Rom, die im Ser- tilis (nach ihm Augustus benannt) des Jahres 29 erfolgte, mit den ausschweifendsten Ehrenbezeugungen empfangen. Ihm wurde wegen seiner Siege in Dalmatien, bei Actium und in Ägypten ein dreifacher Triumph bewilligt; und rauschende Feste und

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 70

1849 - Münster : Coppenrath
70 nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs- bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe- wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf, und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se- nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für das Interesse des Staates zu finden. Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli- chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih- geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte- rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild seiner selbst! Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten, trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort — welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos- sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 333

1849 - Münster : Coppenrath
333 zu seinem unwürdigen Sohne Commodus und dessen Mutter Faustina. - Irveiter Abschnitt. Vom Tode des Kaisers Marc. Aurelius bis zur Allein- herrschaft des Kaisers Constantin. (180—324.) §. 79. Die .¡Beit -cs Verfalles des Ucichcs untcr -er Gewalt- herrschaft -er Prätorianer. Iso—-284. Mit jenen zuvor genannten guten Kaisern schwand auch das Glück der Römer und kehrte nie wieder. Die Zeit des M. Aurelius glich einer schönen Abendröthe, nach welcher eine fin- ftere Nacht über das Reich hereinbrach. Denn immer größer wurde das Sittenverderbniß, die Grausamkeit der Kaiser, die Ohnmacht des Reiches, der Druck der Abgaben, die Armuth des Volkes, der Andrang der Barbaren. Die meisten römischen Kai- ser vom Jahre 180 ab waren boshafte Wütheriche, die mit den unerhörtesten Greueln ihre Regierung befleckten und unendlichen Jammer über die Menschheit brachten. Kaiser standen gegen Kaiser auf; sie mordeten und wurden wieder gemordet. In den nächsten hundertundzwanzig Jahren herrschten ihrer nicht weniger als sechsunddreißig, von denen siebenundzwanzig ermordet, drei im Kriege gefallen, und nur sechs eines natürlichen Todes ge- storben sind. Zum Spielballe der Prätorianer hinabgesunken, buhlten sie auf die unverschämteste Weise um die Gunst dersel- den. Denn die Prätorianer trieben ihr früheres Spiel mit em- pörendem Übermuthe fort; sie setzten nach Gefallen Kaiser ein und ab und tödteten die wenigen besseren, welche den Versuch wagten, die verfallene Mannszucht wiederherzustellen. Ja, sie boten sogar den Thron wie eine feile Waare öffentlich zum Ver- kaufe aus und erschlugen bald wieder den Käufer, um denselben von neuem ausbieten zu können. Bei diesem ewigen Wechsel von Umwälzungen war die Verfassung nach und nach in die

4. Die alte Geschichte - S. 138

1872 - Münster : Coppenrath
138 in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte. 45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten. Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele. 1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube

5. Geschichte des Mittelalters - S. 60

1872 - Münster : Coppenrath
60 jhrlich dreihundert Pferde als Tribut zu liefern und das unter ihnen angefangene Bekehrungswerk nicht zu hindern. Aber kaum hatte der Sieger den Rcken gewandt, so erschlugen sie ihre Bekehrer, verbrannten die Kirchen und kehrten jauchzend in die Wlder zu den Altren ihrer vaterlndischen Götter zurck. Karl sah wohl ein, da ohne vllige Unterwerfung dieser ge-fhrlichen Nachbaren keine Ruhe, keine Sicherheit fr sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heidenthum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer groen Reichs Versammlung zu Worms, im Jahre 772, wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Damals ahnete Karl wohl nicht, da dieser Krieg mit geringer Unterbrechung einunddreiig Jahre dauern wrde. Auf des Knigs Ruf griffen die Franken gegen ihre alten Feinde frendig zu den Waffen. Wie ein verheerender Strom brachen sie in das unvorbereitete Sachsen ein und berfluteten die Beste Ehresburg, einen den Sachsen heiligen Ort. Hier war der Hauptsitz ihrer Götter und Priester, ihrer Volksfeste und Zu-sammenknste. Hier war der heilige Hain mit der Jrmensnl oder Jrmensnle, einem Riesenbaume, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug. Da baten die berfallenen um Frieden mid stellten Geiel. Karl ging diesen Frieden jetzt um so lieber ein, weil ihn gerade neue Unruhen nach Italien riefen. 17. Karl erobert das longobardische Reich (774). In Paota, der Hauptstadt des Longobardenreiches, herrschte nach dem Tode Aifulf's Desiderius. Karl hatte dessen Toch-tcr zur Gemahlin genommen, dieselbe aber schon nach dem ersten Jahre ihm zurckgeschickt. Darber wurde Defiderius hchst ausgebracht und schwur dem treulosen Gemahle seiner Tochter bittere Rache. Gegen ihn selbst wagte er zwar ffentlich nichts zu unternehmen, heimlich aber warb er eine Partei fr die beiden Shne des verstorbenen Karlmann, welche sich mit ihrer

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 398

1861 - Münster : Coppenrath
398 nie gesehenem Eifer eilten aus allen Gegenden Deutschlands die Truppen dem Rheine zu; die Engländer setzten nach Hol- land über; selbst die schon heimgekehrten Russen wurden wie- der zurückgerufen. Aber früher noch als hier brach eben so unerwartet der Krieg in Italien aus. Mllrat's Sturz. — Der König von Neapel mochte wohl für seinen Thron fürchten, seit derjenige gefallen war, der ihm denselben geschenkt hatte. Kaum hatte er Kunde bekom- men von der Rückkehr Napoleon's nach Frankreich, als er sich vorschnell für ihn erklärte und, ohne dessen Plan abzu- warten, aufstand und losschlug. Er hatte nichts Geringeres im Sinne, als der Regierung der vielen einzelnen Fürsten in Italien ein Ende zu machen und diese Halbinsel zu einem un- getheilten kräftigen Königreiche für sich zu erheben. Aber schmachvoll endete dieser Plan. Ein österreichisches Heer un- ter Frimont und Bianchi eilte herbei und trieb schnell die Neapolitaner vom Po zurück, bis wohin sie bereits gedrungen waren. Fast täglich fielen kleine Gefechte vor, überall wichen die Neapolitaner, endlich lösete sich das ganze Heer auf. Innerhalb sechs Wochen war der Krieg beendigt. Murat rettete sich am Bord eines kleinen Kauf- fahrteischiffes nach Frankreich, ward aber von Napoleon un- gnädig ausgenommen, wie er es verdient hatte. Der frühere König Ferdinand Iv. kehrte jetzt, nach zehnjähriger Ent- fernung, aus Sicilien auf den Thron seiner Väter zurück. Später machte Murat von Corsica aus noch einen verzwei- felten Versuch, vermittelst Anstiftung eines Aufstandes in Un- teritalien sich wieder auf seinen Thron zu schwingen; aber auch dieser Versuch scheiterte. Er wurde mit der geringen Schar seiner Anhänger leicht überwältigt und büßte sein Un- ternehmen mit dem Tode. Am 13. Oktober 1815 wurde Joachim Murat, der durch Kriegesmuth und Glück vom Sohne eines Gastwirthes zum Könige des schönsten Landes emporgestiegen war, zu Pizzo kriegesrechtlich erschossen.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 49

1861 - Münster : Coppenrath
49 hatte. Ein Prophet dieser Seele, der Bäcker Johann Matthisen aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten Apostel, Johann Bockelsohn, früher Schneider, dann Schenkwirth und Dichter, aus Leiden nach Münster, wo gerade damals der Prediger Rottmann die Reformation verbreitete und mit seinem Anhänge hier einen ähnlichen Sturm gegen den Katho- licismus veranlaßte, wie damals Karlstadt in Wittenberg. Das betrübende Bild, welches die durch innere Parteiungen zerrissene Stadt darbot, hatte die Sehnsucht nach einem besseren Zustande der Dinge rege gemacht. Da kamen die Wiedertäufer und predigten ihnen ihre Grundsätze von einem neu aufzurich- tenden Reiche Christi, in welchem völlige Freiheit und Gleich- heit herrsche. Das trügerische Zauberbild zog die Gemüther der aufgeregten und neuerungssüchtigen Menge an. Viele ließen sich durch den abermaligen Empfang der Taufe zu Bürgern des neuen Reiches einweihen. Auch Rottmann schloß sich an die Wiedertäufer. Der Bischof und das Domkapitel flohen aus der stürmisch bewegten Stadt. Bald hatten die Wiedertäufer die Ueberhand, und der Schneider Johann von Leiden und der Tuchmacher Knip- perd olling, nachmals der Catilina der unglücklichen Stadt genannt, spielten jetzt die Hauptrolle. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich; Kirchen und Klöster wurden rein aus- geplündert, zum Theil zerstört, Heiligthümer mit Füßen ge- treten, Bilder und Statuen zerschlagen, schriftliche Urkunden und Denkmäler zerrissen, alle Bücher, bis auf Luther's Bibel, auf öffentlichem Markte verbrannt. Nichts sollte übrig bleiben, was an den früheren Zustand erinnern konnte. Alsdann wurde förmliche Gütergemeinschaft und Vielweiberei eingeführt. Die längst verheißene Freiheit aber endete in der Schreckens- herrschaft des Johann von Leiden, der nun als Prophet und König auftrat, da Matthisen bei einem Ausfälle aus der Stadt geblieben war. Auf dem Markte stand für ihn der „Stuhl David's" aufgerichtet. Täglich wurden die ausgesuchtesten Hinrichtungen wie ein öffentliches Schauspiel aufgeführt. Der Weiter's Wcltgesch. Iii. 16. Aust. 4

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 205

1861 - Münster : Coppenrath
205 befehl führte. Wie wollte er mit diesem Häuflein die hundert Tausende des Großwefirs aufhalten! Bei dem Andrange so großer Gefahr versprach der ritterliche Polenkönig, Johann Sobiesky, dem Kaiser zu Hülfe zu ziehen und das Kreuz gegen den Halbmond zu schirmen. Auch die deutschen Fürsten wurden ernstlich aufgemahnt und erschienen dieses Mal schnel- ler als gewöhnlich mit ihren Truppen im Felde. Nachdem der Kaiser dem edlen Grafen Rüdiger von Starhem- berg die Vertheidigung der Stadt übertragen und die Bür- gerschaft zur Tapferkeit ermuntert hatte, zog er. selbst in be- stürzter Eile nach Linz. Unterdessen rückten die Türken so schnell heran, daß der Herzog Karl kaum Zeit hatte, zwölftausend Mann zur Ver- stärkung der Bürgerbesatzung in die Stadt zu werfen. Er selbst zog sich mit seinem Heere seitwärts, weil er noch zu schwach war, um den heranwogenden Türkenscharen die Spitze zu bieten. Am 14. Juli langten sie vor den Mauern an und schlugen ihr Lager auf. In einem Umkreise von sechs Stun- den stand Zelt an Zelt, so daß die ganze Gegend von den Höhen der Stadt her wie ein wogendes Meer erschien. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Großwesirs schimmernd empor, grün wie die Hoffnung des Sieges, prangend in Gold und Silber aus dem Raube der gefallenen Städte und Bur- gen. Im innersten Gemache war die heilige Fahne des Pro- pheten aufgestellt. Nun begann die Belagerung. Während der Türken schwe- res Geschütz ungeheuere Kugeln in die Stadt warf, arbeiteten Tausende unaufhörlich an den Minen, die unter den Mauern Herzogen und mit Pulver gefüllt wurden, um die Festungs- werke in die Luft zu sprengen und so einen offenen Weg über die Trümmer in die Stadt zu bahnen. Seit dem 18. Juli wurde ein Sturm nach dem andern versucht, aber alle durch die hartnäckige Gegenwehr der Belagerten vereitelt. Die ganze Bürgerschaft von Wien war unter Waffen. Die einzelnen

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 305

1861 - Münster : Coppenrath
305 da, als durch Schweiß zu erringen, was jene muthwillig ver- geudeten. Denn während der hohe Adel mit dem Hofe in Paris und Versailles große Summen leichtsinnig verpraßte, erlagen die Bürger und Bauern in den Provinzen fast dem Drucke der Abgaben. Die Leiden des Volkes wurden noch erhöhet durch die Erpressungen der Generalpächter, welche die Abgaben mit einer Härte und Grausamkeit eintricben, die alle Vorstellung übersteigt. Nicht viel besser war das Loos des ärmeren Landadels und der niederen Geistlichkeit, auf die der hohe Adel mit gleicher Geringschätzung herabsah. Und doch wurden gerade bei den mittleren Ständen die größte Bildung und die vorzüglichsten Talente gefunden, zumal in den größe- ren Städten und vor allen in Paris, wo die unsinnige Ver- schwendung der Großen sie bereichert und ihnen die Mittel zu einer wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Kinder gegeben hatte. Je mehr die mittleren Stände ihre geistige Ueberlegenheit fühl- ten, um so tiefer kränkte sie auch die unverdiente Zurücksetzung. So erzeugte sich bei ihnen eine glühende Erbitterung, zunächst gegen den Adel und dann auch gegen den König selbst, der ihn so sehr begünstigte, und immer reger wurde die Sehnsucht nach einer Veränderung, die dem Talente eine freie ungehin- derte Laufbahn eröffne. Daher damals jenes häufige und genaue Forschen nach dem Ursprünge des Unterschiedes der Stände, jenes allgemeine Lästern der bestehenden Ordnung, und jenes Hinweisen auf die Uranfänge der menschlichen Ge- sellschaft zur Rechtfertigung der ursprünglichen Gleichheit und Freiheit. Schon vor einigen Dezennien hatten Rousseau, Voltaire und andere französische Gelehrte derartige Grund- sätze in ihren Schriften mitgetheilt und das aufgeregte Volk in den Schwindel ihrer Meinungen hineingezogen. Ihre Lehre schien durch die Unabhängigkeit Nordamerika's die Bestätigung erhalten zu haben. Eben dieser nordamcrikanische Freiheits- krieg, an welchem die Franzosen so warmen Antheil nahmen, war für sie eine Schule der patriotischen Begeisterung und der brennenden Freiheitsliebe, wie früher bemerkt ist. Welter's Weltgcsch. Ih. 16. Aufl. 20

10. Geschichte des Mittelalters - S. 242

1861 - Münster : Coppenrath
242 und Erbrichter vorstanden, suchten sich dieser Oberherrlichkcit ganz zu entziehen. Da beschloß Leopold, das abtrünnige Volk zu züchtigen und so die C'hre des Hauses Oesterreich zu rächen. Er rief sein Kriegsvolk zusammen, um — wie er höhnisch sagte — die Schweizcrbanern mit dem Fuße zu zertreten. Denn er meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Scharen würde die Hirten erschüttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein an- deres Geschäft, als die ruhige Pflege ihrer Heerdcn kannten. In stolzer Zuversicht zogen die österreichischen Ritter, alle vom Kopfe bis zu den Füßen gepanzert, mit hochwallenden Helm- büschen und klirrenden Lanzen durch die Hohlwege der Alpen gerade auf Schwyz los. Allein auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Strei- ter, wenn ihn das theure Vaterland unter seine bedrängte Fahne ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden denen aus Schwyz zu Hülfe; dennoch kam nur ein Häuflein von dreizehnhundert Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte die Menge, und die Oertlichkeit begünstigte die leichtbewaffneten Hirten mehr, als die schwer gerüsteten Ritter. Die Schweizer besetzten den Engpaß Morgarten, der sich zwischen dem Berge Deorgarten und dem Agerisee hinzieht. Hiedurch ging der glänzende Zug der Ritter. Und als der Paß zwischen Berg und See mit Menschen und Pferden dicht angefüllt war, da erhoben sich die Dreizehnhundert. Mit lautem Geschrei wälzten sie mächtige Stcinblöcke von der Höhe des Berges hinab und schleuderten andere mit großer Leibeskraft mitten in den ge- drängten Haufen. Da entstand eine gräuliche Verwirrung im Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk, andere sprengten in den See. In diesem Augenblicke rannten die Schweizer herunter und fielen in vollem Laufe den Feinden, die sich in dem beengten Raume kaum rühren tonnten, in die Seite, schlugen mit Keulen drein und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da sanken viele der Grafen und Ritter und Edelen aus Leopold's Heere entseelt zu Boden. Auch Landenberg war unter ihnen.
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