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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 70

1849 - Münster : Coppenrath
70 nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs- bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe- wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf, und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se- nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für das Interesse des Staates zu finden. Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli- chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih- geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte- rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild seiner selbst! Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten, trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort — welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos- sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und

2. Die alte Geschichte - S. 138

1872 - Münster : Coppenrath
138 in den andern spter. Die meisten bildeten mit der Zeit eben so viele Republiken oder Freistaaten, in denen eine be-stimmte Zahl Brger, die das Volk aus seiner Mitte whlte, abwechselnd die Negierung fhrte. 45, Vereinignngspunkte smmtlicher griechischer Staaten. Ungeachtet der Zerstckelung des Landes in eine Menge kleiner unabhngiger Staaten hrten doch die Griechen nicht auf, sich fortwhrend als eine ungeteilte Nation zu betrachten. Auer der gemeinsamen Sprache, dem festen Bindungsmittel einer jeden Nation, gab es vorzglich drei Einrichtungen, welche den Nationalsinn bei ihnen rege hielten und die traurigen Fol-gen der Eifersucht und Zwietracht milderten, die aus jener Zerstckelung nothmendig hervorgehen muten. Diese waren: die gemeinsame Religion (Mythologie) berhaupt und die Orakel insbesondere, die Amphiktyonieu und die Nationalspiele. 1) Die gemeinsame Religion. Die Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern mehre Götter und Gttinnen. Diese bedeuteten eigentlich nur die Krfte und Mchte der uns umgebenden sichtbaren Natur, durch welche unser Leben sowohl erhalten als auch bedroht wird. In der Stimmung eines ungewhnlich erhhten Lebensgefhles glaub-ten sie daher auch den Gott unmittelbar selbst in ihrer Brust zu fhlen, im Donner ihn zu hren, im Wehen der Lfte zu empfinden, in der rieselnden Quelle ihn zu vernehmen. Sie dachten sich ihre Götter ganz menschlich, mit allen Vorzgen; und Gebrechen der menschlichen Natur; nur an Macht ragten sie der diesen empor. Wer ihnen Opfer brachte, sie anslehete und den Weg der Tugend wandelte, dem waren sie gewogen? den Frevler ereilte ihre Strafe. Die Priester standen als Diener der Gottheit und Vorsteher der Religion im hchsten Ansehen-Man glaubte, da die Götter sie ihres persnlichen Umganges wrdigten und ihre Gebete am ersten erhrten. Der Glaube

3. Geschichte des Mittelalters - S. 60

1872 - Münster : Coppenrath
60 jhrlich dreihundert Pferde als Tribut zu liefern und das unter ihnen angefangene Bekehrungswerk nicht zu hindern. Aber kaum hatte der Sieger den Rcken gewandt, so erschlugen sie ihre Bekehrer, verbrannten die Kirchen und kehrten jauchzend in die Wlder zu den Altren ihrer vaterlndischen Götter zurck. Karl sah wohl ein, da ohne vllige Unterwerfung dieser ge-fhrlichen Nachbaren keine Ruhe, keine Sicherheit fr sein eigenes Reich zu gewinnen sei. Auch hielt er sich als Christ im Gewissen verpflichtet, das Heidenthum und insbesondere die grausamen Menschenopfer unter den Sachsen auszurotten und diese mit Gewalt zur Annahme des Christenthums zu zwingen. Auf einer groen Reichs Versammlung zu Worms, im Jahre 772, wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Damals ahnete Karl wohl nicht, da dieser Krieg mit geringer Unterbrechung einunddreiig Jahre dauern wrde. Auf des Knigs Ruf griffen die Franken gegen ihre alten Feinde frendig zu den Waffen. Wie ein verheerender Strom brachen sie in das unvorbereitete Sachsen ein und berfluteten die Beste Ehresburg, einen den Sachsen heiligen Ort. Hier war der Hauptsitz ihrer Götter und Priester, ihrer Volksfeste und Zu-sammenknste. Hier war der heilige Hain mit der Jrmensnl oder Jrmensnle, einem Riesenbaume, der nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug. Da baten die berfallenen um Frieden mid stellten Geiel. Karl ging diesen Frieden jetzt um so lieber ein, weil ihn gerade neue Unruhen nach Italien riefen. 17. Karl erobert das longobardische Reich (774). In Paota, der Hauptstadt des Longobardenreiches, herrschte nach dem Tode Aifulf's Desiderius. Karl hatte dessen Toch-tcr zur Gemahlin genommen, dieselbe aber schon nach dem ersten Jahre ihm zurckgeschickt. Darber wurde Defiderius hchst ausgebracht und schwur dem treulosen Gemahle seiner Tochter bittere Rache. Gegen ihn selbst wagte er zwar ffentlich nichts zu unternehmen, heimlich aber warb er eine Partei fr die beiden Shne des verstorbenen Karlmann, welche sich mit ihrer

4. Geschichte des Mittelalters - S. 228

1872 - Münster : Coppenrath
228 Kaiser aus verschiedenen Knsern, von Andolf von Kaksnrg bis auf Atrecht Il (12731437). 63. Rudolf von Habsburg (1273-1291). Am Ufer der Aar, in dem Schweizer Kanton Aargau, erheben sich auf einem den Strmen freistehen den Hgel die Ruinen des Schlosses Habichtsburg ober Habsburg, die weit der die Gegenb hinschauen. Dieses Schlo war das Stamm-haus des berhmten Grafen Nnbolf von Habsbnrg, der im Jahre 1273 zum deutschen Kaiser erwhlt wurde. Er be-sa noch mehre andere Gter, in der Schweiz sowohl, als in Schwaben und im Elsa, und stand deshalb als ein mchtiger Herr in groem Ansehen. Auch war er als ein frommer und biederer Held in der ganzen Gegend hoch geehrt. Er schtzte in jenen unruhigen Zeiten nach Friednch's Ii. Tode, wo Deutsch-laub eine geraume Zeit hinburch so gut wie ohne Regenten war, den Brger wie den Landmann vor den herumziehenden Rubern. Vorzglich gefiel dem Volke seine Ehrfurcht fr die Religion und ihre Diener. Einst begegnete ihm auf der Jagd ein Priester, der mit der letzten Wegzehrung zum Kranken eilte. Wegen des angeschwollenen Waldwassers war der Weg schlpfrig und unsicher geworden. Da sprang Rudolf von seinem Rosse, lie den Priester aufsteigen und fhrte demuths-voll selbst das Thier am Zgel bis vor das Haus des Kran-fen. Hier wartete er, bis die heilige Handlung vollbracht war, und geleitete dann den Priester zurck. Das Pferd aber wib-mete er von nun an dem Dienste der Kirche; beim er hielt sich fr imwrbig, je wieber das Thier zu besteigen, das un-seren Herrn und Heiland getragen hatte. Den Erzbischof Werner von Mainz, welcher nach Rom reisete, begleitete er in jenen unsicheren Zeiten bis an die Alpen. Und als sie von einander schieben, reichte ihm der Erzbischof sreunblich die Hand und sprach: Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch lo lange, ba

5. Geschichte des Mittelalters - S. 244

1872 - Münster : Coppenrath
244 Habsburgischen Brder und ihre Hoffnungen. Die Schweizer der Urkautone, welchen die Habsburgischen Fürsten als Erbherren und Erbrichter vorstanden, suchten sich dieser Oberherrschaft ganz zu entziehen. Da beschlo Leopold, das abtrnnige Volk zu zchtigen, und rief sein Kriegsvolk zusammen. Er meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Scharen wrde die Hirten erschttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein anderes Ge-schst, als die ruhige Pflege ihrer Heerdeu kannten. In stolzer Zuversicht zogen die sterreichischen Ritter, alle vom Kopfe bis zu den Fen gepanzert, mit hochwallenden Helmbschen und klirren-den Lanzen durch die Hohlwege der Alpen gerade auf Schwyz los. Allein auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Streiter, wenn ihn das thenre Vaterland unter seine bedrngte Fahne ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden denen aus Schwyz zu Hlfe; dennoch kam nur ein Huflein von dreizehnhundert Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte die Menge, und die Oertlichkeit begnstigte die leichtbewaffneten Hirten mehr, als die schwergersteten Ritter. Die Schweizer besetzten den Engpa M orgarten, der sich zwischen dem Berge Morg a rten und dem Agerisee hinzieht. Hierdurch ginn, der glnzende Zug der Ritter. Und als der Pa zwischen Berg und See mit Menschen und Pferden dicht angefllt war, da erhoben sich die Dreizehnhundert. Mit lautem Geschrei wlzten sie mchtige Steinblcke von der Hhe des Berges hinab und schleuderten andere mit groer Leibeskraft mitten in den ge-drngten. Haufen. Da entstand eine gruliche Verwirrung im Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drngten zurck auf das nachfolgende Fuvolk, andere sprengten in den See. In diesem Augenblicke rannten die Schweizer herunter und fielen in vollem Laufe den Feinden, die sich kaum rhren konnten, in die Seite, schlugen mit Hellebarten oder Beilen drein und rissen mit ihren Streitkolben die Ritter von den Pferden. Da sanken viele der Grafen und Ritter und Edelen aus Leopolds Heere entseelt zu Boden. Auch Laudenberg mar unter ihnen. i

6. Geschichte des Mittelalters - S. 252

1872 - Münster : Coppenrath
252 erhoben. Diesem fehlte es zwar nicht an gutem Willen, wohl aber an Macht, den zerrtteten Zustand des Reiches zu ver-bessern. Er regierte nur zehn Jahre, von 1400 bis 1410. 70, Die Schlacht bei Sempach (1386). Winkelried. Unter der Negierung des Kaisers Wenzel herrschte in Oester-reich Herzog Leopold, ein Neffe des Leopold, welcher im Jahre 1345 im Morgarten geschlagen worden war. Dieser konnte der Schmach nicht vergessen, welche das Haus Oesterreich von den drei Waldstdten Schwyz, Uri und Unterwalden erlitten hatte. Sein Zorn wuchs noch mehr, als er sah, wie sich ihr Bund immer mehr befestigte und immer neue Orte in denselben auf-nahm. Darum beschlo er, strenge Rache an den bermthigen Hirten zu nehmen. Im Jahre 1386 trat er den Rachezug an und zog an der Spitze seiner geharnischten Ritter gen Sempach im Aargau. Hier, in einem Walde, warteten seiner die Eid-genossen. Sie waren nur leicht bewaffnet, grtentheils mit Hellebarten, breiten Schwertern, Keulen und hlzernen Schilden. Dennoch schreckte sie der Anblick der eisernen Männer nicht; Vaterlandsliebe verlieh hheren Muth. Nun hie der Herzog Leopold den Scharen seiner Ritter von den Nossen steigen, weil er davon Verwirrung im Bergrechte frchtete, und befahl, Mann an Mann, gleich einer eisernen Mauer, mit vorgesenkten Speeren gegen die Eidgenossen zu stehen. Und die Ritter stie-gen ab von den Pserden und lieen das Fuvolk, dem sie die Ehre des Sieges nicht gnnten, weit hinter sich. Ulrich von Hasenburg aber, ein im Kriege ergrauter Ritter, rieth vom Angriffe ab, bevor nicht die weitere Verstrkung angekommen. Das erschien allen brigen Rittern als unritterlich, und einer rief mit hhnendem Uebermuthe: O Hasenburg, du Hasenherz, mit Recht fhrst du deinen Neimen!" Mehre Ritter baten den Herzog, sich nicht selbst der Gefahr auszusetzen; hochherzig aber wies er sie zurck mit den Worten: Soll denn Leopold von

7. Geschichte des Mittelalters - S. 245

1872 - Münster : Coppenrath
1 245 Nur mit einem klglichen Ueberrefie seines Heeres entkam Leopold nach Winterthur. Jetzt verwandelten die drei Waldstdte ihren frheren, auf zehn Jahre geschlossenen Bund in einen ewigen, und dieser bildete die eigentliche Grundlage der jetzigen Schweizer Eidgenossenschaft. 67. Ludwig von Bayern (13141347) und Friedrich der Schne von Oesterreich (13141330). Unterdessen wurde der Krieg zwischen den beiden Gegenkaisern, Ludwig von Bayern und Friedrich von Oesterreich, mit der grten Erbitterung gefhrt, und Deutschland hierbei auf das schrecklichste verwstet. Endlich, im Jahre 1322, kam es bei Mhldorf in Bayern zu einer entscheidenden Schlacht. Sie whrte von Sonnenaufgang zehn Stunden lang. Anfangs schien das Glck die Oesterreicher zu begnstigen. Friedrich selbst focht ritterlich an der Spitze seiner Leibwache, sitzend nur einem stolzen Rosse, in vergoldeter Rstung, mit einem Helme geschmckt, auf dem sich der Reichsadler erhob, und warf Alles vor sich nieder. Gegen Mittag aber machte Schweppermann aus j Nrnberg, Ludwig's erfahrener Feldhauptmann, eine nuerwar-tete Schwenkung, so da die Feinde Sonne, Wind und ^taub in's Gesicht bekamen. Diesen Vortheil benutzten die Bayern und drangen mit Ungestm in die Oesterreicher. Schon fingen diese an Zu weichen, als sie pltzlich einen Zug Reiter mit sterreichischen Fhnlein und Feldzeichen erblickten. Sie mein-ten, es sei der Herzog Leopold, der in der Stunde der Gefahr mit seinen Scharen seinem Bruder zu Hlfe ziehe, und jubelten ihm entgegen. Allein es war nicht Leopold, es war der Burg-gras von Nrnberg, der mit einer Reiterschar, welche sterreichische Feldzeichen fhrte, um die Feinde zu tuschen, pltzlich ! aus seinem Hinterhalte hervorbrach und den jubelnden Oesterreichern in den Rcken fiel. Da war die Verwirrung und Flucht allgemein. Friedrich selbst wurde gefangen und nach dem festen Schlosse Trausuitz im nrdlichen Bayern gebracht.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 49

1861 - Münster : Coppenrath
49 hatte. Ein Prophet dieser Seele, der Bäcker Johann Matthisen aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten Apostel, Johann Bockelsohn, früher Schneider, dann Schenkwirth und Dichter, aus Leiden nach Münster, wo gerade damals der Prediger Rottmann die Reformation verbreitete und mit seinem Anhänge hier einen ähnlichen Sturm gegen den Katho- licismus veranlaßte, wie damals Karlstadt in Wittenberg. Das betrübende Bild, welches die durch innere Parteiungen zerrissene Stadt darbot, hatte die Sehnsucht nach einem besseren Zustande der Dinge rege gemacht. Da kamen die Wiedertäufer und predigten ihnen ihre Grundsätze von einem neu aufzurich- tenden Reiche Christi, in welchem völlige Freiheit und Gleich- heit herrsche. Das trügerische Zauberbild zog die Gemüther der aufgeregten und neuerungssüchtigen Menge an. Viele ließen sich durch den abermaligen Empfang der Taufe zu Bürgern des neuen Reiches einweihen. Auch Rottmann schloß sich an die Wiedertäufer. Der Bischof und das Domkapitel flohen aus der stürmisch bewegten Stadt. Bald hatten die Wiedertäufer die Ueberhand, und der Schneider Johann von Leiden und der Tuchmacher Knip- perd olling, nachmals der Catilina der unglücklichen Stadt genannt, spielten jetzt die Hauptrolle. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich; Kirchen und Klöster wurden rein aus- geplündert, zum Theil zerstört, Heiligthümer mit Füßen ge- treten, Bilder und Statuen zerschlagen, schriftliche Urkunden und Denkmäler zerrissen, alle Bücher, bis auf Luther's Bibel, auf öffentlichem Markte verbrannt. Nichts sollte übrig bleiben, was an den früheren Zustand erinnern konnte. Alsdann wurde förmliche Gütergemeinschaft und Vielweiberei eingeführt. Die längst verheißene Freiheit aber endete in der Schreckens- herrschaft des Johann von Leiden, der nun als Prophet und König auftrat, da Matthisen bei einem Ausfälle aus der Stadt geblieben war. Auf dem Markte stand für ihn der „Stuhl David's" aufgerichtet. Täglich wurden die ausgesuchtesten Hinrichtungen wie ein öffentliches Schauspiel aufgeführt. Der Weiter's Wcltgesch. Iii. 16. Aust. 4

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 50

1861 - Münster : Coppenrath
50 Bürgermeister Knipperdolling selbst übernahm hierbei die Stelle des Scharfrichters. Das Volk zitterte, wenn der Schneider- könig in voller Majestät durch die Straßen daherzog. In der Rechten trug er das goldene Scepter, sein scharlachrother Mantel blitzte von Gold und Juwelen. Ihm zur Seite gingen schön geschmückte Edelknaben, die ein Schwert, eine Bibel, den Reichsapfel und die Krone feierlichst vortrugen. Eine große Schar bewaffneter Trabanten bildete die Leibwache. 'Der König erließ den Befehl, sein neues Reich Israel durch die Gewalt des Wortes und der Waffen über den ganzen Erdkreis auszubreiten. Und sofort wurden zu diesem Zwecke Apostel nach allen Weltgegenden ausgesandt. Fast alle aber wurden, statt Bürger sür das neue Reich zu gewinnen, vom Schwerte der Gerechtigkeit erreicht. Das Belagerungsheer des Bischofes und einiger benach- barten Fürsten machte unterdessen nur geringe Fortschritte. Um so verderblicher aber wüthete der Hunger unter den Auf- rührern, und die Grausamkeit des Königs, der jeden Tag mit Hinrichtungen bezeichnete. Der ärmere Theil des Volkes, welcher schon mit Wurzeln, Kräutern, Rinden und Baumblät- tern sich behelfen mußte, umschwärmte mit bleichen, hohläugigen Gesichtern den König, wenn er in seiner Pracht und Herr- lichkeit durch die Straßen zog, und heulte um Vrod. Endlich erbarmten sich zwei Bürger der unglücklichen Stadt. Sie öffneten heimlich in der Nacht dem Belagerungsheere des Bischofs und seiner Verbündeten die Thore, und die Aufrührer erlagen nach verzweiflungsvoller Gegenwehr. Rottmann fiel im Kampfe, der König Johann von Leiden, wie auch sein Scharfrichter Knipperdolling und sein Minister Krechting wurden in ihren Verstecken ergriffen, unter großen Martern hingerichtet, und ihre Leichname in eisernen Käfigen, der König in der Mitte, an dem höchsten Thurm der Stadt aufgehängt. Das war der Ausgang des Aufruhres. Diese Vorgänge hatten die völlige Unterdrückung der Reformation und die

10. Geschichte des Mittelalters - S. 242

1861 - Münster : Coppenrath
242 und Erbrichter vorstanden, suchten sich dieser Oberherrlichkcit ganz zu entziehen. Da beschloß Leopold, das abtrünnige Volk zu züchtigen und so die C'hre des Hauses Oesterreich zu rächen. Er rief sein Kriegsvolk zusammen, um — wie er höhnisch sagte — die Schweizcrbanern mit dem Fuße zu zertreten. Denn er meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Scharen würde die Hirten erschüttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein an- deres Geschäft, als die ruhige Pflege ihrer Heerdcn kannten. In stolzer Zuversicht zogen die österreichischen Ritter, alle vom Kopfe bis zu den Füßen gepanzert, mit hochwallenden Helm- büschen und klirrenden Lanzen durch die Hohlwege der Alpen gerade auf Schwyz los. Allein auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Strei- ter, wenn ihn das theure Vaterland unter seine bedrängte Fahne ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden denen aus Schwyz zu Hülfe; dennoch kam nur ein Häuflein von dreizehnhundert Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte die Menge, und die Oertlichkeit begünstigte die leichtbewaffneten Hirten mehr, als die schwer gerüsteten Ritter. Die Schweizer besetzten den Engpaß Morgarten, der sich zwischen dem Berge Deorgarten und dem Agerisee hinzieht. Hiedurch ging der glänzende Zug der Ritter. Und als der Paß zwischen Berg und See mit Menschen und Pferden dicht angefüllt war, da erhoben sich die Dreizehnhundert. Mit lautem Geschrei wälzten sie mächtige Stcinblöcke von der Höhe des Berges hinab und schleuderten andere mit großer Leibeskraft mitten in den ge- drängten Haufen. Da entstand eine gräuliche Verwirrung im Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk, andere sprengten in den See. In diesem Augenblicke rannten die Schweizer herunter und fielen in vollem Laufe den Feinden, die sich in dem beengten Raume kaum rühren tonnten, in die Seite, schlugen mit Keulen drein und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da sanken viele der Grafen und Ritter und Edelen aus Leopold's Heere entseelt zu Boden. Auch Landenberg war unter ihnen.
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