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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 343

1888 - Habelschwerdt : Franke
343 wurden zurückgeschlagen, und die Großmächte erkannten auf einer Konferenz zu London die Unabhängigkeit Belgiens an. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde König der Belgier. b) Polen. Hier war die revolutionäre Partei, zu welcher vorzüglich der Adel gehörte, mit der selbständigen Verwaltung unter dem Großfürsten Konstantin unzufrieden und forderte im Reichstage die Unabhängigkeit von Rußland. Die Unruhen brachen zuerst in der Kriegsschule zu Warschau aus und verbreiteten sich schnell im Volke, das sich mit den verschiedensten Geräten bewaffnete. Die aufständischen Scharen wurden aber an mehreren Orten, zuletzt bei Ostrolenka, entscheidend geschlagen, 1831. Polen verlor Hie Konstitution von 1815; an die Stelle des Reichstages trat ein vom russischen Kaiser ernannter Reichsrat. c) In der Schweiz bestand seit langer Zeit ein Gegensatz zwischen den Patriziern der Städte und der Landbevölkerung. Infolge der Eindrücke der Julirevolution gewann in den einzelnen Kantonen das demokratische Element der Landbevölkerung die Oberhand, und es wurden zeitgemäße Reformen getroffen. Als man aber in einigen Kantonen auch in kirchlicher Beziehung rücksichtslos vorging, schlossen 7 katholische Kantone den sogenannten „Sonderbund," der mit Gewalt gesprengt wurde, 1847. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden nun einem Rational-und einem Ständerate übertragen; die ausführende Gewalt erhielt ein Präsident. (Vi.) Friedrich Wilhelm Iv., 1840—1861. 1. Charakter und Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm Iv. wurde den 15. Oktober 1795 zu Berlin geboren. Sein lebhafter, für alles Edle und Schöne empfänglicher Geist entwickelte sich zuerst unter der Leitung seiner geistvollen Mutter, der Königin Luise. Tüchtige Lehrer, wie Riebuhr, Savigny, führten ihn sodann in die Staatswisfenschaften ein, während Scharnhorst und Knesebeck die militärische Ausbildung leiteten. Die Bildhauer Schinkel und Ranch bildeten sein Talent für die zeichnenden Künste, das durch eine Reife nach Italien reiche Nahrung fand. Friedrich Wilhelm zählte zu den gebildetsten Fürsten aller Zeiten; doch war ihm, dem Manne des Gedankens und Gefühls, eine gewisse Weichheit des Gemütes eigen, die ihm in den ernsten Zeiten feiner Regierung eine verhängnisvolle Unentschlossenheit gab. Bei seinem Regierungsantritte erwarteten ihn vorzüglich zwei Aufgaben: 1. er sollte das Versprechen seines Vaters erfüllen, dem Lande eine dem Geiste der Zeit entsprechende Konstitution zu geben, 2. man erwartete von ihm, daß er Deutschland ans seiner Zerrissenheit zu einer festeren Einheit führe. j

3. Geschichtsbilder - S. 98

1899 - Konitz : Dupont
— 98 — feit. Während dieses Feldzuges lernte er 1793 seine spätere Gemahlin, die Königin Luise, kennen. Luise, eine Tochter des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz, war unter der sorgfältigen Pflege ihrer trefflichen Großmutter, der Landgräfin von Hessen und Darmstadt, an Leib und Geist zu einer herrlichen Jungfrau herangewachsen. Sie war bei ihrem Zusammentreffen mit dem preußischen Kronprinzen siebzehnjährig. Sie machte auf Friedrich Wilhelm einen tiefen Eindruck, und er warb um ihre Hand. Weihnachten 1793 fand die Vermählung statt. Es wurde damit ein Bund geschlossen, der dem deutschen Volke stets ein leuchtendes Vorbild traulichen Familienglückes gewesen ist. Das junge Paar, das sich durch seine Leutseligkeit, Einfachheit und echt christliche Liebe die Herzen des Volkes im Sturme eroberte, lebte am liebsten in ländlicher Stille zu Oranienburg oder Paretz. Da herrschte kein steifer, förmlicher Ton. War Erntefest in Paretz, so mischte sich das hohe Paar formlos unter das Landvolk. Die Prinzessin kannte die Freuden und Leiden der Umgebung, und wo es Not zu lindern galt, da war sie stets bereit. Auch als Königin blieb sie ihrer Einfachheit treu. Der Dichter Novalis schrieb von ihr: „Jede gebildete Frau und jede sorgfältige Mutter sollte das Bild der Königin in ihrem oder in ihrer Töchter Wohnzimmer haben. Welche schöne kräftige Erinnerung an das Urbild, das jede zu erreichen sich vorgesetzt hätte..............In unseren Zeiten haben sich wahre Wunder der Verwandlung ereignet. Verwandelt sich nicht ein Hof in eine Familie, ein Thron in ein Heiligtum, eine königliche Vermählung in einen ewigen Herzensbund? Wer den ewigen Frieden jetzt sehen und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin." In ihrer ganzen Größe bewies sich die herrliche Frau im Unglück. Als Schlag auf Schlag, Demütigung, Erniedrigung, Verrat und Not das königliche Haus trafen, da wappnete sich ihr Herz mit der Stärke, die nur Gott den Seinen verleiht. Sie hielt den König aufrecht, ermunterte die Verzagten, flößte dem übermütigen Sieger Ehrfurcht ein, drängte zu Reformationen im Staate und war einer der Sterne, zu denen das Volk aufschaute und auf bessere Tage vertraute. Sie sollte Preußens Wiedergeburt nicht mehr sehen. Die Königin kehrte 1809 mit ihrem Gemahle aus dem fernen Osten nach Berlin zurück; doch ihre Kraft war gebrochen. Schon der Sommer des nächsten Jahres raffte sie dahin. Der Schmerz des Königs und seiner Familie war grenzenlos; aber auch alle Bewohner des Staates und darüber hinaus klagten um die Herrliche. 5. Preußens Zusammenbruch 1806, Friedrich Wilhelm Iii. liebte den Frieden und hatte in den ersten 9 Jahren seiner Regierung alle Sorge aufgewandt, den Frieden seinem Lande zu erhalten. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich dem Bündnisse der Russen und Österreicher gegen Frankreich anzuschließen; doch der König unterschätzte Napoleon und glaubte, von ihm in Ruhe gelassen zu werden, wenn er selblt Ruhe hielte. Wie sehr sollte er getäuscht werden! Napoleons Ländergier war grenzenlos, und hatte der Schlaue Preußen gut behandelt.

4. Geschichtsbilder - S. 136

1899 - Konitz : Dupont
— 136 — qcimen Armee durch Pflichttreue, Thatkraft, Mut und nie ermüdenden Eifer. Das preußische Volk sprach mit Liebe und Begeisterung von seinem künftigen Thronerben und verfolgte jedes Ereignis in seinem Leben mit großem Interesse. . ^ , Lebhafte Freude verbreitete sich darum auch, als zu Anfang des Wahres 1880 bekannt wurde, daß sich Prinz Wilhelm mit Auguste Viktoria, ältesten Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein verlobt habe. ^Am 27. Februar 1881 fand die Vermählung im Schlosse zu Berlin statt. Das hohe Paar führt ein schönes, beglücktes, das Land erfreuendes Familienleben. Eine fröhliche echnr Kinder macht das Glück des hohen Paares aus. Am 6. Mai 1882 wurde unser jetzige Kronprinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst geboren. Das war ein Jubel im Lande, und ,Hurra, vier Kaiser!" rief der überglückliche Urgroßvater Wilhelm 1. Seitdem hat Gott dem hohen Paare noch fünf Prinzen geschenkt: Eitel Friedrich, Adalbert, August, Oskar, Joachim und eine Prinzessin: Linse. Regierungsantritt. Am 15. Juni berief der Tod seines Vaters den Kronprinzen — diesen Titel hat er nur 99 Tage geführt — auf den Thron. Es waren schwere Zeiten. Besorgt sahen die Völker Europas m ‘ die Zukunft. Es glaubte keiner so recht an den Frieden. Viele fürchteten, der jugendliche Kaiser werde sich zu kriegerischen Thaten hinreißen lassen. Wie hatten sie sich getäuscht. _ v,rf r... , Friedensbestreünng. Seine Reisen an die nordischen Hofe, zu den Bundesfürsten nach Wien und Rom, nach Athen und Konstantinopel waren nicht bloß Fahrten der Höflichkeit, sondern bezweckten die Befestigung des gegenseitigen Verkehrs. Bald erkannte man denn auch, daß Kaiser usuhelm so recht ein Schirmherr des Friedens sei. Die ersten Regierungsthaten im Lande. Auch die ersten Regierungshandlungen im Lande gewannen ihm die Herzen des Volkes im raschen Fluge. Er nahm sofort die großen Pläne seines Großvaters, die Förderung des Volkswohls und Verbesserung der Lage der Lohnarbeiter kräftig in die Hand. Ec ließ die Lage der Bergarbeiter unter,uchen und gesetzliche Anordnungen zur Besserung ergehen, berief kundige Männer zur Beratung über die Fragen der Frauen- und Kinderarbeit, der Sonntagsruhe und Arbeitszeit. Folge dieser Beratungen waren entsprechende gesetzliche Anordnungen. 1891 erschien das Jnvaliditats- und Alteräveriuhe- runqsnefetz, dessen Wirkung und dessen Segen unabsehbar ist. Das iuij-land sah mit Staunen auf ein solches Werk; aber es hat nur ei|t schwache Anfänge der Nacheiferung gemacht. Unter den Arbeitern selb]! hat die Verführungskunst manchen so verblendet, daß er zu einer fröhlichen Anerkennung der ihm gewidmeten Fürsorge nicht gekommen ist. Das yat aber den Kaiser nicht erlahmen lassen: „Ob Wir nun Dank oder Undank für unsere Bestrebungen für Ausbesserung des Wohles der arbeitenden Klassen ernten, in diesen Bestrebungen werde Ich nicht erlahmen. Natürlich gilt dem Kaiser das „Jedem das Seine!" als Richtschnur, und so erfreuen sich auch alle anderen Stände feiner landesvaterlichen tfutv sorge, die Landwirtschaft und der Handel, die Industrie und die Wissen-

5. Geschichtsbilder - S. 6

1899 - Konitz : Dupont
— 6 — Heerbann. Stehende Heere im heutigen Sinne kannte der Germane noch nicht. Nur der Krieg rief zu den Waffen; doch übten die Jünglinge auch in Friedenszeiten ihren Mut, indem sie zwischen Schwert- und Speerspitzen den gefährlichen Schwerttanz aufführten. Jeder freie Mann war zum Kriegsdienste verpflichtet, also sie waren wirklich „ein Volk in Waffen." Die Aufnahme in das Heer erfolgte im öffentlichen Thing und zwar nach einer Waffenprobe: „dann schmückt ein Häuptling oder der Vater den Jüngling mit Schwert und Framea." (T.) Das Heer bestand vorzugsweise aus Fußvolk; doch stellte jeder Gau auch etwa 50 Berittene. Bei Kriegsgefahr wurde das Volk durch Boten zu den Waffen gerufen und versammelte sich ans der Wahlstatt, die bei der Niederlassung in irgend einer Gegend immer zuerst abgesteckt wurde. In dringender Gefahr loderte Feuer aus deu Höhen auf, oder es erscholl der Ruf „Feindio". Waren die Mannen zusammengetreten, so erfolgte in älteren Zeiten die Wahl des Heerführers, Herzogs, später erfolgte diese Wahl wohl für längere Zeit im voraus, was jedoch nicht verhinderte, den Nichtbewährten mich wieder abzusetzen. War der Anführer bestellt, so ließ er das Banner entfalten als ein Zeichen, daß nun der Kriegsgott mit dem Heere sei. Die Hauptwaffe war die Framea, ein kurzer Speer, zum Wurf, Stoß und schlag gleich gut geeignet. Andere Waffen waren Gere — Wurfspieße, wtreitärte, Keulen, Pfeile und Schleudern. Schutzwaffen verschmähte im allgemeinen germanische Tapferkeit. „Wenige tragen Harnische, kaum einer einen Helm. “ Die einzige Schutzwaffe war selbst noch in späteren Zeiten der ans Nutengeflecht oder Brettern gefertigte und mit einem ledernen Überzüge versehene Schild. Der Reiter saß ohne Sattel und Bügel zu Pferde. Die Schlachtordnung bildete ein Viereck mit vorgesetztem stumpfen Dreieck. In letzterem stellten sich die bewährtesten Krieger ans. Häufig befestigten sich die Kämpfer der vordersten Reihen durch Stricke und Ketten aneinander, um das Durchbrechen der Glieder zu hindern. Es war dies die dem Tode geweihte heilige Schar. Hinter der Schlachtordnung befand sich die Wagenburg. Sie bildete eine Art Schutzwehr bei etwaigem Rückzüge und barg Weiber und Kinder. Man zog mit Schildgesang und Kriegsgeschrei in die Schlacht. Der Angriff geschah stürmisch. Jeder kämpfte für sich. Häufig fehlte die einheitliche Leitung, und manche Schlacht ging wegen dieses Umstandes verloren. Strenges Gericht erging nach der Schlacht über den Feigling. Er wurde lebendig begraben. Verräter und Überläufer wurden gehängt, Spione verbrannt. Die Religion der Germanen. Als die Deutschen die Heimstätten im fernen Asien verließen, verehrten sie als Gottheiten die strahlenden Himmelslichter: Zio, den Gott des leuchtenden Himmelsge- wölbes und zugleich der Sonne; daneben freu Gott des Blitzes, den Thnnor, der das schwarze, neidische Gewölk zersprengte. Auch die Elemente erschienen ihnen als Gottheiten, die als Riesen, Drachen und Zwerge erschienen. Sie verehrten diese Gottheiten, die also ursprünglich nichts anderes waren als Kräfte der Natur, mit Gebet und Opfer. Auf den gewaltigen Stein-

6. Geschichtsbilder - S. 9

1899 - Konitz : Dupont
— 9 — durch welche die Pythia in einen höchst erregten Zustand versetzt wurde. Die mehr oder weniger zusammenhängenden Worte, welche die Priesterin in diesem Zustande hervorstieß, wurden von einem Priester niedergeschrieben und dann gedeutet. Die den Fragenden erteilten Antworten waren in der Regel duukel und vieldeutig. Nationalspiele. Mit der Religion in enger Verbindung standen die zu Ehren der Götter veranstalteten allgemeinen Wettkämpfe. Sie bildeten zugleich ein Band der Vereinigung der griechischen Stämme. Am berühmtesten waren die zu Olympia in Elis. Sie fanden alle 4 Jahre statt. Jeder unbescholtene Grieche konnte teilnehmen. Der Haupttag des Festes fiel auf den ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende. Zahllose Scharen ans allen Gauen strömten herbei. Die Wettkämpfe bestanden im Wettlauf, Ringkampf, Faustkampf, Wagenrennen, Werfen des Diskos. Der Sieger erhielt einen zum Kranze gebogenen Ölzweig. Herolde verkündetem allem Volke die Namen der Sieger, auch die ihrer Väter und Heimatsorte. Große Ehren erwarteten den Sieger zu Hause, und man errichtete ihm Bildsäulen. Auch nach dem Ende des Festes blieb man noch in Olympia versammelt. Es entwickelte sich ein reger Verkehr: Handwerker, Künstler und Kaufleute boten ihre Erzeugnisse und Waren an; Geschichtsschreiber und Dichter lasen ihre Werke vor, und Redner und Philosophen hielten Vorträge. Theater, Schaubudenbesitzer, Gaukler re. sorgten in ihrer Weise gleichfalls für die Unterhaltung des Volkes. Auch an andern Orten wurden Festspiele abgehalten, so in Korinth („Kraniche des Jbykus" von Schiller), Delphi und Renten. Die Heroenzeit. Die Jugendgerichte des griechischen Volkes ist wie bei allen Völkern in Dunkel gehüllt. Nur eine Reihe von Sagen erinnert daran, daß Körperstärke und kühner Mut für das Höchste, abenteuerliche Thaten aber für nachahmenswert galten. Diese Zeit, Heroenzeit genannt, erstreckte sich etwa bis ins elfte Jahrhundert vor Ehr. Geb. Zu den durch die Sage verherrlichten Helden dieser Zeit gehört zunächst Herkules. Es war nach der Sage der Sohn des Zeus und der Königin Alkmene von Theben. Schon in der Jugend bewies er seine gewaltige Stärke, so erdrückte er in der Wiege zwei Giftschlangen, die Hera geschickt hatte, um ihn zu töten. Tüchtige Lehrer unterrichteten den Knaben in allen Künsten des Krieges und im Lautenspiel. Einen derselben erschlug er einst im Zorn. Da mußte er zur Strafe aufs Gebirge gehen und die Herden hüten. Einst saß er in der Einsamkeit des Gebirges am Scheidewege. Da kamen zwei Frauen von stattlicher Größe auf ihn zu. Es waren zwei Göttinnen: das Laster und die Tugend. Die eine versprach ihm alle Lust und Freude des Lebens ohne Kamps und Beschwerde, die andere harte Arbeit, Mühen und Sorgen, dafür aber auch unsterblichen Ruhm. Herkules stieß das Laster zurück und folgte der Göttin der Tugend. Gelegenheit zu Thaten sollte sich bald finden. Als er einst in einem Anfall von Wahnsinn einen schweren Frevel verübt hatte, legte ihm das Orakel zu Delphi auf, sich in den Dienst des Königs Eurystheus von Mycene zu begeben und dessen Anordnungen zu folgen. Auf Geheiß des Königs vollführte er zwölf

7. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

8. Theil 4 - S. 327

1880 - Stuttgart : Heitz
Tod der Kaiserin-Mutter. 327 Vehckgerichten, welche nicht gegen die Russen allein, sondern auch gegen die eigenen Landsleute, die es mit den Russen hielten,-ihre furchtbaren Urtheile fällte und dieselben durch eine besondere Mannschaft mit verwegener Schnelligkeit, bisweilen im Innern der Wohnungen, in geheimnißvoller Weise vollstrecken ließ. Der Zustand war schrecklich; auf der einen Seite die Drohungen und die Gewalt der Russen, auf der anderen die Angst vor der Kugel oder dem Strange der geheimen Nationalregiernng. Aber auf die Dauer nutzte sich dieser Terrorismus ab und bei der strengen Grenzwacht, welche Preußen und später auch Oestreich übte, mußte es gar bald auch an Waffen fehlen. Schon im Juli 1863 fing daher der Aufstand zu erlöschen an, und Rußland wies jetzt, nach langer geschickter Verzögerung der Verhandlungen, die von Frankreich, England und Oestreich zu Gunsten Polens versuchte Intervention zurück. Zugleich wurde Wielopolski aus Urlaub geschickt, auch der Großfürst Constantiu zog sich zurück; an die Spitze der Regierung trat der General von Berg mit fast unumschränkter Gewalt. Die Theilnehmer am Aufstande wurden nun mit nnnach-sichtlicher Strenge verfolgt und bestraft; der Adel und die Geistlichkeit überhaupt in Besitz und Vermögen geschwächt, die Leibeigenschaft dagegen aufgehoben und der Bauernstand von der Grund-herrschaft unabhängig gemacht. Es geschah alles, um eine nochmalige nationale Erhebung unmöglich zu machen. Die kaiserliche Familie erlitt im I. 1860 einen herben Verlust durch den Tod der Kaiserin Mutter, Alexandra. Feodo-rowna, einer Tochter Friedrich Wilhelms Iii. von Preußen. Ihre Kindheit hörte den Kriegslärm von Jena, sie sah die bangen Tage von Tilsit und darauf das sorgenvolle, fast bürgerlich-einfache Leben der königlichen Aeltern in Königsberg. Die Zeit der Befreiung Deutschlands und Preußens erlebte sie als zart aufblühende Jungfrau, und als der Friede wieder über Europa schwebte, sah sie zuerst in Berlin den Mann, an dessen Seite sie achtunddreißig Jahre mildernd, segnend, beglückend bis zu seinem Tode durch's Leben gehen sollte.*) *) Ueber die Art und Weise ihrer innigeren Bekanntschaft hat sich folgende gemüthliche Erzählung erhalten: Die Verewigte hatte als preußische Prinzessin eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Hei-math reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Als sie wieder in Berlin angekommen war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen

9. Theil 4 - S. 469

1880 - Stuttgart : Heitz
Begebenheiten in den Jahren 1871 bis 1878. 469 sondern auch erfreuliche Kundgebungen, wie gern sich die Glieder des Reiches um ihren Herrscher zusammenschlossen. Hinter diesem milden Glanze des von Sieg und Ruhm und dankbarer Liebe beglückten, greisen Heldenkaisers lauerte aber doch auch der Unbestand des Schicksals, und er mußte bittre Trübungen seines Glückes erdulden. Am 11. Mai 1878 kehrte der Kaiser von einer seiner gewohnten Spazierfahrten in Begleitung seiner Tochter, der Großherzogin von Baden, in sein Palais zurück; da wurden unter den Linden, mitten aus der Menge, mehrere Revolverschüsse auf ihn abgefeuert. Der Kaiser blieb unverletzt. Ein ganz heruntergekommener Mensch, ehemaliger Klempnergesell, Namens Hödel, hatte die That verübt. Er wurde sofort ergriffen. Die Kunde von diesem nichtswürdigen Verbrechen machte einen schrecklichen Eindruck. Jedermann fühlte sich von Scham und Zorn ergriffen, daß im deutschen Volke ein solches Uebermaß von verruchter Frechheit vorhanden sein konnte. Die Verhöre ergaben, daß Hödel sein Gewerbe nicht mehr betrieb, sondern socialistischen Bestrebungen sich zugewendet hatte. Er war jedoch ohne Mitschuldige. Noch bei seiner Hinrichtung verharrte er in seinem abgestumpften Wesen. Man fühlte allgemein einen Zusammenhang dieses Verbrechens mit den seit einiger Zeit stärker hervorgetretenen socialistischen Umtrieben. Der Socialismus der neueren Zeit war von England und Frankreich ausgegangen. Diese Lehre verfolgte planmäßig die Zerrüttung und den Umsturz alles Bestehenden. Der Staat, die Kirche und die Religion, die Familie und das Eigenthum sollten abgeschafft und durch völlig neue Einrichtungen ersetzt werden. Längere Zeit reichte der Socialismus, abgesehen von einigen Versuchen, praktische Erfolge zu gewinnen, über eine theoretische Existenz nicht hinaus. Laffalle hatte in den ersten Jahren nach 1860 in Deutschland den socialdemokratischen Theorien praktische Mittel und Ziele gegeben, indem er jene Lehren unter die Arbeiter verbreitete. Volksverfiihrer dieser Art haben mit ihren Aufreizungen und verlockenden Verheißungen immer raschen Beifall bei der begehrlichen und leichtgläubigen Menge gefunden. Bald gehörten Hunderttausende in Deutschland dieser Partei an; ihre Vereine waren in allen Theilen des Reiches verbreitet. Die Gefahr, welche alle Lebensverhältnisse bedrohte, wurde immer größer. Die Reichsregierung beschloß, ihr mit der Kraft des Gesetzes entgegen zu treten.

10. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-
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