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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 230

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
230 Tempel) bei den Alten. Was fr die Rmer vor dem dies festus lag und kein dies festus war, das war dies pro festus Werktag. Von den 355 Tagen des vorcsarischen Jahres gehrten 109 als dies nefasti, deren profane Verwendung also ein nefas sein wrde, den Gttern, darunter 61 als feriae publicae im engeren Sinne; 11 weitere waren Gttern und Menschen gemeinsam (dies intercisi= halbe Feiertage). Von den 235 den Menschen verbliebenen Tagen, den dies fasti, an denen es Rechtens (fas) war, den brgerlichen und staatlichen Geschften obzuliegen, sind jedoch noch in Abzug zu bringen die beweglichen Feste (feriae conceptivae) und die von Fall zu Fall angeordneten auerordentlichen Feste (feriae imperativae). Die altrmischen Staatsfeste fielen smtlich auf ungerade Monatstage. Das Wesen der feriae publicae war vollstndige Arbeitsruhe (otium) im ffentlichen Leben, selbst in der Kriegfhrung, soweit es sich wenigstens um Offensive handelte, und mglichste Einschrnkung der Werktagsarbeit (des opus facere) im Privatleben. Neben der Arbeitsruhe und den herkmmlichen Festbruchen waren die gewhn-liehen Bestandteile der Festfeier: das Festopfer (sacriflcium ^ ^vaia), der Festschmaus (epulae aweandaelg) und die Festspiele (ludi ywveg). 1. Die $cfte. \5. a) Der athenische Festkalender. Der athenische Festkalender bot auer den (in der Mt)th. unter den betr. Gottheiten) bereits gen. Festen der Athene, des Jeus, Apoll, Dionysos (der die Dionysosfeste siehe Seite 66), der Artemis, Demeter noch die Theseusfeste, die Zwolxia und Ghrjeia, zum Andenken an den Synoikismos und an die Heimholung der Gebeine des Heros von der Insel Skyros. W. b) Rmische Seste. Der Rmer schied streng zwischen feriae privatae, die nur fr den abgeschlossenen Kreis der Beteiligten unter strenger Verbindlichkeit Geltung hatten, und den pro populo gefeierten feriae publicae. Diese zerfielen wieder in die alten Volksfeste (sacra popularia), an denen sich die groe Menge mit allerlei alten Bruchen und oft in ausgelassener Frhlichkeit beteiligte, und Staatsfeste im engeren Sinne, bei denen die Beteiligung des Publikums etwas Nebenschliches war und die eigentliche Erfllung der an diesen Tagen flligen religisen Verpflichtungen allein den Organen des Staates oblag. t5. Feriae privatae. 1. Familienfeste: Geburtstags- und Todesfeiern der Angehrigen und sonstige Gedenktage; 2. kollegiale Festlichkeiten bestimmter Stnde, Kreise und Verbnde, die sich um gewisse Tempel

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

3. Geschichtsbilder - S. 6

1899 - Konitz : Dupont
— 6 — Heerbann. Stehende Heere im heutigen Sinne kannte der Germane noch nicht. Nur der Krieg rief zu den Waffen; doch übten die Jünglinge auch in Friedenszeiten ihren Mut, indem sie zwischen Schwert- und Speerspitzen den gefährlichen Schwerttanz aufführten. Jeder freie Mann war zum Kriegsdienste verpflichtet, also sie waren wirklich „ein Volk in Waffen." Die Aufnahme in das Heer erfolgte im öffentlichen Thing und zwar nach einer Waffenprobe: „dann schmückt ein Häuptling oder der Vater den Jüngling mit Schwert und Framea." (T.) Das Heer bestand vorzugsweise aus Fußvolk; doch stellte jeder Gau auch etwa 50 Berittene. Bei Kriegsgefahr wurde das Volk durch Boten zu den Waffen gerufen und versammelte sich ans der Wahlstatt, die bei der Niederlassung in irgend einer Gegend immer zuerst abgesteckt wurde. In dringender Gefahr loderte Feuer aus deu Höhen auf, oder es erscholl der Ruf „Feindio". Waren die Mannen zusammengetreten, so erfolgte in älteren Zeiten die Wahl des Heerführers, Herzogs, später erfolgte diese Wahl wohl für längere Zeit im voraus, was jedoch nicht verhinderte, den Nichtbewährten mich wieder abzusetzen. War der Anführer bestellt, so ließ er das Banner entfalten als ein Zeichen, daß nun der Kriegsgott mit dem Heere sei. Die Hauptwaffe war die Framea, ein kurzer Speer, zum Wurf, Stoß und schlag gleich gut geeignet. Andere Waffen waren Gere — Wurfspieße, wtreitärte, Keulen, Pfeile und Schleudern. Schutzwaffen verschmähte im allgemeinen germanische Tapferkeit. „Wenige tragen Harnische, kaum einer einen Helm. “ Die einzige Schutzwaffe war selbst noch in späteren Zeiten der ans Nutengeflecht oder Brettern gefertigte und mit einem ledernen Überzüge versehene Schild. Der Reiter saß ohne Sattel und Bügel zu Pferde. Die Schlachtordnung bildete ein Viereck mit vorgesetztem stumpfen Dreieck. In letzterem stellten sich die bewährtesten Krieger ans. Häufig befestigten sich die Kämpfer der vordersten Reihen durch Stricke und Ketten aneinander, um das Durchbrechen der Glieder zu hindern. Es war dies die dem Tode geweihte heilige Schar. Hinter der Schlachtordnung befand sich die Wagenburg. Sie bildete eine Art Schutzwehr bei etwaigem Rückzüge und barg Weiber und Kinder. Man zog mit Schildgesang und Kriegsgeschrei in die Schlacht. Der Angriff geschah stürmisch. Jeder kämpfte für sich. Häufig fehlte die einheitliche Leitung, und manche Schlacht ging wegen dieses Umstandes verloren. Strenges Gericht erging nach der Schlacht über den Feigling. Er wurde lebendig begraben. Verräter und Überläufer wurden gehängt, Spione verbrannt. Die Religion der Germanen. Als die Deutschen die Heimstätten im fernen Asien verließen, verehrten sie als Gottheiten die strahlenden Himmelslichter: Zio, den Gott des leuchtenden Himmelsge- wölbes und zugleich der Sonne; daneben freu Gott des Blitzes, den Thnnor, der das schwarze, neidische Gewölk zersprengte. Auch die Elemente erschienen ihnen als Gottheiten, die als Riesen, Drachen und Zwerge erschienen. Sie verehrten diese Gottheiten, die also ursprünglich nichts anderes waren als Kräfte der Natur, mit Gebet und Opfer. Auf den gewaltigen Stein-

4. Geschichtsbilder - S. 9

1899 - Konitz : Dupont
— 9 — durch welche die Pythia in einen höchst erregten Zustand versetzt wurde. Die mehr oder weniger zusammenhängenden Worte, welche die Priesterin in diesem Zustande hervorstieß, wurden von einem Priester niedergeschrieben und dann gedeutet. Die den Fragenden erteilten Antworten waren in der Regel duukel und vieldeutig. Nationalspiele. Mit der Religion in enger Verbindung standen die zu Ehren der Götter veranstalteten allgemeinen Wettkämpfe. Sie bildeten zugleich ein Band der Vereinigung der griechischen Stämme. Am berühmtesten waren die zu Olympia in Elis. Sie fanden alle 4 Jahre statt. Jeder unbescholtene Grieche konnte teilnehmen. Der Haupttag des Festes fiel auf den ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende. Zahllose Scharen ans allen Gauen strömten herbei. Die Wettkämpfe bestanden im Wettlauf, Ringkampf, Faustkampf, Wagenrennen, Werfen des Diskos. Der Sieger erhielt einen zum Kranze gebogenen Ölzweig. Herolde verkündetem allem Volke die Namen der Sieger, auch die ihrer Väter und Heimatsorte. Große Ehren erwarteten den Sieger zu Hause, und man errichtete ihm Bildsäulen. Auch nach dem Ende des Festes blieb man noch in Olympia versammelt. Es entwickelte sich ein reger Verkehr: Handwerker, Künstler und Kaufleute boten ihre Erzeugnisse und Waren an; Geschichtsschreiber und Dichter lasen ihre Werke vor, und Redner und Philosophen hielten Vorträge. Theater, Schaubudenbesitzer, Gaukler re. sorgten in ihrer Weise gleichfalls für die Unterhaltung des Volkes. Auch an andern Orten wurden Festspiele abgehalten, so in Korinth („Kraniche des Jbykus" von Schiller), Delphi und Renten. Die Heroenzeit. Die Jugendgerichte des griechischen Volkes ist wie bei allen Völkern in Dunkel gehüllt. Nur eine Reihe von Sagen erinnert daran, daß Körperstärke und kühner Mut für das Höchste, abenteuerliche Thaten aber für nachahmenswert galten. Diese Zeit, Heroenzeit genannt, erstreckte sich etwa bis ins elfte Jahrhundert vor Ehr. Geb. Zu den durch die Sage verherrlichten Helden dieser Zeit gehört zunächst Herkules. Es war nach der Sage der Sohn des Zeus und der Königin Alkmene von Theben. Schon in der Jugend bewies er seine gewaltige Stärke, so erdrückte er in der Wiege zwei Giftschlangen, die Hera geschickt hatte, um ihn zu töten. Tüchtige Lehrer unterrichteten den Knaben in allen Künsten des Krieges und im Lautenspiel. Einen derselben erschlug er einst im Zorn. Da mußte er zur Strafe aufs Gebirge gehen und die Herden hüten. Einst saß er in der Einsamkeit des Gebirges am Scheidewege. Da kamen zwei Frauen von stattlicher Größe auf ihn zu. Es waren zwei Göttinnen: das Laster und die Tugend. Die eine versprach ihm alle Lust und Freude des Lebens ohne Kamps und Beschwerde, die andere harte Arbeit, Mühen und Sorgen, dafür aber auch unsterblichen Ruhm. Herkules stieß das Laster zurück und folgte der Göttin der Tugend. Gelegenheit zu Thaten sollte sich bald finden. Als er einst in einem Anfall von Wahnsinn einen schweren Frevel verübt hatte, legte ihm das Orakel zu Delphi auf, sich in den Dienst des Königs Eurystheus von Mycene zu begeben und dessen Anordnungen zu folgen. Auf Geheiß des Königs vollführte er zwölf

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 6

1892 - : Aschendorff
— 6 - 1533-1535 1545-15g3 1546 1546-154" 1547 2. Die Wiedertäufer in Münster. 1) Feindschaft zwischen bern Bischöfe und bcn Bürgern; Verbreitung lutherischer Lehren durch Bernhard Rothmanu-Eimnischnng der Wiedertäufer. 2) Häupter der Wiedertäufer: Johann Bockelsohu von Leyden, Matthisen / Heinrich Rulle, Bernhard Knipperd ol l ing. 3) Johann von Leyden, König von Zion. Schreckens-j Herrschaft unter ihm, Krechting und Knipperdolling. 4) Einnahme der Stadt durch Wirich bou Daun. — Bestra-fung der Übelthäter durch den Fürstbischof Franz von Waldeck. 3. Tie wachsende Feindschaft zwischen dem Kaiser und den Fürsten. 1) Weitere Ausbreitung der Reformation, ermöglicht durch Karls Kriege mit den Franzosen und mit den Türken. 2) Nutzlose Reichstage und Religio ns ge spräche zur Beilegung des Streites. 3) Konzil zu Trient; die Protestanten weigern sich teil-zuuehmen. 4) Reichstag zu Regensburg; Fernbleiben des Kurfürsten Johann Friedrich von Lachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen. — Rüstungen des Kaisers gegen sie. 5) Kuthers Tod zu Eisleben (15. Febr.) und feierliche Beisetzung zu Wittenberg. 4. Der schmalkaldische Krieg. 1) Angriff des Kriegshanptinanns Sebastian Schärt-lin von Bnrtenbach ans Füssen: Rückzug der Kaiserlichen nach Regensburg. 2) Schärtlins Zug gegen Innsbruck durch die Erhebung der Tiroler vereitelt. 3) Niederwerfung der süddeutschen Bundesglieder (Würt-einberg, Augsburg, Itlm, Straßburg) durch Karl V. 4) Herzog Moritz von Sachsen übernimmt die Voll-ziehung der Acht gegen seine Verwandten und Glaubensgenossen. 5) Schlacht bei Mühlberg (24. April); Niederlage und Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich. 6) Übertragung der sächsischen Kurwürde und der kurfürstlichen Länder an Moritz von Sachsen. 7) Gefangennahme des Landgrafen Philipp von Hessen. 5. Ende der Religionsstreitigkeiten. 1) Karls Bemühungen um einen friedlichen Ausgleich trotz der Vernichtung des fchmalfaldifchen Bundes.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 307

1854 - Münster : Aschendorff
307 ihm nicht wohlgethan, aber in der Betäubung umklammerte er noch einen Baum, an dem er sich festhielt, bis Alles vor- über war, und kam glücklich davon, ging wieder heim zu seinem Bruder, der auch noch lebte, obgleich der Stall neben dem Häuslein wie mit einem Besen weggewischt war. Da konnte man wohl auch sagen: „Der Herr hat seinen Engeln deinetwegen befohlen, daß sie dich auf den Händen tragen." — Denn er macht Sturmwinde zu seinen Boten, und die La- vinen, daß sie seine Befehle ausrichten. Anders erging es in Sturnen, ebenfalls im Kanton Uri. Nach dem Abendsegen sagte der Vater zu der Frau und den drei Kindern: „Wir wollen doch noch ein Gebet verrichten für die armen Leute, die in dieser Nacht in Gefahr sind." Und während sie beteten, donnerte schon aus allen Thälern der ferne Wiederhall der Lavinen, und während sie noch be- teten, stürzte Plötzlich der Stall und das Haus zusammen. Der Vater wurde vom Sturmwinde hinweggeführt, hinaus in die fürchterliche Nacht, und unten am Berge abgesetzt und von dem nachwehenden Schnee begraben. Noch lebte er; als er aber am andern Morgen mit unmenschlicher Anstrengung sich hervorgegraben und die Stätte seiner Wohnung wieder erreicht hatte und sehen wollte, was aus den Seinigen ge- worden sei, barmherziger Himmel! — da war nur Schnee und Schnee und kein Zeichen einer Wohnung, keine Spur des Lebens mehr wahrzunehmen. Doch vernahm er nach lan- gem, ängstlichen Rufen, wie aus einem tiefen Grabe, die Stimme seines Weibes unter dem Schnee herauf. Und als er sie glücklich und unbeschädigt hervorgegraben hatte, da hör- ten sie plötzlich noch eine bekannte und liebe Stimme: „Mut- ter, ich bin auch noch am Leben", rief ein Kind, „aber ich kann nicht heraus!" Nun arbeiteten Vater und Mutter noch einmal und brachten auch das Kind hervor, aber ein Arm war ihm gebrochen. Da ward ihr Herz mit Freuden und Schmerzen erfüllt, und von ihren Augen flössen Thränen des Dankes und der Wehmuth; denn die zwei anderen Kinder wurden auch noch herausgegraben, aber todt. Kurz, in allen Kantonen der Schweiz, in Bern, Gla- rus, Uri, Schwyz, Graubündten, sind in einer Nacht und 20 *

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 374

1854 - Münster : Aschendorff
374 das Losungswort für den Pöbel der Umgegend, der in sau- fen nach Münster strömte, um sich in die Schätze der recht- lichen Bürger zu theilen. Als nun die Stadt in den Händen der Wiedertäufer war, wählten diese einen neuen Rath und einen der wüthendsten Wiedertäufer, den Tuchhändler Knip- perd öl ling, zum Bürgermeister. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich. Die Kirchen und Klöster wurden rein ausgeplündert, zum Theil zerstört, Bilder und Statüen zer- schlagen , alle Bücher bis auf die Bibel verbrannt. In den Straßen hörte man unaufhörlich das Wuthgeschrei: „Thut Buße, das Reich Christi ist nahe!" Auf Matthiesens Befehl mußten die Bürger unter Todesstrafe alles Gold und Silber und sonstige Habe abliefern, und alles dieses wurde als Ge- meingut von sieben Männern, die man Diakonen nannte, verwaltet. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an. Da erschien Matthicsen mit einem langen Speere auf dem Markte und schrie: „Gott sei ihm erschienen und habe ihm befohlen, mit dreißig auserlesenen Männern die Schaaren der Ungläubigen zu vertilgen." Der neue Gedeon machte nun mit dreißig entschlossenen Kämpfern einen wüthen- den Ausfall, wurde aber erschlagen; nur ein einziger von der verwegenen Schaar entging dem Verderben. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, Führer der unsinnigen Rotte. Er hatte Erscheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und rief: „Der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm auf- getragen, den ganzen Rath abzustellen; denn fortan müsse Münster, der Berg Zion, von 12 Richtern unter dem Vor- sitze Johann's von Leyden, des zweiten Moses, wie die Stäm- me Israels regiert werden." Den Bürgermeisterknipperdölling machte er zu seinem Scharfrichter. Auf sein Geheiß trat ein Goldschmied aus der benachbarten Stadt Warendorf auf, Jo- hann Dusenschur, und rief auf dem Markte vor dem versam- melten Volke: „Gott wolle, daß Johann von Leyden König sei; er solle den ganzen Erdkreis beherrschen und mit seinem Heere alle Könige und Fürsten vertilgen." Das ganze Volk staunte über diese neue Weissagung; Johann aber sank in die Kniee und rief: „Schon vor mehreren Tagen, liebe Brüder,

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 367

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
367 » Haine, an den rauschenden Quellen und Wasserfällen versammelten sie sich zu ihrem Dienste. Im sanften Lichte des Mondes unter ihrem Lieblingsbaume, der Eiche, brachten sie gewöhnlich ihre Opfer und feiertem ihre Feste und Mahle. Was ihnen hier aus Erden als das Wünschenswerteste galt, glaubten sie dereinst auch im Himmel, den sie Walhalla nannten, wiederzufinden. Bei Tage ergötzten sich dort die Seligen an der Jagd und an Kämpfen aller Art. So wie der Tag zum Abende sich neigt, werden die Wunden wie durch Zauberkraft wieder ge- heilt. Versöhnt setzen sich die Helden zum festlichen Mahle nieder und trinken im Kreise köstlichen Met aus den mächtigen Hörnern der Auerochsen. Dann stehen sie neugestärkt wieder zum blutigen Spiele aus. Bei einem solchen Glauben an künftige Fortdauer wurden mit den Toten auch wohl dessen Waffen und Pferde auf den Scheiterhaufen gelegt, damit er bei seiner Ankunft in Wal- halla sich ihrer bedienen könne. Die große deutsche Nation bestand wohl aus fünfzig kleinen Völkerschaften. In Sitten und Einrichtungen wichen sie wenig von einander ab. Sie führten viele Kriege mit einander. Die Schwächeren wurden von den Mächtigeren überwunden und ver- drängt. Daher entstand ein häufiger Wechsel der Wohnsitze. Auch traten zu gemeinsamen Angriffen und zu vereinter Verteidigung wohl mehrere Volksstämme zusammen und führten dann gewöhn- lich den Namen des Hanptvolkes gemeinschaftlich. Der Stamm der Cherusker wurde vorzüglich berühmt durch Armiuius oder Hermann, welcher als Heerführer seines Stammes und der verbündeten anderen Stämme, wozu auch die Brukterer im nördlichen und die Marsen im südlichen Westfalen gehörten, die Römer in einer furchtbaren Schlacht schlug. 6. Hermann, der Befreier Deutschlands. Zur Zeit des Kaisers Augustus war Hermann, der Sohn eines Cheruskerfürsten, als Geisel nach Rom gekommen und lernte dort die römische Kriegskunst, zugleich aber auch den Haß gegen die Unterdrücker seines Vaterlandes. Als Jüngling von vierundzwanzig Jahren, tapfer und beredt, von schlanker Gestalt und edlem Gesichte, kam er zurück nach Deutschland und vereinigte bald alle, die das Schmachvolle des römischen Joches fllhlren, zu

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 407

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
407 außer dem himmlischen Schutze zeitliche Güter vollauf haben." Das war das Losungswort für den Pöbel der Umgegend, der in Haufen nach Münster strömte, um sich in die Schätze der rechtlichen Bürger zu teilen. Als nun die Stadt in den Händen der Wiedertäufer war, wählten diese einen neuen Rat und einen der wütendsten Wiedertäufer, den Tuchhändler K nipp erd ö lling, zum Bürgermeister. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich. Die Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, zum Teil zerstört, Bilder und Statuen zer- schlagen, alle Bücher, bis auf die Bibel, verbrannt. In den Straßen hörte man unaufhörlich das Wutgeschrei: „Thut Buße, das Reich Christi ist nahe!" Auf Matthiesens Be- fehl mußten die Bürger unter Todesstrafe alles Gold und Silber und sonstige Habe abliefern, und alles dieses wurde als Gemeingut von sieben Männern, die man Diakonen nannte, verwaltet. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an. Da erschien Matthiesen mit einem laugen Speere auf dem Markte und schrie: ..Gott sei ihm erschienen und habe ihm befohlen, mit dreißig aus- erlesenen Männern die Scharen der Ungläubigen zu ver- tilgen." Der neue Gedeon machte nun mit dreißig ent- schlossenen Kämpfern einen wütenden Ausfall, wurde aber er- schlagen; nur ein einziger von der verwegenen Schar entging dem Verderben. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, Führer der unsinnigen Rotte. Er hatte Er- scheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und rief: „Der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm aufgetragen, den ganzen Rat abzustellen; denn fortan müsse Münster, die Burg Sion, von 12 Richtern unter dem Vorsitze Johanns von Leyden, des zweiten Moyses, wie die Stämme Israels regiert werden." Den Bürgermeister Knipperdölling machte er zu seinem Scharfrichter. Auf sein Geheiß trat ein Goldschmied aus der benachbarten Stadt Warendorf auf, Johann Dusentschur, und rief auf dem Markte vor dem versammelten Volke: „Gott wolle, daß Jo- hann von Leyden König sei; er solle den ganzen Erdkreis beherrschen und mit seinem Heere alle Könige und Fürsten

10. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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