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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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Heerbann. Stehende Heere im heutigen Sinne kannte der Germane noch nicht. Nur der Krieg rief zu den Waffen; doch übten
die Jünglinge auch in Friedenszeiten ihren Mut, indem sie zwischen Schwert- und Speerspitzen den gefährlichen Schwerttanz aufführten. Jeder freie Mann war zum Kriegsdienste verpflichtet, also sie waren wirklich „ein Volk in Waffen." Die Aufnahme in das Heer erfolgte im öffentlichen Thing und zwar nach einer Waffenprobe: „dann schmückt ein Häuptling oder der Vater den Jüngling mit Schwert und Framea." (T.) Das Heer bestand vorzugsweise aus Fußvolk; doch stellte jeder Gau auch etwa 50 Berittene. Bei Kriegsgefahr wurde das Volk durch Boten zu den Waffen gerufen und versammelte sich ans der Wahlstatt, die bei der Niederlassung in irgend einer Gegend immer zuerst abgesteckt wurde. In dringender Gefahr loderte Feuer aus deu Höhen auf, oder es erscholl der Ruf „Feindio". Waren die Mannen zusammengetreten, so erfolgte in älteren Zeiten die Wahl des Heerführers, Herzogs, später erfolgte diese Wahl wohl für längere Zeit im voraus, was jedoch nicht verhinderte, den Nichtbewährten mich wieder abzusetzen. War der Anführer bestellt, so ließ er das Banner entfalten als ein Zeichen, daß nun der Kriegsgott mit dem Heere sei.
Die Hauptwaffe war die Framea, ein kurzer Speer, zum Wurf, Stoß und schlag gleich gut geeignet. Andere Waffen waren Gere — Wurfspieße, wtreitärte, Keulen, Pfeile und Schleudern. Schutzwaffen verschmähte im allgemeinen germanische Tapferkeit. „Wenige tragen Harnische, kaum einer einen Helm. “ Die einzige Schutzwaffe war selbst noch in späteren Zeiten der ans Nutengeflecht oder Brettern gefertigte und mit einem ledernen Überzüge versehene Schild. Der Reiter saß ohne Sattel und Bügel zu Pferde.
Die Schlachtordnung bildete ein Viereck mit vorgesetztem stumpfen Dreieck. In letzterem stellten sich die bewährtesten Krieger ans. Häufig befestigten sich die Kämpfer der vordersten Reihen durch Stricke und Ketten aneinander, um das Durchbrechen der Glieder zu hindern. Es war dies die dem Tode geweihte heilige Schar. Hinter der Schlachtordnung befand sich die Wagenburg. Sie bildete eine Art Schutzwehr bei etwaigem Rückzüge und barg Weiber und Kinder. Man zog mit Schildgesang und Kriegsgeschrei in die Schlacht. Der Angriff geschah stürmisch. Jeder kämpfte für sich. Häufig fehlte die einheitliche Leitung, und manche Schlacht ging wegen dieses Umstandes verloren. Strenges Gericht erging nach der Schlacht über den Feigling. Er wurde lebendig begraben. Verräter und Überläufer wurden gehängt, Spione verbrannt.
Die Religion der Germanen. Als die Deutschen die Heimstätten im fernen Asien verließen, verehrten sie als Gottheiten die strahlenden Himmelslichter: Zio, den Gott des leuchtenden Himmelsge-
wölbes und zugleich der Sonne; daneben freu Gott des Blitzes, den Thnnor, der das schwarze, neidische Gewölk zersprengte. Auch die Elemente erschienen ihnen als Gottheiten, die als Riesen, Drachen und Zwerge erschienen. Sie verehrten diese Gottheiten, die also ursprünglich nichts anderes waren als Kräfte der Natur, mit Gebet und Opfer. Auf den gewaltigen Stein-
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durch welche die Pythia in einen höchst erregten Zustand versetzt wurde. Die mehr oder weniger zusammenhängenden Worte, welche die Priesterin in diesem Zustande hervorstieß, wurden von einem Priester niedergeschrieben und dann gedeutet. Die den Fragenden erteilten Antworten waren in der Regel duukel und vieldeutig.
Nationalspiele. Mit der Religion in enger Verbindung standen die zu Ehren der Götter veranstalteten allgemeinen Wettkämpfe. Sie bildeten zugleich ein Band der Vereinigung der griechischen Stämme. Am berühmtesten waren die zu Olympia in Elis. Sie fanden alle 4 Jahre statt. Jeder unbescholtene Grieche konnte teilnehmen. Der Haupttag des Festes fiel auf den ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende. Zahllose Scharen ans allen Gauen strömten herbei. Die Wettkämpfe bestanden im Wettlauf, Ringkampf, Faustkampf, Wagenrennen, Werfen des Diskos. Der Sieger erhielt einen zum Kranze gebogenen Ölzweig. Herolde verkündetem allem Volke die Namen der Sieger, auch die ihrer Väter und Heimatsorte. Große Ehren erwarteten den Sieger zu Hause, und man errichtete ihm Bildsäulen. Auch nach dem Ende des Festes blieb man noch in Olympia versammelt. Es entwickelte sich ein reger Verkehr: Handwerker, Künstler und Kaufleute boten ihre Erzeugnisse und Waren an; Geschichtsschreiber und Dichter lasen ihre Werke vor, und Redner und Philosophen hielten Vorträge. Theater, Schaubudenbesitzer, Gaukler re. sorgten in ihrer Weise gleichfalls für die Unterhaltung des Volkes. Auch an andern Orten wurden Festspiele abgehalten, so in Korinth („Kraniche des Jbykus" von Schiller), Delphi und Renten.
Die Heroenzeit. Die Jugendgerichte des griechischen Volkes ist wie bei allen Völkern in Dunkel gehüllt. Nur eine Reihe von Sagen erinnert daran, daß Körperstärke und kühner Mut für das Höchste, abenteuerliche Thaten aber für nachahmenswert galten. Diese Zeit, Heroenzeit genannt, erstreckte sich etwa bis ins elfte Jahrhundert vor Ehr. Geb. Zu den durch die Sage verherrlichten Helden dieser Zeit gehört zunächst
Herkules. Es war nach der Sage der Sohn des Zeus und der Königin Alkmene von Theben. Schon in der Jugend bewies er seine gewaltige Stärke, so erdrückte er in der Wiege zwei Giftschlangen, die Hera geschickt hatte, um ihn zu töten. Tüchtige Lehrer unterrichteten den Knaben in allen Künsten des Krieges und im Lautenspiel. Einen derselben erschlug er einst im Zorn. Da mußte er zur Strafe aufs Gebirge gehen und die Herden hüten. Einst saß er in der Einsamkeit des Gebirges am Scheidewege. Da kamen zwei Frauen von stattlicher Größe auf ihn zu. Es waren zwei Göttinnen: das Laster und die Tugend. Die eine versprach ihm alle Lust und Freude des Lebens ohne Kamps und Beschwerde, die andere harte Arbeit, Mühen und Sorgen, dafür aber auch unsterblichen Ruhm. Herkules stieß das Laster zurück und folgte der Göttin der Tugend. Gelegenheit zu Thaten sollte sich bald finden. Als er einst in einem Anfall von Wahnsinn einen schweren Frevel verübt hatte, legte ihm das Orakel zu Delphi auf, sich in den Dienst des Königs Eurystheus von Mycene zu begeben und dessen Anordnungen zu folgen. Auf Geheiß des Königs vollführte er zwölf
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Schlacht bei Sempach und Näfels. L13
Mann war, im Fallen mit zu Boden. Plötzlich stürzten seine
Kriegsgesellen über seinen Leichnam in die Reihen der Ritter hin,
schlugen auf die Wehrlosen rechts und links und machten sich
Bahn, während andere Schweizer sie eilig verstärkten. Die Hitze
des Tages war so groß — es war der 9. Juli —, daß manche
Ritter im Gedränge erstickten. Das Gefecht wurde immer hefti-
ger; denn nun stritten Mann gegen Mann. Viele edle Herren
wurden hier erschlagen. Da sprach Leopold: „Es ist so mancher
Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen; ich will mit ihnen
ehrlich sterben!" Von Wehmuth und Verzweiflung hingerissen,
stürzte er sich in die feindlichen Haufen und fand den gesuchten
Tod. Als die Schaaren ihren Herzog nicht mehr sahen, verloren
sie die letzte Hoffnung. Sie sahen sich eilig nach ihren Pfer-
den um.
„Pferde her! Pferde her!" riefen sie; aber nur Wenige konnten
sie schnell genug erreichen. Sechshundertsechsundfunfzig Grafen,
Herren und Ritter fanden hier, in der Schlacht von Senipach
(1386), ihren Tod, die vielen Knappen ungerechnet. Welche wilde
Tapferkeit die Schweizer beseelte, davon nur ein Beispiel: Die
Einwohner der Stadt Zofingen hatten ihr Banner (Fahne) ihrem
Schultheiß (Bürgermeister), Nikolaus Gutt (oder Thut), anver-
traut. Als er von den Feinden umringt wurde und keine Ret-
tung sah, dachte er nur, das Banner zu retten, um seiner Stadt
die Schande zu ersparen. Er riß das Zeuch in viele Stücke, den
Stock aber faßte er mit den Zähnen fest; so fand man seine
Leiche. Seit der Zeit ließen die Bürger von Zofingen ihre
Schultheißen schwören, das Banner der Stadt so zu hüten wie
Nikolaus Gutt.
Der bei Sempach gefallene Herzog Leopold hinterließ einen
Sohn, Leopold den Stolzen. Dieser 17jährige Jüngling
schickte 1388 wieder einen Haufen Oestreicher, der durch viele
Ritter aus der Schweiz, die-es mit Oestreich hielten, verstärkt
wurde, in die Schweizer Alpen, diesmal auf Glarus zu. Eilig
sammelte sich hier der Landsturm; auch Urner, Unterwälder, Ln-
zerner und Schwyzer eilten herbei. Man traf in der Schlacht
bei Näfels unweit Glarus auseinander. Die Oestreicher wur-
den geschlagen und versprengt, und Viele fanden ihren Tod. Nun
erst ließ sich Oestreich herab, mit den Helvetiern einen Frieden,
zu schließen.
Der Bund der drei Waldstädte, welchen Stauffacher, Fürst
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Wehmuth Nikolaus Nikolaus Leopold Leopold Leopold Leopold Oestreich Oestreich
54 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
aber es war kein rechter Ernst und keine Einigkeit unter ihnen-
Sie wurden nach einiger Gegenwehr geschlagen und Bern, Frei-
burg und Solothurn besetzt. Jetzt wollten sie die ganze Schweiz
umkehren. Da traten die Waldstädte, die einst so mannhaft
gegen Oestreich und Burgund gekämpft hatten, zusammen, den
treulosen Angriff abzutreiben. Aber — es waren nicht mehr
die alten Schweizer. Es fehlte auch hier an Einigkeit und Ver-
trauen, und auch sie mußten nun den Einmarsch der verhaßten
Franzosen dulden, welche die alte Eintheilung in 13 Cantons
aufhoben und die Schweiz nach französischem Muster in eine
einzige Republik verwandelten, die nun ganz von Frankreich ab-
hängig blieb.
Kaiser Franz hatte den Frieden von Campo Formio so schnell
und übereilt geschlossen, daß dabei das verlassene deutsche Reich
ganz übergangen war. Das mußte nun also für sich allein mit
den Franzosen unterhandeln. In Rasta dt, einer kleinen Stadt
im Badenschen, eine Stunde vom Rhein, kamen deutsche und
französische Unterhändler zusammen. Das Erste, was die un-
verschämten Franzosen verlangten, war, daß die Deutschen ihnen
alle Länder, die sie auf dem linken Rheinufer gehabt hatten,
abtreten sollten. „Aber," sagten Die, welche dabei verloren,
„wie kommen wir dazu, allein verlieren zu sollen?" — „Ihr sollt
entschädigt werden!" antworteten die Franzosen; und als man
fragte: wovon? so machten sie den Vorschlag, den geistlichen
deutschen Fürsten, z. B. den Kurfürsten von Mainz, Trier und
Cöln, dem Erzbischöfe von Salzburg u. s. w., ohne Weiteres ihre
Länder zu nehmen und davon die Entschädigungen zu bestreiten.
Die Deutschen willigten endlich ein; aber kaum war eine Be-
dingung bewilligt, so waren die Franzosen schon wieder mit einer
neuen da, und machten die Deutschen nur einige Schwierigkeit,
so wurde ihnen gleich gedroht und sie daran erinnert, daß sie
wehrlos wären. Dabei zogen die Franzosen die Unterhandlungen
bis ins zweite Jahr hin, und wenn die Deutschen darüber klagten,
so warfen sie ihnen vor, sie, die Deutschen, wären schuld daran,
weil sie sich nicht schnell genug in alle Forderungen fügten. End-
lich glaubten diese Alles überstanden zu haben, und nahmen den
ihnen dictirten Frieden an. Allein nun trat Kaiser Franz wieder
aus, um den Krieg mit Frankreich zu erneuern. Das übermüthige
Betragen der Franzosen gegen den Papst, die Schweiz und in
Rastadt bewies ihm, daß man bei ihnen auf keine Treue und
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Extrahierte Personennamen: Ernst Oestreich Franz Franz Campo_Formio Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bern Solothurn Burgund Frankreich Rhein Mainz Salzburg Frankreich Rastadt
Pius Ix. Bewegungen in Italien.
199
ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht
zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu
berufenen Bürgerwehr und ahnte so wenig, wie seine zahlreichen
Bewunderer in ganz Europa, bis zu welchem Abgrunde ihn der
Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Male entfes-
selten Volks führen würde.
Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an
dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte
von vorn herein gewährt, was er überhaupt an Freiheiten zu
bieten vermochte; das junge Italien aber, welches über sein Auf-
treten jubelte, nahm diese ersten Gaben nur als einen Anfang
für die Verwirklichung aller patriotischen Wünsche und Träume
hin, und versuchte den Papst zur Anbahnung des ersehnten eini-
gen Italiens allenfalls auch auf den Weg der Gewalt zu drän-
gen. Als er ihren Forderungen widerstehen mußte, verlor er
nach und nach die Zügel der von ihm hervorgerufenen Bewegung
aus den Händen; an seiner Statt wurde das Volk von kühnen
Agitatoren und Tribunen geleitet, und als die Revolution in
Frankreich ausbrach, wurde er vollends von den Wogen der
demokratischen Leidenschaften überflutet.
Schon vorher waren in Folge der römischen Ereignisse große
Bewegungen in andern Theilen Italiens entstanden. Sicilien
hatte sich von Neapel losgerissen und auch in Neapel selbst hatte
ein Aufstand den König Ferdinand zur Gewährung einer freien
Verfassung genöthigt; eben so war der Großherzog Leopold
von Toscana und selbst der strenge Karl Albert von Sardinien
zur Einführung freierer Einrichtungen gedrängt worden. Gegen
die Oestreicher aber richtete sich in ganz Italien vorzüglich die
Wuth der Volkspartei, überall gab es Reibungen zwischen den
Italienern und den „Deutschen", und in Oberitalien sah sich Oest-
reich genöthigt, den Kriegszustand zu erklären, um die Bewegung
niederzuhalten.
Auch in der Schweiz hatten in den letzten Jahren zwischen
den politischen und kirchlichen Parteien bedeutende und zum Theil
blutige Kämpfe stattgefunden, an welchen ganz Europa lebhaften
Antheil nahm. Die radicale Regierung des Cantons Aargau
hatte in Folge thätlicher Widersetzlichkeit der Katholiken gegen
getroffene Anordnungen acht Klöster in Beschlag genommen, und
die Bundesregierung aller Cantone hatte diese Handlung bestätigt.
Da spaltete sich das ganze Schweizervolk in Radicale und Eon-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Leopold
von_Toscana Leopold Karl_Albert_von_Sardinien Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Europa Italien Italiens Frankreich Italiens Neapel Neapel Italien Oberitalien Europa
19
Erde. Herodot hat es gesehen und beschrieben. Er versichert,
es sey von so unvergleichlicher Pracht, daß man in Versuchung
wäre, zu zweifeln, ob Menschen so etwas hatten Hervorbringen
können. Stand man auf dem platten Dache, so erschien cs
wie ein ungeheures Steinfeld. In den Gemächern unter der
Erde standen die Mumien der Könige und der heiligen Croco-
dile; denn diese wurden in manchen Städten als Gottheiten
verehrt. Jetzt ist von diesem Riesenwerke keine Spur mehr da.
Einst waren die Zwölfherrscher in Memphis in einem Tem-
pel versammelt, ein feierliches Trankopfer zu bringen. Der
Priester reichte die goldenen Schalen herum, aber aus Verse-
hen waren nur 11 mitgebracht. Psammetichus, der zuletzt stand,
ging leer aus. Schnell sich besinnend hielt er seinen ehernen
Helm bin, und verrichtete das Trankopfer. Da erinnerten sich
die andern Herrscher eines Orakelspruchs, daß der, welcher aus
einer ehernen Schale opferte, die Alleinherrschaft erobern würde.
„Das sollst Du nicht!" riefen sie einmüthig, und wiesen dem
Psammetich den schlechtesten Landesstrich an (dafür hielten sie
ihn wenigstens), das Delta, das Land zwischen den Mündun-
gen des Nils. Aber der kluge Psammetich wußte das sonst so
morastige Land trefflich zu benutzen. Er legte Kanäle und
Schleusen an, und erhielt einen Orakelspruch, eherne Männer
würden aus der See steigen, und ihm beistehen. Bald lande-
ten auch zufällig geharnischte Seeräuber aus Klein-Asien, die
er geschwind in Dienst nahm, mit ihnen die übrigen 11 Tyran-
nen vertrieb, und sich zum Alleinherrscher von Aegypten machte.
Aber nicht alle seine Nachfolger waren so klug wie er.
Nicht viel über hundert Jahre nach ihm, 525 vor Christus,
reizte einer von ihnen unklugerweise den wilden Kambyses,
König von Persien. Dieser drang ein in Aegypten, ließ den
damaligen König, Psammenit, hinrichten, und so mußten,
obgleich unter mannichfachen Empörungen, die Aegypter das
persische Joch tragen, bis Alexander der Große sie seinem groß-
ßen Reiche einverleibte.
4. Israeliten.
Wenn man von Aegypten über die Landenge von Suez ging,
gelangte man ins Land der Israeliten, Kanaan, das gelobte
2*
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Extrahierte Personennamen: Herodot Steinfeld Psammetich Psammetich Christus Alexander_der_Große Alexander
74
Neue Geschichte. 1. Periode. Schweiz.
wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler
Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Klei-
nen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit ge-
preßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog
und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten
sich Beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen
Kammer auf die Kniee und betete zu Dem, der im Gebete Kraft
giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt
diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die
Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich
und Zug, ani südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekom-
men. Die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen
Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte,
wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er
selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche
Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen
Mann, der mit heitern: Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet,
dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er
dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete,
ablehnte, rief ihm der Hauptmann Vockinger aus Unterwalden
zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durch-
stach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn,
und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege
draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer
Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Ein-
ziger zeigte Gefühl, ein Conventual; ihm traten die Thränen
in die-Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube
gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst.
Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch an
demselben Tage geviertheilt und verbrannt; aber sein Andenken
und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen.*) Anna
Reinhard, Zwingli's Wittwe, war eine der wackersten Frauen
ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher Anmuth ein
edles, feinfühlendes Gemüth. Ihren ersten Mann verlor sie
früh. Sie lebte als Wittwe mit ihren Kindern sehr eingezogen
*) An der Stelle, wo er gefallen ist,' steht ein Denkstein, dich: an der
Landstraße.
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Extrahierte Personennamen: Anna Cappel Anna
Reinhard
Orpheus. Trojanischer Krieg.
47
griff, trat er in das düstere Schattenreich, wo sich zum ersten
Male Freude und Entzücken verbreitete. Die zu ewigen Strafen
Verurtheilten horchten auf und vergaßen auf kurze Zeit ihre Pein.
Sisyphos hielt ein, den Stein bergan zu wälzen, und setzte sich
auf denselben, den süßen Tönen zu lauschen; Jxions Rad wurde
gehemmt; Tántalos vergaß seinen Hunger und Durst, die Da-
naiden hörten auf zu schöpfen, und alle übrigen Verbrecher ruhten
von ihrer Qual. Selbst die scheußlichen Furien vergossen die
ersten Thränen sanfter Rührung, und Pluton und Persephone
vermochten nicht, dem herrlichen Sänger die Bitte um Zurückgabe
seines Weibes abzuschlagen. „Gut!" sprach Pluto; „du sollst sie
haben, aber nur, wenn du deine Neugierde zähmst und dich nicht
eher nach ihr umstehst, bis du die Oberwelt erreicht hast." Or-
pheus war entzückt, er versprach Alles. Schon war er dem Ende
des dunkeln Orkus nahe, schon dämmerten ihm die Strahlen des
Sonnenlichts entgegen — da stieg der leise Argwohn in ihm auf,
ob sie auch wohl hinter ihm sei? Schnell wandte er'den Blick,
aber nur um sie verschwinden zu sehen. Er hatte sein Gelübde
gebrochen, sie sank in den Orkus zurück und blieb ihm nun un-
abwendbar entrissen. Seitdem kam in das Gemüth des trefflichen
Sängers, der Alles entzückte, kein Gefühl der Freude mehr; un-
empfindlich zog er durch Gebirge und Thäler, und als er einst
ungewarnt einem Bacchusfeste sich nahte, zerrissen ihn die wüthen-
den Mänaden.
14. Zug der Griechen nach Troja [1184].*)
Der Argonautenzug war nur das Vorspiel zu einer allge-
meinen Unternehmung der Griechen, dem Zuge nach Troja. Diese
Stadt lag in Klein-Asien, hatte einen eigenen König, Priamos,
und seine Einwohner waren wenigstens eben so gebildet als die
Griechen, von denen nur der Archipel sie trennte. Gewiß waren
zwischen beiden Ländern manche Reibungen vorgefallen, wie das
unter solchen Staaten, die einander nahe liegen, so leicht ge-
schieht, und es bedurfte nur einer bestimmten Veranlassung, um
den Funken des Hasses zum Kriegsfeuer anzublasen. Diese Ver-
anlassung fand sich bald. Priamos hatte 50 blühende Söhne.
Einer von ihnen, Paris, wurde einst von seinem Vater hinüber
*) Weit umständlicher in meiner Mythologie für das weibliche Geschlecht,
S. 308.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Huldreich Zwingli.
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seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Anna Anna Cappel Zwingli