176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
297
Justizpflege vorzunehmen, deren Resultat „das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" (von v. Carmer und Snarez bearbeitet) ist, dessen Veröffentlichung (1794) Friedrich nicht mehr erlebte.
F. Kirche, Wissenschaft und Kunst.
a) Der Gang seiner eigenen Bildung und der Geist des Jahrhunderts hatten Friedrich dahin geführt, sich von der Konfession loszulösen und den Grundsatz religiöser Duldung zur vollsten Geltung zu bringen. Das kirchliche Lcbm erfuhr daher bei seiner Hinneigung zur französischen Aufklärung keine besondere Anregung.
b) Den hohen Schulen bewies er nur so viel Aufmerksamkeit, als die Stellung eines Fürsten es nötig machte. Er stellte die „Akademie der Wissenschaften" wieder her und gewann für sie Wolff und Maupertuis. Die unbedingte Denkfreiheit, welche der König gestattete, gaben den Wissenschaften eine große Anregung. Friedrich selbst fand seine Erholung in dem geistreichen Verkehre mit französischen Gelehrten (d'argens, Voltaire). Obgleich er bei seiner Vorliebe für das Französische der deutschen Litteratur, die freilich damals noch daniederlag, nicht günstig gesinnt war, so hat er doch durch seine Thaten zur Anregung der Geister in Deutschland wesentlich beigetragen.
Die Volksschule verdankt dem Könige die Einrichtung von Lehrerseminaren und das „General-Landschul-Reglemeut" (1763).
c) Große Summen verwandte der König auf Bauten, die zwar nicht immer Kunstwerke waren, aber doch Berlin den Charakter einer europäischen Hauptstadt gaben (Opernhaus, Akademie, Hedwigskirche, Dom). In Potsdam baute sich Friedrich das prächtige Schloß Sanssouci.
6. Auswärtige Angelegenheiten in der letzten Halste seiner Regierung.
A. Tiic erste Teilung Polens, 1772.
a) Polen. Hier war auf August Ii., den Starken, sein Sohn August Iii., 1733—1763, gefolgt, der die Auslösung des Reiches nicht aufhalten konnte. Die Ursachen des schon im 17. Jahrhunderte vorauszusehenden Verfalls waren: der Mangel jeder staatlichen Ordnung, das Daniederliegen des Mittelstandes, der Stumpfsinn des niederen Volkes, das von den herrschenden Ständen ausgepreßt wurde und auch nicht das geringste Bildungsbedürfnis fühlte.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wolff Maupertuis Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Hedwigskirche Potsdam Polens Polen
159
a) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Schon im Jahre 1224 hatte Friedrich zu Neapel eine glänzend ausgestattete Universität gegründet. Er begünstigte Gelehrte und Studenten, sammelte Klassiker, legte Tiergärten an und ließ Nachgrabungen nach alten Kunstwerken anstellen; an seinem Hose zu Palermo sammelten sich Philosophen, Dichter und Künstler.
b) Rechtspflege. Sein Streben war, ein Recht zu schaffen und aus den verschiedenen Stämmen ein Volk zu bilden. Das Gesetzbuch, von Petrus a Vineis versaßt, enthielt Bestimmungen über Ärzte, Apotheker, über Handel, Gewerbe und Ackerbau. Der Grundgedanke aber war der Absolutismus, der die Rechte der Städte, des Adels und die Selbständigkeit der Kirche beschränkte.
5. Der Kaiser in Deutschland, 1233—36. Hier war der thatkräftige Reichsverweser Engelbert von Köln ermordet worden, und König Heinrich, von seinem bisherigen Ratgeber befreit und nach Unabhängigkeit vom Vater strebend, nahm den Städten gegenüber, in denen sich demokratische Elemente regten, eine schwankende Stellung ein. Daher waren schon auf den Reichstagen zu Worms und Ravenna 1231 die Freiheiten der geistlichen Fürsten zu Ungunsten der Städte erweitert worden, und als Heinrich seine Politik nicht ausgab, ward er nach Apulien gebracht, wo er nach langer Gefangenschaft starb. Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz wurde nun Friedrichs zweiter Sohn Konrad zum Nachfolger bestimmt und ein Reichsgesetz erlassen, das vorzüglich den Landfrieden und das Gerichtswesen betraf.
Der Kaiser stand jetzt auf der Höhe seines Glückes.
6. Streit mit den Lombarden und dem Papste, 1236—50.
a) Ursachen. Friedrich wollte über die Lombarden ebenso wie über Sizilien seine unmittelbare Herrschaft geltend machen und hatte auf den Reichstag von Ravenna die lombardischen Städte vergeblich eingeladen; vielmehr hatten diese, um die Absichten des Kaisers zu durchkreuzen, den alten Bund erneuert. Der Papst war ungehalten, daß der Kaiser bei der Ordnung Siziliens sich Eingriffe in die Freiheiten der Kirche erlaubt hatte, und hatte auch die Überzeugung, daß nach dem Falle der Lombardei die Freiheit der Kurie bedroht sei. Die Lombarden wurden darum die natürlichen Bundesgenossen des Papstes.
b) Der Kampf. Friedrich eröffnete den Kampf mit dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Petrus_a_Vineis Engelbert_von_Köln Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrichs Konrad Konrad Friedrich Friedrich Friedrich
__251
zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt.
2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke.
3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen.
V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte.
1. Rechtspflege.
a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode.
b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden.
c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein.
2. Verwaltung.
a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.
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Extrahierte Personennamen: Johann Joachim Joachim Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Stendal Worms Frankfurt Stendal Berlin
3üi
und wenn fein Hofmeister schlief, stand er am offenen Fenster
mit dem Himmels-Globus in der Hand, und studirte die
Sternbilder. Als er noch nicht 20 Jahre alt war, reiste er
von Leipzig nach seinem Vaterlande zurück, weil sein Vater
und sein Oheim, der ihn bisher hatte studiren lassen, gestorben
waren. Seine Verwandten glaubten, er würde nun ein brauch-
barer Rechtsgclehrter seyn; da er aber versicherte, er verstehe
von dem Rechte zwar nur wenig, könne aber den Lauf der
Gestirne berechnen, so zuckten sic verächtlich die Schultern, und
meinten, das wären brodlose Künste. Er verließ daher diese
Menschen, die für seine Wissenschaft keinen Sinn hatten, be-
suchte die Universität Wittenberg, und ging dann nach Rostock,
wo er das Unglück hatte, daß ihm in einem Duell die Nasen-
spitze abgeschlagen wurde, so daß er fortan mit einer silbernen
Nase sich behelfen mußte. Zn diesen beiden Städten und in
Augsburg brachte er 6 Zähre abwechselnd zu; dann sah er
sein Vaterland wieder. Hier bemerkte er im November 1572
plötzlich an einem heitern Abende einen Stern von einer unge-
wöhnlichen Größe, den er noch nie bemerkt hatte, und der auch
in keinem Sternverzeichnisse zu finden war» Er traute kaum
seinen Augen, und konnte sich nicht anders denken, als daß
dieser vorher noch nie gesehene Stern erst entstanden seyn
müsse. Nun beobachtete und beschrieb er ihn genau. Er war
so hell, daß er die Venus an Größe und Helle übertraf, und
selbst am Tage gesehen werden konnte. - Von da an wurde er
allmälig immer kleiner, und im März 1574 verschwand er
ganz. Tycho's Ruhm wurde nun immer mehr verbreitet. Ei-
nige wißbegierige Zünglinge baten ihn, Vorlesungen über Astro-
nomie in Koppcnhagen zu halten; endlich willigte er auf Bit-
ten des Königs Friedrichs 2. von Dänemark ein. Dann trat
er eine Sveife nach Italien und die-Schweiz an, und wollte
sich für immer bei Basel niederlaffen. Aber der König wünschte
ihn im Lande zu behalten, und schenkte ihm die Insel Hw een
im Sunde, wo er ihm auf seine Kosten eine Sternwarte, die
Uraniborg, baute, und mit schönen Instrumenten versehen
ließ. Nun war Tycho erst recht in seinem Element. Ein und
zwanzig Jahre lang brachte er hier unablässig mit Beobachtun-
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105
rief seine Vasallen zusammen, um, wie er sagte — diese
Bauern mit seinem Fuße zu zertreten, und dies schien ihm so
leicht,, daß er viele Stricke mitzunehmen befahl, um die Gefan-
genen aufzuhenken oder zu binden- Als man den Waldstädten
zuredete, den Frieden mit dem Herzoge zu suchen, antworteten
sie: „wir hätten wohl Ursache über den Herzog zu klagen; wir
wollen ihn aber, wenn er uns mit Krieg überziehen will, mit
Gott erwarten, und seiner Macht uns wehren." Leopold hatte
ein auserlesenes Heer, lauter krieggewohnte Ritter, mit Eisen
bepanzert von oben bis unten. So zogen sie über Zug heran,
mit hochwallenden Helmbüschen und klirrenden Lanzen; Landen-
berg war auch unter ihnen. Die Männer von Uri und Unter-
walden eilten den Schwyzern zu Hülfe. Aber dennoch kamen
nur 1300 zusammen. Diese stiegen auf einen Berg, der den
Agerisee überschaut. Als die Sonne am löten November 1315
aufging, beschien sie die glänzenden Helme und Kürasse der
heranziehenden Ritter, alle auf edeln Rossen, und so weit man
sehen konnte, schimmerten Speere und Lanzen. Die Schweizer
auf dem Berge sahen das wohl mit vieler Bewegung des Ge-
müths; indessen sie trauten auf Gott, der in gerechter Sache
auch dem Schwachen nahe ist. Zwischen dem Berge und dem
See ist eine schöne Wiese; über sie geht ein Weg; den zogen
die Ritter. Als nun der Weg zwischen Berg und See von
Menschen und Pferden dicht angefüllt war, erhoben sich die
1300. Mit lautem Geschrei wälzten sie große aufgehäufte
Felsenstücke den Berg hinab. Dann rannten sie getrost hinun-
ter, fielen den Rittern, welche durch den Raum beengt, kaum
sich rühren konnten, in die Seite, schlugen mit Keulen darein,
und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da
entstand eine greuliche Verwirrung. Die Pferde wurden scheu,
und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk. Andere
x sprangen in den See, und fanden hier den Tod. Die Blüthe
des östreichischen Adels fiel, viele wurden von den Pferden oder
ihren Cameraden zertreten, noch mehrere von den Schweizern
erschlagen. Unter den Wenigen, welche sich retteten, war Her-
zog Leopold; ein der Wege kundiger Mann half ihm durch.
Auf abgelegenen Pfaden kam er todtendlaß und in tiefer Trau,
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold
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45
Der 2te Messenische Krieg 685—668. Nachdem Messe-
nien sich von den Uebeln des Kriegs wieder erholt hatte, sehnten sich
die Nachkommen jener besiegten Messenier nach Erlösung von sparta-
nischem Joche. Ein junger Held, der dem Aristoden^ würdig nach-
eiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristo,
men es, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jünglinge, und begann
die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm er-
worben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte,
war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta
einzudringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit
seinem Namen zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vor-
theile aufzuhangen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit
in Staunen gesetzt wurden, so wurden sie bald darauf nicht minder
durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest
der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, erschienen zwei
Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Pan-
ormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche
ein purpurner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr un-
gewohntes Erscheinen machte die Spartaner glauben, daß die beiden
himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit
ihrer Gegenwart zu beehren. Sie liefen daher unbewaffnet herbei,
und sielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre
Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten
dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar-
taner baten endlich das Orakel in Delphi um einen Rath in ihrer
mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „erbittet euch von den Athe-
nern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner
dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt.
Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dich-
ter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein
lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange-
nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine
Schlachtgesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines
Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und
Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter
ein Fest feierten. Er übersiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu
rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die
Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehr-
ten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt, und Aristomen gefangen
genommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mit-
leid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem
Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht
seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine
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32
wieder aufdringen wollen. Darum bewirkte der thätige Philipp von
Hessen eine Zusammenkunft aller evangelischen Stände in Schmal-
kalden, einer hessischen Stadt am Thüringer-Walde, und hier wurde
1531 der schmalkaldische Bund geschlossen. Sie versprachen, sich
gegenseitig beizustehen, wenn sie der Religion wegen befehdet würden.
Die Verbundenen waren: Johann von Sachsen, Philipp von Hessen,
die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von
Anhalt, die Grafen von Mannsfeld, und mehrere, zum Theil große
und reiche Städte: Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck,
Costnitz, Memmingen u. a.
Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen
beiden so sehr gespannten Partheien gekommen wäre, hätte nicht Fer-
dinand andere größere Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals
ein weit tapfereres Volk als ihre jetzt lebenden verweichlichten Nach-
kommen, angeführt von dem kriegerischen Sultan Solimán 2., machten
häufige Einfälle in Ungarn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien
vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenom-
men. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung
mit seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen
waren, viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen
Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht
eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach
langem Hin- und Herstreiten wurde 1532 ein sogenannter Religions-
friede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein
Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch
die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin versprochen, daß
Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens
wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen
die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits
wieder in Ungarn eingefallen waren, und bis ins Oestreichische streif-
ten, sich aber wieder zurückzogen, da sie die großen Anstalten sahen,
die man gegen sie gemacht hatte.
Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas
beruhigt worden, so singen auf einer andern Seite Unruhen an. Die
Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt wor-
den, und darum nach den Niederlanden gegangen. Von hier schickten
die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, Missionarien
nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen
kamen 1533 nach Münster in Westphalen: Johann Bockold, ein
Schneider von Leiden, und Johann Matthiesen, ein Bäcker aus
Hartem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite,
selbst den Prediger Rottmann, der ein (unwürdiger) Schüler Luthers
gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von
Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Philipp_von_Hessen Philipp Mannsfeld Ferdinand Ferdinand Karl Karl Johann_Bockold Johann Johann_Matthiesen Johann Rottmann
Extrahierte Ortsnamen: Thüringer-Walde Lüneburg Ulm Magdeburg Bremen Costnitz Memmingen Ungarn Wien Nürnberg Ungarn Oestreichische Deutschland
70
August von Sachsen die Vollziehung derselben übertragen. Dieser
belagerte nun Gotha und das dasige Residenzschloß Grimmenstein
1567, bis die Besatzung sich empörte, sich des Grumbachs und meh-
rerer seiner Anhänger bemächtigte, und mit dem Kurfürsten in Unter-
handlung trat. Johann Friedrich mußte sich dem Kaiser auf Gnade
und Ungnade ergeben, der Grimmenstein wurde geschleift (erst später wurde
an dessen Stelle das jetzige Residenzschloß Friedenstein erbaut), Grum-
bach und mehrere seiner Anhänger hingerichtet, und Johann Friedrich
nach Wien als Gefangener abgeführt. Hier ließ ihn der Kaiser auf
einem offenen Wagen durch die Stadt führen, und dann auf Lebens-
zeit nach Wienerisch-Neustadt ins Gefängniß bringen. Hier hat er
28 Jahr lang bis an seinen Tod gesessen. Seine brave Frau Elisa-
beth, eine Tochter jenes Friedrichs 3. von der Pfalz, versüßte ihm die
lange Gefangenschaft durch ihre Gesellschaft, indem sie sich mit ihm
einsperren ließ, bis sie ein Jahr vor ihm starb.
Das Jahr 1566 ist durch eine berühmte Waffenthat ausgezeich-
net: die Vertheidigung von Szigeth gegen die Türken. Sul-
tan Solimán 2., der alte Plagegeist Ungarns und Oestreichs, war
wieder einmal in Ungarn eingefallen, und belagerte die Festung Szi-
geth an der Theiß. Es lag zwar nur eine kleine Besatzung darin,
aber der Befehlshaber derselben, der tapfre Nicolaus Zrini, hatte
ihr seinen Heldengeist mitgetheilt. Zwanzigmal stürmten die Türken,
ohne die Mauern ersteigen zu können, und hatten'schon 20,000 Mann
verloren. Endlich mußte er sich aus der Stadt in das innere Schloß
zurückziehen, und da dieses vom Feuer ergriffen wurde und in Flam-
men stand, versammelte er seine Leute, nur noch 600, um sich, zeigte
ihnen die Unmöglichkeit, den Platz länger zu behaupten, erklärte, er
werde lieber mit den Waffen in der Hand sterben, als sich der Gnade
der Türken ergeben, und fragte, ob sie dächten wie er. Da nun alle
ihm beistimmten, steckte er die Schlüssel zum Schlosse zu sich, mit der
Versicherung, daß sie ihm Keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle,
stürzte sich mit dem Schwerte in der Hand in die Feinde, und wurde
zuletzt durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Auch alle die Seinigcn
sielen. Zuletzt, als das Feuer den Pulverthurm ergriff, flog das
Schloß mit einer Menge von Türken in die Luft. Der 76jährige
Solimán war 3 Tage vorher am Schlagflusse vor Szigeth gestorben.
Als Maximilian 1576 (auf einem Reichstage in Regensburg),
erst 49 Jabr alt, starb, wurde er von allen seinen Unterthanen beweint.
Sein Sohn
Rudolph 2., 1576 — 1612, war zwar auch ein gutmüthiger
Herr, aber es fehlte ihm Thätigkeit und Festigkeit, und statt seine
ganzen Kräfte seinem Volke zu widmen, beschäftigte er sich lieber mit
Sammlung von Alterthümern und Kunstsachen, mit Betrachtung sei-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: August Johann_Friedrich Johann Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Friedrichs Szigeth Nicolaus_Zrini Maximilian Maximilian Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Gotha Grimmenstein Wien Wienerisch-Neustadt Ungarns Ungarn Regensburg