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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
105
rief seine Vasallen zusammen, um, wie er sagte — diese
Bauern mit seinem Fuße zu zertreten, und dies schien ihm so
leicht,, daß er viele Stricke mitzunehmen befahl, um die Gefan-
genen aufzuhenken oder zu binden- Als man den Waldstädten
zuredete, den Frieden mit dem Herzoge zu suchen, antworteten
sie: „wir hätten wohl Ursache über den Herzog zu klagen; wir
wollen ihn aber, wenn er uns mit Krieg überziehen will, mit
Gott erwarten, und seiner Macht uns wehren." Leopold hatte
ein auserlesenes Heer, lauter krieggewohnte Ritter, mit Eisen
bepanzert von oben bis unten. So zogen sie über Zug heran,
mit hochwallenden Helmbüschen und klirrenden Lanzen; Landen-
berg war auch unter ihnen. Die Männer von Uri und Unter-
walden eilten den Schwyzern zu Hülfe. Aber dennoch kamen
nur 1300 zusammen. Diese stiegen auf einen Berg, der den
Agerisee überschaut. Als die Sonne am löten November 1315
aufging, beschien sie die glänzenden Helme und Kürasse der
heranziehenden Ritter, alle auf edeln Rossen, und so weit man
sehen konnte, schimmerten Speere und Lanzen. Die Schweizer
auf dem Berge sahen das wohl mit vieler Bewegung des Ge-
müths; indessen sie trauten auf Gott, der in gerechter Sache
auch dem Schwachen nahe ist. Zwischen dem Berge und dem
See ist eine schöne Wiese; über sie geht ein Weg; den zogen
die Ritter. Als nun der Weg zwischen Berg und See von
Menschen und Pferden dicht angefüllt war, erhoben sich die
1300. Mit lautem Geschrei wälzten sie große aufgehäufte
Felsenstücke den Berg hinab. Dann rannten sie getrost hinun-
ter, fielen den Rittern, welche durch den Raum beengt, kaum
sich rühren konnten, in die Seite, schlugen mit Keulen darein,
und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da
entstand eine greuliche Verwirrung. Die Pferde wurden scheu,
und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk. Andere
x sprangen in den See, und fanden hier den Tod. Die Blüthe
des östreichischen Adels fiel, viele wurden von den Pferden oder
ihren Cameraden zertreten, noch mehrere von den Schweizern
erschlagen. Unter den Wenigen, welche sich retteten, war Her-
zog Leopold; ein der Wege kundiger Mann half ihm durch.
Auf abgelegenen Pfaden kam er todtendlaß und in tiefer Trau,
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold
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219
Bundesverband vor 1798 wieder hergestellt worden, jedoch blieben die vor-
maligen Unterthanen-Verhältnisse aufgehoben und die seither selbstständig ge-
wordenen Kantone wurden beibehalten. Es waren ihrer jetzt 22, welche die
neue Bundesurkunde vom 7. Aug, 1815 annahmeu. Die Kantone waren souve-
rain und leiteten die allgemeinen Angelegenheiten durch eine Versammlung von
Abgeordneten, die Tagsatzung genannt, welche sich in dem Vorort (abwech-
selnd eine der drei Städte Bern, Zürich, Luzern) alljährlich zusammenfand.
Als nun 1830 die Ereignisse in Frankreich so viele Bewegungen hervorriefen,
fehlte es auch in der Schweiz nicht an Männern, welche eine größere Be-
theiligung des Volkes an den öffentlichen Angelegenheiten wünschten. Es
war nämlich die Regierungsgewalt grade in den größeren Kantonen in den
Händen einiger patrizischen Familien. Nun brach die Bewegung gegen diesen
Zustand aus und gelang namentlich durch den Aufbruch von etwa 5000 be-
waffneten Bauern aus den Freiämtern an der Reuß im December 1830, so
daß bald die meisten der Kantone, unter ihnen der Vorort Luzern und einige
Zeit darauf auch Bern, demokratische Verfassungen angenommen hatten. Im
Kanton Basel führten diese Bestrebungen eine Trennung in Basel-Landschaft
und Basel-Stadt herbei; eben so zeigte sich zwischen Inner-Schwyz und
Außer-Schwyz und zwischen Ober- und Nieder-Wallis ein heftiger Zwie-
spalt. Um nun die neuen Verfassungen zu schützen und zu erhalten, traten
Bern, Solothurn, St. Gallen, Aargau, Thurgau, Zürich, Luzern und Unter-
Wallis 1832 zu einem Concórdate zusammen, worauf Basel, Uri, Schwyz,
Unterwalden, Neuenburg und Ober-Wallis sich zu einem Gegenbündniß, die
Sarner Confe renz, vereinigten. Die Erbitterung stieg. Als 1833 eine
neue Bundesverfassung berathen werden sollte, verschmähten die Sarner Ver-
bündeten daran Theil zu nehmen, und tagten in Schwyz, während die Tag-
satzung in Luzern war. Offen drohte der Bürgerkrieg. Am 31. Juli ver-
suchten einige Hunderte bewaffneter Schwyzer unter Oberst Ab Yb erg einen
bewaffneten Aufstand gegen die Tagsatzung. Diese aber griff rasch zu ent-
schiedenen Mitteln; der Kanton Schwyz wurde militairisch besetzt und die
Sarner Conferenz ausgelöst. Auch mit den Großmächten kamen die Schwyzer
durch diese Umgestaltung und ihre Folgen in Spannung und Unfrieden. Die
demokratisch gewordene Schweiz wurde von den gleichgesinnten Parteien in
den umliegenden Ländern als ein sehr günstiger Boden für ihr Wirken an-
gesehen. Zu derselben Zeit, als das Frankfurter Attentat in Deutschland
geschah, brachen gegen 400 Polen aus benachbarten Städten Frankreichs in
der Schweiz ein, um von hier ans nach Deutschland überzugehen. Dort
war aber das Unternehmen schon gescheitert. Die Flüchtlinge blieben also in
der Schweiz, und machten im folgenden Jahre, verbunden mit italienischen
Flüchtlingen, unter Ramorino einen Einfall in Savoyen, um den sardini-
schen Thron zu stürzen und die Erhebung Italiens herbeizuführen, Anfang
1834. Dieser sogenannte Savoyer Zug hatte auch keinen Erfolg, die Höfe
aber forderten jetzt Ausweisung der Fremdlinge vom Schweizer Gebiet. Da
nun auch die damals von den Regierungen verpönten deutschen Rationalbe-
strebungen in der Schweiz eine Zuflucht fanden, und den Forderungen der
Mächte auf Abstellung dieser Umtriebe keine Nachachtung gegeben wurde, so
war 1835 das Zerwürfniß ans dem Punkte, zu einer militairischen Grenzbe-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Ortsnamen: Luzern Frankreich Basel Basel-Landschaft Basel-Stadt Ober- Nieder-Wallis Solothurn Thurgau Luzern Basel Schwyz Unterwalden Neuenburg Schwyz Luzern Schwyz Deutschland Frankreichs Deutschland Schweiz Savoyen Italiens
222
Höhe des St. Gotthard aus einen Vortheil über die Tessiner davon getragen.
Allein für das Ganze war es nicht entscheidend. Von mehreren Seiten
drängten die Truppen der Eidgenossen auf Luzern vor, als den Hauptsitz der
Jesuiten-Partei. Ehe aber die Einnahme stattfand, wurde noch an mehreren
Punkten den 23. Nov. blutig gekämpft. An der Gislikonbrücke auf beiden
Ufern der Reuß; mit großer Heftigkeit am Rothenberge, wo die Schwyzer
und' Unterwaldner heldenmüthig ihre feste Stellung gegen die heranrückenden
Eidgenossen vertheidigten, aber doch nicht behaupten konnten; auch bei Roth
und am Dierikon stritt man mit Hartnäckigkeit. Das Ende aber war die
allgemeine Flucht der Sonderbündler gegen Luzern, von wo aus sie in die
Heimath flüchteten. Der Donner der Geschütze schwieg, ein leiser Wind
strich über Wald und Flur, und als der Pulverdamps sich verzog, lagen
Anhöhe und Niederung an der Reuß mit Todten und Verwundeten bedeckt,
Brüdern eines Vaterlandes, den Opfern blinden Wahnes und tückischer Macht-
gelüste. Luzern mußte sich auf Gnade und Ungnade ergeben; am 24. Nov.
zogen die eidgenössischen Truppen ein. Die Führer des Sonderbundes hatten
sich meist nach Italien geflüchtet; eine neue freisinnige Regierung wurde in
Luzern eingesetzt und die Ausweisung der Jesuiten beschlossen. Nachdem noch
die drei Urkantone sich rasch unterworfen hatten und die Eidgenossen am 30.
Nov. auch in Wallis eingerückt waren, hatte der Sonderbund sein Ende er-
reicht. Glücklicherweise war der Menschenverlust in diesem Kampfe nicht sehr
groß. Die Eidgenossen zählten gegen 50 Todte und 200 Verwundete, doch
hatten die Gegner mehr Verlust. Fast überall erhielten die siegenden Eidge-
nossen Beweise und Zuruf der Freude über den Sieg der Wahrheit und des
Rechtes. Nur mit den europäischen Höfen schien noch ein Zwiespalt bevor-
zustehen, da diese die Vermittelung zwischen den streitenden Parteien über-
nehmen und deshalb eine Conferenz in Neuenburg halten wollten. Die rasche
Beendigung des Streites machte jedoch die Vermittelung unnöthig, und im
Uebrigen wiesen die Schweizer jede fremde Einmischung zurück. Mit Kraft
und Besonnenheit ging inan jetzt an die Umgestaltung der Verhältnisse in den
Sonderbunds-Kantonen. Auch an die Revision der Bundesverfassung wurde
die Hand gelegt und dieselbe im Jahre 1848 unter den ringsum tobenden
Stürmen durchgeführt. Die Schweiz wurde dadurch mehr als bisher ein
Föderativ-Staat. An die Stelle der Tagsatzung in wechselnden Vororten
übt ein in Bern tagender Bundesrath die höchste Regiernngsgewalt der
Eidgenossenschaft ans; die Regierungen der Kantone sind durch einen Stände-
rath, und das schweizer Volk durch einen Nationalrath vertreten.
Mit Oestreich hatte die Schweiz in Folge eines 1853 in Mailand ver-
suchten Aufstandes, der vom Süden der Schweiz aus begünstigt worden sein
sollte, eine Differenz, welche im folgenden Jahre behoben wurde. Ernstlicher
war ein Zerwürsniß mit Preußen wegen Neuen bürg. Dieses Ländchen,
dessen Fürsten seit 1707 die Könige Preußens waren (mit kurzer Unter-
brechung einer französischen Besitznahme durch den Marschall Berthier 1806
bis 1814), seit 1815 zugleich ein Kanton der Schweiz, hatte sich nach einer
republikanischen Erhebung 1. März 1848 von seinem Fürsten losgerissen und
als Republik erklärt. Der König, in den damaligen Wirren abgehalten, seine
Rechte wieder herzustellen, hatte sich begnügt, diese Rechte durch die Groß-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Roth Oestreich März
45
Der 2te Messenische Krieg 685—668. Nachdem Messe-
nien sich von den Uebeln des Kriegs wieder erholt hatte, sehnten sich
die Nachkommen jener besiegten Messenier nach Erlösung von sparta-
nischem Joche. Ein junger Held, der dem Aristoden^ würdig nach-
eiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristo,
men es, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jünglinge, und begann
die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm er-
worben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte,
war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta
einzudringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit
seinem Namen zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vor-
theile aufzuhangen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit
in Staunen gesetzt wurden, so wurden sie bald darauf nicht minder
durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest
der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, erschienen zwei
Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Pan-
ormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche
ein purpurner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr un-
gewohntes Erscheinen machte die Spartaner glauben, daß die beiden
himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit
ihrer Gegenwart zu beehren. Sie liefen daher unbewaffnet herbei,
und sielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre
Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten
dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar-
taner baten endlich das Orakel in Delphi um einen Rath in ihrer
mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „erbittet euch von den Athe-
nern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner
dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt.
Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dich-
ter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein
lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange-
nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine
Schlachtgesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines
Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und
Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter
ein Fest feierten. Er übersiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu
rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die
Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehr-
ten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt, und Aristomen gefangen
genommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mit-
leid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem
Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht
seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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32
wieder aufdringen wollen. Darum bewirkte der thätige Philipp von
Hessen eine Zusammenkunft aller evangelischen Stände in Schmal-
kalden, einer hessischen Stadt am Thüringer-Walde, und hier wurde
1531 der schmalkaldische Bund geschlossen. Sie versprachen, sich
gegenseitig beizustehen, wenn sie der Religion wegen befehdet würden.
Die Verbundenen waren: Johann von Sachsen, Philipp von Hessen,
die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von
Anhalt, die Grafen von Mannsfeld, und mehrere, zum Theil große
und reiche Städte: Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck,
Costnitz, Memmingen u. a.
Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen
beiden so sehr gespannten Partheien gekommen wäre, hätte nicht Fer-
dinand andere größere Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals
ein weit tapfereres Volk als ihre jetzt lebenden verweichlichten Nach-
kommen, angeführt von dem kriegerischen Sultan Solimán 2., machten
häufige Einfälle in Ungarn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien
vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenom-
men. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung
mit seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen
waren, viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen
Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht
eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach
langem Hin- und Herstreiten wurde 1532 ein sogenannter Religions-
friede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein
Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch
die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin versprochen, daß
Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens
wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen
die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits
wieder in Ungarn eingefallen waren, und bis ins Oestreichische streif-
ten, sich aber wieder zurückzogen, da sie die großen Anstalten sahen,
die man gegen sie gemacht hatte.
Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas
beruhigt worden, so singen auf einer andern Seite Unruhen an. Die
Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt wor-
den, und darum nach den Niederlanden gegangen. Von hier schickten
die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, Missionarien
nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen
kamen 1533 nach Münster in Westphalen: Johann Bockold, ein
Schneider von Leiden, und Johann Matthiesen, ein Bäcker aus
Hartem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite,
selbst den Prediger Rottmann, der ein (unwürdiger) Schüler Luthers
gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von
Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Philipp_von_Hessen Philipp Mannsfeld Ferdinand Ferdinand Karl Karl Johann_Bockold Johann Johann_Matthiesen Johann Rottmann
Extrahierte Ortsnamen: Thüringer-Walde Lüneburg Ulm Magdeburg Bremen Costnitz Memmingen Ungarn Wien Nürnberg Ungarn Oestreichische Deutschland
\
A
der einen, und Zwingli und Oekolampadius auf der andern Seite ver-
anstaltete; aber da Keiner den Andern überzeugen konnte, so gingen
sie, zwar mit dem Versprechen, einander brüderlich zu lieben, aber doch
ohne sich geeinigt zu haben, auseinander.
Der Haß der katholischen Kantons gegen die evangelischen war
so groß, daß es 1531 zu einem offenen Kriege kam, den Zwingli zu
hindern nicht vermochte. Nach einer alten Gewohnheit forderte der
zürcher Rath ihn auf, als Geistlicher das Banner der Stadt zu be-
gleiten^ Auf dem Stiftsplatze vor seiner Wohnung sammelte sich ein
Theil des Kriegsvolks. Es ward ein Pferd herbeigeführt, welches er
besteigen sollte. „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen,"
sprach er zu seiner Frau, die vor Betrübniß vergehen wollte; „es ser-
so! Der Herr will es! Er sey mit Dir, mit mir und unfern Kin-
dern!" Er umarmte sie. Schauerliche Ahnungen beraubten sie fast
der Sprache. „Werden wir uns wieder sehen?" ries sie endlich.
„Wenn der Herr es will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille ge-
schehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte
sie weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" war seine Antwort. Noch
herzte er die Kleinen, und riß sich los. Als er um die Ecke der
Straße ritt, und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte, hatten
beide einander zum letzten Male hienieden gesehen. Dann warf sich
Anna in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und betete:
„Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Gebet wirkte, daß
ihre Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Aus-
gang der Schlacht und den Tod ihres geliebten Mannes meldete.
Sie überlebte ihren Gatten um 7 Jahre.
Es kam am 11. November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die
Zürcher mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden
bedeckt, mit seinem getödteten Pferde zu Boden, unmittelbar, nachdem
er einem Sterbenden Worte des Trostes zugerufen hatte. Er lag da
mit heiterem Angesicht, den Blick nach Oben gerichtet. Indessen hatten
sich Mehrere der Feinde, die ihn nicht kannten, zu ihm gestellt, und
fragten ihn, ob er beichten wollte? Da er es mit Kopfschütteln ver-
neinte, und sich auch weigerte, die Heiligen anzurufen, vief Hauptmann
Vokinger aus Unrerwalden: „so müßt du sterbe, du hartnäckiger
Ketzer!" und gab ihm den Todeshieb. Kaum hatte man ihn erkannt,
so verbreitete sich schnell das Gerücht, der verhaßte Ketzer Zwingli
liege draußen erschlagen. Mit vieler Freude strömte die rohe Menge
herbei, und umstand die Leiche des frommen Mannes. Doch nicht
so Alle; ein Conventual konnte sich der Thränen nicht enthalten, und
sprach: „welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein
frommer Eidgenosse warst. Gott sey deiner Seele gnädig!" Noch , an
demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtfelde gevier-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Cappel Zwingli Vokinger
429
sogleich aus Nom ab. Darauf rückte ein französisches Heer unter
Berthier in Rom ein, rief eine römische Republik aus, und
machte es, wie es die Franzosen überall machten: er bemächtigte sich nicht
nur alles Eigenthums des Papstes, sondern ließ auch die besten Kunst-
schätze nach Paris abführen, und legte der Stadt und dem Lande eine
ungeheure Kriegssteuer auf. Der alte Papst mußte seine Regierung
niederlegen, und wurde nach Valence, einer Stadt im südlichen Frank-
reich, abgeführt, wo er das Jahr darauf vor Alter und Kummerstarb.
Schon über dies Benehmen war Oestreich aufgebracht; bald bekam es
noch mehr Ursache zur Unzufriedenheit.
In der Schweiz, wo seit Kaiser Albrechts 1. Zeiten die Liebe
zur Freiheit nicht erstorben war, hatten — das konnte nicht fehlen —
die Vorgänge in Frankreich die Gemüther vielfach bewegt. In meh-
reren Kantonen regierten bloß einige wenige Familien, in andern da-
gegen gehörten alle Familienväter zur Landesgemeinde. Jenes war so
viele Jahrhunderte getragen, aber jetzt schien es den ausgeschlossenen
Familien mit einem Male unerträglich. Ferner hatte jeder Kanton
sogenannte Unterthanen, die nicht in die Regierung mitzusprechen hat-
ten, aber sehr mild regiert wurden. So konnte es bleiben, und Alle
hätten sich dabei wohl befunden. Aber die Ideen von Freiheit und
Gleichheit klangen so süß, und die Unzufriedenheit wurde von den Un-
ruhestiftern in Frankreich so geschickt aufgeregt, daß Jeder Antheil an
der Regierung verlangte. Am besten wäre nun unter diesen Umstän-
den wohl gewesen, daß die in der Schweiz Regierenden dem Wunsche
des Volks nachgegeben hätten; aber dazu konnten sie sich nicht ent-
schließen, weil dem Menschen nichts so schwer fällt, als der erlangten
Gewalt, sie sey nun rechtmäßig oder nicht, zu entsagen. Kaum merk-
ten die französischen Directoren die Gährung in der Schweiz, als sie
sich auch sogleich erst heimlich, dann öffentlich hineinmischten. Sie mun-
terten die Unzufriedenen auf, versprachen Unterstützung, und zuletzt ver-
langten sie geradezu, die Kantone, namentlich Bern, sollten ihre Un-
terthanen frei geben, und alle Kantone sollten zusammengeschmolzen
werden, und also eine einzige, ungetheilte Republik bilden. Da nun
die Schweizer von den Franzosen, die ihnen nichts zu gebieten hatten,
keine Vorschriften annehmen wollten, und sich zur Gegenwehr rüste-
ten, so rückte zu Anfänge des Jahres 1798 ein französisches Heer in
die Schweiz ein. Wären die Schweizer jetzt nur recht einig gewesen!
Ihre Berge sind ihnen ein treffliches Bollwerk, und die Tage von
Morgarten, Sempach, Näfels, Granson, Murten und Nancy hatten
gezeigt, was das brave Volk vermöge. Aber Viele hielten es aus heil-
loser Verblendung mit den Franzosen, und selbst die Gutdenkenden
waren verschiedener Meinung. Gleich in den ersten Gefechten wurden
die Schweizer geschlagen und zerstreut, und nun verfuhren die Sieger
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Kindern!" Er umarmte sie. Schauerliche Ahnungen beraubten sie fast der
Sprache. „Werden wir uns wieder sehen?" rief sie endlich. „Wenn der
Herr es will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille geschehe!" — „Und was
bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie weiter. — „Segen nach dunk-
ler Nacht!" war seine Antwort. Noch herzte er die Kleinen, und riß sich los.
Als er um die Ecke der Straße ritt, und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt
hatte, hatten Beide einander zum letzten Male hienieden gesehen. Dann warf
sich Anna in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und betete:
„Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Gebet wirkte, daß ihre
Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Ausgang der
Schlacht und den Tod ihres geliebten Mannes meldete. Sie überlebte ihren
Gatten um 7 Jahre.
Es kam am 11. November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die Zürcher
mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden bedeckt, mit seinem
getödteten Pferde zu Boden, unmittelbar, nachdem er einem Sterbenden Worte
des Trostes zugerufen hatte. Er lag da mit heiterem Angesicht, den Blick nach
Oben gerichtet. Indessen hatten sich Mehrere der Feinde, die ihn nicht kannten,
zu ihm gestellt, und fragten ihn, ob er beichten wollte? Da er es mit Kops-
schütteln verneinte, und sich auch weigerte, die Heiligen anzurufen, ries Haupt-
mann Vokinger aus Unterwalden: „So müßt du sterbe, du hartnäckiger Ketzer!"
und gab ihm den Todeshieb. Kaum hatte man ihn erkannt, so verbreitete sich
schnell das Gerücht, der verhaßte Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen.
Mit vieler Freude strömte die rohe Menge herbei, und umstand die Leiche
des frommen Mannes. Doch nicht so Alle; ein Conventual konnte sich der
Thränen nicht enthalten, und sprach: „Welches auch dein Glaube gewesen ist,
ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!"
Noch an demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtselde gevier-
theilt und verbrannt; aber seine Lehre konnten seine Feinde nicht dämpfen,
und sein Name wird, so lange man ihn kennt, mit Ehrfurcht genannt werden.
Nicht nur in der Schweiz, auch in dem südlichen Deutschland, in den
Niederlanden und in Frankreich hatte die Lehre Zwingli's großen Eingang ge-
funden. Dazu wirkte keiner thätiger als der unerschrockene Calvin; daher
wird er unter den Stiftern der reformirten Kirche mit Recht neben Zwingli
genannt. Calvin war in Noyon in Frankreich 1509 geboren, wo sein Vater
ein angesehener Mann war. Seine Eltern hielten ihn mit Strenge zur
Ordnung an, und seine fromme Mutter pflanzte ihm schon früh die innige
Religiosität, und die strenge Tugend ein, die sein ganzes Leben auszeichnete.
Da er in Paris auf der Schule der Fleißigste von Allen war, so wurden
die andern Schüler neidisch auf ihn, und neckten ihn oft. Das legte den
Grund zu dem Eigensinn und der Rechthaberei, die ihn nachher oft zu über-
triebener Strenge und zur Unduldsamkeit gegen Andersdenkende verleitete.
Er war schon mit 18 Jahren Pfarrer geworden. Nachdem er aber die Lehre
Zwingli's kennen und lieben gelernt hatte, widerstand es seinem Wahrheits-
gefühl, länger etwas zu lehren, was er für falsch erkannte. Er gab darum
feine Stelle auf, und legte sich mit ganzer Seele auf Rechtsgelehrsamkeit.
Aber auch hierbei blieb er nur einige Jahre. Da ergriff ihn mit ganzer
Kraft die Begierde, die als wahr erkannten Religionswahrheiten unter den
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Anna Cappel Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Unterwalden Schweiz Deutschland Niederlanden Frankreich Noyon Frankreich Paris