176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
297
Justizpflege vorzunehmen, deren Resultat „das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" (von v. Carmer und Snarez bearbeitet) ist, dessen Veröffentlichung (1794) Friedrich nicht mehr erlebte.
F. Kirche, Wissenschaft und Kunst.
a) Der Gang seiner eigenen Bildung und der Geist des Jahrhunderts hatten Friedrich dahin geführt, sich von der Konfession loszulösen und den Grundsatz religiöser Duldung zur vollsten Geltung zu bringen. Das kirchliche Lcbm erfuhr daher bei seiner Hinneigung zur französischen Aufklärung keine besondere Anregung.
b) Den hohen Schulen bewies er nur so viel Aufmerksamkeit, als die Stellung eines Fürsten es nötig machte. Er stellte die „Akademie der Wissenschaften" wieder her und gewann für sie Wolff und Maupertuis. Die unbedingte Denkfreiheit, welche der König gestattete, gaben den Wissenschaften eine große Anregung. Friedrich selbst fand seine Erholung in dem geistreichen Verkehre mit französischen Gelehrten (d'argens, Voltaire). Obgleich er bei seiner Vorliebe für das Französische der deutschen Litteratur, die freilich damals noch daniederlag, nicht günstig gesinnt war, so hat er doch durch seine Thaten zur Anregung der Geister in Deutschland wesentlich beigetragen.
Die Volksschule verdankt dem Könige die Einrichtung von Lehrerseminaren und das „General-Landschul-Reglemeut" (1763).
c) Große Summen verwandte der König auf Bauten, die zwar nicht immer Kunstwerke waren, aber doch Berlin den Charakter einer europäischen Hauptstadt gaben (Opernhaus, Akademie, Hedwigskirche, Dom). In Potsdam baute sich Friedrich das prächtige Schloß Sanssouci.
6. Auswärtige Angelegenheiten in der letzten Halste seiner Regierung.
A. Tiic erste Teilung Polens, 1772.
a) Polen. Hier war auf August Ii., den Starken, sein Sohn August Iii., 1733—1763, gefolgt, der die Auslösung des Reiches nicht aufhalten konnte. Die Ursachen des schon im 17. Jahrhunderte vorauszusehenden Verfalls waren: der Mangel jeder staatlichen Ordnung, das Daniederliegen des Mittelstandes, der Stumpfsinn des niederen Volkes, das von den herrschenden Ständen ausgepreßt wurde und auch nicht das geringste Bildungsbedürfnis fühlte.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wolff Maupertuis Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Hedwigskirche Potsdam Polens Polen
159
a) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Schon im Jahre 1224 hatte Friedrich zu Neapel eine glänzend ausgestattete Universität gegründet. Er begünstigte Gelehrte und Studenten, sammelte Klassiker, legte Tiergärten an und ließ Nachgrabungen nach alten Kunstwerken anstellen; an seinem Hose zu Palermo sammelten sich Philosophen, Dichter und Künstler.
b) Rechtspflege. Sein Streben war, ein Recht zu schaffen und aus den verschiedenen Stämmen ein Volk zu bilden. Das Gesetzbuch, von Petrus a Vineis versaßt, enthielt Bestimmungen über Ärzte, Apotheker, über Handel, Gewerbe und Ackerbau. Der Grundgedanke aber war der Absolutismus, der die Rechte der Städte, des Adels und die Selbständigkeit der Kirche beschränkte.
5. Der Kaiser in Deutschland, 1233—36. Hier war der thatkräftige Reichsverweser Engelbert von Köln ermordet worden, und König Heinrich, von seinem bisherigen Ratgeber befreit und nach Unabhängigkeit vom Vater strebend, nahm den Städten gegenüber, in denen sich demokratische Elemente regten, eine schwankende Stellung ein. Daher waren schon auf den Reichstagen zu Worms und Ravenna 1231 die Freiheiten der geistlichen Fürsten zu Ungunsten der Städte erweitert worden, und als Heinrich seine Politik nicht ausgab, ward er nach Apulien gebracht, wo er nach langer Gefangenschaft starb. Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz wurde nun Friedrichs zweiter Sohn Konrad zum Nachfolger bestimmt und ein Reichsgesetz erlassen, das vorzüglich den Landfrieden und das Gerichtswesen betraf.
Der Kaiser stand jetzt auf der Höhe seines Glückes.
6. Streit mit den Lombarden und dem Papste, 1236—50.
a) Ursachen. Friedrich wollte über die Lombarden ebenso wie über Sizilien seine unmittelbare Herrschaft geltend machen und hatte auf den Reichstag von Ravenna die lombardischen Städte vergeblich eingeladen; vielmehr hatten diese, um die Absichten des Kaisers zu durchkreuzen, den alten Bund erneuert. Der Papst war ungehalten, daß der Kaiser bei der Ordnung Siziliens sich Eingriffe in die Freiheiten der Kirche erlaubt hatte, und hatte auch die Überzeugung, daß nach dem Falle der Lombardei die Freiheit der Kurie bedroht sei. Die Lombarden wurden darum die natürlichen Bundesgenossen des Papstes.
b) Der Kampf. Friedrich eröffnete den Kampf mit dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Petrus_a_Vineis Engelbert_von_Köln Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrichs Konrad Konrad Friedrich Friedrich Friedrich
__251
zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt.
2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke.
3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen.
V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte.
1. Rechtspflege.
a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode.
b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden.
c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein.
2. Verwaltung.
a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.
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Extrahierte Personennamen: Johann Joachim Joachim Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Stendal Worms Frankfurt Stendal Berlin
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
145
Kriegesheld" re.). Durch diese Schlacht legte er den
Grund zu Brandenburgs Macht und Ansehen. In den
nächsten Jahren verjagte er die Schweden aus Pommern und
Ostpreußen. Als ihn aber der Kaiser verließ, und die Franzosen
ihn bedrohten, mußte er in: Frieden von St. Germain (bei Paris)
1677 Vorpommern wieder an die Schweden zurückgeben. Auch
die erledigten schlesischen Fürstentümer (s. vor. §) erlangte er nicht.
Der Kaiser nahn: sie an sich. Dennoch unterstützte er diesen
später gegen die Türken. — 3. Der große Kurfürst regierte
unumschränkt und suchte nmnentlich eine größere Einheit der bis
dahin nur lose zusammenhängenden Landesteile zu begründen.
Den Widerstand der ostpreußischen Stände brach er mit Gewalt.
Er sorgte mit Weisheit und Kraft für die Wohlfahrt des Landes.
Er beförderte den Garten- und Ackerbau (kein Bauer sollte eher
heiraten, als bis er 6 Obstbäume gepfropft und 6 Eichbäume
gepflanzt hatte); er sorgte für Handel und Gewerbe (Chausseeen,
Post, Friedrich-Wilhelms-Kanal, welcher Spree und Oder ver-
bindet), vergrößerte die Kriegsmacht (Derfflinger), verteilte die
Steuern gerechter, wollte eine Flotte gründen und in Afrika eine
Kolonie anlegen (was nicht gelang), und nahm 20000 aus Frank-
reich vertriebene Reformierte auf, welche die Gewerbe bedeutend
verbesserten. Mit Genehmigung des Kaisers erlangte er Emden
in Ostfriesland. Lutheraner und Reformierte wollte er einen.
(Paul Gerhard).
§ 75. Friedrich I. Friedrich Wilhelm I. — 1. Fried-
rich (1688—1713) trat als Kurfürst Friedrich Iii. die Regierung
an. Er war prachtliebend; deshalb legte er in Berlin viele
prächtige Gebäude an (Schloß, Zeughaus, Sternwarte, Brücke
mit dem Reiterstandbilde des großen Kurfürsten rc.), wodurch die
Stadt sehr verschönert wurde, aber das Land in Schulden geriet.
Er stiftete die Universität in Halle, wo damals Thomasius und
der fromme August Hernmnn Francke wirkten. (Ersterer hat die
Hexenprozesse bekämpft, letzterer das große Waisenhaus in Halle
und verschiedene andere Anstalten gestiftet). — Friedrich hat sich
an folgenden Kriegen beteiligt: 1. gegen Frankreich bei dem
dritten französischen Raubkriege (s. § 69); 2. gegen die Türken;
3. am spanischen Erbfolgekriege (s. § 70). — Nachdem Hannover
1692 zun: Kurfürstentume erhoben war und Sachsen 1697 die
Königskrone in Polen erlangt hatte (der König wurde katholisch),
setzte sich Friedrich mit Bewilligung des Kaisers am 18. Januar
1701 in Königsberg die Königskrone aufs Haupt. (Schwarzer
Adlerorden). So war nun Brandenburg ein Königreich,
und Friedrich nannte sich: Friedrich I., König in Preußen.
(König in Preußen, weil Westpreußen noch zur Krone Polen
gehörte. Als später Friedrich der Große Westpreußen erhielt,
nannte er sich König von Preußen). — Friedrich I. hat folgende
Weltkunde. i n
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburgs Pommern Paris Schweden Friedrich-Wilhelms-Kanal Afrika Frank- Emden Ostfriesland Berlin Frankreich Sachsen Polen Königsberg Brandenburg Polen
Religion der Germanen. 15
den Helden in der Walhalla den Metbecher. Sie segnete, wie ihr Bruder Fro, die Ehen; deshalb wurden diese am Freitag, der ihr geweiht war, geschlossen. Den Eltern zur Freude verlieh sie dem Knaben Mut und Kraft und ließ das Mädchen sinnig und sittig emporblühen. Als Muster der Frauen spann sie das sammetweiche Garn, um es emsigen Frauen zu schenken, ein kostbares Geschenk, denn soviel auch davon verbraucht ward, es ward nicht weniger. Mit dem Namen Bertha (Berchtha) bezeichnete man sie als die glänzende Himmelskönigin, als Frau Holle (Holla, die Holde) lebt sie noch in unseren Märchen fort.
c. Fortdauer nach dem Tode. Hel war ursprünglich die erhabene Göttermutter, die als Erdenmutter im Schoße der Erde ihren Sitz hatte. Ihr Name bedeutet „verborgene Göttin"; wegen ihres Wohnsitzes wurde sie zur Unterweltsgöttin, wodurch ihre lebenspendende Seite verdunkelt wurde, und bei der Furcht der Heiden vor dem Tode wurde Hel allmählich nicht nur eine Göttin des Todes und der Vernichtung, sondern wird in der jüngeren Edda als das ärgste Scheusal geschildert. Aus ihrer älteren Bedeutung erklärt es sich, daß sie an der einen Seite fleischfarbig, an der anderen schwarz ist; sie gebietet über Geburt und Tod, Leben und Sterben; jene Seite zeigt sie den Guten, diese den Frevlern; sie teilt Belohnungen und Strafe aus. Alle Abgeschiedenen aber hält sie in ihrem Reiche unerbittlich fest.
Grauenvoll sind die Schilderungen über den Aufenthaltsort der Verdammten. Der Weg dorthin führt durch dunkle Schluchten über eine Brücke, die von einer Jungfrau, der „Seelenqual", bewacht wird. Die Umzäunung der Hölle bildet ein riesiges Gitter, auf welchem Menschenköpfe stecken. Der Saal derselben heißt Elend, ihr Tisch Hunger, ihre Messer Gier,. Einsturz ihre Schwelle, Erschöpfung ihr Bett, Unheil ihr Vorhang. Müfsiggang ihr Knecht, Faulheit ihre Magd. Die Wölbung des Saales besteht'aus Schlangenrücken, das Getäfel des Fußbodens aus Drachenzähnen, die Wände sind mit Schlangenköpfen bedeckt, welche fortwährend ihren giftigen Geifer ausspeien, in welchem die Verdammten umherwaten müssen. Den auf dem Schlachtfelde Gefallenen, aber auch nur diesen, stand Wodans Siegeshalle offen, Walhalla, d. i. Halle der Erkorenen. Weithin leuchtete sie mit 540 Thoren. Die Sparren des Daches waren goldene Lanzenschäfte, und mit goldenen Schilden war es gedeckt. Der Saal leuchtete von strahlenden Panzern. Mit freundlichem Willkommen empfängt Wodan selbst den Einherier (Schreckenskämpfer), den freudestrahlend die Walkyre ihm zuführt; Bragi, der Sänger, greift in die goldenen Saiten; längst vorangegangene Helden begrüßen ihn, und Idüna, die Gemahlin Bragis, reicht ihm die Äpfel der Verjüngung, ohne welche selbst die Götter Kraft, Schönheit und Jugend verlieren würden. Mit dem Morgengrauen schon legen die Einherier ihre Panzer an und eilen in den Kampf, um einander zu fällen; gleich nach demselben weckt die liebliche Stimme der Walkyre die Gefallenen wieder. Kampf und Streit ist vergessen; als Freunde sitzen die nebeneinander, welche eben sich grimmig bekämpften, und reichen einander die Schalen des schäumenden Mets, der aus den Eutern der Ziege Heidrun fließt. Der goldborstige Eber liefert das kostbare Fleisch.
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22 Alte Zeit.
der Asche fort. Wie so am Julfest die Flamme durch Menschenmacht gezwungen wird, aus dem toten Holz hervorzubrechen, so wird es auch sicher der Macht Fros gelingen, sie in dem verlöschenden Tagesgestirn wieder zu erregen; neun Monate lang wird die Sonne siegreich wieder strahlen. Die Asche des Feuers wird aus die Felder gestreut und in die Krippen der Tiere, der Rauch durchzieht die Obstbäume und Fischernetze; denn aller Fruchtbarkeit Ansang ist das neue Sonnenfeuer. Am Julabend aber sitzt die ganze Familie daheim. Über dem Julblock wird der heilige Eber gebraten, die vergoldeten Borsten empfangen die Hausgenossen als Geschenke. Der Hausherr legt seine Rechte auf des Opfertieres Haupt und schwört, dem Hause treu vorzustehen, der Hausfrau, den Kindern, dem Gesinde gerecht und milde zu sein. Dann schwören ihm Weib, Kind und Gesinde Treue, Liebe und Gehorsam. Darauf kreiset der Metbecher, und fröhliche Gespräche beginnen. Nun wird der Braten aufgetragen mit Kohl und Backwerk: der Eberkopf ist mit Rosmarin bekränzt. Die Fest-feier dauert zwölf Tage, denn so lange zögert die Sonne, höher zu steigen. In den zwölf Nächten hält Frigg oder Frau Holde ihren Umzug und besichtigt die Haushaltungen, segnet fleißige Hausfrauen und Mädchen und schickt den trägen
Ungemach.
Wenn aber in einer Gemeinde eine Viehseuche ausgebrochen war oder
drohte, wurden sämtliche Feuer des Ortes gelöscht und mit dem Rade ein Notfeuer entzündet, durch welches dann zuerst die Schweine, darauf die Kühe und zuletzt die Pferde getrieben wurden.
An die Stelle der heidnischen Feste traten später christliche. Das Osterfest fällt mit dem Feste der Frühlingsgöttin Ostara zusammen, das Weihnachtsfest mit dem Julfeste, das Michaelisfest mit dem Herbstopferfeste, das Johannissest mit dem Feste der Sommersonnenwende. An mancher heidnischen Opferstätte steht heute eine christliche Kirche, und manche Gebräuche erinnern noch an jene heidnischen Feste. Osterfeuer, Ostereier, Osterhasen — die beiden letzteren als Sinnbilder der wiederkehrenden Fruchtbarkeit der Erde — sind auf das Fest der Ostara zurückzuführen, der Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern auf das Julfest; das Bekränzen der Häuser zu Pfingsten, das Ausrichten des Maibaums, sowie der sog. Brautpfad zu Himmelfahrt (in Ostfriesland) erklären sich als Hochzeitsschmuck für die Vermählung des Himmels (der Sonne) mit der Erde nach dem
harten Kampfe zwischen Sommer und Winter. *)
*) Die hier dargestellte „Religion der Germanen" giebt zunächst die religiösen Anschauungen der Germanen des skandinavischen Nordens wieder. Dort hielt sich das Heidentum Jahrhunderte länger als in Deutschland und wurde von den Skalden (Sängern) immer herrlicher ausgebildet. Gedichte dieser Art sind die beiden Edden, die im 12. und 13. Jahrhundert gesammelt sind. Wie weit die Deutschen den religiösen Vorstellungen ihrer nordischen Brüder gefolgt sind, läßt sich nicht mehr nachweisen. (Vgl. Simrock, Mythologie.)
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Extrahierte Ortsnamen: Johannissest Ostfriesland Deutschland
Die Religion der Griechen. 63
und Menschen waltete das unerbittliche Schicksal. Selbst Zeus nabm bei wichtigen Entscheidungen die Wagschalen, aus denen die Lose oer Menschen gewogen wurden, zur Hand, um den Willen dieser höchsten Gewalt zu erfahren.
Die Seelen der Gestorbenen kamen nach der Meinung der Griechen in das Reich des Habes (Pluto), das man sich meistens als Unterwelt, also in der Erbe, bachte. Den Eingang in bies „Reich der Schatten" verlegte man an düstere Orte, z. B. an das Borgebirge Tänarum. Den Eingang bewachte der furchtbare Cerberus, ein ungeheuer mit drei Köpfen und einem Schlangenschwanze. Jeder konnte durch das weitgeöffnete Thor ungehindert eintreten; wer aber auf die Oberwelt zurückkehren wollte, dem wies das Untier seine grimmigen Zähne. Mehrere Ströme schloffen die Unterwelt ringsum ein: Styx, Acheron, Koitus, der Fluß der Wehklagen,'und Lethe, der die Seelen alles Irdische vergessen ließ. Charon war der von den Göttern eingesetzte Fährmann, der die Seelen der Abgeschiebenen, welchen eine Bestattung zu teil geworben war, gegen Entrichtung eines Fährgeldes über bic Ströme der Unterwelt fuhr; die Schatten der übrigen mußten ruhelos am User umherirren. Die übergesetzten Seelen würden vor den Thron des Habes geführt und empfingen hier ihr Urteil über ihr Leben auf der Oberwelt. Der Aufenthalt der Seligen war das El'isium, derjenige der Verdammten der Tartarus. Wer aus Erden große Verbrechen begangen hatte, mußte im Tartarus dafür schwer büßen; aber auch die Seligen führten nur ein schattenhaftes Scheinleben.
Aus der Meinung, daß die Seelen der Nichtbestatteten vergeblich auf Einlaß in die eliseischen Gefilde warten müßten, erklärt sich die Sorgfalt, welche die Griechen auf die Bestattung.der Toten verwandten. Die Leiche des in der Fremde Verstorbenen wurde in der Heimat bestattet: war dies aber nicht möglich, so errichtete man ihm doch daheim eine leere Ruhestätte. Nach der Schlacht ruhten die Waffen so lange, bis auf beiden Seiten die Gefallenen beerdigt waren; auch dem gefallenen Feinde versagte niemand diese letzte Ehre. Solon sprach den Sohn, dessen Vater seine Pflichten gegen ihn nicht erfüllt hatte, von jeder Kindespflicht frei, aber nicht von der, seinem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Nur die Leichname derjenigen, welche ein todeswürdigos Verbrechen, z. B. Landesverrat, begangen hatten, blieben unbeftattct liegen. Die anderen Leichen wurden gewaschen, gesalbt, in weiße Linnen gehüllt und bekränzt; auch steckte man ihnen einen Obolus als Fährgeld in den Mund. Nachdem die Leiche einen Tag ausgestellt gewesen war, wurde sie ant folgenden Morgen vor Sonnenaufgang von Verwandten und Freunden zu Grabe oder zum Scheiterhaufen geleitet. Verbrennung und Beerdigung kamen, zu allen Zeiten nebeneinander vor. Wurde die Leiche verbrannt, so sammelten die Angehörigen die Asche und setzten sie in Urnen bei. In das Grab pflegte man den Toten allerlei Geräte und Schmuckfachen, Eßwaren und Lieblingstiere zu legen; Kindern gab man ihr Spielzeug, Kriegern ihre Waffen, den Siegern in den Wettspielen ihre Tagespreise mit. Nach der Bestattung folgte im Trauerhaufe das Totenmahl, darauf am dritten und neunten Tage nach der Bestattung ein Totenopfer am Grabe; ein drittes Opfer — in Athen nach dreißig Tagen — schloß die Trauerzeit. Die Begräbnisorte befanden sich
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124 Das Altertum.
sammetweiche Garn, um es emsigen Frauen zu schenken ein kostbares Geschenk; denn soviel auch davon verbraucht wird, es wird nicht weniger. Sie beschtzte die Ehen; daher wurden diese am Freitage, der ihr geweiht war, geschlossen.
b. Fortdauer nach dem Tode. Hel ist die Gttin der Unterwelt. In ihr weites Reich kommen alle, welche an Krankheit und Alters-schwche sterben. Den auf dem Schlachtfelde Gefallenen steht Wodans Siegeshalle offen, die Walhalla, d. i. Halle der Erkorenen; weithin leuchtet sie mit ihren 450 Thoren. Die Sparren des Daches sind goldene Lanzenschfte. und mit goldenen Schilden ist es gedeckt. Der Saal leuchtet von strahlenden Panzern. Mit freundlichem Willkommen empfngt Wodan selbst den Gefallenen, den die Wallkyre ihm zufhrt; Brag'i, der Snger, greift in die goldenen Saiten; lngst vorangegangene Helden begren ihn. und die Gemahlin Bragis reicht ihm die pfel der Verjngung, ohne welche selbst die Götter Kraft, Schnheit und Jugend verlieren wrden. Mit dem Morgengrauen schon legen die Kmpfer ihre Panzer an und eilen in die Schlacht. Aber gleich nach derselben weckt die liebliche Stimme der Walkyre die Gefallenen wieder; Kampf und Streit ist vergessen; als Freunde sitzen die nebeneinander, welche eben sich grimmig bekmpften, und reichen einander die Schalen des schumenden Mets. Der goldborstige Eber liefert das kostbare Fleisch. Tglich wird er gesotten; doch am Abend ist er wieder unversehrt. Heldenthaten werden verkndet, Heldenlieder gesungen. Solch glckliches Leben wartet der Helden in Walhalla.
e. Gtterdmmerung. Doch die Götter ahnen schon ihren und der Welt dereinstigen Untergang. Die Weltesche Aggdrasil ragt schattend der die Wohnung der Götter empor; aber' cm einer ihrer drei Wurzeln nagt ein scheulicher Drache, und auf dem Wipfel des Baumes weidet eine Ziege. Das Geschleckt der Riesen sinnt auf Emprung. Loki, das Haupt derselben, hat das Bse in die Welt gebracht und sucht Menschen und Götter zu verfhren. Menschen und Zwerge verfallen der Habsucht und Geldgier, und Treulosigkeit, Lge und Laster aller Art sind die Folgen. Vergebens suchen 'die Götter Einhalt zu thun, indem sie durch Priester Gottesdienst und Opfer auf Erden einfhren; vergebens senden sie auch den Gott des Gesanges; nur fr eine kurze Zeit bessert er die Welt durch religise Lieder und begeisternde Kriegsgesnge. Von Loki stammen auch Fenrir, der Wolf der Vernichtung,' die Midgardschlange, welche die Erde im Meere ganz umschlingt, und die entsetzliche Hel, die Gttin der Totenwelt. Aus Lokis Anstiften wird Baldur gettet. Jetzt nimmt das Verderben berhand. Mord und Verrat lauern auf allen Wegen; Schwert und Beil regieren die Welt. Die Sonne verliert ihren Glanz; ein dichter Nebel bedeckt die Erde; die Pflanzen ersterben; alles erstarrt in eisiger Klte. Da verschlingen sogar zwei Wlfe, Nachkommen Fenrirs, den Mond und die Sonne, die Erde bebt; dadurch lsen sich alle Bande der bsen Götter, und die ungeheure Midgardschlange erhebt sich zum Kampfe. Mit Keulen bewaffnet, strmen die Riesen gegen die Burg der Götter;
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122 Das Altertum.
Beim Kessel fang mute der Beklagte mit entblten Armen aus einem Kessel mit kochendem Wasser einen'stein oder Ring holen; blieb er unverletzt, so galt er als unschuldig.
Die Strafe war meistens eine Geldstrafe (Wergeld); sogar der Mord konnte mit Geld geshnt werden. Bei der Abschtzung des Wer-gelbes wurde auf den Stand und die Bedeutung des Gekrnkten Rck-ficht genommen. Ein Vergehen gegen einen Freien wrbe boppelt so hoch bestraft, als gegen einen Hrigen, gegen eine Frau hher als gegen einen Mann; am hchsten wrbe der gestraft, welcher einen freien Mann in seinem Allob, ober gar auf der heiligen Malsttte gekrnkt hatte. Tobesstrafe gab es meistens nur fr Unfreie und Lanbesverrter; biefe wrben aufgehngt. Feiglinge und unzchtige Buben wrben in Sumpf und Moor geworfen; Kerker kannte man nicht.
Auer Richtern gab es im Frieden keine Obrigkeit. War der Krieg beschlossen, so whlte das Volk den Tapfersten zum Fhrer, hob ihn'auf den Schilb und begrte ihn als Herzog; aber mit dem Kriege enbete auch seine Wrbe. Die stlichen Stmme standen unter Knigen. War der Krieg beschlossen und der Herzog gewhlt, so rief dieser den Heerbann auf. Von Dorf zu Dorf, von Hof zu Hof wurde der He er Pfeil getragen. Die Männer holten ihre Feldzeichen aus den heiligen Hainen und brachen auf; ihnen folgten auf Wagen Frauen und Kinder. Die Kriegsbeute wrbe gleichmaig verteilt; ein Teil derselben, auch der Gefangenen, wrbe den Gttern geopfert. Eine anbere Heerfahrt war die auf Abenteuer; sie ging meistens von einzelnen Huptlingen (Fürsten) aus. Diese bilbeten sich nmlich aus bewaffneten Mnnern, die sich freiwillig zu ihrem Dienst erboten, ein Gefolge (Geleite), das ihnen im Frieden als Ehrenwache, im Kriege als Schutz biente. Zu solchem Waffenbienste brngten sich die kriegsfrohen, abenteuerlustigen Jnglinge, insbesonbere solche, welche keinen Landbesitz hatten. Unverbrchliche Treue herrschte zwischen ihnen; thatenburstig zog eine solche Helbenschar als Vorkmpfer des Volkes in die Schlacht, ober sie ging auf eigene Hand auf Abenteuer aus, und mancher Haupt-ling, spater He er konig genannt, ist in den eroberten Lndern ein wirklicher König geworden. '
8) Gtterglauben der alten Germanen.
a. Götter und Gttinnen. Ursprnglich verehrten die Germanen die Krfte der Natur, die im Laufe der Zeit zu Personen wurden; unter riesigen Bumen, an rauschenden Strmen, auf weitblickenden Hhen und in wilden Waldschluchten dienten sie denselben. Als im jetzigen Deutschland das Heibentum durch das Christentum verbrngt warb, Hielt es sich bei den Germanen in Skanbinavien noch jahrhnnbertelang. Besondere Snger, Skalden genannt, bildeten es hier immer herrlicher aus. Gedichte dieser Art sind die Edden, die vielleicht schon im 7. oder 8. Jahrhundert entstanden sein mgen, aber erst im 12. und 13. Jahrhundert gesammelt sind. Der oberste aller Götter ist Wodan, bei den Skandinaviern Odin genannt, ein ehrsurchtgebietender Greis
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