Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Bis zum Interregnum - S. 54

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 54 — verloren gegangen finb, vor allem aber ein Heer von Nixen nrtb Zwergen, die die Natur beseelten. Allen Gottheiten hasteten nach dem Glauben unserer Vorfahren bnrchans menschliche Eigenschaften an, wenn sie natürlich auch in vieler Hinsicht, namentlich durch Kraft und Lift, das Menschliche überragten. Sie wohnten unter Menschen auf der Erbe, wenngleich sie sich zuweilen barüber erheben konnten. Auf die Menschenwelt erstreckte sich ihre Wirksamkeit. An Leiben und Freuben der Erbbewohner nahmen sie teil, kehrten gern bei den Menschen ein und nahten sich ihnen oft unerkannt, um zu belohnen und zu beglücken ober auch zu strafen. Währenb aber anbete Völker sich ihre Götter als Gestalten von größter äußerer Vollkommenheit bachten, war das Äußere, der Körper der germanischen Gottheiten nicht frei von Fehlern; benn Woban hatte nur ein Auge, Ziu nur eine Hand, und Donar trug die Spur einer Schabelverletzung an sich, die von einem Schleubersteine herrührte, den ein Riese nach ihm geworfen hatte. Woban hatte ein Auge geopfert, als er aus dem Brunnen Mimirs Weisheit trank. Darum zog er gern seinen breitkrämpigen Hut ins Gesicht, um den Mangel zu verbecken. Solche Verstümmelungen entsprachen der germanischen Auffassung, daß auch die Götter dem Kampfe holb waren und daß sie selbst Kämpfe zu bestehen gehabt hatten. Die babei erhaltenen Verletzungen waren ihnen ein Ehrenfchmuck, Zeichen ihrer Tapferkeit. Eine weitere Eigenart der Götter war ihr starker Appetit. Alle übertraf barin Donar, der sogar einen Ochsen allein aufeffen konnte. Auch hierin kamen echt germanische Verhältnisse zum Ausbruck. Der Germane, der reichliches Essen und Trinken schätzte und sich wünschte, aber boch in feinen Wälbern gar manche Genüsse entbehren mußte, bachte sich die Götter im Vollgenuß irbischen Wohllebens. Erinnern mag baran die Fabel vorn Schlaraffenland Enblich war den Göttern die Frcube an Golb und Schmuck eigen. Daher wirb in den Sagen von manchem verborgenen Schatz berichtet, der zuweilen einzelnen frommen Menschen unerwartet sich erschlossen hat. So haben sich im Volksglauben Vorstellungen erhalten, die heibnifchen Ursprungs sinb. Auf die germanischen Gottheiten weifen auch unsere Wochennamen zurück. Dienstag ist der Tag Zins. An Donar erinnert der Donnerstag, der einst der heiligste Tag, der bevorzugte Opfertag war. Frija kehrt in Freitag roieber, und Wobans Tag ist der

3. Bis zum Interregnum - S. 58

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 58 — den Männern an die Dingstätte, blieben aber außerhalb der Tempelumwallung und wohnten in Laubhütten. Bei den Umzügen wurde das Götterbild in verhülltem Wagen herumgeführt, und das Volk begleitete es mit Gesang und Tanzschritt. Daneben wurden Vorführungen verschiedener Art geboten, so fehlte gewöhnlich auch der Schwertertanz nicht, bei dem Jünglinge ihre Kunst und Gewandtheit dadurch zeigten, daß sie zwischen aufgesteckten Schwertern tanzten, ohne sich zu verletzen. Unterdessen war das Fleisch des Opsertieres im Kessel gekocht oder am Spieße gebraten worden, und so schloß das Fest mit einem fröhlichen Gelage, wofür in früher Zeit die Bezeichnung Gilde aufkam, die im Mittelalter auf Vereinigungen anderer Art übertragen wurde. Die Opfergelage wurzelten so tief im Volksleben, daß sie in unveränderter Form auch in christlicher Zeit fortbestanden. Darum haben sich auch die Ochseubratungen am Drehspieß bei Festversammlungen lange erhalten. Sie gehörten zu den mittelalter- lichen Krönungsfesten und kommen noch heute bei dem bekannten Oktoberfest in München vor. e) Weissagungen. Da man durch das Opfer die Gunst der Götter zu erringen suchte, lag es nahe, zu erfahren, wie sie sich zu den Wünschen und Hoffnungen der Menschen wohl stellen möchten. Man wollte ihren Willen erkunden und Blicke in die Zukunst tun; daher waren mit dem Opfer Weissagungen verbunden, und au diesem Teile der religiösen Handlungen nahmen auch Frauen teil. Wie man ihnen irrt allgemeinen eine größere seherische Begabung als den Männern zutraute, so ragten einzelne durch überlegene geistige Fähigkeiten besonders hervor. Das waren die sogenannten „weisen Frauen", von denen einige zu außerordentlichem Ansehen gelangtem Ihre weissagende Tätigkeit bezog sich vorzugsweise auf kriegerische Unternehmungen. Eine solche Seherin erschien auch dem römischen Feldherrn Drusus an der Elbe. Aber die Weissagungen befaßten sich gern auch mit dem Geschick des einzelnen Menschen, und hierzu prophezeiten die Frauen nicht nur ans dem Opfer, sondern ebenso aus dem Murmeln des plätschernden Wassers oder dem Rauschen der Bäume, vor allem ans dem Verhalten gewisser Tiere, z. V. aus dem Fluge der Vögel und dem Wiehern der Rosse. So gewannen die Tiere im Leben der Menschen eine große Bedeutung. Obenan stand das Pferd. Sein Instinkt, sein Ortssinn leitete es zu frischen Weideplätzen, in wasserarmen Gegenden zur rieselnden Quelle und

4. Bis zum Interregnum - S. 102

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 102 — Svantovit, den dreiköpfigen Triglav, ferner Radigast, dessen Wesen unaufgeklärt ist. Der Gegensatz zwischen dem bösen und guteu Gott, dern Zernobog und Belobog, an die noch jetzt zwei gleichbenannte Berge in der Lausitz erinnern, ist wahrscheinlich erst in der Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Christentum entstanden. Man opferte den Göttern meist im befestigten Burg-wall oder auf Hügelu und Bergen. Eine solche Opferstätte war wahrscheinlich der Sonnenstein bei Pirna, auf dem man den Donnergott Peruu verehrte, nach dem Pirna auch feiuen Namen erhalten haben soll. Alle Opferfeste waren von fröhlichen Gesängen, von Tanz und Jubel, vou Schmaus- und Trinklust begleitet; denn die Slaven liebten den Frohsinn. Ihr heiterer Sinn verschönte das traute Familienleben, das sich bei der Anlage ihrer Dörfer iu schöner Weise entfalten konnte. d) Kampf gegen die Slaven. Etwa drei Jahrhunderte hatten die Slaven ungehindert in ihren Niederlassungen gewohnt und in friedlicher Arbeit viel zur Besiedelung und Kultivierung des Landes beigetragen. Da erstarkte das deutsche Reich, und da wiederholt der deutsche Osten von räuberischen Einfällen wilder Stämme bedroht wurde, suchten die deutschen Fürsten die Ostgrenze zu sichern und das Deutschtum weiter nach Osten auszubreiten, um die vou den Vorfahren einst freiwillig verlaffenen Gebiete wieder zurückzugewinnen. So entstanden mannigfache Kämpfe und Grenzunruhen; denn nur ungern gingen die Slaven aus ihren Wohnsitzen, aus ihrer Heimat heraus und leisteten dem Vordringen der Deutscheu zähen Widerstand, aber sie erlagen. Ihre Gebiete wurden nach und nach von den Deutschen besetzt und zur Sicherung der Grenzen Marken errichtet. Namentlich war es König Heinrich I., der erfolgreiche Kriege gegen die Slaven an der Elbe und an der Havel führte und u. a. die Mark Meißen begründete. Vielfach wurden dabei die zur Sicherung der Niederlassungen angelegten slavischen Burgwälle weiter ausgebaut und befestigt, sie erhielten eine ständige Besatzung von Dienstmannen, die mit Grundbesitz belehnt wurden. Aus den slavischen Befestigungen wurden dadurch die sogenannten Burgwarde, an die noch heute mancher „Burghardsberg" erinnert. Trotz der Eroberung des slavischen Landes durch die Deutschen blieb ein großer Teil der slavischen Bevölkerung in den Niederlassungen zurück, aber die Slaven gerieten in Abhängigkeit von

5. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 41

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Orestes' Muttermord. 41 Iphigenie durch falsche Vorspiegelungen geraubt hatte. ■ Als ein Jahr nach dem andern ohne Nachricht verging, hoffte sie, er sei tot, und vermählte sich mit einem andren Manne, mit dem Vetter Agamemnons, Ä gift hos, und dieser wurde nun König von Mykene. Übermütig lebte das Paar im Königspalaste, und die jüngere Tochter, Elektra, die ihren Vater zärtlich liebte, mußte den Frevel schweigend mitansehen. Nur eins konnte sie tun: sie rettete ihren kleinen Bruder Orestes, da er vor dem Stiefvater nicht sicher war, und ließ ihn nach Phokis zu einem Freunde des Hauses bringen, wo er mit dessen Sohn, Pylades, in treuer Freundschaft aufwuchs. Da kam plötzlich, durch Flammenzeichen von Berg zu Berg gemeldet, die Nachricht von Trojas Fall; aber das ehebrecherische Paar rüstete sich zur Abwehr. Als Agamemnon festlich in Mykene einzog, trat ihm die tückische Frau freudestrahlend entgegen und führte ihn auf Purpurdecken ins Haus. Als aber drinnen der Reisemüde ein Bad nahm, warf sie ihm plötzlich ein weites, faltiges Gewand über den Kopf, so daß er sich wie in ein Netz drinnen verstrickte, und ehe der König sich wehren konnte, schlich Ägisthos herbei, und beide schlugen ihn tot. Dann blieben sie König und Königin in Mykene. Elektra aber, die sie während des Mordes im Frauengemach eingeschlossen hatten, pflegte das Grab des Vaters und sann aus Rache. B. Orestes' Muttermord. Indes war Orestes herangewachsen, und er machte sich mit seinem Freunde Pylades nach Mykene aus. Unerkannt betraten sie das Königshaus und erzählten Klytämestra, ihr Sohn Orestes sei gestorben. Da jubelte das wilde Weib laut auf, denn es hatte in ihm den Rächer gefürchtet. Orestes aber ergrimmte, als er das sah, und schlug die Frohlockende tot, während Pylades zugleich den Ägisthos niederstieß. So war Agamemnons Tod gerächt. Als aber Orestes Klytämestra tot vor sich sah, da graute ihm, — er hatte seine eigene Mutter erschlagen! Alsbald sah er aus dem Boden die finsteren Er in Yen, die Rachegöttinnen, aufsteigen. Blutrote Fackeln schwangen sie in den Händen, und um ihre grausigen Häupter flatterten Schlangen statt der Haare. Entsetzt floh der Muttermörder ; aber die Erinyen jagten hinter ihm her und ließen ihm nirgends Ruhe. C. Orestes' Entsühnung. Endlich flüchtete er sich in Apollons Tempel zu Delphi, den durften die finstren Rachegöttinnen nicht betreten. So lagerten sie sich auf der Schwelle. Orestes aber ging hinein und fragte den Gott, was er tun müsse, um sich von den Erinyen zu befreien. Da riet ihm der, er solle nach Tauris ziehen, um das Bild der Schwester zu holen. Orestes hatte schon gehört, daß in Tauris ein berühmtes Bild der Artemis sei; so machte er sich mit seinem treuen Pylades auf. Tauris aber war ein ungastliches Barbarenland: jeder Fremde, der seinen Strand betrat, wurde der Artemis geopfert. So griff man auch Orestes und Pylades, band sie und führte sie zur Priesterin, daß sie sie opfere; die Priesterin aber war Iphigenie, und fast hätte die Schwester den Bruder geschlachtet, da erkannten

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 24

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
24 Achilleus. wie man die Göttin versöhnen könne. Zögernd erklärte der Seher, Aga-memnon müsse seine älteste Tochter Iphigenie der Göttin opfern, sonst werde sie nur widrige Winde schicken. Wohl sträubte sich der unglückliche Vater; aber er sah ein, daß er selbst das Unglück verschuldet habe und daß er das ganze Heer nicht aufhalten dürfe. So schickte er Boten nach Mykene, seiner Hauptstadt, und ließ seine Tochter holen. Damit sie aber käme und die Mutter sie ziehen ließe, gab er vor, sie solle mit dem tapfersten jungen Helden, mit Achilleus, vermählt werden. Kaum aber kam sie ins Lager, da griffen sie Artemis Pompejanisches Wandbild. die Opferdiener und schleppten sie vor den Altar der Artemis, und schon zückte Kalchas das Messer, um sie zu schlachten, während der Vater verzweifelt sein Haupt verhüllte; da erbarmte sich die Göttin des unglücklichen Mädchens, schnell eilte sie durch die Lüfte herbei, hüllte Iphigenie in eine Wolke und führte sie hinweg. Als die Betäubte zur Besinnung kam, fand sie sich im Tempel der Artemis fern in Tauris im Norden des Schwarzen Meeres. Die Taurier nahmen sie mit Ehrfurcht auf als ein Geschenk der Göttin, sie wurde Priesterin und diente der Artemis treulich.

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 95

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Wie Thor seinen Hammer heimholte. 95 auf der Erde. In Deutschland verehrte man ihn unter heiligen „Donarseichen", man nannte nach ihm den „Donnersberg", und der „Donnerstag" war ihm geweiht, wie der Freitag der lieblichen Göttin Freia geweiht war und wie der Mittwoch noch heut in England der Wodanstag heißt. Die schönste Geschichte von Thor ist uns in Island aufgeschrieben, sie lautet: Wie Thor seinen Hammer heimholte. Thor erwachte eines Morgens aus unruhigem Schlummer. Seine erste Bewegung war der Griff nach dem Hammer, der ihm immer zu Häupten lag; aber die furchtbare Waffe war verschwunden. Wildsprang der gewaltige Gott empor, schüttelte den struppigen roten Bart und spähte in alle Ecken. Aber der Hammer war nicht zu finden, er war über Nacht gestohlen. Donar wußte, daß der Verlust der gewaltigen Waffe allen Göttern zum Verderben werden könne, und er ging niedergeschlagen zum listenreichen Loki. „Loki", sprach er, „noch weiß es niemand im Himmel und auf Erden: mein Hammer ist geraubt." Loki wußte Rat, und sie gingen beide zur Freia und baten sie, ihnen ihr Federkleid zu leihen. Willig tat es die Liebliche, und schnell schlüpfte Loki in das weiße Federhemd und sauste durch die Lüfte gen Riesenheim zu den Feinden der Äsen, wo er den Räuber vermutete. Wirklich saß dort der trotzige Riese Thrym mitten unter seinen Herden und fragte den heransausenden Gott höhnisch, wie es den Äsen gehe. „Schlecht," sagte Loki, „denn Thors Hammer ist geraubt. Weißt du, wo er ist?" — „Wohl weiß ich es", lachte der Riese, „tief unter der Erde halte ich ihn verborgen, und ihr sollt ihn nie wieder bekommen, es sei denn, daß ihr mir Freia als Braut herbeibringt." Loki sauste zurück nach Asgard und brachte die Botschaft. Wild lachte da Thor: „Schmücke dich, Freia, mit bräutlichem Linnen, ich bringe dich als Braut gen Riesenheim." Aber Freia wies zornig solches Ansinnen ab, und alle Götter waren einig, daß man die holde Göttin dem plumpen Riesen nicht preisgeben dürfe. Da schlug der Klügsten einer, Heimdall, der Wächter, vor, man solle Thor in bräutliche Gewänder hüllen und anstatt Freias dem Riesen übergeben. Wohl murrte Thor, ihm passe kein weiblich Gewand; aber als Loki achselzuckend ihm sagte: „Nun, so werden bald die Riesen Asgard bewohnen!" willigte er ein. Nun hüllte man Thor in ein weißes Brautgewand, ein Schlüsselbund hängte man an seinen Gürtel, und seinen Hals schmückte das glänzende Halsband Freias. Das ganze Haupt aber verhüllte man ihm nach der Sitte der Zeit mit dem bräutlichen Schleier, so daß niemand ihn erkennen konnte. Unterdes hatte sich Loki flink als Kammerzofe verkleidet, und beide setzten sich nun in den Ziegenwagen Thors, und funkenstiebend ging es dahin nach Riesenheim. Freudig erhob sich der Riese. „Schmückt das Haus", rief er, „und rüstet den Hochzeitsschmaus. Ich bin der reichste der Riesen, doch eins fehlte mir: Freia, die schönste der Frauen. Dort naht sie mir!" Freudig nahm man die Gäste auf und bewirtete sie reichlich. Da aber hätte sich Thor fast verraten, so

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 97

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Baldurs Tod. 97 was er gesehen habe, als er auf Odins Hochsitz saß. „Nie kann ich Gerda vergessen", sprach er, „und doch können Götter und Riesen nie zusammenkommen." — „So gib mir dein schnelles Roß", sprach Skirnir, „daß es mich durch den flackernden Flammenwall trage; gib mir dein Schwert, das von selbst sich schwingt! So will ich zu den Reifriesen reiten und dir die Braut werben." Der Gott gab ihm beides, und das Roß wieherte, das Schwert klirrte dem Beherzten entgegen. Liebkosend streichelte Skirnir dem Rosse die Mähne und sprach: „Jetzt gilt es: wir beide vollführen die wilde Fahrt!" Nun sprengte er hinaus durch das Dunkel gen Riesenheim und sauste durch den Flammenwall, der die Wohnung der Riesen umgab. Vor Gerdas Hause schwang er sich vom Roß. Da wüteten gewaltige, graue Hunde am Hoftor und heulten ihm entgegen. Er aber schwang sein goldenes Schwert und trieb die Hunde zurück. Das Getöse des Kampfes vernahm Gerda, und sie hieß den Helden hereinführen in den Saal. „Wer bist du?" rief sie ihm entgegen; „welcher der Äsen wagte sich durch die flackernde Flamme?" — „Ein Bote nur bin ich von Asgard", sprach jener, „ich komme deine Minne zu werben für Freyr, den Sonnengott. Elf goldne Äpfel schickt er dir als Liebeszeichen." — „Elf goldne Apfel nehme ich nicht", sprach sie, „nie können Freyr und ich zusammenkommen". Da bot er ihr den Wunderring, von dem in jeder neunten Nacht acht gleich schwere goldne Ringe herabträufen. Doch sie blieb bei ihrer Weigerung: „Ich bedarf deines Goldes nicht, mein Vater hat Schätze genug." Da ergrimmte Skirnir und zog das Schwert. „Das Haupt schlag ich dir ab, wenn du dich weigerst." Doch trotzig entgegnete jene: „Nie füge ich mich dem Zwang, nie wirst du mich mit Gewalt zur Liebe zwingen." Da berührte er sie mit einem dürren Zweige und sprach Zauberformeln über sie, und siehe! der Zweig trieb Knospen, und der Jungfrau Herz erweichte sich. So ward die winterliche Erde des sonnigen Lichtgottes Braut. Iv. Baldurs Lod (nordische Sage). A. Baldurs Traum. Auf dem höchsten Punkte von Asgard lag die glänzende Halle, in der Odins Sobn, der Lichtgott Baldur, „der weißeste der Äsen", wohnte. Dort strahlte alles in goldenem Lichte, nirgend gab es einen Flecken noch Schatten. Wohin Baldur selbst kam, da ging ein lichter Schein von ihm aus, und es glättete sich jede Stirn, jeder Mund lächelte, und alle Sorgen entflohen. Doch endlich siel der Schatten auch in Baldurs Leben. Eines Morgens stand er sorgenvoll auf, ihm hatte geträumt, er sei drunten in ewiger Nacht bei Hel, und ihm ahnte, er müsse sterben. Traurig ging er in Asgard Froning-Wülker, Lehrbuch der Geschichte. Vorstufe von Niebour. 7

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 230

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
230 Zusammenstellung des Stoffes. Horatier und Curiatier. Porsena von Clusium — Horätius Eocles, Mucius Scävola, Elölia D. Nordgermanische Götter: Odin, Gott des Windes und der Schlachten (deutsch Wodan). Frigga, seine Gemahlin (deutsch Hertha?). Thor, Gewittergott (deutsch Donar). Freyr, Sonnengott. Freya, Führerin der Walküren. Göttin der Schönheit und Liebe Baldur, Frühlings- und Lichtgott, Sohn Odins und Friggas. Loki, ein zerstörender Gott, Anstifter alles Bösen. E. Helden der germanischen Sage: Walthari und Hildegund. Sigurd (deutsch Sigfrid) — Sigmund und Jördis (deutsch Sigelinde) — Regin und Fafnir — Brunhild in der Waberlohe — Gudrun, Guta, Gunnar, Högni — Atli (deutsch Etzel). Dietrich von Bern — Dietmar, Hildebrand — Grim und Hilde, Sigenot, Ecke — Ermenrich, Wittich und Heime — Etzel, Helche, Scharf und Ort — Rabenschlacht. Herzog Ernst von Schwaben — Konrad und Kunigunde — Werner von Kiburg. Heinrich der Löwe von Braunschweig und Mathilde. E.fhohenzollern: 1415 Friedrich I. wird Kurfürst von Brandenburg (Faule Grete, Schöne Else) 1640—88 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 1675 Sieg bei Fehrbellin über die Schweden. 1701 18.1. Friedrich I., König von Preußen. 1740—86 Friedrich Ii., der Große. 1756—63 Siebenjähriger Krieg. 1757 Prag, Kolin, Roßbach, Leuthen. 1797—1840 Friedrich Wilhelm Iii. 1806—7 Krieg mit Napoleon I. — Jena und Auerstädt — Memel — Tilsit. 1810 Königin Luise stirbt. 1861—1888 Wilhelm I., König von Preußen. 1864 Dänischer Krieg — Düppeler Schanzen. 1866 Österreichischer Krieg — Königgrätz. 1870—71 Deutsch-Französischer Krieg — Weißenburg, Wörth, Sedan, Paris. 1871 18. 1. Kaiser-Proklamation in Versailles. 1888 Friedrich Iii., Deutscher Kaiser und König von Preußen. 1888—x Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser, König von Preußen.

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 20

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
20 Orpheus. Orpheus aber klagte Tag und Nacht am öden Meeresufer und rief unablässig ihren Namen. Endlich beschloß er kühn, in die Unterwelt hinabzusteigen und entweder die Gattin zu befreien oder mit ihr drunten in der ewigen Nacht zu bleiben. Er fand den Eingang zur Unterwelt und schritt mutig in den finsteren Schlund hinab. Als er am Kerberos vorbeikam, sang und spielte er so schön, daß sich das Untier schwanzwedelnd niederlegte und ihm dann folgte wie ein Hündchen. So kam der Sänger in die große, finstere Halle, wo Hades mit seiner Gattin Persephone auf schwarzem Throne saß. Alsbald begann er seine Lieder, er sang von seiner Liebe und seinem Schmerz, und die ganze Unterwelt lauschte. Alle Qualen der Frevler da drunten hörten auf, zu Tausenden drängten lautlos die Schatten heran, und Persephone weinte vor Mitleid. Da erweichte sich auch das Herz des finsteren Gottes. „Wohlan!" sprach er, „du sollst sie wieder haben! Geh zurück in das Reich des Lichtes, wohin du gehörst! Die Gattin soll dir folgen! Doch merke dir eins: du darfst dich nicht umdrehen, bis dein Fuß die Oberwelt betritt! — Wir Götter verlangen Glauben!" — Da sang Orpheus noch ein Lied voll Dank und Jubel, und dann ging er hinweg. Aber der Weg war weit und führte durch finstere und öde Schluchten, und je weiter der Sänger schritt, desto mehr verlor er den Mut. In der tiefen Stille hörte er nicht das leiseste Geräusch hinter sich, und er fing an zu glauben, der Gott habe ihn betrogen. Endlich, als schon am Ende des langen Ganges das Tageslicht leise zu dämmern begann, konnte er es nicht lassen: er drehte sich um und sah Eurydike hinter sich schweben. Aber alsbald donnerte es in der Tiefe, die Gattin konnte ihm nur noch mit tiefem Schmerz leise die Hand drücken, dann stand schon Hermes, der Götterbote, neben ihr und führte sie auf immer zurück in die Nacht. — Die Götter verlangen Glauben. C. Orpheus' Tod. Viel elender als zuvor kam nun Orpheus wieder in die Oberwelt. Sieben Monate noch klagte und weinte er um die verlorene Gattin. Dann nahm er sich selbst das Leben. Sterbend lispelte seine Zunge noch den Namen „Eurydike", und die Leier klang ihn nach. Sein Schatten aber schwebte hinab in die Unterwelt, wo er auf immer mit Eurydike vereint wurde. Um den Sänger trauerten Vögel und wilde Tiere, die Bäume verloren ihr Laub, und die Bäche schwollen an von den eigenen Tränen. Auf seinem Grabe aber sangen die Nachtigallen schöner als irgendwo sonst, und seine Leier, die er sterbend ins Meer geworfen hatte, trieb ans Gestade von Lesbos. Dort wurde sie im Tempel Apollons aufgehängt, und Lesbos ward die liederreichste der Inseln, die Heimat großer Sänger und Sängerinnen.
   bis 10 von 56 weiter»  »»
56 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 56 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 2
6 0
7 7
8 0
9 1
10 3
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 2
24 0
25 4
26 2
27 9
28 1
29 0
30 1
31 0
32 1
33 15
34 2
35 0
36 2
37 30
38 0
39 1
40 0
41 0
42 1
43 33
44 4
45 6
46 4
47 2
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 37
2 13
3 1
4 9
5 0
6 0
7 11
8 2
9 11
10 2
11 0
12 1
13 9
14 8
15 1
16 17
17 73
18 0
19 1
20 2
21 8
22 145
23 17
24 3
25 3
26 5
27 0
28 6
29 0
30 1
31 3
32 4
33 1
34 2
35 14
36 0
37 4
38 2
39 28
40 4
41 5
42 6
43 19
44 2
45 9
46 1
47 4
48 0
49 0
50 0
51 2
52 11
53 15
54 7
55 1
56 4
57 1
58 34
59 6
60 5
61 2
62 0
63 7
64 0
65 5
66 4
67 1
68 12
69 7
70 5
71 15
72 3
73 5
74 1
75 9
76 2
77 55
78 1
79 0
80 4
81 0
82 35
83 3
84 0
85 0
86 1
87 11
88 19
89 5
90 12
91 9
92 47
93 14
94 24
95 4
96 3
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 3
2 107
3 14
4 48
5 19
6 19
7 96
8 4
9 50
10 53
11 3
12 25
13 11
14 1
15 21
16 66
17 22
18 29
19 52
20 3
21 27
22 25
23 13
24 4
25 7
26 44
27 60
28 4
29 5
30 41
31 11
32 1
33 194
34 9
35 36
36 6
37 32
38 0
39 45
40 31
41 102
42 14
43 35
44 27
45 4
46 14
47 12
48 40
49 28
50 56
51 88
52 54
53 9
54 187
55 29
56 30
57 13
58 27
59 381
60 32
61 41
62 69
63 15
64 28
65 57
66 0
67 64
68 21
69 9
70 1
71 62
72 24
73 71
74 7
75 27
76 1
77 30
78 11
79 38
80 77
81 389
82 12
83 1
84 7
85 33
86 2
87 15
88 95
89 7
90 1
91 58
92 22
93 7
94 0
95 1
96 0
97 31
98 23
99 30
100 180
101 0
102 110
103 42
104 1
105 26
106 17
107 3
108 10
109 0
110 7
111 38
112 99
113 4
114 13
115 11
116 75
117 11
118 22
119 3
120 35
121 162
122 8
123 29
124 23
125 21
126 22
127 46
128 43
129 30
130 1
131 89
132 39
133 6
134 9
135 3
136 134
137 0
138 4
139 3
140 104
141 25
142 60
143 216
144 11
145 126
146 58
147 8
148 79
149 5
150 31
151 37
152 91
153 3
154 13
155 96
156 144
157 44
158 56
159 3
160 0
161 15
162 21
163 33
164 2
165 29
166 46
167 25
168 11
169 36
170 19
171 76
172 23
173 45
174 7
175 83
176 36
177 124
178 4
179 27
180 3
181 39
182 146
183 129
184 7
185 12
186 20
187 7
188 14
189 7
190 71
191 25
192 57
193 0
194 27
195 4
196 77
197 35
198 28
199 13