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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 70

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 70 — Darum hob Joseph innerhalb 8 Tagen nicht weniger als 700 Klöster ans. Nur die ließ er bestehen, die sich mit der Kindererziehung und der Krankenpflege beschäftigten. Mönche und Nonnen mußten ihre Zellen verlassen, und die Gebäude wurden zu Schulen, Waisenhäusern, Hospitälern u. s. w. umgewandelt. — Am 15. October 1781 gab er das berühmte Toleranzedikt. Das war der Besehl, durch welchen allen Bekennern des christlichen Glaubens, also auch den Protestanten, Religionsduldung gewährt wurde. — Bisher waren päpstliche Verordnungen (die sogenannten Bullen) in den österreichischen Kirchen und Gemeinden ohne weiteres von der Kanzel herab bekannt gemacht worden. Joseph verbot dies. Bei jeder einzelnen Verordnung behielt er sich die Genehmigung dazu vor. Auf die Gegenvorstellungen des Papstes achtete er nicht. Da kam dieser selbst nach Wien, um den Kaiser ans andere Gedanken zu bringen. Joseph empfing ihn freundlich und ehrerbietig, aber seinen Zweck erreichte Pius Vi. nicht; er mußte unverrichteter Sache nach Rom zurückkehren. Kein Wunder, daß er und die katholische Geistlichkeit auf den Kaiser übel zu sprechen waren. Aber auch in bürgerlichen Verhältnissen wurde vieles anders und besser. Bisher hatte in Österreich noch die Leibeigenschaft bestanden. Die großen Gutsbesitzer konnten ihre Unterthanen an andere abtreten, verkaufen, ihnen die Verheiratung verweigern, kurz, sie als Sklaven behandeln. Diese mittelalterliche Einrichtung hob Joseph auf. Alle sollten vor dem Gesetze gleich sein. Dadurch wurde den großen Gutsherren ein sehr wichtiges Recht genommen, und auch sie betrachteten darum den Kaiser mit feindlichen Angen. — Bisher waren vornehme Leute, die sich irgend eines Vergehens schuldig gemacht hatten, entweder gar nicht oder wenigstens im geheimen bestraft worden. Oft hatten sie nur eine geringe Geldstrafe zu bezahlen gehabt. Das wurde gleichfalls anders. Die Todesstrafe schaffte Joseph allerdings ab, führte dafür aber Zwangsarbeiten ein. Und so sah man bald unter den Missethätern auch Grafen, Barone, Hofräte, Offiziere u. a.tn. mit geschorenem Kopfe, mit Ketten belastet, in groben Kitteln die Gasse kehren. Diese Beschimpfung brachte den Adel auf, aber Joseph ließ sich nicht irre machen. Jeder Unterthan hatte offenes Gehör beim Kaiser. Zu bestimmten Stunden ließ er die Bittsteller bei sich eintreten, hörte ihre Wünsche an und gab die Entscheidung. Arme und Notleidende fanden an ihm, wenn sie es wert waren, einen stets bereiten Helfer. Aber Unwürdige mochten sich vor ihm in acht nehmen. Er tadelte und strafte ohne Ansehen der Person. Freilich verfuhr Joseph bei allen seinen Neuerungen zu hastig und mit Härte. Derartige Umänderungen und Verbesserungen lassen sich nicht auf einmal durchführen. Es bedarf dazu jahrelanger Mühe und unerschütterlicher Beharrlichkeit. Weil nun Joseph das nicht bedachte, so fand er überall einen Widerstand, den er durchaus nicht erwartet hatte. In Ungarn war bisher vor Gericht und beim Reichstage die lateinische Sprache gebraucht worden. Joseph befahl, daß innerhalb 3 Jahren nur noch die deutsche Sprache als Gerichtssprache Geltung haben solle. Darin lag eine

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 390

1888 - Habelschwerdt : Franke
390 hatte, griff die Krisis auch nach Deutschland herüber. Die Fabriken standen plötzlich still, die Arbeiter wurden entlassen oder mußten sich Lohnkürzungen gefallen lassen; dem Aufschwünge folgte eine Lähmung des Unternehmungsgeistes, die mehrere Jahre anhalten sollte. _ 4 Das Sozialistengesetz. Diese allgemeine Unzufriedenheit im wirtschaftlichen Leben führte die arbeitenden Klaffen massenhaft der Sozialdemokratie zu, deren Lehren, aus Frankreich kommend, seit etwa 3 Jahrzehnten in Preußen und Deutschland Eingang gefunden hatten. Mit dem Wachstume des Proletariats bei der Überhandnähme des Fabrikwesens begannen sich die Arbeiter als vierten Stand der Gesellschaft zu fühlen und beanspruchten dieselben Rechte und denselben Lebensgenuß, dessen sich höher Gestellte erfreuten. Die neue Reichsverfassung hatte den Sozialdemokraten volle Freiheit der Bewegung und das allgemeine Wahlrecht gebracht; im Reichstage sowohl, wo ihre Kandidaten bereits saßen, wie in ihrer zügellosen Presse, die sich rasch vermehrte, trugen sie ihre Jdeeen, die Religion und Sitte verhöhnten und den Umsturz der politischen Anstände und der bestehenden Eigentumsverhältnisse predigten, vor. Vergebens machte die Regierung schon 1875 daraus aufmerksam, daß die Agitationen der Sozialdemokratie zur Gefährdung der Staatsordnung und zu Verbrechen führen müßten; die Zügellosigkeit der -Bewegung sand ihren Höhepunkt in zwei Attentaten auf den deutschen Kaiser (11. Mai und 2. Juni 1878). Als nun der Reichstag ein Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie ablehnte, wurde er aufgelöst. Die Neuwahlen brachten eine Mehrheit zu stände, und am 21. Oktbr. 1878 trat das Sozialistengesetz ans 3 Jahre in Kraft. Seine Dauer-ist seitdem mehrmals verlängert worden. 5. ^ Das Zollsystem. In der Zollpolitik hatte das neue Deutsche Reich die Grundsätze des Freihandels verwirklicht, die zur Zeit des Zollvereins bestehenden Schutzzölle für industrielle Erzeugnisse also herabgesetzt oder beseitigt. Als aber Frankreich und Österreich-Ungarn das Schutzzollsystem angenommen hatten, das in Rußland und in Nordamerika längst bestand, blieben die deutschen Erzeugnisse auf dem heimischen Markte der freien Konkurrenz bloßgestellt. Manchen Jn-dnstrieen, sowie der Land- und Forstwirtschaft drohte dadurch der Untergang. Dazu kam, daß der bestehende Zolltarif die schwerste Schädigung der Reichsfinanzen in sich schloß und der Kaiser durch

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 160

1888 - Habelschwerdt : Franke
160 Siege bei Kortenuovo, 1237, stellte aber den oberitalischen Städten so harte Bedingungen, daß der alte Streit zwischen Ghibellinen (Anhängern des Kaisers) und Gnelfen (Anhängern des Papstes) um so heftiger entbrannte. Der gefürchtetste Bundesgenosse des Kaisers war der Markgraf von Verona, Ezzelino da Romano. Als der Kaiser seinem unehelichen Sohne Enzio Sardinien gab, sprach Papst Gregor Ix. den Bann über ihn aus. Sein Nachfolger Innocenz Iv. entzog sich der kaiserlichen Macht durch die Flucht nach Lyon, erneuerte von hier aus deu Bann über Friedrich und entband die Unterthanen vom Gehorsam. 3. Unglücklicher Ausgang. Jetzt wandte sich das Glück des Kaisers. In Deutschland wählten die Bischöfe zuerst den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland zum Gegenkönige. In Italien erlitt der Kaiser eine Niederlage bei Parma; sein Sohn Enzio geriet in Gefangenschaft, Ezzelino siel von ihm ab, und selbst sein Kanzler Petrus a Viueis kam in den Verdacht einer Verschwörung. Unter neuen Rüstungen überraschte den Kaiser der Tod, 1250. 7. Einfall der Mongolen. Während der Kämpfe in Italien waren die Mongolen, welche Dfchingischan zu einem mächtigen, von den Grenzen Chinas bis in das südliche Rußland sich erstreckenden Reiche vereinigt hatte, in Deutschland eingefallen und bis Schlesien vorgedrungen. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien leistete ihnen bei Liegnitz 1241 tapferen Widerstand. Vi. Konrad Iv., 1250—54. Er gewann in Deutschland nur geringes Ansehen, kämpfte aber glücklich für sein Erbe in Italien. Doch starb er schon 1254 mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes Konrad, genannt Konradin. Knde des staufischen Geschlechts. a) Karl von Anjou. In Italien verteidigte nun Manfred, ein Halbbruder Konrads Iv., die Rechte der Staufer. Aber der Papst Urban Iv., der das sizilische Reich den Staufern entreißen wollte, lud Karl von Anjou, deu Bruder des Königs Ludwig Ix. von Frankreich, zur Besitznahme ein, und dieser gewann die Schlacht bei Benevent, in der Manfred fiel, 1266. b) Tod Konradins, 1268. Von der ghibellinifchen Partei ein-

5. Mittlere Geschichte - S. 38

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 38 — n.chr. Der Kampf zwischen Kaiser und Papst bricht von neuem aus. Unterdessen verwüsten die Mongolen, ein asiatisches Nomadenvolk, Polen und Ungarn. 1241 Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien fällt in der Schlacht bei Wahlstatt. Die Mongolen kehren nach Asien zurück und zerstören das Kalifenreich von Bagdad. Papst Innocenz Iv. spricht auf einer Kirchenversammlung zu Lyon den Bann über den Kaiser aus und erklärt ihn für abgefetzt. Thaddäus von Suessa: Das ist der Tag des Zornes, des Unheils und Verderbens! Die Ghibelliuen (Hohenstaufen) sind für den Kaiser, die Gnelfen (Welfen) für den Papst.- Der Tyrann Ezzelino von Verona unterstützt den Kaiser. In Deutschland wird der Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen als Gegenkönig aufgestellt. Er wird bei Ulm von Friedrichs Sohne Konrad geschlagen. 1247 Er stirbt bald darauf auf der Wartburg. Thüringen fällt an den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von Meißen. Wilhelm von Holland wird Gegenkönig. Ein treuer Anhänger des Kaifers, Friedrich der Streitbare, der letzte Babenberger, stirbt. Österreich fällt an den König Ottokar von Böhmen. Enzio, Friedrichs tapfrer Sohn, wird von den Bolognesen gefangen genommen. (22 Jahre gefangen.) 1250 Friedrich Ii stirbt in Unteritalien (in den Armen seines Sohnes Manfred). Er ist in Palermo begraben. Untergang der Hohenstaufen. 1254 König Konrad Iv. stirbt in Italien. In demselben Jahre stirbt Innocenz Iv. Manfred läßt sich als König von Neapel und Sieilien krönen.

6. Mittlere Geschichte - S. 42

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 42 — n.chr. König Adolf wird auf der Fürstenversammlung vou Mainz abgesetzt. Albrecht von Österreich (Rudolfs I. Sohn) wird gewählt. 1298 Schlacht bei Göllheim am Rhein. Adolf fällt im Kampfe mit Albrecht. Albrecht I. Er gerät in Streit mit den Kurfürsten (Wahlfürsten), die ihn zum König erhoben haben, besonders mit dem Erzbischöfe von Mainz. Er bezwingt die Feste Bingen mit Hilfe der Bürger. (Mittelalterliche Belagerungsmaschinen.) Er sucht die habsburgischeu Besitzungen (seine Hausmacht) zu vergrößern. Er will Meißen und Thüringen erobern, wird aber bei Lucka geschlageu. 1308 Albrecht wird von seinem Neffen Johann (Parricida) bei *) Windifch (an der Reuß) ermordet. . Walter von Eschenbach, Rudolf vou der Balm, Rudolf von Wart waren Mitverschworene. Johann Parricida entkommt nach Italien, auch Eschenbach und Balm entfliehen. Die Königin Elisabeth und ihre Tochter Agnes nehmen furchtbare Rache an den Angehörigen der Mörder. An der Stelle, wo der König gefallen, erbauen die Fürstinnen das Kloster Königsselden. Freiheitskampf der Schweizer. Die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden hatten sich nach und nach durch kaiserliche Schutzbriefe von der Herrschaft der Grafen von Habsburg (im Aargau) frei gemacht. Die Sage berichtet: König Albrecht setzt Geßler von Bruneck (auf Burg Küß-nacht in Schwyz) und Beringer von Landenberg (auf Burg Sarnen in Unterwalden) als Vögte ein. 1307 Walter Fürst aus Uri, Werner Stausacher von Schwyz und Arnold Melchthal ans Unterwalden schließen den Bund auf dem Rütli (am Vierwaldstätter See). *) Hundert Jahre nach der Ermordung des Königs Philipp.

7. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 40

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
40 — f) Agamemnons Heimkehr. Schlimmer als Odysseus erging es bei seiner Heimkehr dem Führer der Griechen, Agamemnon. An ihm erfüllte'sich der Fluch, welcher ans dem Hause der Tantaliden ruhte. Tantalos, sein Ahnherr, war ein reicher König von Lydien und so sehr der Liebling der Götter, daß ihn Zeus öfter zum Mahle lud. Aber diese Gunst machte ihn übermütig. Er entwendete Ambrosia und Nektar vom Tische der Götter und gab davon seinen sterblichen Freunden, ja, er schlachtete sogar seinen Sohn Pelops, lud die Götter zu sich und setzte ihnen das Fleisch des eigenen Kindes vor, um sich zu überzeugen, ob sie sich täuschen ließen oder nicht.*) Nur Demeter, die damals um ihre Tochter trauerte, aß von der gräßlichen Speise, die übrigen entdeckten den Betrug, machten Pelops wieder lebendig und ersetzten das Fehlende, eine Schulter, aus Elfenbein. Tantalos aber mußte nach seinem Tode in der Unterwelt damit büßen, daß er ewig die Qualen des Hungers und Durstes zu ertragen hatte (S. 11). Pelops wanderte nach dem südlichen Griechenland, das nach ihm den Namen Peloponnes erhielt. Hier warb er um Hippodameia, die Tochter des Königs Önonraos von Pisa. Der Vater wollte sie nur dem geben, der ihn im Wettfahren besiege, was nicht leicht möglich war, da die Rosse des Onomaos schneller als der Nordwind waren. Pelops aber bestach den Wagenlenker des Königs, daß er die Nägel aus den Rädern zog. Während'der Fahrt stürzte Onomaos ans dem Wagen und kam ums Leben. Den Wagenlenker aber warf Pelops ins Meer, damit er nichts verraten könnte. Von nun an häufte sich Blutschuld auf Blutschuld im Geschlechte des Tantalos. Die Söhne des Pelops waren Atrens und Thyestes. Sie wurden von ihrem eigenen Vater aus Pisa Vertrieben und wandten sich nach Mykenä zu Eurystheus. Nach dessen Tode stritten sie sich uni die Herrschaft. Atrens bemächtigte sich der Regierung, indem er den Bruder verjagte. Thyestes, um sich zu rächen, nahm einen Sohn des Bruders mit sich, erzog ihn und flößte ihm einen solchen Haß gegen Atrens ein, daß er, sowie er erwachsen war, sich nach Mykenä begab, um dem Vermeintlichen Feinde seines Pflegevaters das Leben zu nehmen. Aber Atrens kam ihm zuvor und tötete ihn. Als er die Entdeckung machte, daß er zum Mörder des eigenen Kindes geworden, beschloß er, sich an Thyestes zu rächen. Er lockte ihn mit erheuchelter Freundschaft nach Mykenä, ließ dessen zwei kleine Sohne schlachten und setzte dem Vater das Fleisch derselben zur Speise vor. Später erschlug ein anderer Sohn des Thyestes den schuldbefleckten Oheim. Aber Agamemnon, des Atrens Sohn, nahm den Thron seines Vaters in Besitz, und Thyestes sowohl als fein Sohn Ägisthos ordneten sich ihm, scheinbar wenigstens, unter. Während aber Agamemnon vor Troja verweilte, wußte Ägisthos die Gemahlin desselben, Klytämnestra, so für sich zu gewinnen, daß sie sich mit ihm vermählte. Sie zürnte Agamemnon auch schon deswegen, weil er ihre Tochter Jphigenia hatte opfern wollen. Als nun Agamemnon von Troja zurückkehrte, ward er von dem Vetter und der Gattin mit verstellter Freundlichkeit aufgenommen und hatte keine Ahnung, wie nahe ihm der Tod war. *) Die Sage deutet darauf hin, daß auch bei den Griechen in früherer Zeit Menschenopfer gebräuchlich waren.

8. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 29

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 29 — zu verhindern, hatte sie ihn zu dem Könige Lykomedes nach Skyros gebracht, der viele Töchter nnb keinen Sohn hatte, benn sie hoffte, daß er dort nicht werde gesucht werden. Lykomedes ließ ihn Frauenkleider anlegen und versteckte ihn in die Frauengemächer. Aber Odysseus und Diomedes (aus Argos) errieten seinen Ausenthalt, verkleideten sich als Kaufleute und kamen, Waren ausbietend, an den Hof des Königs Lykomedes. Hier kramten sie vor den Augen der Mäbchen allerlei Gegenstänbe aus, Kleiberstosse, Schmucksachen, aber auch einen Schild und einen Speer. Die Mäbchen griffen nach dem Putz, aber Achilles erfaßte sogleich Schilb und Speer. Als nun vollends Odysseus vor den Thoren die Kriegstrompete blasen ließ, war der junge Held nicht länger zu halten, er stürzte hinaus und bürste natürlich nicht wieber in das grauengemach zurückkehren. Die griechischen Heerführer versammelten sich in Anlis an der böotischen Küste. Agamemnon von Mykene, der Bruder des Meneläos, erhielt den Oberbefehl. Als er das zur Abfahrt bereite Heer musterte, wareu es 1186 Schiffe mit 100,000 Mann, die im Hasen seines Befehles warteten. Aber widrige Winde verzögerten von Tag zu Tag den Aufbruch. Währeud biefer Zeit geschah ein merkwürbiges Zeichen. Bei einem Opfer, das man unter einem Ahornbaume brachte, kroch ein Drache hinter dem Altar hervor, schlüpfte den Baum hinan und bemächtigte sich eines Sperlingsnestes, das zwischen den Ästen hervorschimmerte. Er verzehrte die 8 Jungen samt der jammernden Mutter. Dann würde er von Zeus in Stein verwandelt. Kalchas, der Seher, beutete das Wirnber. Neun Jahre, sagte er, würden die Griechen um Troja kämpfen und erst im zehnten würden sie es erobern. Durch Kalchas warb den Griechen auch funb gethan, warum sich die Abfahrt verzögere. Artemis zürne, weil Agamemnon in ihren heiligen Hain eingedrungen fei und eine ihr geweihte Hirschkuh erlegt habe. Und nur dadurch könne die Göttin versöhnt werden, daß Agamemnon ihr seine Tochter Jphigenia opfere. Jphigenia weilte daheim bei ihrer Mutter Klytemneftra. Odysseus übernahm es, sie herbeizuholen. Er gab vor, daß sie mit dem herrlichen Helden Achilles vermählt werden solle. So bewog er die Mutter, die geliebte Tochter in das Lager der Griechen zu führen. Im bräutlichen Schmucke kam Jphigenia an, aber wie erschrak sie, als sie hörte, daß der Tod sie erwarte. Anfangs bat sie ihren Vater flehentlich, ihr das Leben zu retten. Da aber die versammelten Krieger stürmisch das Opfer verlangten, erbot sie sich gefaßten Herzens, den Tod zu erleiben. Schon zuckte der Priester das Opfermeffer uach ihr, ba warb sie bitrch Artemis felbft errettet. Die Göttin entführte die herrliche Jungfrau nach Tauris, bamit sie ihr bafetbft als Priesterin biene, und statt ihrer stand eine Hirschkuh am Opferaltar. b. Abfahrt der Flotte. Jetzt erhob sich ein günstiger Wind, die Flotte konnte absegeln. An der kleinen Insel Chrys e legten die Griechen an, um zu rasten. Philoktet, derselbe, welcher die Pfeile des Herakles befaß, fand einen alten, halbverfallenen Altar, welchen Jason einst errichtet hatte. Während er hier den Göttern ein Opfer bringen wollte, schlüpfte eine giftige Schlange unter dem Altar hervor und biß

9. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 43

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 43 — tapferen Widerstand, und eine Schlacht stand bevor. Das Orakel hatte aber demjenigen Volke den Sieg zugesprochen, dessen König fallen würde. Der edle Kodros beschloß, den Tod fürs Vaterland freiwillig zu übernehmen. Er begab sich nachts als Bauer verkleidet in das Lager der Feinde, fing Händel an und wurde erschlagen. Seine Leiche warfen die Krieger vor das Lager. Als die Dorer am andern Morgen erfuhren, wen sie getötet hatten, zogen sie ab. Fortan war Athen der Hauptsitz der Jouier und die Hauptstadt des Hellas, Sparta der Hauptsitz der Dorer und die Hauptstadt des Peloponnes. Es bestand ein großer Unterschied zwischen den griechischen Stämmen. Die Ionier waren geistig am beweglichsten, sie hatten viel Sinn für Schönheit, feine sprach-liehe Bildung und ein tieferes philosophisches Denken; Kunst und Wissenschaft blühten in Athen sowohl als auch in den kleinasiatischen Kolonien. Die Dorer legten den Hauptwert auf körperliche Tüchtigkeit, kriegerische Tapferkeit und strenge Charakterbildung im Dienste des Vaterlandes. Diese beiden Stämme waren die kräftigsten und darum die herrschenden. Den Äolern und Achäern fehlte die Beweglichkeit des Geistes, sowie die Energie des Charakters, welche jenen eigen waren. Ja die äolischen Thebaner machten sich in Zeiten der Not der Feigheit schuldig, und die Achäer, welche während des trojanischen Krieges der wichtigste unter den hellenischen Stämmen gewesen waren, traten ganz zurück. Dennoch sahen sich die Hellenen durch vieles zu einem Volke eng verbunden. Vor allem bildeten die Religion, die Sprache und die Sitte ein festes Band. Denn wenn auch die einzelnen Stämme ihre besonderen Stammgötter und Stammessagen, ihre Dialekte und landschaftlichen Gebräuche hatten, so waren doch die Grundzüge in Religion, Sprache und Sitte dieselben. Dann aber gab es auch besondere Einrichtungen, durch welche das Bewußtsein der Zu sammengehörigkeit unter den Volksstämmen aufrecht erhalten wurde. Manche Heiligtümer waren allen Griechen gemeinsam. So vor allem das Orakel des Apollo zu Delphi. In einem waldumschlossenen Thalkessel am Abhange des Parnafsosgebirges, nahe bei der Stadt Delphi, stand der Tempel des weis sagenden Gottes, und im innersten Heiligtums desselben über einer Erdspalte, welcher kalte berauschende Dünste entstiegen, ein Dreifuß. Auf diesem nahm die Priesterin, die Pythia*) Platz, wenn einem Fragenden die Antwort des Gottes erteilt werden sollte. Von den aufsteigenden Dünsten erregt, stieß sie bald einzelne Worte aus, welche die umstehenden Priester zu einem Satze in Versform verbanden. Natürlich lag es ganz in dem Belieben der Priester, wie die Antwort ausfallen sollte, aber es gehörte viel Scharfsinn und eine genaue Kenntnis aller Verhältnisse des Fragenden dazu, wenn sie die Glaubwürdigkeit des Orakels aufrecht erhalten wollten. Erleichtert wurde ihnen ihr mühsames Amt nur dadurch, daß die Fragenden meist Fürsten oder andere hochgestellte und darum allgemein bekannte Personen waren. Immerhin aber mußten die Priester sehr kluge Staatsmänner sein, die mit sicherem Blicke das Richtige erfaßten. Die Fragenden weihten dem Gotte in der Regel wertvolle Geschenke, goldene Dreifüße, Becken, Ringe rc., die in Hallen rings um den Tempel aufbewahrt wurden. Zu dem Tempel führte nur ein schmaler Fnßpsad durch den Wald, letzterer wieder war vou einem weiten, brachliegenden Acker umgeben, *) Von Pytho abgeleitet, dem alten Namen des Ortes, s. S- 10.

10. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 154

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
'— 154 — Als dieser Konsul Manlius in Campanien den Latinern gegenüberstand,, erließ er in Gemeinschaft mit seinem Kollegen den Befehl, daß niemand auf eigne Hand sich in einen Kampf mit dem Feinde einlassen dürfe. Bald darauf kam der Sohn des Manlius auf einem Rekognoscierungsritte mit feinen Gefährten unversehens in die Nähe des feindlichen Lagers und wurde von einem latinifchen Reiterführer mit höhnenden Worten zum Zweikampfe herausgefordert. Das Blut des tapferen Jünglings geriet in Wallung, das Verbot der Konsuln schien für einen solchen Fall nicht berechnet; Titus Manlius hielt dem frechen Spötter stand und streckte ihn nieder. Mit der Rüstung des Erschlagenen geschmückt, ritt er siegesstolz ins Lager zurück. Aber finsteren Blickes empfing ihn der Vater. Ohne feine Verteidigung anzuhören, gab er Befehl, das Heer zu versammeln und verurteilte den eigenen Sohn wegen Ungehorsams zum Tode. Unbewegt wie eine Statue sah der Konsul das Blut des geliebten Kindes fließen. Das Heer brach in Klagen und Vorwürfe aus, aber der Vater tröstete sich mit dem Gefühle, daß er als Feldherr feine Pflicht gethan habe. Und wenn er auch wahrnehmen mußte, daß sein eignes Volk ihm diese Herzlosigkeit nie vergeben konnte, daß sein Name nur mit Grausen genannt wurde, in feinem Bewußtsein überstrahlte die römische Tugend jedes andere Gesühl. Auch dem anderen Konsul Decius Mus war es beschieden, ein gleich großes Opfer für das Vaterland zu bringen. Am Vesuv standen sich die beiden Heere schlagfertig gegenüber, jeder Tag konnte die entscheidende Schlacht herbeiführen. Da hatten in der Nacht beide Konsuln dasselbe Tranrngesicht. Ein Gott bedeutete sie, daß eins der beiden Heere den Todesgöttern und der Erde verfallen fei, aber mit ihm zugleich der Führer des siegenden Heeres. Die Opferpriester (Harufpices) bestätigten diese Prophezeiung aus den Eingeweiden der geschlachteten Tiere. Da beschlossen die Konsuln, daß derjenige von ihnen, dessen Legionen wanken würden, sich selbst zum Opfer bringe. Die Schlacht begann, sie war blutig, und lange zögerte die Entscheidung, denn die Latiner hatten an der Seite der Römer das Kriegführen gelernt, und auch ihnen fehlte es nicht an Verbündeten, die Campaner und Volsker wenigstens standen ihnen gewiß bei. Plötzlich gerieten die Legionen des Decius Mus in Unordnung, es entstanden Lücken, sie begannen zu weichen. Da gedachte der Konsul feines Gelübdes. Schnell ließ er den Pontifex maximus herbeiholen, und mit verhülltem Haupte sprach er das Gebet, das dieser ihm vorsagte: „O Janns, Jupiter, Vater Mars, Quirinus, Bellona und ihr Laren, ihr fremden und einheimischen Götter, die ihr über uns und unsere Feinde herrschet, ihr Seelen der Abgeschiedenen, zu euch bete ich, euch verehre ich, von euch flehe und erhalte ich die Gnade, daß ihr dem römischen Volke der Ouiriten Kraft und Sieg gewähret und die Feinde des römischen Volkes schlaget mit Schrecken, Angst und Tod. Und hiemit weihe ich dem Staate des römischen Volkes, dem Heere, den Hilfsvölkern, den Seelen der Abgeschiedenen und der Erde die Legionen und die Hilfsvölker der Feinde." Dann bestieg er fein Roß und sprengte in das dichteste Gewühl der Kämpfenden hinein. Bald fand er den Tod, den er suchte. Als nun die Römer, angefeuert durch das Selbstvpser ihres Führers, begeistert vorwärts stürmten, wichen die Latiner erschreckt zurück. Gleichzeitig ließ Manlius die Truppen, welche er für den äußersten Fall in der Reserve gehalten hatte, gegen die ermatteten Reihen der Gegner verbrechen, und so
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