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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
390
hatte, griff die Krisis auch nach Deutschland herüber. Die Fabriken standen plötzlich still, die Arbeiter wurden entlassen oder mußten sich Lohnkürzungen gefallen lassen; dem Aufschwünge folgte eine Lähmung des Unternehmungsgeistes, die mehrere Jahre anhalten sollte.
_ 4 Das Sozialistengesetz. Diese allgemeine Unzufriedenheit im wirtschaftlichen Leben führte die arbeitenden Klaffen massenhaft der Sozialdemokratie zu, deren Lehren, aus Frankreich kommend, seit etwa 3 Jahrzehnten in Preußen und Deutschland Eingang gefunden hatten. Mit dem Wachstume des Proletariats bei der Überhandnähme des Fabrikwesens begannen sich die Arbeiter als vierten Stand der Gesellschaft zu fühlen und beanspruchten dieselben Rechte und denselben Lebensgenuß, dessen sich höher Gestellte erfreuten. Die neue Reichsverfassung hatte den Sozialdemokraten volle Freiheit der Bewegung und das allgemeine Wahlrecht gebracht; im Reichstage sowohl, wo ihre Kandidaten bereits saßen, wie in ihrer zügellosen Presse, die sich rasch vermehrte, trugen sie ihre Jdeeen, die Religion und Sitte verhöhnten und den Umsturz der politischen Anstände und der bestehenden Eigentumsverhältnisse predigten, vor. Vergebens machte die Regierung schon 1875 daraus aufmerksam, daß die Agitationen der Sozialdemokratie zur Gefährdung der Staatsordnung und zu Verbrechen führen müßten; die Zügellosigkeit der -Bewegung sand ihren Höhepunkt in zwei Attentaten auf den deutschen Kaiser (11. Mai und 2. Juni 1878). Als nun der Reichstag ein Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie ablehnte, wurde er aufgelöst. Die Neuwahlen brachten eine Mehrheit zu stände, und am 21. Oktbr. 1878 trat das Sozialistengesetz ans 3 Jahre in Kraft. Seine Dauer-ist seitdem mehrmals verlängert worden.
5. ^ Das Zollsystem. In der Zollpolitik hatte das neue Deutsche Reich die Grundsätze des Freihandels verwirklicht, die zur Zeit des Zollvereins bestehenden Schutzzölle für industrielle Erzeugnisse also herabgesetzt oder beseitigt. Als aber Frankreich und Österreich-Ungarn das Schutzzollsystem angenommen hatten, das in Rußland und in Nordamerika längst bestand, blieben die deutschen Erzeugnisse auf dem heimischen Markte der freien Konkurrenz bloßgestellt. Manchen Jn-dnstrieen, sowie der Land- und Forstwirtschaft drohte dadurch der Untergang. Dazu kam, daß der bestehende Zolltarif die schwerste Schädigung der Reichsfinanzen in sich schloß und der Kaiser durch
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Rußland Nordamerika
160
Siege bei Kortenuovo, 1237, stellte aber den oberitalischen Städten so harte Bedingungen, daß der alte Streit zwischen Ghibellinen (Anhängern des Kaisers) und Gnelfen (Anhängern des Papstes) um so heftiger entbrannte. Der gefürchtetste Bundesgenosse des Kaisers war der Markgraf von Verona, Ezzelino da Romano. Als der Kaiser seinem unehelichen Sohne Enzio Sardinien gab, sprach Papst Gregor Ix. den Bann über ihn aus. Sein Nachfolger Innocenz Iv. entzog sich der kaiserlichen Macht durch die Flucht nach Lyon, erneuerte von hier aus deu Bann über Friedrich und entband die Unterthanen vom Gehorsam.
3. Unglücklicher Ausgang. Jetzt wandte sich das Glück des Kaisers. In Deutschland wählten die Bischöfe zuerst den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland zum Gegenkönige. In Italien erlitt der Kaiser eine Niederlage bei Parma; sein Sohn Enzio geriet in Gefangenschaft, Ezzelino siel von ihm ab, und selbst sein Kanzler Petrus a Viueis kam in den Verdacht einer Verschwörung. Unter neuen Rüstungen überraschte den Kaiser der Tod, 1250.
7. Einfall der Mongolen. Während der Kämpfe in Italien waren die
Mongolen, welche Dfchingischan zu einem mächtigen, von den Grenzen Chinas bis in das südliche Rußland sich erstreckenden Reiche vereinigt hatte, in Deutschland eingefallen und bis Schlesien vorgedrungen. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien leistete ihnen bei Liegnitz 1241 tapferen Widerstand.
Vi. Konrad Iv., 1250—54. Er gewann in Deutschland nur geringes Ansehen, kämpfte aber glücklich für sein Erbe in Italien. Doch starb er schon 1254 mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes Konrad, genannt Konradin.
Knde des staufischen Geschlechts.
a) Karl von Anjou. In Italien verteidigte nun Manfred, ein
Halbbruder Konrads Iv., die Rechte der Staufer. Aber der
Papst Urban Iv., der das sizilische Reich den Staufern entreißen wollte, lud Karl von Anjou, deu Bruder des Königs Ludwig Ix. von Frankreich, zur Besitznahme ein, und dieser gewann die Schlacht bei Benevent, in der Manfred fiel, 1266.
b) Tod Konradins, 1268. Von der ghibellinifchen Partei ein-
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Ix Gregor Innocenz_Iv Innocenz Friedrich Friedrich Heinrich_Raspe_von_Thüringen Heinrich Wilhelm Enzio Petrus Heinrich Heinrich Konrad_Iv. Konrad_Iv. Konrad Konrad Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Manfred Konrads_Iv. Konrads_Iv. Urban_Iv. Urban_Iv. Karl_von_Anjou Karl Ludwig_Ix Ludwig Konradins
Extrahierte Ortsnamen: Verona Enzio_Sardinien Lyon Deutschland Holland Italien Ezzelino Italien Chinas Deutschland Liegnitz Deutschland Italien Italien Frankreich Konradins
§ 63. Ludwig der Bayer und Friedrich vou Österreich. 63
ihre alten Freiheiten behaupten wollten. Am 1. Januar 1308 vertrieben sie sodann die Landvögte und brachen deren Zwingburgen. Als sich Albrecht uach der Schweiz begab, ward er von seinem Neffen Johann von Schwaben, dem er seine Erbgüter vorenthielt, 1308 bei Windisch an der Renß ermordet.
Die Schweizer aber verteidigten sich von nun an mit Heldenmut gegen alle ferneren Versuche Österreichs, das Land zu unterwerfen. Als Leopold I., Sohn Albrechts, mit Heeresmacht nach der Schweiz zog, wurde er 1315 am Morgarten in Zug geschlagen, dessen Nesse Leopold Ii., der Fromme, 1386 bei Sempach in folge der Selbstaufopferung des Arnold von Winkelried. Nun verloren die Habsburger auch ihre Erblande im Aar- und Thurgau; doch ward die Unabhängigkeit des Bundes der „Eidgenossen" vom Reiche erst im westfälischen Frieden anerkannt.
§ 63.
Ludwig der Bayer und Friedrich von Österreich.
1) Bürgerkrieg in Deutschland. Nach dem Tode des Kaisers Heinrich von Luxemburg (1308—1313), welcher 1310 Böhmen an sein Hans brachte, ward zu einer neuen Wahl geschritten. Unter den Kurfürsten waren aber zwei Parteien. Die Luxemburgische Partei wählte Ludwig den Bayer (1314—1347), die Habsburgische dagegen erklärte 1314-134 sich für Friedrich den Schönen, den Sohn des Königs Albrecht.
Beide waren Verwandte und Jugendfreunde; aber keiner wollte zurücktreten, und so kam es zum Bürgerkrieg in Deutschland. Nach langjährigem Kampfe wurde endlich Friedrich bei Mühldorf 1322 geschlagen 1322 und gefangen. Er ward auf die feste Burg Trausuitz geführt, wo er dritthalb Jahre in trauriger Einsamkeit zubrachte. Da aber sein tapferer Bruder Leopold, von Frankreich und dem Papste unterstützt, den Krieg mit Erfolg fortsetzte und den König hart bedrängte,
so faßte dieser einen raschen Entschluß. Er erschien plötzlich auf der Burg Trausuitz und bot Friedrich die Freiheit an, wenn er der Königskrone entsage und seinen Bruder Leopold zum Frieden bewege. Sei er aber nicht im stände, die letztere Bedingung zu erfüllen, so solle er wieder in die Gefangenschaft zurückkehren. Gerue willigte Friedrich in den Vertrag. Als indessen Leopold zur Einstellung der Feindseligkeiten nicht zu bewegen war, da stellte sich Friedrich, seines Manneswortes eingedenk, freiwillig wieder als Gefangener. Das rührte Ludwig tief. Er schloß den Jugendfreund an sein Herz, und von Stunde an aßen beide an einem Tische, tranken ans einem Becher und lebten wie Brüder einträchtig zusammen.
2) Ludwigs Römerzug. Als Ludwig mit einem kleinen Heere Über die Alpen nach Italien zog, versah Friedrich sogar die Regierungsgeschäfte, fo großes Vertrauen setzte der König in die Treue des Freundes. Auf dem Rückwege von diesem erfolglosen Zug schloß der Kaiser, dem Drängen der Söhne seines 1319 verstorbenen Bruders Rudolf uachgebeud, den Hausvertrag zu Pavia 1329, welchem zufolge au die Nachkommen Rudolfs die Rheinpfalz und ein Teil der Oberpfalz abgetreten und gegenseitige Erbfolge zugesichert wurde. Schon vorher war der kriegslustige Leopold gestorben. Friedrich der Schöne starb 1330.
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Extrahierte Ortsnamen: Sempach Thurgau Deutschland Luxemburg Deutschland Frankreich Burg_Trausuitz Italien Pavia Rudolfs Rheinpfalz
216 § 96—97. Neuere Geschichte, seit 1517 (1492) n. Chr.
4% Die Unruhen im Heimatlande benutzten die spanischen Kolonien in Amerika und errangen in langjährigen Kämpfen ihre Unabhängigkeit (1810—1824). In Südamerika war der hervorragendste Freiheitskämpfer der Kreole Bolivar (t 1830). Hier bildeten sich die Republiken: Buenos Aires (argentinische Republik), Paraguay (bisher ein Staat der Jesuiten), Peru nebst Bolivia, ferner Chile, Uruguay, Columbia; in Mittelamerika: die fünf Staaten von Centralamerika und die Republik Mejiko (von 1822—1824 ein Kaisertum unter ^tnrbide). Äon Mesiko kam Xejas (1836) und Kalifornien (1848) an die vereinigten Staaten von Nordamerika.
C. Portugal und Brasilien.
5. Portugal stand nach der Vertreibung der Franzosen (1808; s. § 93, 7) unter englischer Verwaltung, bis 1831 König Johann Vi. (-f 1826) aus Brasilien zurückkehrte, der dem Lande Portugal eine freisinnige Verfassung gab. Brasilien wurde ein selbständiges Kaiserreich (1822) unter Peter 1., dem Sohne Johanns Vi. Nach Johanns Tod führte sein Sohn Dom Miguel die Regentschaft für Maria da Gloria, die Tochter Peters I., erklärte aber bald sich selbst zum unumschränkten König von Portugal (1828). Dorn Miguel wurde von Peter I. vertrieben (1834), der Brasilien seinem Sohne Peter Ii. über-ließ. Maria da Gloria, (1826) 1834—1853, vermählte sich mit dem Herzog von Leuchtenberg und nach dessen frühem Tode mit dem Herzog Ferdinand von Koburg.
D. Italien. Schweiz. Niederlande.
(. Die in ihre italienischen Staaten zurückgekehrten Regenten suchten baldigst ihre frühere unumschränkte Herrschaft wieder herzustellen. Dagegen wirkte der Geheimbund der Car-bonari für die Unabhängigkeit und Einheit Italiens. Militäraufstände in Neapel (1820), wo König Ferdinand I. (1759—1825) gezwungen wurde, die spanische Verfassung vom Jahre 1812 anzunehmen, und in Piemont (1821) wurden nach den Beschlüssen der Monarchenkongresse zu Troppau und Laibach durch österreichische Waffen unterdrückt
8. Im Wiener Kongreß wurde die Neutralität der Schweiz anerkannt und die Kantone durch Genf, Wallis und Neuchatel auf 22 vermehrt. Nach der Julirevolution trat in den meisten Kantonen an die Stelle der aristokratischen eine demokratische Regierung und Verfassung. Der Sonderbundskrieg (1847)
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Extrahierte Personennamen: Centralamerika Äon_Mesiko C._Portugal Johann Peter_1. Johanns Johanns Johanns Johanns Maria_da_Gloria Maria Peters_I. Peter_Ii Maria_da_Gloria Maria Ferdinand_von_Koburg Ferdinand Ferdinand_I.
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Südamerika Paraguay Peru Chile Uruguay Columbia Mittelamerika Kalifornien Nordamerika Brasilien Brasilien Portugal Portugal Leuchtenberg Italien Niederlande Italiens Neapel Troppau Laibach Genf Neuchatel
301
t 244. Kaiser Ludwig
mh der fromme Schweppermann.
Der deutsche Kaiser Ludwig hatte eine große, entscheidende
Schlacht gewonnen. Er selbst hatte als tapferer Ritter mitgefoch-
ten und manchen blutigen Hieb geführt; aber die Anführung
des Heeres hatte er klüglicherweise nicht selbst übernommen, son-
dern einem kriegserfahrenen, alten Ritter namens Schwepper-
mann überlassen. Die vorsichtigen Anordnungen dieses Anfüh-
rers waren es denn auch, wodurch die hartnäckige Schlacht zu-
gunsten Ludwigs entschieden worden war. Als nun am Abend
die Feinde gänzlich das Feld geräumt hatten und man für dir
Verwundeten gesorgt und die Gefangenen untergebracht hatte, da
begannen die siegreichen Ritter samt dem Kaiser zu fühlen, daß
sie den ganzen Tag gekämpft, aber nichts gegessen und getrunken
hatten. Aber da war guter Rat teuer. Alle umliegenden Dörfer
waren längst geplündert, wo nicht gar abgebrannt, und die Diener
des Kaisers liefen lange vergebens umher, bis endlich einer mit
einem Korbe voll Eier zurückkam, welchen er seinem Herrn Zu
Füßen stellte. „Ist das alles?" fragte Ludwig. — „Alles, Ew.
Majestät, was wir auf weit und breit haben finden können." —
„Nun," sagte lächelnd der Kaiser, „dann müssen wir gewissenhaft
teilen, damit keiner von den braven Rittern hier ganz hungrig
schlafen gehen muß. Ihr Herren," fuhr er fort, „tretet in den
Kreis, damit jeder seinen Anteil empfange!" Nun zählte er
selbst die Eier und fand, daß nur eins mehr war als Ritter
umherstandcn. „Gott segne uns das wenige, was er uns beschert
hat!" rief er, indem er selbst ein Ei nahm, und zu seinem Diener
sich wendend: „Jetzt teile du aus! Jedem ein Ei, dem
frommen Schweppermann zwei!" Dem alten Krieger gingen
die Augen über, als er sah, wie er von seinem Kaiser geehrt
wurde. Zwar bat er mit noch vielen anderen Rittern, der Kaiser
möge doch erst besser für sich sorgen, sie würden schon noch etwas
finden; aber Ludwig beharrte bei seinem Ausspruche. „Ich habe
nicht mehr getan," sagte er, „als ein jeder brave Ritter; aber
der Schweppermann hat mehr getan als ein Dutzend von uns;
ihm gebührt die Ehre!"
Noch jetzt nach 500 Jahren liest man des Kaisers Worte:
„Jedem ein Ei, dem . frommen Schweppermann zwei!" auf dem
Grabsteine des letzteren.
(lutwaa.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
489
nicht Buße zu tun, denn sie hätten Ablaßbriefe von Tetzel! Nun
vermochte er nicht länger zurückzuhalten. Er setzte sich hin und schrieb
95 kurze Sätze auf, in denen er bewies, daß der Ablaßhandel ganz
gegen die Heilige Schrift und gegen alle Vernunft und sogar eine
Gotteslästerung sei; daß niemand das Recht und die Macht habe,
Sünden zu vergeben, außer Gott, und daß allein wahrhafte Besse-
rung durch wirkliche Reue und Buße dahin führen könne u. s. w.
Diese Sätze schlug er den 31. Oktober 1517 in Gegenwart vieler
Studenten und anderer Leute an die Schloßkirche zu Wittenberg an.
Das war der Anfang der Reformation; hieraus entstand nach und
nach die evangelische Kirche, die Kirche, welche alle Satzungen des
Papstes verwarf und allein auf die Heilige Schrift sich gründete.
Die Sätze machten unerhörtes Aufsehen. Als wären die Engel selber
Botenläufer gewesen, so waren sie in 14 Tagen durch ganz Deutschland,
in 4 Wochen durch ganz Europa verbreitet. Mau staunte und
bewunderte den Mut des Mannes, der es wagte, den Papst anzu-
greifen, eine Macht, vor welcher man die mächtigsten Fürsten hatte
zittern sehen.
Bald genug erschien denn auch der päpstliche Bann gegen
Luther. Dieser aber, inzwischen durch immer tieferes Eindringen
in die Hl. Schrift seiner Sache noch gewisser geworden und dadurch
zu größerem Widerstände gereizt, ließ ein Feuer anzünden und über-
gab in Gegenwart der staunenden Menge die Bannbulle mit kühner
Hand den Flammen. Dadurch hatte er sich nun gänzlich vom Papste
losgesagt; man zitterte für sein Leben und viele hielten ihn für
verloren. Er aber kannte keine Furcht. Auch hatte er schon mäch-
tige Freunde, die sich seiner annahmen. Da war vor allem der edle
Kurfürst Friedrich der Weise, welcher entschlossen war, ihn zu
schützen, dann Ulrich von Hutten, ein echt deutscher Mann, kühn
und scharf mit dem Schwerte und mit der Feder. Wie er einst vier
Franzosen zum Zweikampf forderte und sie alle besiegte, weil sie
vom Kaiser unehrerbietig gesprochen hatten, so war er auch mächtig
mit dem Worte. Mit Begeisterung ergriff er Luthers Sache und
hätte gern das Schwert für ihn gezogen. Franz von Sickingen,
ein tapferer Ritter in Franken, bot Luther einen sichern Auf-
enthalt in seinen Burgen. Luther selbst wollte jedoch Geistliches
und Weltliches nicht vermischen und verschmähte das Schwert der Ritter.
Zu Luthers eifrigsten Gegnern gehörte unter den Fürsten der
Kurfürst Albrecht von Mainz und sein Bruder Joachim I. von
Brandenburg, vor allen auch Kaiser Karl V., welcher gelobte, „alle
seine Macht daran zu setzen, um dies gottlose Unternehmen zu
verhindern.-
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Brandenburg Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Deutschland Europa Schwerte Luthers Luthers
— 130 —
schast zurückkehren." Beide schwuren, ihr Versprechen treu zu halten, und empfingen zur Bekräftigung das heilige Abendmahl. Dann ritt Friedrich heim nach Österreich, und Ludwig begleitete ihn bis zur Landesgrenze.
Als aber Friedrich nach Wien kam, hatte sich sein Weib fast blind geweint und sein Bruder Leopold machte ihm Vorwürfe. Ja, manche rieten ihm sogar, seinen Schwur zu brechen und nicht mehr in die Gefangenschaft zurückzukehren. Der Tag der Abreise kam, und alle weinten über sein trauriges Schicksal. Aber Friedrich riß sich los und stellte sich dem Kaiser Ludwig als Gefangener. Gerührt durch diese Treue, umarmte ihn Ludwig und schenkte ihm die Freiheit.
2. A. Erklärung, a) Das Versprechen.
Warum empfand Leopold nach der Schlacht Reue und Mitleid? Wie suchte er seinen Fehler wieder gut zu machen? Welche Gefahren hatte dies für Ludwig?
Auf welche Weise gedachte sich der Kaiser aus der Verlegenheit zu ziehen? Was forderte er von Friedrich? Was versprach er ihm dafür? Welche Vorteile hatte von dieser Abmachung a) Ludwig? b) Friedrich?
Welches Versprechen hätte Friedrich brechen können? Wie suchte sich Ludwig dagegen sicher zu stellen? Woraus geht hervor, daß beide ein eidliches Versprechen abgaben? Was beschwor a) Ludwig? b) Friedrich? Welches war das erste Zeichen, daß die Versöhnung nahe sei?
b) Die Erfüllung.
Wie wurde Friedrich die Erfüllung seines Versprechens erschwert a) durch seine Frau? b) durch seinen Bruder? Welches Versprechen konnte Friedrich überhaupt nicht halten? In welche Versuchung wollte man ihn sogar führen? Welchen Vorteil hätte ihm der Meineid gebracht?
Wie überwand Friedrich die Versuchung? Wodurch wurde ihm
der Abschied schwer gemacht? Wie erfüllte er sein Versprechen?
Welchen Eindruck macht diese Treue auf Ludwig? Welchen
Wert hatte die Versöhnung a) für Ludwig? b) für Bayern und
Deutschland?
B. Karte. Die Oberpfalz, Transnitz (Fluß!), Wien.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Friedrich Friedrich Ludwig_als_Gefangener Ludwig Ludwig Ludwig Leopold Leopold Ludwig Friedrich Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig
— 61 —
fortzulassen. Endlich gab ihm der Bischof einen Brief; in dem stand, in welchem Walde Gerwich leben sollte als Einsiedler, allein und abgeschieden von der Welt.
3.
Voll Freude machte sich Gerwich sogleich auf die Reise und ritt an die Grenze des Böhmerlandes. Er wanderte an Dörfern, Meierhöfen und bebauten Fluren vorbei bis zu einem großen Walde, wohin niemand kam als die Jäger, um das Wild zu jagen. Dort wollte er bleiben. Im tiefen Walde mitten unter den wilden Tieren bei dem Orte Köhlergrün fand er ein fischreiches Wasser, die Wond-reb. Er gewann sechs Kameraden. Mit diesen begann er die Bäume zu fällen, Hütten zu bauen und einen Acker auszuroden.
Wie er nun eifrig an der Arbeit war, da ritt einmal der Markgraf Diepold dorthin ohne Begleiter. Und wie er nun sah, daß der Wald niedergehauen war, sprach er in großem Zorn zu den Leuten: „Wer war so vermessen und hat sich am Walde hier vergriffen? Mein Befehl war das nicht!" Da zeigte Gerwich dem Fürsten seinen Brief und bat ihn höflich, seinen Zorn zu vergessen. Er wolle für die Brüder ein Haus bauen und darin Gott dienen. Das gefiel dem Herrn und er fragte ihn, wie er heiße und woher er sei. „Gerwich von Wolmunstein heiße ich, Herr," sprach der Bruder, „vielleicht kennt Ihr mich gut?" Da stieg der Fürst vom Rosse und bat Herrn Gerwich, an die alte Freundschaft zu denken. Er ging auf ihn zu, umfing ihn mit den Armen und sprach: „Ich bin froh, daß ich Euch wieder finde. Denkt Ihr noch daran an unsere Torheit damals beim Turniere? Und wie mich Euer Schwert verwundete, daß ich noch jetzt die Narbe habe? Es tat mir sehr leid, daß Ihr damals deswegen so traurig wäret. Wir sind Freunde wie damals. Was verlangt Ihr?" — „Herr," sagte Gerwich, „ich begehre nicht mehr, als ich an Wald an einem Tag umgehen kann. Wenn Ihr mir das erlaubt, bin ich zufrieden." — „Der ganze Wald ist Euer," sagte der Markgraf; „Ihr seid ein Mann, so treu, daß ich Euch kein Ziel setze. Ob Ihr wenig oder viel nehmt, mir soll es recht sein. Land und Wald ist alles mein." „Sagt mir," sprach Gerwich, „daß mir das für immer bleibt, um was ich Euch gebeten habe." — „Das soll geschehen, wenn Gott will!" antwortete der Markgraf.
Sogleich begann Gerwich zu bauen, und er baute mit seinen Gesellen aus Holz ein kleines Gemach und sie bezogen es mitsammen.
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der Lehen. Da kamen zwei adelige Jungfrauen, die traten vor ihn hin und klagten: „Es wäre uns durch den Tod unseres Vaters zwar seine Burg als Erbgut zugefallen, aber der Fürst hat es eingezogen und seinen Türhütern verliehen zum Lohn für ihre Dienste. Aber wir hoffen, es wird uns unser Erbe zurückgegeben." Da sprach Pfalzgraf Johann: „Ich will meine Räte um ihr Urteil fragen." Und sein Anwalt antwortete sogleich auf die Klage der beiden Ritterfräulein und sprach: „Der Ritter hatte nur Töchter, aber keine Söhne. Und da die Töchter ein Lehen nicht erben können, so ist jenes Gut nach dem Aussterben des Maunesstammes wieder an den Pfalzgrafen heimgefallen, dem die Burg gehört. Mau hat daher getan, wie es nach dem Lehensrecht richtig ist." Und die Räte taten sogleich ohne Aufschub den Spruch: „Der Fürst ist den Jungfrauen nicht schuldig, ihnen die väterliche Burg zurückzugeben."
Im nämlichen Augenblick stand auch schon der Ritter Tristan Zenger von Schneeberg auf und rief voll Unmut: „Alle, die jetzt den unrechten Spruch getan haben, soll der Teufel holen!" Da sprang Herzog Johann auf in jähem Zorn und rief: „Zenger, du hast mich und meine Räte beleidigt! Darum sollst du schwer bestraft werden!" Alle, die da waren, erschraken über diese Rede und etliche, Zengers guten Freunde, hätten ihn gern davongeschoben. Aber er wollte nicht fliehen. Unterdessen hatte aber der Herzog die Sache nochmal überlegt. Er ließ seine Räte zu sich kommen und auch den Zenger und sprach: „Zenger, du hast grob und unhöflich gegen mich und meine Räte geredet. Wir verlangen von dir, daß du uns den Grund angibst, warum du diese Rede getan hast. Kannst du dich nicht genügend verantworten, so strafen wir dich nach dem Rat dieser Herren da!" — „Gnädiger Herr," sprach der Zenger, „was ich geredet habe, das ist wahr. Und ich sag so: Den zwei Jungfrauen ist ihr rechtes väterliches Erbe durch das Urteil gennommen worden ohne allen Grund. Sie wären damit gut verheiratet worden und zu Ehren und Ansehen gekommen. So aber haben sie nichts mehr, und die eine muß nach Regensburg laufen und die andere nach Nürnberg, und sie führen vielleicht dort ein schlechtes Leben. Und was sie da sündhafte Werke tun, das alles muß Herzog Johann büßen." Eine kleine Weile bedachte sich der Fürst, dann rief er: „Wahrlich, wahrlich, die göttliche Gerechtigkeit ist in deinem Mund und die Wahrheit." Und er gab den armen Burgfräulein ihr Erbgut wieder.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ritterfräulein Tristan_Zenger_von_Schneeberg Johann Johann Johann Johann