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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
Schlacht bei Granson.
287
Pferde. Alles vergebens; Karl hatte sich einmal in den Kopf
gesetzt, die Rheinländer von den Quellen des Flusses an zu be-
sitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson.
Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer aus, ihm die
Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der .
Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber er-
grimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige wider-
rechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden,
so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst
war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt
und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich
und dieser Tag der letzte seines Glücks.
Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen
waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die from-
men Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und
beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten
um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl
empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele
seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag
heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen
eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was
für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer.
„Das erst", antwortete dieser, „sind die wahren alten Schwei-
zer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher
schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-
Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern,
wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang
das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und
Seele drang. „Ei," ries er bedenklich aus, „was wird aus uns
werden? Schon die Wenigen haben uns so ermüdet." Und so
war es auch. Die Burgunder verloren, die Schlacht bei
Granson, und eine überschwängliche Beute siel den Siegern
in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein gan-
zes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte,
sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen
Griff von Diamanten Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Per-
len glänzte, sein reiches Silbergeschirr und andere Sachen von
hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so
unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die
silbernen Teller für zinnerne hielten und das Stück für wenige
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls_Gemüth Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Schlacht bei Sempach und Näfels. L13
Mann war, im Fallen mit zu Boden. Plötzlich stürzten seine
Kriegsgesellen über seinen Leichnam in die Reihen der Ritter hin,
schlugen auf die Wehrlosen rechts und links und machten sich
Bahn, während andere Schweizer sie eilig verstärkten. Die Hitze
des Tages war so groß — es war der 9. Juli —, daß manche
Ritter im Gedränge erstickten. Das Gefecht wurde immer hefti-
ger; denn nun stritten Mann gegen Mann. Viele edle Herren
wurden hier erschlagen. Da sprach Leopold: „Es ist so mancher
Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen; ich will mit ihnen
ehrlich sterben!" Von Wehmuth und Verzweiflung hingerissen,
stürzte er sich in die feindlichen Haufen und fand den gesuchten
Tod. Als die Schaaren ihren Herzog nicht mehr sahen, verloren
sie die letzte Hoffnung. Sie sahen sich eilig nach ihren Pfer-
den um.
„Pferde her! Pferde her!" riefen sie; aber nur Wenige konnten
sie schnell genug erreichen. Sechshundertsechsundfunfzig Grafen,
Herren und Ritter fanden hier, in der Schlacht von Senipach
(1386), ihren Tod, die vielen Knappen ungerechnet. Welche wilde
Tapferkeit die Schweizer beseelte, davon nur ein Beispiel: Die
Einwohner der Stadt Zofingen hatten ihr Banner (Fahne) ihrem
Schultheiß (Bürgermeister), Nikolaus Gutt (oder Thut), anver-
traut. Als er von den Feinden umringt wurde und keine Ret-
tung sah, dachte er nur, das Banner zu retten, um seiner Stadt
die Schande zu ersparen. Er riß das Zeuch in viele Stücke, den
Stock aber faßte er mit den Zähnen fest; so fand man seine
Leiche. Seit der Zeit ließen die Bürger von Zofingen ihre
Schultheißen schwören, das Banner der Stadt so zu hüten wie
Nikolaus Gutt.
Der bei Sempach gefallene Herzog Leopold hinterließ einen
Sohn, Leopold den Stolzen. Dieser 17jährige Jüngling
schickte 1388 wieder einen Haufen Oestreicher, der durch viele
Ritter aus der Schweiz, die-es mit Oestreich hielten, verstärkt
wurde, in die Schweizer Alpen, diesmal auf Glarus zu. Eilig
sammelte sich hier der Landsturm; auch Urner, Unterwälder, Ln-
zerner und Schwyzer eilten herbei. Man traf in der Schlacht
bei Näfels unweit Glarus auseinander. Die Oestreicher wur-
den geschlagen und versprengt, und Viele fanden ihren Tod. Nun
erst ließ sich Oestreich herab, mit den Helvetiern einen Frieden,
zu schließen.
Der Bund der drei Waldstädte, welchen Stauffacher, Fürst
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Wehmuth Nikolaus Nikolaus Leopold Leopold Leopold Leopold Oestreich Oestreich
54 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
aber es war kein rechter Ernst und keine Einigkeit unter ihnen-
Sie wurden nach einiger Gegenwehr geschlagen und Bern, Frei-
burg und Solothurn besetzt. Jetzt wollten sie die ganze Schweiz
umkehren. Da traten die Waldstädte, die einst so mannhaft
gegen Oestreich und Burgund gekämpft hatten, zusammen, den
treulosen Angriff abzutreiben. Aber — es waren nicht mehr
die alten Schweizer. Es fehlte auch hier an Einigkeit und Ver-
trauen, und auch sie mußten nun den Einmarsch der verhaßten
Franzosen dulden, welche die alte Eintheilung in 13 Cantons
aufhoben und die Schweiz nach französischem Muster in eine
einzige Republik verwandelten, die nun ganz von Frankreich ab-
hängig blieb.
Kaiser Franz hatte den Frieden von Campo Formio so schnell
und übereilt geschlossen, daß dabei das verlassene deutsche Reich
ganz übergangen war. Das mußte nun also für sich allein mit
den Franzosen unterhandeln. In Rasta dt, einer kleinen Stadt
im Badenschen, eine Stunde vom Rhein, kamen deutsche und
französische Unterhändler zusammen. Das Erste, was die un-
verschämten Franzosen verlangten, war, daß die Deutschen ihnen
alle Länder, die sie auf dem linken Rheinufer gehabt hatten,
abtreten sollten. „Aber," sagten Die, welche dabei verloren,
„wie kommen wir dazu, allein verlieren zu sollen?" — „Ihr sollt
entschädigt werden!" antworteten die Franzosen; und als man
fragte: wovon? so machten sie den Vorschlag, den geistlichen
deutschen Fürsten, z. B. den Kurfürsten von Mainz, Trier und
Cöln, dem Erzbischöfe von Salzburg u. s. w., ohne Weiteres ihre
Länder zu nehmen und davon die Entschädigungen zu bestreiten.
Die Deutschen willigten endlich ein; aber kaum war eine Be-
dingung bewilligt, so waren die Franzosen schon wieder mit einer
neuen da, und machten die Deutschen nur einige Schwierigkeit,
so wurde ihnen gleich gedroht und sie daran erinnert, daß sie
wehrlos wären. Dabei zogen die Franzosen die Unterhandlungen
bis ins zweite Jahr hin, und wenn die Deutschen darüber klagten,
so warfen sie ihnen vor, sie, die Deutschen, wären schuld daran,
weil sie sich nicht schnell genug in alle Forderungen fügten. End-
lich glaubten diese Alles überstanden zu haben, und nahmen den
ihnen dictirten Frieden an. Allein nun trat Kaiser Franz wieder
aus, um den Krieg mit Frankreich zu erneuern. Das übermüthige
Betragen der Franzosen gegen den Papst, die Schweiz und in
Rastadt bewies ihm, daß man bei ihnen auf keine Treue und
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Extrahierte Personennamen: Ernst Oestreich Franz Franz Campo_Formio Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bern Solothurn Burgund Frankreich Rhein Mainz Salzburg Frankreich Rastadt
Pius Ix. Bewegungen in Italien.
199
ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht
zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu
berufenen Bürgerwehr und ahnte so wenig, wie seine zahlreichen
Bewunderer in ganz Europa, bis zu welchem Abgrunde ihn der
Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Male entfes-
selten Volks führen würde.
Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an
dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte
von vorn herein gewährt, was er überhaupt an Freiheiten zu
bieten vermochte; das junge Italien aber, welches über sein Auf-
treten jubelte, nahm diese ersten Gaben nur als einen Anfang
für die Verwirklichung aller patriotischen Wünsche und Träume
hin, und versuchte den Papst zur Anbahnung des ersehnten eini-
gen Italiens allenfalls auch auf den Weg der Gewalt zu drän-
gen. Als er ihren Forderungen widerstehen mußte, verlor er
nach und nach die Zügel der von ihm hervorgerufenen Bewegung
aus den Händen; an seiner Statt wurde das Volk von kühnen
Agitatoren und Tribunen geleitet, und als die Revolution in
Frankreich ausbrach, wurde er vollends von den Wogen der
demokratischen Leidenschaften überflutet.
Schon vorher waren in Folge der römischen Ereignisse große
Bewegungen in andern Theilen Italiens entstanden. Sicilien
hatte sich von Neapel losgerissen und auch in Neapel selbst hatte
ein Aufstand den König Ferdinand zur Gewährung einer freien
Verfassung genöthigt; eben so war der Großherzog Leopold
von Toscana und selbst der strenge Karl Albert von Sardinien
zur Einführung freierer Einrichtungen gedrängt worden. Gegen
die Oestreicher aber richtete sich in ganz Italien vorzüglich die
Wuth der Volkspartei, überall gab es Reibungen zwischen den
Italienern und den „Deutschen", und in Oberitalien sah sich Oest-
reich genöthigt, den Kriegszustand zu erklären, um die Bewegung
niederzuhalten.
Auch in der Schweiz hatten in den letzten Jahren zwischen
den politischen und kirchlichen Parteien bedeutende und zum Theil
blutige Kämpfe stattgefunden, an welchen ganz Europa lebhaften
Antheil nahm. Die radicale Regierung des Cantons Aargau
hatte in Folge thätlicher Widersetzlichkeit der Katholiken gegen
getroffene Anordnungen acht Klöster in Beschlag genommen, und
die Bundesregierung aller Cantone hatte diese Handlung bestätigt.
Da spaltete sich das ganze Schweizervolk in Radicale und Eon-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Leopold
von_Toscana Leopold Karl_Albert_von_Sardinien Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Europa Italien Italiens Frankreich Italiens Neapel Neapel Italien Oberitalien Europa
72
wollte Aegistheus auch umbringen, damit er nicht einst die Er-
mordung des Vaters rachen möchte; aber die zärtliche Elektra
rettete ihn, und brachte ihn heimlich zu einem benachbarten Kö-
nig, mit dessen Sohn Pylades er ein so inniges Freundschafts-
bündniß schloß, daß man schon km Alterthume von zwei zärtli-
chen Freunden zu sagen pflegte: sie liebten sich wie Orestes und
Pylades. Als er erwachsen war, wurde er von mehreren Ora-
kelsprüchen aufgefordert, den Tod seines Vaters zu rachen. Er
ging daher mit seinem Freunde Pylades nach Mycenä, entdeckte
sich heimlich der guten Elektra, und um den Aegistheus recht
auf die Probe zu stellen, gab er sich ihm nicht zu erkennen,
sondern erzählte die Nachricht von seinem eignen Tode. Aegisth
konnte seine Freude nicht verbergen; da sielen beide Freunde
über ihn her, und durchbohrten ihn. Klytamnestra stieß ein lau-
tes Jammergeschrey aus, und überhäufte die Mörder mit Ver-
wünschungen. Unwillen über die unwürdige Mutter verblendete
da die Seele des Orestes; er dachte nur an seinen einst durch
sie hingeopferten Vater, ergriff die Mutter, riß sie zu dem blu-
tigen Leichname hin, und in einem Anfalle von Wuth stieß er
auch sie nieder. Kaum war die That geschehn, so verschwand
in ihm jeder Groll, und das Gräßliche des Muttermordes stand
vor seiner Seele. Zugleich stürzten die Rachegöttinnen, die Fu-
rien (Eumeniden oder Erinnyen), auf ihn los, und verfolgten
ihn mit Schlangengeißeln und brennenden Fackeln, bis er, von
Angst gefoltert, sein Vaterland verließ, und, stets begleitet von
dem blutigen Schatten seiner Mutter, nach Delphi eilte, um
hier im Tempel des Apollo Ruhe zu suchen. In den Tempel
hinein durften freilich die furchtbaren Rachegeister ihm nicht fol-
gen; aber sie umlagerten die Schwellen, damit er ihnen, her-
auskommend, nicht entrinnen sollte. Die Verfolgung begann
also von neuem; aber auf Apollo's Rath floh er nach Tauris,
einer jenseits des schwarzen Meers, in der heutigen Krimm,
liegenden Stadt. Hier stand ein berühmter, der Diana geweih-
ter Tempel; hier, so sprach das Orakel, sollte er Ruhe finden.
Aber so schien es anfangs nicht, ja er schien nur einem noch
herberen Geschick anheim zu fallen. Denn es lebte hier ein
grausamer König, der jedes ankommende Schiff festhielt, und
. den Vornehmsten der Ankommenden der Göttin opfern ließ.
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19
Erde. Herodot hat es gesehen und beschrieben. Er versichert,
es sey von so unvergleichlicher Pracht, daß man in Versuchung
wäre, zu zweifeln, ob Menschen so etwas hatten Hervorbringen
können. Stand man auf dem platten Dache, so erschien cs
wie ein ungeheures Steinfeld. In den Gemächern unter der
Erde standen die Mumien der Könige und der heiligen Croco-
dile; denn diese wurden in manchen Städten als Gottheiten
verehrt. Jetzt ist von diesem Riesenwerke keine Spur mehr da.
Einst waren die Zwölfherrscher in Memphis in einem Tem-
pel versammelt, ein feierliches Trankopfer zu bringen. Der
Priester reichte die goldenen Schalen herum, aber aus Verse-
hen waren nur 11 mitgebracht. Psammetichus, der zuletzt stand,
ging leer aus. Schnell sich besinnend hielt er seinen ehernen
Helm bin, und verrichtete das Trankopfer. Da erinnerten sich
die andern Herrscher eines Orakelspruchs, daß der, welcher aus
einer ehernen Schale opferte, die Alleinherrschaft erobern würde.
„Das sollst Du nicht!" riefen sie einmüthig, und wiesen dem
Psammetich den schlechtesten Landesstrich an (dafür hielten sie
ihn wenigstens), das Delta, das Land zwischen den Mündun-
gen des Nils. Aber der kluge Psammetich wußte das sonst so
morastige Land trefflich zu benutzen. Er legte Kanäle und
Schleusen an, und erhielt einen Orakelspruch, eherne Männer
würden aus der See steigen, und ihm beistehen. Bald lande-
ten auch zufällig geharnischte Seeräuber aus Klein-Asien, die
er geschwind in Dienst nahm, mit ihnen die übrigen 11 Tyran-
nen vertrieb, und sich zum Alleinherrscher von Aegypten machte.
Aber nicht alle seine Nachfolger waren so klug wie er.
Nicht viel über hundert Jahre nach ihm, 525 vor Christus,
reizte einer von ihnen unklugerweise den wilden Kambyses,
König von Persien. Dieser drang ein in Aegypten, ließ den
damaligen König, Psammenit, hinrichten, und so mußten,
obgleich unter mannichfachen Empörungen, die Aegypter das
persische Joch tragen, bis Alexander der Große sie seinem groß-
ßen Reiche einverleibte.
4. Israeliten.
Wenn man von Aegypten über die Landenge von Suez ging,
gelangte man ins Land der Israeliten, Kanaan, das gelobte
2*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Herodot Steinfeld Psammetich Psammetich Christus Alexander_der_Große Alexander
von Lanzen sich zu nähern. Aber die Schwyzer waren wohlge-
muth; ihnen kamen in der Stunde der Gefahr einige Hundert
aus Uri und Unterwalden zu Hülfe, so daß es 1300 waren.
Wie Wenige gegen so Viele! Aber sie stritten für ihr Vaterland,
ihre Weiber und Kinder, hatten eine gerechte Sache, trauten auf
Gott, und waren aller Wege und Engpässe wohl kundig. Sie
stellten sich auf einen Berg, an dessen Fuß ein kleiner See, der
Aegerisee, liegt. Zwischen ihm und dem Berge ging der Weg,
den die trefflichen Ritter von Oestreich zogen; die Gegend ward
nachher der Morgarten genannt. Sobald die ganze schwere
Reiterei in dem engen Wege war, erhoben sich die 1300, rollten
große Steinblöcke, die sie oben zusammengebracht hatten, hinab,
und schleuderten mit großer Kraft Steine unter den dichtgedräng-
ten Haufen. Jeder Stein traf. Die Füße der Pferde wurden
zerschmettert; die Thiere wurden scheu, und drängten zurück in
großer Angst. Aber hinten stand das Fußvolk, und drängte vor,
so daß die Reiter zu ihrem Schrecken sahen, daß hier nicht zu
entfliehen, und daß alle Waffen unnütz seyen. Jetzt, wo die
Verwirrung allgemein einriß, rannten die Schweizer mit lautem
Geschrei hinab, stießen und schlugen mit Hellebarden, Morgen-
sternen, Schwertern und Keulen auf die Ritter, die in dem
dichten Gewühle die Arme zu rühren und die Lanzen einzulegen
nicht vermochten. Viele setzten mit ihren Pferden in den See
hinein, vom Wasser mehr Erbarmen erwartend als von den grim-
migen Schweizern. Hier fanden viele — viele edle Ritter ihren
Tod; Landenberg war unter ihnen. Herzog Leopold entkam nur
mit genauer Noth, indem ein der Wege kundiger Mann ihn ret-
tete. Aber todtenblaß und in tiefer Traurigkeit kehrte er aus
diesen furchtbaren Bergen zurück. Er ist nie wieder in die Pässe
der Waldstädte gekommen. Dies war die Schlacht bei Mor-
garten, 1315.
Was ihm nicht gelungen war, wollte 70 Jahre später seines
Bruders Sohn, auch ein Leopold von Oestreich, auf einem
andern Wege versuchen. Er zog auch mit einer auserlesenen
Schaar von Rittern und ihren Knechten in das Schweizerland,
aber auf Luzern zu. Bei Sempach erwarteten ihn die Schwei-
zer, nur etwa 1400 Mann, und mit schlechten Waffen. Viele
hatten kurze Schwerter, oder Morgensterne, oder Hellebarden;
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Leopold Leopold Leopold_von_Oestreich Leopold
eiligst verstärkten. Die Hitze des Tages war so groß, — es war
der 9te Juni 1386 — daß viele Ritter im Gedränge erstickten.
Das Gefecht wurde immer heftiger; denn nun stritten Mann ge-
gen Mann. Viele edle Herren wurden hier erschlagen. Da
sprach Leopold: „Es ist so mancher Graf und Herr mit mir in
den Tod gegangen; ich will mit ihnen ehrlich sterben!" Von
Wehmuth und Verzweiflung hingerissen, stürzte er sich in die
feindlichen Haufen, und fand den gesuchten Tod. Als die Schaa-
ren ihren Herzog nicht mehr sahen, verloren sie die letzte Hoff-
nung. Sie sahen sich eilig nach ihren Pferden um.
„Pferde her! Pferde her!" riefen sie, aber nur Wenige
konnten sie schnell genug erreichen. Sechshundert sechs und fünf-
zig Grafen, Herren und Ritter fanden hier, in der Schlacht
von Sempach, ihren Tod, die vielen Knappen ungerechnet.
Welche wilde Tapferkeit die Schweizer beseelte, davon nur ein
Beispiel: Die Einwohner der Stadt Zosingen hatten ihr Ban-
ner (Fahnch ihrem Schultheiß (Bürgermeister), Nikolaus Gutt,
anvertraut. Als er von Feinden umringt wurde, und keine Ret-
tung sah, dachte er nur, das Banner zu retten, um seiner Stadt
die Schande zu ersparen. Er riß das Zeug in viele Stücke, den
Stock aber faßte er mit den Zahnen fest; so fand man seine
Leiche. Seit der Zeit ließen die Bürger von Zosingen ihre Schult-
heißen schwören, das Banner der Stadt so zu hüten, wie Niko-
laus Gutt.
Der Bund der drei Waldstädte, welchen Stauffacher, Fürst
und Melchthal geschlossen hatten, nahm nach und nach zu, indem
sich auch andere Cantons anschlossen. Zuerst kam Luzern, und
begehrte Aufnahme; dann Zürich, Glarus, Zug und Bern.
Das waren die acht alten Orte; doch waren darüber 46 Jahre
verflossen. Späterhin kamen Freiburg, Solothurn, Basel,
Schaffhausen und Appenzell. So waren 18 Cantons bei-
sammen, und so ist es geblieben bis auf die neueren Zeiten.
Oestreich hat die wachsamen Schweizer nie wieder unter seine
Herrschaft bringen können, obgleich es noch oft versucht wor-
den ist.
70. Die Jungfrau von Orleans 1430.
So wie es unter zwei Hausnachbarn nicht selten Streitig-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Wehmuth Nikolaus Oestreich
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lander von den Quellen des Flusses an zu besitzen. Er drang
in die Schweiz ein, und belagerte Gran son. Ungeduldig, wie
er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen.
„Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen seyn!" —
Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie
sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hen-
ken, und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See
schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht
so böse; aber jetzt war er verstimmt, und kannte nun kein Erbar-
men. Aber die That war abscheulich, und dieser Tag der letzte
seines Glücks.
Jetzt zogen die Schweizer heran, so Viele beisammen waren,
und griffen die Burgunder an. Vorher sielen die frommen Hel-
vetier nieder auf die Knie, breiteten die Arme aus, und beteten
zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um
Gnade, und schlugen ein lautes Gelachter auf. Aber Karl em-
pfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele sei-
ner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag
heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen
eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was
ist das für ein Volk?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer.
„Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer
vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlu-
gen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uristier,
das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in
der Schlacht zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Land-
horn der Unterwaldner, daß es Karln durch Mark und Seele
drang. „Ei!" rief er bedenklich aus, „was wird aus uns wer-
den? Schon die Wenigen haben uns so ermüdet." Und so war
es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson,
und eine überschwengliche Beute siel den Siegern in die Hände;
denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager in
Stich lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edel-
steinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Dia-
manten, Rubinen, Sapphiren, Hyacinthen und Perlen glanzte,
sein reiches Silbergeschirr und andere Sachen von hohem Werthe
wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt wa-
ren die ehrlichen Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silber-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Karls_Gemüth Karls Karl_em- Karl Karl Karl Karl Karl