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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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(1531) die Grafen von Mansfeld und 11 Reichsstädte (Strafsburg, Ulm, Constanz, Reutlingen, Memmingen, Lindau, Biberach, Isny (Württ.), Lübeck, Magdeburg und Bremen) zunächst auf 6 Jahr (März). Die Verbündeten suchen mit England Verbindungen anzuknüpfen. Ferdinand von Österreich zum römischen König gewählt, trotz des Widerspruchs von Kur-Sachsen.
1532 Religionsfriede von Nürnberg: der Kaiser willigt der drohenden
Türkengefahr wegen in die Einstellung der am Reichs-kammergericlit in Religionssachen eingeleiteten Prozesse; der Friede wird in den Abschied des gleichzeitig der Türken wegen zu Regensburg tagenden Reichstages aufgenommen und darin ein Konzil binnen Jahresfrist in Aussicht gestellt, andernfalls solle eine Reichsversammlung die Reformation in die Hand nehmen. — Die Türken kehren infolge der tapferen Verteidigung von Günz (100 km südlich von Wien) und kleinerer Verluste in Steiermark bei der Nachricht von dem bei Wien sich sammelnden Reichsheere um.1) — Publikation der peinlichen Hals-gerichtsor dnung Karls V. (sog. Carolina).
Johann der Beständige f. Johann Friedrich der Grofsmütige (—1554).
Die drohende Türkengefahr schien so groß, dafs der Papst ernstlich auf eine Einigung mit den Protestanten ausging: er wollte sich die Augsburgische Konfession gefallen lassen. Die gemäfsigten Theologen, denen er sie vorlegte, fanden, dafs darin einiges ganz katholisch, anderes auf katholischen Sinn zu deuten sei, noch anderes eine Verständigung nicht ausschliefse.
1531 Schlacht bei Cappel; Zwingli fällt (October): Sieg der katholisch gebliebenen Urkantone (Schwyz, Uri, Unterwalden) über die reformierten, (hauptsächlich Zürich, Basel, Bern), die auf der Tagsatzung der Eidgenossenschaft Duldung der Reformation seitens der Urkantone nicht hatten durch-setzen können. Die mit Zürich im Bunde stehenden oberdeutschen Städte schliefsen sich an den schrnal-kaldischen Bund an.
1533 Heinrich Viii., wegen einer Gegenschrift gegen Luthers Schrift
von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche vom Papst ‘Defensor fidei’ genannt, sagt sich vom Papste los, als er von seiner Gemahlin Katharina von Aragon, Tante Karls V.,
1) Soliman, der von den deutschen Verhältnissen genau unterrichtet war, hatte, als Gesandte Ferdinands die Macht des Kaisers rühmten, gefragt, ob der Kaiser mit Martin Luther Frieden geschlossen habe.
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Extrahierte Personennamen: Constanz Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Johann Johann_Friedrich Johann Friedrich Cappel Zwingli Heinrich_Viii Heinrich Luthers Katharina_von_Aragon Karls_V. Karls_V. Soliman Ferdinands Martin_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Ulm Reutlingen Memmingen Biberach Isny Magdeburg Bremen England Nürnberg Wien Steiermark Wien Karls Schwyz Unterwalden Basel Bern
tage zu Regensburg trotz der Erfolglosigkeit der Religions-gespräclie gegen Bewilligung von Türkenhülfe, im Widerspruch mit der katholischen Mehrheit, bis auf ein Konzil Freiheit und Ausbreitung ihrer Lehre, Zulassung zum Reichskammergericht u. a. zu gewähren.
(1541) Karls V. Zug nach Algier um die dortigen Korsaren zu züchtigen: ein Sturm vereitelt alle Erfolge. — Bündnis zwischen Franz I. und den Osmanen: Einfall der letzteren in Ungarn.
1542—1544 Vierter Krieg Karls V. mit Franz I.
1542 Die Städte Braunschweig und Goslar vom Schmalkaldischen
1541 loh. Calvin (Jean Chauvin) dauernd in Genf, nachdem er bereits 1536 dorthin berufen, aber wegen der Strenge seiner Ansichten nach zwei Jahren die Stadt zu verlassen gezwungen war. Er giebt der Gemeinde eine ihrer politischen ähnliche demokratische Kirchenverfassung, indem er die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten einem von den Bürgern gewählten Ausschufs von ‘Ältesten’ (Presbytern) überträgt: daher Presbyterialverfassung. Doch wird der
ganze Staat durch Einführung einer überaus strengen Kirchenzucht, die selbst den Tod als Strafe für Irrlehren verhängt und durch ein Consistorium ausgeübt wird, zu einer von Calvin tyrannisch geleiteten Theokratie. Durch Einigung mit den Zwinglianern (namentlich über das Abendmahl) wird Calvin Stifter der reformierten Kirche, für deren Befestigung er eine theologische Akademie in Gent gründet. Calvins (f 1564) Nachfolger war der Franzose Thom. Beza (1519—1605). Von Genf aus verbreitet sich die reformierte Kirche nach Frankreich, (namentlich dem südlichen), wo die Protestanten den Spottnamen Hugenotten erhalten, nach Holland und Schottland (durch John Knox).
Calvin, geb. 1509 zu Noyon in der Picardie, Solm eines bischöflichen Prokurators und früh durch Fleifs, sittlichen Ernst und Frömmigkeit ausgezeichnet, hatte zuerst Theologie, dann auf Wunsch seines Vaters Jurisprudenz studiert und, der Reformation gewonnen und vielfach verfolgt, ein unstetes Leben geführt. — Unter seiner Diktatur in Gent kamen mehrere Hinrichtungen vor, hauptsächlich wegen Auflehnung gegen die Kirchenverfassung, doch auch an Hexen und wegen falscher Lehre, wie an dem gelehrten spanischen Arzte Mich. Servet (Servede), der über die Trinität abweichende Lehren aufstellte und nicht widerrufen wollte (verbrannt 1553). — Es ist der fanatische Geist der Romanen, der hier bei dem sonst wahrhaft frommen Reformator in dem Festhalten an dem katholischen Standpunkt zu tage tritt: der deutschen Reformation fällt kein To de surteil wegeu irrigen oder Unglaubens zur Last.
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— 31 —
von Brandenburg, dem er seine Stellvertretung in Deutschland zugesagt hatte: nur Friedrich der Weise war allen solchen Verhandlungen unzugänglich geblieben. Auch Joachim I. hatte seine Gedanken auf die Krone gerichtet; für Karl gab den Ausschlag die Anhänglichkeit an die alte Kaiserfamilie, sodafs selbst während der Wahlberatungen in Frankfurt Volkskundgebungen für Karl stattfanden.
Bedingungen vor der Wahl hatten schon Rudolf von Rheinfelden sowie auch Rudolf I. eingehen müssen; die erste eigentliche Kapitulation ist die Karls V., auf die Friedrich der Weise drang: sie galt als ein von den Kurfürsten im Namen der ändern Stände (Fürsten und Städte, s. u. zu 1521) abgeschlofsener Vertrag und umfafste 34 Artikel; sie wurde von da an allen Kaisern vorgelegt. Später verlangten und erhielten auch die ändern Stände Mitwirkung bei der Abfassung derselben; eine‘capitulatio perpetua' (in 30 Artikeln) gab es seit Karl Vi. (1711).
1519 (Juli.) Durch einen Angriff auf seine Ansichten seitens des Ingolstädter Professors Dr. Eck wird Luther veranlaßt, den Streit wieder aufzunehmen: dieser soll auf einer öffentlichen
1519 Ulrich (Huldreich) Zwingli, früher Prediger in dem Wallfahrtsort Mariä Einsiedeln, wird Leutpriester am Münster zu Zürich und tritt für Luther und seine Lehren ein; wie er jedoch bereits vor Luther gegen die innere Unwahrheit der Kirche (Wallfahrten, Aberglauben, Ablafs u. a.) gepredigt, nimmt er eigentümliche und selbständige Reformen vor. Unter seinem Einflufs wird die Predigt des Ablasses aus Zürich ferngehalten und der Geistlichkeit 1520 vom Rat erlaubt, dem Evangelium gemäfs zu predigen und äufserliche, unwesentliche Ceremonien aufzugeben: die Beseitigung
des Cölibats, des Bilderdienstes, der Messe, die Zwingli in großen öffentlichen Disputationen siegreich bekämpft, führt zur Losreifsung von dem Bistum Constanz und der Kirche (1523) sowie zur Aufstellung einer Kirchenverfassung nach dem Vorbilde der ältesten christlichen Gemeindeverfassung mit strenger Kirchenzucht. Von 1524 an Streit mit Luther über das Abendmahl: Luther stellt Zwingli den Schwarmgeistern (Carlstadt u. s. w.) gleich. — Die Reformation breitet sich in der ganzen Schweiz aus, nur die Urkantone (Schwyz, Uri, Untenwaiden, Luzern) und Zug bleiben katholisch.
Zwingli, Bürger eines demokratischen Gemeinwesens, hat seiner Kirche dementsprechend eine demokratische Verfassung mit Teilnahme der Gemeinde gegeben, während die der Lutherischen Kirche monarchisch blieb. Vgl. zu 1541.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Luther und Zwingli war auch der, dafs ersterer alles aus der katholischen Kirche beibehalten wollte, was mit der Schrift nicht in Widerspruch stand, der radikalere Zwingli aber nur das, was sich aus der Schrift begründen liefs.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Karl Karl Karl Karl Rudolf Rudolf Rudolf_I. Karls_V. Friedrich Karl_Vi Karl Ulrich_( Zwingli Zwingli Zwingli Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Frankfurt Rheinfelden Karls Bistum_Constanz Schwyz Luzern
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(1535) Schwenkfeld und des Kürschners Melchior Hofmann den baldigen Eintritt des ‘Reiches Zion’ auf Erden predigend,1) gelangen in dem überwiegend protestantischen Münster durch einen Aufstand ihrer zahlreichen fanatischen Anhänger unter dem aus Holland gekommenen Apostel und Propheten, dem Bäcker Jan Matty s aus Leyden, in den Besitz der Regierung und errichten nach Vertreibung aller Gegner ein ‘Reich Zion’ mit Gütergemeinschaft und Polygamie, das über die ganze Welt ausgedehnt werden soll und dessen ‘König’ nach Jan Mattys’ Tode der Schneider Jan Bockelson aus Leyden wird. Erst nach tapferem Widerstande wird die Stadt durch ein Heer katholischer wie protestantischer Fürsten unterworfen, die Führer hingerichtet und der Katholicismus wieder hergestellt.
Wegen der starken Verbreitung der Wiedertäufer namentlich in Nieder-Deutschland fürchtete man hier eine allgemeine Erhebung des Volkes. — Aus den Resten der Wiedertäufer in Norddeutschland suchte der Holländer Menno (■f 1561) eine ‘Gemeinde Gottes’ zu bilden, die allen Ausschreitungen fern blieb und in Holland als ‘Taufgesinnte’, in der Provinz Preußen als Mennoniten sich gehalten hat. Sie verwerfen u. a. auch den Eid und den Kriegsdienst, sind aber sonst ausgezeichnete Bürger; ihrer Militärpflicht genügen sie in den Sanitätskolonnen.
1535 Mifserfolge der protestantischen Volks part ei in Lübeck, welche den alten katholischen, durch schlechte Finanzverwaltung blofsgestellten Rat beseitigt hat und unter der Führung des neuen Bürgermeisters Jürgen Wullenweb er und des Feldhauptmanns Marx Meier versucht, den sinkenden Einflufs der Hansa in den nordischen Reichen2) nach dem Tode Friedrichs I. von Dänemark 1533 wiederherzustellen: in Verbindung mit den dänischen Städten und der Bauernschaft und im Gegensatz zu Adel und Geistlichkeit stellt Lübeck, Haupt der Ostsee-Hansa und Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, den gefangen gehaltenen Christian Ii. als Thronbewerber auf, um die Wahl von Friedrichs I. Sohn, Christian, oder eines vom Kaiser begünstigten katholischen und den Holländern gewogenen Bewerbers zu verhindern. — Der Kampf (Grafen- oder
‘Das Reich war längst vorgesehen durch den Mund aller Propheten, durch Christus und seine Apostel in Kraft des heiligen Geistes angefangen und offenbaret, aber nun in Johann dem Gerechten auf dem Stuhle Davids gewifs und unwidersprechlich vorhanden’. Erlafs Johanns v. Leyden.
5) Vgl o. S. 33 zu 1520.
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Extrahierte Personennamen: Schwenkfeld Melchior_Hofmann Apostel Jan_Matty Jan_Mattys’ Schneider_Jan_Bockelson Marx_Meier Friedrichs_I._von_Dänemark Friedrichs_I. Christian_Ii Friedrichs_I. Christian Christus Apostel Johann Davids Erlafs_Johanns Johanns
Extrahierte Ortsnamen: Holland Nieder-Deutschland Norddeutschland Holland Jürgen_Wullenweb Davids
79t
1531 Schmalkaldiseher Bund zum Schutze der Reformation unter Führung* Kursachsens und Hessens.
Zwingli fällt bei Kappel im Kampfe Zürichs gegen die Urkantone.
1532 Erneutes Vordringen der Türken gegen Wien.
Religionsfriede zu Nürnberg: Einstellung des Piozefsver-
fahrens gegen die Protestanten bis zur Entscheidung der kirchlichen Streitsachen auf einem demnächst zu berufenden „gemeinen, freien Concilium“.
Württemberg evangelisch nach der Zurückführung Herzog Ulrichs durch Philipp den Grofsmütigen.
Die Wiedertäufer in Münster; Johann von Leyden.
Karls V Zug nach Tunis gegen Chaireddin Barbarossa.
1539 L November Einführung der Reformation in Brandenburg durch Kurfürst Joachim Ii; Matthias von Jagow, Bischof von Brandenburg. Am 2. November bekennt sich der Rat von Berlin in der Nikolaikirche zur evangelischen Lehre. — Joachim Ii Hektor, der Sohn Joachims I. Der jüngere Sohn Joachims I Johann von Küstrin Markgraf von der Neumark (f 1571). Joachims It Kanzler Lamport Distelmeier. Erbvertrag mit dem piastischen Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlau. Mitbelehnung mit Preußen nach dem Regierungsantritt des schwachsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich, des Sohnes von Herzog Albrecht.
Karls erfolgloser Zug gegen Algier.
1544 Im letzten (vierten) Kriege zwischen Karl V und Franz I dringen die Deutschen bis Soissons vor.
Der Friede von Crespy bestätigt den von Cambray.
Johann Calvin (geb. 1509 zu Noyon in der Picardie) organisiert seit 1541 die reformierte Kirche in Genf; Presbyterialverfassung. Züricher Vergleich mit den Anhängern Zwingiis. Der Heidelberger Katechismus der Reformierten (1563). Ausbreitung des Calvinismus in Ober-Deutschland, am Niederrhein, in Frankreich und in Schottland. John Knos der Reformator Schottlands.
6. Die Zeit der Religionskriege.
1540 Stiftung d es Jesuitenordens durch Ignaz von Loyola. Inquisition in Rom; Kardinal Caraffa, der nachmalige Papst
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Kappel Philipp Philipp Johann Karls Barbarossa Barbarossa Joachim_Ii Matthias_von_Jagow Joachim_Ii_Hektor Joachims_I_Johann_von_Küstrin_Markgraf_von_der_Neumark Johann Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Albrecht Albrecht Karls Karl_V Karl Franz_I Franz Crespy Cambray Johann_Calvin_( Johann John_Knos Ignaz_von_Loyola Caraffa
Extrahierte Ortsnamen: Hessens Wien Nürnberg Tunis Brandenburg Brandenburg Berlin Nikolaikirche Liegnitz Brieg Algier Genf Ober-Deutschland Niederrhein Frankreich Schottland Schottlands Rom
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschichte der Griechen. 195
hatte, seine Mutter zu bestrafen: so litt er für
dieses abscheuliche Verbrechen auch lange Zeit
unbeschreibliches Elend, ob ihn gleich, weil er
ein Fürst war, niemand strafte. Sein Gewis-
sen (das heißt, die innere Empfindung bey ei.
nem jeden Menschen von dem, was recht oder
unrecht ist,) peinigte ihn unaufhörlich mit dem
Vorwurfe, daß er diejenige gctödtet habe, die
ihm das Leben gegeben halte. In der angstli-
chen Unruhe, die er darüber fühlte, irrte er flüch.
tig in Griechenland herum; jedermann verab-
scheuete und floh ihn, zumal da sich sein eigenes
Entsetzen vor sich selbst auf seinem Gesichte mal-
te. Das haben die Dichter unter dem Bilde
vorgestellt, daß die Furien, oder gewisse Diene-
rinnen der Götter zur Bestrafung des Bösen, die
statt der Haare Schlangen, eine brennende Fa-
ckel in der Hand, und schwarze blutige Kleider
hatten, den Grestes überall hin, mit schreckst-
cher Wut verfolgt hätten. Endlich fand er in
einigen Religionsgebrauehen, durch die er sein
Verbrechen auszusöhncn glaubte, seine Ruhe
wieder. Er wurde auch nachher desto glückli-
cher, weil er mit dem Pplades, einem andern
griechischen Helden, in der vertrautesten Freund»
schaft lebte. Dieser hatte ihn auch in seinem
Unglücke niemals verlassen, und sich sogar ein-
mal dargeboten, das Leben für ihn hinzugeben.
Grestes belohnte ihn mit gleicher Liebe und Groß»
muth, so daß seine Freundschaft mit dem Ppla-
des als das schönste Muster der innigsten Ver-
N 2 bindung
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— 41 —
über dem Viergespann, aber nur reiche Leute konnten darnach trachten. Diese Vornehmen und Reichen, die „Besten", wie sie sich nannten, erhielten nun in allen griechischen Staaten das Hauptansehen. In der heroischen Zeit, als Homer sang, waren noch überall Könige, denen fteilich bei Rath und Schmaus die Edlen immer zur Seite waren. Jetzt hatten die Letzteren die Könige ganz verdrängt und regierten selbst. Man nannte eine solche Form des Staates Aristokratie; und Spartas überwiegender Einfluß begünstigte überall solche Aristokratien. Außerdem stand Sparta in besonders naher und freundlicher Verbindung mit dem Orakel zu Delphi am Paruassus, bei dem sich alle Griechen in Nothzeiten ihren Rath erholten. Hier, an dem qualmenden Erdspalt, vor dem der Tempel gebaut war, und wo einst Apollon die Pythonschlange sollte erlegt haben, ertheilte der Lichtgott durch den Mund der Pythia seine Mahnungen, Verkündigungen und Weissagungssprüche. Von hier aus ward auch das Auswanderungswesen und diecoloniegründung, die besonders in das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. fällt, mit großer Weisheit gelenkt. Und so erblühte rings um das Mittelmeer, in Thracieu, auf der Halbinsel Chalcidice, in Illyrien, auf Eypern, in Eyrene in Nordafrika, in Sicilien (Syrakus, Messana rc.), in Süditalien (Sybaris, Kroton rc.), ja selbst an der Mündung der Rhone (Massalia) und bis zum fernsten Westen hin, sowie östlich bis an die Gestade der Propontis und des fernen schwarzen Meeres jener wundervolle Kranz von Eolonien, welche die griechische Bildung bis in die Barbarenlande trugen. Zu dieser Verbreitung der Eolonien trugen viel die inneren Unruhen bei, die in denselben Jahrhunderten fast in allen griechischen Staaten entstanden. Die Aristokratien nemlich wurden den Bürgern bald lästig zu tragen, und Revolutionen brachen in den einzelnen Städten aus. Dann erhoben sich wohl kräftige und ehrgeizige Männer und rissen die Herrschaft an sich, indem sie gewöhnlich auf die Gunst des niederen Volkes sich stützten. Solche Leute, die widerrechtlich sich der Regierung bemächtigten, nannten die Griechen Tyrannen, mochten sie nun milde oder grausam regieren. Das 7. Jahr-
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30
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer.
Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert.
Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.
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Wiedertäufer in Münster.
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Aber — er wurde gleich vom ersten Soldaten niedergestochen. Da trat der Schneider Bockold auf und sprach: das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Wittwe zu heiratheu und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten. Aber diese Würde verrückte dem armen Schneider vollends den Kopf. Auf sein Geheiß mußte ein anderer Prophet, der Goldschmied Tausendschnur, dem Volke bekannt machen: Gott habe ihm offenbart, daß Bockold König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten todtschlagen solle. Da fiel Bockold aus seine Kniee und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anderer es euch verkündigte." So wurde aus dem Schneider ein König; er ließ sich goldene Kronen, einen Scepter, ein Schwert u. s. w. machen, ertheilte Audienz, ließ einen Thron auf dem Markte errichten, wo er Gericht hielt, und wenn er über die Straße schritt, so trug er einen scharlachenen Mantel mit einer langen Schleppe, die ihm von Edelknaben nachgetragen werden mußte, hatte die Krone auf dem Kopfe und ein glänzendes Gefolge hinter sich. Er erlaubte so viele Weiber zu nehmen, wie jeder wollte; er selbst brachte es auf 14. Eine enthauptete er auf dem Markte mit eigener Hand, weil sie ihm Vorstellungen über allen den Unsinn machte, und tanzte dann mit andern um den blutigen Leichnam herum, indem sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe! Endlich schickte er 28 Apostel aus in die benachbarten Städte; denn das Reich Christi, sagte er, solle auf Erden aufgerichtet werden. Nun war es Zeit, dem'unwesen ernstlich Einhalt zu thun. Der Bischof schloß die Stadt immer enger ein, und die Hungersnoth nahm so überhand, daß viele verhungerten und die andern wie Schattenbilder umherwankten. Und doch durfte keiner sich unterstehen, von Heb ergäbe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischöfe, wie er die Stadt schnell einnehmen könnte. Das geschah- denn auch, und nach einem wüthenden Kampfe, in welchem Rottmann seinen Tod fand, baten die Wiedertäufer um Gnade. Bockold, Kuipperdolling und Krechting wurden in eiserne Käfige gesperrt und wie seltene Thiere im Lande umhergeführt und gezeigt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hängte man an dem Lambertusthurme auf; da kann man sie noch heute sehen.
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