394
Neunter Zeitraum.
die Lausitz bis Schlesien, verlegte Friedrich seine Truppen in die
Winterquartiere und schloß mit Oestreich einen W affen still e-
1763 stand, welcher der Vorläufer des heiß ersehnten Friedens war,
den io. dessen alle Staaten bedurften. Frankreich und England versöhnten
Fcbr. sich zuerst durch den Pariser Frieden, wobei letzteres gewann,
denn es erhielt ganz Canada, das Cap Breton und die
Inseln Grenada, St. Vincent, Dominique und Taba-
g o. Maria Theresia entsagte endlich der Hoffnung, Schlesien wie-
der zu erwerben, sie bevollmächtigte den Hofrath von Kollenbach,
welcher mit dem preußischen Legationsrathe von Hertzberg und
dem sächsischen Staatsminister von Fritsch auf dem Schlosse
^is. Hubertsburg den Frieden Unterzeichnete, in welchem Schlesien
Se6r< dem Könige von Preußen aufs neue zugestanden wurde und alle
übrigen Machte im Besitze dessen, was ihnen vor dem Kriege ge-
hörte, verblieben. In 16 Hauptschlachten hatten die Preußen im
Laufe dieses verwüstenden Krieges gefochten und 20 Belagerungen
fanden statt. Friedrich berechnete seine Kriegskosten auf 125 Mil-
lionen Thaler; die östreichische Staatsschuld betrug 367 Millio-
nen Gulden; die sächsische 29 Millionen Thaler; Frankreich ver-
wendete 677 Millionen Livres auf diesen Kampf. Den gesamm-
ten Menschenverlust schlagt man auf eine Million an. Durch
Einheit des Willens, ausdauernden Muth, überwiegendes Feld-
herrntalent, ein tapferes Kriegsheer und eine Schule ausgezeichne-
ter Feldherren wurde es Friedrich!!, möglich, so überlegenen Fein-
den nicht zu unterliegen, sondern mit einem unsterblichen Ruhme
aus so ungleichem Kampfe hervor zu gehen.
§. 67.
Deutschland vom siebenjährigen Kriege bis zur fran-
zösischen Revoluti on.
Die tiefen Wunden zu heilen, welche der siebenjährige Krieg
ihren Landen geschlagen, verwandten Maria Theresia und
Friedrich Ii. ihre Hauptsorge auf die Beförderung des Acker-
baues und der Gewerbe. Ein fast Zojahriger Friede beglückte
Deutschland bis zu den weithin verbreiteten Erschütterungen der
französischen Revolution, und bei einem aufblühenden Wohlstände
erholten sich die nachwachsenden Geschlechter von den bisherigen
Drangsalen. Der Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, Franz!.,
176- starb,' worauf sie ihren Sohn Joseph Ii. zum Mitcegenten
annahm.
Preußen ward seit Friedrichs Ii. Auftreten die zweite
Hauptmacht Deutschlands. Dieses, am baltischen Meere hinlau-
fende Küstenland, früher ein Nebenland des Hauptstaates Bran-
denburg, nahmen, nach dem Abzüge der Gothen, slavifche
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Dominique Maria_Theresia Maria Theresia Hofrath_von_Kollenbach Legationsrathe_von_Hertzberg Fritsch Friedrich Friedrich Muth Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz!. Franz Joseph_Ii Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Frankreich England Grenada Schlesien Frankreich Deutschland Deutschland Friedrichs Deutschlands
Deutschland vom siebenjährigen Kriege u. s. w. 399
Theodor, war sein Erbe, achtete aber, da er keine legitimen
Nachkommen hatte, die neue Erwerbung nicht hoch und schloß
mit Joseph Ii. zu Wien eine Convention, nach welcher er Nie-
derbaiern, nebst mehrern andern Distrikten an Oestccich abtrat,
ja selbst die Einverleibung aller baicrischen Lande mit Oestreich
andeutete *), zur offenbaren Beeinträchtigung seines dereinstigen
Erben, des Herzogs Karl von Zweibrücken. Friedrich Ii. warf
sich zu dessen Sachwalter auf, verbündete sich mit dem Churfür-
sten, Friedrich August Iii., welcher durch seine Mutter,
Maria Antonia, älteste Schwester des verstorbenen Maximilian
Joseph, Erbansprüche auf Baiern hatte, und der bairische Erb-
folgekrieg bereitete sich vor. 22,000 Mann Sachsen unter
dem Grafen von Solms drangen, in Verbindung mit einem
preußischen Heere, welches Prinz Heinrich befehligte, von Sach-
sen aus nach Böhmen, wahrend Friedrich 11. eine zweite Armee
von Schlesien in dasselbe Land führte; Joseph Ii. nahm eine
feste Stellung bei Jaromirz. Nur ungern setzte der alternde
König von Preußen seine mühevoll errungenen Lorbeeren den Lau-
nen des Glücks aufs neue aus ; mit widerstrebendem Gefühle trat der
jugendliche Joseph gegen einen Monarchen in die Schranken, den er als
Helden und Regenten zu bewundern sich gewöhnt hatte. Noch ehe
eine Schlacht geschlagen worden, kamen daher, vornehmlich auf
Mitwirkung Maria Theresias, Unterhandlungen zu Stande, welche
den Frieden zu Teschen herbeiführten, worin Oestreich. durch
Abtretung des Jnnviertels, mit der Festung Braunau, Sachsen
durch 6 Millionen Gulden entschädigt wurden. Ein Jahr darauf
starb Maria Theresia und nun erst begann
Joseph Ii. selbstständig zu herrschen. Die Entwürfe,
welche er für die Aufklärung seiner Völker, für die Abstellung
mancher Mißbräuche, für die Erweiterung oder Abrundung seiner
Grenzen bisher still in sich getragen, eilte er mit feuriger Ungeduld
ans Lrcht zu rufen, verletzte aber dadurch so vielfache Interessen,
daß ihm allmählig ein Heer von Gegnern aus allen Ständen
entgegen trat, und er sich zu kränkenden Rückschritten gezwungen
sah. Er zog eine Menge Klöster ein; binnen acht Jahren ver-
minderte sich die Zahl der Ordensleute von 03,000 auf 27,000;
aber die Geistlichkeit haßte ihn dafür mit glühendem Ingrimm.
Er hob die Leibeigenschaft auf und der Adel klagte laut über ge-
waltsame Verletzung alter Privilegien. Ungarn sollte eine den
deutschen Staaten gleiche Verfassung erhalten, und eine Empörung
brach aus, die nur durch die Hinrichtung der beiden Hauptanftif-
ter derselben, Horia und Gloska, gedämpft werden konnte.
Der Papst Pius Vi., besorgt über so stürmische Aendccungen
in den kirchlichen Angelegenheiten, ließ sich zu dem ungewöhnlichen
den 3.
3ar>.
1778
den 13.
Mai
1779
1780
— 90
0 e. tö. V'vttigers Gesch. d. Staats und Kvnigr. Sachsens 2r, B. S. 407 ff.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Theodor Joseph_Ii Karl_von_Zweibrücken Karl Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_August_Iii Friedrich August Maria_Antonia Maria Maximilian
Joseph Maximilian Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Joseph_Ii Joseph Maria_Theresias Maria Theresias Oestreich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Teschen Sachsen Horia Sachsens
378
Neunter Zeitraum.
dauer, worauf dieses Land mit Frankreich verbunden werden sollte;
dem bisherigen Herzoge von Lothringen, Franz Stephan, zu-
künftigem Gemähte der kaiserlichen Erzherzogin Maria There-
sia, theilte man das Großherzogthum Toscana zu, wo der Stamm
der Medici mit Johann Gaston erlosch, 1737; Don Kar-
los ward von dem Kaiser als König von Neapel und Sicilien an-
erkannt, und begnügte sich selbst für dieses Opfer mit Parma und
P i a c e n z a, weil der neue König die pragmatische Sanktion genehmigte.
An diesen für Oestceich weder rühmlich noch glücklich been-
1737 digten Krieg reihete sich sogleich ein anderer gegen die Türken, in
welchen Karl Vi. durch sein Bündniß mit Rußland verwickelt
ward. Eugen war seit 1736 gestorben und nur zu deutlich sah
man in diesen Feldzügen, daß sein alles belebender Geist nicht mehr
walte. Der Feldmarschall von Seckendorf, welcher den Oberbefehl
erhielt, trug zwar anfangs einige Vortheile davon, wußte sieaber nicht zu
behaupten, und die türkischen Waffen blieben dagegen so siegreich,
daß sich der Kaiser zu dem höchst nachtheiligen Frieden von B e l-
i8. grad entschließen mußte, worin alle Früchte des Passarowizer
Ewt. Friedens wieder verloren gingen, denn Belgrad, Servien
1/39 und die Walachei wurden der Pforte zurückgegeben. Der Lauf
1740 Karls Vi. ging bald darauf zu Ende. Die Geschichte kann ihn
den vorzüglichen Regenten nicht beizahlen, denn sein Trachten, den
Thron auf seine Tochter, Maria Theresia, durch ein neues Reichs-
gesetz, die pragmatische Sanktion, zu vererben, ließ ihn
vecgeffen, was er dem deutschen Reiche schuldig sey, und unpoli-
tisch opferte er Lothringen und die italienischen Besitzungen einem
Lieblingsgedanken, ohne zu erwägen, daß Monarchen, so hoch über
Millionen gestellt, des Herzens Wünschen und Sehnen nicht fol-
gen dürfen, wenn dieses dem Wohle von Millionen widerstrebt.
§. 65.
Oestreirhischer Erbfolgekricg und die zwei ersten
schlesischen Kriege.
Fäsch Gesch. d. östr. Erbfolgekriegs, e. Versuch. Dresden b. Walther 1787. 2
Thle. Pr. 2 Thlr. Tableau de la guerre de la Pragmatique - Sanction en
Allemagne, Müllers kurzgef. Beschreib, der drei schles. Kriege. Berl. b. Mau-
rer 1805.
Mariatheresia bestieg nach dem Ableben ihres Vaters
r8s Karls Vi. den deutschen Kaiserthron und nahm ihren Gemahl
— 40 Franz I. zum Mitregenten an. Die vielen Kriege hatten das
Reich erschöpft, den Schatz geleert, das Heer vermindert, und die
Fruchtlosigkeit von Karls Bemühungen für die Anerkennung der
pragmatischen Sanktion zeigte sich sogleich, denn der Chur-
fürst von Baiern, Karl Albrecht, erhob Ansprüche auf die öst-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Stephan Franz Maria_There- Maria Johann Karl_Vi Karl Eugen Karls Maria_Theresia Maria Theresia Oestreirhischer_Erbfolgekricg Mariatheresia Karls Franz_I. Karls Karl_Albrecht Karl Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lothringen Neapel Sicilien Belgrad Karls Lothringen Dresden Karls Karls Baiern
386
Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
ihrer Tochter; gegen 1000 Menschenleben wurden den Manen des
Gemordeten geopfert. Die Schweizer schlossen nun den berühmten
S ch w e i z e r b u n d, dem nach und nach mehrere Kantone beitraten,
und den die Regenten Oesterreichs vergebens zu stürzen strebten. Die
Schweizer siegten in der Schlacht bei Morgarten (1313), bei Na-
se ls, bei Sempach (1386), und behaupteten dadurch ihre Freiheit.
Den Sieg bei Sempach entschied der edle Arnold von Winkelried,
ein Ritter aus einem alten Geschlechte. Zu dieser Schlacht führte der
Herzog Leopold von Oesterreich 4000 geharnischte Ritter. Das Heer
der muthigen Schweizer dagegen bestand aus 1400 ungeharnischten,
blos mit breiten Schwertern bewaffneten, Kriegern. Die Ritter hatten
sich in ein Viereck gestellt, wo sie sich durch ihre Schilde deckten und ihre
langen Spieße vor sich hinstreckten, so dass jeder Angriff auf dieselben
vergeblich schien. Schon waren 60 Schweizer gefallen. Da trat Arnold
von Winkelried hervor und rief: „Ich bahne euch einen Weg, sorgt für
mein Weib und meine Kinder." Run stürzte er aus die Feinde los,
umfasste so viel Spieße derselben, als er mit seinen Armen umspannen
konnte, und drückte sie mit seinem schweren Körper nieder. Die Schwei-
zer stürzten nun durch die so entstandene Lücke in die Feinde ein, brachten
dieselben in Unordnung und schlugen sic gänzlich. „In dieser Schlacht
bestanden die Schweizer, wie einst die athenischen Demokraten bei Ma-
rathon, die Feuerprobe wider den Adel, und bewiesen, dass sie der
Freiheit würdig seien." Auch die ihnen später durch Karl den Kühnen
von Burgund bereiteten Gefahren überwanden sie glücklich.
Rach Albrecht folgte Heinrich Vii. (1308 —1313) auf dem
deutschen Throne. Derselbe war aus dem Hause Luxemburg und ein
edler, ritterlicher Mann. In der Vergrößerung seiner Hausmacht war
er glücklicher als sein Vorgänger. Die Böhmen waren nämlich mit
Heinrich von Kärnthen unzufrieden und trugen desshalb Heiurich's
Sohne Johann die Hand der jüngeren Schwester Wenzel's nebst der
Königskrone an, und Heinrich nahm beides mit Einwilligung der
Fürsten an (1309), nachdem er vorher den Landfrieden durch kräftige
Maaßregeln gesichert und den trotzigen Eberhard Ii. von Würtemberg
gezüchtigt hatte. Nun trat er einen Römerzug an, wurde von den Ghi-
bellinen mit Jubel empfangen, gewann die Lombardenkrone in Mailand
und die seit 62 Jahren nicht mehr erthcilte Kaiserkrone in Rom (1312)
und hatte die Aussicht auf die glänzendsten Fortschritte, als die Wandel-
barkeit der italienischen Gunst ihm Gefahren bereitete und der Papst in
Avignon sich gegen ihn erklärte. Im Begriffe, seine heftigsten Wider-
sacher, den König von Neapel, Robert, und die abtrünnigen welfischen
Städte zu züchtigen, starb er plötzlich, wahrscheinlich an Gift. Die
erledigte Kaiserkrone lösete in Italien alle Bande der Ordnung auf und
Raub und Krieg wütheten an allen Ecken und Enden. Aber „bei dieser
anarchischen Freiheit, dieser zwar wildheroischen und thatenreichen, aber
-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Arnold_von_Winkelried Leopold_von_Oesterreich Leopold Arnold
von_Winkelried Karl Karl Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Johann Heinrich Heinrich Eberhard_Ii Würtemberg Robert
Specielle Geschichte.
481
1774) zum Könige, der anfänglich unter der Regentschaft des Herzogs
von Orleans, eines geistreichen, thätigen, aber sittenlosen Mannes stand,
dessen Minister, Dübois, den Grundsatz hatte: um ein tüchtiger Diplo-
mat zu sein, muss man erst der größte Schurke werden. Unter ihm
vermehrte die durch den Schotten Law gegründete Zettelbank durch den
ungeheuersten Papiergeldschwindel die Finanzzerrüttung in unheilbarer
Weise, und Kardinal Fleury vermochte bei all seiner Redlichkeit, Thä-
tigkeit und Kenntniss als Premierminister Ludwig's Xv. nicht mehr,
dieselben in Ordnung zu bringen (1623 —1643). Auf Ludwig Xv.
folgte der unglückliche Ludwig Xvi. In Italien erlangte Savoyen
unter Viktor Amadeus Ii. (1673 —1730) den Königstitel und unter
dessen Sohn Karl Emanuel Iii. (bis 1773) ziemlich ausgedehnte Be-
sitzungen in Oberitalien, allein an die Pforten des Hofes seines Soh-
nes Viktor Amadeus Iii. (bis 1796) schlugen zermalmend die Wellen
der französischen Revolution. Genua war ein Zankapfel der Nachbarn
Frankreich, Oesterreich und Savoyen und konnte nicht mehr erstarken,
und Venedig verknöcherte sein aristokratisches System bei immer zu-
nehmender äußerer Schwäche. Zwar hatte es 1699 in dem Frieden zu
Carlowitz durch Hilfe Oesterreichs die Halbinsel Morea von den Türken
erhalten, musste es aber schon 1718 im Frieden zu Passarowitz wieder
abtreten. Im Jahre 1736 hatte ein deutscher Abenteurer, Baron Theo-
dor von Neuhof, das bis herzu Genua gehörende Korsika zu einem eigenen
Königreiche erhoben, welches unter ihm und unter Paoli (nach 1735) sich
energisch und glücklich der Genuesen und Franzosen ekwehrte, zuletzt aber,
den letzteren erlag (1768). Die Geschichte Mittelitaliens lässt sich im
Detail für den Zweck dieses Buches nicht verfolgen und in Unteritalien
erstand durch friedliche Abtretung Kaiser Karl's Vi. an den spanischen Jn-
fanten Don Carlos zum zweiten Male ein mit Spanien verwandter Thron,
wodurch Karl Vi. die Anerkennung der pragmatischen Sanction von Spa-
nien gewann. In Deutschland sammelte Friedrich Wilhelm I. (1713—
1740), ein strenger, sparsamer, einfacher und thätiger Mann, in Allem
das Gegenstück seines prunkliebenden Vaters , die Hilfsmittel für die von
seinem Sohne Friedrich Ii. gefassten und glücklich ausgeführten Plane.
Bald nach dem Rastatter Frieden erklärten die Türken dem Kaiser
den Krieg, nachdem sie vorher den Venetianern Morea entrissen. Hier
that sich Prinz Eugen in den Schlachten von Peterwardein (1716) und
Belgrad (1717) so hervor, dass die Türken im Frieden zu Passarowitz zwar
Morea behielten, die Venetianer aber in Dalmatien und Albanien ent-
schädigten und Oesterreich alle Eroberungen (Banat, Servien und Theile
von Bosnien, Croatien und Walachei) überließen.
Der Tod August's Ii. von Polen (1733) veranlasste einen heftigen
Krieg (1733 —1738). Die französische Partei wählte nämlich nun
Stanislaus Leszinski zum Könige, während durch die Russen Stanis-
laus vertrieben und der durch ihre Partei gewählte August Iii. als König
Winderlich, Weltgeschichte. Ql
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Ludwig_Xvi Ludwig Viktor_Amadeus Viktor Karl_Emanuel_Iii Karl Viktor_Amadeus Viktor Carlos Karl_Vi Karl Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Morea Eugen Eugen Stanislaus_Leszinski August
Specielle Geschichte.
677
aristokratie. Durch die Pariser Unruhen wurden die Schweizersöldner
aus den fremden Diensten entfernt, aber auch Revisionen und wohl
auch gänzliche Umgestaltungen der Verfassungen vieler Cantone nöthig
gemacht. Namentlich bestand man auf einer größeren Gleichstellung
zwischen den Städten und den Bewohnern des Landes. In Bern kam
es desshalb zu blutigen Auftritten. Der große Rath musste sich am
26. November eiligst versammeln. Dieser nahm nun sogleich zeitge-
mäße und freisinnige Anträge, so wie die Abschaffung lästiger Abgaben
vor, und stellte dadurch die Ruhe und Ordnung bald wieder her. In
Bern drohte auch ein Aufruhr auszubrechen (September 1830). Denn
schon zeigten sich allenthalben die furchtbaren Vorboten eines nabenden
grässlichen Sturmes. Desshalb sah man sich genöthigt, die Anord-
nung einer Verfassungsreform baldigst bekannt zu machen, um die auf-
geregten Gemüther einigermaaßen wieder zu beruhigen. In Freiburg
wäre es beinahe zu blutigen Auftritten gekommen. Durch diesen An-
schein wurde wenigstens das Gute gestiftet, dass der Senat erklärte,
man habe beschlossen, dem kleinen Rathe die nöthigen Vorschläge wegen
einer Revision der Verfassung zu übertragen.
Am 23. September wurde zu Bern die außerordentliche Tagsatzung
eröffnet, und von derselben nochmals strenge Neutralität bei den Stür-
men im Auslande angeordnet.
Gegen Außen sicher gestellt, hatte die Schweiz manchen harten
Kampf im Innern zu bestehen. Ueberall regte sich Misömuth und
Widerwille über das aufgedrungene Ariftokratenregiment. Bern, der
größte und wichtigste unter den Cantonen, wurde von einer erfahrenen
Aristokratie regiert. Als hier am 10. Jan. 1831 beunruhigende Auftritte
Statt fanden, sah sich endlich der große Rath genöthigt, eine neue Ver-
fassung zu versprechen. Die alte Landesverwaltung legte am 20. Octbr.
ihre Gewalt nieder, und ein Verfassungsrath von 111 Mitgliedern trat
an die Stelle derselben. Auch in den übrigen Schweizer-Cantonen
kamen revolutionäre Stürme vor, und erschütterten die alten Verfassun-
gen in ihren Grundfesten. Doch nicht überall arteten sie so, wie in
Basel und Neuen bürg, zu blutigen Reibungen aus. Die innern
politischen Angelegenheiten traten jedoch vor den religiösen Wirren in
den Hintergrund. Mehrere Cantone, besonders Aargau, traten den
hierarchstchen Bestrebungen entgegen, stellten die Kirche unter die Auf-
ticht des Staates, und zogen die Klöster ein. Hierdurch gereizt, ver-
einigten sich die 7 katholischen Cantons (Schwyz, Uri, Unterwalden,
Luzern, Zug, Freiburg und Wallis) zu einem Sonderbund (1846),
während die radikalen Cantons die Ausweisung der Jesuiten verlangten
(1847). Es kam zum offenen Kampfe, welcher unter Anführung des
tapferen Generals Düfour sehr schnell zum Nachtheile des Sonder-
bundes beendigt wurde. Unter den Friedensbedingungen stand die Aus-
weisung der Jesuiten obenan. Ein so schnelles Ende des von Oester-
Winderlich, Weltgeschichte. 0*7
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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482
Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
anerkannt wurde. Letzteres that auch Karl Vi. gegen die Garantie der
pragmatischen Sanction. Da erklärte ihm Frankreich, verbündet mit
Spanien und Sardinien, den Krieg und besetzte alsbald Lothringen und
die Reichsfestung Kehl. Der Verfall der Finanzen und des Heeres
nöthigte den Kaiser schon 1735 zu Friedens-Präliminarien, welche end-
lich 1738 durch den Frieden zu Wien definitiv abgeschlossen wurden. Für
Anerkennung der in seinen Augen hochwichtigen pragmatischen Sanction
brachte er wieder ungeheure Opfer; er trat nämlich Neapel und Sicilien
an einen spanischen Prinzen, Karl, und Lothringen an Stanislaus ab,
nach dessen Tode Lothringen als Erbe an Frankreich fallen sollte, während
der Herzog des Landes, Franz Stephan, der des Kaisers Schwiegersohn
werden sollte, mit Toscana, dessen Herrscherfamilie, die Medici, 1737
ausgestorben war, beschenkt wurde. Nun erkannte auch Frankreich die
pragmatische Sanction an.
Karl Vi. wollte seine italienischen Verluste in türkischen Gebietser-
oberungen wieder ersetzen, war aber in dem Kriege gegen die Oömanen
(1737—1739) so unglücklich, dass er im Frieden zu Belgrad sich zur
Herausgabe von Servien mit Belgrad und von der Walachei verstehen
musste, während sein Bundesgenosse Russland das bald im Anfänge
des Krieges eingenommene Asow behielt.
§. 3. Die Zeit Friedrich's des Großen. Karl Vi. hatte
keinen Sohn, wünschte aber doch die österreichischen Staaten ungetheilt
zu erhalten. Desshalb gab er ein für seine Familie geltendes Hausge-
setz über die Nachfolge in der Regierung, und nannte dieses Gesetz die
pragmatische Sanction, wodurch die weibliche Erbfolge bestimmt
wurde. Um dieser pragmatischen Sanction Anerkennung zu verschaffen,
brachte er ungeheure Opfer. Vergeblich. Denn kaum hatte Karl Vi.
die Welt verlassen (20. October 1740), als Friedrich Ii., König von
Preußen, nach alten Ansprüchen, welche er zu haben vorgab, vier
schlesische Herzogthümer verlangte und ungesäumt in Besitz nahm.
Maria Theresia hatte weder Bundesgenossen, noch eine Armee, noch
auch Geld, und musste daher im Frieden von Breslau 1742 bei-
nahe ganz Schlesien an Preußen abtreten (erster schlesischer Krieg). In
demselben Jahre verlor Theresia auch Oberösterreich und Böhmen an den
Kurfürsten von Baiern, Karl Albrecht, mit dem sich Sachsen und
Frankreich verbunden hatten. Karl Albrecht wurde sogar zuin Kaiser
ausgerufen und am 24. Januar 1743 zu Frankfurt unter dem Namen
Karl Vii. feierlich gekrönt. Fünffeinde hatte bis jetzt Maria Theresia
zu bekämpfen. Da rief sie in dieser großen Gefahr ihre braven Ungarn
auf eine rührende Weise zur Rettung auf, und schloss mit Großbritan-
nien und den Niederlanden ein Bündniss. Friedrich Ii. war durch den
Breslauer Frieden beruhigt; Sachsen schloss sich sogar an Oesterreich an;
Karl Vii. aber wurde aus Oesterreich und sogar aus seinen Erbstaaten
vertrieben, und musste sich nach Frankfurt flüchten, starb aber am 30.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Sardinien Lothringen Kehl Wien Neapel Sicilien Lothringen Lothringen Frankreich Frankreich Belgrad Belgrad Russland Breslau Baiern Sachsen Frankreich Frankfurt Sachsen Oesterreich Oesterreich Frankfurt
486
Zweiter Zeitraum. Ij. Abschnitt.
Friede am 16. Februar unterzeichnet wurde. Alles blieb wie vor dem
Kriege.
Preußen hatte zwar durch diesen Krieg nicht an Landerzuwachs ge-
wonnen , denn Schlesien gehorchte schon früher dem preußischen Zepter,
aber es hatte sich doch ein hohes politisches Gewicht unter den Landern
Europas, namentlich unter den Staaten Deutschlands, errungen.
Auf den Gemahl der Maria Theresia, den Kaiser Franz I., wel-
cher 1766 starb, folgte dessen Sohn, Joseph Ii. (1766 — 1790).
Bis 1780 war Joseph in den zu ergreifenden Maaßregeln häufig durch
seine Mutter beschränkt, aber seit dem Tode derselben regierte er allein,
unbeengt und selbstständig. Seit dem Jahre 1740 tagte in Deutsch-
land eine hellere, aufgeklärtere Zeit, und Joseph kann in vieler Be-
ziehung als der Repräsentant derselben betrachtet werden. Er hatte den
edelsten Willen für Alles, was er ein Mal für gut anerkannt, und
besaß ungemein viel Thätigkeit. Er war frei von allen Vorurtheilen,
sie mochten die politischen, religiösen oder bürgerlichen Verhältnisse be-
rühren, rasch in seinen Unternehmungen, leider aber auch in solchen zu
rasch, welche bis zu ihrer völligen Reife langsame Förderung und Zeit
erfordern. Desshalb wurde er von seinen Zeitgenossen oft nicht ver-
standen und er erlebte auch die Zeit nicht, wo seine weisen Anstalten
Früchte für das Wohl seiner Unterthanen zu tragen anfingen. Aller-
dings that er manchen Fehlgriff, und fi'eß sich durch den Zwang äußerer
Verhältnisse zuweilen auf nicht zu rechtfertigende Wege verleiten (z. B.
die Plane mit Bajern im bajerschen Erbfolgekriege 1777 und seine
Theilnahme an Polens Zerstückelung). Aber groß und vorurtheilsfrei
zeigte er sich durch viele treffliche Neuerungen im Innern seiner Staaten
und durch das Toleranz - (Duldungs-) Edict (1781).
Höher aber noch als Joseph Ii. und glänzender strahlt am politi-
schen Himmel Deutschlands, gleich einem gewaltigen Fixsterne, Preußens
unsterblicher König, Friedrich Ii., welchem die Geschichte mit Recht
den Beinamen des Großen gegeben hat.
Die ersten 23 Jahre seiner thatenreichen Regierung verwendete
Friedrich Ii. nur darauf, hie Grenzen seines Landes zu erweitern oder
zu beschützen. Die zwejten 23 Jahre aber sollten das in den erstem
errungene Land von innen beglücken. Sein Volk zollte ihm aufrichtige
Verehrung. Er war der thätigste Mann in seiner Monarchie. „Denn,"
sagte er, „Nichts hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode, als der Müßig-
gang; dass ich lebe, ist nicht nothwendi'g, wohl aber, dass ich thätig
bin." Er starb am 17. August 1786.
Eine Zeitgenossin Beider und hinsichtlich der folgereichen Thätig-
keit ihnen vergleichbar, war Katharina Ii. von Russland, welche die
Geschichte gewöhnlich die nordische Semiramis nennt. Sie erhob
sich zwar eben nicht auf eine rühmliche Weise auf den Thron, indem
sie ihren Gemahl mit Hilfe der Garden stürzte, und auch nicht lobens-
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I. Franz_I. Joseph_Ii Joseph Joseph Joseph_Ii Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich August Katharina_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschlands Deutsch- Polens Deutschlands Russland
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
unverhofft in ganz Portugal gefangen zu nehmen und nach Italien
überschiffen zu lassen (1738), Joseph übergab den Oberbefehl über die
Armee einem Deutschen, dem Grafen von Lippe-Schaumburg, welcher
die ganz verfallene Disciplin wieder herstellte. Auf Joseph folgte die
bigotte, spater wahnsinnige Tochter desselben, Maria Franziska.
Diese entließ den umsichtigen Pombal und stellte darauf (1788) sogar
ein Autodafé an. Als sie völlig geistesschwach abdanken musste, über-
nahm ihr Sohn Johann die Regentschaft. Doch die Blüthe des
Landes war gebrochen. Und noch vor kurzer Zeit strömte das aber-
gläubische Volk bei einem gewissen Winde auf die Hügel an den Meeres-
küsten , und blickte sehnsuchtsvoll nach Mittag, ob nicht der heilige
Sebastian, welcher 1378 nach Afrika ging, bald wiederkehrt.
In Spanien folgte auf Philipp V., für welchen seine herrsch-
süchtige Gemahlin Elisabeth von Parma regierte, 1748 Ferdi-
nand Vi. Dieser wurde 1738 wahnsinnig und erhielt desshalb seinen
Halbbruder Karl Iii. von Neapel zum Nachfolger. Zu dieser Zeit
regierten in Spanien als Minister die Grafen A ran da und Campo-
manes, welche die Jesuiten vertrieben und die verderbliche Macht der
Inquisition beschränkten. Frankreich schmachtete unter einer uner-
schwinglichen Schuldenlast, welche die Kriege und Verschwendungen
Ludwig's Xiv. herbeigeführt hatten. Auf Ludwig Xiv. folgte dessen
dreijähriger Urenkel Ludwig Xv. (1713 — 1774). Während der
Minderjährigkeit desselben verwaltete der abscheuliche, im höchsten Grade
wollüstige Herzog von Orleans die Regentschaft. Ludwig Xv. war
zwar an die Tochter des ehemaligen Königs von Polen, Stanislaus
Leszinski, verheirathet, unterhielt aber dabei noch mit mehrern oft
höchst unwürdigen Frauen (z. B. den Maitreffen Mailly und ihren drei
Schwestern, und mit der Chateaurour, der Pompadour, der du Parry)
Liebesverbindungen, und gab den Jntriguen und Kabalen derselben oft
die Verwaltung des Staats preis. Dadurch, sowie durch höchst er-
bärmliche Minister, welche sich oft ganz unklug und unbefugt in die
Angelegenheiten der Nachbarstaaten mischten (der polnische und öster-
reichische Erbfolgekrieg und der unheilvolle Seekrieg bei Gelegenheit des
siebenjährigen Krieges), wurden die Schulden des Landes nach und nach
in's Unglaubliche vermehrt. Der Minister Choiseut vertrieb 1764
die Jesuiten und kaufte den Genuesern Korsika ab, wo Paoli für die
Freiheit kämpfte und der deutsche Neuhof, ein westphälischer Edel-
mann, eine Zeit lang unter dem Namen Theodor als König regierte.
Diese Zeit zeichnet sich besonders durch die Schriftsteller geschicht-
lich aus, welche in derselben in Frankreich lebten und einen literarisch-
politisch-revolutionàren Ton angaben (Montesquieu, Voltaire, Rousseau,
Diderot, d'alembert). Durch die Schriften derselben, so wie besonders
durch die furchtbare Schuldenlast von 4000 Millionen Franken, wurde
zuletzt eine gänzliche Umgestaltung des Staates herbeigeführt. Dazu
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TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Maria_Franziska Maria Johann Sebastian Philipp_V. Philipp_V. Elisabeth_von_Parma Karl_Iii Karl Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Stanislaus
Leszinski Parry Theodor Montesquieu Rousseau Diderot
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Italien Lippe-Schaumburg Afrika Spanien Neapel Spanien Frankreich Polen Korsika Neuhof Frankreich
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zollern die Krone an, der jedoch mit Rücksicht auf die Eifersucht Frankreichs darauf verzichtete (siehe S. 366). Nun wurde der Herzog Amadeus von Aosta, der zweite Sohn des Königs von Italien, zum Könige von Spanien erhoben; aber er dankte schon 1873 ab.
d) Alsons Xii., 1875—1885. Unterdessen war der Sohn der vertriebenen Königin Jsabella großjährig geworden, der nun als Alfons Xii. den spanischen Thron bestieg. Er erfreute sich bei allen monarchischen Parteien großer Beliebtheit und wäre imstande gewesen, Spanien einer glücklichen Zukunft entgegen zu fuhren, wenn ihn nicht der Tod schon im Alter von 28 Jahren weggerafft hätte, 1885. Sein nachgeborener Sohn wurde als Alfons Xiii. zum Könige von Spanien ausgerufen. Für ihn führt seine Mutter Maria Christine (Erzherzogin von Österreich) die Regierung.
4. England. Von den Unruhen, die seit der französischen Revolution Europa in Aufregung gehalten hatten, war Großbritannien wesentlich verschont geblieben; denn die insulare Lage ist für die Sicherheit des Landes überaus günstig. Außerdem wirkte die Natur des Landes vorteilhaft
a) auf die Entwickelung Großbritanniens zu einer Weltmacht, die an Bedeutung und Reichtum jeden anderen Staat übertrifft. Dadurch war es dem Lande möglich, die Nachteile der napoleonifchen Kontinentalsperre zu ertragen und sie durch Eroberung französischer Kolonieen auszugleichen;
b) auf die freie Entwickelung der englischen Verfassung. Dieselbe ist nicht in einer Verfassungsurkunde niedergelegt, sondern unter inneren Kämpfen allmählich entstanden und darum fester in den Sitten und dem Charakter des Volkes begründet. Der Monarch gilt als das heilige Haupt des Staates; die Regierung erhält aber vom Parlamente (Ober- und Unterhaus) ihre Gewalt und Richtung. Die Minister sind zugleich Mitglieder und Führer der Majorität im Parlament;
c) auf die Ausbreitung des englischen Welthandels und englischer Kolonisation. Damit erwachst dem Lande zwar die hohe Ausgabe der Zivilisation, die indes bei dem mit einem lebhaften Sinn für Erwerb begabten Volke der Engländer häufig gegen die materiellen Interessen zurücktritt.
Die Schattenseiten des englischen Staatslebens sind a) die große Schuldenlast, die eine hohe Besteuerung notwendig macht, b) der schroffe Gegensatz zwischen Reichtum und Elend in der Bevölkerung.
Auf Georg Iii. (siehe S. 304) folgte in der Regierung
Georg Iv., 1820—1830. Sein freisinniger Minister Canning bahnte Reformen an, die indes erst unter dem daraus folgenden Toriesministerium, in dem Peel der hervorragendste Staatsmann war, gegen die bisherige Politik der Tories zur Ausführung kamen (Aufhebung der Testakte, Emanzipation der Katholiken).
Wilhelm Iv., 1830—1837. Während seiner Regierung hatte mit kurzer
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]