Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
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16
Frau Holle u. a.). — Die Germanen verehrten ihre Götter nicht in Tempeln (Tacitus erwähnt als Ausnahmen einen Tempel der Nerthus und einen der Tanfana*). sondern in Wäldern und Hainen. In solchen Hainen befestigten sie die Abzeichen der Götter, dort hingen sie auch die in der Schlacht erbeuteten Trophäen auf. Man suchte den Willen der Götter durch Weissagung zu erforschen, z. B. durch Beobachtung des Vogelfluges, des Wieherns der heiligen Rosse und durch Runen (runa — Geheimnis). „Runen waren Zeichen für irgend «inen Gott oder für einen Gegenstand des Zaubers. Durch Zauber hat sie nach der Sage Odhinn (Wodan) erfunden. Man schnitt sie in Waffen und Geräte ein, um diese gegen Schaden zu schützen. Man warf mit Runen bezeichnete Stäbe auf ein Tuch, zog einige davon unbesehen hervor und wahrsagte daraus in einem Spruch, worin die Runen der Stäbe zu den leitenden Gedanken wurden, aus denen sich dann, durch Wiederholung derselben Runen, der Stabreim (Allitteration) entwickelte. Auch bienten die Runen als Hausmarken zur Bezeichnung des Eigentums und heiligten so dasselbe: Vieh, Waffen, Geräte und das Haus selbst, an dessen Herd oder Firstbalken das Zeichen eingeritzt oder eingebrannt war. Erst als die Germanen mit den Römern bekannt wurden, erfuhren sie etwas von der Schreibekunst und verwendeten nun die Runen, die sie durch römische Schriftzeichen vermehrten oder solchen ähnlich machten, zu Buchstaben je nach dem Anfangslaut ihres Namens. Dieser Gebrauch blieb aber sehr beschränkt; bei größeren schriftlichen Aufzeichnungen benutzte man die lateinischen Buchstaben, die Runen nur zu feierlichen und religiösen Zwecken, Inschriften auf Grabsteinen und geheimnisvollen Dingen, Kalenberzeichen u. s. w. Die Runen würden nicht nur von links nach rechts, fonbern auch umgekehrt, von oben und von unten her, im Kreise herum u. s. w. gezeichnet. Das von dem römischen Alphabet am weitesten abtoeichenbe (skanbinavische) Runensystem zählt sechzehn Zeichen in brei Reihen und wirb nach den sechs ersten ,Futhork' genannt. Seine Zeichen sinb solgenbe:
fe, Bich, (Besitz). >|< hagl, Hagel. 'J' tyr, Gott, Schwert,
pl ür, Auerochse. naudh, Not, Zwang. |£ björk, Birke.
P thure, Riese. | iss, Eis. P lögr, Meer.
P 088,Mündung e.flusses. är (Jahr?) Ruder. ^ madhr, Mensch.
Ix reidh, Reiten, Wagen. söl, Sonne. ^ yr, Eibenholzbogen,
r kaun, Geschwulst.
_______________ (Henne am Rhyn.)"
*) Göttin des Herdes und Feuers.
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
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26
843 Der Vertrag von Verdun wird geschlossen. Lothar erhält Nord-italren, das Land östlich der Rhone und Sa6ne. das Elsaß, das Maasgebiet bis zur Scheldemündung, die Mosellande, Ripuarien, Friesland, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig erhält Deutsch land, rechts vom Rhein außer Friesland, links vom Rheine Mainz, Worms und Speier.
«na Das Frankenreich umfaßte die ganze früher römische Provinz
Gallien und das alte Germanien mit Ausnahme des nördlichen Teiles (Sachsen und Friesland).
Jtrl Die germanische Bevölkerung des Reiches hatte ihre heidnische
rung. Religion, ihre Tracht und Sitte beibehalten; die in romanische Länder eingedrungenen Germanen gaben dem unterworfenen Teile germanisches Gepräge, weil die ursprüngliche Bevölkerung meist getötet oder vertrieben war; wo sie sich indes im Kriegssturme erhalten hatte, bewahrte sie ihre romanische Eigenart. Namentlich trat dies in den Städten hervor; während der germanische Charakter den nördlichen und östlichen Teil des Reiches fast ausschließlich beherrschte, behielt der romanische im Süden und Westen die Oberhand.
Sprache. Auch die Sprache erlitt bedeutende Veränderungen. Die Sprache der Beamten, des Hofes, der Geistlichen und im Süden auch die der Richter war die lateinische; es fehlte der fränkischen Volkssprache (lmgua theodisca) an Schriftzeichen, daher mußten alle Kapitularien oder Verordnungen in lateinischer Sprache abgefaßt werden.
Aus verdorbenem Latein und germanischen Elementen entstand das Romanische oder das Französische. Wie die Franken, so verloren allmählich auch die Goten, die Langobarden und die Burgunder ihre Volkssprachen. Ja, die Franken int Osten gaben freiwillig ihre Sprache preis und nahmen die alemannische an. Dieses erschien von nun an dem Sächsischen und Friesischen gegenüber als hoch- oder oberdeutsch, während jene Sprachen die niederdeutschen genannt werden. 843 schwört Karl d. K. in fast rein alemannischer Sprache. Weil diese nun die herrschende wurde, so bezeichnete man sie nach dem Reiche, in welchem sie gesprochen wurde, als die fränkische. (Otfried. Ver-sger ^Q^‘er ^er "^vangelienharmonie" sagt, er dichte »in franzisca zungün«.) häitnis Anfangs standen sich Sieger und Besiegte schroff gegenüber, da je-Sieger doch die Franken milde Herren waren, die den Unterworfenen wenig
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kahle_Frankreich Karl Ludwig_erhält Ludwig Karl_d Karl Otfried
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,Den ersten Heerschild führt der König; den zweiten die geistlichen Fürsten, Erzbischöfe, Bischöfe, Fürstäbte; den dritten die weltlichen Fürsten, Herzöge. Markgrafen, Landgrafen; den vierten die Lehnsleute der Herzöge, die Grafen und die ihnen, ohne ein wirkliches Grafenamt, rechtlich gleichgestellten sogenannten Freiherren oder Bannerherren, wahrscheinlich solche, die im Kriege ein Banner führten, nicht aber gleich den Grafen auch Richter im Gau waren; den fünften die Lehnsleute der vorigen, die sogenannten Gemein-, Semper- oder Schöffenbarfreien, aus denen die Schöffen genommen werden (wohl die größeren freien Grundbesitzer); den sechsten die einfachen Ministerialen, welche Ritter sind; von dem siebenten sagt die Glosse zum »Sachsenspiegel«, »man wisse nicht recht, wer dazu gehöre« (man rechnete dahin wohl die kleineren freien Grundbesitzer.)' Lehnsmann oder Vasall zu sein galt für ehrenvoller als der Stand des freien Bauern. Nur in den Urkantonen der Schweiz, im westlichen Holstein (Dith-marsen) und in Westfalen haben sich freie Bauerngemeinden erhalten können. ,Wer Lehensgutes begehrte, erbot sich dem Herrn zum Manne. Der Herr empfing die Mannschaft, indem er die gefalteten Hände des Lehnsmannes (Vasallen) zwischen seine Hände nahm und ihn küßte. Die symbolische Handlung des Mannes hieß Hulde thun. An sie schloß sich das Huldeschwören. Der Vasall sagte eidlich zu, »daß er seinem Herrn so treu und hold sein werde, wie von Rechts wegen der Mann seinem Herrn solle, solange er sein Mann sein und sein Gut haben wolle.« Darauf erfolgte die Belehnung, gleichfalls in symbolischer Form. Grafschaft und Herzogtum verlieh der König, indem er dem Geliehenen die Fahnenlanze in die Hand gab, geistliches Fürstentum mit Überreichung des Scepters. Gewöhnliches Lehnsgut that der Herr aus, indem er eine Mütze, einen Handschuh, Ring, Zweig oder dgl. darbot (Lehnsinvestitur). Das Mannenverhältnis, sowie der Lehensempfang verpflichteten zu Treue, Gehorsam. Ehrerbietung gegen den Herrn, zu Heerfolge und Dienst im Lehensgerichte. Andererseits hatte der Herr den Vasallen zu schützen wie einen gesippten (verwandten) Mann/ Verliehen wurden Länder, Fürstentümer, öffentliche Ämter, Grundbesitz und abhängige Leute, Zins und Zehnten u. s. w. Abteien wurden oft an weltliche Herren verliehen. Der große Reichtum der Stifter und Klöster ermöglichte es Bischöfen und Äbten, selbst die höchstgestellten Fürsten zu ihren Lehensleuten zu machen. (E. Blume.)
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einem Jmmunitätsbezirk, den man Domfreiheit nannte. Ebenso empfing die Straße, an der viele Pfaffenwohnnngen lagen, die Bezeich-nung Pfaffenstraße oder Pfaffengasse. Um die Fronhöse herum siedelten sich deren Schutzleute und Hintersassen an. Auch sie füllten hier und dort ganze Straßen.
Die Benennung derselben rührte oft von dem Geschlechte her, das sich zuerst in ihr niedergelassen hatte, zuweilen ging auch wohl — in den alten Städten — der Name der Straße auf das Geschlecht, das in ihr siedelte, über. Neben dieser Bezeichnung führten die Geschlechter meistens noch einen besonderen Namen, der später oft Familienname wurde. Es gab z. B. in Mainz einen Hof zum Affen, zum alten Schild, zum Schwert, zum Juck in die Höll, zu der Höllen, zum Himmel, zum großen Jungen, zum Rosengarten, zum Lintwurm, zur Hennen, zum Gensfleisch u. a.
Und wie die Höfe der Geschlechter, so hatten auch die Wohnhäuser der übrigen Bürger Namen, die von Menschen ober Tieren, von Pflanzen, Sternen, Waffen u. s. w. herrührten. Diese Bezeichnungen, heutzutage durch Buchstaben und Nummern ersetzt, waren entweber an die Häuser geschrieben ober in die Steine gemeißelt, ober sie fanden sich auf einem am Haufe befestigten Schübe. Im bunten Wechsel las man ba z. B. in Köln: zur gegrabenen Porzen, zur eisernen Thür, zum roten Bär, zur Lanbskrone, zum Turm, zum Wolf, zum Kuckuck, zum Raben, zum roten Schilbe, zum Spiegel, zur Nabel u. dgl. Mit diesen Namen verband man im Mittelalter, wo es noch feine Zunamen gab, den Taufnamen und erzielte aus diese Weise eine genaue Perfonenbezeichnung der Hausbesitzer.
Ost verrät der Name der Straße auch die Abstammung der Bewohner ober ihr Gewerbe. Das bebeutenbfte war im Mittelalter die Tuchweberei und der Handel mit Tuchstoffen. Er würde hauptsächlich von Flämingern betrieben und war Ursache, daß es in vielen Stäbten Straßen der Fläminger gab. Lüneburg hatte sein wenbisches Dorf, Lemgo seine Slavenstraße, in Lübeck wohnten die Englänber in der Engelsgrube, die Welschen in Regensburg saßen in der Welschstraße, die Lombarben im Römling.
Das Gebethen jedes Gemeinwesens beruht aber zunächst aus der Samcf Erhaltung des Friedens. Solange der Vorteil des Stadtherrn auch bj^e5f, der Bürgerschaft zu gute kam und der steigende Wohlstand derselben dem ersteren nützte, bestand ein gutes Einvernehmen zwischen beiden.
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die einen so hohen Nutzen nahmen, daß ihr Wucher durch den 1255 tagenden rheinischen Städtetag beschränkt werden mußte. — Das von Karl d. Gr. eingeführte Gewicht war immer noch in Geltung. Flüssigkeiten wurden nach Ohm und Stübchen gemessen. Für Getreide hatte man Hohlgemäße, die wie der Himten bis in unsere Zeit hinein gang und gäbe blieben. (E. Blume.)
Die Entwicklung des staatlichen, wirtschaftlichen und geselligen Ei-Lebens hatte alle Stände ergriffen und ein reges Streben hervor- Se6en-gerufen, die gesteigerten Bedürfnisse zu befriedigen. Das gewaltige Reich des großen Karl war den nationalen Staatenbildungen unterlegen, aber das mit prophetischem Blicke und sicherer Hand gelegte Fundament überdauerte den Wandel der Zeit und bot überall die Grundlage für eine gesicherte Neubildung. Auch das geistige Leben, das unter den Völkerkriegen nach Karls Tode gleichsam zu ersterben schien, erwachte aus seinem Schlummer und trieb neue Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten. Seit der Regierung des ersten Sachsenkaisers flogen die Boten des neuen Frühlings aus der Fremde ins deutsche Reich hinein und ließen sich besonders am Hofe des Herrschers und in den Klöstern nieder. Otto I. berief ausländische Gelehrte an seinen Hof, welche die griechische und die lateinische Sprache lehrten. Wenn nun auch der Kreis der Lernenden zunächst noch ein beschränkter war und wohl meistens Geistliche umfaßte, wenn ferner die Kenntnis der griechischen Schriftsteller in der Hauptsache durch Übersetzungen derselben ins Lateinische vermittelt wurde, so war doch wieder eine Anknüpfung gefunden, die in immer weiterem Wellenschläge auch die Fernstehenden ergreifen mußte. Neue Klosterschulen wurden in Köln, Utrecht, Mainz, Korbet), Trier und Paderborn errichtet. Große Klöster hatten meist eine innere und eine äußere Schule, diese für spätere Kanoniker und Weltgeistliche, jene für solche Knaben, die Mönche werden wollten. Der Unterricht umfaßte für alle das Trivium {Grammatik, Rhetorik, Dialektik), für Reifere auch das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik). Für die Bildung der Laien geschah wenig, sehr selten ward ein Mann gefunden, der lesen und schreiben konnte. (Kaiser Otto I. war des Lesens nicht kundig, eingelaufene Briefe ließ er sich von seiner Frau oder seine Töchtern vorlesen.) Merkwürdigerweise gehörte es aber mit zur Ausstattung der Töchter, daß sie wenigstens lesen lernten, Töchter vornehmer Leute empfingen in Nonnenklöstern häufig eine gelehrte Bildung.
Deutsche Kulturgeschichte. L 2te Aufl. 10
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Th?e°- In Merseburg schrieb Thietmar (976—1019), der bedeutendste M^sächsische Chronist des zehnten Jahrhunderts, mit der Chronik seines bürg- Bistums die Geschichte des sächsischen Herrscherhauses und der gleichzeitigen Weltbegebenheiten. Neben diesen größeren geschichtlichen Dar-Nchrei-stellungen nehmen die Lebensbeschreibungen einen breiten Raum ein. Bungen. §iu£er dem schon erwähnten Heldengedicht der Hroswitha sind noch zu nennen: das Leben der Königin Mathilde, geschrieben 968 von einem Mönche im Kloster Nordhausen; die Lebensbeschreibung des heiligen Adalbert von Brun; das Leben der Kaiserin Adelheid von Odilo u. s. w. Unter den Klöstern, die sich um die Verbreitung der Wissenschaft verdient gemacht haben, ragen St. Gallen und Reichenau hervor. Aus dem erstgenannten ging die berühmte Klosterchronik von St. Gallen hervor. Alle diese Werke sind in lateinischer Sprache geschrieben worden, und die Verfasser haben sich redlich bemüht, den Stil der berühmten lateinischen Geschichtschreiber nachzubilden (Hroswitha bediente sich sogar der lateinischen Hexameter), „aber es lebt doch", wie Giesebrecht sagt, „in diesen Büchern auch der kräftige, derbe und wahre Sinn des deutschen Volkes."
Aus einem andern Schachte deutscher Geistestiefe steigen in dieser Periode die alten, ewig schönen Heldensagen wieder empor: Eckehart, ein Mönch von St. Gallen, bearbeitet das „Waltharilied" aus dem Kreis der Dietrichsage in lateinischer Sprache; ein anderer, vielleicht der Mönch Fromund aus dem Kloster Tegernsee, bemüht sich, den „Ruodlieb", ein Lied zum Preise der Mannentreue gegen den Lehnsherrn, in lateinische Hexameter zu fassen. Selbst die uralte Tiersage vom Bären, den später der Löwe als König verdrängte, vom Wolfe und vom schlauen Fuchse findet einen Bearbeiter. Die Tiersage war als lateinische Dichtung nach Frankreich gewandert und dort übersetzt worden. Als »le Roman du Renart« kehrte sie nach Deutschland zurück und ward von Heinrich dem Gleißner, einem fahrenden Dichter des Elsasses, 1170 unter dem Namen »isengrimes not« wieder in ein deutsches Heldengedicht umgewandelt. Außer dem Tierepos wurden heroische Stoffe aus dem Altertum bearbeitet, z. B. das Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht, die „Eneit" („Äneide") von Heinrich von Veldeke (1189), »Der keiser und der kunige buoch« (um die Mitte des zwölften Jahrhunderts), das Rolandslied des Pfaffen Konrad (zwischen 1173 und 1177). Neben diesen Stoffen erscheinen Marienlieder und Heiligenlegenden (das
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„Annolied" um die Mitte des zwölften Jahrhunderts) in großer Zahl.
Die Krone aller poetischen Erzeugnisse aber ist das wahrscheinlich auch dieser Zeit angehörende Nibelungenlied, dem sich die Gudrun würdig anschließt. Ersteres, dessen einzelne Lieder durch einen österreichischen Ritter, „der Kürenberger", zu einer einzigen Dichtung vereinigt sein sollen, schildert die Kämpfe der Burgunden mit den Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung, letzteres schildert das bewegte Leben der alten Seekönige an der Nordsee und verherrlicht die stiüduldende Treue des Weibes, während im Nibelungenliede mehr die beharrlich ringende hervortritt.
In dem dichterischen Ausgestalten der Stoffe, welche die Phantasie des Volkes so nachhaltig erregten, daß die herrlichsten Lieder (Nibelungen und Gudrun) unmittelbar aus dem Gemüte hervorgegangen zu sein scheinen und keinem einzelnen Dichter angehören, sondern das ganze Volk gleichsam zum Verfasser haben, offenbart sich das gewaltige Ringen des deutschen Geistes nach Befreiung von den Fesseln der fremden Sprache. Letztere ward verdrängt, als sich die eigene Sprache mehr und mehr dem reicheren Geistesleben anschmiegen lernte. Sie ward beweglicher in ihren Wandlungsformen, die volltönenden Endsilben wichen immer mehr den tonlosen, die nur das e noch beibehielten; an die Stelle des „Althochdeutsch" trat das sogenannte „Mittelhochdeutsch". Letzteres erwuchs aus der schwäbischen Mundart und errang bald die ausschließliche Herrschaft in der Mitte und im Süden unseres Vaterlandes, sie herrschte von 1150—1500.
Während die lateinische Dichtung ganz in den Händen der Geist- ^uz-lichen gelegen hatte, erfaßte die Begeisterung, welche von den Kreuzzügen ausging, jetzt auch die Laien. Namentlich war es der Stand der Ritter, den das Wehen einer großen Zeit zu poetischen Schöpfungen drängte, in denen sich das Geistesleben der damaligen Welt getreulich abspiegelt. Man bezeichnet diese Periode als die erste Blüte unserer Sprache, sie war eine höfisch-ritterliche und zog nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Stoffe in ihr Bereich, denen sie aber stets den Stempel deutschen Geistes aufprägte. — Der erste Kreuzzug (1096—1099) unter Gottfried von Bouillon fiel in die unglückliche Zeit der Regierung Kaiser Heinrichs Iv. und ging fast spurlos an Deutschland vorüber, erst an den folgenden unter Konrad Iii.
(1147— 1149) und unter Friedrich I. Barbarossa (1189 — 1192) haben sich die Deutschen in großen Scharen beteiligt. Viele trieb jeden-
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Muin werden noch Petrus von Pisa, der Langobarde Paul Diakonus. Geschichtschreiber seines Volkes und Gegner der Franken, der Dichter Angilbert und Einhard, der Biograph Karls, genannt. Diese Männer bildeten gleichsam eine Akademie, deren Vorsitzender der Kaiser war.
In diesem Kreise vergaß er für den Augenblick die Sorgen und Lasten der Regierung, erfreute sich an Rede und Gegenrede, ließ sich unterrichten oder regte selbst allerlei fruchtbare Gedanken an. Damit der Verkehr ein möglichst ungezwungener sei. trugen alle Mitglieder der Akademie fremde Namen. Karl hieß David, Alkuin Flakkus (Ho-ratius). Angilbert Homer. Einhard Nardulus, Hildebold Bischof von Köln. Aaron, der Oberkämmerer Meginsrid Thyrsis u. s. w.
Eine Folge der Unterredungen in der Akademie war die Grün-düng von Schulen. Die von Alkuin geleitete Hofschule war §unächsts(g^en< für die Kinder der Hofleute bestimmt, die dort Lesen. Schreiben, Rechnen. Latein, Griechisch. Musik. Rhetorik, Mathematik u. s. w. lernten, indes nahmen auch Kinder geringeren Standes an dem Unterrichte teil und wurden nach ihrer Befähigung später von dem Könige verwandt. Er besuchte die Schule manchmal, um die Leistungen derselben kennen zu lernen. Bei einer solchen Gelegenheit fand sich, daß viele von den vornehmen Schülern träge gewesen waren, während die ärmeren fleißig gearbeitet hatten. Diese empfingen Lob von Karl, jene aber wurden scharf getadelt und mit der Ungnade des Königs bedroht, wenn sie sich nicht besserten.
Unter den übrigen Schulen, die Karl an Bischofssitzen und in Karls Klöstern gegründet hat, ragen Fulda, St. Gallen, Reichenau her- tnifen. vor; aus ihnen gingen Männer hervor, die im Staatsdienste oder als Geistliche in großem Segen gewirkt haben. Als Gehilfe des Kaisers bei der Schöpfung von Schulen diente Hrabanus Maurus, Leiter der Schule in Fulda, „der erste deutsche Schulmann und Gelehrte" (geb.
766 in Mainz, gest. als Erzbischof von Mainz 856). Hrabanus Maurus, der Schüler und Freuud des Alkuin, dessen berühmte Schule in Tours er besucht hatte, pflegte insbesondere die deutsche Muttersprache, die er auch im Gottesdienste verwendet wissen wollte. Er schrieb viele Bücher zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse und zur Förderung christlichen Lebens. (Lateinisch-deutsches Wörterbuch zur Bibel, eine Schrift über die Zeitrechnung, ein Buch vom Weltall, eine Weltkunde u. s. w.) Auch durch schöne Bauten und Kunstwerke suchte er den Kunstsinn seiner Mönche und Schüler zu beleben und jedem Talente die ihm
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Extrahierte Personennamen: Paul_Diakonus Karls Karl David David Alkuin_Flakkus Angilbert_Homer Einhard_Nardulus Hildebold_Bischof_von_Köln Aaron Meginsrid_Thyrsis Karl Karl Karl Karls Hrabanus_Maurus Hrabanus_Maurus
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Fulda Reichenau Fulda Mainz Mainz
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anbaufähigen Flußthälern aus und drangen durch Rodungen immer tiefer in die Wälder der Ebene und des Gebirges ein. Immer neue Wohnplätze entstanden, denn die stetig zunehmende Bevölkerung verlangte breiteren Raum. Oft ist die Art und Weise der Besiedelung in den jetzigen Ortsnamen noch klar zu erkennen. Bezeichnungen wie: Ried, Riet (Sumpf), -brand, -schlag, -hau, Reute, Rüti, -rode, Schwanden. Schwendi (zum Schwinden gebrachtes Holz) in West- und Süddeutschland und in der Schweiz deuten auf die großen Anstrengungen hin, die zur Urbarmachung des Landes erforderlich waren. Die Endsilben -Hofen und -hausen erinnern an die Gründung von Höfen, -büren, -dorf, -heim, -weil, -weiler an die von Dörfern. Daß manche deutsche Orte auf den Trümmern römischer oder keltischer Städte errichtet sind, weisen -stadt, -bürg (-städt, -bürg) nach; auf Verkehrswege deuten -straß, -brück, auf Grenzorte -scheid, auf Wiesen -au, -seld, -wang, -wangen, auf die Anlage am Wasser -brunn, -born, Lauter, Spring, -bach, -ach, -gmünd, -surt, Laufen, auf Baumpflanzungen Holz. Wald. Berka, Eichen, Esch. Elm, Buchen, Linden, Affol-tern (Apfelbaum, althochdeutsch apholtra), auf Mühlen Quirn-, Kirn-, Kürn-, -mühl, Mühlen hin; die Bezeichnung der Lage überhaupt tritt hervor in: -berg, -stein. -fels. -steig. Bühl. Halden u. f. w. Auf nicht deutsche Bevölkerung, die im Lande blieb, aber mit der Zeit ihre Sprache verlor, läßt sich bei den Silben: Wal-, Walch-, Wälsch-und Wallen schließen.
Aus die wegen zunehmender Bevölkerung erfolgte Teilung mancher Orte weisen Bezeichnungen hin wie Alt- und Neu-, Ober- und Niederoder Unter-, Vorder- und Hinter- n. s. w. Daß die Zahl der Kirchen und Kapellen in den einzelnen Orten sich gemehrt hat, zeigen die Vor-und Nachsetzungen von Kirch-, Münster. Zell, Kappel u. s. w. Manche Orte haben ihren Namen von Personen und Familien. Daraus geht hervor, daß dadurch entweder das Sondereigen oder der Gründer der Siedelung angedeutet werden sollte. Hierher gehören die schwäbische Endung -ingen, das hessische und thüringische -ungen (in Bayern -ing), das Vorsetzen von Vornamen vor -hofen, bei Geschlechtsnamen -ing-hofen, vor -au, -bach, -berg, -dorf, -feld u. s. w.
Orte, die von steuerfreien Herrschaften angelegt waren, erhielten die Namen Bifang (Einfassung), Sonder oder Hagen (auch mit Eigennamen zusammengesetzt). Manchmal läßt sich aus den Namen erkennen, welcher Art die Grundherrschaft war, oder ob sie fehlte. Grafen-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Esch Kappel Hagen
Extrahierte Ortsnamen: Ried Schwendi Berka Bayern Hagen