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Eine herrliche Gesundheit und eine bewunderungswürdige Ner-Denkraft machten ihm alle Beschwerden leicht und erhielten ihn bei immer froher Laune. Eine hohe Stirn, ein klares Auge, eine Adlernase, eine frische, bräunliche Gesichtsfarbe und ein schön gekräuselter Bart machten seine Züge, die an sich schon Geist und Leben ausdrückten, noch anziehender. Dabei war er immer thätig, sah in Allem selbst nach, und in der Schlacht, wo er zu Pferde saß, verglichen seine Feinde selbst ihn mit dem Adler. Früh um 4 Uhr stand er auf, und man sagte von ihm, daß er nicht so viel Üeit zum Scblafen brauche, als der Herzog von Mayenne, sein Gegner, zum Essen. Auch antwortete er selbst einmal Jemandem, der den Herzog einen einsichtsvollen Feldherrn nannte: »das ist wahr, aber ich gewinne ihm doch alle Tage fünf volle Stunden ab « Solche Thätigkeit und Kraft war ihm aber auch nöthig, da sein Leben in eine Zeit fiel, in welcher Frankreich sowohl von politischen, als von religiösen Parteiungen zerrissen wurde.
Ju seinem 15. Jahre ward Heinrich von seiner Mutter nach La Rochelle gebracht, wo die Hugenotten sich eben zum Kampfe gegen die Katholiken rüsteten. Nach der Ermordung des Prinzen Ludwig von Conde wurde er als Haupt seiner Glaubensgenossen angesehen, und er hat schon in seinem 16. Jahre ritterlich für die Gewissensfreiheit der Hugenotten gekämpft.
Als Heinrich im Jahre 1589 den Thron bestieg, traten verschiedene Mitbewerber um die Krone auf, welche den Umstand, daß er Protestant war, benutzten, um ihm die Herzen des Volkes abwendig zu machen. Die vorzüglichsten unter diesen waren der alte Kardinal von Bourbon, dem ein großer Theil der Nation unter dem Namen Karl X. als König huldigte, und der König Philipp Ii. von Spanien. Auch Paris erklärte sich gegen Heinrich Iv. Fünf Jahre lang focht er mit ritterlicher Tapferkeit gegen seine Feinde und blieb fast immer Sieger. Einst fragten ihn feine Offiziere vor der entscheidenden Schlacht bei Jvry an der Lure (1590), wohin denn der Rückzug gehen sollte, wenn die Schlacht verloren ginge? — »Nun über das Schlachtfeld!« war feine Antwort. Ehe sie begann, warf er sich auf die Kniee und bat Gott, ihm statt des Sieges den Tod zu geben, wenn er voraussähe, daß er ein schlechter König würde. Alle Soldaten waren bis zu Thränen gerührt. Die Anrede an sie schloß er mit den Worten: »Und wenn ihr eure Feldzeichen verlieret, so sehet nur nach meinem weißen Federbusch; ihr werdet ihn immer auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden.« Als endlich der herrliche Sieg errungen war, rief er denen, welche die Flüchtigen verfolgten, zu: »Schonet die Franzosen, macht nur die Ausländer nieder!«
Nachdem Heinrich den größten Theil des Landes unterworfen hatte, belagerte er Paris. In Folge dieser Belagerung trat eine
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Ludwig xiv., König von Frankreich.*)
(1643-1715.)
Als Ludwig Xiii. im Jahre 1643 starb, war sein Sohn und Nachfolger, Ludwig Xiv., erst 5 Jahre alt. Es wurde daher eine Regentschaft nöthig. Diese übernahm die Königin-Wittwe, Anna von Oesterreich, eine Tochter Philipps Ii. von Spanien. In der That aber herrschte der staatskluge Kardinal Mazarin, der auch die Erziehung des jungen Königs leitete. Der Kardinal verfuhr gegen den Adel und die hohen Beamten mit großer Härte und Willkür, um dadurch alle Unterthanen zu fügsamen Werkzeugen des königlichen Willens zu machen. Anfangs setzten die Großen dem eigenmächtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, später aber, als derselbe einige der beliebtesten Parlamentsräthe verhaften ließ, kam der Unwille zu einem gewaltsamen Ausbruche. Vier Jahre wurde Frankreich von einem blutigen Bürgerkriege zerrissen. Der Adel unterlag, und Mazarin herrschte willkürlicher denn zuvor.
Frankreich war jetzt ruhig, und Mazarin genoß ungestört den Besitz seiner Allgewalt. Wenn die Großen auch hinter seinem Rücken murrten, so oft er sie im Vorzimmer Stunden lang warten ließ, oder sich in ihrer Gegenwart ankleidete, so wagte doch Niemand gegen ihn das Geringste zu unternehmen. Es wäre nun offenbar an dem Kardinal gewesen, dem Lande zu zeigen, daß er sich nur deshalb so hartnäckig an die Gewalt angeklammert hätte, um wahrhaft nützlich fein zu können; aber davon war er weit entfernt. Für die Bedürfnisse des Volkes, für Rechtspflege, Handel, Ackerbau und Finanzen geschah gar nichts. Er beschäftigte sich nur allein damit, wie er ein möglichst großes Vermögen aufhäufen könne. Dies gelang ihm zum Schaden des Landes nur zu gut; denn als er (1661) starb, hinterließ er 44 Millionen Franken, die natürlich das Volk hatte hergeben müssen. Die Ungerechtigkeit dieses Erwerbes kannte er selbst so gut, daß er seinen Erben den Besitz durch eine List sicherte. Er schenkte nämlich sein ganzes Vermögen dem König, dieser schenkte es ihm zurück, und nun erst, da Niemand mehr fragen durfte, woher so vieles Geld denn eigentlich komme, verfügte er darüber zu Gunsten seiner wirklichen Erben.
Schon in seinem 14. Jahre erklärte sich Ludwig Xiv. für mündig und selbstregierend, und bald zeigte er, daß die absolutistischen Lehren seines Ministers bei ihm guten Boden gefunden hatten. Er redete den versammelten Staatsrath mit folgenden Worten an: »Bisher habe ich meine Angelegenheiten durch den nun verstorbenen Herrn Kardinal verwalten lassen; es ist Zeit, daß ich sie selbst führe. Sie werden mich mit Ihrem Rathe unterstützen, wenn
*) Nach Spieß und A.
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land, England, Holland, Portugal und Norditalien. Es entstand der spanische Erbfolgekrieg (1701 — 1714). Dem konnte Ludwig nicht widerstehen; denn Frankreich war erschöpft, es fehlte an Geld, die großen Feldherren waren todt, und der König selbst fühlte seine Altersschwächen. Dennoch wollte er seinen Gegnern zuvorkommen und ließ sofort Truppen in Deutschland und Italien einrücken. Den Oberbefehl über die verbündeten Heere erhielten der Prinz Eugen und der britische Herzog von Marlborough. — Für Frankreich nahm dieser Krieg ein trauriges Ende. Die französische Flotte wurde vernichtet, das Landheer geschlagen, die Eroberungen der früheren Kriege gingen verloren, die unterdrückten Protestanten empörten sich im Innern des Landes, und Ludwig mußte um Frieden bitten. Die Verbündeten bewilligten endlich denselben; aber Frankreich mußte diesen Frieden durch große Opfer erkaufen. Ludwig's Enkel bekam zwar das Königreich Spanien und dessen außereuropäische Länder; doch-sollten Frankreich und Spanien nie unter einem Herrscher vereinigt werden. England erhielt Gibraltar nebst der Insel Minorka; der Herzog von Savoyen den Königstitel und die Insel Sicilien; Holland eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze.
So glänzend der Anfang Ludwig's Xiv. gewesen war, so trübe gestalteten sich seine letzten Jahre. Zu dem Unglück des spanischen Erbfolgekrieges gesellte sich eine lange Reihe häuslicher Unfälle, die den alten König tief beugten. Von 1711 — 1714 starben feine Kinder, Schwiegertöchter und Enkel rasch auf einander, so daß zuletzt von allen seinen Nachkommen nur noch der vierjährige Sohn seines Enkels, der nachmalige Ludwig Xv., übrig war. Dazu gesellte sich das Elend im ganzen Lande; denn durch den letzten Krieg war der Landbau verfallen, die Handwerker und Gewerksleute wanderten aus, und das gemeine Volk wurde so von Auflagen gedrückt, daß es sich kaum nähren und kleiden konnte; selbst der Adel, der, ohne Sold zu erhalten, im Kriege gedient hatte, war verarmt. Die Staatsschuld betrug nach jetzigem Geldwerthe 3578 Millionen Livres (1 Livres — 80 Pfennige.)
Dies Alles verbitterte dem Könige die noch wenigen Monate seines Lebens so sehr, daß er nicht ohne Reue über sein ganzes Leben am 1. September 1715 ftarb.f) Im Volke zeigten nur Wenige Theilnahme, die Mehrzahl konnte einen König, der durch seinen Ehrgeiz und seine Gewaltherrschaft unermeßliches Unglück über
t) Seine Mutter hatte ihm in seiner frühen Jugend gesagt: »Mein Sohn, werde deinem Großvater ähnlich und nicht deinem Vater.« Wie das? fragte der königliche Jüngling. Sie antwortete: »Als Heinrich Iv. starb, weinte man; als Ludwig Xiii. starb, lachte man.«
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Extrahierte Ortsnamen: England Holland Portugal Norditalien Frankreich Deutschland Italien Frankreich Frankreich Spanien Frankreich Spanien England Sicilien Holland
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drangen ihm tief in die Seele, und er blieb. 28 Jahre weilte er in Genf und hat ein Licht angezündet, welches durch viele Länder leuchtete, und das noch heute scheint. Gewaltig wirkten seine Predigten. Mit Entschiedenheit und Ernst sorgte er dafür, daß die Gemeinde in Genf ein ehrbares, christliches Leben führte. Aber fein Ernst erbitterte Vieler Herzen. Seine Feinde wußten es zu bewirken, daß er aus Gens weichen mußte. Kaum war er fortgezogen, so brachen die größten Unordnungen aus. Empörung und Mordthaten herrschten. Alle Besseren ersehnten Calvin zurück; man lud ihn ein, wiederzukommen, und er kam. Seine Ankunft war ein Freudenfest für Genf. Bald hatte er in der Stadt eine der herrlichsten evangelischen Gemeinden gebildet.
Als ein müder Kämpfer beschloß Calvin sein Leben am 17ten Mai 1564. An ihm verlor Genf den weisesten Bürger; die Kirche beklagte bet seinem Tode den Verlust ihres treuesten Dieners; die schule verlor an ihm einen großen Lehrer. Alle sahen sich des gemeinsamen Vaters und Trösters beraubt. Unter feierlicher Begleitung des Rathes, der Geistlichkeit, der Schulen und der gesammten Bürgerschaft ward er zur Erde bestattet und feine irdische Hülle mit einem einfachen Hügel bedeckt. Er bedurfte keines weiteren Dmkmals. Die zahlreichen Gemeinden, welche er in vielen Ländern mit hat gründen helfen, sind ihm ein dauernderes Denkmal, als Inschriften in Stein und Erz.
Kaiser Karl v.*)
(1520-1558.)
Karl V., Enkel des Kaisers Maximilian und Sohn Philipps von Burgund, war geboren am 25. Januar 1500 zu Gent in den Niederlanden. Er hatte von seinem Lehrer, dem nachmaligen Papste Alexander Vi., eine ausgezeichnete Erziehung erhalten. Schon in früher Jugend fielen ihm vermöge des Erbrechts die herrlichsten Kronen zu (Spanien, Neapel und Sardinien). Als Sohn Philipp's war er Erbe der österreichischen und burgundischen ^Ltammländer. Gleich nach dem Hintritt seines Großvaters (Maximilian I.) strebte er nach der deutschen Kaiserkrone. Sie wurde ihm 1519 gewährt. Das Jahr daraus ließ er sich zu Aachen mit ungewöhnlicher Pracht krönen.
Unter Karl V. brach die Reformation in ihrer ganzen Stärke hervor. Er nahm sie anfänglich sehr leicht und erklärte sich, wegen seiner Verhältnisse zu mehreren protestantischen Fürsten, für keine Partei ernstlich. Durch den Augsburger Religionsfrieden war die Trennung der Religionsparteien in Deutschland auf immer festgesetzt. Karl, welcher einen großen Theil seines Lebens und seiner Kräfte an ihre Wiedervereinigung gewendet hatte, konnte an solchem
*) Schilling und Koblrausch.
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Extrahierte Ortsnamen: Genf Genf Niederlanden Spanien Neapel Sardinien Deutschland
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Im Januar des folgenden Jahres 1556 geschah zu Brüssel eben so feierlich die Abtretung von Spanien und Neapel an seinen Sohn, und im August die der deutschen Regierung an seinen Bruder Ferdinand. Am 17. September schiffte sich Karl mit seinen beiden Schwestern nach Spanien ein und behielt sie bei sich, bis er nach Valladolid kam; dann mußten auch sie ihn verlassen und einsam kehrte er in eine kleine Wohnung bei dem Hieronymitenkloster St. Juste in einer unmuthigen Gegend von Estremadura ein, welche er für sich hatte bauen lassen.
Hier lebte er nun, fern von aller Gesellschaft, selbst ohne seine Schwestern zu sehen, zwei einsame Jahre lang. Seine Stunden waren zwischen Andachtsübungen und künstlichen Handarbeiten getheilt, welche er sehr liebte. Er bauete seinen Garten und verfertigte sich Uhren und andere Werke. Einst, so erzählt man, halte er zwei Uhren, sehr kunstreich und sorgfältig gearbeitet, zusammengestellt, und versuchte, sie ganz gleich gehend zu machen. Oft glaubte er, das Ziel erreicht zu haben, aber immer wieder ging die eine zu früh, die andere zu spät. Da rief er endlich aus: »Nicht einmal zwei Uhren, die meiner Hände Werk sind, kann ich zur völligen Einstimmung nach einem Gesetz bringen, und ich Thor wähnte, so viele Völker, die unter einem andern Himmel wohnen und andere Sprachen reden, wie ein Uhrwerk regieren zu können!«
Endlich, kurz vor seinem Tode, soll er auch, um die Entsagung des Lebens und die Ertödtung alles Sinnlichen in dem schauerlichsten Bilde zu feiern, sein eigenes Leichenbegängniß gehalten haben. Die Mönche des nahen Klosters mußten ihn in Prozession im offenen Sarge in die Kirche tragen und ein Todtenamt für ihn halten. — Bald darauf starb er wirklich, vielleicht zu tief erschüttert von dem furchtbaren Spiele, den 21. September 1558, im 59. Jahre seines Alters.
Karl war in seiner Jugend, und ehe Krankheit ihn beugte, ein schöner, stattlicher Mann von ernsthaftem, majestätischem Ansehen. Er redete wenig und Lachen zeigte sich selten auf seinem Gesichte, welches von blasser Farbe war. Sein Haar war hell und seine Augen blau, der Wuchs des Körpers zeugte von Kraft. In allem drückte sich eine Mischung der niederländischen und der spanischen Natur aus.
Von dem Außerordentlichen in ihm legt die Achtung seines ganzen Zeitalters das beste Zeugniß ab, und selbst die, welche zu der entgegengesetzten Partei gehörten, haben nie von ihm kleinlich geredet.
Die Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547) |mtb der Augsburger Neligionsfriede (26. Sept. 1555).
Nach Luthers Tode brach schweres Unglück über die Evangelischen herein. Der Kaiser Karl V. hatte bis jetzt bald mit den Türken,
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ein Hoffräulein, Anna Boleyn. — In seinem Testamente hatte Heinrich erklärt, daß Elisabeth hinter Eduard Vi., dem Sohne der dritten, und hinter Maria, der Tochter der ersten Frau, auf dem Throne folgen solle.
Es schien, als ob die Regierungen ihres jüngeren Bruders und ihrer älteren Schwester nur dazu dienen sollten, Elisabeth Zeit zu lassen, durch sorgfältige Studien sowohl wie durch die bitteren Prüfungen des Geschicks ihren Geist und ihren Charakter zu veredeln, um dann geläutert in den Jahren voller Kraft den Thron zu besteigen. Anfangs nach dem Tode ihrer Mutter von ihrem harten Vater vernachlässigt, wurde sie später sorgfältig und ihrer Bestimmung gemäß erzogen. Sie zeigte nicht allein die seltensten Anlagen, sondern auch einen ungewöhnlichen Eifer für die Wissenschaften, und ihre Lehrer rühmen von der sechszehnjährigen Prinzessin, »daß sie keine weibliche Schwäche kannte und männliche Kraft bei Allem zeigte, worauf sie sich legte.« Diese glänzenden Eigenschaften zogen Aller Augen auf sie, aber waren auch Grund, weshalb ihre ältere Schwester, die finstere, menschenfeindliche und scheinheilige Maria, die sich dadurch verdunkelt sah, Elisabeth's Verderben wünschte. Sie ließ diese unter dem Vorwande, an den Ausständen, wodurch ihr Regierungsantritt beunruhigt war, Theil genommen zu haben, in den Tower (Staatsgefängniß) werfen, bezeichnete Maria Stuart, Königin von Schottland, als ihre Nachfolgerin und gab laut die Absicht zu erkennen, daß sie Elisabeth hinrichten lassen wolle. Von der Ausführung dieses Planes hielt sie jedoch Furcht vor Unruhen im Volke ab. Ein zweiter Plan, Elisabeth von der Thronfolge auszuschließen, scheiterte an dem Widerstand des Parlaments, und ein dritter, sie durch Verheirathung aus England zu entfernen, an der entschiedenen Weigerung Elisabeth's, die weder durch Drohungen noch durch Schmeicheleien zu besiegen war. — Aus der Haft im Tower befreit, wurde sie immer noch unter strenger Aufsicht gehalten und lebte in stiller Einsamkeit ernsten Studien und Betrachtungen, die den Geist, der ihrer fähig ist, über das Unglück erheben, bis nach drei Jahren einer traurigen Zurückgezogenheit der Tod Maria's sie auf den Thron ihrer Väter hob.
Die erste Handlung der jungen Königin war, daß sie die evangelische Lehre wieder auf den Fuß herstellte, wie sie unter Eduard Vi. gewesen war. Aber sie verfuhr dabei als kluge Frau. Nur nach und nach. wurden die unter Maria eingeführten katholischen Gebräuche wieder abgeschafft. Sie erklärte sich dann selbst für das Oberhaupt der Kirche und setzte in 39 Artikeln die Religion in der Art fest, wie sie noch jetzt unter dem Namen der englischen Hochkirche oder der bischöflichen Kirche in England herrschend ist. Gegen das gemeine Volk war Elisabeth herablassend und leutselig, und suchte auf alle Art die Gunst desselben zu
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mit dem ganzen Feuer seiner Beredtsamkeit und Ueberzeugung gegen den katholischen Lehrbegriff kämpfte. Seine heftigen Predigten entflammten das Volk so zur Glaubenswuth, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte, und als die Regentin die Uebermüthigen strafen wollte, stand Alles gegen sie auf. Mit Vergnügen sah Elisabeth, wie die Schottländer nach dem Tode der Regentin die katholische Religion abschafften und die re-sormirte Lehre einführten; ihren lauernden Blicken entging Nichts, was in dem Nachbarlande vorging. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller Katholiken auf Maria Stuart gerichtet waren.
Ungeachtet Maria keine Lust hatte, Frankreich zu verlassen, so forderte doch die Lage der Dinge in Schottland ihre Anwesenheit. Am 15. August 1561 segelte sie mit zwei Galeeren- und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange sie die französische Küste noch zu sehen vermochte, ruhete ihr Blick unverwandt auf dem Lande, an welchem ihre Liebe hing. »Lebe wohl, Frankreich, lebe wohl! Ich werde dich nimmer wiedersehen!« rief sie im schmerzlichsten Tone mehrmals aus. Ohne die englische Küste zu berühren, fuhr sie nach Schottland hinüber. Die königlichen englischen Schiffe, weit entfernt, Maria aufzulauern, um sie aufzufangen, wie es von Vielen behauptet worden ist, waren nur in See, um dieselbe von Seeräubern zu reinigen, und entließen der Königin Schiffe, die sie allerdings untersuchten, mit den gebührenden Ehren.
Maria landete den 19. August 1561 in Schottland. Alle Stände strömten zusammen, der schönen Herrscherin ihre Huldigung zu bringen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüthe ihrer Schönheit und Jugend und ihr freundliches anmuthiges Wesen nahm Aller Herzen für sie ein. Der Tag ihrer Ankunft war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige frohe Tag, den sie in Schottland verleben sollte.
Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens. Die Resormirten fürchteten, unter einer katholischen Königin möchte die katholische Religion wieder ihr Haupt erheben. Nichts half, daß Maria Jeden bei seinem Glauben ließ, daß sie nur für sich um die Erlaubniß bat, Messe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. Selbst auf ihrem Zimmer machte der unduldsame Knox der Königin oft so bittere Vorwürfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie den heftigen Mann auf alle Weise schonen, da er beim Volke beliebt war.
Um nicht ganz allein zu stehen, vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley (Därnli), den sie wegen seiner Schön-beit lieb gewonnen batte. Doch Maria mußte zu ihrem großen Schmerze bald erfahren, daß die äußere Schönheit des Mannes sie verblendet habe; er war roh, trotzig und hochfahrend. Die junge Königin benahm sich deshalb gegen ihren Gemahl sehr kalt und
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Der Herzog von Norfolk (Norfock) entwarf den Plan, sie 31t befreien, dann sie zu heirathen und ihre Wiedereinsetzung in Schottland mit Gewalt durchzusetzen. Doch der Plan ward verrathen, und der Herzog büßte das Wagestück mit dem Leben. Darauf faßten zwei andere Katholiken, der Franzose Johann Ballard und der Engländer Babington (Bäbingten), den Entschluß, die grausame Elisabeth zu ermorden. Aber auch diese Verschwörung wurde verrathen, und Babington, Ballard und zwölf andere Genossen wurden enthauptet.
Elisabeth, die nun das Leben der schottischen Königin als mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich hielt, beschloß den Tod ihrer Nebenbuhlerin. Das Parlament bestätigte das Todesurtheil, welches zuvor von den Richtern gesprochen war, und am 16. Februar 1587 fiel Maria's Haupt, nachdem sie in zwanzigjähriger Hast ihre früheren Verirrungen schwer gebüßt hatte.
Es bedurfte jetzt mehr als je Elisabeths kräftigen Geistes, um dem Sturme zu begegnen, der gegen England im Anzuge war. Der Bruch mit Spanien war unheilbar geworden; wie Philipp Ii. die Aufstände in England, so hatte Elisabeth den der Niederländer unterstützt. Ihr war dafür 1585 von den Niederländern die Oberherrschaft des Landes angetragen; sie hatte sich indeß damit begnügt, ihre Schützerin zu sein. Zudem hatten englische Schiffe unter dem kühnen Drake der Flotte und dem Handel der Spanier beträchtlichen Schaden zugefügt, und jetzt rief das von Elisabeth vergossene Blut einer katholischen Königin in Philipp zur Rache auf; er beschloß einen Vertilgungskrieg gegen die protestantische Königin. So geheim als möglich ließ er die gewaltigsten Rüstungen machen. Galeeren, Fregatten und große Dreimaster wurden neu erbaut. Ein großes geübtes Landesheer unter dem Oberbefehl des Herzogs von Parma sollte von der Flotte übergesetzt werden.
Unterdessen war Elisabeth nicht müßig geblieben. Man betrieb in England die Rüstungen mit größter Umsicht und Thätigkeit. Rath und Bürgerschaft von London erklärten sich bereit, an Schiffen und Mannschaft das Doppelte dessen zu stellen, was man ihnen zugemuthet hatte; und dieselbe Begeisterung ergriff alle Einwohner des ganzen Reiches. Ehe man es für möglich hielt, waren 200 Schiffe mit 15,700 Matrosen ausgerüstet. Lord Howard, John Hawkins und Franz Drake, Männer durch Muth, Sachkennt-niß und Thätigkeit gleich ausgezeichnet, verdienten und erhielten den Oberbefehl. An allen Küsten wurden Vorkehrungen für den Fall einer Landung getroffen und gemessene Befehle ertheilt, wie man die Wege verderben, Lebensmittel hinwegbringen, Mannschaft in allen inneren Gegenden sammeln und bereit halten solle, nach
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befallen. Ziethen entfernte sich auf der Stelle und ließ den Lieutenant stehen, ohne ihm eine Silbe zu sagen. Schulz, von dem Benehmen seines sonst so unerschütterlichen Generals betroffen und von ängstlicher Unruhe getrieben, wagte es, ihm unbemerkt nachzugehen, um vielleicht irgend eine Aufklärung zu erlangen. Da erblickte er denn Ziethen in der Kammer einer Bauernhütte in heftigem, schmerzlichem Gebete zu Gott. Bald darauf kam der fromme General gestärkt und erheitert zu ihm zurück, munterte ihn auf und versicherte ihm, daß Alles noch recht gut gehen würde. Dem König aber ließ er folgende Antwort sagen: »Ihm gehe der Vorfall herzlich nahe; er ersuche aber den König, sich zu beruhigen, weil der Feind, ungeachtet dieses neuen Glückes, doch zu nichts weiter kommen würde.«
Auf den Lieutenant Schulz machte diese Scene einen so bleibenden Eindruck, daß er sich derselben sein Lebelang mit wehmüthiger Freude erinnerte. Aber auch jeder Andere wird gewiß einem Manne seine Bewunderung nicht versagen können, der eben so gotttes-fürchtig als tapfer, eben so heldenmüthig als menschlich war, und den Namen Ziethen stets mit freudiger Begeisterung aussprechen, als denjenigen eines Helden, auf den das Vaterland stolz sein darf.
Joseph Ii.*) [1765—1790.]
Die Geburt dieses Kaisers fiel in eine für Oesterreich verhängniß-volle Zeit; denn als mit Karl Vi. das alte Haus Habsburg im Jahre 1740 ausstarb, erhob der Kurfürst von Baiern Anspruch auf die Habsburger Erbschaft, und im Norden Deutschlands gelangte in demselben Jahre ein König zur Herrschaft, welcher Schlesien von Oesterreich abriß. Inmitten dieser wilden Stürme erblickte Franz' und Maria Theresia's Erstgeborener, Joseph, das Licht der Welt.
Joseph erhielt eine äußerst sorgfältige Erziehung, die aber zu einseitig und trocken war, als daß sie seinem Geiste angemessen sein konnte. Trotzdem erwarb sich der künftige Monarch durch seinen Fleiß eine ziemlich allseitige Bildung; er war der französischen, italienischen, lateinischen, böhmischen und ungarischen Sprache mächtig. Als Knabe galt er wegen seiner Munterkeit, Lebensfrische und Offenheit, die das Herz immer auf dem Munde trug, für die freundlichste Erscheinung am Hofe; als Jüngliug erfreute er sich einer strotzenden Gesundheit und wurde wegen seiner sich überall kundgebenden Menschenfreundlichkeit und Aufgewecktheit, sowie wegen seines geistvollen Witzes die schönste Zierde des ganzen Hofes.
Nach vollendetem 19. Lebensjahre vermählte sich Joseph mit der Prinzessin Jsabella von Parma. Schon nach drei Jahren endete der Tod der jungen Frau das schöne Glück. Im Jahre 1764 erfolgte seine zweite Vermählung mit der Tochter Kaiser Karls Vii.
*) Nach Hoffmann.
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Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Haus_Habsburg Baiern Deutschlands Oesterreich Parma Karls
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Das Mädchen von Orleans. *)
(1430.)
Unter der Regierung Karls Vi. befand sich Frankreich in einer traurigen Lage. Da der König minderjährig war, so stritten sich seine Oheime um die Regentschaft und bedrückten das 8anb mit harten Steuern. Kaum aber hatte Kart die Regierung selbst übernommen, so verfiel er in Wahnsinn. Diese Krankheit verschlimmerte sich so sehr, daß sie unheilbar würde. Erblich erlöste der Tod den unglücklichen König von seinen Leiden (1422). Ihm folgte in der Regierung fein Sohn Kart Vii. Er besaß bei ferner Thronbesteigung von Frankreich nichts weiter, als die Provinzen jenseits der Loire. Seine sittenlose Mutter wollte ihren eigenen Sohn sogar von der Thronfolge ausgeschlossen wissen und übertrug tut Einverständnisse mit dem Herzoge von Burgund Heinrich Vi. von England, der erst 8 Monate alt, die französische Krone. Vereint brachen nun die Englänber und Burgunber gegen Karl Vii. aus; die Franzosen erlitten (1424) eine so Bebeutenbe Nieberlage, daß die Angelegenheiten bei Königs die ungünstigste Wendung nahmen. Schon stritten die Feinde zur Belagerung der Stadt Orleans, um sich einen Weg nach dem südlichen Frankreich zu bahnen; da erschien in der höchsten Noth dem Könige ein rettenber Engel.
ccn dem Dorfe Domremi, bei dem Stäbtchen Ssaucouteurs in Lothringen, lebte ein Bauer, Thib aut barc, der eine Tochter hatte, die Johanna hieß. An dem Mäbchen war bisher nichts Außerorbentuches bemerkt worben. Sie war, wie alle Bauern-mäbchen, stark und tüchtig zur Arbeit, ja man sah sie nichtjetten die Werbe ungefattett zur Tränke reiten und anbere männliche Arbeit verrichten. Jetzt aber, wo aller Augen und alle Aufmerksamkeit auf die Stadt Orleans gerichtet waren, wo in allen Schenkstuben von dem unglücklichen Könige Karl, feiner Bebrängniß, feiner unnatürlichen Mutter und den Fortschritten der Englänber gesprochen würde, jetzt würde sie immer stiller und stiller, sie tauschte auf jede Nachricht, staub oft zerstreut und in sich gekehrt ba, und alle ihre Gebanken waren nur auf den bebrängten ritterlichen König gerichtet. Schlaflos lag sie oft auf ihrem Lager. »Wie?« bachte sie ba, »wenn both alle Franzosen, die es rebtich mit ihm meinten, aufstäuben und für ihn stritten? Dann müßte ihm ja geholfen werben!«
Und wenn sie dann einschlief, so sah sie im Traume den König von tausenb Gefahren umbrängt; sie aber rettete ihn von allen seinen Feinben. Beim Erwachen beklagte sie dann ihre Schwachheit, bis die unaufhörliche Beschäftigung mit biefen Gebanken und die öfteren
*) Nach Nössett.
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