168
swie halt wir gerungen mit den vor dem hüse,
diu junge küniginne kæme nimmer zuo ir vater klüse/
428. Ditze starke mære gar verholen wart.
sî rihten sich vil tougen zuo ir widervart.
sî sagetenz ouch den degenen, die in den schiffen lägen.
si hôrtenz niht ungerne; jâ mohte sî nû lange dâ betrâgen.
,430. An dem vierden morgen ze hove sî dô riten.
iteniuwiu kleider ze wünsche wol gesniten
truogen an die geste.’ sî wolten scheiden dannen;
sî gerten urloubes von dem künege und allen sînen mannen.
431. Her Hagene sprach zen gesten: ‘zwiu lât ir mîniu lant?
alle mine sinne ich dar zuo hete gewant,
wie ich iu geliebte mîn lant und mîn riche.
nû weit ir hinnen scheiden unde lât mich ungeselliclîche.’
432. Dô sprach Wate der alte: ‘nach uns gesendet hät
der voget von Hegelingen und wil niht haben rät,
er enbringe ez ze einer suone. ouch jâmert nâch uns sêre,
die wir dâ heime liezen. dâ von gähen wir deste mère.’
433. Dô sprach der wilde Hagene: ‘so ist mir nâch iu leit.
nû ruochet von mir nemene mîn ros und mîniu kleit,
golt und gesteine! ich soi iu also gelten
iuwer gröze gäbe, daz mich die liute drumbe iht dürfen schelten.5
434. Dô sprach Wate der alte: ‘ze riche ich dar zuo bin,
daz ich iuwers goldes mit mir iht füere hin.
an dem uns unser mäge erworben habent hulde,
Hetele der riche der vergæbe uns nimmer unser schulde.
435. Wir haben eines dinges, her künic, an iuch muot
(daz dunket uns ein ère, ob ir daz gerne tuot),
daz ir daz sehet selbe, wie wir uns mügen verkosten,
biderber liute spîse wære uns in drin jären niht gebrosten.
437. Iuwer sch eene tohter und mîn frouwe iuwer wîp
sol unser habe schouwen. des ist uns der lîp
getiuret âne ein ende ; geschäht uns disiu ère,
edeler künic Hagene, so bite wir iuch deheiner gäbe mère.’
438. Der wirt sprach den gesten gezogenlîchen zuo:
‘nu ir niht weit erwinden, so heize ich morgen fruo
satelen hundert moere mageden unde frouwen.
ich wil ouch mit in selbe und wil iuwer schef gerne schouwen/
439. Die naht mit urloube sî riten zuo der fluot.
dô truoc man zuo der erde wîn, der was vil guot,
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
220
Wir wellen, daz diu staetecheit
iu guoten wiben gar ein kröne si;
Kumt iu mit ziihten sin gemeit,
20. so stet diu lilje wol der rosen bi.
Nu merket, wie der linden ste
der vögele singen, dar under bluomen unde kle;
noch baz stet wiben werder gruoz.
ir minneclicher redender munt der machet, daz man küssen muoz.
25. ‘Ich sage iu, wer uns wol behaget:
wan der erkennet übel unde guot
Und ie daz beste von uns saget,
dem sin wir holt, ob erz mit triuwen tuot.
Kan er ze rehte ouch wesen fro
30. und tragen gemüete ze mäze nider unde ho,
der mac erwerben, swes er gert;
welch wip verseit im einen vaden ? guot man ist guoter siden wert.’
5. (Klage um Eeimar.) ^ **='''/?
Owe daz wisheit unde mugent,
des mannes schoene noch sin tugent
niht erben süln, so ie der lip erstirbet!
Daz mac wol klagen ein wiser man,
5. der sich des schaden versinnen kan,
Reimär, waz guoter kunst an dir verdirbet.
Dü solt von schulden iemer des geniezen,
daz dich des tages wolte nie verdriezen,
dun sprseches ie den frouwen wol mit wünneclichen siten;
10. des sün sie iemer danken diner zungen,
und hetest niht wan eine rede gesungen:
‘so wol dir, wip, wie reine ein name!’ du hetest also gestriten
an ir lobe, daz elliu wip dir gnaden solden biten.
Deswar, Keimar, du riuwes mich
15. michel harter danne ich dich,
ob du lebtes unde ich wser erstorben.
Ich wilz bi minen triuwen sagen:
dich selben wolt ich lützel klagen;
ich klage din edel kunst, daz sist verdorben.
20. Dü kündest al der werlte fröude meren,
so duz ze guoten dingen woltest keren;
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
53
der sol mit uns hinnen zen herbergen yarn.
swie übel er gebäre, ern kan sichs nimmer bewarn.’
889. Der bracke wart verläzen, der bere spranc von dan.
do wolde in erriten Kriemhilde man.
er kom in ein gevelle; done kund ez niht wesen,
daz starke tier do wände vor den jegeren genesen.
890. Dö spranc von sime rosse der stolze riter guot,
er begunde nach loufen. daz tier was unbehuot,
ez enkund im niht entrinnen*, do vie erz sä zehant.
an alle wunden der heit ez schiere gebant.
891. Kratzen noch gebizen kund ez niht den man.
er band ez zuo dem satele; üf saz der snelle sän,
er braht ez an die viuwerstat durch sinen hohen muot
zeiner kurzwile, der degen küene unde guot.
892. Wie rehte herliche er ze herhergen reit!
sin ger was vil michel, starc unde breit;
im hie ein zier wäfen nider üf den sporn;
von rotem golde der herre fuorte ein schoene horn.
893. Von bezzerm pirsgewsete hört ich nie gesagen.
einen roc swarz pfellin sach man in tragen
und einen huot von zobele, der riche was genuoc.
hei waz er horten an sime kochaere truoc!
894. Von eime pantel was dar über gezogen
ein hüt durch die süeze. ouch fuorte er einen bogen,
den man mit antwerke muose ziehen dan,
der in spannen wolde, ern hetez selbe getan.
896. Ouch fuort er Balmungen, ein ziere wäfen breit,
daz was also scherpfe, daz ez nie vermeit,
swä manz sluoc üf helme; sin ecke wären guot.
der herliche jegere was vil hohe gemuot.
898. Do reit der riter edele vil weidenliche dan.
in sähen zuo in körnende Guntheres man.
si liefen im enkegne und enpfiengen im daz marc.
do fuorte er bi dem satele den bern groz unde starc.
899. Als er gestuont von rosse, loste er im diu baut
von fuoze und ouch von munde, do erlüte sä zehant
vil lüte daz gehünde, swaz es den beim sach.
daz tier ze walde wolde; des heten die liute ungemach.
900. Der bere von dem schalle durch die kuche geriet,
hei waz er kuchenknehte vondem viuwer schiet!
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
231
daz ich ie wände, daz iht waere, was daz iht?
dar nach hän ich gesläfen unde enweiz ez niht.
5. Nu bin ich erwachet, und ist mir unbekant,
daz mir hie vor was kündic als min ander hant.
liute unde lant, da ich von kinde bin erzogen,
die sint mir frömde worden, reht als ez si gelogen.
Die mine gespilen wären, die sint traege und alt.
10. vereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt;
wan daz daz wazzer fliuzet, als ez wilent floz,
für wär ich wände, min Unglücke wurde gröz.
mich grüezet maneger träge, der mich bekande e wol;
diu weit ist allenthalben ungenäden vol.
15. als ich gedenke an manegen wünneclichen tac,
die sint mir enpfallen gar als in daz mer ein slac.
Iemer mere owe!
Owe wie jaemerliche junge liute tuont!
den unvil riuwecliche ir gemüete stuont,
20. die kunnen nü wan sorgen; owe wie tuont sie so?
swar ich zer werlte kere, dä ist nieman fro.
Tanzen unde singen zergät mit sorgen gar;
nie kristen man gesach so jaemerliche schar,
nü merket, wie den frouwen ir gebende stät!
25. die stolzen ritter tragent dörpelliche wät.
Uns sint unsenfte brieve her von Eome körnen;
uns ist erloubet trüren und fröude gar benomen.
daz müet mich inneclichen (wir lebten ie vil wol),
daz ich nü für min lachen weinen kiesen sol.
30. diu wilden vogellin betrüebet unser klage;
waz Wunders ist, ob ich dä von vil gar verzage?
was spriche ich tumber man durch minen boesen zom?
swer dirre wünne volget, der hät jene dort verlorn.
Iemer mere owe!
35. Owe wie uns mit süezen dingen ist vergeben!
ich sihe die gallen mitten in dem honege sweben.
diu weit ist üzen schoene, wiz, grüene unde rot,
und innän swarzer varwe, vinster sam der tot.
Swen si nü habe verleitet, der schouwe sinen trost!
40. er wirt mit swacher buoze grözer sünde erlöst.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
224
Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken!
Allein der neue Trieb erwacht,
15 Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.
Ein schöner Traum, indessen sie entweicht.
Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht
20 Kein körperlicher Flügel sich gesellen!
Doch ist es jedem eingeboren,
Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,
Wenn über uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt,
25 Wenn über schroffen Fichtenhöhen
Der Adler ausgebreitet schwebt
Und über Flächen, über Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.
54. Frühzeitiger Frühling.
(1801.)
1. Tage der Wonne,
Kommt ihr so bald?
Schenkt mir die Sonne,
Hügel und Wald?
2. Reichlicher fließen
Bächlein zumal
Sind es die Wiesen?
Ist es das Tal?
3. Bläuliche Frische!
Himmel und Höh'!
Goldene Fische
Wimmeln im See.
4. Buntes Gefieder
Rauschet im Hain,
Himmlische Lieder
Schallen darein
5. Unter des Grünen
Blühender Kraft
dl.
Naschen die Bienen
Summend am Saft.
6. Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.
7. Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch er verlieret
Gleich sich im Strauch.
8. Aber zum Busen
Kehrt er zurück.
Helfet, ihr Musen,
Traget das Glück!
9. Saget, seit gestern
Wie mir geschah?
Liebliche Schwestern,
Liebchen ist da!
55. Dauer im Wechsel.
(Frühjahr 1801.)
I, t£. 119.
1. Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.
Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?
Bald wird Sturm auch das zerstreuen.
Wenn es falb im Herbst geschwankt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
225
2. Willst du nach den Früchten greifen,
Eilig nimm dein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen,
Und die andern keimen schon.
Gleich mit jedem Regengüsse
Ändert sich dein holdes Tal,
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum zweiten Mal.
3. Du nun selbst! Was felsenfeste
Sich vor dir hervorgetan,
Mauern siehst du, siehst Paläste
Stets mit andern Augen an.
Weggeschwunden ist die Lippe,
Die im Kusse sonst genas,
Jener Fuß, der an der Klippe
Sich mit Gemsenfreche maß.
4. Jene Hand, die gern und milde
Sich bewegte wohlzutun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ist ein andres nun.
Und was sich an jener Stelle
Nun mit deinem Namen nennt,
Kam herbei wie eine Welle,
Und so eilt's zum Element.
5. Laß den Anfang mit dem Ende
Sich in eins zusammenziehn,
Schneller als die Gegenstände
Selber dich vorüberfliehn!
Danke, daß die Gunst der Musen
Unvergängliches verheißt,
Den Gehalt in deinem Busen
Und die Form in deinem Geist.
56. Schäfers Klagelied.
1. Da droben auf jenem Berge,
Da steh' ich tausendmal,
An meinem Stabe gebogen,
Und schaue hinab in das Tal.
2. Dann folg' ich der weidenden Herde,
Mein Hündchen bewahret mir sie;
Ich bin herunter gekommen
Und weiß doch selber nicht wie.
3. Da stehet von schönen Blumen
Die ganze Wiese so voll;
Ich breche sie, ohne zu wissen,
Wem ich sie geben soll.
(1801.)
I, S. 85.
4. Und Regen, Sturm und Gewitter
Verpass' ich unter dem Baum.
Die Türe dort bleibet verschlossen;
Doch alles ist leider ein Traum.
5. Es stehet ein Regenbogen
Wohl über jenem Haus!
Sie aber ist weggezogen,
Und weit-in das Land hinaus;
6. Hinaus in das Land und weiter,
Vielleicht gar über die See.
Vorüber, ihr Schafe, vorüber!
Dem Schäfer ist gar so weh. 57
57. Epilog zu Schillers Glocke.
(1805.)!)
Xvi, S. 165. „Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute!"
1. Und so geschah's! Dem friedenreichen Klange
Bewegte sich das Land, und segenbar
Ein frisches Glück erschien; im Hochgesange
Begrüßten wir das junge Fürstenpaar;
Im Vollgewühl, in lebensregem Drange
Vermischte sich die tät'ge Völkerschar,
Und festlich ward an die geschmückten Stufen
„Die Huldigung der Künste" vorgerufen2).
’) 1815 erweitert um Strophe 6, 12 und 13. — 2) Schillers Festspiel „Die
Huldigung der Künste", gedichtet zum Empfang des Erbprinzen Karl Friedrich und
seiner Gemahlin Maria Paulowua, gelangte am 12. Nov. 1804 in Weimar zur Aufführung.
Buschmann, Leseb. f. d. ob. Kl. Ii. 10. Aust.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Schäfers Karl_Friedrich Karl Friedrich Maria_Paulowua Maria Buschmann
226
2. Da hör' ich schreckhaft mitternächt'ges Läuten,
Das dumpf und schwer die Trauertöne schwellt.
Jst's möglich? Soll es unsern Freund bedeuten,
An den sich jeder Wunsch geklammert hält?
Den Lebenswürd'gen soll der Tod erbeuten?
Ach, wie verwirrt solch ein Verlust die Welt!
Ach, was zerstört ein solcher Riß den Seinen!
Nun weint die Welt, und sollten wir nicht weinen?
3. Denn er war unser! Wie bequem gesellig
Den hohen Mann der gute Tag gezeigt,
Wie bald sein Ernst anschließend, wohlgefällig
Zur Wechselrede heiter sich geneigt,
Bald raschgewandt, geistreich und sicherstellig
Der Lebensplaue tiefen Sinn erzeugt
Und fruchtbar sich in Rat und Tat ergossen,
Das haben wir erfahren und genossen.
4. Denn er war unser! Mag das stolze Wort
Den lauten Schmerz gewaltig übertönen.
Er mochte sich bei uns im sichern Port
Nach wildem Sturm zum Dauernden gewöhnen.
Indessen schritt sein Geist gewaltig fort
Ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen,
Und hinter ihm in wesenlosem Scheine
Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.
5. Nun schmückt er sich die hohe Gartenzinne,
Von wannen er der Sterne Wort vernahm,
Das dem gleich ew'geu, gleich lebend'gen Sinne
Geheimnisvoll und klar entgegenkam.
Dort, sich und uns zu köstlichem Gewinne,
Verwechselt er die Zeiten wundersam,
Begegnet so, im Würdigsten beschäftigt,
Der Dämmerung, der Nacht, die uns entkräfligt.
6. Ihm schwollen der Geschichte Flut aus Fluten,
Verspülend, was getadelt, was gelobt,
Der Erdbeherrscher wilde Heeresgluten,
Die in der Welt sich grimmig ausgetobt,
Im niedrig Schrecklichsten, im höchsten Guten
Nach ihrem Wesen deutlich durchgeprobt. —
Nun sank der Mond, und zu erneuter Wonne
Vom klaren Berg herüber stieg die Sonne.
7. Nun glühte seine Wange rot und röter
Von jener Jugend, die uns nie entfliegt,
Von jenem Mut, der früher oder später
Den Widerstand der stumpfen Welt besiegt,
Von jenem Glauben, Oer sich stets erhöhter
Bald kühn hervordrängt, bald geduldig schmiegt,
Damit das Gute wirke, wachse, fromme,
Damit der Tag dem Edlen endlich komme.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
299
Da fuhr aus blauer Luft ein Strahl herab
Und traf den Speer und flammt' auf ihm empor.
18. Der Priester hob dahin sein Angesicht
(Ihm wallte glänzend Bart und Silberhaar),
Das Auge strahlend von dem Himmelslicht,
Verkündet' er, was ihm eröffnet war:
19. „Nicht läßt der Gott von seinem heil'gen Raub,
Doch will er nicht den Tod, er will die Kraft;
Nicht will er einen Frühling welk und taub,
Nein, einen Frühling, welcher treibt im Saft.
20. Aus der Latiner alten Mauern soll
Dem Kriegsgott eine neue Pflanzung gehn;
Aus diesem Lenz, inkräft'ger Keime voll,
Wird eine große Zukunft ihm erstehn.
21. Drum wähle jeder Jüngling sich die Braut,
Mit Blumen sind die Locken schon bekränzt;
Die Jungfrau folge dem, dem sie vertraut.
So zieht dahin, wo euer Stern erglänzt!
22. Die Körner, deren Halme jetzt noch grün,
Sie nehmet mit zur Aussaat in die Fern',
Und von den Bäumen, welche jetzt noch blühn,
Bewahret euch den Schößling und den Kern!
23. Der junge Stier pflüg' euer Neubruchland,
Auf eure Weiden führt das muntre Lamm,
Das rasche Füllen spring' an eurer Hand,
Für künft'ge Schlachten ein gesunder Stamm!
24. Denn Schlacht und Sturm ist euch vorausgezeigt;
Das ist ja dieses starken Gottes Recht,
Der selbst in eure Mitte niedersteigt,
Zu zeugen eurer Könige Geschlechts.
25. In eurem Tempel haften wird sein Speer;
Da schlagen ihn die Feldherrn schütternd an,
Wann sie ausführen über Land und Meer
Und um den Erdkreis ziehn die Siegesbahn.
26. Ihr habt vernommen, was dem Gott gefällt;
Geht hin, bereitet euch, gehorchet still!
Ihr seid das Saatkorn einer neuen Welt.
Das ist der Weihefrühling, den er will."
15. Gesang der Jünglinge.
(1805.)
A. a. O., I, S. 17.
1. Heilig ist die Jugendzeit.
Treten wir in Tempelhallen,
Wo in düstrer Einsamkeit
Dumpf die Tritte widerschallen!
Edler Geist des Ernstes soll
Sich in Jünglingsseelen senken,
Jede still und andachtsvoll
Ihrer heil'gen Kraft gedenken.
fl Romulus und Remus.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
304
Und um den Himmel oben,
Da spann sich Nebelgrau. —
18. Wohl nach vierhundert Jahren,
Da ritt des Königs Sohn
Mit seinen Jägerscharen
Ins Waldgebirge davon.
„Was ragen doch da innen
Ob all dem hohen Wald
Für graue Türm' und Zinnen
Von seltsamer Gestalt?"
19. Am Wege stund gerade
Ein alter Spindelmann Z:
„Erlauchter Prinz, um Gnade!
Hört meine Warnung an!
Romantische Menschenfresser
Hausen auf jenem Schloß,
Die mit barbarischem Messer
Abschlachten klein und groß."
20. Der Königssohn verwegen
Tät mit drei Jägern ziehn;
Sie hieben mit den Degen
Sich Bahn zum Schlosse hin.
Gesenket war die Brücke,
Geöffnet war das Tor,
Daraus im Augenblicke
Ein Hirschlein sprang hervor.
21. Denn in des Hofes Räumen,
Da war es wieder Wald,
Da sangen in den Bäumen
Die Vögel mannigfalt.
Die Jäger ohn' Verweilen,
Sie drangen mutig hin,
Wo eine Tür mit Säulen
Aus dem Gebüsch erschien.
22. Zween Riesen schlafend lagen
Wohl vor dem Säulentor;
Sie hielten ins Kreuz geschlagen^)
Die Hellebarten vor.
Darüber rüstig schritten
Die Jäger allzumal,
Sie gingen mit kecken Tritten
Zu einem großen Saal.
23. Da lehnten in hohen Nischen
Geschmückter Frauen viel,
Gewappnete Ritter dazwischen *)
Mit goldnem Saitenspiel,
Hochmächtige Gestalten,
Geschloss'nen Auges, stumm,
Grabbildern gleich zu halten
Aus grauem Altertum.
24. Und mitten ward erblicket
Ein Lager reich von Gold;
Da ruhte, wohlgeschmücket,
Eine Jungfrau wunderhold.
Die Süße war umfangen
Mit frischen Rosen dicht,
Und auch von Mund und Wangen
Schien zartes Rosenlicht.
25. Der Königssohn, zu wissen,
Ob Leben in dem Bild,
Tät seine Lippen schließen
An ihren Mund so mild.
Er hat es bald empfunden
Am Odem, süß und warm,
Und als sie ihn umwunden,
Noch schlummernd, mit dem Arm.
26. Sie streifte die goldnen Locken
Aus ihrem Angesicht;
Sie hob, so süß erschrocken,
Ihr blaues Augenlicht.
Und in den Nischen allen
Erwachen Ritter und Frau;
Die alten Lieder Hallen
Im weiten Fürstenbau.
27. Ein Morgen, rot und golden,
Hat uns den Mai gebracht;
Da trat mit seiner Holden
Der Prinz aus Waldesnacht.
Es schreiten die alten Meister
In hehrem, stolzem Gang,
Wie riesenhafte Geister,
Mit fremdem Wundersang.
28. Die Täler schlummertrunken
Weckt der Gesänge Lust;
Wer einen Jugendfunken
Noch hegt in seiner Brust,
Der jubelt tiefgerühret:
„Dank dieser goldnen Früh',
Die uns zurückgeführet
Dich, deutsche Poesie!"
*) Mit diesem Spottnamen ward Uhlauds literarischer Todfeind, der Anti-
romantit'er Christian Friedrich Weißer, Redakteur des Cottaschen „Morgenblatts",
bezeichnet. — 2) kreuzweise übereinander.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Friedrich_Weißer Friedrich
308
1- Das Mahl zu Heidelberg.
(1823.)
Gedichte, Stuttgart und Tübingen (Cotta), 1828, I, S. 227.
1. Von Württemberg und Baden
Die Herren zogen aus;
Von Metz des Bischofs Gnaden
Vergaß das Gotteshaus.
Sie zogen aus zu kriegen
Wohl in die Pfalz am Rhein;
Sie sahen da sie liegen
Im Sommersonnenschein.
2. Umsonst die Rebenblüte
Sie tränkt mit mildem Dust,
Umsonst des Himmels Güte
Aus Ährenfeldern ruft.
Sie brannten Hof und Scheuer,
Daß heulte groß und klein.
Da leuchtete vom Feuer
Der Neckar und der Rhein.
3. Mit Gram von seinem Schlosse
Sieht es der Pfälzer Fritz,
Heißt springen auf die Rosse,
Zwei Mann auf einen Sitz.
Mit enggedrängtem Volke
Sprengt er durch Feld und Wald,
Doch ward die kleine Wolke
Zum Wetterhimmel bald.
4. Sie wollen seiner spotten,
Da sind sie schon umringt,
Und über ihren Rotten
Sein Schwert der Sieger schwingt.
Vom Hügel sieht man prangen
Das Heidelberger Schloß,
Dorthin führt er gefangen
Die Fürsten samt dem Troß.
5. Zuhinterst an der Mauer,
Da ragt ein Turm so fest;
Das ist ein Sitz der Trauer,
Der Schlang' und Eule Nest.
Dort sollen sie ihm büßen
Im Kerker trüb und kalt;
Es gähnt zu ihren Füßen
Ein Schlund und finstrer Wald.
6. Hier lernt vom Grimme rasten
Der Württemberger Utz;
Der Bischof hält ein Fasten,
Der Markgraf läßt vom Trutz.
Sie mochten schon in Sorgen
Um Leib und Leben sein;
Da trat am andern Morgen
Der stolze Pfälzer ein.
7. „Herauf, ihr Herrn, gestiegen
In meinen hellen Saal!
Ihr sollt nicht fürder liegen
In Finsternis und Qual.
Ein Mahl ist euch gerüstet,
Die Tafel ist gedeckt;
Drum, wenn es euch gelüstet,
Versucht, ob es euch schmeckt!"
8. Sie lauschen mit Gefallen,
Wie er so lächelnd spricht;
Sie wandeln durch die Hallen
Ans goldne Tageslicht.
Und in dem Saale winket
Ein herrliches Gelag,
Es dampfet und es blinket,
Was nur das Land vermag.
9. Es satzten sich die Fürsten.
Da möcht' es seltsam sein;
Sie hungern und sie dürsten
Beim Braten und beim Wein.
„Nun, will's euch nicht behagen?
Es fehlt doch, deucht mir, nichts.
Worüber ist zu klagen?
An was, ihr Herrn, gebricht's?
10. Es schickt zu meinem Tische
Der Odenwald das Schwein,
Der Neckar seine Fische,
Den frommen Trank der Rhein.
Ihr habt ja sonst erfahren,
Was meine Pfalz beschert;
Was wollt ihr heute sparen,
Wo keiner es euch wehrt?"
11. Die Fürsten sahn verlegen
Den andern jeder an;
Am Ende doch verwegen
Der Ulrich da begann:
„Herr, fürstlich ist dein Bissen;
Doch eines tut ihm not,
Das mag kein Knecht vermissen.
Wo ließest du das Brot?"
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Extrahierte Personennamen: Cotta Württemberg Metz Fritz Ulrich_da