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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. IV

1911 - Magdeburg : Creutz
Iv Vorwort, zu zeigen, damit treue Baterlandsliebe m der Liebe zur engeren Heimat tiefgehende und kräftige Wurzeln entfalten kann. Zur Vervollständigung des Bildes sind Sage und Geschichte tunlichst berücksichtigt. Dagegen bietet die Ortskunde nur das, was von allgemeiner Bedeutung ist und zur Charakterisierung eines Ortes dient, wobei vorausgesetzt wird, daß der eigene Heimatort, wie im 1. Teil gezeigt, bereits so eingehend wie nur möglich betrachtet worden ist. Auch die Ortsnamenerklärung ist beachtet; deun sie regt zu erdkundlichen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen an; an Stelle des toten Namens tritt eine individuell belebte Gestalt, und das Wortverständnis führt leicht zum Sachverständnis. Beim Gebrauche des Buches ist folgendes zu beachten: 1. Jedes Gebiet bildet ein in sich abgerundetes Ganzes. 2. An die weitere Umgebung des Heimatortes ist das nächst- liegende Landschaftsgebiet anzuschließen. 3. Auswahl, Beschränkung oder gar Erweiterung des Stoffes muß dem Lehrer überlassen bleiben. Mit der Bitte um Nachsicht und Übermittlung etwaiger Wünsche und Berichtigungen verbindet Verfasser noch die besondere um Mit- teilnngen, die die Volkskunde betreffen. Allen werten Kollegen, die den Verfaffer mit Rat und Tat unter- stützten, insbesondere seinen Freunden Fr. Ruft und E. Martini, sei auch an dieser Stelle Dank gesagt. Von der einschlägigen Literatur wurden benutzt: Kutzen, Das deutsche Land. H. Gnthe, Lehrbuch der Geographie. Prof. -Dr. A. Kirchhoff, Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Kl öden und Oberländer, Unser deutsches Land und Volk. E. Förstemann, Altdeutsches Namensbuch. E. Jakobs, Geschichte der in der Preußischen Proviuz Sachsen vereinigten Gebiete. Provinz Sachsen, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler. F. Günther, Der Harz. Dr. F. Regel, Thüringen. H. Größler, Mansselder Blätter. Diedrich und Parifius, Bilder aus der Altmark. E. Steckel, Die Provinz Sachsen. H. Harms, Vaterländische Erdkunde. Magdeburg, im Februar 1897. Der Verfasser.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 100

1911 - Magdeburg : Creutz
100 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufcnland. Viehzucht, namentlich die Schweinezucht, beschäftigt eine große Zahl der Bewohner. Die Schweine werden hier in großen Herden auf die Weide getrieben. Aber trotz aller dieser Erwerbsquellen müssen viele Eichsfelder Jahr für Jahr in die Fremde ziehen und in den gesegneten Gegenden des Baterlandes als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten und Musikanten Verdienst fachen. Am häufigsten trifft man die Hausierer, die gesponnene, gewebte, gepflochtene und geschnitzte Waren (Klammern, Quirle, Löffel) in Dorf und Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde sind die Bewohner meist Ackerbauer und Gewerbetreibende. An vielen Orten hat man Zigarrenfabriken errichtet. Auch gibt hier der Wald großen Verdienst. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner im Gebirge und in der Ebene gab dem launigen Volksmunde häufig Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner der beiden Gebradörser wegen des Obstbaues „Hotzelfäcke" genannt, die Northeimer wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldrunger „Zwiebel- könige", die Wülfingerode „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse", die Banteröder „Kaninchen"; Büttstedt heißt „Ochfenbufchd", Kölleda „Kuh- källn", Sömmerda „Zägensämmern" und die durch die mit Arznei- kräutern bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn". „Jngergräber hebsch und blank, Aebbergräber Sauebank, Mehlengan ist äne Bättel-(d. h. kleine)stadt, Uff Lohre han se nich Wasser satt/' Treffen diese alten Behauptungen nach in der Gegenwart zu? d) Im Thüringer Stusenlaude. Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des Bodens oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander ab und geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders Herr- liches Gemüse (Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfurt), saftiges Obst und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man brauchbare Bau- und P f l a st e r st e i u e (Gotha) und Bauholz. Aber auch unterirdisch ist eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier Braunkohlen, dort Stein- und Düngesalze zutage zu fördern. In den Städten sind neben dem Ackerbau die Fabrik- t ä t i g k e i t, das G e w e r b e und der H a n d e l Nährzweige. Weit und breit sind bekannt die Thüringer W o l l w a r e n (Apolda, Mühl- hausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien imi) Heerstraßen durchschneiden das Gebiet? E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. Die Bewohner zwischen dem Thüringer Walde, der Uuftrut und der Werra heißen seit nahezu 2000 Jahren Thüringer. Ihre Sprache ist die obersächsische, die als thüringische Mundart gesprochen wird. Auffallend sprechen die Bewohner der Voigtei südlich von Mühlhausen (Ober- und

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 78

1911 - Magdeburg : Creutz
78 4. Der Harz. Der Bewohner des Unterharzes unterscheidet sich wenig in seinen Charaktereigenschaften von den Bewohnern der Ebene. Der Oberharzer ist fast schmächtig, ja schwächlich zu nennen; aber er arbeitet mit Leichtigkeit, Gewandtheit und zäher Ausdauer, als wären seine Muskeln von Eisen und seine Gelenke von federndem Stahle. Bei aller Armut ist der Harz- dewohner gastfrei, gesellig und liebt ein heiteres Vergnügen. Für Musik und Gesang hat er große Begabung. Die Zither und das Horn werden von ihni oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe zur Jagd läszt ihn nicht selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh fest an den Sitten der Vor- eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann er sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche. Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Osterfeuer an und ver- zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm"; am Johannistage feiert er unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser mit Blumen und Kränzen. F. Geschichtliches. Das Harzgebirge war lange Zeit unbewohnt. An: frühesten wurde sein Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 900 die Lieblingsorte Heinrich I. und Otto I- —, am spätesten der Oberbarz besiedelt (Anfang 1300). Als die ersten Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Cherusker, d. l). Schwert- männer; dann folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die Flamländer. Etwa im 7. Jahrhundert ließen sich auch slawische Völker, die Sorben, am Harze nieder. Aus der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersten Bewohner schließen- So waren die jetzt anf -itz, -ifch endigenden Orte ehemals Wohnstätten der Sorben. Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf hausen und -heim, während die Thüringer -leben und -stedt (Wohnstätte, Haus) wählten oder die Bodenbeschaffenheit -berg, -bach berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dorf deutet ein gemeinsames Zusammen- wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren: da mußte man das Gebirge beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedlung hinderten, rodete man den Wald mit der Axt (Feuer) aus und entwässerte die Moräste. Die neuen Siedlungen, die entstanden, erhielten meist die Endung -rot (-rode), -holz, -loh, -seld, -Hägen, -Hain, -schwende (durch Feuer verschwunden). Die Kunde von den reichen Erzlagern lockte vom zwölften Jahrhundert an ans den verschiedensten Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken des 30 jährigen Krieges verbreiteten sich auch über das Harzgebiet. Der Herzog Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrift an den Kaiser und bat um Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Bauern zusammen, um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannten sich „Harzschützen" und waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung. (Noch jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harz- schützenstraße.) Am 27. August 1626 wurde am nordwestlichen Fuße des Harzes bei Lutter eine Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren ging. Die Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz ge- hört jetzt zu drei Ländern, zum Königreich Preußen, zu den Herzogtümern Braunschweig und Anhalt.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 -r). Das Land zwischen Harz, Kyffhäuser, Unstrut und Saale^ Höhnstedt, Langenbogen), Gips (Gerbslädt, Niedersachswerfen). Höhn- stedter Sandstein diente zum Vau des Neuen Palais in Potsdam, und mit dem von Salzmünde und Räther baule man Schloß Sanssouci. Aus Mansselder Kupfer wurde das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. auf dem Kyfshäuserdenkmal hergestellt. I). Ubersicht über die Beschäftigung der Bewohner. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist hier Bergbau, erst in zweiter Linie solgt der Ackerbau. Die Lehm- und Lößschicht liefert reichlich Halm- und Hackfrüchte, weshalb man hier Zuckerfabriken, Bren- nereien, Brauereien allenthalben findet. Besondere Pflege wenden die Be- wohner dem Anbau des Weines und des Obstes zu. An den sonnigen Berg- abhängen der zahlreichen Täler haben Riesensleiß und Geduld ein wahres Paradies geschaffen. Indem man den tonschiesrigen Boden des Abhanges tief rigolte und oon großen Steinen befreite, gewann man Fruchtland, aus dem schmackhaftes Obst und guter Wein in großer Üppigkeit gedeihen. Frühe Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, alle Sorten Wein und Beerenobst bringt man von hier in großer Brenge nach Halle, Leipzig, ja nach Berlin und Hamburg in den Handel. Eine der ergiebigsten Talmulden dieser Art zieht von Eisleben am Süßen See entlang. Die großen Dörser See- bürg, Höhnstedt und Langenbogen sind hier die wichtigsten Ausfuhrorte. Welche Eisenbahnlinien durch?chneiden bao Gebiet? E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. Die ältesten Bewohner waren die Thüringer. Um das Jahr 500 drangen jedoch die Sachsen und Franken in das Land und verjagten die Thüringer. Diese gewannen ihr Land aber bald wieder zurück. An jene Zeit erinnert noch heute der Sachsengraben (Sangerhansen—wallhausen). Er bildete die Grenze zwischen den Thüringern und Sachsen. Die aus „lebeu" und „stedt" oder „städt" endigenden Ortschaften sind wohl meist Gründungen der Thüringer. Auch heidnische Sorben drangen ein und wurden seßhaft. Die von ihnen benannten Ortschaften endigen heute meist auf „witz, bitz, litz, in". Eigentümlich sind dieser Gegend oiele Orte mit der Endnng „rode". Dnrch sie wird angedeutet, daß die Vorfahren den Wald mit der Axt fällten und rodeten, um Platz für Wohnstätte und Acker zu gewiunen. Wo der Wald durch Feuer beseitigt wurde, hieß man den Ort „schwende". — Das Christentum fand früh Eingang. Die christliche Gemahlin des Thüringerkönigs Hermanfried und ihre Priester werden die ersten Verkünder des göttlichen Wortes gewesen sein. Der eigentliche Apostel der Thüringer heißt jedoch Wigbert, der Freund und Schüler des Bonifazins. Zu Luthers Zeit nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an und hielten au ihm trotz des schlimmen 30jährigen Krieges fest. Die herrschende Sprache ist die niederdeutsche, die am Harze als südharzische, weiter nach O. als mansfeldifche und an der Helme und

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. VII

1911 - Magdeburg : Creutz
Vorwort M fünften Auslage. Infolge des seitens des Verlags mir zu spät erteilten Auftrags war es in der kurzen Zeit nicht möglich, den gesamten Inhalt der Heimatkunde, der die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt behandelt, stofflich und methodisch teils neu zu gestalten, teils umzuarbeiten. Da die voll- ständige Umarbeitung des Buches der nächsten Auflage vorbehalten bleiben muß, habe ich mich darauf beschränkt, unter Ausscheidung von neben- sächlichen Dingen die Raumindividuen ausführlicher zu betrachten, die von typischer Bedeutung nicht bloß für die Provinz Sachsen, sondern auch für unser Vaterland sind. Durch die ausführliche unterrichtliche Be- Handlung solcher typischen Landschafts- und Kulturbilder kommen die Kinder in den Besitz solcher Vorstelluugeu, die für die spätere geographische Behandlung Deutschlands, in der gleiche und ähnliche Ver- Hältnisse miederkehren, bezüglich des Verständnisses Apperzeptionskraft besitzen. Nach vollständig neuen Gesichtspunkten sind folgende geographischen Objekte und Erscheinungen behandelt worden: Notwendigkeit der Gliederung der Provinz in acht Landschaften, der Fläming, die Magdeburger Riesel- felder, der Fiener, der Drömling, die Wische, der Roland in Stendal, das altsächsische Bauernhaus, die Tonindustrie von Neuhaldensleben. die Magdeburger Börde, die geographischen Grundlagen als Bedingungen für die Entwicklung Magdeburgs zur Großstadt, die Bedeutung der Elbe als Verkehrsstraße für Schönebeck, die Arbeit des Bergmanns im Kalischacht, der Regenstein, die Blumenzucht in Quedlinburg, die Burgen Saaleck und Rudolstadt, die Dübener Heide, die Moorhalde bei Schmiedeberg u. a. Den Angaben der Einwohnerzahlen sind die Ergebnisse der Volks- Zählung vom 1. Dezember 1910 zugrunde gelegt. Die hinter den Orten eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen in Tausenden an. Sie sollen von den Kindern nicht auswendig gelernt werden, sondern sollen nur einen Einblick in die Volksdichtigkeit einer Landschaft gewähren, die von der Fruchtbarkeit des Bodens, der Reichhaltigkeit der Bodenschätze, der Größe der Industrie, der Beschaffenheit der Verkehrswege und von vielen anderen Faktoren abhängig ist.

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 61

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 61 vielen Strudel wegen gefährlich. Häufig tritt die Bode über die flachen Ufer und überschwemmt Acker und Wiesen. d) Die Aller. Die Allerquellen liegen am westlichen Abhänge des Alvenslebener Höhenzuges, am Nordrande des Hohenholzes. Die Rücken des Höhen- zuges scheidet sie von den Gewässern der Elbe. Der Alvenslebener Höhenzug wird somit zu eiuer Wasserscheide zwischen der Elbe und der Weser. Die Aller gehört nur einige Meilen unserem Gebiete an. Hier fließt sie an W a lb e ck , Weferlingen und Obisfelde vorüber. C. Sprache, Kitten und Gebräuche der Bewohner. Die Bewohner sind Niederdeutsche. Die Sprache des gemeinen Mannes ist ein Gemisch von Platt- und Hochdeutsch. Die gebildeten Leute sprechen Hochdeutsch, d. h. so, wie allgemeiu geschrieben und gedruckt wird. In den verschiedenen Gegenden wird aber das Platt- deutsche verschieden gesprochen, so daß man an der Aussprache die Heimat des Sprechers erkennen kann. Jede Gegend hat ihren besonderen Dialekt. Die Ortsendung „leben" spricht der Volksmund „lä", z. B. Groten Ammslä, Do(de)lä. Die Bewohner dieses Gebietes zeigen sich im all- gemeinen im Handeln vorsichtig, im Festhalten zäh, sind etwas recht- haberisch und starrköpfig, wenn sie ihr Recht verletzt glauben. Der Börde- bewohner läßt gern einen Taler springen, wo es die Ehre und das An- sehen seines Hauses und seiner Person erfordern. Bei seinen Schützen- und Kriegerfesten geht es hoch her; jedoch in Not hilft er gern. Die bedeutenden Fortschritte im Maschinen- und Fabrikwesen, in der Ackerwirtschaft und dem Gartenbau und die vielen Eisenbahnen haben gerade diese Gegend so verändert, daß das Altertümliche dem Neuen allenthalben gewichen ist. Die Häuser sind aus Mauer- oder Bruch- steinen aufgeführt und mit Ziegeln (Biberschwänzen oder Krempziegeln) oder Schiefer gedeckt. Nur in den Orten am Harze, die weniger an leb- haften Verkehrsstraßen liegen, erhielten sich noch viele altertümliche Bauwerke, Sitten und Gebräuche. Schön erhaltene altertümliche Bau- werke mit reicher Holzschnitzerei findet man besonders in Halberstadt (Rathaus, Ratskeller, Schuhhof), Quedlinburg (Rathaus und Um- gebung), Aschersleben, Osterwieck. In Kleidung, Sitte und Beschäftigung stechen von den Anwohnern die Bewohner von Westerhausen bei Quedlin- bürg ab. Sie scheinen Nachkommen niederländischer Kolonisten zu sein, die einst den nahen großen Bruch entwässerten. Ihre Hauptbeschäftigung ist der Zwiebelbau, der ihnen auch den Namen „Zwiebelbauern" eintrug. Die Männer gehen in blauen Kitteln und grauen Gamaschen mit der Kiepe auf dem Rücken in die nahen Ortschaften oder bieten ihre Waren auf den Märkten feil.

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 75

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 7 5 vielen Strudel wegen gefährlich. Häufig tritt die Bode über die flachen Ufer und überschwemmt Acker und Wiesen. b) Die Aller. Die Allerquellen liegen am westlichen Abhänge des Alvenslebener Höhenzuges, am Nordrande des Hohenholzes. Die Rücken des Höhen- zuges scheidet sie von den Gewässern der Elbe. Der Alvenslebener Höhenzug wird somit zu einer Wasserscheide zwischen der Elbe und der Weser. Die Aller gehört nur einige Meilen unserem Gebiete an. Hier fließt sie an W a l b e ck , Weferlingen und Obisfelde vorüber. C. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. Die Bewohner sind Niederdeutsche. Die Sprache des gemeinen Mannes ist ein Gemisch von Platt- und Hochdeutsch. Die gebildeten Leute sprechen Hochdeutsch, d. h. so, wie allgemein geschrieben und gedruckt wird. In den verschiedenen Gegenden wird aber das Platt- deutsche verschieden gesprochen, so daß man an der Aussprache die Heimat des Sprechers erkennen kann. Jede Gegend hat ihren besonderen Dialekt. Die Ortsendung „leben" spricht der Volksmund „lä", z. B. Groten Ammslä, Do(de)lä. Die Bewohner dieses Gebietes zeigen sich im all- gemeinen im Handeln vorsichtig, im Festhalten zäh, sind etwas recht- haberisch und starrköpfig, wenn sie ihr Recht verletzt glauben. Der Börde- bewohner läßt gern einen Taler springen, wo es die Ehre und das An- sehen seines Hauses und seiner Person erfordern. Bei feinen Schützen- und Kriegerfesten geht es hoch her; jedoch in Not hilft er gern. Die bedeutenden Fortschritte im Maschinen- und Fabrikwesen, in der Ackerwirtschaft und dem Gartenbau und die vielen Eisenbahnen haben gerade diese Gegend so verändert, daß das Altertümliche dem Neuen allenthalben gewichen ist. Die Häuser sind aus Mauer- oder Bruch- steinen aufgeführt und mit Ziegeln (Biberschwänzen oder Krempziegeln) oder Schiefer gedeckt. Nur in den Orten am Harze, die weniger an leb- haften Verkehrsstraßen liegen, erhielten sich noch viele altertümliche Bauwerke, Sitten und Gebräuche. Schön erhaltene altertümliche Bau- werke mit reicher Holzschnitzerei findet man besonders in Halberstadt (Rathaus, Ratskeller, Schuhhof), Quedlinburg (Rathaus und Um- gebung), Afchersleben, Ofterwieck. In Kleidung, Sitte und Beschäftigung stechen von den Anwohnern die Bewohner von Westerhausen bei Quedlin- bürg ab. Sie scheinen Nachkommen niederländischer Kolonisten zu sein, die einst den nahen großen Bruch entwässerten. Ihre Hauptbeschäftigung ist der Zwiebelbau, der ihnen auch den Namen „Zwiebelbauern" eintrug. Die Männer gehen in blauen Kitteln und grauen Gamaschen mit der Kiepe auf dem Rücken in die nahen Ortschaften oder bieten ihre Waren auf den Märkten feil.

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 92

1911 - Magdeburg : Creutz
92 4. Der Harz. Der Bewohner des Unterharzes unterscheidet sich wenig in seinen Charaktereigenschaften von den Bewohnern der Ebene. Der Oberharzer ist fast schmächtig, ja schwächlich zu nennen; aber er arbeitet mit Leichtigkeit, Gewandtheit und zäher Ausdauer, als wären seine Mnskeln von Eisen und seine Gelenke von federndein Stahle. Bei aller Armut ist der Harz- bewohner gastfrei, gesellig und liebt ein heiteres Vergnügen. Für Musik und Gesang hat er große Begabung. Die Zirher und das Horn werden von ihm oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe zur Jagd läßt ihn nicht selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh fest an den Sitten der Vor- eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann er sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche. Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Ofterfener an und ver- zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm"; am Johannistage seiert er unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser mit Blumen und Kränzen. F. Geschichtliches. Das Harzgebirge rvar lange Zeit unbewohnt. Am frühesten wurde sein Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 90v die Lieblingsorte Heinrich 1. und Otto I- —, am spätesten der Oberbarz besiedelt (Anfang 1300). Als die ersten Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Cherusker, d. f). Schwert- männer; dann folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die Flamländer. Etwa im 7. Jahrhundert ließen sich auch slawische Völker, die korben, am Harze nieder. Aus der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersteu Bewohner schließen- too waren die jetzt auf -itz, -isch endigenden Orte ehemals Wohnstätten der Sorben^ Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf hausen und -heim, während die Thüringer -leben und -stedt (Wohnstätte, Haus) wählten oder die Bodenbeschaffenheit -berg, -dach berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dors deutet ein geineinsames Zusammen- wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren: da mußte man das Gebirge beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedlung hinderten, rodete man den Wald mit der Axt (Jener) aus und entwässerte die Moräste. Die neuen Siedlungen, die entstanden, erhielten meist die Endung -rot (-rode), -holz, -loh, -feld, -Hägen, -Hain, -schwende (durch Feuer verschwunden). Die Kunde von den reichen Erzlagern lockte vom zwölften Jahrhundert an aus den verschiedensten Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken des 30jährigen Krieges verbreiteten sich auch über das Harzgebiet. Der Herzog Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrift an den Kaiser und bat um Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Bauern zusammen, um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannten sich „Harzschützen" und waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung. (Noch jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harz- schützenstraße.) Am 27. August 1626 wurde am nordwestlichen Fuße des Harzes bei Lutter eiue Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren ging. Die Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz ge- hört jetzt zu drei Ländern, zum Königreich Preußen, zu den Herzogtümern Braunschweig und Anhalt.

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 98

1911 - Magdeburg : Creutz
98 5. Das Land zwischen Harz, Kyffhäuser, Unstrut und Saale. Höhnstedt, Langenbogen), Gips (Gerbstädt, Niedersachswerfen). Höhn- stedter Sandstein diente zum Bau des Neuen Palais in Potsdam! und mit dem von Salzmünde und Räther baute man Schloß Sanssouci. Aus Mansfelder Kupfer wurde das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. auf dem Kyffhäuserdenkmal hergestellt. I). Übersicht über die Beschäftigung der Kemohner. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist hier Bergbau, erst in zweiter Linie folgt der Ackerbau. Die Lehm- und Lößschicht liefert reichlich Halm- und Hackfrüchte, weshalb man hier Zuckerfabriken, Bren- nereien, Brauereien allenthalben findet. Besondere Pflege wenden die Be- wohner dem Anbau des Weines und des Obstes zu. An den sonnigen Berg- abhängen der zahlreichen Täler haben Riesenfleiß und Geduld ein wahres Paradies geschaffen. Indem man den tonfchiefrigen Boden des Abhanges tief rigolte und von großen Steinen befreite, gewann man Frnchtland, auf dem schmackhaftes Obst und guter Wein in großer Üppigkeit gedeihen. Frühe Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, alle Sorten Wein und Beerenobst bringt man von hier in großer Menge nach Halle, Leipzig, ja nach Berlin und Hamburg in den Handel. Eine der ergiebigsten Talmulden dieser Art zieht von Eisleben am Süßen See entlang. Die großen Dörfer See- bürg, Höhnstedt und Langenbogen sind hier die wichtigsten Ausfuhrorte. Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet? E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Kewohner. Die ältesten Bewohner waren die Thüringer. Um das Jahr 500 drangen jedoch die Sachsen und Franken in das Land und verjagten die Thüringer. Diese gewannen ihr Land aber bald wieder zurück. An jene Zeit erinnert noch heute der Sachsengraben (Sangerhausen—wallhausen). Er bildete die Grenze zwischen den Thüringern und Sachsen. Die auf „leben" und „stedt" oder „städt" endigenden Ortschaften sind wohl meist Gründungen der Thüringer. Auch heidnische Sorben drangen ein und wurden seßhaft. Die von ihnen benannten Ortschaften endigen heute meist auf „wch, bitz, litz, in". Eigentümlich sind dieser Gegend viele Orte mit der Endung „rode". Durch sie wird angedeutet, daß die Vorsahren den Wald mit der Axt fällten und rodeten, um Platz für Wohnstätte und Acker zu gewinnen. Wo der Wald durch Feuer beseitigt wurde, hieß man den Ort „schwende". — Das Christentum fand früh Eingang. Die christliche Gemahlin des Thüringerkönigs Hermanfried und ihre Priester werden die ersten Verkünder des göttlichen Wortes gewesen sein. Der eigentliche Apostel der Thüringer heißt jedoch Wigbert, der Freund und Schüler des Bonifazius. Zu Luthers Zeit nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an und hielten an ihm trotz des schlimmen 30jährigen Krieges fest. Die herrschende Sprache ist die niederdeutsche, die am Harze als südharzische, weiter nach O. als mansseldische und an der Helme und

10. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. IV

1911 - Magdeburg : Creutz
Iv Vorwort. eigene Heimatort, wie im 1. Teil gezeigt, bereits so eingehend wie nur möglich betrachtet worden ist. Auch die Ortsnamenerklärung ist beachtet: denn sie regt zu erdkundlichen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen an; an Stelle des toten Namens tritt eine individuell belebte Gestalt, und das Wortverständnis sührt leicht zum Sachverständnis. Beim Gebrauche des Buches ist folgendes zu beachten: 1. Jedes Gebiet bildet ein in sich abgerundetes Ganzes. 2. An die weitere Umgebung des Heiinatortes ist das nächst- liegende Landschastsgebiet anzuschließen. 3. Auswahl, Beschränkung oder gar Erweiterung des Stoffes muß dem Lehrer überlassen bleiben. Mit der Bitte um Nachsicht und Übermittlung etwaiger Wünsche und Berichtigungen verbindet Verfasser noch die besondere um Mit teilungen, die die Volkskunde betreffen. Allen werten Kollegen, die den Verfasser mit Rat und Tat unter- stützten, insbesondere seinen Freunden Fr. Rust und E. Martini, sei auch an dieser Stelle Dank gesagt. Von der einschlägigen Literatur wurden benutzt: Kutzen, Das deutsche Land. H. G u t h e, Lehrbuch der Geographie. Pros. Dr. A. Kirchhofs, Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Klo den und Oberländer, Unser deutsches Land und Volk. E. Förstemann, Altdeutsches Namensbuch. E. Jakobs, Geschichte der in der Preußischen Provinz Sachsen vereinigten Gebiete. Provinz Sachsen, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler. F. Günther, Der Harz. Dr. F. Regel, Thüringen. H. Größler, Mansselder Blätter. Diedrich und Parisius, Bilder aus der Altmark. E. Steckel, Die Provinz Sachsen. H. Harms, Vaterländische Erdkunde. Magdeburg, im Februar 1897. Der Derfalser. Vorwort zur Weiten Auflage. „Die Proviuz Sachsen und das Herzogtum Anhalt" hat eine so freundliche Aufnahme und günstige Beurteilung erfahren, daß die 2. Auf- lage ohne einschneidende methodische und stoffliche Änderungen erfolgen kann. Das bisher Gebotene ist genau durchgesehen, geäußerte Wünsche sind möglichst berücksichtigt worden. J
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