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1. Der deutsche Kinderfreund - S. 49

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 49 Neugierde sie so blind, daß sie mit dem Kopfe gegen die Fensterscheibe fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie nicht ein Mal bemerkt batte, daß das Fenster zugemacht war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief, um zu sehen, weswegen sich die Leute versammelten. Bei- nahe wäre sie einst dabei um's Leben gekommen; denn indem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse, der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen wor- den war, mit Stricken gebunden wurde, riß sich das wü- thende Thier los, und nur mit genauer Noth flüchtete sich Margaretha in ein Haus, büßte aber doch dabei ihre Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den Hörnern fasste und ihr vom Leibe riß. Ihre Neugierde verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des Abends unter den Fenstern stehen, um zu hören, was die Leute in der Stube sprachen. Aber bei diesem Horchen lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und ließ sie dann mit der Warnung gehen: künftig horche nicht wieder, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten! 22. Das wissbegierige Mädchen. Karol ine zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu er- werben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhte sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nütz- lich wäre, und warum sie so sein müsste, wie sie war; so hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbegierde befrie- digt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch das Wetter noch so schlecht war, dennoch scheute sie nie den weiten Weg nach der Schule. Außerordentlich groß war ihre Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa bloß darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie las es langsam und mit großer Aufmerksamkeit durch, und daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie fragte: was in dem Buche enthalten sei? Beinahe in al* len weiblichen Arbeiten, und besonders im Nähen und Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülssn einer Frau, welche sie un- ter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein D

2. Der deutsche Kinderfreund - S. 150

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
Tu. Gesundheilslchre. 150 nigstens ein Mal, Darum wäre es wohl Zu wünschen, daß man an jedem Orte Anstalten Zum Baden hätte, und daß das Baden eine allgemeine Sitte würde. Nur dadurch Wird die Haut so rein gehalten, daß sie frei ausdünsten kann. Wenn aber das Baden heilsam sein soll, so muß man folgende Regeln dabei sorgfältig beobachten: 1) Man muß sich vorsichtig an solchen Stellen baden, wo keine Gefahr tjl. 2) Man muß gesund und wohl sein. 3) Man darf nicht erhitzt sein, oder kurz vorher viel ge- gessen haben, 4) Man muß sich nicht langsam, sondern geschwind mit dem Kopfe und dem ganzen Körper, unter das Wasser tauchen. 5) Man muß im Bade nicht still sitzen, sondern sich stark bewegen, oder schwimmen Und 6) Nach dem Bade muß man nicht ruhen, sondern ge« mächlich gehen. In Ii. hatten die mehrsten jungen Leute Lust zum Laden. Sie gingen alletage gegenabend, in Gesellschaft, nach einem Leiche. Einige konnten schwimmen. Diese wollten sich eines Tages, weil einfremder dabei war, als grosseschwimmerzeigen,kleideten sich daher schnell ans, obgleich sie noch vom Gehen erhitzt waren, sprangen inswasser,und durchschwammen denteicheinigemal. Einen von ihnen rührte derschlag, als er noch fern vomufer war$ dies war diefolge der zuschnellen Abwechselung derllitze mit der Kälte. Die übrigenschwimmer waren weit von ihm entfernt,und als *ie herbei kamen theils zu furchtsam, theils zu ermüdet,um ihn retten zu können. Gott! wer schildert das Schmerzgefühl derje- nigen, die gern gerettet hätten, aber nicht schwimmen konnten ! Man lief in grösster Eile, um vom nahen Dorfe einen Kaun und Stangen zu holen. Viele Menschen eilten zur Hülle herbei. Man fand den Verunglückten bald ; Aerzte kamen auch, aber verge- bens war dasbemühenp'hn insleben zurück zu bringen. Schreck- I ich war dielage derer, die denaeltern desertrunkenen dietodes- nachricht bringen mussten. Man denke sich dengram guter Acl- lern, welche die irohellofsnung, an dem schon erwachsenensoh- ■ne einestütze ihres Alters zu haben, aus ein Mal zernichtet sahen ! O vergesset es doch nicht, lieben Kinder, dass Vorsichtigkeit bei jedemunternehmen nöthig ist, vorzüglich aber da, wo nahcgefabr deslebensdroht.! Sollten nicht endlich sovielebeispieledurchihre eigene Schuld Ertrunkener, Vorsicht und Behutsamkeit lehren ? Ein warmes Bad mrtß man in einem hinlänglich war- men Zimmer nehmen, ja nicht in einem kalten; ohne diese Vorsicht wird man sich durch ein warmes Bad mehr scha- de«, als nützen. Theses gilt auch von dm Fußbädern

3. Der deutsche Kinderfreund - S. 168

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
168 Vil Gesundheitslchre. schwind geheilt sein, und nehmen darum einen Quacksal- der an, der dann freilich die Krankheit oft geschwind ge- nug vertreibt, aber auf eine solche Art, daß eine noch ge- fährlichere Krankheit hinterher kommt.. Quacksalber nennt man die niedrigen Betrüger, welche sich rühmen, alle Krankheiten schnell und glücklich zu hei- len, ja sogar die Beschaffenheit und den Ursprung der Krankheit aus dem Urin des Kranken sicher beurtheilen zu können, und die doch nicht die -allergeringste Kenntniß vom menschlichen Körper, von den Heilkräften der Na- tur, und von den Kräften der Arzneimittel haben, daher auch nicht von der Obrigkeit zu Aerzten bestellt sind, son- dern sich eigenmächtig und heimlich zu Aerzten auswerfen. Ueberall finden sich solche Betrüger, und gewöhnlich sind es Hirten, oder Scharfrichter, oder verdorbene Hand- werkslcute. Zuweilen gelingt es ihnen, durch ihre Arz- neien einen Kranken wieder gesund zu machen, aber dann hat alle Mal seine starke Natur das Beste dabei gethan, und er kann froh sein, daß er so glücklich davon gekom- men ist. Sehr oft kommen auch ihre Betrügereien an den Tag, und dann werden sie von der Obrigkeit so hart be- straft, wie sie es verdienen. Sie verstehen die Kunst, einfältige Leute auszufragen, und hernach stellen sie sich, als hätten sie Alles an den llrin gesehen, was ihnen diese erst selbst in ihrer Einfalt. gesagt haben. ,Einige richten ihre Weiber dazu ab, daß sie die Leute, welche den Urin des Kranken bringen, ausforschen, und ihnen dasjenige vorher hinterbringen, was sie nachher mit großer Prahle- rei aus dem Urin prophezeien. Andere horchen hinter der Thür, oder hinter einer spanischen Wand, was die Leute, welche Arznei holen wollen, unter einander reden. So habe ich von einem verdorbenen Schuster gehört, der als ein Wunderdokter weit und breit berühmt wurde; dessen Schwager war Schenkwirth im Dorfe. Wenn nun ein Kranker kam oder schickte, dessen Umstände der Schuster noch nicht wusste, so war er allezeit nicht zu Hause, oder hatte nothwendig zu thun, und seine Frau bestellte die Leute in einer oder zwei Stunden wieder. Gewöhnlich sagte sie ihnen dann, sie möchten nur unter der Zeit in die Schenke gehen, und das thaten sie auch wohl von selbst. Der Schenkwirth war nun von seinem Schwager, dem Wundehokter, dazu angewiesen, wie er die Leute aus«

4. Der deutsche Kinderfreund - S. 56

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
56 Ii. Erzählungen shen, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie '^ar deshalb oft von ihren Gleitern bestraft worden, weil "ltäscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, daß man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und beherrschen lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür musste um ihrentwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen konnte, sogar unreif, ab, bis die Acpfel oder Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb sie fast eben so viel Obst, wenn sie einmal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammer, wo sie die Sahne mit den Fingern aus den Milchgefäßen nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; bald aber entdeckte sich's, daß Frie- derike den Schlüssel zur Milchkammer sehr gut zu finden wusste. Es war also nicht zu verwundern, daß die Aeltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und Alles vor ihr verschlossen, wie vor einem Diebe. Einige Mal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Vater für Freunde in einem Essschranke stehen hatte, und war davon berauscht und tödlich krank geworden. Eines Tages war sie in der Stube allein, und solche Zeiten pflegte sie gern zu ihren Näschereien zu benutzen. Sie sah sich um, ob irgend ein Schrank offen stände, oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben auf dem Schranke ein Näpfchen. Sogleich machte sie Anstatt, zu sehen, ob Etwas für sie zu naschen darin wäre. Sie sehte einen Stuhl an den Schrank, und da dieser noch nicht hoch genug war rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle auf den Tisch, und nahm das Näpfchen herunter. Es war etwas Weißes dar- in, wie gestoßener Zucker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; es schmeckte süß, und sie leckre also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thüre hinein. Friederike erschrack so sehr, daß sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sah, daß Frier derike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Unr glückskind! rief sie, was machst du? Sie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzt, gab ihr Milch ein, daß

5. Der deutsche Kinderfreund - S. 34

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
34 Ii Erzählungen er geweckt würde, oder von selbst erwachte. Aber Franz be- folgte diese Ermahnungen nur sehr wenig, und blieb bei seiner üblen Gewohnheit. In seinem vierzehnten Jahre kam er zu einem Bäkker in die Lehre. Dieser verlangte von ihm, daß er des Abends bis gegen 10 Uhr wachen, und allerlei Geschaffte besorgen, auch im Sommer und Winter früh um 5 Uhr wieder aufstehen sollte. Aber dies war dem verwöhnten Franz un- möglich. Da er nun nicht mehr früh zu Bette gehen durste, so schlief er beständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar ste- hend ein. Einige Male fiel er um, und zerschlug sich den Kopf. Sein Lehrhcrr bestrafte ihn oft wegen seiner Trägheit, aber es half nichts. Franz konnte sich das viele Schlafen nicht abge- wöhnen. Nach Verlauf eines Monats schickte ihn sein Lehr- herr wieder nach Hause, mit der Verficherung, daß er ihn un- möglich behalten könne, weil er gänzlich unbrauchbar sei. Franz wurde auch niemals ein thätiger und ganz brauchbarer Arbeiter. So schwer ist es, eine üble Gewohnheit abzulegen. 4. Die kleinen Diebe. älausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten des Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, welche herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den Zaun zu steigen, und sich einige Birnen zu holen. Was war daö für ein Gedanke? Der Nachbar merkte endlich, daß er bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als cs dunkel wurde, im Garten, um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um, und als sie keinen Menschen im Garten erblickten, liefen sie eilig nach den Birnbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute da- von gehen, als der Herr des Gartens hervorkam, und ihnen in den Weg trat. Wie beschämt und erschrokken standen nun die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, daß er ihnen doch die schlechte Handlung vergeben, imb sie nicht bei ihrem Vater verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, daß sie nimmermehr wieder Etwas wegnehmen wollten. Aber die bösen Kinder hielten nicht Wort, denn nach einigen Wochen fand Ehrmann eines Mor- gens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu seinem Nachbar, und bat ihn, seine Kinder wegen ihrer wie- derholten Dieberei zu strafen. Aber diese leugneten hart- näkkig, daß sie Obst gestohlen hätten, und der Vater glaubte

6. Der deutsche Kinderfreund - S. 40

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
40 U. Erzählungen kein Sprung war so gefährlich, den Christian nicht gewagt hätte, um sich vor andern Knaben etwas sehen zu lassen. Seine Verwegenheit brachte ihm endlich den Tod. Höret die schreckliche Begebenheit, und nehmt euch vor, daß sie'euch zur Warnung dienen soll. Eines Tages spielte Christian mit ei- nigen andern Knaben. Mit der größten Wildheit liefen sie die hohe und steile Treppe des Hauses hinauf und hinunter. End- lich kam Christian auf den unglücklichen Einfall, heute wieder etwas zu versuchen, was er schon einige Mal versucht hatte, nämlich sich mit dem halben Leibe über das Geländer der Treppe zu hängen, und so von oben hinab zu rutschen. O hätte er doch in diesem Augenblikke an die Warnungen sei- ner Pflegeältern gedacht, welche ihm dies Wagestück so oft untersagt hatten! Aber in seiner Wildheit dachte er nicht daran, hängte sich über das Geländer, bekam das Ucberge- wicht, stürzte hinab, und war auf der Stelle todt. 11. Der ehrliche Knabe. ^ l a u s spielte vor der Thüre, als ein Nachbar ihn herbei- rief, und ihn freundlich bat, daß er ihm den Gefallen thun, und vor dem Thore die Post erwarten möchte, um ihm sogleich Nachricht geben zu können, wenn er sie in der Ferne kom- men sähe. Klaus war sehr bereitwillig, diesen Auftrag zu vollführen, denn er war ein dienstfertiger Knabe. Eilig lief er vor das Thor, und stellte sich auf eine Anhöhe, wo er die Landstraße auf eine weite Strekke übersehen konnte. Er hatte schon eine gute halbe Stunde gewartet, als Heinrich vor- beikam. Da er Klausen ansichtig wurde, rief er ihm zu: komm mit mir, drüben auf der Wiese sind alle unsere Schulkame- raden, wir wollen zusammen Ball spielen! Klaus versicherte ihm, daß er jetzt nicht mitkommen könne, so gern er auch mit- spielen möchte; denn er habe seinem Nachbar versprochen, hier auf die Post zu warten, und es ihm zu sagen, so bald er sie kommen sähe. Aber wie lange willst du denn hier in der Sonne stehen? erwiederte Heinrich; das hass du ja gar nicht nöthig, und du hast nun schon lange genug gewartet; ich dächte, du kämest immer mit. Doch Klaus war nicht zum Weg- gehen zu bewegen, so sehr auch der leichtsiuuige Heinrich über seine Einfalt spottete; denn er hatte oft von seinem Pater gehört: ein ehrlicher Mann hält sein Wort. Zwar musste er noch eine volle halbe Stunde warten, ehe die Post kam, und hatte dabei viel Sonnenhitze auszustehen; aber wie groß war auch dann

7. Der deutsche Kinderfreund - S. 49

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 49 Neugierde sie so blind, daß sic mit dem Kopfe gegen die Fensterscheibe fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie nicht ein Mal bemerkt hatte, daß das Fenster zugemacht war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief, um zu sehen, weswegen sich die Leute versammelten. Beinahe wäre sie einst dabei ums Leben gekommen; denn indem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse, der sich los- gerissen hatte, und eben wieder gefangen worden war, mit Strikken gebunden wurde, riß sich das wüthende Thier abermals los, und nur mit genauer Noth flüchtete sich Margarethe in ein Haus, büßte aber doch darüber ihre Schürze ein, welche der Ochse im Vorbcirennen mit den Hörnern fasste und ihr vom Leibe riß. Ihre Neugierde verleitete sie auch, zu hor- che::, und man sah sie oft des Abends unter den Fenstern stehen, um zu hören, was die Leute in der Sti:be sprächen. Aber bei diesem Horchen lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der stc dabei ertappte, züchtigte sie ohne Um- stände dafür recht derb, und ließ sie dann mit der War- nung gehen: künftig horche nicht wieder, sonst hast du noch Schlimmeres zu erwarten! 22. Da6 wissbegierige Mädchen. Caroline zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu erwerben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhte sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nützlich wäre, und warum sie so sein müsste, wie sie war: so hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbegierde befriedigt worden. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch das Wetter noch so schlecht war, dennoch scheute sie nie den weiten Weg nach der Schule. Außerordentlich groß war ihre Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa bloß darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie las es langsam und mit großer Aufmerksamkeit durch, und daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie fragte: was in dem Buche enthalten sei? Beinahe in allen weiblichen Arbeiten, und besonders im Nähen und Strikken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülfinn einer Frau, welche sie un- ter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 56

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
56 Ii. Erzählungen schen, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie war deshalb oft von ihren Aeltern bestraft worden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, daß man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und beherrschen lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthüre musste um ihrentwitten beständig verschlossen sein, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen konnte, sogar unreif, ab, biß die Aepfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb sie fast eben so viel Obst, wenn sie ein Mal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammcr, wo sie die Sahne mit den Fingern aus den Milchgefäßen nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; aber bald entdeckte sichs, daß Frie- derike den Schlüssel zur Milchkammer sehr gut zu finden wusste. Es war also nicht zu verwundern, daß die Aeltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und Alles vor ihr verschlossen, wie vor einem Diebe. Einige Mal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Vater für Freunde in einem Essschranke stehen hatte, und war davon berauscht und tödtlich krank geworden. Eines Tages war sie in Ser Stube allein, und solche Zeiten pflegte sie gern zu ihren Näschereien zu benutzen. Sie sah sich um, ob irgend ein Schrank offen stände oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben auf dem Schranke ein Näpfchen. Sogleich machte sie Anstalt, zu sehen, ob Etwas für sie zu naschen darin wäre. Sie setzte einen Stuhl an den Schrank, und da dieser noch nicht hoch genug war, rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle auf den Tisch, und nahm das Näpfchen herunter. Es war etwas Weißes dar- in, wie gestoßener Zukker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; es schmeckte süß, und sie leckte also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thür hinein. Friederike erschrak so sehr, daß sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sah, daß Frie- derike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Un- glückskind! rief sie, was machst du? — Sie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzte, gab ihr Milch ein, daß

9. Der deutsche Kinderfreund - S. 64

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
64 Ii. Erzählungen will ich gewiß nicht wieder ins Wirthshaus gehen und spie- len! so ließ er sich doch immer wieder verführen, wenn ei- ner seiner Kameraden kam, und ihm zuredete. Die Hoff- nung, das Verlorene wieder zu gewinnen, trieb ihn immer wieder in das Wirthshaus und an Len Spieltisch; aber wie traurig schlich er dann des Abends nach Hause, wenn er nun abermals verloren, oder doch Nichts gewonnen hatte! Einst war er dadurch in so große Geldnoth gerathen, daß er sich gar nicht mehr zu helfen wusste, und da kam er auf den schrecklichen Gedanken, in einem Hanse, wo er arbeitete, zu stehlen. Er nahm einen Rock und einen silbernen Löffel weg, nicht ohne große Angst und Beklemmung. (O, hätte er doch lieber gehungert, oder Andere um eine Gabe angesprochen!) Als er den Löffel verkaufen wollte, ward er als verdächtig angehalten, sein Diebstahl kam heraus, und er musste lange im Gefängnisse sitzen. Dadurch kam er vollends herunter, und von dieser Zeit an wurde er nie wieder recht fröhlich, und gelangte auch niemals zu einigem Wohlstände. Wie traurig sind die Folgen der Spiel sucht! 35. Der undankbare Schüler. Änton wurde von seinen Aeltern zwar in die Schule ge- bracht, aber nicht dazu angehalten, die Schule ordentlich zu besuchen; daher kain er oft zu spät, und manche Tage gar nicht in die Schule. Wenn der Lehrer dann nach ihm fragte so hieß es immer: Amon habe für seine Aeltern weggehen müssen, oder er sei krank, oder auch: er könne heute nicht kommen, weil er zu Hause nothwendig zu thun habe. Da- mit war der Lehrer freilich nicht zufrieden; denn wie war es wohl möglich, daß Anton in Kenntnissen weiter kam, wenn er die Schule so oft versäumte? Aber was den Lehrer vorzüg- lich verdroß, war dies, daß Anton sich gar nichts aus dem Un- terrichte rnachte, sich immer treiben ließ, und keinen Lerneifer zeigte, besonders nachdem er endlich so weit gekommen war, daß er ein wenig lesen und schreiben konnte; denn dieser Kna be war thöricht genug, zu meinen, er thue nur dem Lehrer damit einen Gefallen, wenn er in der Schule fleißig und auf- merksam sei. Es fiel ihm gar nicht ein, dies fitr seine Schul- digkeit zu halten. Er hatte daher die vier Jahre in wel- chen er die Schule besuchte, schlecht genug angewandt, und wenig gelernt. Desto mehr erstaunte der Lehrer, als Anton eines Tages in die Schule trat, und ihm anzeigte, daß et

10. Der deutsche Kinderfreund - S. 72

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
72 ll. Erzählungen Jetzt schlug die Glokke zehn. Nun war es Zeit, zu Bette zu gehen. Sie sagten Alle dem Vater gute Nacht, und jedes Kind sprach dabei: du sollst sehen, Vater, daß ich morgen früh um sechs Uhr aus dem Bette sein will. Nun legten sie sich zu Bette, und jedes sagte für sich, ehe es ein- schlief: halb sechs Uhr! halb sechs Uhr! Bernhard schrieb sogar Mit Kreide über sein Bette: morgen um halb sechs Uhr steht Bernhard auf! — Da sah man recht, daß der Mensch Alles kann, was er recht ernstlich will. Kaum hatte es am andern Morgen ein Viertel auf Sechs geschlagen, so waren schon alle Kinder munter. Jedes stand auf, zog sich an, und schlich sich zur Kammer hinaus; denn jedes glaubte das erste zu sein. Aber fast zu gleicher Zeit kamen sie alle in der Wohnstube an. Guten Morgen! riefen sie freudig eins dem andern zu. Nun, sagten sie, wollen wir doch sehen, was für ein Fest uns der Vater machen wird! Sie gingen zum Vater. Ei, sprach dieser, wenn der Vater verspricht, den Kindern ein Fest zu machen, dann kön- nen sie Alle früh aufstehen. Nun, ich halte Wort. Aber erst thut, Kinder, was alle gute Kinder thun, sobald sie aus dem Beite kommen. — Da kämmten sie sich, wuschen sich die Hände und das Gesicht, und spülten den Mund mit frischem Wasser aus. Nun kamen sie wieder zum Vater, und Hann- chen fragte ungeduldig: machst du uns nun ein Fest? — Da ist's! rief der Vater, und warf jedem Kinde eine Kappe über den Kopf. Vor den Augen, der Nase und dem Munde war ein Gitter von Drath, und der ganze übrige Kopf war mit einem Tuche bedeckt. Merkt ihr was? sprach Bernhard zu den andern Kin- dern, der Vater schneidet gewiß Honig. Richtig! sagte der Vater, gefällt euch dieser Spaß? O ja! o ja! riefen alle, und folgten dem Vater, der nun auch eine Kappe über den Kopf nahm, und jedem Kinde Etwas zu tragen gab. Bernhard trug eine Pfanne voll Koh- len, die glühend waren; Karl ein Büschel Wcrmuth; von den Mädchen jedes ein langes Messer; der Vater und die Mutter folgten mit einem Siebe und einem Paar Schüs- seln nach. Jetzt kam der ganze Zug im Garten an, und nun ging das Fest recht an. Der Vater machte das Haus auf, in dem die Bienen waren, und trug jeden Stock von seinem Platze weg; dann nahm er ein Büschel Wermuth, das er auf die
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