und des Nachdenkens.
5
Wer sich beschmutz hat, muß sich waschen; wer ger
fund bleiben will, muß mäßig essen und trinken; wer etr
mas lernen will muß fleißig und aufmerksam sein; wer
gut schlafen will, muß am Tage fleißig arbeiten, und we-
der zu viel essen, noch zu viel trinken; wer bei seinen Haus-
genossen beliebt sein will, muß dienstfertig, aufrichtig und
freundlich sein; wer etwas begreifen will, muß nachden-
ken; wer sich nicht verirren will, muß nach dem rechten
Wege fragen; wer satt werden will, muß essen; wer ge-
lobt sein will, muß sich anständig und vernünftig betra-
gen; wer seinen Aeltern Freude machen will, muß in der
Schule fleißig, zu Hause sittsam und gehorsam, und bei
fremden Leuten artig sein; wer seine Kleider lange haben
will, muß sie schonen und reinlich halten; wer schnell nach
einem Orte hinkommen will, muß eilen, und nicht säumen.
Wer viel Geld einnimmt, kann auch viel Geld ausge-
den, oder er kann auch etwas ersparen^. Wer ein Hand-
werk gelernt hat, kann sich selbst ernähren. Wer krank und
schwach ist, kaun sich nicht selbst ernähren. Wer in der
Schule nicht fleißig und aufmerksam ist, kann nichts lernen.
Ich wohne in einem Hause, welches mehrere Stockwer-
ke, mehrere Stuben und Kammern, Küche und Keller und
einen Boden hat. Iu großen Häusern haben mehrere Fami-
lien Wohnungen. Diejenigen sind meine Hausgenossen,
welche mit mir in Einem Hause wohnen. Ich gehöre zu
einer Familie, und diese Familie besteht aus meinen Aelr
tern, meinen Geschwistern und Verwandten.
Der, welchem ein Haus gehört, heißt der W i r t h, oder
der Eigenthümer, oder auch der Besitzer des Hau-
ses. Wer kein eigenes Haus besitzt, muß sich in dem Hause
eines Andern eine Wohnung miethen. Er bezahlt nämlich
dafür, daß er in einem fremden Hause wohnen darf, jähr-
lich ein gewisses Geld an den Eigenthümer des Hauses.
Dieses Geld wird das Miethsgeld, oder der Zins genannt.
Zu einer guten Wohnung gehören Helle, geräumige
und trokkene Stuben, luftige und geräumige Kammern,
bequeme und helle Treppen. Die Küche, der Keller und
der Boden müssen ebenfalls geräumig und luftig sejn. Sol-
che Häuser, deren Mauern und Wände bloß von Steinen auf-
geführt sind, werden massive Häuser genannt, und
sind die dauerhaftesten. Ein massives Haus kann einige
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
148 Vii. Gesundheitslehre.
er lange darin lebt, allerlei böse Krankheiten, besonders
Fieber, zu.
Die frische und reine Luft ist also dem Menschen
zum Gesundsein eben so nothwendig, wie Speise und Trank,
und wie dem Fische das frische Gasser. Habt ihr nicht gese-
hen, daß Pflanzen in der besten Erde, und Thiere bei dem
besten Futter, ohne frische Luft verderben? Wie könnte der
Mensch ohne frische Luft gedeihen und leben, gesund und
froh sein? Wie sehr freuet ihr euch, wenn ihr lange in der
Stube habt sitzen müssen, und nun auf ein Mal vor's Thör-
in die frische reine Luft kommet! Nicht wahr, da ist euch
noch ein Mal so wohl als in der dunstigen Stube ?
Wenn in einer kleinen Stube viele Menschen bei ein-
ander sind, und besonders darin bei einander schlafen, so ver-
dirbt die Luft. Was ist nun da zu thun? Man muß Mor-
gens, Mittags und Abends die Fenster und Thüren auf ei-
nige Minuten öffnen, und die frische Luft von außen hinein-
lassen. Aber thun das wohl alle Menschen? Ist es Winter,
oder Herbst, so sagen die Meisten, es wäre ja Schade, wenn
man die schöne Wärme wollte zum Fenster hinausgehen las-
sen! Und im Sommer haben sie wieder andere Einwendun-
gen. Aber ist es nicht besser, ein wenig frieren, und dabei
gesund sein, als warm sitzen, und dabei kränklich, schwach
und verdrießlich sein?
Noch schlimmer ist es, wenn in der Stube, außer den
Ausdünstungen der Menscbcn, auch noch der Dampf von
Oellampen, Talglichtcrn oder Lichtschnuppen, oder vom Bü-
geln und Plätten der Wäsche, oder vom Wollkämmen und
von brennenden Holzkohlen die Luft verdirbt. Dann können
die Menschen nicht nur krank werden, sondern sogar erstik-
ken. Man kann die Luft dadurch verbessern, daß man
Essig auf einen glühenden Stein gießt. Ein Windofen ist
ein guter Luftreiniger.
Wer in einer Stube schläft, in welcher frische Wäsche zum
Trocknen aufgehängt ist, seht sich in die größte Gefahr, plötz-
lich an einem Schlagflusse zu sterben, oder wenigstens uner-
trägliche Kopfschmerzen und heftigen Schwindel zu bekommen.
Höret wie es dem Gastwirth Müller ging. Dieser hatte
eine ganzenacht nicht schjalen können, und weilte gern am
andern Tage ein wenig Mittagsruhe halten. Aher in der Gast-
stube war unaufhörlich Geräusch. Seinefrau rieth ihm, oben
aut eine abgelegene Stube zu gehen, weil er da ganz ungestört
schlafen könne. Sie selbst führte ihn hinauf, und schloss die
Thür ab, mit dem Versprechen, ihn in eiiux^güten Stunde zu
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
160
Vii. Gesundheitslchre.
gereinigt, und wo möglich alle Jahr geweißt werden.
Dies ist gesund und auch löblich, denn es ist ein Zeichen
der Liebe zur Ordnung und zur Reinlichkeit.
Bei kaltem Wetter muß man die Stuben nicht unmär
ßig Heizen, und sich nicht an den heißen Ofen setzen oder
stellen, am allerwenigsten sich auf die Ofenbank legen und
schlafen; denn das macht den Menschen dumm und krank.
Torf und Steinkohlen zu brennen, und damit zu heizen,
ist nicht schädlich, wenn nur die Oefen gehörig eingerichtet
sind, und die nöthige Vorsicht angewendet wird- Eine sehr
üble und gefährliche Gewohnheit ist es, die Schlafstube
noch kurz vor dem Schlafengehen zu Heizen. Daraus kann
großes Unglück entstehen, wie ihr aus folgender Ge-
schichte lernen könnt.
, Eine wohlhabende Wittwe, welche zwei erwachsene Töch-
ter hatte, musste eine Macht aus dem Hause bleiben, um
bei ihrer kranken Schwester zu wachen. Die beiden Mäd-
chen dachten , sie wollten sich ein Mal recht was zu Aule
thun, und heizten, weil der Abend sehr kalt war, die Schlaf-
stube ungewöhnlich stark. Nun gingen sie beide fröhlich zu
Bette, nachdem sie zuvor den Ofen fest zugemacht hatten.
Die Unglücklichen! Sie standen nicht wieder auf; denn der
Ofen bekam von der starken Hitze einen Hiss, und ein Stück
Holz, welches nur halb verbrannt war, fing an zu schwelen,
und füllte bald die ganze Stube mit Rauch an. Beide Mäd-
chen mussten ohne Rettung erstikken. Zwar war die Eine
vom Schlafe erwacht, aber vergebens hatte sie es versucht,
die Thür zu erreichen; man fand sie in schrecklicher Ge-
stalt auf dem Boden liegen ; in der Todesangst hatte sie sich
das ganze Gesicht zerkratzt, und die Haare ausgerauft. Welch
ein Anblick war es für die unglückliche Mutter, als sie am
Morgen ihre beiden gebebten Kinder, die Hoffnung und Stütze
ihres Alters, nicht mehr am Beben fand! O lernet doch, so
lieb euch euer Leben ist, mit Feuer und Licht behutsam um-
gehen , lieben Kinder, damit euch nicht ein ähnliches Un-
glück widerfahre!
Merket euch auch dies, daß es äußerst gefährlich ist, die
Stuben und Stubenkammern, oder sich selbst durch Holz-
kohlen , welche in einem Feucrbekken oder in einem Topfe
sind, zu erwärmen; man wird davon elend, und kann sehr
leicht t'.stikken, wenn in dem Topfe Fett gewesen ist, oder
die Kohlen nicht völlig ausgebrannt sind.
10. Won Erhitzungen und Erkältungen.
Wenn man durch heftige körperliche Bewegung, durch
Arbei-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
und des Nachdenkens.'
21
Lebens nothwerdkg. Alles dies bedarf jeder Mensch, um
zu leben; es sind Bedürfnisse.
Aber wir Alle können leben, wenn wir auch keinen Wein
zu trinken, keinen Kuchen zu esseu, und keine seidene Kleider
anzuziehen härten. Diese Dinge bedarf der Mensch als»
nicht; sie sind nicht nothwendig zu seiner Erhaltung, sie ger
hören nur Zum Wohlsein. Wer recht müde ist, der schläft
auch auf der bloßen Erde sanft und ruhig, aber er schläft
freilich lieber auf einem weichen Bette. Auf der harten Bank
lässt sich's recht gut sitzen und ausruhen; aber freilich sitzt
es sich auf dem weich gepolsterten Stuhle bequemer und ane
genehmer. Ein Nock von dem gröbsten Tuche thut recht gu.'
te Dinste, denn er schützt vor Kälte, Wind und Regen; aber
es ist freilich angenehmer, einen Nock von feinem Tuche zu
haben, der mit schönen Knöpfen besetzt ist. Also weiche
Betten, gepolsterte Stühle und kostbare Kleidungsstükke oder
Putz, gehören nicht zu den Bedürfnissen, sondern zu den
Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens, und zur
Pracht oder zum Aufwands. Aber wozu gehört der Spier
gel, die Uhr und die Violine?
Wenn wir hinreichende und gesunde Nahrung, brauche
bare Kleider und eine gute Wohnung haben, so wollen wir
zufrieden sein, wenn auch die Nahrung nicht ausgesucht und
lekker, die Kleidung nicht kostbar und glänzend, die Wohr
nung nicht prächtig, oder nicht ganz gemächlich ist.
Die Kleider schützen meinen Leib vor Kälte und Son-
nenhitze. vor Wind, Regen und Staub, und erwärmen ihn.
Einige Kleidungsstükke sind auch manchen Hand-
werkern bei ihrer Arbeit nützlich und nothwendig, z. B- die
Schürzen den Bäkkern, Töpfern, Maurern und Zimmerlcu-
tcn, (wozut); das Schurzfell dem Bergmann; das blaue
oder weiße Hemde, welches über den Nock gezogen wird, dem
Fuhrmann u. a. m. Daher kann man auch oft schon an
der Kleidung merken, was für ein Gewerbe jemand treibt,
oder zu welchem Stande er gehört. An seiner Kleidung kann
ich den Soldaten von dem Handelsmanne, den Bedienten
von seinem Herrn, den Bauer von dem Einwohner der
Stadt, den Prediger von dem Kaufmann, den Bäcker von
dem Schornsteinfeger unterscheiden.
Die Kleidung eines Soldaten, eines Untcrofsiziers und
Postillions (Postknechts) wird die Moncur genannt. Die
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Regionen (OPAC): Berlin
Geschlecht (WdK): koedukativ
und des Nachdenkens.
5
Wer sich beschmutzt hat, muß sich waschen; wer ge-
sund bleiben will, muß mäßig essen und trinken; wer et-
was lernen will, muß fleißig und aufmerksam sein; wer
gut schlafen will, muß am Tage fleißig arbeiten, und we-
der zu viel essen, noch zu viel trinken; wer bei seinen Haus-
genossen beliebt sein will, muß dienstfertig, aufrichtig und
freundlich sein; wer etwas begreifen will, muß nachden-
ken; wer sich nicht verirren will, muß nach dem rechten
Wege fragen; wer fält werden will, muß essen; wer ge-
lobt sein will, muß sich anständig und vernünftig betra-
gen; wer seinen Aeltern Freude machen will, muß in der
Schule fleißig, zu Hause sittsam und gehorsam, und bei
ftemden Leuten artig sein; wer seine Kleider lange haben
will, muß sie schonen und reinlich halten; wer schnell nach
einem Orte hinkommen will, muß eilen, und nicht säumen.
Wer viel Geld einnimmt, kann auch viel Geld ausge-
den, oder er kann auch etwas ersparen. Wer ein Hand-
werk gelernt hat, kann sich selbst ernähren. Wer krank und
schwach ist, kann sich nicht selbst ernähren. Wer in der
Schule nicht fleißig und aufmerksam ist, kann nichts lernen.
Ich wohne in einem Hause, welches mehrere Stockwerke,
mehrere Stuben und Kammern, Küche und Keller und ei-
nen Boden hat. In großen Häusern haben mehrere Fami-
lien Wohnungen. Diejenigen sind meine Hausgenossen,
welche mit mir in Einem Hause wohnen. Ich gehöre zu
einer Familie, und diese Familie besteht aus meinen Ael-
tern, meinen Geschwistern und Verwandten.
Der, welchem ein Haus gehört, heißt der Wirth, oder
der Eigenthümer, oder auch der Besitzer des Hau-
ses. Wer kein eigenes Haus besitzt, muß sich in dem Hause
eines Andern eine Wohnung miethen. Er bezahlt nämlich
dafür, daß er in einem ftemden Hause wohnen darf, jährlich
ein _ gewisses Geld an den Eigenthümer des Hauses.
Dieses Geld wird das Micthsgeld, oder der Zins genannt.
Zu einer guten Wohnung gehören Helle, geräumige
und trokkene Stuben, luftige und geräumige Kammern,
bequeme und Helle Treppen. Die Küche, der Keller und
der Boden müssen ebenfalls geräumig und lustig sein. Solche
Häuser, deren Mauern und Wände bloß von Steinen auf-
geführt sind, werden massive Häuser genannt, und
sind die dauerhaftesten. Ein massives Haus kann einige
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Regionen (OPAC): Berlin
Geschlecht (WdK): koedukativ
7
und des Nachdenkens.
oder von Tuch gemacht sind, und warum ein Wagen gewöhn-
lich nicht mehr als vier Räder hat.
Ich kann einsehen, warum ich nicht immer thun darf,
was ich will; warum ich thun soll, was meine Aeltern und
Lehrer wollen; warum ich folgsam, fleißig und aufmerksam
sein soll. — Ich weiß, warum die Thüren hoch, die
Dächer schräge, die Keller gewölbt sind, warum die Küchen
einen Heerd von Steinen und nicht von Holz haben, und
die Straßen gepflastert sein müssen.
Ich bemerke, daß der Tisch und die Bank einander
ähnlich sind, und weiß auch, worin diese Aehnlickkeit
besteht. Ich bemerke, daß beide aus Holz gemacht sind,
beide sich durch den Gebrauch abnutzen, beide im Feuer
verbrennen (verbrennbar sind), und beide Füße haben. Aber
ich sehe auch ein, daß beide einander unähnlich oder von
einander verschieden sind; denn ich bemerke an dem einen
Manches, was an dem andern nicht ist, z. B. —
Die Rose ist der Nelke ähnlich; denn beide sind
Blumen; beide haben einen schönen Geruch und schöne
Farben; beide haben eine Wurzel, Blätter und Stengel;
4eide entstehen aus einer Knospe; beide blühen eine kurze
Zeit, und welken dann. Aber die Rose ist auch von der
Nelke verschieden; denn sie hat einen andern Geruch,
sie hat nur Eine Farbe, die Nelke aber ist gewöhnlich bunt.
An der Rose sind Stacheln, aber an der Nelke nicht. Die
Rose hat breite und nmde Blätter, die Nelke hat schmale
und längliche. Ich habe jetzt die Rose mit der Nelke ver-
glichen, ich habe aber auch beide von einander unter-
schieden. Dies können die Thiere nicht, denn sie haben
keinen Verstand.
Ich kenne allerlei Dinge, welche ich mit Aufmerksam-
keit betrachtet habe. Ich kenne eine Menge Pflanzen, welche
in dem Garten wachsen, z. B. Mohrrüben (Möhren),
Bohnen, Erbsen, Gurken, Weinstökke, Rettige, Salat-
kräuter, allerlei Arten von Kohl oder Kraut, Petersilie,
Schnittlauch, Salbei, Spargel, Psefferkraut. Ich kenne
das Unkraut, und weiß es von den nützlichen Pflanzen
zu unterscheiden.
Auf dem Felde wächst Roggen, Weizen, Gerste, Ha-
fer, Flachs, Hans und Kohl; auch Linsen, Bohnen, Erb-
sen und Kartoffeln wachsen auf dem Felde, und. werden
daher Feldfrüchte genannt.
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Regionen (OPAC): Berlin
Geschlecht (WdK): koedukativ
1 49
. Vii. Gesundheitslehre.
Noch schlimmer ist es, wenn in der Stube, außer den
Ausdünstungen der Menschen, auch noch der Dampf von
Oellampen, Talglichtern oder Lichtschnuppen, oder vom Bü-
geln und Plätten der Wäsche, oder vom Wollkämmeu und
von brennenden Holzkohlen die Lust verdirbt. Dann können
die Menschen nicht nur krank werden, sondern sogar erstik-
ken. Man kann die Luft dadurch verbessern, daß man
Essig aus einen glühenden Stein gießt. Ein Windosen ist
ein guter Luftreiniger.
Wer in einer Stube schläft, in welcher frische Wäsche zum
Trocknen ausgehängt ist, setzt sich in die größte Gefahr, plötz-
lich an einem Schlagflusse zu sterben, oder wenigstens uner-
trägliche Kopfschmerzen und heftigen Schwindel zu bekommen.
Höret, wie es dein Gastwirth Müller ging. Dieser hatte
eine ganze Nacht nicht schlafen können, und wollte gern am
andern Tage ein wenig Mittagsruhe halten. Aber in der Gast-
stube war unaufhörlich Geräusch. Seine Frau rieth ihm, oben
auf eine abgelegene Stube zu gehen, weil er da ganz ungestört
schlafen könne. Sie selbst führte ihn hinaus, und schloss die
Thür ab, mit dein Versprechen, ihn in einer guten Stunde zu
wekken. In dieser Stube war eine Menge frische Wäsche aufge-
hängt; das bedachte die Frau nicht. Als sie nach einer Stunde
kam, um ihren Mann zu wekken, fand sie ihn, vom Schlage ge-
rührt, todt im Lehnstuhle.
Eben so schädlich sind die Ausdünstungen stark rie-
chender Blumen, und frisch mit Kalk übertünchter, oder mit
Farben angemalter Wände.
In einer ordentlichen und reinlichen Wohnstube sieht
man keine Spinngewebe, im Sommer nur wenig Fliegen,
keinen Staub, kern Stroh und keinen Unrath, also ;. B.
keine Aepselschalen, oder Knochen. Die Fenster sind hell
und klar, und man spürt keinen üblen Geruch oder stinkende
Ausdünstungen.
4. Du sollst reinlich und ordentlich sein.
Ferdinand nahm sich des Morgens nie die Zeit, sich
zu waschen und zu kämmen, rtnd seine Kleidungsstükke gehö-
rig zu säubern. Er spottete wohl gar über seine reinliche
Schwester Marie, wenn sie sich bei dem Aufstehen sorg-
fältig den Mund mit reinem urrd kaltem Wasser ausspühlte,
die Zähne putzte, das Gesicht, den Kopf und die Ohren wusch,
und dann ihr langes Haar mit vieler Mühe auskämmte.
Diesem guten Beispiel folgte der unreinliche Ferdi-
nand nicht, so oft ihn auch der Vater und die Mutter
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Regionen (OPAC): Berlin
Geschlecht (WdK): koedukativ
Igo
Vii. Gesundheitslehre.
9. Von den Wohnungen.
§3enn eine Wohnung gesund sein soll, so müssen die Stu-
den und Kammern hell, geräumig imb lustig sein. In dun-
keln, dumpfigen und feuchten Wohnungen werden die Men-
schen ungesund uitd schwach, gichtisch und kränklich, sogar
dumm, verdrießlich und schwcrmüthig. Kinder gedeihen
in solchen Wohnungen nicht, sondern werden blaß, schwel-
len, zehren aus, und sterben. Wer aus Armuth in feuch-
ten Kellerstuben wohnen muß, kann sie verbessern, wenn er
ihnen von Innen und von Austen vieles Licht, und so viel
als möglich reine Luft zu verschaffen sucht, den niedrigen
Fußboden erhöhet, und die feuchten Wände frisch und trotten
ausmauert.
Stuben und Kammern müssen alle Tage gekehrt und
gereinigt, und wo möglich alle Jahr geweißt werden. Dies
ist gesund und auch löblich, denn es ist ein Zeichen der
Liebe zur Ordnung und zur Reinlichkeit.
Bei kaltem Wetter muß man die Stuben nicht unmä-
ßig Heizen, und sich nicht an den heißen Ofen setzen oder
stellen, am allerwenigsten sich auf die Ofenbank legen und
schlafen; denn das macht den Menschen dumm und krank.
Torf tind Steinkohlen zu brennen, und damit zu Heizen,
ist nicht schädlich, wenn nur die Oefen gehörig eingerichtet
sind, und die nöthige Vorsicht angewendet wird. Eine sehr
üble und gefährliche Gewohnheit ist es, die Schlafstube noch
kurz vor dem Schlafengehen zu Heizen. Daraus rann groß-
ßes Unglück entstehen, wie ihr aus folgender Geschichte ler-
nen könnt.
Eine wohlhabende Wittwe, welche zwei erwachsene Töch-
ter hatte, musste eine Nacht aus dem Hause bleiben, um bei
ihrer kranken Schwester zu wachen. Die beidenmädchen dach-
ten, sie wollten sich ein Mal recht was zu gute thun, und
heizten, weil der Abend sehr kalt war, die Schlafstube unge-
wöhnlich stark. Nun gingen sie beide fröhlich zu Bette, nach-
dem sie zuvor den Ofen fest zugemacht hatten. Die Unglückli-
chen! Sie standen nicht wieder auf; denn der Ofen bekam von
der starken Hitze einen Riss, und ein Stück Holz, welches nur
halb verbrannt war, sing an zu schwelen, und füllte bald die
ganze Stube mit Rauch an. Beide Mädchen mussten ohne Ret-
tung erstikken. Zwar war die Eine vom Schlafe erwacht, aber
vergebens hatte sie es versucht, die Thür zu erreichen; man
fand sie in schrecklicher Gestalt auf dein Boden liegen; in der
Todesangst hatte sie sich das ganze Gesicht zerkratzt, und die
Haart* ausgerauft. Welch ein Anblick war es für die unglück-
, liehe
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
3 —
herabfielen. Sie nährten sich von dem Fleisch ihrer Herdentiere und
von den Erträgen der Jagd. Dazu aßen sie Haferbrei, Beeren und
Waldfrüchte und tranken die Milch der Haustiere. Ihr Lieblings-
getränk war der Met, der aus dem Honig der Waldbienen bereitet
wurde.
Ihre Kleidung. Unsere Vorfahren kleideten sich höchst ein-
fach. Die Männer trugen entweder die Felle wilder Tiere oder ein
kurzes Gewand aus Wolle oder Leinwand. Arme, Brust und Beine
blieben häufig frei. Im Winter wurde ein Pelz getragen, den oben ein
Dorn oder eine Spange zusammenhielt. Die Frauen und Mädchen
legten ein ärmelloses, linnenes Gewand an. Kleine Kinder blieben
unbekleidet.
Die Wohnung. Die Deutschen liebten es nicht, in Städten
und Dörfern beieinander zu wohnen. Wo ihnen eine Quelle, eine
Wiese oder Waldlichtung gefiel, da bauten sie sich an. Das Haus war
ein Blockhaus. Es wurde aus unbehauenen Baumstämmen errichtet.
Eine Hecke oder ein Zaun schloß das ganze Gehöft ein. Die Dächer
der einstöckigen Gebäude waren mit Schilf oder Stroh gedeckt. An
dem Eingänge war die Vorhalle. Der Hauptbalken über dem Ein-
gänge zeigte die „Hausmarke". Rinder- oder Pferdeschädel, die man
am Haufe oder an den Türpfosten befestigte, sollten das Gehöft gegen
feindliche Mächte schützen. Das Innere des Wohnhauses war ein
großer Raum; in seinem hinteren Teile stand der Herd mit dem
immer brennenden Feuer. Darüber hing an einer Kette ein großer
Kessel. Fenster und Schornsteine gab es nicht. Ter Rauch fand feinen
Weg durch eine kleine Dachöffnung. In der Nähe des Herdes ivar
der Ehrenplatz für den Hausherrn und für die Gäste. An den Wän-
den zogen sich Bänke entlang. Neben dem Wohnhause lagen die
Ställe und die Wirtsschaftsgebäude. Rings um das Gehöft dehnten
sich die Felder, Wiesen und Wälder aus.
Die Beschäftigung. Lockte den Deutschen nicht Krieg oder
Jagd, so lag er daheim auf der Bärenhaut, oder er faß beim Spiel
und Gelage. Es wurde um Pferde und Rinder, um Knechte und
Mägde, ja um die eigene Freiheit gespielt. Selten ging der freie
Mann ohne seine Waffen aus. Mit großer Geschicklichkeit schleuderte
er den Spieß gegen die Feinde und die Tiere des Waldes. Den
Körper schützte ein Schild von Lindenholz oder Weidengeflecht. Der
freie Mann trug ein kurzes Schwert an der Seite. Die Frauen hatten
die Hausarbeiten zu besorgen und die Gewänder für die Hausge-
nossen anzufertigen; den Acker mußten die Knechte bestellen. Nur
wenn es sich um die Herstellung von Waffen handelte, griff der
freie Mann zum Hammer. An den Grenzen des Landes wurde
Tauschhandel getrieben. Man tauschte Garten- und Feldfrüchte gegen
Schmucksachen, Waffen und Geräte ein.
Ihre Tugenden und Fehler. Die alten Deutschen waren
sehr gastfreundlich. Kein Fremder wurde von der Schwelle gewiesen.
1
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
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Ertönte die Abendglocke, so mußte sich der Bürger nach Hause begeben.
Während der Nacht zog die Scharwache durch die Straßen und griff
die Ruhestörer auf.
Das Leben im Hause. Die Häuser waren meist mit großen
Strohdächern versehen. Auf der Spitze befand sich nicht selten ein
Storchnest. Fenster und Schornsteine kannte man anfangs nicht. Der
vom Herd aufsteigende Rauch suchte seinen Weg durch die Tür oder
das im Dach angebrachte „Windauge". Als die Fenster auskamen,
ließ man sie im Sommer offen stehen. Im Winter wurden sie mit
Tüchern oder Stroh verstopft. Die Stuben und Kammern des Hauses
waren eng und winklig. Um möglichst viel Raum zu erhalten, ragten
die oberen Stockwerke über die unteren hinaus. Man stützte sie durch
hohe Pfeiler, so daß längs der Straße offene Gänge entstanden. Außen
am Hause sah man einen Klopfer und das Hauszeichen, nach dem
das Haus und meist auch der Besitzer genannt wurde.
Die Hauseinrichtung war einfach. Die Wände der Zimmer waren
mit Kalk getüncht. Wohlhabende Leute behängten sie bei festlichen Ge-
legenheiten mit Teppichen und Tüchern. Längs der Wände zogen sich
Bänke entlang. Sie wurden am Abend mit Kissen belegt und dienten
als Schlafstätten Bei vornehmen Familien legte man zuerst ein Laken
und dann Betten darauf. An Hausgeräten gab es noch Stühle ohne
Arm- und Rückenlehne und große Truhen für die Kleider. Auf den
Tischen standen die aus Holz oder Ton hergestellten Becher und
Teller, die später vielfach aus Zinn und Silber hergestellt wurden.
Ganz besonders beliebt war das Baden in den Badstuben. Es gab wohl
keine Stadt, die nicht ern öffentliches Bad gehabt hätte. Am frühen
Morgen gab der Bader mit dem Horn ein Zeichen, daß das Bad
bereitet sei, oder er schickte fernen Ausrufer durch die Straßen, um
zum Baden einzuladen. In den Flüssen und Seen war das Baden
von der Obrigkeit verboten. -—
Mar nährte sich von Brot, Gemüse, Hülsensrüchten, Käse
mib geräuchertem und gesalzenem Fleisch. Frisches Fleisch gab es
nur selten. An den Fasttagen lieferten die Flüsse und Seeen
wohlschmeckende Fische und Krebse. Das Brot durfte auf keinem
Tische fehlen. Alle Speisen wurden tüchtig mit Pfeffer, Muskat
und Zimt gewürzt. Da die Gabeln noch nicht bekannt waren,
so fischte man aus den Schüsseln die in der Küche mundrecht ge-
schnittenen Bissen mit den Fingern heraus. Zu den Speisen trank
man Met, Bier und gewürzten Wein. Das Bier wurde in den Haus-
haltungen selbst gebraut, und jeder Bürger hatte das Recht, selbst-
gewonnenen Wein und eigengebrautes Bier zu verkaufen. Durch die
am Hause angebrachten Kränze, Krüge und Strohbündel oder durch
Weinknechte lud man zum Trinken ein. Trotz aller Einfachheit ging
es bei festlichen Gelegenheiten, bei Hochzeiten, Kindtausen und Be-
erdigungen verschwenderisch her. Häufig mußte der Rat die Zahl
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]