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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 106

1879 - Berlin : Nicolai
106 für eine Sendung „langer Kerle;" seine Werber suchten nach denselben in allen Ländern und schleppten sie oft mit Gewalt fort. Die Erwerbung Vorpommerns. Bei aller Sorge für das Heer war der König doch sehr wenig geneigt, Krieg zu führen, weil er nicht die Wohlfahrt feines Staates auf das Spiel setzen wollte. Nur ein Mal ließ er seine Regimenter marschiren. Als nämlich in dem nordischen Kriege, welchen Carl Xii. von Schweden gegen Peter den Großen von Rußland und dessen Verbündete führte, die Russen Miene machten, sich Vorpommerns zu bemächtigen, besetzte er Stettin und andere Städte, nachdem er jene mit 400000 Thaler Kriegskosten entschädigt hatte. Als Carl diesen Vertrag nicht anerkannte, kam es zum Kriege. Die Preußen eroberten Stralsund und die Insel Rügen. Nach Carls Tode aber trat Schweden im Frieden von Stockholm gegen eine Entschädigung von zwei (Millionen Thaler Vorpommern (zwischen Oder und Peene) an Preußen ab. Friedrich Wilhelms Zerwürtniß mit seinem Sohne. Die harte Art, mit welcher der König alles nach seinem Willen zu formen suchte, brachte Zerwürfniß in feine eigene Familie. Ganz und gar nicht konnte sich sein ältester Sohn Friedrich in dieselbe schicken. Die strenge Zucht, die im väterlichen Hause herrschte, war ihm zuwider; er liebte es, sich mit Büchern und der Musik zu beschäftigen. Der König tadelte diese Neigungen Friedrichs; er wurde zornig, als er sah, daß der Prinz am liebsten in französischen Schriften las, da ihm selbst die Franzosen mit ihrer Sprache und ihrem ganzen Wesen verhaßt waren. Aber den höchsten Unwillen des Vaters erregte es, daß der Sohn Abneigung gegen den Militärdienst zeigte, daß er statt der knappen Uniform im Hause lieber den bequemen Schlaftock trug, daß er Schulden machte und sich Ausschweifungen hingab. In feiner aufbrausenden Heftigkeit schlug er den Kronprinzen öfter mit dem Stocke und machte ihm wohl noch Vorwürfe, daß er nicht davon laufe. Schlimmer noch wurde dieses Verhältniß, als Friedrich Wilhelm den Kronprinzen wider dessen Willen verheirathen wollte. Dieser beschloß endlich, sich der Gewalt des Vaters durch die Flucht zu entziehen. Als sich beide auf einer Reife in Steinfurt zwischen Heidelberg und Heilbronn befanden, traf er die Vorbereitungen dazu. Aber fein Plan wurde verrathen. Nun brach der Zorn des Königs heftig gegen ihn los. Der Vater stieß den Sohn, daß diesem das Gesicht

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 108

1879 - Berlin : Nicolai
108 fräst. Aber an Gaben des Geistes war er dem Vater weit überlegen; sein scharfes Auge sah alles; er erfannte die Dinge, wie sie waren, und fand schnell die richtigen Wege, seine Pläne am besten zum Ziele zu führen. Sein Geist war hochgebildet; er beschäftigte sich eingehend mit den Wissenschaften und schrieb selbst scharfsinnige Werke. Sein hoher Muth schrak vor keiner Gefahr zurück. Dazu besaß er ein so hohes Feldherrntalent, daß er in der Kunst des Krieges (Strategie) von niemand übertroffen worden ist. — Seine.ersten Regierungshandlungen bestanden darin, daß er das Riesenregiment seines Vaters auflöste und die Folter abschaffte. — Aber die wichtigen Ereignisse, welche im ersten Jahre seiner Regierung stattfanden, trieben ihn in die Bahnen kriegerischer Unternehmungen. Wenn Karl Vi. sich auf die pragmatische Sanction verlassen hatte, so erwies sich diese Hoffnung als ein Trugbild. Denn trotz derselben machte nach dem Tode desselben Kurfürst Karl Albert von Baiern Ansprüche auf die östreichischen Lande und drohete im Bunde mit Frankreich, sich derselben zu bemächtigen. Friedrich, in der Ueberzeugung, daß seinen Vorfahren die schlesischen Herzogtümer von Oestreich widerrechtlich entzogen seien, hielt den Augenblick für gekommen, sich in den Besitz derselben zu setzen. Schnell ließ er auf den Entschluß die That folgen. Der erste und zweite schlesische Krieg. Die gefüllte Staatskasse und das vortrefflich gerüstete Heer, boten ihm dazu die Mittel. Mit 28000 Mann rückte er in Schlesien ein und bemächtigte sich mit Ausnahme einiger Festungen schnell des ganzen Landes, von der protestantischen Bevölkerung, welche unter der Verfolgungsfucht ihrer Herren viel gelitten hatte, mit Freuden ausgenommen. Vergebens bot er Maria Theresia für die Abtretung von Niederfchlefien ein Bündniß gegen alle ihre Feinde an; stolz wies die Kaifertochter dasselbe zurück, denn sie sah in dem Einfall der Preußen in Schlesien einen Friedensbruch und verlangte daher die Räumung des Landes. Im Jahre 1741 kam es zwischen den Preußen unter Schwerin und den Destretchern unter Neiperg zur Schlacht bei Mollwitz (bei Brieg). Schon glaubten die Oestreicher gesiegt zu haben, denn ihre Reiterei hatte die preußische in die Flucht gejagt, aber wie die Mauern standen die Regimenter der Infanterie, kaltblütig wiesen sie alle Angriffe zurück. Aü sie nun Schwerin selbst mit fliegenden Fahnen und unter den Klängen der Feldmusik gegen den Feind führte, trat Neiperg feinen Rückzug an.

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 113

1879 - Berlin : Nicolai
113 den Feind. Heftig griffen die Preußen an; Seydlitz an der Spitze der Reiterei that Wunder der Tapferkeit, aber die Russen wehrten sich standhaft und räumten erst am Abend das Schlachtfeld, um sich darauf nach Polen zurückzuziehen. Das siegreiche Heer fand jedoch keine Ruhe. Friedrich mußte seinem Bruder Heinrich, welcher in Sachsen von der liebermacht hart bedrängt wurde, zu Hülfe eilen. Auf dem Marsche bezog er bei Hochkirch (unweit Bautzen) Daun gegenüber ein unbefchütztes Lager. Vergebens waren die Warnungen seiner Generale, der König traute dem vorsichtigen Feldherrn keine besondere Thatkraft zu. Dieser Irrthum rächte sich schwer. Daun drang in der Nacht in das Lager ein und überfiel die Preußen so unvermuthet, daß er die meisten im Schlafe überraschte. Sie rafften sich freilich empor und griffen zu den Waffen; nachdem aber ihre eigenen Geschütze cur sie gerichtet waren, erlitten sie in der Verwirrung furchtbare Verluste. Erst, als der Morgen anbrach, konnte Friedrich die Seinen sammeln und ordnen. Er stellte sich nicht weit von Hochkirch in Schlachtordnung auf, allein Daun griff ihn nicht an. — f Kunersdorf. 1759. Das nächste Jahr sollte den Preußen eine noch schwerere Niederlage bringen. Die Russen hatten sich mit dem östreichischen General Laudon vereinigt und rückten bis zur Oder vor. Friedrich überschritt diesen Fluß und griff die Feinde bei Kunersdorf (unweit Frankfurt) an. Trotz ihrer Ermüdung durch einen langen Marsch, trotz der sengenden Hitze der Augustsonne drangen die Preußen muthig auf die Russen ein und drängten sie zurück. Aber Friedrich muthete den Ermatteten das Unmögliche zu; das russische Heer sollte vernichtet werden. Da erneuerte auch dieses den Kampf; Laudon griff die Preußen mit frischen Truppen in der Flanke an. Nun begannen die Ermatteten zu weichen. Es hals nichts mehr, daß der König im dichtesten Kugelregen aushielt und sein Leben in t>ie äußerste Gefahr setzte. Die Schlacht ging verloren, und das Heer wäre gänzlich vernichtet gewesen, wenn die Feinde es verfolgt hätten; aber die Ermattung hielt sie zurück. Zum Glück für Friedrich trennten sich die Russen und Oestreich er nach ihrem Siege. Daher konnte er die Trümmer seines geschlagenen Heeres wieder sammeln. Aber noch andere Unglücksfälle trasen ihn in diesem Jahre. So wurde der General Finck mit 12000 Mann gefangen genommen. Glücklicher kämpfte Ferdinand von Braunschweig; er hinderte die Franzosen, den Oestreichern wirk- Schillmcnni, Leitfaden. g

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 114

1879 - Berlin : Nicolai
114 feinte Hülfe zu leisten. Nachdem er sie bei Minden geschlagen, zogen sie sich auf das linke Rheinufer zurück. Die letzten Kricgszaßre. Aber schwer waren die Verluste an Menschenleben, welche die Preußen in diesen Schlachten erlitten hatten; immer mehr schwanden die Hülfsmittel des Königs und droheten endlich ganz zu versiegen. Derselbe mußte von jetzt ab den Krieg Vertheidigungsweise (defensiv) führen. Und doch standen noch heftige Kämpfe bevor und zwangen die Preußen zu den äußersten Anstrengungen. Schlesien war wieder in die Hände der. Oestreicher gefallen; die beiden Feldherren derselben standen bereit, es gegen Friedrich zu vertheidigen. Da eilte der König von der Elbe herbei und schlug Laudon bei Liegnitz, ehe ihm Daun zu Hülfe kommen konnte. Aber der letztere drohete ihm Sachsen zu entreißen, während die Russen unter Tottleben in Berlin einrückten und der Stadt eine hohe (Kontribution auferlegten. Nachdem sie aber auf die Nachricht von der Annäherung Friedrichs schleunig die Mark geräumt hatten, eilte dieser zur Elbe. Bei Torgau traf er auf Daun. Hier entbrannte eine mörderische Schlacht. Vergebens führte der König seine Truppen selbst gegen den Feind; die seinblichen Geschütze warfen sie reihenweise zu Boden, er selbst würde verwunbet. Am Abenb schien die Schlacht verloren. Da gelang es dem verwegenen Reitergeneral Ziethen, dem Feinde in den Rücken zu kommen, andere Generäle griffen, als sie das bemerkten, wieder an, und endlich blieb den Preußen der Sieg. So war Friedrich auch mit dem Ausgange des Jahres 1760 Sieger geblieben; allein seine Lage blieb eine verzweifelte. Die Veteranen waren meist gefallen; Neulinge mußten eingestellt werben. Preußen war durch die Drangsale des Krieges ermattet; auch Sachsen, aus dem der König seine Hülfsmittel bisher hauptfächlich bezogen hatte, war erschöpft. Schwer lastete der lange blutige Krieg aus dem Volke. Im Jahre 1761 verschanzte Friedrich sich in dem Lager von Bunzelwitz (bei Schweibnitz) so stark, daß die überlegenen Feinde ihn nicht anzugreifen wagten. Aber mit schwerer Sorge sah der König, mit Zuversicht sahen seine Feinde in die Zukunft. Enblich mußte Friedrich, so helbernnüthig er auch gegen die lieberm acht rang, ja boch unterliegen. Da rettete ihn ein Thronwechsel in Rußlanb. Seine erbitterte Feinbin Elisabeth starb, und ihr Nachfolger Peter Iii., ein eifriger Bewunberer Friebrichs, schloß mit ihm nicht allein Frieden, sonbern

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 69

1879 - Berlin : Nicolai
69 dem Böhmenkönige nicht Zu Hülfe gekommen, hatten Wohl gar schadenfroh seines Unglücks gespottet. Jetzt aber befiel sie die Furcht, daß der siegreiche Kaiser auch im Reiche ihren Glauben unterdrücken würde. Als nun Ttlly in Niederdeutschland einrückte, verbanden die Stände sich zum bewaffneten Widerstand und wählten den König Christian Iv. von Dänemark, welcher zugleich Herzog von Schleswig-Holstein war, zu ihrem Bundeshaupte. Ferdinand hatte seine bisherigen Siege einzig mit den Truppen der Liga errungen. Um aber nicht ganz von Maximilian von Baiern und den übrigen Mitgliedern der Liga, abhängig zu werden, so wünschte er, ein eigenes Heer zu besitzen. Allein es fehlte ihm an Geld. Da erbot sich ein böhmischer Edelmann, Albrecht von Waldstein (Wallenstein), ihm auf eigene Kosten ein Heer aufzustellen und zu unterhalten. Dieser war von evangelischen Eltern geboren, wurde aber nach dem srühen ^.ode derselben von einem Oheim in eine Jesuitenschule geschickt und dort katholisch erzogen. Nichts erfüllte seine Seele mehr, als die Hoffnung auf kriegerischen Ruhm; er nahm daher Kriegsdienste. Im Kampfe gegen die Türken lernte er den Krieg; im böhmifchen Feldzuge focht fein Regiment mit Auszeichnung auf Seiten des Kaifers. — Durch eine Heirath war er wohlhabend geworden, zu fast königlichem Reichthums aber ge-langte er, als der Kaiser das den Protestanten in Böhmen entrissene Gut an seine Anhänger verschenkte oder billig verkaufte. Nachdem er zum Fürsten und fpäter zum Herzog von Friedland ernannt war, lebte er auf feinen Schlössern zu Gitschin, Friedland und Prag in fürstlicher Pracht. Aber sein Ehrgeiz ließ ihm keine Ruhe. In den Sternen wollte er gelesen haben, daß er für gewaltige Thaten und zu den höchsten Ehren bestimmt sei. Wallenstein war von hoher Gestalt und blasser Gesichtsfarbe; mit feinem fcharfen Auge flößte er den Menfchen Furcht ein, mit feinem festen Willen beherrschte er sie. Als er zum Schwerte griff, war er entschlossen, das kaiserliche Ansehn im Reiche wieder herzustellen, sich selbst aber Zum Range eines Reichsfürsten zu erheben. Obgleich er Katholik war, gönnte er den Protestanten die Freiheit ihres Glaubens; er nahm sie sogar zahlreich als Offiziere und Gemeine in sein Heer aus. Der Einfluß der Geistlichen aus weltliche Dinge war ihm zuwider. Nachdem Ferdinand sein Anerbieten angenommen hatte, sandte er seine Werber aus. Angelockt durch die Aussicht auf Ruhm und Beute strömten

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 71

1879 - Berlin : Nicolai
71 Frieden und dem Kaiserthume die frühere Macht wieder geben. Allein von seinen geistlichen Rathgebern und den ligistischen Fürsten gedrängt, konnte er dem Gedanken nicht widerstehen, auch in Norddeutschland der katholischen Lehre wieder zum Siege zu verhelfen. <Zr gab im Jahre 1629 den Wiederherstellungsbefehl (Restitutions-edict), nach welchem alle Bisthümer und Klöster, welche seit dem Passauer Vertrag in evangelische Hände gekommen waren, den Katholiken zurück gegeben werden sollten. Geschah das, so muhte ein großer Theil von Norddeutschland wieder katholisch werden; denn Ivenn z. B. in Magdeburg, Bremen, Halberstadt u. s. w. wieder katholische Bischöfe und Aebte eingesetzt wurden, so hatten sie das Recht, ihre Unterthanen zu zwingen, entweder auszuwandern oder den katholischen Glauben anzunehmen. Eine große Aufregung bemächtigte sich' in Folge dieses Gesetzes der Gemüther der Protestanten. Wallenstein hatte dem Ediete widerstrebt, denn er hielt die Unterdrückung der evangelischen Lehre für unklug. Die ligistischen Fürsten wußten, daß er darauf ausging, die Macht der Reichsfürsten zu Gunsten der kaiserlichen Macht zu beschränken; Katholiken wie Protestanten klagten über seine harte Kriegsweise. Auf dem Fürstentage zu Re--gensburg gab Ferdinand Ii. dem allgemeinen Drängen nach und entließ den Feldherrn, dem er alles verdankte. Gelassen zog sich dieser aus seine Schlösser zurück. f Huiav Adolf. Keiner der deutschen Fürsten war im Stande, sich dem Restitutionsediet zu widersetzen; die evangelische Kirche schwebte daher in der größten Gefahr. Da erschien Gustav Adolf, König von Schweden, mit einem kleinen, aber kernfesten Heere, um den bedrängten Glaubensgenossen in Deutschland Hülfe zu bringen. Freilich leiteten ihn auch andere Beweggründe. Die vertriebenen mecklenburgischen Herzöge waren ihm verwandt; stolz hatte man seinen Einspruch gegen ihre Absetzung in Wien zurückgewiesen. Der Kaiser hatte die Polen gegen ihn unterstützt und vor allem bedroheten die Pläne desselben, sich an den nördlichen Meeren festzusetzen, Schweden, welches darauf ausging, seine Herrschaft über die ganze Küste der Ostsee auszudehnen. Aber Gustav Adols war ein frommer Herr; von der Wahrheit der evangelischen Lehre durchdrungen, hielt er es für eine schöne Aufgabe', dieselbe in Deutschland nicht untergehen zu lassen. Nachdem er bei dem Jnselchen Rüden, Wolgast gegenüber.

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 73

1879 - Berlin : Nicolai
73 rühmten Tilly, dem Sieger in so vielen Schlachten, messen. Die Sachsen wurden geworfen, aber vergeblich versuchte Pappenheim, die schwedischen Reihen zu durchbrechen. Als nun Gustav selbst den Feind in der Seite faßte, wichen die Kaiserlichen. Tilly mußte den Rückzug antreten, nachdem er 7000 Mann auf dem Schlachtfelde gelassen hatte. Dieser Sieg der Schweden hob die protestantische Sache, welche schon verloren schien, plötzlich wieder empor. Deutschland lag Gustav Adolf offen, denn der Kaiser hatte ihm kein Heer entgegen zu stellen. Während die Sachsen in Böhmen eindrangen, hielt Gustav seinen Triumphzug durch Thüringen und Franken. Ueberall drängte sich die evangelische Bevölkerung an ihn, um ihn als Erretter und Besreier zu begrüßen. Damals mag dem Könige der stolze Gedanke gekommen sein, als Preis seiner Opser sich die deutsche Königskrone aufzusetzen. Der Siegeszug führte ihn bis über den Rhein; dann kehrte er um und wandte sich gegen Baiern. Am Lech stellte sich ihm Tilly zum zweiten Male entgegen. Er verlor den Sieg und empfing die Todeswunde. Bald darauf endete er in Ingolstadt sein thatenreiches Leben. Gustav aber hielt seinen Einzug in München, wo er sich als milder Sieger zeigte. — Die Verlegenheit des Kaisers war aus das Aeußerste gestiegen; er hatte kein Heer, um den Einfall der Schweden in seine Erblande zu verhindern. In dieser Noth wandte er sich wieder an Wallenstein. Aber lange ließ der stolze Mann sich bitten. Als er endlich nachgab, stellte er außergewöhnliche Bedingungen. Weder der Kaiser noch dessen Sohn durfte sich bei dem Heere sehen lassen. Nach Beendigung des Krieges sollte ihm ein östreichisches Erbland zufallen, in den eroberten Ländern er allein Strafen vollziehen oder Begnadigungen erlassen dürfen. Die Noth gebot dem Kaiser, diese Bedingungen anzunehmen. Bald stand der Friedländer wieder an der Spitze eines stattlichen Heeres, denn die Söldlinge vertrauten fest, daß er nie besiegt werden könnte. Oft hatte man ihn im dichtesten Kugelregen gesehen, aber kein Geschoß hatte ihn verletzt; man hielt ihn deßhalb für unverwundbar. Wohl fürchtete der Feige und Ungehorsame seinen Zorn, aber dem Muthigen war reicher Lohn gewiß. Bei Nürnberg trafen die beiden größten Feldherren ihrer Zeit auf einander, aber lange wagte keiner den andern anzugreifen. Zehn Wochen lagen sie in ihren Verschanzungen einander gegenüber. Schon

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 124

1879 - Berlin : Nicolai
124 zu versuchen, öffneten sie feige dem Sieger die Thore. So ergaben sich Erfurt, Spandau, Stettin, Cüstrin, Magdeburg. Nur Graudenz, wo der tapfere Courbiere befehligte, und Colberg, wo der brave Bürger Nettelbeck dem einsichtsvollen General Gneisenau zur Seite stand, eapitulirten nicht. Nachdem der König mit feiner Familie Berlin verlassen hatte, begab er sich nach Königsberg. Auch die noch kampffähigen Truppen zogen sich über die Weichsel zurück, um hier im Verein mit den Russen den Kampf wieder aufzunehmen. Beide leisteten auch dem französischen Kaiser bei Eilau so erfolgreichen 1807. Widerstand, daß er sich zum ersten Male den Sieg nicht zuschreiben konnte. Aber bei Preußisch Friedland erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit dem Feldherrngenie Napoleons. Bald hielt diefer feinen Einzug in Königsberg. Friedrich Wilhelm floh nach Memel; sein Reich war verloren. Denn Napoleon hatte durch Schmeicheleien den Kaiser Alexander gewonnen, daß er sich von seinem Bundesgenossen trennte. 1807. So mußte Friedrich Wilhelm mit blutendem Herzen den Frieden zu Tilsit unterzeichnen, welchen der unerbittliche Sieger diktrrte. Er trat alles Land ab, welches westlich von der Elbe lag, außerdem die ehemals polnischen Lande mit Ausnahme von Weftpreußen, also die Hälfte feines Reiches. Dazu legte man ihm Kriegskosten solcher Höhe auf, daß dem fo verkleinerten Lande das Mark ausgezogen wurde. An 180000 Franzosen, deren Befehlshaber durch Uebermuth und Willkür das Volk zur Verzweiflung brachten, blieben in demselben stehen. Der König durfte nur ein Heer von 42000 Mann halten. So war das stolze Preußen zusammengefallen wie ein morfches Haus vor dem Sturme. Das geschah, weil die Menschen sich der Trägheit, der Gleichgültigkeit, dem Uebermuthe und dem Wohlleben überlassen und vergessen hatten, das Wohl des Ganzen über das eigene zu setzen. Hiapokeon auf der Köhe seiner Macht. Napoleon gebot jetzt über einen großen Theil Europas mit unbeschränkter Macht. Den Kurfürsten von Sachsen hatte er gezwungen, sein Bundesgenosse zu werden und ihm dafür den Königstitel verliehen; jetzt gab er ihm die Preußen abgenommenen östlichen Gebiete unter dem Namen eines Großherzogthums Warschau. Was Preußen im Westen der Elbe verloren hatte, erhielt des Kaisers Bruder Jerome als Königreich Westfalen. Spanien entriß er seinem Könige und setzte an Stelle desselben seinen Bruder Josef. Nur das Jnfelvolk der Engländer war ihm uner-

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 75

1879 - Berlin : Nicolai
75 gemeldet wird, auch Gustav Adolf fei gefallen, spricht er: „Jetzt fcheide ich fröhlich dahin, da ich weiß, daß dieser unversöhnliche Feind meines Glaubens an einem Tage mit mir gefallen ist." Sein Tod aber nimmt seinen Regimentern den Muth; ihr Widerstand wird matter, und als nun der tapfre Herzog Bernhard von Weimar die Schweden zu neuem Angriffe führt, da wird die Schlacht wieder hergestellt. Die Nacht setzt endlich dem wüthenden Kampfe ein Ziel; beide Heere schreiben sich den Sieg zu; Wallenstein jedoch tritt den Rückzug an, sein schweres Geschütz auf dem Kampfplatze zurücklassend. Die Schweden aber hatten den schwersten Verlust; allgemein war die Klage, als sie den blutbedeckten nackten Leichnam ihres theuren Königs fanden. Gustav Adolf war ein großer Feldherr und ein Mann von milder, menschenfreundlicher Gesinnung. Der Papst selbst urtheilte über ihn: „Ein großer Held, ein vollkommener Mensch, aber leider ein Ketzer!" t Zsalensteins Grwordung. Nach Gustav Adolfs Tode schlossen die Protestanten zu Heilbronn einen Bund mit den Schweden. Das Haupt desselben wurde der schwedische Kanzler Oxenstierna, die Heere sollten Bernhard von Weimar und der General Horn befehligen. Frankreich, dessen Kanzler Cardinal Richelieu die Schwächung der Macht der Habsburger im Auge hatte, unterstützte die Verbündeten durch Geld. Als diese Baiern bedroheten, erwartete man in Wien, Wallenstein werde aufbrechen, um es zu vertheidigen. Allein dieser rührte sich nicht aus Böhmen heraus. Denn er verfolgte bereits seine eigenen Pläne, die er selbst gegen den Willen des Kaisers durchsetzen wollte. Er wünschte den Frieden mit den deutschen Protestanten, um mit ihnen vereint die Fremden aus dem Lande zu schlagen, für sich aber das Königreich Böhmen zu erwerben. Seine Unterhandlungen mit den Feinden des Reiches wurden in Wien bekannt, erregten dort natürlich Mißtrauen und den Wunsch, den Feldherrn, aus dessen unbedingten Gehorsam man nicht mehr rechnen konnte, vom Oberbefehle des Heeres zu entfernen. Wallenstein dagegen wollte sich denselben nicht nehmen lassen und ließ seine Generale und Obersten einen Schein unterschreiben, worin sie sich verpflichteten, daß sie sich nicht von ihm trennen wollten. So wurde Wallenstein dem kaiserlichen Hose in dem Grade gefährlich, daß man wünschte, ihn um jeden Preis zu beseitigen. Der Kaiser entsetzte ihn daher des Oberbefehls und entband alle Generale und Obersten vom Gehorsam gegen ihn.

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 93

1879 - Berlin : Nicolai
93 ähnlicher Blüthe zu bringen. Auch lernte er hier den Krieg kennen. Der Ernst, mit welchem er seine hohen Aufgaben in das Auge faßte und den Lockungen gemeinen Lasters widerstand, erregte die Bewunderung des Prinzen von Oranien, des Erbstatthalters der Niederlande. Als der Prinz nach der Mark zurückkehrte, welch ein Bild der Verwüstung bot sich ihm dar! Welche Arbeit war da nöthig, um das arme Land wieder in eine gute Verfassung zu bringen! Durch den Tod seines Vaters an die Spitze der Regierung gestellt, war seine erste Sorge, durch Bildung einer Streitmacht sich unter den kriegführenden Mächten Ansehen und Einfluß zu verschaffen. Nachdem er die Regimenter, welche auch dem Kaiser geschworen hatten, entlassen, bildete er neue, die nur ihm zum Gehorsam verpflichtet waren. Allmählich vergrößerte er diese Truppenmacht, gab ihr tüchtige Führer (Spart, Derfflinger) und bildete sie zu großer militärischer Tüchtigkeit heran. Als man wegen des Friedens unterhandelte, verlangte Schweden Pommern für sich, auf welches Brandenburg wohl begründete Ansprüche hatte. Endlich vereinigte man sich zu einer Theilung. Brandenburg begnügte sich mit Hinterpommern, erhielt aber als Entschädigung für Vorpommern, für Stettin und einige Gebiete auf dem rechten Oderufer die Bisthümer Magdeburg, Halberstadt, Camin (Kolberg, Köslin) und Minden. Nach den Erwerbungen, welche die branden-burgischen Kurfürsten seit dem Jahre 1618 gemacht hatten, erstreckten sich ihre Lande durch ganz Norddeutschland, vom Memel bis über den Rhein. Allein einmal wurden dieselben durch anderer Herren Länder getrennt, und dann waren ihre Bewohner weit entfernt, sich -als Söhne eines Vaterlandes zu fühlen. Jedes Gebiet behauptete seine eigenen Rechte und Freiheiten und betrachtete das andere als Ausland. — Beim Abschluß des westfälischen Friedens setzte Friedrich Wilhelm auch für die Reformierten Glaubensfreiheit durch. — Z>ie Souveränität in ^reichen. Acht Jahre darauf fiel der Schwedenkönig Carl X. in Polen ein, um dort Eroberungen zu machen. Friedrich Wilhelm eilte nach Preußen, um dieses sein Land zu schützen. Allein die Schweden waren ihm an Macht so überlegen, daß er sich genöthigt sah, einen Bund mit ihnen gegen Polen einzugehen. Bei Warschau kam es zu einer dreitägigen blutigen Schlacht. Die Bran- me. denburger, geführt von dem Kurfürsten und feinen Generalen Sparr
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