„Ich soll das Gliick in meiner Heimat finden!
Hier, wo der Knabe fröhlich aufgeblüht,
wo tausend Freudespuren mich umgeben,
wo alle Quellen mir und Bäume leben!"
Friedrich Schiller.
Die Heimatkunde von Bielefeld ist in erster Linie für die Hand der
Schüler bestimmt. Vielleicht aber wird auch dieser und jener Erwachsene
mit Lust und Nutzen darin lesen, weil sie von der Heimat erzählt. Sie will
dazu beitragen, die Schüler bekannt und vertraut zu machen mit ihrer
Heimatstadt. Sie sollen die natürlichen Verhältnisse, die wichtigsten
Straßen, Plätze und Gebäude, die Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten,
die Entstehung und Entwicklung, die Arbeitsleistung und Bedeutung der
Vaterstadt kennen, heimatliche Sitten und Gebräuche, Glaube und Sprache
der Väter achten und lieben lernen. Die Heimatkunde will ein Heimat-
buch sein, das innige Liebe zur Heimat erwecken möchte.
Die Bedeutung des H e i m a t n n t e r r i ch t s kann nicht über-
schätzt werden. Denn der Mensch ist nicht nur ein Kind seiner Zeit, sondern
in viel weiterem Sinne ein Kind des Bodens, dem er entsprossen, der
Scholle, auf der er herangewachsen ist. Da sind die starken Wurzeln seiner
Kraft. Zeitlebens wird er nicht ganz frei vom Erdgeruch der Heimat.
Wo ihm Gottes Sonne zuerst scheint, wo er die Wunder der Natur zuerst
mit großen Kinderaugen anschaut, wo er unter dem Schutz der Elteru-
liebe zuerst die tausend kleinen Freuden und Bekümmernisse der Kindheit
erlebt, da bildet der Erdensohn sich seine Welt.
Der gesamte Schatz der Jngendeindrücke ist des Menschen festestes,
uuverlöschliches geistiges Eigentum. Die Heimat ist ihm das Mittel der
Welterkenntnis. Wie sie sich in seinem Kopfe malt, so malt sich auch die
Welt darin. Nur dann ist ihm die Erkenntnis der Fremde, der Welt,
möglich, wenn er seine Heimat kennt und versteht. Darum muß der
Heimatunterricht Grundlage und Mittelpunkt des gesamten Unterrichts
sein. (Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts.)
Die Voraussetzung eines gedeihlichen heimatkundlichen Unterrichts ist
die eigene Anschauung der Schüler. Sie müssen die Dinge und Gegenstände
der Heimat, die behandelt werden, mit eigenen Augen anschauen und
prüfen, sie müssen hinausgeführt werden und sich die Kenntnis der Heimat
erwandern. Darum sind die Lehrausflüge ein unbedingtes Erfordernis.
Die Schüler erarbeiten sich die erdkundlichen Grundbegriffe durch an-
schauende, denkende Betrachtung, sie formen heimatliche Höhen, Täler und
Bachläufe, sie beobachten den heimatlichen Himmel und das tägliche
Wetter,*) skizzieren Grundrisse und Wanderungen, gewinnen durch
Schätzen, Messen, Abschreiten und Modellieren, durch Zeichnen und Lesen
der Grundrisse und Pläne Kartenverständnis und erkennen durch die
denkende Betrachtung die Abhängigkeit der Pflanzen-, Tier- und Menschen-
welt vom Erdboden.
*) W. Verleger, „Beobachtungsheft für Volksschüler." Preis 15 Pf.
H. Schroedel, Halle a. S.
1*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Schiller Friedrich H._Schroedel
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eigne Kirche in der Hermannstraße, und die Juden legten 1904 den
Grundstein ihrer neuen prächtigen Synagoge an der Turnerstraße.
In neuerer Zeit sind die Petrikapelle in der Petrigemeinde, der
Jakobnskirchensaal in der Jakobusgemeinde nud die katholische Josefs-
kirche erbaut worden.
Außer den genannten Gotteshäusern weist nnsre Stadt noch
mehrere Bethänser und Betsäle verschiedener Sekten auf.
M
33. Bielefelds Vereine.
ie Menschen lieben die Geselligkeit. Um sie zu pflegen oder um
irgend ein Ziel gemeinsam eher zu erreichen, schließen sie sich zu
Vereinen zusammen. In Bielefeld gibt es au 200 Vereine. Sie haben
sich die verschiedensten Aufgaben gesteckt. Der evangelische Jünglings-
verein sammelt die aus der Schule Entlassenen sonntäglich und an
besonderen Wochenabenden zu anregender Unterhaltung, zu Spielen
und belehrenden Vorträgen, um sie vor den Gefahren und Ver-
sührungen, die der Jnaend drohen, zu bewahren. Dasselbe Ziel hat
der evangelische Jungfrauenverein. Im evangelischen Männerverein
versammeln sich Männer, die christlich leben und Trunk und audre
Laster fliehen.
• Die Missionsvereine unterstützen durch Gaben und Sammlungen
das Werk der Bekehrung an den Heiden. Zu ihnen gehören der
Franen-Missionsverein und der Jnngfranen-Missionsverein.
Im evangelischen und im katholischen Arbeiter-Bildungs-
oerein werden unterhaltende und belehrende Vorträge gehalten und
Musikaufführungen dargeboten. Die Enthaltsamkeits- und Mäßigkeits-
vereine habeu die gänzliche Enthaltung aller alkoholischen Getränke
oder den mäßigen Genuß derselben auf ihre Fahnen geschrieben. Sie
wollen dem Trunk ergebene Menschen von ihrem Laster befreien und
so ihre Familien vor Kummer und Elend bewahren. Zu ihnen gehören
der Blau-Kreuz-Verein, die Guttempler-Loge und die katholische
Mäßigkeits-Bruderschaft. Sie haben schon unendlichen Segen gestiftet.
Möchten ihre Ziele in Erfüllung gehen!
Wieder audre Vereine gedenken des Herrn Wort: Wohlzutuu
und mitzuteilen vergesset uicht! Es sind die Wohltätigkeitsvereine, die
den Armen nud Waisen beistehen und ihre Not zu lindern suchen. Zu
ihnen gehört der Vaterländische Frauenverein und der katholische St.
Elisabeth-Fraueuverein.
Der Gesäuguisvereiu will für entlassene Gefangene Fürsorge
tragen.
Der Historische Verein für die Grafschaft Ravensberg hat sich die
Erforschung und Verbreitung der Heimatgeschichte, der Volks- und
Heimatkunde zum Ziel gesetzt, und der Naturwissenschaftliche Verein
i
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schien ein ganzes Regiment. Sie lagerten auf dem Kesselbrinke, dem
heutigen Kaiser-Wilhelm-Platz. Am 8. November kam Prinz von
Winzingerode mit 40 000 Mann. Die ersten Preußen trafen am
5. November eiu. Es waren zwei Husarenabteilungen unter dem
preußischen Major vouaruheim. Die Russen betrugen sich wie Siegerin
einem eroberten Lande, und die Bielefelder waren froh, als sie abzogen.
Am 7. November zog Bülow uuter Glockengeläut in Minden ein..
Zwei Tage darauf uahm er in einer Bekanntmachung Minden und
Ravensberg für den preußischen König in Besitz. Nach einer Be-
sprechung Bülows mit dem Freiherrn von Vincke, dem späteren
Oberpräsidenten von Westfalen, übernahm Viucke die Verwaltung der
preußischen Länder zwischen Rhein und Weser. Er war die Seele der
einmütigen Erhebung des Volkes, die jetzt in nnsrer Heimat begann.
Da zeigte sich die Treue der Raoeusberger zu ihrem alten, ange-
stammten Herrscherhause aufs herrlichste. 800 Freiwillige traten zum
Landwehr- und Jägerkorps ein und rückten aus zum Kampfe. Alle,
die eine Waffe tragen konnten, kamen herbei und stellten sich dem Vater-
lande zur Verfügung. Wie im fernen Osten, so legte man auch bei.
uns auf den Altar des Vaterlandes, was der Feind an Geld und
Schätzen nicht geraubt hatte. Goldeue und silberne Schmnckgegen-
stände, Uhreu und Ringe, Pferde, Leinen, Hemden, Strümpfe und
viele andre Wertsachen brachte man dar. Goldene Trauringe opferte-
man für das Vaterland und empfing dafür eiserne mit den Sinnbildern
des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Mehrere Schulkinder aus
der Neustadt sammelten ihre Sparpfennige und legten 6 Taler,
4 Hemden und einen Korb voll gezupften Leinens auf den Altar..
Frauen und Mädchen arbeiteten für die Pflege der Verwundeten und
ertrugen freudig jede Last. Bis zum Frieden von 1814 waren in-
'Ravensberg an freiwilligen Gaben 10 080 Taler aufgebracht. Dazu
kamen noch die Lasten und Abgaben der ständigen Einquartierungen..
Vom November 1813 bis zum 15. Juni 1814 wurden in Bielefeld
und Umgebung über 500 000 Soldaten einquartiert.
Das Bielefelder Bataillon, das zum 2. Westfälischen Landwehr-
Infanterieregiment gehörte, kam im Jahre 1814 nicht ins Feuer..
Im November kamen die Truppen zurück. Als Napoleon Elba ver-
lassen hatte und es 1815 noch einmal zum Kampfe kam, da wurden die
Ravensberger hart mitgenommen. Sie kämpften am 16. Juni bei
Ligny und nahmen unter den Augen Blüchers nach blutigen Kämpfen
ein vom Feiude besetztes Dorf. Am Siegestage von Bellemlliance
teilzunehmen, war ihnen nicht vergönnt. Vor Paris aber kämpften
sie mit und verteidigten sich heldenhaft und erfolgreich gegen die
heftigen Angriffe Vandammes. Am 7. Juli zogen sie mit in Paris
ein. Furchtbar waren die Verluste, die das Westfälische Regiment
erlitten hatte. Nach einem Bericht eines Mitkämpfers sollen von
250 Mann einer Kompanie nach den Kämpfen vor Paris nur noch,
30 Mann übrig geblieben sein..
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Extrahierte Personennamen: Bülow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Minden Minden Ravensberg Westfalen Rhein Bielefeld Elba Paris Westfälische Paris
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sucht die heimatliche Natur zu erforschen und Lust und Liebe zur Natur-
zu erwecken.
Die ehemaligen Krieger versammeln sich in den Kriegervereinen,,
tauschen dort ihre 'Soldatenerlebnisse aus, feiern gemeinsam die vater-
ländischen Feste und Siegestage und Pflegen die Liebe und Trene zu
Kaiser und Reich.
Der Wehrverein und der Juug-Deutschland-Buud suchen die
Jugend wehrhaft und tüchtig zu machen zur Verteidigung des Vater-
landes in der Stunde der Gefahr.
Der Flottenverein sammelt für den Ausbau unsrer Flotte und
will das Volk vertraut machen mit der Erkenntnis, daß nur eine starke
Flotte uuseru gewaltigen Handel schützen und Deutschlands Ansehen in
der Welt erhalten kann. Sein Ruf: Baut Schiffe! muß begeisternden
Widerhall in jedem echt deutschen Herzen finden.
In den Gesangvereinen versammeln sich die Mitglieder, um unter
sanges- und musikkundiger Leitung des herzerfreuenden und erhebenden
Gesanges zu pflegen. Bei nus gibt es eine große Zahl von Gesang-
vereinen. An hohen Festtagen singen in den evangelischen Kirchen die
Kirchenchöre besondere geistliche Lieder.
Andre Gesangvereine, die öfter große Konzerte aufführen, sind
der Mnfikverein, der Lehrer-Gefangverein und der Arion.
Der Ärzteverein, der Lehrerverein, der Beamtenverein, der
Buchdruckerverein find Vereine, in denen die einzelnen Berufszweige
sich vereinigen, um ihre Ziele besser zu erreichen.
Die landwirtschaftlichen Vereine fördern die Pflege der Vieh-
zucht, des Obst- und Gartenbaus; der Jmkerverein will die Bienen-
zucht, der Ziegenzuchtverein die Ziegenzucht und der Kaninchenzucht-
verein die Kaninchenzucht fördern.
Damit die Züchter der Pferde, des Rindviehs und der Schweine
durch ansteckende Viehkrankheiten, wie Rotz, Maul- und Klanenseuche
oder Rotlauf, nicht große Verluste erleideu, haben sie besondere Ver-
sicheruugsvereiue gebildet, wie die Bielefelder Pferdeversicherung, den
Rindviehversicherungsverein oder den Schweineversicherungsverein.
Der Feuerwehrvereiu umfaßt die Mitglieder der Freiwilligen
Feuerwehr, die bei Brand Leben, Hab und Gut der Gefährdeten zu
retten fucht.
Im Naturheilverein werden belehrende Vorträge über eine
naturgemäße und gefuude Lebensweise gehalten. Die Turn-,
Schwimm- und Schützenvereine suchen den Körper stark und geschickt
zu machen und gesund zu erhalten.
In den Stenographenvereinen wird die Kurzschrift geübt, ge-
schrieben und gelesen.
Auf uuseru Spaziergängen finden wir fchöne Anlagen und Ruhe-
bänke mit den Buchstaben B. V. V, Der Bielefelder Verschönernngs--
verein hat sie errichten lassen. Er bezweckt die Verschönerung der
l^tadtgemeiude. Alle diese Vereine haben einen Vorsitzenden, der den
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2» Der Schmied von Bielefeld.
In Bielefeld lebte einst ein Schmied, der seine Kunst wie kein
andrer verstand. Er konnte sich nicht genug tun und wollte immer
-noch Besseres leisten. Zuletzt machte er sogar einen Bund mit dem
Teufel, um so in den Besitz aller geheimen Künste zu kommen. Da
wurde er weit und breit berühmt, und alle Leute redeten von ihm.
Auch St. Petrus, der einmal in das Land hinunter mußte, hörte von
dem kunstreichen Schmiede. Weil bei dem Ritt durch das Land die
Hufe seines Rosses sich lösten und klapperten, suchte er ihn auf. Als
der Schmied das Pferd beschlagen hatte und Petrus ihu uach dem
Lohue fragte, antwortete er: „Geld habe ich gerade nicht nötig. Aber
ich bitte dich, einen Beutel, aus dem mir stets das Geld fortkommt,
zu segnen, damit nichts ohne meinen Willen aus ihm heraus kann."
Der Heilige willfahrte seiner Bitte und segnete den vom Schmied
herbeigeholten großen Beutel. Nach einiger Zeit war der Vertrag mit
dem Teufel abgelaufen. Am bestimmten Tage erschien er, um den
ihm verfallenen Schmied zu holen. Der Schmied ließ den Teufel uicht
ein und erklärte, er habe sich nicht verpflichtet, ihm auch uoch die Tür
zu öffnen, er möge, wenn er wolle, durch das Schlüsselloch ius Zimmer
kommen. Als nun der Teufel durch das Schlüsselloch schlüpfte, ge-
laugte er in den von St. Peter geweihten Sack, den der Schmied
davorgehalten hatte. Jetzt war der Böse gefangen, und wie fehr er
sich abmühte, es gelang ihm nicht, sich zu befreien. Der Schmied aber
packte den Sack mit einer scharfen Zange, hielt ihn auf den Amboß
und bearbeitete ihn so mit seinem Hammer, daß der Teufel laut aus-
schrie und versprach, alles zu halten, was er könne, wenn er ihn be-
freie. Der Schmied forderte den Vertrag zurück und hämmerte so
lange, bis der Teufel den Schein, auf dem er sich mit seiuem Blute
dem Bösen verpflichtet hatte, aus dem Sacke herausreichte. Nun hielt
der schlaue Meister den Sack wieder vor das Schlüsselloch und ließ
den Teufel heraus. Argerlich kehrte er zur Hölle zurück. Der Schmied
aber war frei und lebte vergnügt bis an sein Ende. Wie er merkte,
daß der Tod kam, ließ er sich sein Schurzfell umbinden. Als er drüben
ankam, klopfte er an die Himmelstür. Petrus aber wollte ihn nicht
einlassen, weil er mit dem Teufel eiueu Bund gemacht hatte. Der
Schmied drehte sich um und ging nach der Hölle. Aber der Teufel
wollte ihn nicht habe.n und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Da
giug der Schmied wieder vor das Himmelstor, um zuzusehen, wie
Petrus die Seligen einließ. Es kam ein Reiter mit Stiefeln und
Sporen und wollte geradeswegs hineingehen. Der Apostel aber sagte
zu ihm: „Glaubst du, daß man mit Stiefeln und Sporen in das
Himmelreich kommt? Du mußt noch warten!" Darauf erschien eine
sromme Jungfrau. Ihr öffnete der heilige Petrus gleich das Himmels-
tor. Der Schmied sprang hinzu und warf sein Schurzfell hinterher.
„Was wirfst du das schmutzige Schurzfell in den Himmel?" sagte der
Apostel. „Ich will's wieder herausholen," fprach der Schmied,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]