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1. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 7

1911 - Breslau : Hirt
Ergänzung für die Oberstufe. 7 Gewächse bebaute Flächen in ha wo hauptsächlich? Roggen..... Weizen..... Gerste...... Hafer...... Klee und Luzerne . Kartoffeln .... Wiesenheu .... Buchweizen. . . . Zuckerrüben . . . Tabak....... Wein...... Gemüse..... Obst...... 631364 58 072 75 093 229 233 90558 318545 413928 12 000 16 426 2164 450 fast überall j Oderbruch, Höhenland der Uckermark j fast überall Niederungen Prignitz, Höhenland von Beeskow Oderbruch, Rieselfelder bei Berlin Odertal bei Schwedt Krossen, Züllichau Umgegend von Berlin, Spreewald Werder, Guben Die zahlreichen Wälder, die über ein Drittel des Bodens der Provinz be- decken, sind in den fruchtbaren Gebieten selten (Höhenland der Uckermark), in den unfruchtbaren häufig (südlicher Höhenzug). Große Wälder sind die Massiner und die Karziger Heide auf dem Höhenlande der Neumark, „der Blumental" auf dem Barnim, der Grunewald auf dem Teltower Höhenlande, die Brandtsheide auf dem Fläming. Die meisten von ihnen sind Nadelwälder, die besonders auf dem Sandboden vorkommen, und in denen die dunkle Kiefer der vorherrschende Baum ist. Oft aber mischt sich mit ihr die weißschimmernde Birke in ihrem hellgrünen Blütterschmnck. Den Boden der Nadelwälder bedecken die Zwergsträucher der Preiset- und Blaubeere, Farnkräuter, Brombeer- und Himbeersträucher, Haselnuß und Pfaffenhütchen, Wacholder, Ginster, Besenpfriem, Heidekraut, Bärlapp und Moose. Seltener sind die Laubwälder, die nur auf besserem Boden und besonders als Buchenwälder vorkommen (Höhenland der Neumark und der Uckermark, Barnim, Sternberger Höhenland). Die graugrünen Stämme, deren frischgrüne Laubkronen ineinandergreifen, gleichen den Säulen eines weiten Domes. Flechten und Moose bedecken sie oder hängen von ihnen herab, während die Blätterschichten der vergangenen Jahre weiche Polster auf dem Boden bilden. Aus ihm fprießeu Anemone, Sauerklee, Leberblümchen, Waldveilchen, Goldnessel, Waldmeister, Walderdbeere, Schatten- und Maiblume hervor. Häufig spiegelt sich der Buchenwald in fisch- und krebsreichen Seen mit malerischen Ufern. Die Ränder der Seen schmücken Schilfrohr, Rohrkolben, Binsen, Bitterklee, Schwertlilie und Froschlöffel; auf ihrer Oberfläche schaukeln sich die gelbe Teichrose und die weiße Seerose. Die Mark ist reich an Zuchttieren, wie folgende Zusammenstellung erweist: Pferde 288000 (Königl. Gestüt in Neustadt a. d. Dosse), Rinder 789 000, Schweine 1 147 400, Schafe 712 800, Ziegen 234 400, Geflügel (sehr viele Gänse) 3 868 000, Bienen in 122 000 Stöcken. Pferde bringen besonders die Uckermark und das Netzebruch, Rinder die Bruch- und Luchlandschaften, Schafe die dürren Heide- gegenden, Gänse das Oderbruch hervor. Die Jagdtiere sind in der Mark zahlreicher als sonst in einem Teil nnsers Baterlandes. Es kommen vor Rot- und Schwarzwild, Rehe, Hasen, Füchse,

2. Geschichte - S. 70

1913 - Berlin : Oehmigke
— 70 — wieviel an Blut hier einst geflossen ist. Hier nun stand ehemals ein hölzernes Kreuz, das später durch ein stattlicheres von Eisen ersetzt worden ist. Was das Kreuz aber zu bedeuten hat, davon weiß die Volkssage das Folgende zu erzählen: „Es war noch in der Räuberzeit," — so nennt man hierzulande nämlich die Zeiten des Faustrechts —, „da reiste einst durchs Luch ein vornehmer Herr. Unter seiner glänzenden Kleidung aber verbarg sich tiefes Elend: er war ein Geächteter. Die Feinde hatten einen hohen Preis auf seinen Kopf gesetzt, niemand aber vermochte ihn gefangen zu nehmen; zur rechten Zeit fand er immer einen Ausweg. Die Hnfe seiner Pferde waren mit verkehrten Eisen beschuht, so daß seine Verfolger nie wußten, wo er sich aufhielt. Seinem Diener aber verblendete das Gold und der Reichtum seines Herrn die Sinne; er faßte den Plan, seinen Gebieter zu ermorden. Als sie nun einst in dunkler Nacht zu jener Stelle des Kremmer Damms, auf der jetzt das Kreuz steht, gekommen waren, da stieß der Diener sein Schwert dem Voranreitenden in den Leib. Den Lohn seiner Freveltat aber erhielt er nicht. Denn die Feinde seines Herrn wollten diesen lebendig in ihre Gewalt bekommen, und als sie vernahmen, was der Diener getan hatte, da töteten sie auch ihn. Aber nicht zur Sühne eines Mordes ist das Kreuz am Kremmer Damme aufgerichtet worden, es ist vielmehr das erste Denkmal hohenzollernscher Geschichte in der Mark. Es war am 24. Oktober 1412, da trafen hier beim Passe nach Pommern die Herzöge Otto und Kasimir von Stettin mit den Völkern des neu in die Mark gekommenen Statthalters Friedrich von Nürnberg zu blutigem Kampfe zusammen. Die Märker wurden von Graf Johann von Hohenlohe, einem jugendlichen Freunde des Burggrafen, geführt. Hin und her schwankte die Wage des Sieges, bis endlich die Brandenburger den Kampf aufgaben. Ihre Tapferkeit hatte es zwar nicht vermocht, die Pommern zu überwinden; aber ihrem weiteren Vordringen in die Mark war doch wenigstens ein Ziel gesetzt. Mit teurem Blute aber hatten die Märker diese Ehre zahlen müssen: der Graf von Hohenlohe und der fränkische Ritter Kraft von Lentersheim waren auf der Walstatt geblieben: Ritter Philipp von Utenhoven, gleichfalls ein süddeutscher Freund des großen Burggrafen, starb bald darauf an seinen Wunden. Es ist ein dunkler Herbstabend des Jahres 1412. Wir stehen

3. Geschichte - S. 79

1913 - Berlin : Oehmigke
— 79 - 26. Das alte Berliner Rathaus. Das Rathaus der vereinigten Städte Berlin und Kölln war ein hohes und stattliches Gebäude. Wie man weiß, führte die kurze Brücke, welche „die lange" heißt, ihren Namen damals mit mehr Recht. Sie verband Kölln und Berlin; aber da, wo sie heut an der Burgstraße endet, berührte sie vorerst eine morastige Insel, über die sie hinweg nach einem nun verschwundenen Spreearm führte, der durch die jetzige Heiligegeiststraße floß. Über diesen hinweg berührte ihr anderes Ende erst das eigentliche Berlin. Also war es gewiß eine lange Brücke. Mitten auf der langen Brücke nun, wo die Sümpfe und Weideplätze fürs Vieh waren und wo unten die Färber ihr Wesen trieben, da stand das gemeinschaftliche Rathaus. In der Hast aufgeführt, weil man's bedurfte, als die Städte sich vereinigten, war es nicht so fest und von dicken Steinen, als die großen Rathäuser in andern reichen Städten. Darum dauerte es auch nicht über das Mittel* alter hinaus, und es ist keine Spur davon übrig geblieben. Kaum die Untermauern und ein Teil des Erdgeschosses waren von Stein, und wo's war, waren's nur Backsteine. Das andere ruhte auf Pfahlwerk, und die Obergeschosse waren alle Fachwerk. Aber zur Zeit, wo beide Städte dieses Rathaus zu gemeinsamer Ehr' und Nutzen aufführten, baute man in Fachwerk nicht minder kühn und lustig als in Stein und Mörtel. Da fand man dieselben Formen in den himmelhohen hölzernen Häusern wieder, über die wir in den gotischen Baudenkmälern der Vorzeit aus Sandstein und Marmor staunen. Ja, die Laune erging sich noch wunderlicher und bunter in dem gefügigen Holze, da der Stein strengere Gesetze und Regeln vorschreibt. Die überragenden oberen Geschosse mit wunderbar geschnitzten Balkenköpfen, die ausgebauten Ecktürmchen und Söller, wodurch die engen Straßen oft ganz überdacht wurden: davon war nicht der Mangel an Raum allein der Grund; es war ebenso oft die Laune des Baumeisters, der im Himmel an Spielraum gewinnen wollte, was ihm auf Erden zu schmal zugemessen war. Diese Bauten waren auch gar nicht so gefährlich, wie man meint. Schaut euch doch um in den vielen hölzernen Städten unseres lieben Deutschlands. Drei-, vier-, fünfhunbert Jahre hat ein solches Holzhaus auf dem Rücken; freilich ist der Nerv kernige Eiche. Es krümmt sich auch wohl vom

4. Geschichte - S. 111

1913 - Berlin : Oehmigke
— 111 — „Alarm! Alarm! Feindio! Feindio!" Ach, der Korporal Rolf Rolfson Kok hatte leider bei seinem Ruf zu den Waffen nicht auf den Herrn Landrat von Briest gerechnet. Der hatte nämlich in Erwartung der Dinge, die von Süd-westen her kommen sollten, seinen schwedischen Gästen eine große Bewillkommungsfestivität zurecht gemacht, den Offizieren selber mit Beihilfe eines löblichen Magistrates zugetrunken und auch der gemeinen Soldateska durch gemeine Bürgerschaft auf feine Kosten wacker zutrinken lassen. Die Folge davon war, daß die Brandenburger, als sie unter dem Derfflinger und dem Prinzen mit dem silbernen Bein, dem Prinzen von Homburg, eiudraugeu, die meisten der Helden aus Mitternacht im tiefsten Rausch und süßesten Schlummer vorfanden und sie somit ohne viele Mühe totschlagen konnten. Die, welche in etwas bei Besinnung waren, wehrten sich freilich tapfer genug in den Gassen und auf und an den alten, morschen, mittelalterlichen Mauern und Toren; allein auch sie wurden mit verhältnismäßig geringer Mühe niedergemacht oder gefangen. Von den sechs Kompagnien, die mit dem Obristen von Wangelin in Rathenow eingerückt waren, retteten höchstens ein Dntzend Leute das Leben und die Freiheit, und unter diesen vom Glück Begünstigten befand sich gottlob auch unser guter Freund, der Korporal Rolf. Wie der Korporal Sven an der Böschung des Haveldammes, so glitt er an Wall und Mauer der Stadt Rathenow hinunter, fiel, von Fortuna noch einmal in Schutz genommen,, auf ein ledig Reiterpferd des Herrn Obristleutnant Kanne und galoppierte nunmehr gleichfalls und ebenso betäubt und schwindelnd wie der Kamerad in den Morgen und in die Mark Brandenburg hinein. Wilhelm Raabe (Der Marsch nach Hause). / 35. Aufopfernder Heldenmut eines brandenburgischen Soldaten. 1. Als der Große Kurfürst am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin die Schweden aufs Haupt geschlagen hatte, suchte er ihre durch diesen glänzenden Sieg hervorgerufene Bestürzung zunächst zur Eroberung des Herzogtums Pommern zu benutzen, dessen feste Städte größtenteils noch in schwedischen Händen waren. Verschiedene Heeresabteilungen wurden gleichzeitig zur Eroberung.

5. Geschichte - S. 47

1913 - Berlin : Oehmigke
— 47 — hartnäckig bestanden haben, wenn sie nicht gewußt hätten, daß die Täter Söhne einiger meiner Freunde waren. Aber nicht darum habe ich die Verfestung unterlassen, sondern weil die Täter junge Narren waren, die weder durch die Schönheit des alten fahrenden Weibes noch durch deren Pfennige zu solchem dummen Streiche hingerissen werden konnten. Hätte ich sie ver-festen und vor Gericht stellen lassen, so würde die Todesstrafe unausbleiblich gewesen sein. Das Weib erhielt Zehrung und Herberge und zog wohlgemut des anderen Tages von hinnen. Die jungen Tollköpfe blieben aber nicht ohne Strafe; freilich war sie eine mildere, die sie besserte. Sie gehören noch jetzt zu den besten Bürgern der Stadt. Mehrere: Das sind die Winse und die Rathenows! Brave Jungens! Hoch! Ein anderer: Ich habe die lange Spille am andern Morgen abziehen sehen. Sie hatte die Nacht im grauen Kloster geschlafen, und die Schwestern aus dem Beginenhause und zwei graue aus der Klosterstraße gaben ihr das Geleit. Sie hatten alle gut gefrühstückt und zogen ganz fidel zum Oderberger Tore hinaus. Richter: Wenn das Volk nicht ruhig ist, so rufe der Bütte! die Stadtknechte. Büttel: Der Herr Richter will Ruhe, also Ruhe hier draußen! Richter (zu Wardenberg): Fahr' fort! Wardenberg: Daß ich dem zweiten Kämmerer die Schlüssel zur Geldkiste der Stadt abforderte, geschah zu seinen Gunsten, um mich zu überzeugen, ob der Verdacht der Untreue, der im stillen gegen ihn umhergetragen wurde, gegründet sei oder nicht. Ich erfand ihn treu und erhielt der Stadt einen redlichen Diener. Freilich sind den Ratmannen, die während meiner Abwesenheit mein Sündenregister im Stadtbuche verzeichneten, solche Maßnahmen unerhört, und sie hätten wohl gerne gesehen, daß ich deshalb vor den Richter gestellt worden wäre. (Außen anhaltendes Gemurmel.) Büttel: Ruhe, oder ich rufe die Stadtknechte. Einer aus dem Volke: Man jetzt noch nicht! Wir wollen erst Wardenbergen hören und wollen wissen, was sie aus ihm machen.

6. Geschichte - S. 14

1913 - Berlin : Oehmigke
— 14 — Braten eines Brandstifters herrichtete, der Mann war so ohne weiteres nicht zu ersetzen. Er war ehrlos, und niemand mochte mit ihm reden. Aber angesehen und gut besoldet war er darum doch. Ein Blick auf das landschaftliche Berlin des 14. Jahrhunderts, auf das Werk, dessen die in der Stadt aufgespeicherte Kraft fähig war, und wir sind versöhnt mit allen Unmenschlichkeiten. Auf Meilen hinaus durchziehen den Sumpf und Bruch schon die Wiesen und Felder der Stadt, und immer neue Wiesen und Felder werden dem Boden abgerungen. Es sind kleine Herdenkarawanen, die die Hirten nun zur Weide treiben; die Ernte, die sie im Herbst durch die Tore schaffen, füllt^ große Speicher. Und doch verlangt das unheimliche Tier hinter Wall und Graben noch immer größere Mengen und größere Arbeit. Willy Pastor (Berlin, wie cs war und wurde). 6. Die Wendenschlacht bei Potsdam (1136). Nachdem Otto Iii. die wendischen Völkerschaften zwischen der Elbe und Oder wieder besiegt und unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, suchte er auf jede Weise das Christentum unter ihnen zu verbreiten, ließ ihnen aber sonst viele ihrer alten Gerechtsame und Gesetze, wie es auch früher Heinrich der Vogler getan. Er besetzte die Städte, ließ sich bestimmten Tribut zahlen und verfuhr nur strenge bei der Ausrottung des Heidentums. Die fränkischen Kaiser aber, welche auf die sich immer mehr nach Osten hin ausbreitende Macht der Sachsen eifersüchtig waren, ermunterten und unterstützten die Wenden zu neuem Abfall, und es gelang diesen, sich wieder in den Besitz ihrer alten Länder zu setzen. Sie eroberten im Jahre 1030 sogar die Feste Brandenburg wieder, wo Heinrich an Stelle des Triglavtempels auf dem Harlunger Berge die erste christliche Kirche hatte erbauen lassen, die er der Jungfrau Maria weihte. Als jedoch Lothar aus dem sächsischen Hause Herr von Deutschland wurde, bot dieser alle seine Kräfte auf, um die wendischen Völker wieder unter fein Szepter zu bringen. Wo dies gelang, mußten sie ihren Abfall schwer büßen. Sie verloren alle ihre Rechte und wurden mit großer Strenge als aufrührerische Unter-

7. Geschichte - S. 39

1913 - Berlin : Oehmigke
— 39 — und Ungunst beweiset, so daß er nicht in die Stadt kommen und aus derselben ziehen kann wie andre eurer Mitbürger. Wir gebieten euch ernstlich und wollen und haben dem Herrn Jan von Wulkow und den Ratmannen Dobbel und Merten von Brandenburg anbefohlen, euch dessen zu erweisen und mit euch darum zu reden, daß ihr Tylen zu seinem Rechte verhelfet, wenn er dessen benötigt ist. Denn wir befehlen ernstlich und wollen nicht, daß sich jemand an seiner Person oder an seinen Gütern vergreife, daß ihr unsere schwere Ungunst vermeiden wollt. — Gegeben zu Posen, am Sonnabend vor St. Michaelistage anno 1382." (Schreiber gibt die Urkunde zurück.) Blankenfelde (sie emporhaltend): Diese Botschaft ist mir gestern von Abgeordneten des Herrn Markgrafen, in deren Gefolge Tyle Wardenberg sich befand, übergeben worden. Ich habe sie sofort im fitzenden Rat verlesen, worauf beschlossen wurde, auf heute die Gewerke und die Gemeindebürger zusammenzuberufen und mit den biedern Männern, den Abgeordneten und Tyle Wardenberg eine Tagefahrt zu halten und zu versuchen, ob zwischen diesem und der Bürgerschaft Gleich und Recht herzustellen sei. Noch waren aber die Vorbereitungen hierzu nicht getroffen worden, als sich in der Stadt bereits die Kunde von der Botschaft des Markgrafen verbreitet und diese große Mißbilligung hervorgebracht hatte. Man versammelte sich in den Wein-und Bierstuben, in den Konventen und Gewerkshäusern und sprach sich laut und heftig gegen jeden Sühneversuch mit Warden-berg aus, forderte sogar dessen Verweisung aus der Stadt. Viele eilten aber nach dem „grünen Baum" in der Spandauer Straße, wo Wardenberg seine Herberge genommen, beschuldigten ihn des Diebstahls, des Meineids und Friedebruchs, warfen mit Steinen und riefen, daß er herauskommen und sich verantworten solle; man wolle ihm auf dem Neuen Markt ein warmes Lager bereiten, wie einst dem frommen Probst von Bernau, der auch für seine Vergehungen den Feuertod hat leiden müssen — und nur den Stadtknechten und einer Zahl von Bürgern war es gelungen, den so Bedrängten der Wut der empörten Menge zu entziehen und in sicheres Gewahrsam zu bringen. Einer aus dem Volke: Ja, hinten ist ein Durchgang nach dem Neuen Markt; da sind sie mit ihm durchgegangen und haben ihn noch dem Oderberger Torturm gebracht.

8. Geschichte - S. 42

1913 - Berlin : Oehmigke
— 42 — Berlin versammelt, um mit ihnen über die Not des Landes zu beraten. Tyle Wardenberg war damals Alderman; er hatte die Polizeigewalt, mußte über Frieden und Ordnung in der Stadt wachen und während des Landtages dasjenige besorgen, was die Fürsten ihm für denselben auszurichten hießen. Da geschah es, daß dieselben von dannen ziehen und schleunig noch die Abgeordneten versammeln wollten, um ihnen den Landtagsabschied zu erteilen. Sie sandten deshalb zu Wardenberg, daß er die guten Leute, die in der Stadt bei den Bürgern Herberge genommen hatten, schnell zusammenberiefe. Als an Wardenberg dieser Befehl überbracht wurde, setzte er sich aufs Pferd und eilte aufs Feld, so daß die Fürsten und Mannen davonritten, was dem Lande und der Stadt zu Schaden kam. Einer aus d e m Volke: Ja, das Wegreiten war Wardenbergs Leidenschaft. Büttel: Ruhig draußen! Ankläger (fortfahrend): Bald hierauf geschah es, daß eine Pilgerin von Rom durch Berlin zog, die von Wardenbergs Freunden in der Nähe der Stadt beraubt und geschunden wurde. Als das Zetergeschrei in die Stadt drang, sandten die Ratmannen Diener aus, um die Räuber zu suchen, welche schon wieder in die Stadt zurückgekehrt waren. Als die Ratmannen dies erfuhren, drangen sie in Wardenberg, daß er die Täter verhaften ließe, damit auf Zetergeschrei über sie ein Notgedinge gerichtet werden konnte, welches er aber versagte, so daß weder Strafe noch Sühne erfolgen konnte. Einer aus dem Volke: Die alte Schraube habe ich gesehen, sie schrie Zeter wie ein Landsknecht. Ankläger: Damals geschah es auch, daß er sich an den Geldkisten der Stadt vergriff. Dieselben hatten einen zwiefachen Verschluß, wozu die beiden Kämmerer die Schlüssel verwahrten. Da forderte Wardenberg dem einen der Kämmerer den Schlüssel ab, den er wohl sechs Tage bei sich behielt. Ob er dabei nach Ehre und Pflicht gehandelt, werden die Schöffen entscheiden. Man hatte ihn aber im Verdacht, daß er sich Gelder angemaßt habe, deren er bedurfte, um sich damit Freunde zu machen. Auch versprach er den Gemeindebürgern, wenn sie ihm folgen würden, sie schoßfrei zu machen. Dies haben die Leute dem Rat bekannt und gesagt, daß sie wohl wüßten, er könne dies nicht möglich

9. Geschichte - S. 43

1913 - Berlin : Oehmigke
— 43 — machen und daß er nur darauf ausginge, Zank und Zwietracht anzustiften. Einer aus dem Volke: Das wäre gar uicht dumm gewesen, nun haben wir aber noch einen neuen Schoß dazu gekriegt. Ein anderer: Fort mit den Steuern, die haben mir niemals gefallen! Ein dritter: Wir müssen mehr verschossen als die in Bernau und Köpenick; da kriegen sie sogar noch was raus. Büttel: Wenn ihr nicht schweigt, so werdet ihr bestraft! Mehrere aus dem Volke: Ruhe! Ruhe! Richter: Fahret fort, Ankläger. Ankläger: Mit seinen Kumpanen im Rat lebte er in steter Zwietracht. Wenn die biederen Ratmannen nach ihren geschworenen Eiden ihr Wort reden wollten, das ihm nicht zu Sinne war, so fuhr er sie hart an und befahl ihnen, zu schweigen, so daß sie nicht zum Frommen und Nutzen der Stadt raten konnten. Wie er aber seine Freunde und Anhänger benutzte, um seine Pläne durchzuführen, lehrt der folgende Klagepunkt: Es war im Jahre 1373, als der Markgraf Otto ein Gebot erließ, daß Land und Städte sich zum Kriege rüsten sollten gegen den Kaiser Karl, seinen Schwiegervater, der mit einem Kriegesheere gegen ihn heranzog, ihn zur Abtretung der Herrschaft über die Mark Brandenburg zu zwingen. Der vom Markgrafen beschlossene Krieg mußte jedem ruhig Denkenden als eine verlorene Sache erscheinen, da man die Schwächen des Markgrafen kannte und der Kaiser mit seinem Heere sich schon der Mark näherte, als der Markgras erst zu rüsten begann. Man sah voraus, daß der Kaiser siegen und die Mark erlangen werde — hielt dies sogar für ein Glück, da seine Klugheit, Friedens- und Ordnungsliebe bekannt waren und man fürchten mußte, daß Berlin, wenn es gegen ihn rüstete, seine Ungnade empfinden würde. Die Mehrzahl im Rat war deshalb für den Frieden und gegen die Rüstung. Dagegen lehnte Wardenberg sich mit aller Macht auf. Er ließ durch feine Freunde und feinen Anhang die übelsten Gerüchte über den Kaiser verbreiten und arbeitete mit aller Macht darauf hin, den Rat und die Bürger dafür zu stimmen, daß die Stadt gegen den Kaiser in den Krieg zöge. Als er aber sah, daß er auf diese Weise seinen Zweck nicht erreichen konnte, wiegelte er mit

10. Geschichte - S. 44

1913 - Berlin : Oehmigke
— 44 — feinen Freunden das Volk auf, den Rat durch offene Gewalt au zwingen, feinem Plaue beizutreten. Bewaffnete Haufen durchzogen lärmend die Stadt, erbrachen die Glockenkammer, zogen die Sturmglocke, traten mit Gewalt jedem Hindernis entgegen, zogen nach dem Rathaufe, wo, wie immer bei Tumulten, Rat, ^ Gewerke und Gemeindebürger sich versammelt hatten,' und forderten von ihnen, bewaffnet und gegen den Kaiser geführt zu werden. Da trat Wardenberg auf und sagte, daß man auf die Stimme des Volkes hören müsse, denn der Wille desselben fei Gottes Wille. Er sprach unter dem Zujauchzen des Volkes so lange, bis der Rat unter dem Drucke der Umstände die Rüstung wirklich beschloß, welcher Gewerke und Gemeindebürger zustimmten. Wardenberg aber sorgte dafür, daß dieser Beschluß sogleich zur Ausführung kam. Die Rüstkammer wurde geöffnet; Panzer, Armbrust und Pfeile wurden ausgeteilt, die Heerwagen aus den Marställen der Stadthöfe am Stralauer und Teltower ^Lor vor das Rathaus gezogen und die Kriegsfahne daselbst aufgesteckt. Damit aber der kriegerische Geist nicht erkalte und die Rückkehr zu Friedensgedanken bei den Bürgern verhindert würde, ordnete er Waffenübungen an, ließ die Tore und Rathäuser besetzen und die Mannschaften mit Bier aus den Stadtkellern versorgen. Einer aus dem Volke: Hurra, da ging's lustig her! Das „Bernauer" schmeckt mir noch heute. ©in anderer: Die Ratmannen riefen immer: „Gebt ihnen nur Stadtbier!" Wir aber riefen: „Bernauer, Bernauer!" Ankläger: Alle Vorbereitungen zum Abzüge wurden mit solcher Hast betrieben, daß in kurzer Zeit der Heereshaufe beider Städte dem Markgrafen zugeführt werden konnte. Und wie man gefürchtet hatte, so kam es. Der Markgraf, vom kaiserlichen Heere gedrängt, warf sich nach Frankfurt und Lebns und wurde belagert; Lebus wurde berannt und eingeäschert. Der Markgraf mußte im Lager des Kaisers bei Fürstenwalde um Frieden bitten, feinen Ansprüchen an die Mark entsagen, und Berlin verlor manchen guten Bürger, der getötet wurde, mußte auch den kaiserlichen Hauptleuten für die Auslösung der Gefangenen große Summen in Silber entrichten. Der Kaiser aber war von der Rolle unterrichtet, die Wardenberg gegen ihn gespielt hatte, und befahl, ihn aus dem Rate zu stoßen, was auch geschah. Berlin
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