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1. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 11

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 11 — ihrer Grundstücke gern durch Erlen, Weiden, Pappeln und Eschen. Diese vereinzelt und gruppenweise auftretenden Bäume und Sträucher verleihen im Verein mit den saftigen Grasflächen und den blinken- den Fließen der Gegend einen eigenen Reiz, den die hier herrschende sonntägliche Nuhe noch erhöht, und um derentwillen der Spreewald alljährlich von vielen Fremden besucht wird. In die Stille der Landschaft dringt kein Wagengerassel und kein Getöse einer Verkehrs- reichen Stadt, sie wird höchstens belebt durch das dumpfe Buh der Rohrdommel, das Schnarren des Wachtelkönigs, das klagende Geschrei der Wasserhühner und das meckernde Fluggeräusch der Schnepfen oder durch das fröhliche Jauchzen übermütiger Reisender. Die Dörfer sind weitläufig angelegt und bestehen teilweise aus weitzerstreuten, im Grün verborgenen Gehöften (Raupen). Jedes der letzteren umfaßt das Wohnhaus und die Stallung für das Vieh, nebst Futter- kammer. Scheunen fehlen ebenso wie trennende Zäune und staubige Straßen. Die Dorfstraße ist die Spree. Bild 3 zeigt einen Teil derselben in dem Dorfe Lehde. Das blinkende Fließ schlängelt sich unter mächtigen Erlen dahin, zwischen denen die Gebäude hervor- lugen. Diese sind der großen Bodenfeuchtig- keit wegen aus Baum- stammen zusammen- gefügt und mit Schilf gedeckt. Im Vorder- gründe (l.) bemerken wir einen Stall, vor dessen Tür einer der hier gebräuchlichen flachen Kähne befestigt ist. Gegenüber ist ein Spreewälder im Be- griff, im Kahne stehend, seine Fahrt anzutreten. Im Hintergrunde ist das Wohnhaus eines zweiten Gehöftes ficht- bar, dem die kleinen, Weißgerahmten 3. Dorfstraße zu Lehde im Spreewatde.

2. Geographie - S. 16

1913 - Berlin : Oehmigke
16 Bauern, ein wenig größer, wie es sich für den gesteigerten Wirt- schaftsbetrieb nötig machte, ein wenig massiver vielleicht, und dann setzte er sein etwas geräumigeres ein- bis zweistöckiges Wohnhaus mitten hinein. Gewöhnlich schloß sich nach ein Park an. Eine durchaus konservative Stimmung lagerte über dem Gutshofe wie über dem Dorfe, die ihm glücklicherweise auch heute noch geblieben ist. Ob das Holz von dem Fachwerk und dem Ziegel abgelöst ist, stets bleibt das Haus ein schlichtes Bauwerk, das Dorf ein echtes Tieflanddorf mit Anger und Teich, in den alte Weiden, Linden oder Kastanien hinunterschatten, den freund- lichen, von Holzgattern •— stellenweise von Granitfindlingen — abgeschlossenen Vorgärten und den strohgedeckten Häusern. Alles ist breit angelegt, auseinandergezogen, alles unter Baumkronen versteckt. Die alte Dingstätte hat sich an manchen Orten erhalten, meistens unter der uralter: Linde, in deren Gezweig wundersame Märchen und Sagen flüstern. So manche Friedenstat ist unter ihren Zweigen beschlossen, aber auch manche Untat gesühnt worden. Denn nicht nur das Feldgericht hielt hier seine Sitzungen ab, um die gemeinsamen Dorsangelegenheiten wie Bau und Ver- änderung von Wegen, Triften, Gehegen, Brücken und Gräben, Verkäufe, Bestallungen u. a. zu ordnen, sondern oft auch sah der Baum das Urteil an Missetätern oder an solchen, die man dafür hielt, vollstrecken. Und treten wir auf den Kirchhof, der die in märkischen Dörfern selten fehlende Kirche umgibt und nach dem Anger durch eine Mauer abgeschlossen ist, dann erzählt uns auch der durch den jahrhundertelangen Gebrauch erhöhte Boden nicht nur vom Vergehen der Geschlechter, sondern auch von Frie- denstaten, die sich auf seinem Rasen ereigneten, namentlich von den gemütlichen Morgensprachen am Schlüsse des Gottes- dienstes. In den ehemals wendischen Gebieten, d. h. im Südosten Brandenburgs, sind die Dorfhäuser noch heute im Blockbau, jener urtümlichen, einst allgemein angewandten Bauart Nord- osteuropas errichtet, die nicht selten sich auch auf die Kirche erstreckt. Aber auch solche Hütten, von denen der Schweizer Servetius um 1550 sagte, daß die Landbauern der Mark in ihren aus Lehm und Holz erbauten, kaum aus der Erde hervorguckenden, mit Stroh bedeckten einzelnen und zerstreuten Hütten wohnen, sind längst

3. Geographie - S. 19

1913 - Berlin : Oehmigke
19 Dann ziehüs mich hinaus. An hübschen alten, strohgedecktem Bauernhäusern, unter reichtragenden Apfelbäumen des Dörfchens Michendorf vorbei schlendere ich hinaus ins Feld. In Reihen knien die Tagelöhnerweiber auf dem Kartoffelacker und ernten die Knollenfrucht. Auf einem hochgelegenen Getreidefeld hält ein Bauer mit seinem Gespann. Wie er breitbeinig steht und an seinem Pfluge etwas bastelt, zeichnen sich seine Umrisse klar und scharf gegen den Hellen Horizont ab — ein Bild so voll Kraft und Erdgeruch wie die dampfende Scholle selber. Nun geht der Weg durch eine Kiefernschonung. Wege kreuzen sich, und so ziehe ich Erkundigungen nach dem rechten bei einem Waldarbeiter ein, der auf einer Blöße Tannenstämmchen pflanzt. Er antwortet mit dem wortreichen Behagen eines Menschen, der froh ist, in der tiefen Stille einmal seine eigene Stimme hören zu können. Gleich darauf komme ich in den Hochwald. Der blaue Himmel lacht zwischen den Stämmen hindurch, und die Sonnenstrahlen huschen über den moosigen Grund — nichts verrät den Herbst als das goldbraune Farnkraut in den Schluchten und das gleißend goldene Laub einer Birke am Wege. Still ist's, aber nicht tot; nur abgedämpfter klingt der Laut des Lebens. Man hört das leise, süße Gezwitscher der Meisen, den rauhen Schrei der Krähen, hier und da ein leises Knacken im Kreferngeäst, das den zierlichen Räuber, das Eichhörnchen, verrät, das, unbekümmert um den ein- samen Spaziergänger, auf einem freistehenden Aste seine Kiefern- samen verspeist. In der Nähe der Försterei Schmerberg, die ich nach anderthalbstündiger Wanderung erreiche, ändert sich das Waldbild. Hier sind Laubbäume in den Kiefernwald eingesprengt; mächtige Ahorne, Buchen und Eichen und schlanke Birken mischen sich mit den ernsten Föhren, und über sie alle hat der Maler Herbst aus seiner reichen Palette einen Farbenzauber gestreut, der mit seinem Rot, Gold und Braun zwischen lichtem Grün im Auge einen wahren Farbenrausch erzeugt. Wie eine Beruhigung steht ein Grund voll hochstämmiger Edeltannen dahinter. Nun wird das Land bergig, Hügel rechts und links, zwischen denen romantische Hohlwege hinabführen, und dann blitzt es verräterisch zwischen den Stämmen hindurch, das blaue Wasser des herrlichen Sees — Ferch ist erreicht. Alles in diesem Dörfchen ist fast noch so ursprünglich, wie es stets gewesen. Die Häuser in den unregelmäßigen Dorfstraßen liegen bald oben auf den 2*

4. Geographie - S. 126

1913 - Berlin : Oehmigke
126 Moosschicht hat sich darauf niedergelassen, und ihr ganzes Er- scheinen erinnert lebhaft an die Sanddünen der Ostsee. Zwischen den Hügeln aber liegt jedesmal ein grüner Streifen, aus dessen Mitte leise gekräuselte Wasserflächen, mal dunkel wie ein Teich, mal blau wie ein See, hervorblicken. Alles Lebendige scheint diese Ode zu meiden. Keine Lerche wiegt sich in den Lüften, kein Storch stolziert den Sumpf entlang: nur eine Krähe fliegt gleichgültig über die Landschaft hin, wie ein Bote zwischen dem vor uns liegenden Wald und dem Biesenthaler Kirchturm in unserm Rücken. Die Krähe passiert diese Gegenden wie wir, sie wohnt nicht darin. Ein halbstündiger Gang in dem mahlenden Sande hat uns endlich au eine tiefere Talschlucht geführt, und die andere Seite hinaufsteigend, treten wir ein in die Stille des Waldes. Der wellige Boden bleibt derselbe; aber rote Fichtenstämme steigen in schlanker Schönheit auf, während das Fehlen alles Unterholzes einen Blick weit waldeinwärts gestattet und den grünen Moosteppich in überraschender Frische zeigt. Der Forst ist von großer Längen- ausdehnung, aber von wenig Tiefe. So sehen wir es denn bald wieder lichter vor uns werden und fühlen jenen veränderten Luftzug, der den Ausgang des Waldes verrät. Ehe wir ihn erreicht haben, hören wir ein leises Geräusch und gewahren zu seiten eines dichten Brombeerbusches einen Alten, der Reisig sammelt und die zerbrochenen Zweige auf seine Karre wirft. Neben ihm liegt ein alter Spaten, um Wurzeln auszugraben, und an der obersten Karrensprosse hängt ein Korb, drin er die fleischfarbenen Reizker und die gelben Pfefferlinge sammelt, die ihm sein gutes Glück als Zugabe beschert. Der Alte trugt Strohhut und Leinwandjacke und zeigt nichts Auffälliges, als das Fehlen jeder Spur von Oberlippe. Mittler- weile habe ich ihm guten Tag geboten und frage ihn, ob er aus Prenden ist. Joa, ick bin ut Pren'n. Ist es noch weit, Papa? Nei, jlieks wenn Se 'rut komen. Awers sehen künn'n Se't nich; 't ligt ing'n Grünn. Und ist ein Krug da? Joa, twee. Een jlieks hier vörnan, wo Sparren sin Slott stunn.

5. Geographie - S. 130

1913 - Berlin : Oehmigke
130 die Natur selber in Festtagsstimmung zu sein. Wie flüssiges Gold quoll der Sonnenschein durch das zarte, grüne Buchenlaub und warf breite, Helle Flecken auf den moosigen Weg. Eine Weile noch hallte fernes Glockenläuten herüber; dann verwehte der Klang, und nur das vielhundertstimmige Vogelkonzert belebte die Stille. Ein paarmal führte der Weg über eine Waldblöße; dann schwirrte der Gesang der Lerchen vom blauen Himmel herab wie ein lang anhaltendes Geigentremolo in den höchsten Tönen. Von Menschen traf ich nur ein paar Kirchgänger, dann nichts mehr. 3. Zur Frühstückszeit kam ich nach Welsigke, einem stillen Walddorf mit einer Oberförsterei. Das Försterhaus liegt im Schatten uralter Eichen und Kastanien. Da der Tag heiß war, rastete ich ein wenig auf einer Bank unter ihren Zweigen. Der Forstmeister, eine prächtige, kraftvolle Weidmannsgestalt, trat unter die Haustür, und bald entspann sich ein Gespräch, das mit den Kränzen, die noch von der Hochzeit der einzigen Tochter her am Hause hingen, anhob und mit dem Wildbestand der Forsten endigte. Welsigke ist ein Stück der ehemaligen Brandtsheide und hat in seinen Wäldern einen sehr starken Bestand nicht allein an Reh- und Damwild, sondern auch an Wildschweinen und Fa- sanen. Mittlerweile war die stille, freundliche Frau Forstmeisterin mit den gütigen Augen zu uns getreten; wie durch Zauberhand deckte sich der Tisch, und den Wegfremden wurde in altdeutscher Gastfreundschaft ein kräftiges Frühstück so freundlich angeboten, daß das Ausschlagen eine Beleidigung gewesen wäre. Neugestärkt wanderte ich weiter nach Grubo, einem alten wendischen Dorfe. Der letzte Teil des Weges von hier bis Raben ist der beschwerlichste; er führt durch niedrige Bauernheide, ist sonnig und sandig. Desto lieblicher ist der Blick auf das Dörfchen Raben. Es liegt in einem Wiesengrunde an den Ufern der hier entspringenden Plane; waldige Höhenzüge bilden rings den Hintergrund. Die ganze Landschaft erinnert an die Gegenden des Unterharzes. 4. Südlich vom Dorfe erhebt sich auf einer steil aus dem Tal aufsteigenden Bergkuppe, die Gegend beherrschend, Burg Rabenstein. Durch eine kühle Schlucht führt der Weg hinauf; man hat hier neuerdings Anlagen gemacht, und in das Haselnuß- und Buchenunterholz mischen sich blühende Flieder- und Weißdorn-

6. Brandenburg - S. 2

1878 - Breslau : Hirt
2 Wie es in der Provinz Brandenburg aussieht. berg bei Sorau, erhebt sich nur 235 m (718 Fuß). Oder wer von dem gesegneten Rhein her käme und in der Mark die Rebenhügel an den steilen Felsenufern mit den alten Ritterburgen wiederzufinden dächte, der fände an unserer Oder, Havel und Spree und an den zahlreichen Seen zwar manche liebliche Userlandschaft, aber nur Flüsse mit trä- gerem Laufe ohne Felsschluchten und tiefe Thäler. Und wer aus den reichen Fruchtauen Süddeutschlands, Sachsens, Westfalens, Schle- siens mit den goldenen Saaten in unsere Provinz kommt, der wird sich freilich seine Heimath loben, wenn er bei uns öfter weite san- dige Strecken mit dünnem Hafer, niedrigem Roggen und magerem Buchweizen sieht. Und doch ist auch in diesen wenig bevorzugten Gegenden gut wohnen, und wer genügsamen Sinnes ist, liebt seine Heimath, das stille Dörflein mit den Lehmhütten und dem Strohdache, auf dem der Storch nistet. Wie friedlich liegt es da in seiner grü- nen Umgebung! Birnen- und Aepfelbäume beschatten Häuser und Gärten; Buchfinken nisten in den Zweigen, und die Nachtigall schlägt in dem Gebüsch! Der Kürbis und die Bohnen ranken am niedrigen Fenster, die Schwalbe nistet zutraulich unter dem Dachgebälk, und die Lerche singt auch hier dem großen Herrn der Welt ihr Loblied. Einige Strecken in der Mark sind aber wirklich öde, z. B. im süd- lichen Theile und in der Niederlausitz. Der lockere Sand ernährt nur eine sparsame Pflanzendecke und der Wind spielt mit ihm. Die lichten Kiefer- wälder bieten keine Erfrischung, kein kühler Quell, kein lebendiger Bach tränkt das Land weit hin, des Wanderers Fuß ermüdet in dem tiefen Sande oder gleitet auf den trocknen, glatten Nadeln. Die Bewohner sind arm, aber rührig und ein nachdenkendes Volk. Die Regierung hilft überdies überall nach. Feste Steinstraßen verbinden die Städte, und die Landwirtschaft hat es gelernt, auch den armen Boden für die fleißige Pflege dankbar zu machen. Vielfach begegnen uns schon Kirsch- bäume und nützliche Pflanzen, wo vor 30 Jahren noch Heidekraut und Besenpfriem wucherte; manches Dorf hat in der Zeit ein freundliches Ansehen erhalten und ragt mit dem alten Kirchthurme aus jungen Gärten hervor. In den Häusern steht oft noch der alte Webstuhl und der große Kachelofen, die Leute spinnen und weben noch vielfach selbst ihren Kleider- bedarf. Sie müssen fleißig sein, sparsam leben und gut Haus halten, wenn sie ihr tägliches Brot erwerben und ihre Steuern pünktlich zahlen wollen. Aber es erheben sich auch durch das ganze Land größere Anstalten des Gewerbefleißes und Fabriken aller Art, und der Ver- kehr stockt nirgends, nur sehr wenige Strecken liegen weit ab von den großen Handelsstraßen. Unter dem Volke herrscht Liebe zur Heimath und zum Könige. Aus seinem Dienste im Kriegsheere bringt der junge Landmann viele neue Erfahrungen und Gedanken mit, die er nun durch seine Arbeit verwerthet. Ueberall ist ein Scherflein übrig für Nothleidende, und das Wort Gottes wohnet reichlich in der Mark; es ist vielfach in ihr durch die That zu erfahren, wie es ein großer Gewinn ist, wer gottselig ist und lasset ihm genügen.

7. Brandenburg - S. 11

1878 - Breslau : Hirt
Dic £prct. 11 hin zurückweichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben die Sprache und Sitten ihrer Väter bewahrt. Viel Wald ist ausgerodet und in Wiese und Ackerland verwandelt, und auch hier hat Friedrich der Große keine Kosten gespart. So ist der Spreewald jetzt ein anmuthiges Jnselland, auf welchem Gärten, Wiesen und Aecker mit reichen Laubwäldern wechseln, in denen Eichen, Buchen, Ulmen, Eschen, Linden, Ahorn und Erlen fröhlich neben einander wachsen, während an den Flußarmen Mühlen klappern und freundliche Wohnhäuser stehen. Alles, was anderswo zu Fuße, zu Pferde und zu Wagen ab- gemacht wird, verrichtet man dort in Kähnen; denn die Flußarme und Gräben vertreten die Stelle der Wege. Die schmalen Fahrzeuge aus Baumstämmen werden, weil sie leicht umschlagen, Seelenverkäufer genannt. Mit großer Geschicklichkeit wissen die Bewohner des Spree- waldes sie zu regieren, und pfeilschnell treibt man sie durch das Waffer. Mit dem Kahne bringt man das Vieh zur Weide, holt Gras, Getreide und Holz heim, besucht den Nachbar, fährt zu Markte und im Sonntagsschmucke zur Kirche, folgen auch im schweigenden Trauer- zuge die Leidtragenden der Leiche, die auf einem Kahne zum Kirch- Hofe gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein Revier, ver- folgt er den Holz- und Grasdieb, fährt er auf die Jagd. Ein anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt sich alle Welt Schlittschuhe an: das arme, alte Mütterchen, das sich Raff- und Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer, Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeilschnell über die spiegelblanken Kanäle und Handschlitten vertreten nun die Kähne. Der Spreewald theilt sich in den oberen und unteren; jener ist 30 Km (4 Meilen) lang, 11 Km (1 y2 Meile) breit, zieht sich bis Lübben, von wo der untere Theil fast 15 Km (2 Meilen) abwärts reicht; von Wald ist hier freilich nichts mehr zu sehen, nur baumarme, mit Erlengebüsch bewachsene Torf- wiesen breiten sich an den Ufern der Spree aus, bis diese in den flachen Schwielung-S ee fließt. Durch Sandöden und Kieferwälder fließt sie weiter; unterhalb der Stadtb e e s k o w mündet der M ü l l r o s e rk a n a l, der nach dem großen Kurfürsten Fri edrich- Wilhelms -Kau a l heißt. Er verbindet die S p r e e mit der O d e r und stellt so eine ununterbrochene Wasserstraße von der Elbe bis zur Weichsel her; denn aus der Elbe gelangt man in die Havel und Spree und aus dieser durch den genannten Kanal in die Oder, Warthe und Netze, und mittelst des Bromberger Kanals in die Weichsel. Vor Fürstenwalde hat sich die Spree aus ihrem nördlichen Laufe nach Nordwesten ge- wendet, fließt durch waldreiches Land an den Rauen'schen Bergen vorüber bis zum Müggelsee und den Müggelbergen (Iii m [342 Fuß) hoch) bei Köpenick und erreicht dann bald Berlin. Zahlreiche Kähne mit Holz, Torf, Getreide, Steinen, Kalk, Obst beleben hier den Fluß. An Ch arlo tt enb urg vorüber geht sie endlich beider Festung Spandau in die träge Havel. Wir machen aber von der

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 2

1858 - Breslau : Hirt
2 Wie es in Lei Provinz Brandenburg ausfleht. Häuser und Gärten; Buchfinken nisten in den Zweigen, und die Nach- tigall schlägt in dem Gebüsch! Der Kürbis und die Bohnen ranken am niedrigen Fenster, die Schwalbe nistet zutraulich unter dem Dach- gebälk, und die Lerche fingt auch hier dem großen Herrn der Welt ihr Loblied. In dem Sande, der lose ist und bei jedem Tritte nachgiebt, ist zumal in der Sonnengluth, wenn er fast durch die Ledersohlen durch- brennt, schlechtes Wandern. Wer sich da auf den nahen Wald freut, täuscht sich; denn darin stehen Kiefern, die gewähren keine Erfri- schung. Auf den glatten Nadeln gleitet der Fuß häufig aus; ver- geblich schaut das Auge nach einem frischen Quell, die lechzende Zunge zu kühlen; findet man auch hier und da Master, so ist das doch kein Labetrunk, es ist abgestanden, und schon der Geruch ist widerlich. Und wie erfreut sich doch das Herz, wenn man aus der Fremde heimkehrt und man sieht über dem Waldsaume den wohl- bekannten Kirchthurm und betritt wieder die Stube mit dem großen Kachelofen und dem Webestuhle, auf welchem gewebt wird, was die Mutter und Tochter des Hauses im Winter gesponnen haben, um daraus Hemden und Kleider zu fertigen. Freilich müssen Alt und Jung fleißig und sparsam sein, wenn sie ihr tägliches Brot erwer- den und die Steuer und Abgaben pünktlich bezahlen wollen. Da müssen sie von Früh bis in die späte Nacht thätig sein und mit dem Erworbenen gut Haushalten. Wohl dem Hause, wo man das mühsam Verdiente nicht durch Branntweintrinken vergeudet und auch ein Schärfiein für Nothleidende übrig hat. Wohl dem Hause, wo es reinlich aussieht und auch das Wort Gottes reichlich wohnt; denn von einem solchen gilt: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lästet ihm begnügen. Freilich giebt es auch weite Strecken, wo keine menschliche Woh- nung zu finden ist, wo unwirthliche Haiden mit verkrüppelten Na- delholzbäumen und dürrem Haidekraute sich ausbreiten; da sind keine belebten Straßen; da hört man keinen Vogel singen; nur etwa ein Specht klopft an den angefaulten Baumstämmen; meilenweit sieht man keinen Menschen, und wo man einem begegnet, geht man scheu an ihm vorüber; denn es ist in dieser unheimlichen Einsamkeit Nie- mandem zu trauen, wenn man ihn nicht kennt. Anderwärts breiten sich große Sümpfe mit dichtem Schilfe aus und Moore, an denen Erlen- und Birkengebüsch sich hinzieht. Da schreitet der Storch bedächtig herum, die Rohrdommel flattert über das Schilf, und das schwarze Wasserhuhn rudert flink dahin. Doch es giebt auch viele Gegenden, in denen es ganz anders aussieht. Die Mark ist reich an Flüssen und Seen; sammetgrüne Wiesen sind an ihren Ufern, weidende Viehheerden beleben sie, und umschlossen werden sie von lieblichen Laubwäldern. Von den An- höhen aus, wie sie sich in verschiedenen Theilen der Mark einige Hundert Fuß hoch erheben, hat man einen freien und weiten Blick

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Die Mulde. 7 zogen werden. Nach Annaburg führt die große Haide ihren Namen, die sich dort ausbreitet. Sie enthält großentheils Tannen- und Kiefernwaldung, und nur hin und wieder trifft man Laubholz. Sie ist auch an Bienenzucht reich. 4. Die Mulde. Die Mulde kommt aus dem Königreiche Sachsen und ist aus zwei Flüffen gleiches Namens, aus der Zwickau er und Freiber- ger Mulde, die sich bei der sächsischen Stadt Kolditz vereinigen, entstanden. Da sie zwischen der Elbe und Saale fließt, hat sie wenig Zuflüffe; aber ihr Lauf ist schnell und rauschend; sie geht nach der Vereinigung der beiden Quellflüffe meist durch ebene Gegenden. Bei Eilenburg tritt sie in die Provinz ein. Auf der rechten Seite der Mulde schließt sich Haide an Haide; bei Düben beginnt die große Dübener Haide, aus welcher Delitzsch, Leipzig und andere Städte meistens ihr Brennholz beziehen. In dieser Haide arbeiten gewöhnlich vom Frühjahr bis zum Herbste die sogenannten Muldenhauer, Leute, • welche aus der Gegend von Königssee im Thüringer Walde jährlich hieher kommen, um sich ihr Brot zu erwerben. Jeder dieser Leute führt auf einem Schub- karren seine geringen Bedürfnisse, Haushalt und Hausgeräth sammt Werkzeug, mit sich, fährt in das Holz hinein, baut sich eine Hütte und verfertigt mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit Backtröge, Mulden, Schaufeln, Karren, Leitern und andere hölzerne Geräthe. Wenn sie im Oktober wieder hcimziehen, haben sie kaum so viel verdient, um sich und die Ihrigen den Winter hindurch ernähren zu können. Auf den dürftigen Feldern können nur Roggen, Haidekorn, Kartoffeln, Gerste und Hafer gebaut werden. So zieht sich die Gegend über Gräsenhainichen hinaus bis nach Wittenberg hin. In Gräsenhainichen wurde i. I. 1606 oder 1607 Paul Gerhard, der Dichter von: „Befiehl du deine Wege" und vieler anderen Lieder, die wir in unseren Gesangbüchern heute noch haben, geboren. Die Waldungen bestehen meist aus Nadel- hölzern, doch findet man auch viele Eichen, Buchen, Rüstern, Birken, Eschen und Erlen. Mit dem Bau-, Nutz- und Brennholz, den Brettern und Latten wird bedeutender Handel in's Anhaltische, nach Magdeburg, ja bis nach Hamburg hin getrieben. Auf beiden Seiten der Mulde breiten sich weite Moor- und Snmpfstrecken aus, in denen viel Torf gestochen wird. Nach Delitzsch und Bitter selb hin ist der Boden sehr fruchtbar; da wechseln Oelsaaten mit Weizen und Flachsfeldern; Tabak, Gemüse, Zuckerrüben werden vielfach an- gebaut und auch Färbekräuter, als Krapp und Waid, werden hier gezogen. In Delitzsch sind seit alten Zeiten viele Strumpfwaaren gefertigt worden. Darum heißt es in einem Liede: „Delitzsch, die Strumpfstrickerstadt, wird das Stricken gar nicht satt."

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 12

1858 - Breslau : Hirt
12 Wie t* in der Provinz Posen »u-fieht. Schrimm aus. In dem sandigen Boden wachsen meist Kiefern, so besonders bei Meseritz. Da ist mit dürrem Haidekraut der un- fruchtbare Boden bedeckt, und die rothen Kiefern starren traurig in die Wolken. Da herrscht eine tiefe Einsamkeit. Wenn sich kein Lüft- chen regt, und die Kiefern Harzdünste ausschwitzen, und die Wespen und Bienen summen um die violetten Haideblüthen, wenn ringsum nichts zu hören ist, als der Specht, der gegen die Stämme häm- mert, und dein eigener Fußtritt, lieber Wandersmann, der auf den glatten Kiefernadeln glitscht, und der Sand ist so heiß, und du kommst nicht weiter: dann wird es dir recht bange in der Haide, und du horchst, wenn ein Lüftchen geht und ein Eichhörnchen von Ast zu Ast raschelt, und die alten, ausgedörrten Zweige knarren. Dein Gaumen ist trocken, und du suchst vergeblich nach einem frischen Quell. Doch auch grüne, schattige Laubwälder bedecken viele Striche der Provinz. Da wachsen Birken, Eichen, Ulmen, Buchen, Ahorn, Lin- den, Espen und Erlen. In den Wäldern haben die Holzfäller, Köhler und Vogelsteller ihre Arbeit; da dampfen die Meiler, da krachen die hohen Bäume, wenn sie gefällt werden; da schält man die Eichen, um die Rinde als Lohe für die Gerber zu verkaufen; da werden Bretter geschnitten, Balken für Häuser zugehauen; da sucht man Erd- und Heidelbeeren, eßbare Pilze und heilsame Kräu- ter. Andere sieden Pech und Theer und füllen Butten mit Kienruß, und fertigen Waschklammern, Quirle, Mulden, Siebzeug und man- cherlei Hausgeräthe. Auch wird von den Waldbienen viel Ho- nig und Wachs gewonnen und aus ersterem ein beliebtes Getränk, der Meth, bereitet. In den hohlen, alten Bäumen nisten Eulen, hoch oben in den Wipfeln Habichte, und auch Adler werden biswei- len erlegt. Auerhühner brüten in der Tiefe des Waldes und Birk- und Haselhühner kommen häufig vor. Der Jäger geht den Hasen und Rehen nach, die sich in großer Anzahl in den Wäldern finden; seltener sind die wilden Schweine. Dagegen wohnen gar viele Füchse und Dachse in ihren künstlichen Gängen und Gruben, aus denen sie nur mit Mühe herauszubringen sind; Wiesel und Iltisse, Marder und wilde Katzen hausen in hohlen Bäumen, und der Wolf ist be- sonders häufig in den großen Wäldern anzutreffen, die an das Kö- nigreich Polen stoßen. Es werden jährlich über 100 dieser räube- rischen Thiere getödtet, und für jedes Stück, was erlegt wird, gewährt die Regierung eine Belohnung; außerdem wird auch für das Fell ein guter Preis bezahlt. Es vergeht wohl kein Jahr, wo nicht die Wölfe mehrere Kinder und auch Erwachsene überfallen und tödten. Man erlegt sie mit Schußwaffen, sängt sie aber auch in Gruben. Einmal ging ein Geigersmann von einer Kirchweihe nach Hause, auf welcher er den Leuten bis tief in die Nacht aufgegeigt hatte. Das Männlein kam im dicken Forste vom Wege ab und fiel am Ende in eine Grube, welche der Jäger zum Wolfsfange gegraben hatte. Der Schreck war groß, als er unten auf etwas Lebendiges
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