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1. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 24

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 24 — abbrechen. „Keinen halte ich für adelig," sagte er, „der von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." — Ost saß er persönlich zu Gericht, und Gehör gewährte er jedermann. Als seine Diener einst einen armen Mann abweisen wollten, sagte er: „Bin ich denn Kaiser geworden, daß ihr mich vor den Menschen einschließt?" _ 5. Einfachheit, Redlichkeit und Tod. Besonders groß war die Einfachheit Rudolfs. Gewöhnlich trug er ein schlichtes, graues Wams, das er sich im Kriege selbst flickte. Wegen seiner Einfachheit wurde er oft nicht erkannt. (Rudolf und die Bäckerfrau). Seine Redlichkeit war zum Sprichwort geworden. „Der hat Rudolf» Redlichkeit nicht," sagte das Volk noch lange nach seinem Tode. Er starb zu Speier. Sein Geist blieb bis zum letzten Augenblick stark und klar. (Deutsche Jugend 5, S. 169: Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.) 25. Maximilian I. 1493—1519. 1. Der letzte Ritter. Maximilian war ein tapferer, ja, oft tollkühner Held. In Ulm bestieg er den höchsten Kranz des über 100 m hohen Münsterturms und stellte sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die Feuerlaterne hing, während er den anderen Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine Messingtafel bezeichnet noch heute diese Stelle. Ohne Furcht ging er mit dem Speer dem Bären entgegen und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen (Martinswand). Im Turnier war er Meister. In Worms hängte einst — wie die Sage erzählt — ein französischer Ritter vor seiner Wohnung einen Schild auf, worauf zu lesen war, daß er mit einem Deutschen kämpfen wolle. Lange Zeit meldete sich keiner. Da sprengte ein Ritter mit geschlossenem Visier in die Schranken und wars nach knrzem Anlauf deu prahlerischen Franzosen in deu Sand. Es war Kaiser Maximilian. — Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter". (Deutsche Jugend 5, S. 174: Deutscher Brauch.) 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisenbahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Hindernissen verknüpft. Wer eine größere Reife antrat, nahm nicht selten vorher das H. Abendmahl und machte sein Testament. Schon die Deutschritter richteten im 14. Jahrhundert in Preußen „Briefställe" und „Restposten" ein. Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handelsstadt zur anderen. Nach Orten aber, die nicht an der Landstraße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch eigene Boten senden. Pakete und Personen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maximilian durch den Grafen von Thum und Taxis 1516 die erste regelmäßige Poftverbiudnng zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsländer; aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu befördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, feine gesunden Glieder dem zerbrechlichen Postwagen anzuvertrauen, und die Fahrgäste der langsamen „Postschnecke" ahnten wohl noch nichts von der Großartigkeit und Schnelligkeit unseres heutigen Postverkehrs. 3. Landfriede. Auf dem Reichstage zu Worms wurde 1495 der ewige Landfriede gestiftet. Damit war der Fehdelust der Ritter ein Ende gemocht;

2. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 70

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 70 — gleich ihm eine Militärmacht schaffen. Häufig kamen dabei aber nur Soldatenspiele zum Vorschein. So hatte man es z. B. an dem Hofe eines kleinen deutschen Fürsten dahin gebracht, daß die 50—100 Soldaten nach verschiedenen Schwenkungen schließlich den Namenszug des Landesherrn darstellen konnten. 2. Das Heer bestand noch immer zum größten Teile aus Söldnern, die aus allen Ländern zusammengeholt (geworben) waren. Die im Heere dienenden Landeskinder waren vorzugsweise arbeitsscheue Leute, ungeratene Söhne, bankerotte Kaufleute, stellenlose Beamte rc. Sie folgten dem „Kalbsfelle" nur, um ein Unterkommen zu fiudeu. Es kam auch vor, daß die Polizei Vagabunden in das Heer steckte, ja, selbst Verbrecher suchten und sandln hier Schutz vor der sie erwartenden Strafe. Daher erklärt es sich auch, daß der Soldat jener Zeit sehr verachtet war. Vater und Mutter, Bruder und Schwester schämten sich seiner, und selbst ein Handwerksbursche ließ sich nicht gern in seiner Gesellschaft sehen. Das Desertieren war zu jener Zeit an der Tagesordnung; denn Ehre und Vaterlandsliebe waren dem Söldner unbekannte Dinge. In einigen Ländern wurden sie gut bezahlt. So erhielten sie z. B. in Preußen je nach ihrer Größe ein Handgeld von 2—9000 Mark. In manchen Ländern aber bezogen sie einen so geringen Sold, daß sie hungern oder betteln mußten, wenn sie es nicht vorzogen, durch Stricken, Spinnen re. etwas nebenbei zu verdienen. 3. Bauern und Bürger. Noch immer war der Bauer seinem Herrn erb-untertänig (S. 22) und mußte ihm oft 4—5 Tage in der Woche Frondienste leisten und alljährlich Abgaben an Getreide, Geld re. entrichten. Ohne Erlaubnis seines Gutsherrn durfte er seinen Wohnsitz nicht verändern, ja, nicht einmal heiraten. Zwar versuchten einige Fürsten, wie Friedrich d. Gr., Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig u. a., das traurige Los der Bauern zu mildern, aber die Gutsherren sträubten sich, ihre Vorrechte auszugeben, und so blieb meist alles beim alten. Etwas besser sah es in den Städten aus. Der Kaufmann war meist wohlhabend, auch der Handwerksmeister lebte in behaglichen Verhältnissen. Die Innung nahm eben nicht mehr Meister ans, als sie für gut befand (S. 10). Mancher Geselle aber mußte daher sein Lebtag Geselle bleiben. Brauereien und Bäckereien waren oft an bestimmte Grundstücke gebunden. Auch der Mühlzwang herrschte noch; dadurch wurden die Bewohner eines bestimmten Umkreises gezwungen, in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen. So war der Einzelne oft sehr in feinem Erwerbe beschränkt. Dazu kam noch, daß der Bürgermeister und die anderen Beamten der Stadt vom Staate angestellt wurden. Der Bürger hatte in der Stadt nichts zu sagen, daher aber auch wenig Sinn für das Wohl der Stadt. (Deutsche Jugend 5, Anhang S. 309: Eine deutsche Stadt gegen Ende des vorigen Jahrhunderts.) 47. Die französische Revolution. Napoleon Bonaparte. 1. Ursache der Revolution. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine schreckliche Revolution aus. Durch Verschwendung und endlose Kriege hatten nämlich Ludwig Xiv. (von 1643—1715) und Ludwig Xv. (von 1715—1744) das Land mit einer unerträglichen Schuldenlast beladen. Dazu kam noch, daß die vielen Millionen, die der Staat alljährlich nötig hatte, ganz allein von den Bürgern und Bauern ausgebracht werden mußten; denn der Adel und die Geistlichkeit, die gerade den größten Teil des Grund und Bodens inne hatten, waren von jeder Abgabe befreit. Aber damit noch nicht genug. Der Bauer hatte auch

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 68

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Buch. Vierter Abschnitt. t«8 Drittes Kapitel. Das Land Lüneburg. Von Otto von der Haide bis auf die Abdankung Heinrichs des Mittleren. 1434 — 1520. Otto von der Haide, welcher 1434 seinem Vater Bernhard in der Regierung des Herzogthums Lüneburg gefolgt war, sorgte, gleich Heinrich von Wolfenbüttel, für den Schutz des Landes vor raubsüchtigem Adel. Um die hieraus hervorgehenden Kampfe mit Nachdruck durchführen zu können, war der Herzog genöthigt, Gerechtsame und fürstliche Güter an die Bürgerschaft von Lüneburg zu verkaufen. Hieraus ergaben sich im Laufe der Zeit mancherlei Zwistigkeiten zwischen dem seine Rechte wahren- den Herzoge und der nach möglichster Unbeschränktheit strebenden Stadt, in Folge welcher der Handel mancherlei Störungen erlitt. Auf Otto folgte 1445 sein Bruder Friedrich der Gottesfürch- tige, oder der Fromme. Unter der Regierung dieses Herrn war es, daß Lüneburg ein trauriges Bild inneren Zwiespaltes bot. Seit den Zeiten des lüneburgischen Erbfolgestreits, dessen Lasten vor- nehmlich auf ihr ruhten, hatten sich die Schulden der genannten Stadt auf eine solche Weise gemehrt, daß an eine Abtragung derselben auf ge- wöhnlichem Wege nicht gedacht werden konnte. Aus diesem Grunde und weil die erste Ursache des Haders der Stadt mit Herzog Magnus dem Jüngeren besonders aus dem Schutze hervorging, welchen der Rath aus- wärtigen Prälaten in Betreff ihres Antheils an dem Salzwerke angedei- hen ließ, schien die Billigkeit zu erheischen, daß eben diese Prälaten die Abtragung eines Theiles der durch sie gemehrtem Stadtschulden übernah- men. Diesem Verlangen zu willfahren, schien ein Theil der Geistlichkeit bereit, als Dietrich Schaper, Propst des Klosters zu Lüne, feine Genossen zur Weigerung des an sie gestellten Antrages zu stimnien wußte. Daß der Rath der Stadt gegen diesen Aufwiegeler mit Strenge verfuhr, ver- größerte nur die Entschlossenheit der Prälaten, keinerlei Forderung in Be- treff der Besteuerung ihres Salzgutes nachzugeben. Umsonst sprachen rechtserfahrene Männer zu Gunsten der Stadt; die Hartnäckigkeit der Geistlichkeit blieb ungebrochen, und von beiden Parteien wurden Abgeord- nete nach Rom geschickt, um die letzte Entscheidung in dieser Angelegen- heit vom heiligen Vater einzuholen. Hier konnte es den Geistlichen bei

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 74

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
74 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. Thore von Braunschweig erreichten, welches jetzt mit erneutem Muthe die Gegenwehr fortsetzte und seine Gerüsteten bis weit in das Land zwischen Deister und Leine hineinsandte. Als 1494 die Aussöhnung der Stadt mit den Landesfürsten erfolgte, trug diese kein Bedenken, den Herzogen den Eid der Huldigung zu leisten. So groß und stark hatte sich Braun- schweig noch nie gezeigt; denn ein großartiger Gemeinsinn hatte jeden Ein- zelnen zur freudigen Hingebung beseelt. Weil Johann Rode, Erzbischof zu Bremen, in Christoph, dem Sohne Heinrichs des Aelteren, sich einen Nachfolger erkoren hatte, glaubte sich Heinrich verbunden, die Rechte des erzbischöflichen Stuhles in Friesland zu schützen; doch vermochte er 1501 die freien Butjadingec nicht zur Un- terwerfung zu bringen. Heftiger war der Kampf, welchen ec 1513'im Dienste des Herzogs Georg von Sachsen gegen die Ostsriesen führte. Ge- folgt von seinem Bruder Erich von Göttingen, dem Herzoge Heinrich dem Mittleren von Lüneburg und dem Herzoge Philipp von Grubenhagen, zog er durch Oldenburg, dessen Graf sich seinem Heere anschloß. Butjadingen wurde freilich nach hartnäckiger Gegenwehr unterjocht, aber das Land an der Ems konnte auch 1514 nicht unterworfen werden. Mit Heldeumuth stritt Graf Ezzard an der Spitze seiner Friesen, die auch nach Eroberung der wichtigsten Schlösser die Vertheidigung nicht aufgaben. Da ereignete sich, daß Heinrich der Aeltere vor dem von ihm belagerten Schlosse Leerort durch eine Kugel 1514 seinen Tod fand. Siebentes Kapitel. Göttingen-Calenberg unter Erich I. bis zur Beendigung der hildesheimischen Stiftsfehde. Erich der Aeltere, der Sohn Wilhelms des Jüngeren, giebt uns bis zum Tode ein Bild von echter, deutscher, frommer Rittersitte. Ec, ein schöner, starker Jüngling, war für alle Waffen gerecht; keine Noch, keine Gefahr konnte ihn schrecken, wenn er das Recht auf seiner Seite wußte. Dem frühzeitig in ihm aufstrebenden ritterlichen Geiste folgend, hatte er 1488 eine Reife nach dem gelobten Lande unternommen, von wo er über Italien an den Hof seines Vaters zurückkehrte. Sodann, als 1492 ein Schwarm der für unbezwingbar geltenden Osmanen in Croatien einsiel, eilte Erich dorthin und stritt für Kaiser Friedrich Hi. so ruhmvoll, daß ihm

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 82

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
82 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. keilen vergaß der Rach nicht, über die Sicherheit der Stadt zu wachen und durch gewaffnete Bürger eine plötzliche Bewältigung von Seiten detz Lan- desherrn zu verhüten. Das bisher so einfache Leben am Fürstenhofe wurde nach und nach künstlicher und kostspieliger. Dort fand jeder einreitende Edle, jeder Bot- schaft bringende Reisige Obdach und Nahrung. Weil nun die Zahl der am Hoflager lebenden Ritter und Diener fortwährend zunahm, und dadurch die Kosten sich mehrten, schien es erforderlich, die Dienste und Ansprüche der Einzelnen durch die Hofordnung festzustellen. Durch diese wurden den höheren Beamten, als Marfchall, Drost, Schenke und Kämmerer, so wie den unteren Dienern ihre Obliegenheiten auf's bestimmteste vorgeschrieben. Selbst die Höfe der kleineren Fürsten glaubten einer Anzahl von ritterlichen Beamten nicht entbehren zu können, die fast ausschließlich zum Prunke dienten. So hatte sich Otto Cocles von Göttingen bei seiner Abdankung den nur unbedeutenden Jahrgehalt von 200 Gulden Vorbehalten, aber die Kleidung für ein stattliches Gefolge mußte ihm geliefert werden. Hierdurch und durch kostspielige Fehden wurden die Fürsten häufig zu Anleihen ge- zwungen, welche sie mit ihren Städten unterhandelten; die Folge davon war, daß der Ratb sich der Verlegenheit feines Herrn bediente, um neue Freiheiten für die Bürgerschaft zu erwerben. Wie bedeutend mußte in Folge dessen die Macht der Städte wachsen, als deren Bürger Grafen und Frei- herren sich einfchreiben ließen. Drohte ihnen Gewalt, wurde ihr Handel durch Wegelagerung gestört/ so fanden sie in ihren Bündnissen leicht die Mittel, sich Achtung zu verschaffen. Die Befestigungen der Städte ge- wannen an Umfang, die Bürger an Gewandtheit in Führung der Waffen, namentlich der großen eisernen Geschütze. Ein kriegerischer Sinn durch- drang die Zünfte; der zunehmende Handel mehrte den Reichthum. Da- mals galt Eimbeck durch seinen Verkehr für eine mächtige Stadt, Göttin- gen rühmte sich seiner Wollwebereien, und Hannover gewann durch die Er- findung des Breyhans einen erheblichen Erwerbszweig. Was die Bürger hob und belebte, war die Teilnahme an der Verwaltung und die dadurch erzeugte Liebe für das gemeine Wesen. Das Gefühl der Ehre adelte ihr Thun; die genaue Bekanntschaft mit der Geschichte der Vaterstadt flößte ihnen einen Stolz auf die Thaten der Vorfahren ein, der zum rühmlichen Nacheifer anfpornte. Die Häuser gewannen an Stattlichkeit und Bequem- lichkeit; mit seltener Freigebigkeit sorgte man für Arme, und die Menge der Siechhäuser und Hospitäler reden noch zu uns von dem frommen Sinne der Bürger des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts. Es war das fröhliche Jugendleben der Städte; überall herrschte Sitte, nirgends ein

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 83

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Neuntes Kapitel. 83 ängstlich abgewogener Anstand; man gab sich der Freude mit ganzer Seele hin, und fühlte sich in derben, körnigen Späßen behaglich; überall strömte Kraft aus, die erst mit der spater um sich greifenden Verfeinerung welkte. Wie eigenthümlich war das unter dem Namen Grael bekannte Volksfest der Braunschweiger, von dessen Besuch sich der umwohnende Adel nie ab- halten ließ. Aehnliche Vergnügungen rief die Fastenzeit hervor. Bei die- ser frischen, lebhaften Jugend blieb das Schwert auch wahrend der Lustbar- keiten nicht immer in der Scheide, und es war viel Zeit und Unglück er- forderlich, um die rasche Kampflust und den überwallenden Muthwillen der Vürgersöhne zu ersticken. Es pflegt aber im menschlichen Leben das Haschen nach Genuß dem Streben nach dem Hohem und demzufolge der Entsa- gung weltlicher Freuden hart zu begegnen. Auf diese Weise können wir erklären, wie ein strenger Sittenprediger Gehör und Nachahmung bei der kräftigen Jugend fand. Von Erfurt hatte sich der Italiener Johann Ca- pistrano, aus dem Orden der Franciscaner, nach Göttingen begeben, wo er durch eine feurige Rede auf dem Marktplatze seine Zuhörer bewog, dem Kartenspiel wie den Würfeln zu entsagen und Schmuck und Zierrath den Flammen zu übergeben. Aber mit der Entfernung dieses merkwürdigen Mannes kehrte auch der alte Muthwille zurück, der sich im kecken Ergreifen der Gegenwart gefiel. — Auch jetzt noch ließ der Adel von seinem Fehdele- den nicht ab; selten ergab er sich den Wissenschaften; sein Genosse blieb das Schwert, und gegen Sold trat er in den Dienst v-m Fürsten oder Städten. Trotz der Strenge, mit welcher einzelne Herzoge ohne Ansehn der Person die Uebertreter des Landfriedens straften, glaubten die Junker der Selbsthülfe nicht entsagen zu dürfen > und trugen kein Bedenken, gegen die mächtigsten Städte in die Schranken zu treten. Freilich mußte es jetzt den an Macht wachsenden Fürsten und den von gleichem Interesse getriebenen Städten leichter werden als früher, über den vom Kaiser gebotenen Land- frieden zu wachen, besonders da erstere durch das Dingen von Söldnern sich von dem Dienste ihrer Lehensmanner mehr und mehr unabhängig machten. Diese Söldner, welche wir unter dem Namen der Landsknechte begreifen, entschieden die Schlachten, seitdem man von den Schweizern ge- lernt hatte, daß ein gut geordnetes Fußvolk vor den unbehülslichen Eisen- reitern den Vorzug verdiene. So geschah es, daß bald auch Edle in der Reihe der Fußknechte fochten, bis es ihnen gelang, selbst eine Rotte dieser unwiderstehlichen Krieger einem Fürsten gegen Sold zuzuführen. Daß bei diesen bunt zusammengesetzten Rotten keine strenge Zucht galt, mußten befreun- dete wie feindliche Lander erfahren, und oftmals kostete es dem Landesherrn viel Mühe, sich der in seinen Dienst gerufenen-Knechte wieder zu entledigen. 6 * v

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 170

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
170 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. Ordnung und Sparsamkeit. Rur auf diese Weise und durch den Empfang beträchtlicher Subsidien, welche auswärtige Staaten für die Stellung braun- schweigischer Regimenter zahlten, konnte es dem Herzoge möglich werden, die Schulden seiner Vorfahren zu verringern und das Land vor dem dro- henden Verderben zu retten. Auch als preußischer Feldmarschall ließ Karl Wilhelm Ferdinand in seinem Streben für Braunschweig nicht nach. Bald konnten die Steuern verringert werden ; des Landmanns Wohlstand wuchs aus die erfreulichste Weise und ein mit dem jüngeren Hause der Welfen 1788 abgeschlossener Vergleich sicherte dem Herzogthum Braunschweig 3/7 des bisher gemeinsam besessenen Harzes. Fünftes Kapitel. Uebersicht der inneren Verhältnisse. Die Folgen jener unseligen Verblendung der Deutschen, welche seit dem westphälischen Frieden, mit Hinantsetzung heimischer Sitte, nur dem französischen Wesen gehuldigt hatten, offenbarten sich im achtzehnten Jahr- hundert. Der innige Zusammenhang zwischen Fürsten und Völkern war gestört; die Stande waren sich auf eine Art entfremdet worden, welche keine Wiedervereinigung hoffen ließ. Seitdem Georg Ludwig die Erbschaft seines Oheims Georg Wilhelm angetreten, wurde der Glanz der kurfürstlichen Residenz zu Hannover be- deutend gesteigert, ohne daß man sich in einer gleichen Zuchtlosigkeit gefallen hatte, wie sie an manchen andern deutschen Fürstenhöfen vorherrschte. Die Kurfürstin Sophia und deren geistreiche Großtochter Sophia Dorothea, welche 1706 mit dem nachmaligen Könige von Preußen, Friedrich Wil- helm I., vermahlt wurde, wußten dem Hofe zu Hannover eine ernstere Richtung zu geben, als es in jenen Tagen Sitte war. Man schätzte Be- kanntschaft nicht bloß mit der französischen, sondern auch der englischen und italienischen Literatur und eine auf Reisen gewonnene Bildung. Trotz der Berufung von Georg Ludwig auf den Thron von England erhielt der Hof zu Herrenhausen bis auf die Zeit der Regierung Georgs Iii. seinen Ruf. Die beiden ersten englischen Könige aus dem Hause der Welfen hielten sich oft und lange in ihren deutschen Staaten auf, deren Bewohner ihnen näher standen, als die mit mißtrauischen Augen auf ihr neues Re- gentengeschlecht blickenden Engländer. Georg Ii. konnte sich die Freude

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 174

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
174 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. rechten Beschwerden an Hannover wandten. Deßhalb besetzte Georg Lud- wig, nachdem er sich zuvor, wiewohl ohne Erfolg, der gütlichen Unterhand- lungen mit dem Domkapitel bedient hatte, den großem Theil des Stifts, und zwang die katholische Geistlichkeit zur Anerkennung aller den hildes- heimischen Protestanten zugebilligten Rechte. Unter der Regierung von Friedrich Wilhelm, aus dem Hause der Edlen von Westphalen, (1/61 bis 1789) mehrte sich der Wohlstand des Hochstifts, welches in Franz Egon, Freiherrn von Fürstenberg, dem Nachfolger von Friedrich Wilhelm, seinen letzten, mit fürstlicher Gewalt begabten Vorsteher erblickte. Unter allen Städten der welsi'schen Lande wußte Osnabrück am läng- sten einen Schimmer von Unabhängigkeit zu erhalten. Hier wirkte im achtesten deutschen Patriotismus der unvergeßliche Möser; noch war ein großer Theil des alten Wohlstandes der Stadt geblieben, welche namentlich mit Leinwand einen gewinnreichen Handel trieb. Braunschweig wurde Residenzstadt, und sah seinen Wohlstand von Tage zu Tage verkümmert. Doch sah sich der Bürger hier, wie in Lüneburg, wo 1705 dem Kurfürsten Georg Ludwig, als Erben von Georg Wilhelm, feierlich gehuldigt wurde, durch den Handel vor einer ähnlichen Armuth geschützt, wie ihr die kleine- ren Städte des Kurfürstenthums bald unterliegen mußten. Nur Hannover wuchs fortwährend an Umfang und Reichthum, weil der bemittelte Adel des Landes durch den auch wahrend der Abwesenheit des Kurfürsten seinen Glanz entwickelnden Hof dahin gezogen wurde, und fast alle höheren Regierungsbehörden nur dort anzutreffen waren. Die Wunden, welche der siebenjährige Krieg dem Lande geschlagen hatte, konnten nur nach und nach verharschen. Richelieu hatte mit erfin- derischer Habgier geherrscht, ein französischer Generalpächter nur auf Berei- cherung in möglichst kurzer Zeit gesonnen. Die rüstige Jugend wurde den französischen Regimentern mit Gewalt einvecleibt, Duderstadt seiner Fe- stungswerke beraubt; unerschwingliche Abgaben lasteten auf den südlichen Provinzen. Um st treuer suchte nach der Beendigung des Krieges die an- gestammte Regierung den Druck zu mindern, welches vornehmlich durch die Abdankung des größern Theiles des stehenden Heeres geschah. Hl

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 48

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
48 Erstes Buch. Dritter Abschnitt. Stande zu bringen. Doch bald wurde die tiefbegründete Feindschaft von Neuem geweckt, indem Heinrich Kiphut, herzoglicher Voigt auf dem Schlosse Bollruz, der Bürger Rechte auf eine ungebührliche Weise zu verkürzen suchte. Da waffneten sich die Zünfte, zogen hinaus und brachen 1590 die festen Hauser zu Harste, Bovenden und Rostorf. Ihnen entgegen eilte Otto; aber bei Rostorf erlag er, und mit seinem Banner geriethen viele der Junker in die Gewalt der Städter. Wahrend jenes Kampfes wagte Heinrich Kiphut mit Gewalt in das Haus des Burgemeisters Werner Rodens einzudringen und allda schändli- chen Muthwillen zu treiben. Als solches dem auf dem Rathhause weilen- den Burgemeister angesagt wurde, eilte er in seine Wohnung, erschlug den herzoglichen Diener mit der Axt und warf die Leiche auf die Gasse. Wie nun zu eben der Zeit die Bürger siegreich vom Schlachtfelde bei Rostorf heimkehrten und den Frevel erfuhren, welcher ihrem Burgemeister widerfah- ren sei, stürmten sie Schloß Bollruz, brachen es bis auf den Grund und setzten den Herzog von ihrem Verfahren in Kenntniß. Trotz seines Grolles mußte Otto den Bitten der ihn umgebenden Ritterschaft willfahren und mit den muthigen Bürgern von Göttingen eine Einigung eingehen. Erst als ihn das Alter beschlich, und der Fluch der Kirche, mit wel- chem ihn der Erzbischof von Mainz belegt hatte, schwer auf ihm lastete, ließ der Quade von seinem wüsten Leben nach. Als er 1394 zu Hardegsen starb, durfte er wegen des Bannes in keine geweihte Erde bestattet werden. In Wiebrechihausen fand er sein Grab. Seine Gemahlin Margarethe, Tochter des Herzogs Wilhelm von Jülich, eine durch tiefe christliche Fröm- migkeit ausgezeichnete Frau, welche vergeblich durch weibliche Sanftmuth und Milde auf den starren Sinn des Herzogs einzuwirken versucht hatte, lebte als Wittwe nur für die Kranken und Armen von Hardegsen, bis sie ebendaselbst aus dem Leben schied. Viertes Kapitel. Lüneburgische Linie. Von Herzog Johann bis auf den Tod Wilhelms. 1267 bis 1369. Herzog Johann, der Sohn Otto's des Kindes, seit der Theilung mit seinem Bruder Albrecht dem Großen im Besitze des Herzogthums Lüne- burg, hatte durch Thaiigkeit und Gerechtigkeit die Liebe seiner Unterthanen

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 38

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
38 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. ten sie die Aufgabe ihres Lebens, weil mit der Armuth die frühere Sitten- reinheit geschwunden war. Als erster Bischof zu Hildesheim, wohin 815 durch Ludwig den Frommen das von Karl dem Großen zu Elze gestiftete Bisthum verlegt wurde, wird uns Günther genannt. Walbert, einer feiner Nachfolger im Anfänge des zehnten Jahrhunderts, überwies den dritten Theil feiner Ein- künfte der Stiftsgeistlichkeit, und bewirkte dadurch, daß die letztere, welche wir spater mit dem Namen Domherren bezeichnet finden, die frühere Einfachheit des Lebens bald aufgab und im Besitze eines sich ungewöhn- lich mehrenden Reichthums häufig dem Vorsteher des Bisthums zu trotzen wagte. Vornehmlich ist es der heilige Bernward, welchem das Stift Hil- desheim feinen Glanz verdankt. Er war ein Graf von Sommerfchenburg, und übte als Erzieher und Vertrauter Otto's Iii. den wichtigsten Einfluß in allen Angelegenheiten des Reiches aus. Wahrend seiner Regierung von 993 bis 1022 erwarb das Bistbum Bevorrechtigungen der verschiedensten Art. Bernward war nicht nur ein treuer Hirt feiner Gemeine, der das müssige Wohlleben verachtete und den Dienst am Altar und im Gerichte mit Gewissenhaftigkeit ausübte, sondern er zeichnete sich auch durch Ge- lehrsamkeit und eine seltene Liebe für die Kunst aus. Er war der erste deutsche Künstler seiner Zeit im Guß der Metalle und der von ihm ver- fertigte Kronleuchter, so wie die mit reichem Bildwerke versehenen Flügel- thüren in der Domkirche zu Hildesheim, geben einen hinlänglichen Beleg von seiner Thatigkeit und seinem Geschmack. Deßhalb zogen aus einem großen Theile von Sachsen die Söhne der Edlen an den Hof Bernwards, um daselbst feinere Bildung zu erwerben. Sein Nachfolger Godehard wurde gleich ihm heilig gesprochen, weil er mit Treue und Aufopferung seinem kirchlichen Berufe Vorstand. In gleichem Grade, als diese Männer aus die Dankbarkeit ihrer Mit- und Nachwelt bauen konnten, entfernten sich die Domherren immer mehr von dem ihnen angewiesenen Stand- punkte, indem sie in dem Genuß ihrer Pfründen des Kirchendienstes ver- gaßen, und solchen bald nur durch untere Priester besorgen ließen. Bischof Hezilo (1054 —1079), welcher die niedergebrannte Domkirche prächtig wie- der aufbaute, mochte weniger an Kenntnissen, als an Demuth und stiller Tugend, dem Bernward und Godehard nachstehen. Ihn beherrschten Stolz und Herrschgier. Uns wird erzählt, daß Hezilo, als er 1063 mit vielen weltlichen und geistlichen Fürsten des Reiches im Dome zu Goslar sich bei Heinrich Iv. einfand, mit dem Abte Widerad von Fulda so heftig um den Vorsitz haderte, daß er feinen Gegner endlich durch gewaffnete Diener aus dem Heiligthume vertreiben ließ. Ein heftiger Kampf entspann
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