Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
34 Ortskunde.
gelehrte und berühmte Männer sind aus Quedlinburg hervorgegangen, wie Klopstock,
der berühmte Sänger des Messias, Karl Ritter und der Turnvater Gnths Muths'
Die Geburtshäuser derselben sind hente noch vorhanden. In dem herrlichen Brühl-
Wäldchen findet man die Büste Klopstocks und das Denkmal des berühmten Geo-
graphen Karl Ritter.
Die Gründung Quedlinburgs.
Kaiser Heinrich Iii., welcher zu Goslar residierte, hatte eiu bildschönes Töchter-
lein, welches jedoch das Unglück hatte, den Zorn des Vaters aus sich zu laden, so
daß derselbe befahl, sie hinzurichten. Die Räte legten sich jedoch ins Mittel und
baten den Kaiser für sie um Gnade. Da sagte er endlich: Nun ia, wenn sie inner-
halb acht Tagen ein Altartuch für den Dom fertig schaffe, wie er es wünsche, so
wolle er sie wieder in Gnaden annehmen. Die Prinzessin konnte aber über alle
Maßen schön weben und sticken, und als der Kaiser nun gesagt, wie das Altartuch
sein sollte, so machte sie sich sofort an die Arbeil. Das Muster war aber so
schwierig, daß eine fleißige geübte Stickerin wohl ein Jahr daran zu thuu hatte. Da
nun die Arbeit sehr langsam von statten ging, so rief sie die Mutter Gottes um
Hilfe an, aber diese kam nicht. In ihrer Verzweiflung rief sie endlich den Bösen
an. Dieser stellte sich sofort ein und versprach seine Hilfe, wenn sie ihm ihre Seele
verschreiben wolle. Darauf wollte die Prinzessin aber nicht eingehen. Der Böse
machte nun den Vorschlag, er wolle das Altartuch unter der Bedingung zur rechten
Zeit fertig stellen, daß. wenn er in der letzten Nacht zwischen elf und zwölf Uhr sie
wachend autreffe, so wolle er ihre Seele nicht haben, schliefe sie aber, so müßte sie
sein werden. Ja, antwortete sie, damit wäre sie zufrieden. Das Altai'tnch wuchs
uuu unter ihren Händen zusehends und ward wuuderschön. Als nun die letzte Nacht
vor dem Ablieferungstermine herankam und das Tuch beinahe fertig war, da konnte
sich die Prinzessin vor Müdigkeit gar nicht halten und schlief ein. Die Prinzessin
aber hatte ein kleines Hündchen, welches den Namen Quedel führte und die
Prinzessin nie verließ. Auch in dieser verhängnisvollen Nacht lag das Hündchen auf
ihrem Schöße und war munter, während sie schlief. Zwischen elf und zwölf Uhr
trappte der Böse über den Vorsaal und wollte eben die Thür zum Arbeitszimmer
der Prinzessin öffnen, als das muntere Hündchen durch lautes Bellen die Prinzessin
erweckte. Als nun der Teufel die Prinzessin wachend antraf, ward er sehr wütend,
ergriff das Hündchen und schmetterte es gegen den Boden, daß es auf der Stelle
starb. Der Teufel aber verschwaud und kam nicht wieder. Zum ewigen Gedächtnis
an diese Begebenheit ließ die Königstochter ein Kloster bauen, welches sie dem Hünd-
lein zu Ehren Quedlinburg nannte. Das wachsame Hündlein aber wurde auf deu
Befehl der Prinzessin einbalsamiert und nach ihrem Tode neben sie in den Sarg
gelegt. _
Noch heute zeigt man in einer kleinen Kapelle zu Goslar ein Frauenbild nut
einem Hündlein in einem Sarge liegend. Auch das Altartuch wurde vor Jahren
im alten Dome noch vorgezeigt.
Die Nikolaikirche in (Quedlinburg.
Die mit zwei hohen Türmen geschmückte Nikolaikirche in Quedlinburg ist dem
Wasserheiligen Nikolai gewidmet, welcher iin Jahre 343 n. Chr. gestorben ist.
Nikolai lebte als Bischof zu Myra iu Lycieu. Bei der Christenverfolgung wurde er
ins Gefängnis geworfen, doch später von Konstantin d. Gr. erlöset und nach Myra
zurückgesandt, wo er alle Götzentempel zerstörte und ein Helser aller Armen und
Bedrängten wurde. Er soll auch auf dem Konzil zu Nicäa (325) gewesen sein, wo
er dem Arins kräftig Widerstand leistete. Nach seinem Tode wurde er als Heiliger
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Extrahierte Personennamen: Klopstock Karl_Ritter Karl Karl_Ritter Karl Heinrich_Iii Heinrich Nikolai Konstantin_d
Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Oschersleben, 67
Bäche entsendet der Hny und das Brandsleber Holz, die in den Bruchgraben
münden. Das Bruch wurde schon im 12. Jahrhundert nutzbar zu machen
gesucht; aber es sind noch Jahrhunderte vergangen, bis der Morast in üppiges
Wiesenland verwandelt worden ist. Späterhin nahm man, nachdem ver-
schiedene Pläne zur Urbarmachung des Sumpfes gescheitert waren, den Plan
wieder auf, aber allerlei Streitigkeiten machten der Sache ein Ende. Erst
in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts ist eine endgültige Regelung
erfolgt, durch welche das Land rechts und links vom Bruchgraben in Wiesen
umgeschaffen worden ist.
Die Bewohner beschäftigen sich in den Dörfern mit Ackerbau und Vieh-
.zucht. In den Städten herrscht lebhafter Handel und Gewerbe und außer-
ordentliche Fabrikthätvgkeit. Von den Fabriken sind die Zuckerfabriken vor-
herrschend, denn im Kreise Oschersleben befinden sich allein elf Zuckerfabriken
lind eine Zuckerraffinerie. Außerdem findet man noch fünf Spiritusbrennereien,
■drei Brauereien, drei Malzfabriken, zwei Maschinenfabriken und Eisengieße-
reien, zwei Papier- und Pappfabriken, eine Fabrik für landwirtschaftliche
Maschinen, eine Ölkuchenmühle und drei Braunkohlengruben (Hamersteben,
Hornhausen und Neindorf); bei Anderbeck ist mit Erfolg auf Kali gebohrt.
Die Kreisbehörde besteht aus dem Königlichen Landrat, zwei Kreis-
deputierten und sechs Kreisausschußmitgliedern. Neben dieser Behörde besteht
noch der Kreistag, dessen Mitglieder von den Bewohnern des Kreises
■(nenn Mitglieder von den größeren ländlichen Grundbesitzern, acht Mitglieder
Non den Landgemeinden und neun Mitglieder von den Städten) gewählt werden.
B. Beschreibung der Ortschaften,
a. Städte.
1. Oschersleben, 10 682 Einwohner.
Oschersleben an der Bode ist Kreisstadt und Wohnort der Kreisbe-
Hörden, hat eine Snperintendentnr, ein Amtsgericht, Postamt I und Eisenbahn-
station. Die Stadt hat eine evangelische und eine katholische Kirche. An
Schulen sind vorhanden: Eine Knaben- und Mädchen-Mittelschule, eine
Knaben- und Mädchen-Bürgerschule, eine evangelische Volksschule für Knaben
und Mädchen und eine katholische Volksschule für Knaben und Mädchen.
An Stiftungen sind vorhanden: St. Georgen-Hospital, Diakonissenhaus, evange-
Usches und katholisches Waisenhaus.
An Fabriken besitzt Oschersleben zwei Zuckerfabriken, eine Fabrik für
landwirtschaftliche Maschinen, drei Malzfabriken, zwei Brauereien, eine Eifen-
gießerei, eine Kupfer- und Kesselschmiede, eine Braunkohlengrube „Marie
Louise" bei Neindorf.
Oschersleben wird zum erftenmale in der Urkunde genannt, in der König
Otto Iii. am 23. November 994 den Markt in Quedlinburg errichtet. In der Namens-
form findet sich wenig Verschiedenheit, einmal heißt es Oskersleve, sonst immer
Oschersleve oder Osschersleve, lateinisch Oscharia. Schon seit Ende des 13. Jahr-
Hunderts und dann bis ins 16. Jahrhundert wird die Stadt gern Bruck-Öschers-
5*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 161 —
Tie Mutter erzählte schon vorhin davon und ich wußte nicht, was
das bedeuten sollte!" Alle waren einen Augenblick still, Mutter
und Tochter vor Angst, der Knabe innerlich froh, Berthulf und die
Gäste in tiefen, ernsten Gedanken. Endlich Hub der mit dem blutigen
Kopftuche an und sprach: „Ich will dir nur sagen, abtrünniger
Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst! Ich bin
der Herzog Widukind, und dieser ist der Herzog Albion." Da schrie
die Frau vor Schrecken laut auf und nahm ihre Tochter in die
Arme. Berthulf aber faßte die beiden Herzöge scharf ins Auge und
sprach: „Ich habe schon längst einmal gewünscht, euch zu schauen,
weil ihr zwei große Kriegshelden seid und wohl verdient, für meinen
lieben Herrn Jesus zu fechten. Jetzt kommt ihr mir freilich un-
gelegen, und ich werde wohl mein Leben vor euch lassen müssen.
Haltet nur Maß mit eurer Rache und schonet Hütte und Weib und
Kinder!" — „Das wird noch darauf ankommen!" antwortete Albion,
sich zornig von seinem Sitz erhebend und das Schwert aus der
Scheide reißend. Widukind faßte nach der blanken Streitaxt, die er
hinter sich an die Wand gelehnt hatte, und stand ebenfalls vom
Sessel auf. Beide waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Ter
Knabe hatte indessen das Beil genommen und es dem Vater ge-
geben. Tann riß er einen Brand aus dem Feuer, stellte sich neben
ihn und sagte: „Vater, wir wehren uns doch?" — „Versteht sich,"
sprach Berthulf, seine Waffe fest fassend, „wir werden fechtend
sterben wie ehrliche Sachsen." — „Sterben?" lachte der Knabe,
„das ist noch die Frage, der Feind ist ja auch nur zu zweien."
Ta sahen sich die Herzöge staunend an und senkten Streitaxt
und Schwert. Widukind aber sagte: „Frieden! — Ich verlange
nichts weiter, als zu hören, wie ein so echter Sachse sich zu der
Lehre des Gekreuzigten hat bekennen mögen." — „Tas will ich euch
recht gern erzählen," antwortete Berthulf; sie setzten sich, ihre
Waffen ablegend, ruhig um das Feuer, und Berthulf begann folgen-
dermaßen: „Ich war noch ein wilder Jüngling, etwa neunzehn
Jahre alt, da zog ich einmal auf die Jagd mit Armbrust und
Bolzen durch den Forst. Ta begegnete mir ein Christenpriester in
langen, weißen Kleidern; der ging hier durch unsere Gauen, um die
Schulze, Heimatskunde. 11
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 97 —
Wir haben keine süßen Reden
Und schöner Worte Überfluß,
Und haben nicht so bald für jeden
Ten Brudergrnß und Bruderkuß.
Wenn du uns willst willkommen sein,
So schau aufs Herz, nicht auf den Schein,
Und schau uns grad' hinein ins Aug'!
Gradaus, das ist Westfalenbrauch !
Es fragen nichts nach Spiel und Tand
Die Männer aus Westfalenland.
Und unfre Frauen, uusre Mädchen,
Mit Augen blau wie Himmelsgrund,
Sie spinnen nicht die Liebesfädchen
Zum Scherz nur für die müß'ge Stund'!
Ein frommer Engel hält die Wacht
In ihrer Seele Tag und Nacht.
Und treu in Wonne, treu in Schmerz
Bleibt bis zum Tod ein liebend' Herz.
Glückselig, wessen Arm umspauut
Ein Liebchen ans Westfalenland!
Behüt dich Gott, du rote Erde,
Du Land von Wittekind und Teut;
Bis ich zu Staub und Asche werde,
Mein Herz sich seiner Heimat freut!
Du Land Westfalen, Land der Mark,
Wie deine Eichenstämme stark,
Dich segnet noch der blasse Mund
Im Sterben, in der letzten Stund'!
Tu Land, wo meine Wiege stand,
O, grüß dich Gott, Westfalenland!
Emil Rittershaus.
10. Zwei große Staatsmänner Westfalens.
In dem oft als ungesitteten und ungebildeten Westfalenlande
hat es wahrlich nie an Männern gefehlt, die, an Geist und Gemüt
Schulze, Heimatskunde. 7
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 336 —
nisterposten auf und behielt bloß das Geueralvikariat und die Ober-
leituug des Schulwesens bei. Als Mitglied des Domkapitels und
der Ritterschaft war sein Einfluß fortwährend groß; allein er
machte stets nur davon Gebrauch, um die Regierung des Bischofs
Maximilian Franz bei jedem guten Unternehmen zu unterstützen.
Darum bewies ihm letzterer stets eine hohe Achtung und ein großes
Vertrauen. Fürstenberg überlebte die Auflösung des Hochstiftes
Münster und starb am 16. September 1810. Sein Ende war
gottergeben, sanft und ruhig. Der Tod des so verdienstreichen
Mannes erfüllte alle, die ihn gekannt hatten, mit der tiefsten
Wehmut; sein Andenken aber lebt fort in Segen.
Die Gebeine Fürstenbergs ruhen auf dem Gottesacker von
Uberwasser zu Münster vor dem Kreuze. In dankbarer Anerkennung
der Verdienste des großen Mannes ist ihm 1875 auf dem Dom-
Platze Münsters ein erzgegossenes Standbild, das ihn vortrefflich
darstellt, errichtet worden.
Der von ihm hochverehrte Bernhard Overberg war geboren
am 11. Mai 1754 zu Höckel im osuabrückfcheu Kreise Fürstenau.
Seine Eltern waren unbemittelte, aber genügsame und fromme
Leute, die ihren Kindern durch Wort und Beispiel früh religiösen
Sinn einpflanzten. Schon als Knabe, vor seiner ersten h. Korn-
munion, hatte er den innigsten Wunsch, im geistlichen Stande
sich dem Dienste Gottes zu weihen. Er lernte fleißig und machte
besonders in der Religionskenntnis gute Fortschritte. Aber die
Armut seiner Eltern benahm ihm den Mut, seinen Wunsch auszu-
sprechen. Nur zu Gott und der h. Mutter wandte er sich in
innigem Gebet, daß sein Wunsch doch möchte erfüllt werden. Und
so geschah es denn auch. Seine Eltern fragten ihn, als er 15 Jahre
alt war, aus freien Stücken, ob er nicht studieren wolle. Wer
war glücklicher als er! Mit größtem Eifer begann er nun sein
Studium. Er besuchte das Gymnasium in Rheine. Um des Morgens
früh aufzustehen, hatte er eine kleine Glocke auf seinem Schlaf-
zimmer angebracht und mit einem Tagelöhner, der um 5 Uhr
zur Arbeit ging, die Absprache getroffen, daß dieser vermittelst
eines Fadens, welcher nach außen an der Wand herabhing, die
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Franz Maximilian Franz Bernhard_Overberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 350 —
Es will ihn krallen, es saugt ihn an,
Wo Glanz die Scheiben umbreitet,
Doch langsam weichend, Spann' um Spann',
Wie ein wunder Edelhirsch schreitet,
In immer engeren Kreisen gehetzt,
Des Lagers Pfosten ergreift er zuletzt.
Da steht er keuchend, sinnt und sinnt,
Die müde Seele zu laben,
Denkt an sein liebes, einziges Kind,
Seinen zarten, schwächlichen Knaben,
Ob dessen Leben des Vaters Gebet
Wie eine zitternde Flamme steht.
Hat er des Kleinen Stammbaum doch
Gestellt an des Lagers Ende,
Nach dem Abendkusse und Segen uoch
Drüber brünstig zu salten die Hände,
Im Monde flimmernd das Pergament
Zeigt Schild an Schilder, schier ohne End'.
Rechts des eignen Blutes Gezweig,
Die alten freiherrlichen Wappen,
Drei Rosen im Silberfelde reich,
Zwölf Wölfe schildhaltende Knappen,
Wo Ros' an Rose sich breitet und blüht.
Wie überm Fürsten der Baldachin glüht.
Und links der milden Mutter Geschlecht,
Der Frommen in Grabeszellen,
Wo Pfeil' an Pfeile, wie im Gefecht,
Durch blaue Lüfte sich schnellen.
Der Freiherr seufzt, die Stirne gesenkt
Und — steht am Fenster, bevor er's denkt.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 534 —
emporrankt. An diesen Wänden und Decken scheint es, als hätten
unsichtbare Hände den Stein mit Stickereien bedeckt, oder ihn wie
einen Teppich gewebt, wie die feinsten Spitzen gehäkelt. Und
dort, — wie rosig schimmert das Licht durch die durchsichtigen
Vorhänge, als müßte sich uns da ein neues, noch schöneres Zauber-
gemach enthüllen. Besonders schön ist die Orgel mit ihren Pfeifen,
welche zu tönen beginnen, sobald sie mit einem Stabe gestrichen
werden. Nicht weniger fesselnd sind die gewaltige „Kanzel", sowie
ein die sitzende Figur eines alten Ritters darstellender Block, unter
welchem man sich in dieser Umgebung leicht einen „alten Barba-
rossa" vorstellen mag. In einer etwas höher gelegenen Nebengrotte
erblicken wir das mit klarem, rheingrünem Wasser gefüllte „Bassin".
— Alles dieses strahlt in blendender Helle wieder, wenn an die
Stelle der gewöhnlichen Beleuchtung das Magnesiumlicht tritt, und
es gewährt einen zauberhaften Anblick, wenn fliegende Strahlen
um die seltsame Welt aus- und niederspielen, bis alles wieder jäh in
die Nacht versinkt. — Ihren Namen trägt die Höhle nach dem
verdienten Ober-Berghauptmann von Dechen zu Bonn.
In dem Dorfe Elsey wirkte einst höchst segensreich Johann
Friedrich Möller. Er wurde am 6. Dezember 1750 geboren, wo
sein ausgezeichneter Vater 62 Jahre lang als Prediger im Segen
wirkte. Auch seine Mutter, eine geborene Harkort, war eine treff-
liche Frau, voll herzlicher Menschenliebe. Zwei jüngere Brüder
Johann Friedrichs starben, als er das achte Jahr erreicht hatte,
und nur eine Schwester blieb ihm, die jedoch zu jung war, als
daß sie seine Gespielin hätte sein können. In der Schule zu
Elsey, sowie später unter Leitung des Vaters und eines Haus-
lehrers entwickelten sich Kopf und Herz des Knaben aufs trefflichste;
namentlich erfüllten ihn die herrlichen Umgebungen von Limburg
schon in früher Jugend mit hoher Bewunderung und stimmten
ihn zum Preise Gottes, der ihm eine solche Heimat gegeben. Nach-
dem er kurze Zeit das Gymnasium in Dortmund und das Pädago-
gium in Halle besucht hatte, studierte er weiter auf der dortigen
Universität mit großem Fleiße und kehrte alsdann zu den Seinigen
zurück. Die Gemeinde zu Elsey erwählte ihn schon im Jahre 1774
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Extrahierte Personennamen: Johann
Friedrich_Möller Johann Friedrich Harkort Johann_Friedrichs Johann Friedrichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 98 —
hervorragend, Ausgezeichnetes durch ihre Persönlichkeit und Tüchtig-
keit gewirkt haben. Einige von ihnen, deren Leistungen auf einen,
enger umschlossenen Gebiete liegen, werden bei den einzelnen Teilen
der Provinz Erwähnung finden. Zwei aber, die durch ganz West-
falen schalteten und walteten und in ihm wohl nirgends ungenannt
und unbekannt geblieben sind, dürfen wir schon hier nicht übergehen.
Vor allem gilt's dem alten Vincke, wie ihn das Volk nannte,
der, in Westfalen geboren und als Oberpräsident gestorben, während
eines fünfzigjährigen Staatsdienstes vierzig Jahre in der Heimat-
Provinz ihr zum Segen und zur Wohlfahrt thätig gewesen ist.
Freiherr Friedrich Ludwig von Vincke ward am 23. Dezember
1774 in Minden geboren. Seine Familie gehörte zu den ältesten
adeligen Familien Westfalens und war im Mindenschen, Ravens-
bergschen und Osnabrückschen wohl begütert. Der Name „Vincke"
hatte in Westfalen von jeher einen guten Klang. Mancher Träger
desselben hatte im Lande hohe Ehrenstellen inne gehabt; alle hatten
durch ihr Wirken gezeigt, daß sie „für uufer Volk ein Herz" be-
saßen. Der Vater hatte unter den Fahnen Friedrichs des Großen
gekämpft und sich auch später, als er der Kriegslaufbahn entsagte,
die Huld des großen Preußenkönigs bewahrt; denn so oft der alte
Fritz Minden besuchte, stets wohnte er im Vinckefchen Hause. Die
Mutter war eine vortreffliche Frau, die dem Hauswesen wohl vor-
stand und ihren Kiudern eine treue, fromme Mutter war. Von
ihr heißt es: „Vor allem aber erfüllte sie die höchste Aufgabe der
Frauen, indem sie durch ihr eigenes Beispiel und Wirken den Keim
tieser, ungehenchefter Frömmigkeit und warmen Mitgefühls für
fremde Not in die Herzen ihrer Kinder legte, welcher zur schönen
Frucht festen und unerschütterlichen Gottvertrauens und echt christ-
licher Nächstenliebe erwachsen, diese alle unter deu Wechselfällen
mannigfach bewegten Lebens bis ans Ende desselben begleitete."
Sie ist deshalb auch von großem Einflüsse auf ihren Ludwig gewesen.
Tie von Vinckefche Familie war mit zehn Kindern gesegnet,
von denen aber drei früh starben. Unter den sieben überlebenden
war Ludwig der dritte Sohn. Seine Brüder traten früh in den
Heeresdienst, für deu er jedoch keine Neigung hegte und auch nicht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ludwig_von_Vincke Friedrich Ludwig Friedrichs Fritz_Minden Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Minden Westfalens Westfalen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 360 —
Burg Nottuln gestanden, ist ebenfalls noch an den in der Nähe
des Dorfes erhalten gebliebenen Wällen und Gräben zu erkennen.
Im Amte Nottuln nennen wir noch die beiden Kirchdörfer
Appelhülsen mit 680 und Schapdetten mit 246 Eingesessenen.
Die beiden südlichen Ämter von Münster aus sind Roxel und
Wolbeck. Im Amte Roxel der Amtssitz und das Pfarrdorf gleichen
Namens mit 1580 und die Landgemeinden und Kirchorte Nienberge
mit 1135, Bösensell mit 944 und Albachten mit 604 Eingesessenen.
Bei Roxel erinnern wir uns des Schlosses Hülshoff, wo Annette
von Droste-Hülshoff am 12. Januar 1798 geboren ist, und bei
Nienberge des Schlosses Rüschhaus, des Witwensitzes ihrer Mutter,
wo sie lange gelebt und gedichtet hat, bis sie wegen ihrer Kränk-
lichkeit nach Schloß Meeresbnrg am Bodensee übersiedelte und fern
von der über alles geliebten Heimat 1848 starb. Sie dichtete einst:
Mein Land.
Du bist nicht mächtig, bist nicht wild,
Bist deines stillen Kindes Bild,
Das, ach, mit allen seinen Trieben
Gelernt vor allem dich zu lieben,
So daß auch keines Menschen Hohn,
Der an des Herzens Fäden reißt,
Und keine Pracht, wie sie auch gleißt,
Dir mag entfremden deinen Sohn.
Wenn neben ihm der Gletscher glüht,
Des Berges Aar sein Haupt umzieht,
Was grübelt er? Er schaut nach Norden!
Und wo ein Schiff die Segel bläht
An würzereichen Meeresborden,
Er träumerisch am Ufer steht.
Ich meine, was so heiß geliebt,
Es darf des Stolzes sich erkühnen.
Ich liebe dich, — ich sag' es laut, —
Mein Kleinod ist dein Name traut.
Und oft mein Auge ward getrübt,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Von der breiten Lennebrücke aus erblickt man die Mauern der alten
Limburg. Sie wurde erbaut von dem niederländischen Herzog Hein-
rich von Limburg für seine Verwandten, die Kinder des unglücklichen
Grafen von Isenburg. Die neugegründete Grafschaft Limburg stand
unter der Hoheit der Grafen von der Mark. Jetzt ist das Schloß im
Besitz der Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-Rheda.
In dem Dorfe Elsey bei Hohenlimburg wirkte der
Pfarrer Johann Friedrich Möller, der 1807 den Abschiedsbrief
der Westfalen an König Friedrich Wilhelm Iii. in platt-
deutscher Sprache schrieb.
Die Stadt Iserlohn weiter östlich ist eine alte Fabrikstadt.
Schon im Mittelalter lieferte sie Panzer für die Ritter. Als
das Kriegswesen umgestaltet wurde, wandte sich die Bevölkerung
der Herstellung eines feinen Drahtes zu. Noch heute werden
daselbst aus solchem Drahte Stifte, Näh-, Steck-, Strick- und
Haarnadeln verfertigt. Sonst gibt es dort Fabriken für Stahl-
federn, Messing- und Bronzewaren, Glas- und Porzellansachen,
sowie Eisengießereien. Nahe bei der Stadt liegen Erzgruben.
Der Name, ehemals „Jslo", kommt her von Eisen und Lohe
lwald). Eisen fand man in den Bergen, Eisen wurde dort
verarbeitet. Besonders förderte ein schlichter Mann, Kaspar
Dietrich P i e p e n st o ck, das Fabrikwesen durch seine
rührige Arbeit und seinen Unternehmungsgeist. — Die sehens-
werte oberste Stadtkirche ist aus zwei Kapellen hervorge-
gangen und hat noch jetzt einen Doppelturm. Sie enthält
einen schön geschnitzten Marienaltar und ein geschnitztes
Chorgestühl.
Die bis dahin erwähnten Orte liegen in dem sogenannten
märkischen Sauerlande. Davon zu unterscheiden
ist das cölnischesanerland. In ihm liegt die Haupt-
stadt des Regierungsbezirks, Arnsberg, an und auf einem
Bergrücken, an drei Seiten von der Ruhr im Bogen umflossen,
mit etwa 10 000 Einwohnern. Sie war vormals die Haupt-
stadt der Grafschaft Arnsberg. Die Grafen faßen
ursprünglich zu Werl im Kreise Soest. Graf Konrad Ii.
baute 1077 das Schloß zu Arnsberg und nahm dort seinen
Sitz. 1368 kam die Grafschaft durch Kauf an das Herzog-
tum Westfalen, deffen Hauptstadt nun Arnsberg wurde.
Dieses Herzogtum war nach Auflösung des alten Herzog-
tums Sachsen gebildet und mit dem Erzbistum und Kur-
fürstentnm Eöln vereinigt worden. Es umfaßte zuletzt das
ganze Sauerland, soweit dasselbe nicht zur Grafschaft Mark
gehörte. An diese verlor es in der Soester Fehde die Stadt
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Isenburg Johann_Friedrich_Möller Johann Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Kaspar
Dietrich Konrad_Ii Konrad