78 4. Der Harz.
Der Bewohner des Unterharzes unterscheidet sich wenig in seinen
Charaktereigenschaften von den Bewohnern der Ebene. Der Oberharzer ist
fast schmächtig, ja schwächlich zu nennen; aber er arbeitet mit Leichtigkeit,
Gewandtheit und zäher Ausdauer, als wären seine Muskeln von Eisen
und seine Gelenke von federndem Stahle. Bei aller Armut ist der Harz-
dewohner gastfrei, gesellig und liebt ein heiteres Vergnügen. Für Musik
und Gesang hat er große Begabung. Die Zither und das Horn werden
von ihni oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe zur Jagd läszt ihn nicht
selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh fest an den Sitten der Vor-
eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann er
sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche.
Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Osterfeuer an und ver-
zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm"; am Johannistage feiert er
unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser
mit Blumen und Kränzen.
F. Geschichtliches.
Das Harzgebirge war lange Zeit unbewohnt. An: frühesten wurde sein
Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 900 die Lieblingsorte Heinrich I.
und Otto I- —, am spätesten der Oberbarz besiedelt (Anfang 1300). Als die
ersten Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Cherusker, d. l). Schwert-
männer; dann folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die
Flamländer. Etwa im 7. Jahrhundert ließen sich auch slawische Völker, die
Sorben, am Harze nieder.
Aus der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersten Bewohner
schließen- So waren die jetzt anf -itz, -ifch endigenden Orte ehemals Wohnstätten
der Sorben. Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf hausen
und -heim, während die Thüringer -leben und -stedt (Wohnstätte, Haus) wählten oder
die Bodenbeschaffenheit -berg, -bach berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte
waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dorf deutet ein gemeinsames Zusammen-
wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu
eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren: da mußte man das Gebirge
beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedlung hinderten, rodete
man den Wald mit der Axt (Feuer) aus und entwässerte die Moräste. Die neuen
Siedlungen, die entstanden, erhielten meist die Endung -rot (-rode), -holz, -loh,
-seld, -Hägen, -Hain, -schwende (durch Feuer verschwunden). Die Kunde von den
reichen Erzlagern lockte vom zwölften Jahrhundert an ans den verschiedensten
Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken
des 30 jährigen Krieges verbreiteten sich auch über das Harzgebiet. Der Herzog
Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrift an den Kaiser und bat um
Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Bauern zusammen,
um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannten sich „Harzschützen" und
waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel
kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung.
(Noch jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harz-
schützenstraße.) Am 27. August 1626 wurde am nordwestlichen Fuße des
Harzes bei Lutter eine Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren
ging. Die Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz ge-
hört jetzt zu drei Ländern, zum Königreich Preußen, zu den Herzogtümern
Braunschweig und Anhalt.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Otto Friedrich_Ulrich Friedrich August
52
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
5. Städte.
Wasser in ausreichender Menge ist für die Haushaltungen, die
Fabriken und andere Betriebe von der größten Bedeutung. Schiffbare
Flüsse, viele Eisenbahnen und gute Landstraßen bilden die notwendigen
Verkehrswege. Je mehr diese Bedingungen vorhanden sind, desto
schneller vergrößert sich eine Stadt. Die größten Städte sind aus
diesen Gründen an der linken Seite der Elbe entstanden, die kleineren
an der Saale, Bode und Ohre.
a) An der Elbe.
Warum konnte sich Magdeburg zu einer Großstadt von 280 000 Ein-
wohnern entwickeln?
Zu Magdeburg gehören die Vorstädte Neustadt, Friedrichstadt, Wihelm-
stadt, Sudenburg und Buckau; eingemeindet sind noch die Ortschaften
Fermersleben, Westerhüsen, Salbke, Lemsdorf, Prester und Krakau. Magde-
bürg hat einen festen Untergrund; denn es steht ans Grauwackeninaffen, die
höher liegen als die Elbe, so daß es vor Überschwemmungen ge-
schützt ist, obgleich es dicht am Strome liegt. Die Feste Magdeburg wurde
in den frühesten Zeiten gerade an dieser Stelle angelegt, weil hier die
Felsmassen am dichtesten an den Fluß herantreten und der Elbstrom sich
in zwei Arme teilt. Dadurch wurde der Übergang mit Hilfe von
Brücken erleichtert. Magdeburg wurde bald der Schutzort im Kampfe
gegen die räuberischen Wenden und der Durchgangspunkt für den
Handel, den der Westen mit dem Osten trieb. Die meisten Landstraßen
und später Eisenbahnen wurden nach Magdeburg geführt, um von hier
ans die Waren auf der Elbe entweder nach dem Norden oder Süden,
oder mit der Eisenbahn nach dem Osten zu schaffen.
Infolge der Bedeutung für das Militär und für den Handel und
Verkehr wurde Magdeburg von den Fürsten begünstigt. Otto der Große,
dessen Standbild auf dem Alten Markte vor dem Rat hause steht, und
seine Gemahlin Editha förderten die Entwicklung Magdeburgs und machten
es zum Sitz eines Erzbistums. Magdeburg bekannte sich frühzeitig zu
Luthers Lehre (Lutherdenkmal vor der Johanniskirche), und in den schweren
Zeiten des 30jährigen Kriegs blieb es „unseres Herrgotts Kanzlei". Da
es in Luthers Lehre treu aushielt, wurde es von den Feldherren Tilly und
Pappenheim belagert, erobert und teilweise niedergebrannt. „Gedenke
des 10. Mai 1631." Im Jahre 1806 wurde die stärkste Festung des
Preußischen Staates den Franzosen übergeben; unsere unvergeßliche Königin
Luise, dereu Standbild wir im Luisengarten bewundernd betrachten, erbat
die Stadt von dem Welteroberer Napoleon zurück; jedoch vergebens.
Magdeburg ist eine bedeutende Handelsstadt. Welche Erzeugnisse
der Börde kommen in den Handel? Bedeutung der Elbe als Verkehrs-
ftraße und des verzweigten Eisenbahnnetzes?
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Extrahierte Personennamen: Otto Editha Tilly Napoleon
66
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
5. Städte.
^ Wasser in ausreichender Menge ist für die Haushaltungen, die
Fabriken und andere Betriebe von der größten Bedeutung. Schiffbare
Flüsse, viele Eisenbahnen und gute Landstraßen bilden die notwendigen
Verkehrswege. Je mehr diese Bedingungen vorhanden sind, desto
schneller vergrößert sich eine Stadt. Die größten Städte sind aus
diesen Gründen an der linken Seite der Elbe entstanden, die kleineren
an der Saale, Bode und Ohre.
a) An der Elbe.
Warum konnte sich Magdeburg zu einer Großstadt von 280 000 Ein-
wohnern entwickeln?
Zu Magdeburg gehören die Vorstädte Neustadt, Friedrichstadt, Wihelm-
stadt, Sudenburg und Buckau; eingemeindet sind noch die Ortschaften
Fermersleben, Westerhüsen, Salbke, Lemsdorf. Prester und Krakau. Magde-
bürg hat einen festen Untergrund; denn es steht ans Grauwackenmassen, die
höher liegen als die Elbe, so daß es vor Überschwemmungen ge-
schützt ist, obgleich es dicht am Strome liegt. Die Feste Magdeburg wurde
in den frühesten Zeiten gerade an dieser Stelle angelegt, weil hier die
Felsmassen am dichtesten an den Fluß herantreten und der Elbstrom sich
in zwei Arme teilt. Dadurch wurde der Übergang mit Hilfe von
Brücken erleichtert. Magdeburg wurde bald der Schutzort im Kampfe
gegen die räuberischen Wenden und der Dnrchgangspnnkt für den
Handel, den der Westen mit dem Osten trieb. Die meisten Landstraßen
und später Eisenbahnen wurden uach Magdeburg geführt, um vou hier
ans die Waren auf der Elbe entweder nach dem Norden oder Süden,
oder mit der Eisenbahn nach dem Osten zu schaffen.
Infolge der Bedentuug für das Militär und für den Handel und
Verkehr wurde Magdeburg von den Fürsten begünstigt. Otto der Große,
dessen Standbild ans dein Alten Markte vor dem Rathause steht, und
seine Gemahlin Editha sörderten die Entwicklung Magdeburgs und machten
es zum Sitz eines Erzbistums. Magdeburg bekannte sich frühzeitig zu
Luthers Lehre (Lutherdenkmal vor der Johanniskirche), und in den schweren
Zeiten des 30jährigen Kriegs blieb es „unseres Herrgotts Kanzlei". Da
es in Luthers Lehre treu aushielt, wurde es von den Feldherren Tilly und
Pappenheim belagert, erobert und teilweise niedergebrannt. „Gedenke
des 10. Mai 1631." Im Jahre 1806 wurde die stärkste Festung des
Preußischen Staates den Franzosen übergeben; unsere unvergeßliche Königin
Luise, dereu Standbild wir im Luisengarten bewundernd betrachten, erbat
die Stadt von dem Welteroberer Napoleon zurück; jedoch vergebens.
Magdeburg ist eine bedeutende Handelsstadt. Welche Erzeugnisse
der Börde kommen in den Handel? Bedeutung der Elbe als Verkehrs-
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Extrahierte Personennamen: Otto Editha Tilly Napoleon
- 35 —
und dieselbe mit seinem Hoflager bezog. Nach den Zeiten des
Herzogs Johann Casimir war die Beste nur noch der Auf-
enthaltsort der Kommandanten. Während des Reichstags zu
Augsburg gewährte sie, wie schon erwähnt, dem Reformator
Luther sechs Monate einen sicheren Aufenthalt, und dichtete
derselbe hier das unsterbliche Lied: „Eine feste Burg". Hier
schrieb er an die Wand seines Wohnzimmers die Worte des
Psalmisten, die ihn trösteten: „Ich werde nicht sterben, sondern
des Herrn Werke verkündigen." Auf der Beste lebte 1603—1613
eine fürstliche Gefangene, die unglückliche Herzogin Anna, ge-
schiedene Gemahlin Herzog Casimirs, geborene Prinzessin von
Kursachsen.
„vi-- Martin Luthers Jugendjahre". Deutsches Lesebuch für Volks-
schulen von Fr. Th. Heckenhayn. Ii. Teil. Seite 252.
Der Dreißigjährige Krieg ließ auch dieses alte, feste Schloß
nicht ohne Thätigkeit. Namentlich hielt es im Jahre 1632,
von den Schweden besetzt, eine harte Belagerung durch Wallen-
steins Heer aus. Der Herzog von Friedland hatte sein
Hauptquartier in Ketschendorf; die Zelte seines Lagers be-
deckten den Jtzgrnnd bis zu den Mauern der Stadt. Seine
Angriffe vom 28. September bis 5. Oktober 1632 wurden
von der schwedischen Besatzung in der Festung unter Obrist von
Taubadel tapfer abgewehrt. (Beschießung der Stadt von dem
historisch denkwürdigen Fürwitz.) Wichtigere Unternehmungen
riefen Wallenstein und seine Scharen hinweg, ehe sie die
Übergabe erzwingen konnten. Wenige Jahre später, am 15. Oktober
1634, rückten die Kaiserlichen unter General Lamboy von neuem
gegen die Festung vor und bedrängten dieselbe fünf Monate lang.
Nach hartnäckiger Gegenwehr mußte die Besatzung am 29. März
1635 kapitulieren. Die neuere Kriegskunst konnte die alte, hohe
Burg nicht mehr als ein hinreichendes Bollwerk anerkennen,
und ihre Besatzung diente seit der Mitte des siebzehnten Jahr-
Hunderts mehr zur Bewachung der hier befindlichen Samm-
lnngen, Vorräte und Anstalten, als zur Verteidigung des Platzes
nach Außen. (Invaliden.) Kurz nach Johann Casimir's Tode
verlor Coburg den Residentensitz und erhielt ihn, zuerst nur auf
kurze Zeit, durch die Teilung der Söhne Ernst des Frommen
1681 zurück; erst seit 1735 wurde der Stadt der Sitz des
Residenten für längere Zeit zurückgegeben. Großes Verdienst
um sie erwarb sich Priuz Friedrich Josias von Coburg, durch
dessen Einfluß die 1806 von den Franzosen über dieselbe ver-
3'
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Casimir Johann Luther Anna Herzog_Casimirs Martin_Luthers Johann_Casimir's Johann Ernst Friedrich_Josias_von_Coburg Friedrich
— 68 —
auch im jetzigen Kriege erneute Beweise ihrer alten, berühmten Tapferkeit gegeben. In dem Augenblicke, wo der Rückmarsch beginnt, erteile ich ihnen das Zeugnis des ehrenvollsten Benehmens. Ich werde ein Vergnügen darin finden, es gegen ihre Fürsten vor dem gemeinsamen Vaterlande auszusprechen." — Über eine Million Kriegsvolk hatte während der napoleo-nischen Zeit, angezogen vom Roßlauer Elbübergange und der nahen Festung Wittenberg, das Land Anhalt bedrückt. Die schweren Verluste durch Einquartierungslasten, an Menschen, Feldsrüchten und Vieh lassen sich gar nicht abschätzen. Etwa 3 Millionen Taler wurden auf Kriegsrüstungen verwendet, an 3000 Mann Truppen gestellt. Auf 40 Einwohner kam ein Soldat. Mindestens ein Drittel der wackeren Krieger sah die Heimat nicht wieder. Nächst Preußen hat ohne Zweifel Anhalt unter allen deutschen Staaten verhältnismäßig die größten Opfer bringen müssen.
§ 35. Die letzten Reqierungsjahre des Baters Franz.
1. Jene Kriegsjahre brachten dem Herzoge Franz auch schweres Familienleid. 1811 starben seine beiden Brüder und seine edle Gemahlin Luise. Noch mehr erschütterte ihn der Tod seines einzigen Sohnes. Im Jahre 1794 war Erbprinz Friedrich kurz nach seiner Vermählung als kampfesfreudiger Reiteroberst dem befreundeten Preußenkönige in den Krieg gegen die französische Revolutionsarmee gefolgt. Auf dringendes Bitten aller Untertanen hatte ihn sein Vater nach der Heimat zurückberufen, damit das teure Leben des Thronfolgers nicht gefährdet sei. Nun raffte ihn 1814 eine Krankheit fern vom Feinde vorzeitig dahin. Innig bemitleidet vom ganzen Lande, klagte sein schwergeprüfter Vater: „Ich habe einen schweren Verlust erlitten, und ihr alle habt ihn erlitten. Friedrich würde meinen Platz wohl ausgefüllt haben. Er verstand, Land und Leute zu regieren. Er war sparsam, was uns jetzt so not tut. Nun stehe ich in meinen alten Tagen ganz allein." Ein Trost war für den alten Herrn der glorreiche Aus gang der Befreiungskriege. „Gott allein gebührt unser Dank. Er hat geholfen," sprach er beim Eintreffen der Friedensbotschaft. Sogleich ging er daran, die Kriegsschulden zu tilgen. 1816 waren bereits 80000 Taler abgetragen. Auf eigene Kosten unterstützte er die Bedürftigen, hob Handel rote Gewerbe und stellte die niedergebrannten Brücken und Gebäude wieder her. Mit hingebender Liebe widmete er sich der Erziehung seiner Enkel.
2. Bald aber nahte dem Hochbetagten der Tod. Mitte Juli 1817 warf ihn ein Sturz vom Pferde aufs Krankenbett. Im Luisiumschlößchen, den Blick oft nach der fast vollendeten Kirche von Jonitz gerichtet, die er für sich und seine Gemahlin zur letzten Ruhestätte ausersehen hatte, erwartete er gefaßt fein Ende. Bis zuletzt bewegten ihn Gedanken landesväterlicher Liebe. „Wie geht es den Armen?" fragte er. „Sie liegen mir schwer am Herzen. Ich möchte noch gern etwas für sie tun, ehe ich
1817 fort muß. Für mich brauche ich nichts mehr." Am 9. August 1817 abends verschied der teure Fürst, tief betrauert von allen Untertanen, hochgeachtet in ganz Deutschland, gerade 77 Jahre alt, im 59. Jahre feiner Regierung. Die sterbliche Hülle wurde zunächst nach dem neuen Dessauer Friedhofe
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Luise Friedrich Friedrich Friedrich Jonitz August
— 13 —
2. Trotzdem hielt es schwer, die Widerstrebenden auf die Dauer zu bezwingen, weil sie tückisch und treulos immer von neuem die Verträge brachen. Da ließ sich der Markgraf verleiten, ihnen Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Als er vernahm, daß sie ihn hinterlistig überfallen und töten wollten, lud er dreißig ihrer Häuptlinge zum festlichen Mahle und befahl, die vom Weine Berauschten sämtlich in derselben Nacht zu erschlagen. Ohne Zweifel hat diese grausige Tat schwer auf dem Gewissen Geros gelastet bis zu dessen Lebensende.
Fig. 6. Klosterkirche zu St. Cyriakus in Gernrode.
3. Das Blutbad erregte einen furchtbaren Aufstand unter allen slavischen Stämmen zwischen Elbe, Oder und Ostsee. Aber ihre Uneinigkeit erleichterte die Unterwerfung. Der Wende Tugumir aus fürstlichem Geschlechte, der längere Zeit bei den Deutschen gelebt hatte, lieferte, als ihn seine Landsleute zum Oberhaupte erkoren hatten, das Land um die feste Hauptstadt Brandenburg in Geros Hände. Nun wurden alle wendischen Stämme bis zur Oder der deutschen Ostmark einverleibt, zum Christentume und zur Zinspflicht gezwungen. In dem eroberten Gebiete legte Gero zahlreiche Burgen an. Die Besatzung derselben entnahm er zum Teil den germanischen Stammlanden. Die Burgen wurden so zu wichtigen Stützpunkten für die Behauptung und Ausbreitung der deutschen Herrschaft im Slavenlande. Aus vielen Burgen entwickelten sich im Laufe der Zeit Städte. Durch die Gründung der Bistümer Merseburg, Havelberg, Brandenburg und des Erzbistums Magdeburg sollte der Christenglaube und deutsche Gesittung in jenen Gegenden gefestigt werden.
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— 45 —
bei Lützen schlug und diesen Sieg mit dem Leben bezahlte, erhöhte wiederum ein heldenmütiger Glaubensstreiter aus dem Hause Anhalt den Ruhm seines Geschlechtes. Fürst Ernst, Christians I. zweiter Sohn, wurde schwer verwundet und starb zu Weißenfels.
4. Leider ließen sich die anhaltischen Fürsten bereden, das 1631 geschlossene schwedische Schutzbündnis zu verlassen und nach dem Tode Gustav Adolfs 1635 dem sogenannten Prager Frieden beizutreten, in welchem sich Sachsen und Brandenburg für neutral erklärten. Die dadurch erzürnten Schweden fielen nun fast jedes Jahr von Pommern her in Anhalt ein und brachten Verwüstung, Mord und Brand über das unglückliche Land. Von S her rückten die Kaiserlichen und Sachsen heran. In Anhalt trafen sich die feindlichen Parteien und hausten beide gleich entsetzlich. Am schlimmsten war es 1636. Da lagen im Februar 14 Regimenter aus anhaltischem Gebiete. Bernburg wurde abwechselnd von den Schweden und den Sachsen mit Sturm genommen und die fürstliche Familie auf dem Schlosse so bedroht, daß Christians Ii. mutige Gemahlin Eleonore nur mit der Pistole in der Hand das Äußerste von sich und den Ihrigen abwehren konnte. Besonders grausam hauste der schwedische General Bansr in Coswig, Sandersleben und Jeßnitz. Die Muldebrücken bei Dessau und Jeßnitz, die Saalebrücke bei Bernburg wurden niedergebrannt. 1637 erlitten besonders die Dessauer und die Raguhner Gegend schwere Brandschatzungen. 1640 wehrten die tapferen Bürger von Ballenstedt zwei kaiserliche Regimenter erfolgreich von ihrer Stadt ab. 1641 plünderten die Schweden das Bernburger, die Sachsen das Dessauer Land. 1644 besetzte der kaiserliche Feldherr Gallas Bernburg. Die Schweden hatten das dortige Schloß inne und beschossen die Stadt. Die Häuser gerieten in Brand. Niemand konnte von der Saale Wasser zum Löschen und Trinken holen. Selbst noch nach dem Friedensschlüsse machten aufrührerische Soldatenhorden, die von der Auflösung der Heere nichts wissen wollten, das Land unsicher.
5. Beim Westsälischen Frieden zu Osnabrück und Münster 1648 wurden die anhaltischen Fürsten im Besitze ihres Gebietes gelassen. Leider gelang es ihnen nicht, ihr Erbland Aschersleben (S. 23) zurückzuerhalten, so dringend sie auch ihre berechtigten Ansprüche geltend machten. Es verblieb beim Bistume Halberstadt und wurde mit diesem den Hohenzollern zuerteilt./
§ 23. Das anhaltische Kriegselend.
1. „Die Zeit war traun so beschaffen, daß es kein Wunder gewesen wäre, wenn Himmel und Erde Blut geweint hätten," so klagte eine alte anhaltische Chronik über die furchtbaren Leiden im Dreißigjährigen Kriege. Sie begannen 1625 zunächst mit unerschwinglich hohen Kriegssteuern und Lebensmittel-Lieferungen. Tausende und Abertausende von Talern mußten die Fürsten, Städte, Rittergüter und Dörfer zahlen, Hunderte von Zentnern Brot und Fässern Bier sich abdarben. Verlangte doch selbst der edle Gustav Adolf für die Beschützung Anhalts nicht weniger als monatlich 3000 Taler. Am schlimmsten ward die reiche Stadt Zerbst gebrandschatzt. Sie hat die Ehre, fast alle berühmten Feldherren in ihren Mauern gesehen zu haben, bitter büßen müssen.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christians Eleonore Gustav_Adolf Gustav Adolf
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2. Als die Kriegssteuern nichts mehr einbrachten, begannen die immer zuchtloser werdenden Horden mit Plünderungen. In den Städten wurden alle Kostbarkelten geraubt. Schon 1626 mußte der Rat zu gerbst die reichen Stlbergeräte der Stadt ausliefern. Aus den Kirchen entwendeten die Krieger schamlos jeden Schmuck. Sie zertrümmerten die Fenster raubten bte silbernen Kelche, Taufbecken, Kannen und Leuchter, zerrissen die Kirchenbücher und verbrauchten das Papier berfelben zur Anfertigung ihrer Patronen. Auf dem Lanbe wurden bte noch grünen Saaten als Futter abgeschnitten, bte Acker zerstampft, bte Obstbäume umgehauen, alles Vieh geschlachtet ober weggetrieben, bte gefüllten Scheuern in Branb gesteckt Da aus Mangel an Zugtieren die Felber nicht bestellt würden, schwächte der Hunger bte Gesunbheit. Der Unrat, welcher nicht mehr abgefahren werden sonnte, verpestete Lust und Wasser. Furchtbare Seuchen begannen zu wüten. Tausende wurden durch die Pest hinweggerafft. Wer von Krankheit verschont blieb und nicht in die Wälder und Elbesümpfe oder unter die Soldaten flüchtete, der starb unter den grausamen Martern der entmenschten Krieger. Gar oft lautet es in anhaitischen Berichten an die Fürsten über manche früher wohlhabende Bauernfamilie: „Ist ausgestorben Haus und Hof verwüstet." Ganze Ortschaften sanken auf immer in Krümmer, rjhre Namen wie die schon früher untergegangener Dörfer Und heute nur noch als „Wüstungen" bekannt.
3. Soweit es ihnen möglich war, haben die damaligen anhaltischen Fürsten als treue Landesväter das Elend zu hindern oder wenigstens zu lindern gesucht. In keinem anderen deutschen Lande ist trotz der ver-
Zbit Jahr für Jahr so eingehend von den Landesbeamten über die Kriegsschäden Bericht erstattet. Wir vernehmen baraus, wie bte Fürsten sich alles zu Herzen gehen ließen, wie sie sich in Hunberten von Briefen an bett Kaiser, an die Feldherren mit eindringlichen Bitten und Klagen wandten, freilich, je länger die Kriegsnot dauerte, mit desto weniger Erfolg.
4. Wir erfahren auch, wie die anhaltischen Untertanen wieder und wieder gemahnt würden, in aller Not und Traurigkeit den Herrgott nicht zu vergessen, sich zu bemütigen und die große Drangsal als heilsame Schickung sttll zu tragen. Fürwahr, bei aller Roheit und Sinnlosigkeit, trotz aller unsäglichen Verfolgung haben unsere anhaltischen Väter ihr evangelisches Christentum unentwegt hochgehalten. Sicher stimmten sie auch mit innigem Danke in die herrlichen Kirchenlieder ein, die dem endlich wiedergekehrten Frieden galten. Waren doch die Dichter dieser frommen Gesänge m Anhalts unmittelbarer Nachbarschaft zu Hause: Paul Gerhardt aus Gräsenhainichen mit dem machtvoll erklingenden Friedensgruße: „Gottlob! nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort," und mit dem schonen Neujahrsliede (1649): „Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn!" sowie Martin Rinckhardt zu Eilenburg mit dem allbekannten Dankpsalme: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen!"
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schmeichlerischer Unterwürfigkeit seine Aufwartung machen wollte, wurde er kurzweg abgewiesen. Auch sonst schenkte der Kaiser seinem untertänigen Verehrer nicht die geringste Beachtung.
4a. Im Frühjahre 1807 wurde Preußen von Napoleon völlig besiegt. Es mußte im Frieden von Tilsit alle seine Besitzungen links der Elbe den Franzosen ausliefern. Alles deutsche Land westlich dieses Stromes war nunmehr der Übermacht Napoleons schutzlos preisgegeben. Wenn ein dortiger deutscher Fürst den Willen des Allgewaltigen nicht hätte erfüllen wollen — ein Federstrich, und sein Gebiet war Frankreich einverleibt. So mußten die anhaltischen Landesteile notgedrungen 1807 dem Rheinbünde beitreten. Mit schwerem Herzen führte Fürst Franz als Senior des Hauses Anhalt die Verhandlungen. Nur um diesen Preis retteten die anhaltischen Fürsten für sich ihren Thron und für die Untertanen den Schutz angestammter Landesväter. Und der Preis war noch dazu mit einer Blutsteuer verbunden. Gesamtanhalt mußte für Napoleons Heer ein Bataillon von 800 Mann Fußtruppen stellen.
b. Dieses „Bataillon Anhalt" rückte 1807 zunächst nach Schlesien, kämpfte 1809 in Süddeutschland gegen Österreich und wurde 1810 nach Spanien geschickt, wo es durch Krankheiten und Gefechte furchtbare Verluste erlitt und schließlich gefangen genommen wurde. Nur 93 Mann kamen 1811 nach Anhalt zurück. Sogleich nach der Rückkunft wurde das Bataillon wieder aus 863 Köpfe gebracht und 1812 zur Besatzung von Danzig verwendet. Am Ende dieses Jahres rückte es nach Russisch-Polen, um den Rückzug zu decken, den die nach Moskau vorgedrungene „große Armee" Napoleons bereits angetreten hatte. Hier erlebte es alle Schrecken dieser entsetzlichen Flucht und erlitt schwere Verluste durch die verfolgenden Kosaken. Noch etwas über 200 Mann stark, half es unter den größten Entbehrungen vom Januar bis Ende November 1813 die Festung Danzig verteidigen. Bei der Übergabe erhielt es freien Abzug. Nur 143 Mann sahen im Januar 1814 die Heimat wieder.
5. Ein Lichtblick in dieser traurigen Zeit war die Jubelfeier der fünfzigjährigen Regierung des Vater Franz am 20. Oktober 1808. Dieses seltene Fest wurde von hoch und niedrig in innigster Dankbarkeit und Liebe begangen. Trotz der schweren Zeiten sammelte man Beiträge zu einem Denkmale für den hochverehrten Fürsten. Doch das lehnte er ab mit den Worten: „Die Unterstützung der Hilfsbedürftigen wird mir ein lieberes Geschenk sein. Die Barmherzigkeit Gottes und die Liebe meiner Treuen sind mir mehr wert als die größten Ehrendenkmäler. Nichts in der Welt konnte mich mehr freuen als die allgemeine Teilnahme, die mir meine lieben Landeskinder bei meinem Jubelfeste so aufrichtig bewiesen haben."
Viii. Die neuste Ieit.
§ 34. Anhalt in den Befreiungskriegen.
1. Im Januar 1813 kamen die Flüchtlinge von Napoleons großer Armee", welche auf den Eisfeldern Rußlands zertrümmert worden war durch Anhalt, hohläugige, zerlumpte Jammergestalten: „Ritter ohne Schwerts Reiter ohne Pferd, Flüchtlinge ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh- So hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen." Das furchtbare
Lorenz-Günther, Anhalts Geschichte. r
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Franz Franz Napoleons Napoleons Franz Franz Napoleons