nicht schön gerade und regelmäßig, wie gewöhnlich in den Städten;
sondern das eine Haus steht weit vor, das andere zurück. Die Häuser
zeigen auch eine eigentümliche Bauart. Die Dächer sind sast ganz
flach und springen weit vor. Die Vorderseite der Häuser ist mit
lebensgroßen Figuren (meist aus der heiligen Geschichte) bemalt. Die
Häuser haben gewöhnlich einen Balkon, dem Blumenstöcke ein srennd-
liches Aussehen geben. — Viele von den alten Häusern sind sehr groß
und geräumig; durch die geöffnete Hausthüre sieht man oft in weite,
gewölbte Hallen. Diese Häuser stammen noch aus alten Zeiten, wo
Mittenwald ein wichtiger Handelsplatz zwischen unserm Vaterland
und den südlich der Alpen gelegenen Ländern war. In den Gewölben
der Kausmaunshänser lagen damals alle Arten von Südfrüchten, fremden
Gewürzen und kostbaren Stoffen. Große Märkte wurden dort abge-
halten. Die Mitteuwalder Fuhrleute hatten allein das Recht, Kaus-
mannsgüter weiter zu befördern. Wir haben fchon von Städten gehört,
die durch den Handel reich geworden sind, z. B.? Nürnberg, Dinkels-
buhl. — So wurde auch Mittenwald ein reicher Ort. Später freilich
wurde der Markt verlegt, die Kanfmannsgüter wurden aus andern
Straßen über die Alpen geschafft, und mit dem Handel Mittenwalds
war's vorbei.
Zusammenfassung: Mittenwalds Aussehen.
Die Häuser liegen zum Teil in dem Wiesengrund zerstreut. Sie
habeu flache, weit vorspringende Dächer und blumengeschmückte
Ballone. Sie sind bemalt. Bei manchen Häusern sieht man durch
die Hausthüre in gewölbte Hallen. Dort waren in alten Zeiten
Kausmauusgüter ausbewahrt. Damals war Mittenwald ein Han-
delsplatz. —
3. Herstellung der Geigen.
An der Hauptkirche von Mittenwald sehen wir ein Denkmal
von Erz. Es stellt einen Mann im Arbeitsgewand dar, in der einen
Hand ein Schnitzmesfer, mit der andern eine sast fertige Geige aufs Knie
stützend. Der Sockel des Denkmals trägt die Inschrift: Mathias
Klotz, Geigenmacher. 1653 — 1743.
Wen stellt also das Denkmal dar? Den Geigenmacher M. Klotz. —
Warum hat man ihm wohl dieses schöne Denkmal gesetzt? Vermutungen
(berühmter Geigeumacher — Erfinder der Geigen). — Wollen wir hören,
was uns die Chronik von Mittenwald von ihm erzählt:
Vor mehr als 200 Jahren lebte in einem Seitenthal des Kar-
wändelgebirgs, nicht weit von Mittenwald, der Geigenmacher Jakob
Stainer. Er hatte die Kunst des Geigenbaues in Italien gelernt; seine
Geigen waren weit und breit berühmt. Zur selben Zeit lebte in Mitten-
Wald ein Mann, Namens Klotz, in sehr kümmerlichen Verhältnissen. Ein
ansehnliches Häuflein Kinder faß um seinen Tisch, und ihre Zukunft
machte ihm oft viele Sorgen. Sein ältester Sohn, Mathias, wäre gar
Geographie t>. Bayern. 8
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Extrahierte Personennamen: Mathias
Klotz Jakob
Stainer Namens_Klotz Mathias
— 166 —
2. Zweibrück en.
Viele Westricher suchen auch Arbeit und Verdienst in der Sadt
Zweibrücken. Zeigen! — Bestimme die Lage! — Zweibrücken be-
sitzt viele Fabriken; in denselben werden insbesondere Maschinen, Werk-
zeuge und Papier hergestellt. — Von den umliegenden Höhen aus
erscheint Zweibrücken samt drei mit der Stadt durch Gärten und
Häuser verbundenen Dörfern von ansehnlicher Größe. Ehemals war
Zweibrücken die Residenz von Herzogen, deren Schloß heute als
Justizpalast (Gerichtsgebäude) dient. In dem stolzen Ban der Alexander-
kirche ruhen viel Zweibrückener Herzoge aus dem Hause Mit-
telsbach.
Zusammenfassung: Zweibrücken war ehemals eine Herzogsstadt,
heute ist es eine Fabrikstadt.
An die Zeit der Zweibrückener Herzoge erinnert auch folgende
liebliche Pfälzer Sage:
' Emma, die fromme Gemahlin des Grafen Ruprecht in Zweibrücken,
kannte kein größeres Vergnügen, als den Armen zu helfen. „In eigener
Person besuchte sie die Hütteu der Armut, um Hungrige zu speisen und
Kranke zu laben. Aber ihr Gemahl, Gras Ruprecht, war ein rauher
und hartherziger Herr". Er sagte, es sei für eine vornehme Frau
unpassend, die Winkel der Armut und des Elends auszusuchen, und ver-
bot es ihr mit harten Worten. Doch die gute Gräfin konnte der hilss-
bedürftigen Armen und Kranken nicht vergessen; deshalb suchte sie die-
selben verstohlens, ohne Erlaubnis ihres Mannes auf und erfreute sie
durch ihre milden Gaben.
An einem kalten Wintertage wollte sie nun wieder einen armen,
kranken Mann besuchen. Eiu Körbchen, gefüllt mit Wein und gnten
Speisen, hing ihr am Arm. Da begegnete ihr auf der Schloßtreppe der
Graf. »Zornig fuhr er die fanfte Frau an: „Was trägst du da?" Die
Frau erschrak, und in ihrem Schrecken sagte sie: „Rosen". Und es war
doch mitten im Winter. „Was? Jetzt Rosen?" rief der Gras. „Die
möcht ich auch sehen!" Rasch riß er ihr den Korb vom Arm und hob
den Deckel auf. Aber, o Wunder! Das Körbchen war gefüllt mit
frischen, duftenden Rosen. Der Graf erstaunte und sah bald seine Ge-
mahlin, bald die Rosen an. Endlich saßte er sich und sprach: „Jetzt
erkenne ich, welch edle Frau ich besitze. Du bist eiu Engel. Verzeihe
mir! Du wirst mich in Zukunft anders finden!" — So war es auch.
Graf Ruprecht wurde so wohlthätig wie feine gute Gemahlin Emma.
Von der Schloßtreppe, auf der diese wunderbare Begebenheit ftattgefun-
den hat, ist keine Spur mehr da. Aber das Pfälzer Volk nennt noch
heute die Stelle, wo sie gestanden, die Rosentreppe. —
Zusammenfassung: Di e Sage von der Rosentreppe. —
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2. Was werdet Ihr nun wissen wollen? Warum die
Diukelsbühler die Kinderzeche seiern.
Während des dreißigjährigen Krieges mußte die Stadt
Dinkelsbühl viele Drangsale ausstehen. Es ging ihr nicht viel besser wie
unserer Vaterstadt; denn öfters ward sie belagert und ausgeplündert. Da
erschien eiust wieder eine Abteilung Schweden vor den Mauern der
Stadt; Brot und Fleisch verlangten sie. Doch die Dinkelsbühler schlössen
die Thore und setzten sich zur Wehr. Umsonst. Nach wenigen Tagen
mußte sich die Stadt ergeben. Etliche Ratsherren gingen ins Lager der
Schweden und baten den Schweden ob erst Klaus*) um Gnade für
die Stadt. Allein der wollte von Schonung nichts wissen; die Stadt
sollte dem Erdboden gleich gemacht werden. Angst und Schrecken ergriff
die Bewohner von Dinkelsbühl.
Zusammenfassung! Dinkelsbühl in Not. Im dreißigjährigen
Krieg wurde Diukelsbühl öfters belagert und ausgeplündert. Ein-
mal kam ein Haufe Schweden vor die Stadt und verlangte Brot
und Fleisch. Die Dinkelsbühler verteidigten sich, freilich vergeblich.
Ihre Stadt sollte zerstört werden. Die Not war groß.
3. Voll Verzweiflung saßen die Ratsherren im Rathaussaal; keiner
wußte, wie der Stadt zu Helsen wäre. — Da geht die Thüre, aus, herein
tritt Lore, vom Rothenburger Thor des Wächters Töchterlein. „Kin-
der-Lore" ward sie benannt; denn die Kinder Dinkelsbühls hatten
sie lieb wie ihre Mutter und folgten ihr in allem. „Ich will die Stadt
erretten mit meiner kleinen Stadtarmee!" — Stadtarmee? Woraus mag
die bestehen? Kinder; Buben, Mädchen. — Stolz steigt die schöne Kin-
derlore die breite Rathausstiege herab.
„Kaum daß sie aus der Straße ging,
Rechts Ännchen ihr, links Käthchen hing;
Hans, Fritz, die just sich in den Haaren —
Ein Blick — und Fritz läßt Hänschen fahren!
Sie hingen hinten ihr am Kleid,
Wie Lämmchen folgten sie der Maid;
Aus allen Gassen, allen Stuben
Die Mägdlein liefen und die Buben.
Sie seh'n, und von dem schönsten Spiel
Lief weg das junge Dinkelsbühl,
Ja, gar von Butterbrot und Suppe —
Bald war mobil die ganze Truppe."
Nun erzählte die kluge Lore der horchenden Kinderschar von der
Not der Stadt und machte mit den Kleinen gar Wichtiges aus.
*) Sperrenreut.
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e. Zur Zeit, als Landshut Residenz war, ging es in der Stadt
oft hoch her. Die Landshuter Herzoge waren die reichsten unter Deutsch-
lands Fürsten; auch der Wohlstand der Bürger war groß. Glänzende
Feste sah damals die Stadt, z. B. bei der Hochzeit Georgs des
Reichen mit einer polnischen Königstochter. Acht Tage lang dauerten
die Festlichkeiten. Mehr als 9000 Gäste waren anwesend, darunter der
Kaiser, 20 Fürsten, viele Grasen u. s. w. Wer nach Landshut kam,
wurde auf des Herzogs Kosten bewirtet. Wie da geschmaust wurde, könnt
Ihr daraus ersehen, daß verzehrt wurden: 333 Ochsen, 3292 Schafe,
090 Schweine, 12 000 Gänse, 40 000 Hühner, 73 00.0 Krebse. Daß
dazu auch manches Fäßlein Wein getrunken wurde, köuut Ihr Euch
denken. Der Herzog mußte auch 6 500 fremde Pferde füttern laffen.
Zufammmenfassung: Eine fürstliche Hochzeit in der
H erzo gsstad t.
5. Äktötting, der Vernhmteste Wallfahrtsort Mayerns.
Die Eisenbahn soll uns von München zu dem berühm-
t e st e n bayerischen W a l l s a h r t s o r t bringen!
Welche Wallfahrtsorte kennt Ihr schon? Gößweinstein, Vierzehn-
heiligen, Käppele bei Würzburg, Kreuzberg. — Zeigen!
a. Wir fahren heute uach dem besuchtesten Wallfahrtsort. Er
liegt östlich vou München, am Inn. Zeige diesen Fluß! Zeige die
Eisenbahn, die uns von München an den Inn führt! Die Namen von
zwei Stationen, an denen wir vorüber fahren, find uns schon bekannt:
Ampfing und Mühldorf. Zeigen! — Zwischen diesen beiden Orten
wurde Friedrich der Schöne von Ludwig dem Bayern besiegt und ge-
fangen genommen. Von Mühldorf aus bringt uns der Zug in kurzer
Zeit nach Neuötting. Zeigen! — Hier steigen wir aus und erreichen zu
Fuß in einer Viertelstunde unser Reiseziel, deu Wallfahrtsort Alt-
ötting.
Zusammenfassung: Von München nach A l t ö t t i n g.
Wir fahren von München mit der Eisenbahn nach Osten und
kommen nach Ampfing und Mühldorf, wo Ludwig der Bayer
Friedrich den Schönen besiegte. Bald darauf sind wir in dem
Wallfahrtsort Altötting.
d. Altötting, ein schöner Marktflecken, ist der älteste und berühm-
teste Wallfahrtsort unseres Vaterlandes. Schon seit 1 000 Jahren ver-
ehren sromme Wallfahrer dort ein Holzbild der Gottesmutter, das auf
einem silbernen Altar in einer kleinen Kapelle steht. Diese Wallsahrts-
kapelle reichte bald sür die Menge der Wallfahrer nicht mehr ans. Man
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Schöne Friedrich Ludwig_dem_Bayern Ludwig Ludwig_der_Bayer
Friedrich Ludwig Friedrich